
Im Mai dieses Jahres wurden drei Journalisten auf die Sanktionsliste der EU gegen Russland gesetzt. Unter anderem Thomas Röper, dem Betreiber des Nachrichtenportals Anti-Spiegel – wir berichteten. Wie geht es ihm ein halbes Jahr später?
Roberto De Lapuente hat mit ihm gesprochen.
De Lapuente: Vor über einem halben Jahr wurden Sie von der Europäischen Union sanktioniert. Wie geht es Ihnen heute damit?
Röper: Gut, die finanziellen Einbußen sind natürlich spürbar, aber wie ich damals schon sagte, nicht tödlich.
De Lapuente: Haben Sie das Gefühl, dass die Sanktionierung Ihnen mehr Bekanntheit eingehandelt hat?
Röper: In Russland vielleicht ein bisschen. In Deutschland hat das zu einem kurzzeitigen Wachstum meiner Leserschaft geführt. Ansonsten hatte das wohl keinen großen Effekt auf meine Bekanntheit.
»Die Sanktionen sind reine Willkür«
De Lapuente: Gab es einen Moment, in dem Sie die Entscheidung der EU, die sich wie Russland ja in einem Informationskrieg befindet, nachvollziehen konnten?
Röper: Nein. Was soll an einer Entscheidung, die einen EU-Bürger in einer Reihe seiner angeblich verfassungsmäßig garantierten Grundrechte einschränkt, nachvollziehbar sein? Noch dazu, wenn diese Einschränkung angeblich verfassungsrechtlich garantierter Grundrechte ohne Gesetzesverstoß, ohne Anklage, ohne Möglichkeit einer Verteidigung und ohne Gerichtsurteil eingeschränkt wurden.
De Lapuente: Als die Sanktionen an die Öffentlichkeit kamen – Sie haben via Correctiv davon erfahren –, wussten Sie nicht recht, was das tatsächlich bedeutet. Kein Wunder, diese Form der Sanktionierung über nationale Gesetzgebungen hinweg, ist einzigartig und neu. Wurde denn von der EU konkretisiert, wie weit die Sanktionen gegen Sie greifen?
Röper: Ich wusste schon in etwa, was das bedeutet. Und in den entsprechenden Entscheidungen der EU ist das ja nachzulesen. All mein Vermögen und Einkommen in der EU wird eingefroren, es ist verboten, mir irgendwelche materiellen Vorteile zu geben und ich darf nicht in EU-Staaten einreisen.
De Lapuente: Stellte die EU etwaige Bedingungen, wann sie die Sanktionen wieder zurückziehen würde?
Röper: Nein, das ist nicht vorgesehen. Sanktionen sind eine politische Entscheidung, also reine Willkür. Die werden ohne Vorankündigung verhängt und können theoretisch auch genauso überraschend wieder aufgehoben werden. Aber dass die EU irgendwelche Russland-Sanktionen, zu denen ja auch meine Sanktionierung gehört, in absehbarer Zeit wieder aufgehoben werden, ist mehr als unwahrscheinlich.
»Ich scheine vieles richtig gemacht zu haben«
De Lapuente: Sie dürfen in kein EU-Land außer Deutschland einreisen, wobei die Bundesregierung entscheiden kann, ob sie das möchte oder nicht. Schmerzt es Sie, dass Ihnen der Zugang zu Ihrer Heimat versperrt wird?
Röper: Nein, nicht wirklich. Ich fühle mich in Russland sehr wohl und war das letzte Mal vor der Pandemie in Deutschland. Natürlich würde ich gerne mal wieder nach Deutschland kommen, aber zu sagen, dass es mich schmerzt, ist übertrieben. Nach Deutschland zu reisen, war ja ohnehin unmöglich, weil in Deutschland aller Wahrscheinlichkeit Strafverfahren gegen mich laufen, nachdem die letzte Bundesregierung die Meinungsfreiheit eingeschränkt und gewisse Meinungsäußerungen unter Strafe gestellt hat. Da ich aber erst an der Grenze erfahren würde, ob solche Verfahren laufen, war mir die Einreise auch vorher schon faktisch unmöglich. Zumindest, wenn ich sicher sein will, dass ich danach auch wieder ausreisen kann.
De Lapuente: Wie wurde Ihr Fall – und der Alina Lipps und Hüseyin Dogrus – in den russischen Medien aufgefasst?
Röper: Es wurde mit einer gewissen Ungläubigkeit berichtet, war aber kein allzu großes Thema. In Russland ist die Absurditäten und Repressionen in der EU bekannt, das war nur ein weiteres Detail davon.
De Lapuente: Hatten Sie – bedingt durch die Sanktionen und die Vorwürfe, Sie würden Desinformationen verbreiten – irgendwann Zweifel an dem, was Sie publizistisch tun?
Röper: Nein, das hat mich in meiner Arbeit nur bestätigt. Wenn die Bundesregierung, die ja aller Wahrscheinlichkeit den Wunsch, mich zu sanktionieren, in das Sanktionspaket geschrieben hat, sich so sehr über meine Arbeit ärgert, dass sie zu solchen – de facto außergesetzlichen – Mitteln greifen muss, dann scheine ich vieles richtig zu machen. Schließlich sollen die Medien ja die vierte Macht im Staat sein, die »den Mächtigen« kritisch auf die Finger schaut. Das tue ich und die Sanktionen sind der Beweis dafür, dass ich es gut mache. Ich habe immer wieder angeboten, mit Experten der Regierung öffentlich zu diskutieren. Dazu sind die nicht bereit, stattdessen greifen sie zu Repression. Anscheinend sind ihre Argumente so schwach, dass sie nur diesen Weg sehen. Und das bestätigt mich darin, meine Arbeit nun erst recht fortzusetzen.
Thomas Röper ist ein deutscher Publizist und Sachbuchautor, der seit den späten 1990er-Jahren mit Unterbrechungen in Sankt Petersburg lebt. Er betreibt seit 2018 die Website Anti-Spiegel.ru, auf der er regelmäßig Artikel veröffentlicht, die sich kritisch mit westlichen Medien und politischen Entwicklungen auseinandersetzen.
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Es wäre vielleicht interessanter gewesen, über Hüseyin Doğru zu berichten – schließlich lebt der hier und ist daher ganz anders betroffen. Der Röper kann drauf sch… und das tut er ja offensichtlich auch.
„De Lapuente: Hatten Sie – bedingt durch die Sanktionen und die Vorwürfe, Sie würden Desinformationen verbreiten – irgendwann Zweifel an dem, was Sie publizistisch tun?“
Ich kenne die Seite von Herrn Röper ja nun schon einige Jahre und kann sagen, dass das natürlich keine Desinformation ist, was es da zu lesen gibt. Es ist, wie der Name schon sagt, eine Art Ausgleich zu den Informationen, die der „Spiegel“, die „tagesschau“, und der ganze große Rest der deutschen Medien, bis auf wenige Ausnahmen, wie auch hier bei „Overton“ zum Beispiel verbreiten. Beim „Anti-Spiegel“ liest man halt im Gegensatz zum „Spiegel“ auch die Darstellung und die Informationen der „Gegenseite“. Liest man (oder würde man lesen, da ich das Blättchen seit ein paar Jahren nicht mehr lese) beim „Spiegel“ 1:1 die Meinung Berlins, Brüssels, der NATO, Kiews, der „Demokraten“ in den USA, so liest man beim „Anti-Spiegel“ halt zum Beispiel das, was in russischen Medien berichtet wird (in Übersetzung), was der russische Oberbefehlshaber zum Verlauf des Ukrainekonflikts zu melden hat (im Gegensatz dazu, dass man in deutschen Mainstream-Medien ausschließlich die Kiew/NATO- Seite liest) und was ich für mindestens genauso interessant finde, man liest, wie zum Beispiel im „Spiegel“ der deutsche Leser mit „Lücken-Information“ manipuliert wird. 😉
Von daher: glücklicherweise kann man Anti-Spiegel immer noch lesen und es wurde von der EU- Zensur noch nicht, wie bei RT wegzensiert.
RT ist auch nicht wirklich effektiv wegzensiert.
„Wir, die Bundesrepublik, sind natürlich immer noch ein Rechtsstaat! Dass die EU das nicht ist, und dass wir uns vertraglich verpflichtet haben, ihre Anweisungen auszuführen, ändert daran nichts. Jede andere Behauptung ist Verschwörungstheorie!“
(Wer Spuren von Ironie findet, darf sie behalten.)
wir wollten doch nur Bananen – jz gibt es obligatorisch: Maulkörbe, sich wehren verboten-Zonen, Massenarmut, staatlich aufgezwungene Genbehandlungen, Mauern die jeden Niederbrennen, der falsch denkt, … , – , haut endlich aus meinem Land ab und nehmt eure vergammelten Früchte wieder mit, ich bleibe bei Spargel und SenfGruken!
Schau an, schau an, frau trifft sich zum Mimimi-Duett.
‼️Plonk‼️