
Die Europäer kamen mit Schiffen und führten die Sklaverei in Afrika ein. Das glauben heute viele – es stimmt nur nicht. Wer das in dieser Vereinfachung glaubt, sitzt einem postkolonialen Narrativ auf.
Roberto De Lapuente hat mit Mathias Brodkorb über dieses Narrativ gesprochen. Er hat aktuell ein Buch zu diesem Thema verfasst.
De Lapuente: In Ihrem aktuellen Buch gehen Sie postkolonialen Mythen auf den Grund – so lautet auch der Titel des Buches. Die seien – und das ist der Untertitel – ein modisches Narrativ. Wann in etwa hat man in Völkerkundemuseen damit begonnen, im Dienste der sogenannten »historischen Gerechtigkeit« zu informieren? Kann man das zeitlich einschränken?
Brodkorb: Das hat sich etwa seit zehn Jahren etabliert. Vorausgegangen ist dem aber eine lange Debatte in der Wissenschaft.
De Lapuente: Was ist überhaupt von diesem Bestreben, eine Art von »historischer Gerechtigkeit« zu erlangen, zu halten?
Brodkorb: Der Begriff »historische Gerechtigkeit« ist kompletter Unsinn. Der Anspruch auf Gerechtigkeit ergibt Sinn, wenn er sich auf Gegenwart oder Zukunft bezieht. Wird er aber auch auf die Vergangenheit erstreckt, läuft das auf die Rückabwicklung der Weltgeschichte hinaus. Man projiziert dann unsere heutigen Rechts- und Moralvorstellungen in die Vergangenheit, um über unsere Vorfahren Gericht zu halten, anstatt ihr Handeln zu verstehen, um daraus zu lernen. Lassen Sie mich ganz konkret werden: Es wird behauptet, wir müssten alles zurückgeben, was nach heutigen (!) Standards einst »unrechtmäßig« erworben wurde. Wenn man das ernstnähme, beträfe das nicht nur Kulturgüter, sondern auch das Eigentum an Grund und Boden. Stellen Sie sich bitte einfach vor, wie viele Kriege es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat und wie viele Eroberungen, die nach unseren heutigen Maßstäben unrechtmäßig waren. Wenn man die Geschichte im Namen dieser ominösen »historischen Gerechtigkeit« rückabwickeln wollte, würde die Welt in Flammen aufgehen und vielleicht im Untergang der Menschheit enden.
»Wo Wissenschaft moralisiert, hat sie ihren Namen nicht mehr verdient«
De Lapuente: Überschreitet die Geschichtsforschung hier ihre Kompetenzen?
Brodkorb: Gewiss. Gerechtigkeit herzustellen ist die Aufgabe der Politik. Wo die Geschichtswissenschaft sogar den Versuch unternimmt, »historische Gerechtigkeit« herzustellen, gibt sie sich als Wissenschaft selbst auf. Wissenschaft ist dazu da, nüchtern die Welt zu erklären. Wo sie stattdessen dazu übergeht zu moralisieren, hat sie ihren Namen nicht mehr verdient. Dann produziert sie nichts anderes als politische Ideologie. Und dabei ist es völlig egal, wie gut sie es damit meint.
De Lapuente: Die Idee, Gerechtigkeit walten zu lassen, mag aber doch einen Ursprung haben, »der es gut meint«. Nun ist daraus aber ein Narrativ entstanden, welches selbst schlechte Resultate zeitigt, weil man Geschichte nicht mehr realistisch vermittelt bekommt. Wie erklären Sie sich, dass das gute Leitmotiv so an die Wand fahren konnte?
Brodkorb: Da müssen Sie vielleicht besser einen Psychologen befragen. Ich jedenfalls kann Ihnen nicht erklären, warum es Menschen gibt, die sich für den Gipfelpunkt der Evolutionsgeschichte halten und dies zugleich all Ihren Zeitgenossen mitteilen wollen.
De Lapuente: Sie berichten in Ihrem Buch auch von einer Form modernen Ablasshandels, den man im Leipziger Volkskundemuseum finden konnte: Um das eigene, das weiße und europäische Gewissen zu erleichtern – gegen bare Münze, versteht sich. Das postkoloniale Narrativ versteht sich, wie so einige Deutungsmuster der heutigen Zeit, als progressiv. Verkauft man den Museumsbesuchern aber nicht eigentlich sehr regressive Ideen mit dieser Form der Geschichtsdeutung?
Brodkorb: Natürlich. Die postkolonialen Moden der Gegenwart sind nichts anderes als eine Wiedergeburt völkischen Denkens – nur unter umgekehrten moralischen Vorzeichen. Vor etwa 150 Jahren galt der schwarze Afrikaner als »primitiv« und der weiße Europäer als kulturell »überlegen«. Heute gilt der weiße Mann als Schuldiger und immerwährender Rassist und der schwarze Afrikaner als armes, unschuldiges Opfer. Erneut werden moralische Qualitäten anhand der Hautfarbe verteilt. Das mag zwar gut gemeint sein: Aber auch gut gemeinter Rassismus bleibt Rassismus. Wahrscheinlich ist heute der Rassismus von links viel weiterverbreitet als jener von rechts. Das ist kurios. Nicht?
De Lapuente: Ist es in der Tat! Jedenfalls schenken sich »beide Rassismen« nichts. Sie sprechen etwas an, was bei der Wahl eines solchen Themas für ein Buch heutzutage wohl immer auch bedacht werden muss: Wie fallen die Reaktionen aus? Gibt es einen Shitstorm? Herr Brodkorb: Wie waren also die Reaktionen auf Ihr Buch?
Brodkorb: Ich schreibe Bücher über Themen, die ich für relevant halte. Wenn sie sich dann gut verkaufen, freue ich mich. Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Das ändert für mich trotzdem nichts an der Relevanz der Themen. Das neue Buch verkauft sich besser, als ich dachte. Nach vier Wochen war die erste Auflage weg. Und als eines der Sachbücher des Monats Juni 2025 von NZZ, WELT, ORF und RBB bewertet zu werden, ist kein Grund für Trübsal.
»Das Gefühl, moralisch auf der richtigen Seite der Weltgeschichte zu stehen, ist einfach zu verlockend«
De Lapuente: Meine Absicht war zu erfahren, ob Sie aus den einschlägigen Kreisen, die diesen ideologischen Postkolonialismus zelebrieren, auch schon Reaktionen erfahren haben …
Brodkorb: Natürlich. Der Hauptkurator des Leipziger Museums beschwerte sich zum Beispiel in einem sozialen Netzwerk über meine Kritik – ohne selbst Argumente vorzubringen. Also sagte ich ihm: Nun denn, laden Sie mich ein. Lassen Sie uns diskutieren! Er hat dieses Angebot mit einem »Like« quittiert. Und sich nie gemeldet.
De Lapuente: Nun sind Sie einer der wenigen, die sich an dieses Thema kritisch heranwagen. Sehen Sie denn Licht am Ende dieses regressiven Tunnels? Sprich: Glauben Sie, dass die Geschichtsschreibung und mit ihr die musealen Stätten aus dieser Sackgasse herausfinden?
Brodkorb: Nein. Solange sich der Zeitgeist nicht dreht, werden auch die Museen keine Veranlassung haben, sich kritisch zu hinterfragen. Das Gefühl, moralisch auf der richtigen Seite der Weltgeschichte zu stehen, ist wohl einfach zu verlockend.
De Lapuente: Würden Sie das, was die Geschichtsschreibung in puncto Postkolonialismus betreibt und was von einem Gutteil der Politik auch angenommen wird als Wissenschaft, letztlich als linke Geschichtsschreibung bezeichnen wollen? Immerhin: Den »edlen Wilden« gab es schon bei Rousseau …
Brodkorb: Ich weiß nicht, was »linke« oder »rechte« Geschichtswissenschaft sein soll. Ich kenne nur gute oder schlechte.
De Lapuente: Für viele, die Ihr Buch lesen, dürfte eine wichtige Erkenntnis ziemlich überraschend sein: Es waren Europäer, die der Sklaverei in Afrika ein Ende setzten. Sieht man das in Afrika heute auch so – oder richtet man sich mit ein im Haus der postkolonialen Mythen?
Brodkorb: Wie die Dinge »in Afrika« gesehen werden, kann ich Ihnen nicht sagen. Afrika ist groß und vielfältig. Es ist einer der Mechanismen der postkolonialen Mythenbildungen, dass die Dinge nicht konkret und in ihrer Unterschiedlichkeit betrachtet werden. Stattdessen werden in kindlicher Schlichtheit einfache Parolen über die Weltgeschichte ausgekippt. Es gibt in Afrika beides: Menschen, die an den westlichen Mythenbildungen mitstricken. Das sind nicht selten Wissenschaftler, die von westlichen Museen Forschungsprojekte erhalten und auch von ihnen bezahlt werden. Und dann gibt es die »einfachen Leute«, die die Dinge häufig nüchterner sehen.
»Einen einheitlichen deutschen Kolonialismus hat es nicht gegeben«
De Lapuente: Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Brodkorb: Der deutsche Kolonialismus in Afrika begann mit der so genannten Lüderitzbucht im heutigen Namibia. Der deutsche Kaufmann Adolf Lüderitz hatte damals Besitzrechte an Land erworben. 20 Jahre später kam es zum berühmten Aufstand der Herero und Nama gegen die Deutschen sowie zu dessen Niederschlagung. Vor zehn Jahren gab es deshalb vor Ort politische Initiativen, die Stadt Lüderitz umzubenennen. Das scheiterte am Widerstand der Bevölkerung. Die afrikanische Stadt ist bis heute nach dem deutschen Kaufmann benannt. Der Grund: Viele waren der Meinung, dass auch der Kolonialismus zu ihrer Geschichte gehört – mit allen Licht- und Schattenseiten. Wir Deutschen könnten von diesen Afrikanern sehr viel lernen. Ihr Umgang auch mit unserer Geschichte ist häufig erwachsener als unser eigener.
De Lapuente: Hier würde mancher einwenden: Moment mal! Was heißt da Lüderitz habe Besitzrechte an Land erworben? Die Afrikaner wurden überrumpelt, wussten nicht, worauf sie sich einließen und die Weißen nannten das dann »Geschäftemachen«. Ist an diesem Einwand nichts dran?
Brodkorb: So kann man natürlich argumentieren. Aber dann verwandelt man unfreiwillig die »edlen Wilden« Afrikas wieder in Kinder. Genau das war das Selbstverständnis vieler deutscher Kolonialisten. Es ist doch alles bloß noch kurios: Eigentlich ist der postkoloniale Diskurs angetreten, um die Überheblichkeit des weißen Westens zu überwinden. Und in Wahrheit zementiert er dieses Narrativ sogar. Es wird daher Zeit, Afrikaner nicht länger wie kleine Kinder zu behandeln. Darum geht es in meinem Buch.
De Lapuente: Sie haben natürlich besonders viel über die deutschen Kolonialherren in Afrika geschrieben. Wie würden Sie die Deutschen im Vergleich zu anderen Kolonialmächten einschätzen?
Brodkorb: Da muss ich passen. Ich habe zwar einen Eindruck, aber nichts, was ich mit wissenschaftlicher Dignität beurteilen könnte. Ich bin weder Ethnologe noch Historiker. Ich habe mich aus Neugierde mit der Rolle der deutschen Kolonialisten in Afrika beschäftigt. Und zwar auch nicht allumfassend, sondern anhand mehrerer konkreter Geschichten. Genau auf diesen ganz konkreten, nicht-verallgemeinernden Blick kam es mir an. Nicht nur in Afrika waren die Verhältnisse von Ort zu Ort sehr verschieden, sondern auch das Vorgehen der deutschen Kolonialisten. Fast alles kam damals auf die handelnden Akteure vor Ort an. Die Vorstellung, dass es einen einheitlichen deutschen Kolonialismus gegeben hätte ist ebenso ein Mythos wie, dass Afrika halt Afrika sei. Nichts davon stimmt.
Mathias Brodkorb hat Philosophie und Altgriechisch studiert. Er gehörte von 2002 bis 2019 als Abgeordneter dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern an. Er war Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011–2016) sowie anschließend Finanzminister (2016–2019). Er ist zudem Gründer des Projekts „Endstation Rechts“, publiziert regelmäßig zu politischen und gesellschaftlichen Themen und tritt als kritischer Autor in Erscheinung.
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Bei den Museen wird doch meist geguckt, ob Objekte gestohlen, erworben oder geschenkt wurden. Teils und bei entsprechendem Hintergrund wird argumentiert, dass wegen Unruhen, Kriegen und Banditentum ein Erhalt ohne die Verbringung ins kultivierte Europa gar nicht möglich gewesen wäre.
Gerade in Deutschland, wo auch versucht wird, ehemaliges jüdisches Kunstvermögen wieder den Familien zukommen zu lassen, ist die Umsetzung auf Museumsobjekte nur folgerichtig.
Anders als in den USA versuchen auch die Australier den Ureinwohnern gewisse Wiedergutmachung zukommen zu lassen. Gewisse Ausnahmen scheint’s nur dort zu geben, wo Kinder weggenommen wurden, um sie der eigenen Kultur gezielt zu entfremden. Wobei man sagen muss, dass die dahinterstehende Idee nicht genetisch rassistisch war, sondern nur kulturrassistisch.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/biden-indigene-entschuldigung-100.html
Dass da über die Entfremdungsidee hinaus auch alle Arten von Gewalt gegen Kinder ausgeübt wurden, hat eher nichts mit Rassismus zu tun, sondern ist normaler Machtmissbrauch.
Es ist aber schon klar, dass Museen solche Nachweise nur sehr widerwillig erbringen?
Und wenn sie damit auch nur ansatzweise konsequent wären, gäbe es keine Nofretete, kein Prachtboot usw. sondern nur Kopien. Sie hätten dann immer noch mehr als genug in ihren Archiven, was sie mal ausstellen könnten. Daran sollte man dann sehen, dass es gar nicht um einzelne Gegenstände geht, sondern es geht um das Leugnen und Abstreiten der Gaunereien und Diebstähle, wie damals solche Museen und Sammlungen bestückt wurden. Das hat der Autor hier dann auch konsequenterweise mit keinem Wort erwähnt.
Schönes Beispiel wäre auch der Fall Beltracchi. Der hat wohl um die 300 Kunstwerke gefälscht, aber wurde nur wegen 14 angeklagt und 60 sind bekannt. Er hat in vielen Museen Hausverbot, weil sie Angst haben, dass ihnen die Bilder von der Wand fallen könnten.
Und ein deutscher Lokalpolitiker hat wohl auch ähnliche Interessen, dass in deutschen Museen keine Bilder von der Wand fallen oder nicht rauskommt, wie so viele Kunstgegenstände in diese Museen gelangten, dass das eben nicht nur ein paar Einzelfälle waren.
Guck Dir mal die Geschichte der Benin-Bronzen an: https://de.wikipedia.org/wiki/Benin-Bronzen
Ursprünglich finanziert durch innerafrikanischen / Vor-weißen Sklavenhandel. Durch Europäer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und nach Rückgabe verschwunden im Privatbesitz eines Stammeskönigs.
Das weiß ich doch.
Die Stammeskönige wollten die auch verkaufen, weil sie Millionen wert sind. Es war aber eben trotzdem ihr Besitz. Normalerweise, wenn es um weiße Besitzer geht, sind wir doch da ganz besonders penibel mit Besitztumsrechten und die dürfen das in ihrer Privatsammlung dieser Öffentlichkeit vorenthalten, gar kein Thema.
Diese Aktion hat Benedicte Savoy veranlasst. Die Idee war trotzdem richtig. Aber bei dir schwingt grundsätzlich ein gewisser Rassismus mit, wenn sich z.B. afrikanische Stämme streiten, dann sind das primitive Stammeskriege. Wenn es der Ukraine einen Krieg zwischen Slawen gibt, dann ist das ganz was anderes oder liegt an den Slawen. Tribalismus würde es in Europa nie geben! Jaja …
Hier läuft so viel falsch, dass ich gar nicht weiß, wo man anfangen könnte. Gut, ich wüsste es schon und es wäre eigentlich ganz einfach, aber ist einfach derzeit nicht drin.
Schönes Interview.
Schade nur, dass der unpolitische Diskurs über die Ästhetik heutzutage zu kurz kommt. Was fasziniert uns (Westler, Europäer, Whatever) an alter afrikanischer Kunst? So gab es eine Afrika-Mode um die Jahrhundertwende, u.a. Picasso griff diese auf.
Die Politisierung der Kunst kommt mir vor wie ein Bananenrepublik-Diktator oder General namens Midas, der nicht mehr erkennen kann, was wirklich wertvoll ist. Er berührt schöne Dinge, worauf diese sich in seelenlose Materie verwandeln.
Nach meinem Kunst-Verständnis ist Kunst auch Politik im weiteren Sinne.
Kunst schafft Sichtweisen und Erleben und sobald man sich darüber unterhält wird es zu Politik.
Der Wohlklang eines C-Dur-Akkords ist das Gegenteil von Politik.
Wir malen Götter an die Wände, singen und tanzen um sie herum, jagen sie gemeinsam und essen sie dann auf. Kunst, Religion und Politik haben eine gemeinsame Wurzel.
Musik gibt es schon viel länger, abseits des abstrakten Denkens. Ja, ein C-Dur-Akkord könnte apolitisch sein, in einer apolitischen Umgebung. Vielleicht. Vogelgesang ist nicht apolitisch und Grillen musizieren auch nicht absichtslos.
Ich habe mich lange mit dem Thema Musik und Politik beschäftigt. Für mich, als Hobby-Musiker, ist menschliche Musik zunächst einmal ein Spiel mit Verhältnissen und Proportionen. Sorry, dass ich gleich mit J.S. Bach komme, aber auch er hat sich mit einem musikalischen Wissenschaftler verglichen, der im Reich der Takte und Intervalle erforscht, was möglich ist. Ich schreibe das nur, weil ich diesen Ansatz intuitiv nachvollziehen kann.
Auch Schall ist zunächst ein rein physikalisches Phänomen, was dann über das Gehör und dem Gehirn verarbeitet wird und Emotionen, Zugehörigkeitsgefühle, Gänsehaut, Tanzlust, meditative Zustände usw. auslösen kann. Der Übergang vom Physischen zum Seelischen ist etwas Wunderbares und ich persönlich verspüre ein Widerstreben, hier wissenschaftlich oder analytisch lange herumzuwühlen, was da eigentlich passiert.
Gleichzeitig verstehe ich Menschen, die hier rationaler zu Werke gehen. Natürlich ist Musik auch ein Identifikations- und Gruppenerlebnis und damit zu weiten Teilen politisch.
Meine Aussage war somit eine Zuspitzung oder Hilferuf – ich möchte die Musik, oder Kunst im Allgemeinen, vor dem Zugriff der Politik schützen, soweit es eben geht. Im Zweifel für die Kunst. Ein Safe Space für die Musik, wenn Sie so wollen.
Es lebe die Diktatur der Kunst!
Das Reden über Kunst hat mit der Kunst an sich nichts zu tun.
Kunst definiert sich nicht als Kunst über den Gegenstand, sondern über das Erleben, Erkennen und Wahrnehmen seines Rezipienten. Und in dem Moment wo Wahrnehmung und Erkenntnis mit einander ausgetauscht, diskutiert und geteilt wird geschieht Politik.
Politik nimmt Einfluss auf unser Zusammenleben und Kunst sorgt für Sichtweisen, Perspektiven, Ansichten und das Erleben und ist damit elementar für die Politikgestaltung.
Kunst wird erlebt, ein Bild wird betrachtet, ein Musikstück gehört. So weit, so gut. Was ich nach dem Erleben damit anfange, liegt außerhalb der Kunst, des Kunstwerkes an sich.
Mir ist es ein völliges Rätsel, wie sie beim Hören eines Nocturnes von Chopin oder beim Betrachten der Mona Lisa auf Politik kommen?
Kunst entsteht im Erleben, nicht im zerreden.
Politik ist ein bzw. das Mittel, um unterschiedliche Interessen gesellschaftlicher Gruppen auszugleichen. Dazu kann die Kunst keinen Beitrag leisten. Dass die Kunst von der Politik, von politischen Akteuren instrumentalisiert wird, um einen ganz besonderen Zugang zu den Menschen zu schaffen, hat mit Kunst nichts zu tun. Die Instrumentalisierung von Kunst durch die Politik ist Agitprop und kann weg.
Kunst ist wertungsfrei, absichts- und konsequenzlos.
Kunst ist unpolitisch.
Das ist nun aber auch nicht für alle Kunst richtig. Denken Sie dabei z.B. an die Werke der Neuen Sachlichkeit. Da gibt es durchaus politische Implikationen.
Auch ich habe keine Definition für Kunst. Ich benenne lediglich ein Auschlusskriterium dafür, was Kunst nicht ist.
Ein tieferes Verständnis dafür, was Kunst sein kann, besteht meines Erachtens darin, nachzuvollziehen, wie Kunst entsteht. Leseempfehlung:
Emile Zola Das Werk
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Das_Werk_(Zola)
Der Name ist Programm. Lässt man die stereotypischen oder skurrilen Künstlernaturen beiseite, dann kann man die Entstehung eines Kunstwerkes in Echtzeit nachvollziehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrhundertwende:
Picasso ist 1973 gestorben und hat die letzte Jahrhundertwende somit nicht mehr erlebt. 🙂
„ Im Speziellen bedeutete die Zeitangabe „um die Jahrhundertwende“ den Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert, also etwa speziell die Jahre 1896 bis 1910, das Fin de Siècle. Es war in Europa die Belle Époque, eine Zeit mit starken politischen und sozialen Änderungen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg – und gleichzeitig sehr ausgeprägten Stilen in Architektur, Literatur und Kunst. Wegen der kulturellen Zeitenwende um 1914 spricht man vom langen neunzehnten Jahrhundert.
Für die Jahrhundertwende vom 20. zum 21. Jahrhundert wird oft der Begriff Jahrtausendwende benutzt.“
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jahrhundertwende
„Wahrscheinlich ist heute der Rassismus von links viel weiterverbreitet als jener von rechts.“
Das mag daran liegen, dass „Rassismus von links“ anders definiert wird. Da ist dann ein moralischer Rassismus (wenn es für das Opfer gut gemeint ist) kein Rassismus mehr.
Danke gutes Interview!
Was sich für mich leicht schreiben lässt, denn Herr Brodkorb ist offensichtlich zu ganz denselben Erkenntnissen gelangt, wie ich (was für ein sympathischer Mann) 🙂
Historische Gerechtigkeit ist natürlich erstmal der vorurteilslose Blick auf die Geschichte. Auch der Kauf der Lüderitzbucht ging ja nicht ohne Lug und Trug über die Bühne. Mit „Moralisieren“ hat das nichts zu tun.
Für gewöhnlich ist die Geschichts-„Wissenschaft“ wie die Rechts-„Wissenschaft“ vor allem ein Vehikel der Politik. Das umso mehr, je jünger das Untersuchungsobjekt ist.
Es ist dabei ganz vorteilhaft, dass entsprechende Pöstchen im Großen und Ganzen beim Staat angesiedelt sind. Entsprechend sehen die Verlautbarungen dann auch aus.
Etwas wie „objektive Geschichtsschreibung“ existiert nicht.
Bedenke: Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft.
Das Geschichten-Erzählen war schon immer eine sehr mächtige Angelegenheit.
Weshalb z.B. sind Adelige denn so stolz auf ihre Ahnenreihe, wo doch die Abstammung eines jeden Erdenbürgers eine geschossene Kette bildet, die mindestens 3,7 Milliarden Jahre zurückreicht?
Zumindest deutsche Adlige sind nicht auf ihre Abstammung als solches stolz, sondern darüber dass sie seit über tausend Jahren das Rückgrat des deutschen Militärs bildeten und in Deutschland für Sicherheit und Ordnung gesorgt haben.
Die alten Adligen waren unter anderem auch für soziale Absicherung bei Krankheit und Alter zuständig. Viele Menschen wissen es nicht, aber Leibeigenschaft bedeutete dass der Leibeigene keinen Waffendienst leisten musste und Anspruch auf Haus, medizinische Versorgung und Altersvorsorge hatten. Der Frondienst hatte umgerechnet den Wert von etwa 12% des Jahreseinkommens. Es gab keine weiteren Steuern. Aufgrund der erheblichen Vorteile sind viele Bauern freiwillig Leibeigener geworden.
Danke für diesen Beitrag! Linda Polman verwendet in dem Buch „Die Mitleidsindustrie“ für diese postkoloniale Mode einen sehr passenden Begriff: „moralischer Rassismus“. Menschen im globalen Süden, insbesondere in Afrika, werden gesehen wie kleine Kinder, die für gar nichts selbst verantwortlich sind.
Ich lese sehr viel über Afrika, und eine Beobachtung zieht sich konsistent durch die Texte: die Afrikaner reagieren absolut allergisch auf jede Form von moralisierender Einmischung durch den Westen.
Eine Variante dieses moralischen Rassismus ist das Lieferkettengesetz. Olaf Scholz war bei einer Brasilienreise überrascht, wie groß der Widerstand dagegen ist, auch vom sozialistischen Präsidenten Lula. Warum war er denn eigentlich überrascht? Auf die Idee, die Menschen dort nach ihrer Meinung zu fragen, ist er wohl gar nicht erst gekommen. Vor kurzem sagte ein Politiker der Grünen, er unstütze das Lieferkettengesetz, weil die grüne Basis das so will. Was die Menschen im globalen Süden wollen, interessiert ihn anscheinend nicht wirklich. Hauptsache, die grüne Kaffee-Latte-Blase applaudiert.
Das ist auch ein vergifteter Text.
Der „sozialistische Präsident“ Lula, also dann ist Brasilien ein sozialistisches Land? Ich erinnere mich noch, wie manche Deutsche jubelten als endlich diese korrupte Sozialistin Rousseff aus ihrem Amt entfernt wurde.Sie wurde durch einen Herrn ersetzt, Michel Temer, von dem es sogar Tonbandaufnahmen gab, wo man ihm bei seinen korrupten Geschäften zuhören konnte, aber das war dann nicht mehr so wichtig. Später durfte noch Bolsonaro ans Ruder. Das war gut für die deutsche Wirtschaft.
Ja, also Brasilien ist sicherlich so sozialistisch wie die SPD oder der Interviewte. Wenn ein Schreiber ein persönliche Neurose ausgebildet hat, meint sich wegen der „grünen Kaffee-Latte-Blase“ ereifern zu müssen und dem zahnlosen Lieferkettengesetz, also der Gedanke dahinter kann ja nur abscheulich sein, spricht sozialistisch und dem totalen freien Markt widersprechend, dann tippt er so einen Text.
Das ist mal wieder so ein Text, der mehr über den Sender selbst sagt als was der Sender meint über diese bösen Anderen zu wissen.
Lula ist gar kein richtiger Sozialist? Das ist alles, was dir dazu einfällt? Du hättest dann ja mal die Gruppen im globalen Süden nennen können, die das Lieferkettengesetz einfordern. Hast du nicht gemacht. Das mit der Kaffee-Latte-Blase war schon treffend.
Dir geht doch am Arsch vorbei, wenn in Brasilien, genauso wie in Gaza oder anderswo irgendwelche namenlosen Indige abgeschlachtet werden oder Regenwald abgebrannt wird, z.B. auch Nasenbären mit Jungen bei lebendigem Leib verbrannt und man das auf Video mitanschauen kann, weil sie den Interessen von Großkonzernen im Wege stehen, sei es wegen (Gold-)Minen, Tropenhölzern, Sojaplantagen etc. – deren Aktien du vielleicht im Depot hast. Das Lieferkettengesetz ist ein Versuch Leuten wie dir noch irgendwie ein Rest Gewissen abzuringen, allerdings von Leuten, die ähnlich geistig beschränkt sind wie du. Aber am Ende kann es natürlich nur ein Schmu werden, weil du eben nur ein Zombiekapitalist bist. Du bist kein guter Mensch, wirst das auch nie mehr werden. Du willst beschissen werden. Vielleicht versuchst du deine Kinder oder gar deine Frau oder irgendwelche Freunde noch gut oder fair zu behandeln, aber das wars dann auch schon. Es geht dann auch eher um das Alibi, denn eigentlich ist dir auch egal, ob deine Kinder später in einer Welt leben, wo die Umwelt größtenteils zerstört ist, in einer Dystopie. Wenn du tot bist und man dich nicht mehr dafür verantwortlich machen kann, kann es dir doch egal sein. Da brauchst du doch mir nichts vormachen. So sind hier alle drauf.
Stop kissing the babys! Leute wie mich wirst du eh nie überzeugen. Ich habe genug gesehen.
Du schätzt mich völlig falsch ein. Der Völkermord in Gaza ist eine Schande auch für Deutschland. Ich hoffe sehr, dass die Klage von Nicaragua Erfolg hat.
Dein Problem ist allerdings, dass du deine White Savior Attitüde nicht los wirst. Moralische Rassisten, wie du anscheinend einer bist, haben eine Einstellung z.B. zu Afrikanern, wie Kinder- oder Tierschützer zu Kindern bzw. Tieren. Tiere oder Kinder werden auch nicht nach ihrer Meinung gefragt.
Ich hatte mal versucht nachzugoogeln, was Afrikaner vom Lieferkettengesetz halten. Ich hab nur einen Artikel darüber gefunden, dass eine Gruppe von Deutschen deswegen nach Afrika gereist ist. Da stand nur, dass man denen das Gesetz erstmal erklären musste. Wie sie es dann fanden, stand da nicht. Fanden sie wahrscheinlich schlecht, aber das war den Autoren wohl unangenehm.
Vor ein paar Jahren hatte ich im ZDF oder ARD einen Aufruf gehört, die Türkei als Urlaubsland zu boykottieren, um Druck auf Erdogan auszuüben. Ich hatte daraufhin eine junge Türkin, eine knallharte Erdogan-Gegnerin gefragt, was sie davon hält. Die war total erschrocken und hat das kategorisch abgelehnt.
Ein letztes: Das Lieferkettengesetz schafft Firmen in der EU Konkurrenz vom Hals. Aus Afrika kenn ich konsistent die Forderung, Handelsbeschränkungen für Exporte in die EU abzubauen. Das Lieferkettengesetz ist das Gegenteil.
Ich hab bei dir den Eindruck, dass du in deiner Selbstgerechtigkeit nicht mal auf die Idee kommst, die Menschen, denen du helfen willst, nach ihrer Meinung zu fragen.
white savior attitude, moralischer Rassismus, grüne Kaffee-Latte-Blase, Mitleidsindustrie
Gaza ist dir doch nur peinlich, weil es so offen gezeigt wird. Die Grünen sind übrigens trotzdem für volle Unterstützung von Israel und haben sich mitschuldig gemacht am Genozid, so wie das jede andere größere Partei auch gemacht hätte oder gemacht hat.. So ist das doch auch mit Lieferketten oder globaler menschengemachter Erwärmung. Die Probleme werden einfach geleugnet und wer dagegen was tun will, der wird als niederträchtiger Nestbeschmutzer heruntergemacht mit so verschwurbelter Nazisprache wie zitiert.
„Die Afrikaner wurden überrumpelt, wussten nicht, worauf sie sich einließen und die Weißen nannten das dann »Geschäftemachen«. Ist an diesem Einwand nichts dran?
Brodkorb: So kann man natürlich argumentieren. Aber dann verwandelt man unfreiwillig die »edlen Wilden« Afrikas wieder in Kinder…“
Achso. Das waren natürlich gleichberechtigte Geschäftspartner.. und selbst schuld, dass sie sich über den Tisch ziehen liessen. Kennt man so ja auch von den Indianern.
Die Beobachtung des „umgedrehten Rasissmus“ ist richtig, auch die auffallende Platzierung von dunkelhäutigen Menschen z.B. in der Werbung gehört dazu, sofern sie nicht wegen ihrer überragenden Eignung für eben diese Rolle ausgewählt wurden, sondern wegen der „Quote“ (früher sagte man fies „Quotenneger“), was sicher häufig vorkommt.
Der Interviewer möchte aber gerne noch eine Aufzählung rassistisch motivierter Gewalttaten von „links“ nachreichen, um seine These „die Rassismen nehmen sich nichts“ zu untermauern.
Erst im 19. Jahrhundert kamen Weiße ins Landesinnere von Afrika. Vor der modernen Medizin waren Ausflüge ins Landesinnere eine lebensgefährliche Erfahrung. Der Handel vor dem 19. Jahrhundert fand in Küstenstädten statt, bei dem schwarze Könige ihre Handelgüter so verkauft haben, wie sie es für gut fanden. Zu den Handelsgütern gehörten natürlich Sklaven (also angehörige des Nachbarstammes mit dem man sich im Krieg befand), Hölzer, in geringeren Mengen auch Edelmetalle. Die Stammeskönige haben das gekauft, was sie für gut hielten. Waffen, westliche Kleidung und übrigens auch weiße Sklaven (über die Araber). An Land hat in der Anfangszeit kaum jemand gedacht, Weiße hatten keine Kenntnis über das Innere Afrikas und Afrikaner hat kein Interesse an Geografie (oder überhaupt höherem Wissen).
Was ist höheres und was ist niederen Wissen?
Die Höhe des Bücherregals ist entscheidend.
Für niederes Wissen muss sich gebückt werden (Feldarbeit) und beim höheren Wissen gibt es dann den aufrechten Herren Gang.
Höheres Wissen: Gymnasium / Studium.
Das war damals so die Bezeichnung. Bezeichnungen wie Grundschule, Mittelschule, Gymnasium (wurde damals als Höhere Schule bezeichnet) kommen daher.
Voodoo dürfte im europäischen Sinne nicht als höheres Wissen gedeutet werden, auch wenn das für Afrikaner eine anstrebenswerte Ausbildung gewesen sein mag.
Aber mal ehrlich, Dir ging es gar nicht um das Wort, sondern Du wolltest mir eine moralische Implikation unterschieben, oder? 🙂
Versuch mal in ein Museum zu gehen. In Solingen gibt es ein Schlossmuseum (ein Museum über Türschlösser). Ziemlich interessant. Dort gibt es auch Türschlösser aus Afrika. Das sind Holzstücke mit eingeschnitzten Schreckgestalten, die in einer magischen Kultur die Wirkung haben, wie unsere Schlösser. Aber oh Wunder, Weiße haben lange Zeit diese Schlösser nicht als Schlösser erkannt und Schwarze waren geschockt, dass Weiße so einfach ihre Türschlösser überwinden konnten. Als Ingenieur sind mir moralische Implikationen fremd. Ich kümmere mich um Technik. Und die Technik der Weißen ist höher als die Technik der Schwarzen.
Und nur zur Sicherheit: Science Fiction von Weißen spielt mit dem Gedanken interstellare Raumfahrt zu erreichen. Schwarze Science Fiction (Wakanda) spielt mit dem Gedanken, dass Schwarze ohne weiße Hilfe eine Zivilisation erreichten können.
Vielen Dank für den Hinweis auf das Schloßmuseum. Dem Beitrag stimme ich zu.
Nach kurzer Recherche: vielleicht doch eher Velbert als Solingen?
Möglich, ich war da unter anderem auch in einem Museum für Messerherstellung. Kann sein das ich das durcheinander bringe.
Haha, Technik ohne Mathematik der Araber…
Zur einer – zu Recht geforderten – nüchternen wissenschaftlichen Erklärung der Welt, passt es einfach nicht, einen nationalen Standpunkt („Wir Deutschen könnten von diesen Afrikanern sehr viel lernen.“) ein zu nehmen. Die Abstraktion des nationalen „Wir“ ist der wissenschaftlichen Beurteilung gegenüber mindestens so schädlich wie die Suche nach „historischer Gerechtigkeit“.
Wenn Merz „wir“ sagt und für die „Erledigung der Drecksarbeit“ dankt, dann möchte ich nicht von ihm vereinnahmt werden: „Herr Merz, was uns beide anbelangt, so wird es ein wir nicht geben können“.
Aber, was das Lernen angeht. Da wäre ich jetzt nicht so reserviert.
Der Satz zum Patentieren lautet:
„Der Anspruch auf Gerechtigkeit ergibt Sinn, wenn er sich auf Gegenwart oder Zukunft bezieht.“
Ein anderes Zitat zum gleichen Thema:
„Wer Veränderung will, muss die Realität akzeptieren“
Das Wort „Historische Gerechtigkeit“ ist ein Widerspruch in sich.
Ich denke, dass es keine Wiedergutmachung vergangener Verbrechen geben kann. Die Toten von vor hundert Jahren kann man nicht mehr wiederbeleben und die Zeit kann man auch nicht mehr zurückdrehen und alles in den alten Zustand versetzen.
Aber wenn man das Geschehene, an-erkennt, dann hat man wenigstens die Chance sich heute würdig zu begegnen. Und das müsste doch im Grunde auch das Allerwichtigste sein.
Ich denke, Wiedergutmachung historischer Verbrechen ist extrem schwierig und hängt immer vom heutigen ideologischen Standpunkt ab. Siehe die Diskussion Rückgabe oder Entschädigung von Landbesitz ehemaliger Adeliger nach der Wiedervereinigung. Die Entscheidung spiegelt die Machtverhältnisse wieder.
Man kann dieser Idee der Rückabwicklung auch positive Seiten abgewinnen. Wir könnten die Zeit so rund 175 Jahre zurückdrehen. Die Neger in Afrika (die hießen damals halt so) können sich wieder hingebungsvoll mit Stammeskriegen beschäftigen und werden in Europa für exotische Schokoladenwerbung benutzt, die Schwarzen in den USA bekommen wieder Schulbildung und leben in mit Vater und Mutter, die Türken verlassen Westeuropa, die Linken gründen Schlagende Burschenschaften und träumen von einem deutschem Reich und studierte Ingenieure (so wie ich) verdienen soviel Geld, dass sie sich Hausangestellte leisten können.
Die Idee der Rückabwicklung ist eine linke Idee, kann also gar nicht falsch sein.
Von einem diplomierten Philosophen, der noch dazu stolz darauf ist, die Initiative gegen Rechtsextremismus „Endstation Rechts“ mitinitiiert zu haben, hätte man eigentlich ein etwas ausgeprägteres Differenzierungsvermögen erwarteten können.
Wem genau galt denn „vor etwa 150 Jahren“ DER schwarze Afrikaner als primitiv? Darüber haben sich doch vermutlich nicht die Polen, Italiener, Bulgaren, Chinesen oder Russen – deren Nationaldichter Puschkin ein Urgroßenkel eines Kameruners war, der von Peter I. zum General ernannt worden war – den Kopf zerbrochen. Als „primitiv“ galten die schwarzen Afrikaner zunächst einmal den Untertanen derjenigen europäischen Staaten, die sie als Sklaven nach Amerika verschleppt hatten und anschließend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Afrika ihre Kolonien errichteten. Das Attribut „primitiv“ drückte hier einfach die brutalen Machtverhältnisse aus, denen die „Primitiven“ nichts entgegen zu setzen hatten.
Im übrigen „projiziert“ man auch nicht „unsere heutigen Rechts- und Moralvorstellungen in die Vergangenheit, um über unsere Vorfahren Gericht zu halten“, wenn man an den damaligen praxen Anstoß nimmt. William Murray, Earl of Mansfield, seines Zeichens Lord Chief Justice of the King’s Bench, also der zweithöchste britische Richter, fällte bereits 1772 ein Urteil gegen die Sklaverei (Somerset v Stewart). In den englischen Kolonien hielt man dieses Urteil für so einschneidend, dass es zum Aufstand der nordamerikanischen Sklavenhalter gegen die Krone beitrug. (Siehe: Gerald Horne – The counter-revolution of 1776) Und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die franz. Nationalversammlung stammt von 1789. Brodkorb will uns anscheinend vergessen machen, dass es tatsächlich die in Sonntagsreden vielzitierte Aufklärung gab, auch wenn sie Schwierigkeiten hatte, sich gegen die handfesten materiellen Interessen durchzusetzen.
Nach dieser minimalen Klarstellung sollte auch klar sein, wer heute bezüglich des oben angesprochenen Abschnitts der Weltgeschichte „als Schuldiger gilt“. Nämlich auch wiederum nicht die Polen, Italiener, Bulgaren, Schweden oder Russen, also nicht „DER weiße Mann“.
Kommen wir zu letzten Punkt. Es ist erstaunlich, dass Herr Brodkorb nicht zwischen völkischem und rassistischem Denken unterscheiden kann oder will. Schwarz vs Weiß sind doch zunächst mal keine völkischen Unterscheidungen. Es gibt doch kein schwarzes oder weißes Volk. Der oben zitierte Gerald Horne meint aber, dass die Briten und ihre nordamerikanischen Siedler genau dieses „weiße Volk“ – bzw. eben „White supremacy“ – gewissermaßen erfunden hätten, als sie nämlich von der damaligen Praxis der übrigen Kolonialmächte abwichen und nicht mehr nur Untertanen ihres Königs oder Menschen ihres christlichen Glaubensbekenntnisses in ihre Kolonien ließen, sondern eben sämtliche europäischen Migranten, vulgo „Weiße“.
Und genau von dort, aus den USA, stammt vermutlich auch der rechte Abwehrdiskurs, den Brodkorb im Munde führt und in den er uns – als „weiße Europäer“ – anscheinend eingemeinden möchte.
Also. wer von „Narrativ“ schreibt und spricht, verdient Arschprügel, und ist schlimmer als die zugegebenermassen nervigen SJW mit „Postkolonialismus“, „toxic whiteness“ und was noch.
Die Rede von „Narrativen“ stammt ursprünglich von postmodernen Ideologen auf der Lohnliste der CIA wie Lacan, Lyotard, Foucault et alii, die in einer Mesalliance mit der Spechakttheorie (Searle, Habermas) zum Herrschaftsinstrument hegemonialer Diskurse, Zensur und Repression mutiert sind.
Im Grunde ist das eine dümmlich-pseudophilosophische Umbenennung von Ideen- und Überzeugungssystemen und Weltanschauungen, die es aber ermöglicht, Repression schönzureden und zu rechtfertigen, etwa in der „Bekämpfung den Staat delegitimierender N.“, „prorussischer“, „extremistischer“ N. und so weiter.
Entsprechend dem schwurbeligen postmodernen Jargon gibt es auch nur noch „Erzählungen“, wobei „extremistische N.“ wie „Verschwörungserzählungen“ auch „nicht-extremistische N.“ infizieren können, so der Verfassungsschutz Bawue ( https://www.verfassungsschutz-bw.de/,Lde/Anschlussfaehigkeit%20nicht-extremistischer%20Narrative%20an%20den%20Extremismus )
Wer Narrativ sagt. fördert Zensur und Faschismus. Maul mit Seife auswaschen 🙂 .
Besser mit „Satire“ kennzeichnen, sonst nimmt das noch jemand ernst. Ich wäre auch fast darauf hereingefallen.
Das ist ernstzunehmen. Die Rede von „Erzählungen“ (das ist Narrativ in einfacher Sprache) der postmodernen Ideologie ist der Widerruf der Meinungsfreiheit und der Menschenwürde.
Nein, das passiert erst, wenn man die Narrative als verbindlich erklärt. Wenn man sie dagegen als das entlarvt, was sie sind – nämlich bloße ‚Erzählungen‘ – macht man das Gegenteil.
Nein, das ist putting lipstick on a pig. Die Narrativscheisse war korrupt von Anfang an, wie ihre gutbezahlten Stifter.
Es ist ein Methodenimperialismus, der das von Beginn korrupte neoliberale Paradigma den Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften und der Erkenntnistheorie überstülpt. Es gibt nichts Positives daran.
Nicht damit zu verwechseln (auch wenn es dem zunehmend senilen Habermas offenbar schwerfällt) sind Diskurstheorien und Theorien kommunikativen Handelns. Die haben ihren Sinn und ihren Platz.
„Narrative“ sind ein Repressionsinstrument aus der Kloake.
@aquadraht
Ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen. Ein Narrativ ist doch nur ein Teilaspekt einer umfassenderen Ideologie – eine kleine Geschichte oder Erzählung eingebettet in einer Grundüberzeugung wie Weltanschauung oder Ideologie.
Sie bauen stattdessen daraus ein theoretisches (oder ideologisches) Monster auf. Und moralisieren sogar noch damit. Das muss nicht sein. Wenn es eine einfache Erklärung gibt, dann sollte man das nicht künstlich verkomplizieren. Denn gerade das dient den Herrschenden, das macht die Beherrschten ohnmächtig, weil sie es nicht verstehen.
Anscheinend wissen Sie nicht zwischen Form und Inhalt zu unterscheiden. Ein Narrativ ist eine Form, die erst mit Inhalt gefüllt werden muss.
Pardon, aber was ein „Narrativ“ ist haben nicht nur Sie – ohne Ihnen zu Nahe treten zu wollen – bis vor 12 Jahren noch überhaupt nicht gewusst. Es sei denn, Sie sind Literaturwissenschaftler oder begeisterter Leser von bspw. Artur C. Danto und Lyotard.
Im Jahre 2014 hat man, also die angelsächsische Leitpresse, den Ausdruck „russian narratives“ in Umlauf gebracht um mit diesem Ausdruck Behauptungen (!) über Ereignisse in der Ukraine wegzureden. Seitdem geistern die „Narrative“ durch Presse und Foren.
Behauptungen über die Welt enthalten einen Wahrheitsanspruch – sie treffen zu oder nicht. Darauf hat man sich nicht eingelassen, weil man die Behauptungen nicht widerlegen konnte. Ein „Narrativ“, eine Erzählung aber enthält keinen derartigen Wahrheitsanspruch. Beispielsweise Thomas Manns „Mario und der Zauberer“ können Sie nicht widerlegen, sondern sich bestenfalls über die womöglich unrealistische Perspektive, also subjektive Hinsicht des Autors wundern.
Und das ist der springende Punkt: Die Rede von „Narrativen“ streicht die intersubjektiv bzw. objektiv zu beantwortende Wahrheitsfrage durch und stutzt alles zu subjektiven Meinungsäußerungen herunter. „Der Eine erzählt das und der Andere jenes“.
Laut Duden sind Synonyme für Narrativ „Erzählung, Geschichte, Legende, Story“, daran halte ich mich wenn ich den Begriff benutze.
Im Übrigen scheint mir, dass Sie hier den Inhalt eines Narrativs (Ihren „russian narratives“) kritisieren und darauf hin auf die Form schließen um sie zu verteufeln. Sie schütten das Kind mit dem Bade aus.
Ansonsten muss ich gestehen, dass ich kein Konsument „angelsächsischer Leitpresse“ bin. Man möge mir mein Unwissen verzeihen, und dass ich mich an die aktuelle deutsche Sprachregelung halte, dem Duden.
„Der Eine erzählt das und der Andere jenes“
Genau, in der Art benutze ich auch „Narrativ“, ist inzwischen so üblich im deutschen Sprachraum. Mir ist immer noch nicht klar warum Sie mir das verbieten wollen – muss ein angelsächsisches Phänomen sein.
Wer Narrativ sagt, fördert Zensur und Faschismus.
So einfach ist das. Nutzen sie lieber Begrifflichkeiten die sie auch allein begreifen können.
Trux: „Wer Narrativ sagt, fördert Zensur und Faschismus. So einfach ist das.“
Was ist denn das? Sind das Belehrungen eines Besserwessis, der sich von seinen angelsächsischen Narrativen nicht befreien kann?
Sie haben also gemeinsam mit Millionen Deutschen im Jahre 2014 zufällig in den Duden geschaut und dann angefangen das Fremdwort „Narrativ“ zu benutzen? Dann bitte ich aber herzlich um Verzeihung.
(Im Duden von 1989 mit 120.000 Stichwörtern finden wir:
– narrativ (Adj.) [spätlat. narrativus, zu lat. narrare = erzählen] (Sprachw.): erzählend, in erzählender Form darstellend: -e Strukturen;
Das Substantiv „Narrativ“ dagegen taucht in dieser umfangreichen Ausgabe noch nicht auf, weil’s noch rein fachsprachlich benutzt wurde.)
Sie können doch nicht auf diese Weise aus ’ner Diskussion aussteigen, die Sie selbst mitangestoßen haben – mit dem Vorwurf, ich wollte Ihnen etwas verbieten.
Ich hatte versucht klar zu machen, worin ich das Problem der „Narrative“ sehe. Und zudem bin ich erstaunt, wie leicht man heutzuge der Bevölkerung – auch der, welche sich über mediale Gleichschaltung beschwert – ein neues Wort für alte Sachverhalte beibringen kann.
@Besdomny
Ihre Argumentation läuft ins Leere, da ich den Begriff erst seit 2-3 Jahren benutze. Da er gehäuft in den deutschen Medien auftauchte musste ich tatsächlich in den Duden schauen, und da hatte er die Bedeutung von „Erzählung“ und in dieser Begrifflichkeit benutze ich ihn seitdem.
Besdomny: „Ich hatte versucht klar zu machen, worin ich das Problem der „Narrative“ sehe.
Ihr Problem ist aber nicht mein Problem. Sie beziehen sich auf einen angelsächsischen Hintergrund und meinen einen Begriff verteufeln zu müssen. Der Begriff hat aber längst seine deutsche Begrifflichkeit gefunden mit der oben stehenden Bedeutung. Und da kommen nun ein paar oberschlaue Moral-Linke und meinen der Begriff wäre böse, er „fördert Zensur und Faschismus“. Dazu kommt die fehlende Differenzierung zwischen Form und Inhalt. Was ich zusammengenommen als kleingeistig empfinde.
Man hat sich an diese Ideologie gewöhnt. Sie bleibt aber Dreck. Und wie gesagt, kaum einer findet etwas beim „Kampf gegen extremistische/russische/sonstwieböse Narrative“. Das ist das Problem. Würde man das Informationen, Meinungen, Weltanschauungen, Ideen etc. nennen, würde jeder gegen den Verfassungsbruch und die Grundrechteverletzung rebellieren. Ok, nicht jeder, aber viele.
Lustigerweise ist mir „Narrativ“ erstmalig bewusst aufgefallen als es von der Gegenseite, d.h. von den alternativen Medien als Zuschreibung für die westliche Erzählung verwendet wurde.
Ich meine, man sollte „Narrativ“ als Wort erstmal wertfrei als Synonym für Erzählung akzeptieren. Im politischen Sprachgebrauch dann gerne noch in Ergänzung hierzu:
https://www.goodreads.com/quotes/846190-we-re-an-empire-now-and-when-we-act-we-create
Also, wir, die „Guten“ erschaffen Wirklichkeiten, die anderen nur Erzählungen, die ihnen nutzen. Eine Wirklichkeit ist dem Begriff nach natürlich wahr, auch wenn aus einem Überfall, zB auf den Irak, deshalb keine Befreiung wird.
Also wenn ich nun schreiben würde, dass ein CIA-Narrativ (oder CIA-Erzählung) – im Sinne von die CIA hat das Narrativ in die Welt gesetzt bzw. die Erzählung verbreitet – zu dem führte, was inzwischen als „Jakarta-Methode“ bekannt ist, dann müßte ich mir anschließend das Maul mit Seife waschen bzw. hätte Arschprügel verdient?
Oder auch, wenn ich schreiben würde, dass ein Narrativ dazu genutzt wurde, um den Irakkrieg (Anfang dieses Jahrhunderts) der westlichen Öffentlichkeit schmackhaft zu machen, würde ich dafür dann Arschprügel verdienen?
Natürlich wäre ich durch solche Aussagen nun „Staatsdelegitimierer“, da dieses in beiden Fällen natürlich nur „strategische Kommunikation“ war (und nicht etwa Propaganda oder schlimmeres mit jeweils einer großen Menge von menschlichen Opfern).
ps. Ich finde allerdings, dass man für die ordnungsgemäße Anwendung der Begriffe „Narrativ“ und „Erzählung“ für die Dinge, welche u.a. von Geheimdiensten (oder Regierungen) in die Welt gesetzt werden, dann doch eher ein Leckerli verdient hat (da eben diese Verwendung dieser Begriffe, dann durchaus diejenigen, welche die Begriffe zur Förderung von Zensur oder Faschismus verwenden, dann vielleicht doch eher nicht schmeckt).
pps. Es gibt natürlich auch Narrative (und Erzählungen) von Seiten des Verfassungsschutzes (welche natürlich einen Anschluss an den Extremismus bieten 😉 und durchaus auch in Einzelfällen in die Kategorie von „staatsdelegitimierender N“ fallen könnte).
Es geht mir nicht um Sprechverbote. Aber „Narrativ“ ist ein typischer Fall von Klemperers LTI: Sprache, die durch Dich dichtet und denkt.
Zweifellos kann man Begriffe wie Narrativ „unschuldig“ benutzen, die meisten tun das wohl. Das ist aber das Problem. Die unschuldige Nutzung legitimiert die perfide.
Ich empfehle daher Klemperer. Der schreibt auch nicht, dass die vergifteten Begriffe alle von Beginn ideologisch geladen sind. Klar kann man „Erzählung“ neutral verwenden. Aber „Narrativ“ ist Teil eines Herrschaftsdiskurses. Und stammt aus einem Umfeld gekaufter Ideologen. Es gibt nichts Unschuldiges an der „Postmoderne“, das war und ist Korruption und intellektuelle Unredlichkeit von Beginn an.
Zugegeben, ich ringe auch immer um Alternativen zu den „Narrativen“.
Okay, also Weltanschauungen, Weltbilder…
Finde „Erzählung“ eigentlich nicht schlecht. Das Problem: In Folge der Digitalisierung und spätestens seit Corona weiß jeder, was mit „Narrativ“ gemeint ist. Man könnte „Narrativ“ sogar zu einem „Mem“ verkleinern. Medial befinden wir uns nur noch in „Mem-Wars“: Fußballmannschaft A – links, junge Frauen, Rastas verboten, Schuld und Scham, Demo vorm Museum, der Konditorei oder unterm Straßenschild, große Krakeelerei, alles muss raus und wieder zurück nach Afrika, Persien oder Indochina. Fußballmannschaft B: Ältere männliche Akademiker, die sich wieder trauen etwas zu sagen, neukonservative Internet-Dads, Belesenheit, manchmal Stilsicherheit, Freiheit und Selbstverantwortung, Foto vorm Kamin oder dem Bücherregal.
Was für ein Theater.
Also es ist z.B. ein Narrativ, daß die Palestinenser Terrorristen und die Israelis ehrenvolle Soldaten sind.
Anderes Wort für Narrativ: Geschwätz.
Und davon gibt es realiter jede Menge.
@ aquadraht
Darf ich mal eine konkrete Frage stellen? Wie finden Sie denn das Buch und den Autor?
Stimmen Sie der postkolonialen Theorie – mit Detail kenne ich mich nicht aus – zu oder nicht?
Finden Sie der weiße Mann wird jetzt unterdrückt?
Ihre Argumentation ist mir zu abstrakt
Ich äussere mich zu Büchern erst, wenn ich sie gelesen habe. Wenn es in der Staatsbibliothek auftaucht, wo ich einen Benutzerausweis habe, kann ich mehr sagen. Kaufen werde ich es bestimmt nicht.
Die „postkoloniale Theorie“, wenn man das so nennen mag (Theorie ist etwas zu freundlich, aber was solls), halte ich für baizuo-Geschwätz, wie die Chinesen sagen würden. Gut gemeint, was das Gegenteil von gut ist. „Toxic Whiteness“ ist in der Tat idiotie pur.
Aber ich misstraue einem Autor, der ideologisch durch alle Betten gehüpft ist und sich nun beim rechten Sektor anbiedert. Ok, mein Eindruck.
Interessant ist es immer, das Leben eines Autors zu betrachten. Daraus erklären sich viele seiner inhaltlichen Positionen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Brodkorb
Brodkorb ist ein Rostock geboren. Seine Elten verließen die DDR nach Österreich. Er kam in die Nachwende-DDR zurück, war zunächst bei der PDS, die er dann in Richtung SPD verlies. Er war unter der SPD-Regierung Mitglied der Regierung von MacPom. Später bekam er Differenzen mit der SPD. Mir scheint, da hat sich einer von links ganz langsam nach rechts entwickelt. Das tun viele heutzutage, gerade Sozialdemokraten.
Allgemein begrüßt die Kritik an seinen Buch seine Kritik der Auswüchse der postkolonialen Theorie, die es natürlich gibt. Mir schein aber, er möchte mit seiner Kritik an der postkolonialen Theory die gesamte Theorie entsorgen, sozusagen das Kind mit dem Bade ausschütten. Deshalb erhält er hier von Foristen aus der neurechten Ecke auch Zuspruch. Diese Leute sehen sich als alte weiße Männer diskriminiert, sozusagen in Umkehr der Unterdrückung und Diskriminierung der Black People, die niemand ernsthaft bestreiten kann.
@Besdomny hat oben schon auf ein paar Ungereimtheiten hingewiesen, die ich nicht wiederholen muß.
Ich füge ein wenig provokativ noch ein Argument hinzu: Wenn die Geschichte vorbei und vergessen ist, wir in die Zukunft blicken sollen, warum wird dann die Shoa (besondere Verantwortung Deutschlands für Israel) noch immer als Argument und Rechtfertigung für den Völkermord in Gaza mißbraucht? Wehrt sich in Palästina die unterdrückte zionistisch-weiße Minderheit gegen die Mehrheit der indigenen, palästinsischen Bevölkerung durch Völkermord, weil doch einst auch Araber Sklaven hielten?
Fragen über Fragen?
Bekanntlich – ein abgefallener Marxist sollte das wissen – gab es Sklavenhaltergesellschaften von China, Arabien bis nach Amerika. Abgefallene Marxisten sollten aber auch noch wissen, das der Kolonialismus eine besondere Form der Ausbeutung fremder Völker darstellt, ganz unabhängig davon ob diese Völker auch mal Sklavenhaltergesellschaften waren oder nicht.
Jetzt hab ich mich sicher bei den Neurechten hier im Forum unbeliebt gemacht, aber egal
siehe auch
https://www.perlentaucher.de/buch/mathias-brodkorb/postkoloniale-mythen.html
Ich zumindest denke nicht, dass die Geschichte als vorbei betrachtet und vergessen werden sollte.
Verbrechen sind Verbrechen und bleiben es auch. Der Völkermord an den Herero und Nama kann nicht wegdiskutiert werden.
Die Frage ist doch eher, welche Konsequenzen man daraus zieht und wie man sich heute miteinander verhält.
(Offenbar zieht die Politik daraus keine Konsequenzen, sonst würde man Israel nicht mit Waffen beim Völkermord unterstützen.)
Es kann nicht angehen, dass die Politik das damalige Verbrechen leugnet nur weil dann Wiedergutmachung fällig wäre. Und anderseits wären das Zahlungen die heute eine Generation zahlen müsste, die aber diese Verbrechen gar nicht begannen hat.
Ich denke, dass dieser Anspruch, dass alles vergangene wieder gut gemacht werden muss, sehr unrealistisch ist und die Ehrlichkeit verhindert, die es bräuchte damit die Dinge heute einmal gut werden könnten.
In Westberliner Wedding gibt es das Afrikanische Viertel. Zahlreiche Straßen tragen hier die Namen deutscher Kolonialisten, die z. B. von den Hereros kolonialer Verbrechen beschuldigt wurden. Aufgrund von Protesten der Hereros wurden jetzt zahlreiche Straßen umbenannt, nach 100 Jahren.
In der Hauptstadt der DDR gab es dies nicht. Allerdings wurden hier von der westlichen Kolonialverwaltung sehr schnell nach Antifaschisten benannte Straßen umbenannt, wozu man bei den Kolonialisten 100 Jahre brauchte.
Wo einst der Palast der Republik stand, wurde das neue/alte Kaiserschloß erbaut, das koloniale Raubkunst enthält.
Der verwehrte Platz an der Sonne des ehemaligen deutschen Kaiserreiches erblüht jetzt im Palast der kolonialen Raubkünste preußischen Erbes. So geht Geschichtsrevisionistimus richtig. Ein Kaiserschloss für den edlen Wilden. Die Buffalo Bill Show war gestern.
Antifaschistische Störenfriede können weg, es sei denn sie werden alimentiert und sind im Dienst des Staates aktiv. Man ist ja gegen Rääächts, so sagt man.
Irgentwie geht heutzutage alles durcheinander!
Man sagt – wie unser Schriftsteller – man sei gegen rechts und vertritt selbst rechte Ansichten. Das der weiße Mann rassistische diskriminiert wird, ist doch einfach Quatsch, den aber auch die AfD erzählt
Reden wir mal Klartext!
Den Autor – er machte Regionalpolitik für de SPD in MacPom – kannte ich bisher nicht. Ich bin froh wenn ich mir die Namen von Berliner Politikern alle merken kann.
Auf mich macht Herr Brodkorb einen unsympathischen Eindruck. Mit seinen Eltern siedelte er nach Österreich um, um dann nach der Wende nach Rostock zurück zu kehren. Dort wanderte er von der PDS zum rechten SPD-Flügel. Irgentwie ist das für mich die typische Geschichte eines Wendehalses, einer der den westdeutschen, staatstragenden Eliten gefallen will. Bei solchen Leuten findet man eine gewisse Offenheit für die hier viel diskutieren (westlichen) neurechten Narrative.
Es gibt gerade in Berlin viel koloniales Erbe aufzuarbeiten. Da paßt es mir gar nicht in den Kram, wenn einer die postkoloniale Theorie aus den USA einfach umdreht und den weißen Mann zum Opfer eines neuen Rassismus erklärt.
Klar, einige rechte Männer fühlen sich diskriminiert, weil ihre Ansichten kritisiert werden und sie deshalb Schwierigkeiten haben eine „vernünftige Frau“ zu finden, die oft links sind. Vielleicht liegt es an diesen Männer selbst, das sie nicht ernst genommen werden, vor allen vom weiblichen Geschlecht? Diskriminiert werden diese weißen Männer nicht, aber ihre Ansichten geben Anlaß zur Kritik. Die muß Mann aushalten können.
Das Buch werde ich nicht lesen. Der Autor hat ja schon genug davon verkauft!
Vielleicht findest du auch einfach nur keinen Mann und erklärst sie deshalb alle für doof.
Und Wendehals sagst du nur, wegen deines unbewussten Wunsches, jemand würde sich nach dir mal den Hals verdrehen. Außerdem, neben einer Frau, die sich so weit links positioniert wie du, ist jeder Mann automatisch immer rechts. Ist doch logisch oder?
Warum reagierst du auf dieser Ebene?
Das bringt uns doch inhaltlich nicht weiter.
Danke für deine Sorge um mein Privatleben, ist aber nicht nötig
Hast du es wirklich nicht bemerkt? Er hat einfach deine Ausführungen umgekehrt. In diesem veränderten Kontext findest du seinen Text inhaltslos. Das ist ist schon richtig, nur dass es eben dein eigener Text ist, mit dem er dir antwort.
Du hast das gemacht, was ich auch gemacht habe, nämlich mal etwas zum Lebenslauf des Herrn gegoogelt und man könnte auch sein Buch in der Leseprobe anlesen. Eigentlich bleiben so keine Fragen mehr offen. Leider wurde mein großer Beitrag dazu wegzensiert, weil da irgendwas drinsteht, was man heutzutage nicht mehr sagen darf.
Ich wiederhole noch einmal einen Punkt:
Niemand, außer mir, hat darauf hingewiesen, dass dieser Ossi-SPDler argumentativ exakt genauso daher kommt wie Gauland mit seinem Fliegenschiss-Zitat:
1. Satz Geleitwort. Also: Es waren doch nur 35 Jahre. Es war nur ein weiterer Fliegenschiss in der deutschen Geschichte. Gauland und der Brotkorb machen hier gemeinsames Flügelspiel. Der Eine relativiert die Nazizeit, der Andere den Kolonialismus. Und dann versichern sie ganz feste, dass sie sich so hassen und ganz bestimmt nichts gemeinsam haben.
Wers glaubt, ist selbst schuld!
Hunnenrede des letzten deutschen Kaisers:
„ Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!“
vom 27. Juli 1900
Ist das nicht rassistisch und kolonialistisch?
Das deutsche Kaiserreich hatte in Qingdao in China eine Kolonie. In China kennt jedes Kind diese Rede, in Deutschland nicht.
An die deutsche Kolonie in China erinnert noch heute das Tsingtao-Bier. Die Brauerei war in der Mao-Zeit volkseigen, wurde privatisiert und gehört heute zu den 10 größten Brauereien der Welt. So geht China mit den deutschen, kolonialen Erbe um. Mir schmeckt das Bier ganz gut und bei günstigen Preisen kaufe ich es im Asia-Shop
Der Autor beschränkt die deutsche Kolonialzeit auf Afrika, wahrscheinlich mag er kein chinesisches Bier aus der deutschen Kolonialzeit in China.
Naomi sagt:
„Wendehals“
Brodkorb, Jahrgang 77, war zur Wende 12 Jahre alt.
Er ist ein geistiger Wendehals, ein Ex-Ossi, der seine Heimat an den westdeutschen Kolonialismus verraten hat! Seine Eltern verliesen 1987 die DDR und er kehrte 1992 nach Rostock zurück. Wenn du also schon mit Details kommst, dann bitte richtig
Lesen können sie.
Haben sie es auch verstanden?
… war zur Wende 1989 12 Jahre alt..,
Christa Wolf hat den Begriff wiederbelebt und bezeichnete damit Kader- und Führungskräfte der DDR-Eliten, die … uswusf (kennen sie alles).
Außerdem verlagerte sich seine ‚Heimat‘ mit zehn Jahren nach Österreich:
„ Brodkorbs Familie reiste 1987 aus der DDR in die Heimat des Vaters nach Korneuburg/Österreich aus.[4] 1992 kehrte er in seine Geburtsstadt Rostock zurück.“ Wiki
10 Jahre DDR und 5 Jahre Österreich. Ihn als Wendehals zu bezeichnen ist sogar doppelt falsch.
“ Es wird behauptet, wir müssten alles zurückgeben, was nach heutigen (!) Standards einst »unrechtmäßig« erworben wurde. Wenn man das ernstnähme, beträfe das nicht nur Kulturgüter, sondern auch das Eigentum an Grund und Boden. Stellen Sie sich bitte einfach vor, wie viele Kriege es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat und wie viele Eroberungen, die nach unseren heutigen Maßstäben unrechtmäßig waren.
Wenn man die Geschichte im Namen dieser ominösen »historischen Gerechtigkeit« rückabwickeln wollte, würde die Welt in Flammen aufgehen und vielleicht im Untergang der Menschheit enden.“
Ganz ohne Verbrechen an ehemaligen (vor 2000 Jahren) Bewohnern und ohne unrechtmäßiges Erwerben haben jahrhundertelang Araber da gelebt, wo sich heute Israel inklusive Westbank und Gaza befindet. Dank der „historischen Gerechtigkeit“, wie sie von weißen Europäern definiert wurde, wurden und werden sie HEUTE vertrieben, bombardiert und sonstwie ermordet, ausgehungert, enteignet und zuletzt wohl vertrieben – unter tätiger Mithilfe des Westens.
Deren Welt geht gerade (und eigentlich seit 75 Jahren) in Flammen auf – ganz ohne jemals sich eines verbrecherischen Kolonialismus schuldig gemacht zu haben. Merkt der Autor eigentlich, in welcher Zeit er lebt?
„Dank der „historischen Gerechtigkeit“, wie sie von weißen Europäern definiert wurde“
Sie übernehmen hier die Wortwahl der linken „Rassisten“. War es denn die Hautfarbe die den Europäern die Macht gab über andere zu herrschen? Genauer wäre es doch von den „herrschenden“ Europäern zu sprechen. Sie haben nicht geherrscht weil sie weiß waren, sondern weil sie die Macht dazu hatten.
Er ist ein Sozialdemokrat, d.h. er profitiert von den internationalen Raubzügen der Imperialisten, um sich dann mit denen zu streiten, ob er an der Beutel auch einen gerechten Anteil bekommen hat. Mehr war da noch nie. Deshalb haben auch die SPDler für die Kriegskredite gestimmt und den Ausbruch des 1. Weltkrieges mitgefeiert.
Und in 2025 haben sie noch einmal das Gleiche gemacht, weil einmal war noch nicht genug.
Für meinen Teil habe ich das hiesige Völkerkundemuseum der Landeshauptstadt, bevor es zum Event-Museum zeitengewendet mutiert wurde, mehrmals mit wachsender Begeisterung besucht. Der ausgestellte menschliche Erfindungsreichtum und die Anpassung an unterschiedlichste Gegebenheiten war einfach wunderbar. Die Überlegungen von rassistischem Überwahn und Schuldkult stellte sich nicht. Eher ergab sich Bewunderung, Erstaunen und Respekt für die Vielfalt der unterschiedlichsten Kulturen. Zur damaligen Zeit ging es um Informationen im kleinen, ohne den Anspruch der Vollständigkeit, zum Verständnis wie unterschiedlich und kreativ sich die grosse Menschheitsfamilie entwickelt hatte. Multipolar vielfältig, informativ halt.
Ob die Biografie des Autoren mir gefällt, darf offen bleiben und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es wirklich bedeutungsvoll ist. Kunst geht nach Brot und Wagner war ein übler Antisemit und Goethe bestätigte mindestens ein Todesurteil gegen eine Frau, die ihr Kind nach der Geburt tötete. Wer das zur Grundlage der Rezeption oder gar deren Verweigerung machen möchte – bitte, gern doch. Meine Sicht der Dinge ist das nicht.
Ob der Autor den Ansprüchen, die er an Wissenschaft stellt, gerecht wird, weiß ich nicht. Ich habe sein Buch nicht gelesen, es aber auf meine Liste gesetzt. Interessant scheint es mir zu sein.
Ich bin kein Historiker, habe auch nie artverwandt gearbeitet und verfüge nur über oberflächliches Wissen. Wenn ich mich aber an Diskussionen in meinem linksradikalen Umfeld vergangener Jahre erinnere, dann war das allemal ausreichend, wenn die ideologischen Auxiome akzeptiert waren. Und nein, die waren nicht komplett falsch. Konsequente Ablehnung des Kolonialismus (außer dem Terror der israelischen Besetzung Palestinas) war angesagt und unbestreitbar richtig. Nur ging ging das eben schon damals in so eine lächerliche Weiße – Mann – Kritik. Also eine strohdoofe Idee. Mir ist wirklich vollkommen unklar, wie mehr als zweihundert Jahre nach der Aufklärung, nach Marx enthirnte Apologeten des Guten, die Welt aus der biologischen Beschaffenheit von Subjekt glauben erklären zu können. Was für eine Dummheit.
Aber zurück zur Geschichte. Vor ein paar Jahren untersuchten amerikanische Historiker einer dortigen Uni die Sterblichkeit zur Zeit der Sklaverei in den USA. Sie zogen nach dem lautstarken Gebrüll woker Irrer ihre Arbeit zurück, weil sie dokumentiert hatten, dass Arbeiter in den Fabriken, die zwölf bis vierzehn Stunden an sechs Tagen arbeiteten, unter heute nur noch schwer vorstellbaren Bedingungen, eine geringere Lebenserwartung hatten als schwarze Sklaven. Sie hatten nicht die Sklaverei beschönigt, sondern einfach Fakten festgestellt.
Wer kämpfte und starb nochmal in den Streitkräften der Nordstaaten? Wer jagte Menschen in Afrika? Und wie war das mit der institutionell verankerten Schuldsklaverei in West-Afrika?
Wenn man kein Historiker ist, sollte man vielleicht besonders vorsichtig sein mit pauschalen Aussagen. Bei den Nordstaaten, wie auch bei den Südstaaten kämpften sehr wohl Schwarze mit. Allerdings wollten Sklavenbesitzer aus den Südstaaten oft keine ihrer Sklaven schicken, weil das ihr wertvolles privates Kapital war.
Das mit der Lebenserwartung ist auch eine Aussage, die so nichts bringt. Natürlich hatte ein Hausneger eines Reichen eventuell ein schöneres Leben als ein Minenarbeiter oder viele Industriearbeiter. Alles, was so ein Durchschnitt macht, ist zu relativieren. Die Sklaverei war furchtbar, einfach mal ein paar Bücher darüber lesen von Historikern, die sich damit beschäftigt haben. Denn auch in der Schule wurden diese Geschehnisse noch verharmlost. Es stimmt sogar, dass das Schicksal von Minenarbeitern unterrepräsentiert ist in der Mainstream-Geschichtsschreibung. Wer gibt schon gerne zu, dass die auch oft zu Tode geschuftet wurden, oft nur Company-Geld bekamen, wo sie vom Besitzer alles kaufen mussten. Besonders gerne verkaufte er ihnen billigen Alkohol, Zigaretten und Prostituierte. So wird man natürlich nicht reich, sondern stirbt ziemlich schnell an einer Staublunge oder anderen Krankheit. Es gab auch chinesische oder andere nicht-weiße Minenarbeiter. Ging es denen besser? Bei dem grassierenden Rassismus? Da kann man oft nur erahnen wie viel schlimmer die noch behandelt wurden. In Kolonien wurden oft erst die Einheimischen zu Tode geschuftet oder ausgerottet und dann durch Sklaven ersetzt. So große Kolonien waren sehr wertvoll. Haiti finanzierte Napoleons Kriege und die Einwohner müssen bis heute dafür büßen, dass sie damals einen Aufstand wagten.
Der Autor hat eben keine historische Recherche gemacht, sondern wie er selbst schreibt, 4 Völkerkundemuseen besucht und Venedig (Wie wurden die noch mal reich? War da nicht was mit Sklaven und einem Empire?) – und das wars. Er verbreitet deren Propaganda, bzw. die der Uneinsichtigen und die ist ja gerade woke, wo der neue Militarismus in Deutschland geschürt werden soll, damit „wir“ wieder wer sind, siehe auch Hunnenrede oben. Er hat das Buch deshalb geschrieben, weil die echte historische Forschung immer mehr Gräueltaten ans Licht bringt, wie so Völkerkundemuseen bestückt wurden und warum und was dabei sonst noch so geschah.
Man muss auch nicht „linksradikal“ sein, wenn man z.B. das Buch von Götz Aly über das Prachtboot liest, eines der zentralen Ausstellungstücke im Humbold-Museum in Berlin, und das furchtbar findet.
Die Völkerkunde oder auch der Studiengang Anthropologie hat ein sehr dunkles Geheimnis:
Sie sollten den Imperialisten helfen, ihre Kolonien besser zu unterwerfen und zu kontrollieren. Rassismus war absolut inbegriffen bis hin zur Anleitung zum Massenmord.
Bénédicte Savoy – Podiumsgespräch zu Afrikas Kampf um seine Kunst
https://youtu.be/LlTwRnIfjHo?t=1610
Das erstreckt sich bis heute, wenn z.B. Anthropologen mithalfen die Tötungslisten für Drohnenangriffe in Afghanistan oder Gaza zu erstellen.
Was Sie kritisieren ist, um es auf den Punkt zu bringen, dass der Autor und auch der Vorposter nicht normativ an die Sache herangehen. Das ist doch aber gerade der Punkt, der vom Autor kritisiert wird. In den Sozialwissenschaften werden ja von Liberalen aller Couleur (von links bis neo) die normativen Wissenschaften bevorzugt. Nach wiki sind „Normative Fragen nach dem, was sein soll, insbesondere wie gehandelt werden soll und welche Werte und Ziele angestrebt werden sollen.“ Noch pointierter beschreibt das die KI von google: „Normative Wissenschaften sind Bereiche der Forschung, die sich mit Fragen des Sollens, also damit beschäftigen, wie etwas sein sollte, und nicht nur damit, wie es ist.“ Man lässt sich also von Wünschen leiten, die dann das Ergebnis der Forschung determinieren. Dies angewandt auf die Geschichtswissenschaft kritisiert der Autor und der Vorposter. Da doch offensichtlich das Korrektiv einer empirischen Wissenschaft fehlt.
Garry: “Die Völkerkunde oder auch der Studiengang Anthropologie hat ein sehr dunkles Geheimnis: Sie sollten den Imperialisten helfen, ihre Kolonien besser zu unterwerfen und zu kontrollieren. Rassismus war absolut inbegriffen bis hin zur Anleitung zum Massenmord.“
Das klingt so als ob der Rassismus Ursache von Kolonialismus und Imperialismus wäre und nicht deren Rechtfertigung. Mit dem „dunklen Geheimnis“ machen Sie ein Mysterium daraus. Kann es sein, dass Sie hier ökonomische Klassenfragen zu biologische Rassenfragen uminterpretieren? Das wäre linker Rassismus. Im Übrigen stellte der Autor alles was Sie hier aufwerfen nicht infrage, nur stellt er das Normative nicht an erster Stelle, was in der Geschichtswissenschaft schlicht Unsinn ist, weil damit vorweg gewünschte Ergebnisse geliefert werden – also abhängig vom Zeitgeist sind.