
Die Bildungsmisere ist weiterhin ein großes gesellschaftliches Problem. Doch die Politik scheint sich darum kaum noch kümmern zu wollen. Dabei wäre es dringend geboten, Bildung wieder in den Fokus zu rücken.
Roberto De Lapuente hat mit Professor Tim Engartner darüber gesprochen, wo eine Bildungswende ansetzen müsste.
De Lapuente: Eine neue Bundesregierung ist wie ein neues Siechen: So könnte man das unter anderem in puncto Bildungspolitik sehen. War eigentlich zu erwarten, dass Bildung überhaupt noch eine Rolle spielt im derzeitigen politischen Klima?
Engartner: Bildungspolitische Themen haben es im Wettstreit mit anderen Themen wie dem scheinbar unaufhaltsamen Siegeszug der AfD oder der außen-, sicherheits- und verteidigungspolitisch aufgeladenen Frage von Krieg und Frieden in der Ukraine sowie im Nahen Osten gegenwärtig in der Tat besonders schwer. Das ist frustrierend, denn die Defizite sind in kaum einem anderen Politikfeld so eindeutig zu benennen wie im Bildungssektor. Die Gründe, warum die überfälligen Reformen in der Bildungsrepublik Deutschland auf sich warten lassen, sind mitunter trivial. So scheitern die meisten bildungspolitischen Anstrengungen daran, dass die Differenzen hinsichtlich möglicher Wege zum Erfolg im föderalen Flickenteppich nicht nur zwischen 16 Landesregierungen, sondern auch noch unter dem politisch womöglich anders gefärbten Auge des Bundes diskutiert werden – und nicht die offenkundigen Versäumnisse in den Mittelpunkt der Anstrengungen gerückt werden. Überfällige bildungspolitische Kraftanstrengungen werden auch dadurch ausgebremst, dass in Sachen Bildung alle Bescheid zu wissen glauben – und entsprechend rein-, in jedem Fall aber mitreden. Dabei fehlt es nicht an Erkenntnissen und Vorschlägen, sondern an Entscheidungen. Ein Beispiel: Trotz eines Anstiegs der Bildungsausgaben investiert Deutschland nach wie vor zu wenig in Bildung. Wir liegen unverändert unterhalb des OECD-Durchschnitts, d. h. Deutschland liegt mit 4,5 Prozent beim Abteil der öffentliche Bildungsausgaben am BIP näher am EU-Schlusslicht Rumänien mit 3,7 Prozent als am Spitzenreiter Schweden mit 7,1 Prozent.
»Es lässt sich eine Verflachung unserer Sprache erkennen«
De Lapuente: Es wird doch Felder geben, bei denen man recht leicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen könnte. Warum fängt man denn nicht damit an?
Engartner: Man könnte tatsächlich beim Naheliegenden und Unstrittigen beginnen: Ein Beispiel für das, was wissenschaftlich unumstritten ist und daher schnellstmöglich eingelöst gehört: die flächendeckende, kostenfreie und frühestmögliche Förderung von Kindern in Kitas. Die Inanspruchnahme von Bildungsangeboten erst mit der Einschulung verpflichtend zu machen, ist erwiesenermaßen zu spät. Der Rückstand, der in den ersten sechs Jahren entstanden ist, wenn Kinder bis dahin noch in kein Buch hineingeschaut haben, nicht regelmäßig der deutschen Sprache ausgesetzt waren und das institutionelle Bildungsumfeld nicht kennengelernt haben, lässt sich kaum aufholen. Dieses sprachliche Unvermögen beweisen nicht zuletzt die 45 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler, die inzwischen bei der Theorieprüfung durchfallen. Unsere Gesellschaft kann es sich aber schlicht nicht leisten, große Teil der künftigen Generationen schon während der primären Bildungsphase zu verlieren oder besser gesagt: abzuhängen.
De Lapuente: Die sprachliche Einschränkung ist in der Tat besorgniserregend, man muss die jungen Leuten nur reden hören und schreiben sehen. Leben wir nicht grundsätzlich in einem sprachfeindlichen Klima: Überall Piktogramme, Chatverläufe und Abbreviaturen?
Engartner: In der Tat lässt sich eine Verflachung unserer Sprache erkennen. Während die akademischen Eliten im Feuilleton die passendste Form des gendersensiblen Sprachgebrauchs erörtern, erleben wir bis in die Mitte der Gesellschaft eine Verflachung der Sprache mit Blick auf Wortschatz und Syntax. Rechtschreib- und Zeichensetzung werden selbst von Lehramtsstudierenden des Fachs Deutsch nur noch bedingt beherrscht. Dass eine fehlerfreie Orthografie, eine korrekte Zeichensetzung und eine treffliche Ausdrucksweise die Güte unserer zentralen Kulturtechnik, des Schreibens, zum Ausdruck bringt, ignorieren längst nicht mehr nur die digitalen Generationen. Generationenübergreifend nutzen wir zum Verschriftlichen von Texten immer seltener Füller, Kugelschreiber oder Bleistift und setzen stattdessen nahezu ausschließlich auf Tablets, Notebooks und Smartphones
»Jugendliche treffen Freunde nur noch halb so häufig analog«
De Lapuente: Die GroKo erklärt Digitalität zu einem großen Ziel – vor allem im bürokratischen Bereich. Fürchten Sie, dass man das Digitale nun auch mehr und mehr zu einem Bildungsinhalt macht?
Engartner: Das steht in der Tat zu befürchten, ja. So müssen wir annehmen, dass der sich nicht zuletzt aufgrund des Lehrkräftemangels verschärfende Unterrichtsversorgungsengpass den Ruf nach digitalen Tools noch lauter werden lässt. Gleichzeitig üben Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta als weltumspannende Machtzentren in historisch geradezu einzigartiger Weise Druck auf unser Bildungssystem aus. Doch nicht nur sie drängen auf den Bildungsmarkt, sondern auch Stiftungen, Non-Profit-Organisationen und Verbände. Dass sich das Kabinett Merz gegen Lobbyismus dieser Art stemmen wird, steht kaum zu vermuten. Wie erfolgreich die Tech-Giganten und ihre Vorfeldorganisationen dabei sind, ohne Regularien auf den Markt zu stoßen, zeigt sich geradezu mustergültig am DigitalPakt Schule. In dessen Rahmen investierte der Bund insgesamt fünf Milliarden Euro, wobei der Betrag 2020 im Kontext der Corona-Pandemie bekanntlich um weitere 1,5 Milliarden Euro aufgestockt wurde. Auch diese Investitionsoffensive hat zu einer sicht- und spürbaren Aufwertung digitaler Lehr- und Lernarrangements geführt. Dabei lässt sich der Auswertung internationaler Metastudien zufolge für den schulischen Einsatz digitaler Medien kein positiver Effekt auf die fachlichen Leistungen von Lernenden feststellen. Zu desillusionierenden Ergebnissen kommt auch John Hattie in der 2023 veröffentlichten Neuauflage seiner für die empirische Bildungsforschung richtungsweisenden Metastudie Visible Learning: Die positiven Lerneffekte der Implementierung digitaler Techniken sind im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Steigerung der Unterrichtsqualität bestenfalls durchschnittlich. Resümierend bricht er seine Befunde auf die Formel »But it is not IT; it is ITT – It’s the Teaching« herunter. Aber im blinden Glauben daran, dass Digitalisierung uns in jedem Gesellschaftsbereich voranbringt, wird diese Erkenntnis vermutlich untergehen.
De Lapuente: Wie lässt sich erklären, dass man mit digitalen Methoden so viel schlechtere Lernresultate zeitigt?
Engartner: Die Digitalisierung unserer Bildungs- und Lebenswelten schürt den Irrglauben, dass Wissen jederzeit abrufbar sei. Der viel zitierte Satz »Das muss man nicht lernen, das lässt sich googeln«, verkennt indes die wirkmächtigen Mechanismen, die unsere alltägliche Internetnutzung prägen: Algorithmen und personalisierte Suchvorgänge diktieren die Inhalte, die uns angezeigt werden. Dies engt nicht nur unser Blickfeld unzulässig ein, sondern verfestigt überdies unsere (Vor-)Urteile. Das für Bildungsprozesse unverzichtbare Hinterfragen bleibt auf der Strecke. Die damit verbundenen Gefährdungen sind unbestritten. Wie ernst diese zu nehmen sind, lässt sich vielleicht am ehesten daran erkennen, dass Managerinnen und Managern im Silicon Valley längst begonnen haben, ihre Kinder vom digitalen Sog fernzuhalten: Viele von ihnen untersagen ihren Kindern inzwischen jede Nutzung digitaler Endgeräte. Dabei haben sie gute Argumente, wie zum Beispiel den Befund, dass US-amerikanische Jugendliche nur noch halb so häufig mit Freundinnen und Freunden analog treffen wie vor 15 Jahren.
De Lapuente: Ist das Beklagen des digitalen Lernens nicht auch ein Stück weit Fortschrittsverweigerung?
Engartner: Nein, das sehe ich nicht so, denn inzwischen gibt es ja eindeutige Belege dafür, dass z. B. die intensive Smartphone-Nutzung mit schlechteren schulischen Leistungen einhergeht, weil das digitale Dauerfeuer unser Gehirn um seine Leistungsfähigkeit bringt. Die Digital Natives haben das konzentrierte Vertiefen in einen Text verlernt, wie gerade erst Anant Agarwala und Martin Spiewak in der ausgesprochen lesenswerten ZEIT-Titelstory beschrieben haben. So gibt es eine erdrückende empirische Evidenz für den Sachverhalt, dass unser Gehirn im Dauerkontakt mit dem Digitalen Lesefähigkeit einbüßt. Der tief verwurzelte Glaube, wonach das Lehren und Lernen im virtuellen Klassenzimmer sowie per orts- und zeitunabhängiger digitaler Lehrformate an Hochschulen nun die Renaissance der Bildungsrepublik einläuten wird, läuft ins Leere.
»Wir brauchen ein breites Repertoire an Methoden statt digitaler Einwegkommunikation«
De Lapuente: Die Abhängigkeit von den Internetkonzernen scheint auch keine Rolle zu spielen, wenn man mehr digitale Schule fordert. Oder übersehe ich den Widerstand dagegen?
Engartner: Nein, die Fürsprecherinnen und -sprecher der digitalen Wende ignorieren nicht nur den Einfluss der führenden Internetkonzerne auf den milliardenschweren Bildungsmarkt. Sie übersehen zugleich, dass sich die Probleme unserer Schulen und Hochschulen nicht in technischen Ausstattungsproblemen erschöpfen, sondern diese zuvorderst dem unzureichenden Personalschlüssel, dem Irrglauben an die lerngruppenunabhängige Wirkmächtigkeit selbstgesteuerter – insbesondere digitaler – Lernprozesse, dem Verzicht auf das für Lernprozesse einst konstitutive Wissen sowie der Abkehr von Ansprüchen bei der Leistungsorientierung geschuldet ist. Das heißt nicht, dass das Internet im Zusammenspiel mit der wachsenden Zahl digitaler Lernprogramme – nicht zuletzt über die wie Pilze aus dem Boden schießenden Apps – mit seinen globalen Informationsmöglichkeiten im Kontrast zu institutionellen Bildungsprogrammen vielversprechende individuelle Informations- und Bildungsmöglichkeiten bietet. Aber insgesamt überwiegen die Risiken die Chancen eindeutig. Es bleibt eine unumstößliche Erkenntnis: Lernprozesse müssen insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften auch so angelegt sein, dass sie sich durch Handlungs-, Interaktions-, Kooperations- und Urteilsorientierung auszeichnen. Um motivierende Neugier zu wecken, entdeckendes Lernen zu fördern und die bei vielen Jugendlichen massiv lahmende analoge Kommunikation anzuregen, muss ein breites Repertoire an Methoden statt digitaler Einwegkommunikation zur Anwendung kommen. Urteils- und Entscheidungskompetenz beispielsweise können nur dadurch gefördert werden, dass in der Gruppe gemeinschaftlich analysiert, diskutiert und präsentiert wird. Die Konsumtion digitaler Medien läuft diesem Prozess zuwider.
De Lapuente: Gibt es denn gar nichts in diesem Sektor, das Sie positiv stimmt, Herr Engartner?
Engartner: Doch, in der Tat gibt es den einen oder anderen Silberstreif am Horizont zu sehen. Das an einer wachsenden Zahl Schulen im Schulterschluss von Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft eingeführte Handyverbot etwa stimmt mich zuversichtlich. Vielleicht erwarten uns ja schon bald neuseeländische Verhältnisse. Zwischen Auckland und Dunedin gilt seit April 2024 ein generelles Handyverbot an Schulen. Und auch in Schweden, wo Bildungspolitik als beste Form präventiver Sozialpolitik betrachtet wird, vollzieht sich gegenwärtig ein Rollback, der Anlass zu Hoffnung gibt. 60 Millionen Euro stellte Schwedens Regierung allein 2023 zur Verfügung, um Bücher wieder in die Klassenzimmer zurückzuholen. Dabei ließ sie sich von der Erkenntnis leiten, dass die kognitive und sozial-emotionale Entwicklung von Grundschülerinnen und -schülern durch digitale Tools in erster Linie negativ beeinflusst wird. Und dann erlaube ich mir gelegentlich noch den Gedanken, dass das Sondervermögen Infrastruktur so viel Geld in die Schulen spült, dass alle Kinder künftig nicht nur ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen in der Mensa erhalten, sondern auch in der unterrichtsfreien Zeit in schuleigenen Theatern, Gärten und Konzertsälen in einer Lehrenden-Lernenden-Relation von 1 zu 10 lernen dürfen. Stellen wir uns doch nur einen Augenblick vor, wie eine Welt aussähe, in der Theater-, Konzert- und Museumsbesuche keinen Eintritt kosten. Es wäre eine Welt, in der die exklusiven Kultureinrichtungen als für alle Kinder zugängliche Bildungsstätten auch nach Schulschluss noch herausragende Lernanlässe bieten.
Tim Engartner ist Professor für Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt ökonomische Bildung an der Universität zu Köln und Mitglied im Vorstand des Interdisziplinären Zentrums für empirische Lehrer*innen- und Unterrichtsforschung (IZeF). Er ist Träger des 1822-Universitätspreises für exzellente Lehre, des Günter Reimann Wissenschaftspreises, des Förderpreises der Gregor-Louisoder-Umweltstiftung sowie des Deutschen Studienpreises. Engartner war Visiting Scholar an der Columbia University sowie Fulbright Scholar an der University of California, Berkeley. Seine Beiträge sind in der ZEIT, der taz, der FAZ, der SZ sowie im Freitag und in den Blättern für deutsche und internationale Politik erschienen.
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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Digitale_Demenz
Verstanden – DD: Digitale Demenz; DDD Doppeltes Demokratisches Defizit. In diesem aktuellen Ganzdeutschland.
Wenn allein die geistigen Hinterlassenschaften von Spitzenpolitikern 10 mm tief in Titanplatten eingelasert würden, könnten schriftkundige Außerirdische noch in Milliarden Jahren aus diesen lernen und nachvollziehen, woran die Menschheit dereinst zugrunde ging.
Der Autor verwendet Begriffe wie „Lehrenden-Lernenden-Relation“ und möchte Kindern und Jugendlichen die Schönheit der deutschen Sprache näherbringen?
Deutsche Pädagogen haben, was Gendern angeht, einen schweren Knall.
Nichtsdestotrotz (was für ein Wort!), ich drücke die Daumen: Handys raus aus den Schulen, die Schüler raus an die frische Luft oder in die Museen, ein Betreuungsschlüssel von eins zu zehn – go for it!
Er beschreibt aber doch das Problem so richtig schön 🙂 :
Löst ganz offensichtlich keine kognitive Dissonaz aus.
P.S. BinnenIBeGone hat hier 7 Stellen rausgefiltert.
Das ist leider unrealistisch. Als ich damals studieren wollte, zog ich auch den Lehrerberuf in Erwägung, das hätte mir Spaß gemacht, aber damals hieß es: es werden immer weniger Kinder, Jobaussichten eher schlecht. Das war vor der EU-Osterweiterung und dem Öffnen der Grenzen durch Merkel und stimmte daher sogar anfangs, Lehrer wurden nicht mehr verbeamtet oder erhielten teilweise keine feste Anstellung mehr und ähnliche Schweinereien.
Lange ist es her, jetzt werben die Bundesländer sich gegenseitig die Lehrkräfte ab, es gibt Quereinsteigerprogramme und Zwangsversetzungen:
https://www.news4teachers.de/2024/03/abordnungen-in-grossem-stil-zwangsversetzungen-von-lehrkraeften-sorgen-in-schulen-fuer-grosse-unruhe/
Eine Quote von 1:10 halte ich daher auf absehbare Zeit für vollkommen unrealistisch, einfach weil das Personal dafür fehlt (abgesehen davon, dass das auch nicht billig ist).
„Eine Quote von 1:10 halte ich daher auf absehbare Zeit für vollkommen unrealistisch, einfach weil das Personal dafür fehlt (abgesehen davon, dass das auch nicht billig ist).“
Verstehe ich gut! Allerdings, man könnte doch in der Verwaltung viele Leute einsparen (dank KI und Co) und diejenigen, die einen Draht zu jungen Menschen haben, in Schulen, Museen, Bibliotheken usw. einsetzen. Alles im Rahmen des öffentlichen Dienstes.
Ein lohnender und interessanter Artikel, der seine besondere Stärke bei der kritischen Sicht der Digitalisierung im Schulwesen hat.
Andere Länder sind im Hinblick auf eine Abkehr vom „Digitalisierungsglauben“ beim Zurückrudern schon weiter bzw. entschlossener, z.B. Dänemark.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus256084218/Schule-Der-Fall-Daenemark-offenbart-Deutschlands-naechsten-Bildungs-Irrtum.html
Natürlich spielen hier längst nicht nur didaktische Aspekte und Motive eine Rolle, sondern auch die Interessen von Hard- und Softwareherstellern u.a.m.
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Widersprechen möchte ich aber, wenn Herr Engartner die föderale Struktur des Bildungswesen als eine Hauptursache für die aktuelle Bildungskatastrophe nennt. Das ist zwar ein beliebtes und regelrecht populäres Argument, aber es wird meist nur von solchen Leuten vertrteten, die keinen tieferen Einblick in die Schulpraxis haben.
Stattdessen sind die Ursachen vielfältig – wir hatten das hier kürzlich schon einmal – und eine gewiss viel größere Rolle spielt die Instrumentalisierung des Bildungssystems, ja sein Missbrauch für letztlich schulferne andere politische Zwecke (z.B. Sozialpolitik, Migration, ideologielastige Kulturpolitik), die untrennbar mit dem Selbstverständnis und der Agenda der seit Jahren dominierenden politischen Parteien verbunden sind.
Überdies sind diese andere Zwecke in hohem Maße moralisch aufgeladen – wir kennen das ja auch von anderen Politikfeldern – und daher der nüchtern-sachlichen Debatte teilweise entzogen.
So ist es! Insbesondere die Gräben zwischen Einheimischen und bildungsfernen Migrantenkindern sind ein Problem, denn die Deutschen versuchen natürlich, mit den Füßen abzustimmen und ihren Kindern einen möglichst guten Start ins Leben zu gewährleisten. Das ist einer der (i.d.R. verschwiegenen) Gründe weshalb die Gymnasialfraktion der Elternschaft, den Gesamtschulen feindlich gegenüber steht: die Ausländerquote an Gymnasien ist signifikant geringer, das Niveau allgemein höher.
Ich will meine Kinder auch nicht im Kindergarten zwangsweise frühbeschulen lassen, nur weil Zuwanderer keine Bücher zu Hause haben oder unsere Sprache nicht können. Solche Zwangskompromisse verschlechtern letztendlich die Bildung meiner Kinder, weil sie im Kindergarten mißbraucht werden, um Integrationsleistungen zu erbringen (die die Politik, grundverlogen wie sie ist, überall aus ihren Überlegungen ausklammert), statt selbst zu profitieren.
Aber das ist nur ein Aspekt, ebenso wie der Digitalisierungskram nur einer von vielen ist.
Die Verblödung der Massen ist doch kaum noch zu übersehen, sei es in Straßenverkehr, beim Einkaufen, bei Behördenbesuchen, in den Banken, in den Hotlines etc.
„Ausgebildete“ Fachkräfte können nicht mal Stoff, der Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung ist, die angeblich abgeschlossen wurde. Im kaufmännischen Bereich wäre da Prozent- und anderes Bruchrechnen dunkles Beispiel.
Es ist ja wie ein Gewinn, wenn man Menschen begegnet, die das Denken nicht zu Gunsten bevorzugter Annahmen eingestellt haben.
Das ganze Land ist wie auf sedierende Psychopharmaka, unübersehbar.
Die Eliten koksen sich auf ihren Reisen einen weg, wie Merz, Macron etc. eindrucksvoll belegen.
Da die Bildungsmisere absolut unübersehbar ist, bleibt tatsächlich nur Absicht. Dumme, besonders Dumme, denenan erlaubt, sich für clever zu halten (gutes Beispiel sind Demos, die die Regierung unterstützt und gutheißt – was für eine Form von Protest soll DAS denn bitte sein?), sind ideal manipulierbar. Nudging funktioniert inzwischen auf eine alarmierend plumpe Weise, weniger sanft, mehr brachial.
Ein Artikel in der Tat vor einigen Wochen mit dem Thema Jahrestreffen von Mensa e.V., dem größten Netzwerk für hochbegabte in Deutschland, aus Anlass des Jahrestreffen des Vereins in Bremen, war insgesamt erstaunlich negativ und musste Bezug nehmen auf einen Jahre zurück liegenden Missbrauchsvorfall, dem konsequent Vereinsausschlüsse folgten.
Die Intention, hier eine Verknüpfung von Hochbegabung mit verabscheuungswürdigem Verhalten beim Leser zu konstruieren, ist keineswegs ausgeschlossen.
Leute mit nennenswertem IQ sind schwierig regierbar und Machthabern potenziell gefährlich, besonders, wenn sie organisiert sind.
Man darf gespannt sein, ob das nur der Startschuss zur Einhegung intelligenter Menschen in diesem Land war.
Interessanter Artikel, und dass die Schulen (in skandinavischen Ländern) erst jetzt auf den Trichter kommen wundert mich 😉
Bei Waldorf-Schulen (nein, bin kein Fan der „Waldörfler“ bzw. der „Antrophosophie“ – nur um falschen Annahmen im Vornhinein entgegenzutreten) ist dies schon längst Praxis – auch in Waldorf-Kliniken übrigens – kein Witz.
Was selbst einst als Patient in einer solchen Klinik, und kann daher aus eigener Erfahrung berichten, dass diese Waldorf-Klinik, die hier leider die einzige Klinik für Patienten mit psychischen Problemen ist, von Anfang an darauf bestand, dass Smartphones, Handys und Computer nicht erlaubt sind – während des Klinikaufenthaltes.
Ich hielt das damals auch für nicht zeitgemäß, aber nach Behandlungsende kann ich bestätigen, dass ich die Smartphone, Computer und Handyfreie Zeit für anderes, bzw. besseres, genutzt habe, und kein Witz, das mir die moderne Technik fehlte fiel mir gar nicht auf.
Mensch konnte sich auf Wesentlicheres konzentrieren was zum Erfolg meiner Behandlung in dieser Klinik beitrug.
Gruß
Bernie
„….was wissenschaftlich unumstritten ist und daher schnellstmöglich eingelöst gehört: die flächendeckende, kostenfreie und frühestmögliche Förderung von Kindern in Kitas.“
Zu diesem Erkenntnisgewinn bedarf es jedoch nicht DER „Wissenschaft“, sondern erschließt sich (eigentlich) selbständig.
„Der Rückstand, der in den ersten sechs Jahren entstanden ist, wenn Kinder bis dahin noch in kein Buch hineingeschaut haben, nicht regelmäßig der deutschen Sprache ausgesetzt waren (etc.) und….“
Diesbezüglich sind „Kindshalter“ (Eltern) zuständig, nicht irgendein Staat!
„In der Tat lässt sich eine Verflachung unserer Sprache erkennen.“
Korrekt. Bereits länger, weil selbst innerfamiliär (un)gepflegt.
„So müssen wir annehmen, dass der sich nicht zuletzt aufgrund des Lehrkräftemangels verschärfende Unterrichtsversorgungsengpass..“
Frage an die Boomer, die sich als solche noch zu outen trauen:
wie viele Schüler kamen auf einen Lehrer und waren nach Abschluss der Schule dennoch gebildeter/intelligenter als die heutigen 1er-Abiturienten in überschaubaren Grüppchen?
„…dass Managerinnen und Managern im Silicon Valley längst begonnen haben, ihre Kinder vom digitalen Sog fernzuhalten..“
Hey, dazu müsste man zwingend Manager sein, um einen offenen Horizont zu haben ?!
„…inzwischen gibt es ja eindeutige Belege dafür, dass z. B. die intensive Smartphone-Nutzung mit schlechteren schulischen Leistungen einhergeht, weil das digitale Dauerfeuer unser Gehirn um seine Leistungsfähigkeit bringt..“
Also, wer hätte auf so etwas auch eigenständig und ohne „Belege“ kommen können? Gott sei dank gibt’s das www zum schlau-werden.
„Das an einer wachsenden Zahl Schulen im Schulterschluss von Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft eingeführte Handyverbot etwa stimmt mich zuversichtlich.“
Zuversicht? Man sollte es eher schwer bedenklich nennen, wenn etwas eingeführt wurde, das es in der Form niemals hätte geben dürfen.
Außerdem; was nutze ein Aussetzen über wenige Stunden innerhalb der Schule, wenn (durch „Verziehungs- und Desinteresseberechtigte“) der Rest des Tages/der Nacht ausgleichend exzessiv genutzt werden darf?
„..dass alle Kinder künftig nicht nur ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen in der Mensa erhalten,…“
Sollten nicht einige originäre Aufgaben, wie z.B. Frühstück oder Abendessen, Bekleidung, Förderung, Hingabe, Zuwendung etc. bei Eltern verbleiben, da es DEREN Aufgabe ist, Kinder, die man sich aus x-beliebigen Gründen „anschafft“, einen bestmöglichen Start zu gewährleisten? Wird ja zusätzlich mit Kindergeld und Freibeträgen subventioniert!
Und nein – NICHT alle Kinder gehören kostenlos verköstigt, betreut oder in außerschulische Aktivitäten integriert, sondern nur jene innerhalb einer unteren Einkommensgrenze x der Eltern.
„Stellen wir uns doch nur einen Augenblick vor, wie eine Welt aussähe, in der Theater-, Konzert- und Museumsbesuche keinen Eintritt kosten.“
Stelle ich mir soeben vor und frage mich, was Kinder von denen unterscheidet, die zwar arm, aber leider keine Kinder mehr sind, um sozial teilhaben bzw. partizipieren zu dürfen.
Arme Welt!
Ich will keine Kindergartenpflicht nur weil Zuwanderer das nicht auf die Reihe bekommen:
Ich habe Kindergarten gehasst! Es hat sich wie Gefängnis angefühlt und ich bin meiner Mutter ewig dankbar dafür, dass sie für uns aufgehört hat, zu arbeiten, das war in der DDR alles andere als selbstverständlich!
Nein, der Staat muss es sicherstellen, weil es sonst oft, zum Nachteil der ganzen Gesellschaft, nicht stattfindet! Wir können uns nicht massenweise Minderbemittelte leisten, die den Rest ihres Lebens von Stütze leben, arm sind, evtl. kriminell werden…
Zustimmung, ich bin für ein Smartphoneverbot für U16. Ein kastriertes Handy, zum sms-en und telefonieren, halte ich aber für akzeptabel.
„Die GroKo erklärt Digitalität zu einem großen Ziel – vor allem im bürokratischen Bereich.“
– Wo denn sonst, wenn nicht im bürokratischen Bereich?
In der Industrie-Software besteht das Digitale darin, bürokratische Vorgänge „abzubilden“. Administration & Bürokratie ist das Geschäftsmodell des Digitalen seit Einführung der Personalcomputer um die Jahrtausendwende (die Basisinnovation, die die Großrechenzentren ablöste, und noch in Europa stattfand).
Neben der Industrie-Software gibt es an sich nur Kinderfernsehen und daraus abgeleitete Consumer-Produkte wie Smartphones = die weitreichende Infantilisierung, von der Tim Engartner in diesem Interview spricht.
In der Verwaltung arbeiten doch viele Menschen mit Köpfchen? In der DDR nannte man sie, glaube ich, „Kopfarbeiter“. Ich nehme an, jeder versteht intuitiv, was damit gemeint ist.
Nun, dank KI neigt sich die Abendsonne über die klassischen Tätigkeiten der Verwaltung. Wohin also mit dem freigestellten Kopfarbeiter am nächsten Morgen?
Warum nicht in die Schulen, um dort für einen günstigeren Betreuungsschlüssel zu sorgen? Oder in die Museen, auf die Jugendfarmen, in die Natur? Ich wäre dabei.
Also: KI raus aus den Schulen, zumindest in den unteren Klassenstufen, dafür KI rein in die Verwaltung. ChatGPT schreibt mittlerweile schneller und besser Gebrauchstexte. Die Schönheit der Sprache verstehen und anwenden, etwa in einem selbst verfassten Erlebnisaufsatz, einem Stimmungsbild oder Gedicht – das bleibt.
Hat noch keiner gesagt, dass mit KI ja sowieso alles besser wird?
Kommt immer darauf an, wie man neue Technologie anwendet. Automate the boring stuff! Mit Hilfe der KI (bzw. geht auch ohne, Python reicht aus). Während soziale Berufe, also auch der Lehrberuf, menschlich bleiben sollten.
Treffer – versenkt.