Die Kirche hat sich der Staatsräson unterworfen

Dülmen, Kreuzkapelle, Eingangstür, 2021
Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / „Dülmen, Kreuzkapelle, Eingangstür — 2021 — 7193“ / CC BY-SA 4.0

Zwei evangelische Geistliche haben an den evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm einen offenen Brief gerichtet. Grund: Er spielt die Rolle seiner Kirche während der Pandemie herunter.

Ein Gespräch mit Hanns-Martin Hager, einem der beiden Geistlichen.

Redaktion: Herr Hager, Sie haben zusammen mit Ihrem Kollegen Jürgen Fliege einen offenen Brief an die Adresse des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm verfasst. Grund war unter anderem, dass dieser verlauten ließ, während der Pandemie sei alles richtiggemacht worden. Wo hat Ihrer Ansicht nach die Kirche besonders versagt während der letzten drei Jahre?

Hager: Konstitutiv für das Selbstverständnis der protestantischen Kirche ist die kritisch-prophetische Dimension ihres gesellschaftlichen Handelns. Seit den Zeiten des Alten Testaments ist es die unverzichtbare Aufgabe der religiösen Weisen, sämtliche Entscheidungen der Herrschenden mit prüfendem Blick zu beobachten. So hatte zum Beispiel der Prophet Jesaja versucht, Kriegsvorbereitungen im Namen Gottes zu verhindern. Es war seine heilige Pflicht, den König immer dann zu kritisieren, wenn dieser dem Volk nicht Gerechtigkeit widerfahren ließ. Mit der Proklamation der »Pandemie« hat die protestantische Kirche ihr elementares Wächteramt komplett aufgegeben. Ohne jede Diskussion segnete die kirchliche Leitungsebene alle staatlichen Maßnahmen unterwürfig ab.

Redaktion: Können Sie Beispiele nennen?

Hager: 2020 zu Beginn der Corona-Krise durften mehrere Wochen lang keine Live-Gottesdienste in Kirchenräumen stattfinden – unter anderem über Ostern, dem höchsten kirchlichen Fest. Zudem war es verboten, die Alten und Sterbenden zu besuchen. Das ist historisch beispiellos. Seitdem das Christentum eine offiziell anerkannte Religion ist, hat sich die Kirche bisher von keinem Regime derartige Verbote auferlegen lassen – nicht in Zeiten der schlimmsten Diktaturen und nicht in Zeiten der hochinfektiösen Pest. In widerspruchslosem Untertanengeist hat sie sich der Staatsräson unterworfen und damit im Kern die Botschaft des Jesus aus Nazareth verraten.

»Verbot des Lebens schlechthin«

Hanns-Martin Hager
Hanns-Martin Hager

Redaktion: Kirche bestand ja immer auch aus der Losung, dass man Gemeinschaft durch Nähe erzeugt. Während Corona erklärte man das Gegenteil: Gemeinschaft bedeute Abstand. Wieso hat sich Ihrer Meinung nach die evangelische Kirche – die katholische Kirche hat sich ebenso eingereiht – auf diese Umkehr ursprünglicher Werte eingelassen?

Hager: Das widernatürliche Verbot jeglicher leibhaften Nähe – sowohl in der Seelsorge wie in Gottesdiensten – bedeutete nicht weniger als ein Verbot bzw. eine Pervertierung des Lebens schlechthin. Ohne direkte Begegnung und Berührung der Menschen stirbt jedes Individuum wie auch jedes Gemeinwesen innerlich ab. Dass die Kirche das staatlich angeordnete Kontaktverbot inklusive Hausarrest (mit dem Anglizismus »Lockdown« benannt) bis hinunter auf Gemeindeebene umgesetzt hat, liegt an der nach wie vor engen Verbindung zwischen weltlicher und geistlicher Obrigkeit. Diese begann im Jahre 380, als der oströmische Kaiser Theodosius I. und sein weströmischer Kollege Valentinian II. ein Dekret unterzeichneten, mit dem das Christentum nach den Verfolgungen der ersten Jahrhunderte zur Staatsreligion erhoben wurde. Für die der Kirche verliehenen Privilegien erwarten die Herrschenden bis heute unbedingte Gefolgschaft.

Redaktion: Herr Hager, Sie sind Pfarrer – aber Ihre Antwort klingt ein wenig so, wie die Erklärungen jener, die sich von der Kirche oder gar von Gott abgewandt haben, manchmal »Atheisten« genannt. Auch jene sagen, die Kirche sei ein Feigenblatt der weltlichen Macht und – nach einem mittlerweile zu oft zitierten Ausspruch von Marx – Opium fürs Volk. Was würden Sie denen, die Gesellschaft ohne Kirche und Religion anstreben, entgegnen wollen? Kann Gesellschaft ohne Kirche sein?

Hager: Kirche und Religion sind zwei Größen, die nicht von vornherein gleichgesetzt werden können. Kirche ist die institutionalisierte Form von Religion. Die Essenz von Religion ist etwas ganz Anderes. Eine Gesellschaft kann sehr wohl ohne institutionalisierte Religion in Form einer Kirche leben, aber nicht ohne einen individuellen Transzendenzbezug, nicht ohne das urmenschliche Gefühl, dass das biologisch-materielle Leben von etwas Größerem überwölbt wird. Dieses kann nur persönlich erahnt oder existentiell erfahren werden. Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann hat es in einem Satz ausgedrückt: »Der Mensch ist unheilbar religiös.«

»Kirche darf nicht zu einem religiösen Sprachrohr der Herrschenden verkommen«

Redaktion: Wie muss die Kirche sich ausrichten, so sie denn auch künftig einen berechtigten gesellschaftlichen Platz einnehmen will?

Hager: Das für mich entscheidende Kriterium ist: Um wieder glaub- und vertrauenswürdig zu sein, muss sich die Kirche an ihren biblischen Vorbildern ausrichten, vor allem natürlich an Jesus aus Nazareth. Sie hat – wie er – ganz bei den Menschen zu sein und darf nicht zu einem religiösen Sprachrohr der Herrschenden verkommen. Insbesondere hat sie sich laut und deutlich für die Randgruppen einzusetzen: die Gescholtenen, Benachteiligten und Diffamierten. Die klare Orientierung an der Lehre des einfachen Zimmermanns aus Nazareth impliziert besonders, dass die Kirchenfürsten endlich ihre selbstgerechte, eitle Attitüde aufgeben.

Redaktion: Bitte erklären Sie, was Sie mit eitler Attitüde meinen.

Hager: Obwohl sie wohlfeil ständig vom Dienen reden, glauben sie implizit ja, auf dem hohen Ross zu sitzen. Dabei realisieren sie nicht, dass sie gar kein Ross haben. Die einfachen Gläubigen brauchen keine kirchlichen Gouvernanten. Die große reformatorische Entdeckung Luthers bestand ja darin, dass er ein allgemeines Priestertum aller Gläubigen ausgerufen hat. Alle, die getauft sind, tragen das Potential in sich, direkt und ohne amtliche Vermittler mit dem Göttlichen in Beziehung zu treten.

Redaktion: Das Christentum des Augenblicks, wenn wir das mal so nennen wollen, spricht sich für Waffenlieferungen in die Ukraine aus. Priester segnen Waffen und Soldaten. Auch der schon genannte Bedford-Strohm glaubt, dass Waffenlieferungen vertretbar seien. Steckt in dieser Haltung überhaupt noch ein Rest an Christentum?

Hager: Ganz klar NEIN! Die Haltung Jesu in Fragen von Krieg und Gewalt ist eindeutig. Selbst während seiner Gefangennahme, wo Jesus persönlich mit extremer Gewalt konfrontiert ist, fordert er seinen kampfbereiten Jünger Petrus auf: »Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen!«  (Matthäus 26, 52) In der Bergpredigt lautet die siebte Seligpreisung: »Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.« In der gegenwärtig hochexplosiven Lage in Europa von theologischer Seite die Remilitarisierung der deutschen Außenpolitik im Krieg gegen Russland als moralische Pflicht zu fordern, ist ein unverzeihliches theologisches Vergehen.

»Dies sei kein Gebet, sondern eine Gotteslästerung«

Redaktion: Haben Sie vielleicht ein anschauliches Beispiel für so ein theologisches Vergehen, Herr Hager?

Hager: Am 23. Dezember 2022 zitierte die Westfalenpost die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus mit dem Satz: »Waffen für die Ukraine sind Pflicht christlicher Nächstenliebe.« Einen Tag vor Weihnachten ist so ein Satz nicht weniger als ein Schlag ins Gesicht des Weihnachtsevangeliums, in dem die Engel den Hirten verkündigen: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.« (Lukas 2,14) Stärker kann man sich als Inhaberin eines kirchlichen Spitzenamtes selbst nicht delegitimieren.
Die aktuell von der Kirche unterstützten staatlichen Forderungen nach Waffenlieferungen rufen die Erinnerungen wach an das Gebet eines amerikanischen Militärgeistlichen, der vor dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945 betete: »Gott, wir bitten dich, dass unsere tapferen Soldaten, die aufsteigen in deinen Himmel, von dir gesegnet seien.« Der mutige evangelische Theologe Helmut Gollwitzer kommentierte damals, dies sei kein Gebet, sondern eine Gotteslästerung.

Redaktion: Sie sagen, so eine Theologie sei unverzeihlich: Muss man als Christenmensch nicht gerade den Sündern verzeihen? Also stellen wir uns mal vor, die genannte Ratsvorsitzende oder Herr Bedford-Strohm erkennen ihre Schuld: Heißt es da nicht verzeihen? Oder wäre das zu einfach?

Hager: Verzeihen bzw. vergeben wird häufig assoziiert mit einer großen kultischen Geste der Absolution durch einen Pfarrer, der dem reuigen Sünder im Namen Gottes seine Verfehlungen vergibt: Zum Beispiel im Rahmen einer gottesdienstlichen Beicht- und Bußfeier. Also das Tilgen einer Schuld in Gestalt einer unbeteiligten geistlichen Amtsperson. Vergebung meint im Kern etwas Anderes, nämlich: Wenn der, den das Leid getroffen hat, zu sich selbst sagt: Das, was in der Vergangenheit geschehen ist, hat keine Macht mehr über mich. Das griechische Wort für vergeben heißt so viel wie »wegstellen«. Das bedeutet: Wenn mir etwas Schlimmes widerfahren ist, das weder ich noch ein anderer ungeschehen machen kann, dann sage ich: Ich stelle es für mich weg. Es übt keinen negativen Einfluss mehr auf mein Leben aus. Nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Seelsorger behaupte ich: Das ist die einzige Möglichkeit, wie Vergeben funktioniert.

Redaktion: Können Sie das ein wenig konkreter erläutern?

»… um der Staatsräson willen verraten«

Hager: In unserer gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Situation bedeutet das also nicht: Ich vergebe den Kirchenfürsten für ihre fatale Haltung zu Waffen und Krieg, sondern: Ich distanziere mich innerlich von solchen skandalösen Aussagen, die ich nicht ändern kann – und orientiere mich persönlich wieder direkt an den Wurzeln des Glaubens. Und dazu verbinde ich mich mit Gleichgesinnten. Das geschieht bereits landauf landab. Immer mehr Menschen wenden sich von den Amtskirchen ab und ziehen sich dorthin zurück, wo der christliche Glaube seinen Ursprung hat – in den kleinen Kreis von Privathäusern. Die Lehre Jesu, die nicht für religiöse Großorganisationen gemacht ist, ist zu wichtig, als dass man sie einem kirchlichen Establishment mit seinen regierungshörigen Vasallen überlässt, die sie um der Staatsräson willen verraten haben.

Redaktion: Das sind harte, ja fast schon revolutionäre Worte – zumal für einen Geistlichen …

Hager: Die jahrhundertelange Blutspur, die das amtliche Christentum in Gestalt von Kreuzzügen, Hexenjagden, Ketzerverfolgungen und Waffensegnungen hinterlassen hat, ist lang und tief. Daher ist es endlich an der Zeit, dass die revolutionäre Lehre des Zimmermanns aus Nazareth sich nach 2.000 Jahren wahrhaft neu entfaltet. Dieser Neuanfang ist meiner Überzeugung nach nur in einem überschaubaren und geschützten Umfeld möglich, in einem geistigen Innenraum, in dem sich jenseits von Kriegstreiberei und Kontrolle ein wirksames Klima von Frieden und Freiheit entwickeln kann. Nach gegebener Zeit wird dieser heilsame Klimawandel sich auch auf die ganze Welt ausbreiten.

Redaktion: Der mittlerweile verstorbene Papst Benedikt XVI. hat 2011 in seiner Freiburger Rede eine Entweltlichung der Kirche befürwortet, vereinfacht gesagt dem Sinne nach, dass Kirche und Staat strikt getrennt sein sollten: Sehen Sie darin auch einen Weg für eine Religion der Zukunft?

Hager: Ja, die Entweltlichung der Kirche in Gestalt einer politischen wie finanziellen Unabhängigkeit vom Staat und in konsequenter Wahrnehmung ihres eingangs benannten kritischen Wächteramtes wäre sehr erstrebenswert. So könnte eine zweite Renaissance entstehen, in deren Verlauf im momentan maroden Kirchenschiff – analog zur 2019 ausgebrannten Kathedrale von Notre Dame in Paris – wieder neues geistliches Leben erblüht.

Redaktion: Lieber Herr Hager, herzlichen Dank für dieses tiefgründige Gespräch. Möge also der Frieden mit uns sein.

Hager: Auf dass sich das Wort des Propheten Micha (Kap. 4, Vers 3) erfülle: »Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.«

Das Gespräch führte Roberto De Lapuente.

Hanns-Martin Hager, Jahrgang 1959, ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und ist seit 2021 im Ruhestand. Zuletzt war er Gemeindepfarrer in Grainau in der Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen. Von 1990 bis 2018 war er als Seelsorger in verschiedenen klinischen Einrichtungen tätig. Er ist Heilpraktiker für Psychotherapie. Von 1999 bis 2017 hielt er Vorträge zu medizinethischen Themen an der Evangelischen Akademie Tutzing.

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24 Kommentare

  1. Warum soll es keine Querschläger unter Geistlichen geben? Und warum soll das von Belang sein, wenn sie sich, ironischerweise während eines weiteren Anstiegs der Corona-Fälle primär aufgrund karnevalistischer Tätigkeiten, zu Wort melden und die Pandemie durch Verwendung von Anführungszeichen in Frage stellen.

    Ich bin weit entfernt davon, auf die Seuche bezogenes Obrigkeitshandeln unbesehen durchzuwinken. Dafür war die Fehlerquote dabei viel zu hoch. Aber den beiden Interviewten geht es offensichtlich nicht um einzelne Massnahmen, ihnen fehlt bis heute die – im Schliller’schen Sinne verstandene – Einsicht in die Notwendigkeit von Abwehrmassnahmen. Das ist nichts als peinlich.

  2. Die unchristlichen, asozialen und kriegstreiberischen Aussagen eines gewissen Schweinepriesters aus dem Osten haben das Maß voll gemacht und ich habe den “Verein“ verlassen – und es wird leider nicht besser.

    1. @AeaP

      Nichts Neues unter der Sonne – siehe auch mein Hinweis weiter unten auf die Bücher des Ex-Theologen Karlheinz Deschner “Abermals krähte der Hahn” und “Die Kriminalgeschichte des Christentums – insbesonders das Kapitel über die Priester die schon damals zum Kampf gegen den “Gottlosen Kommunismus und Bolschewismus” in der echten UDSSR aufriefen – mit über 27 Millionen toten Sowjetbürgern…..

      Die Organisation Kirche war schon damals das Problem – und das Andienen der Kirchenoberen an die Mächtigen der damaligen Zeit – eben, wie oben erwähnt nichts Neues im Westen….

      Zynischer Gruß
      Bernie

  3. Gestatten Sie mir einen kleinen Einwand. Marx schrieb von Religion als Opium des Volkes und nicht fürs Volk. Es geht um Trost, nicht um Manipulation. Finde ich nicht so nebensächlich.
    Es gibt Tage, an denen ich es bedauere, nicht religiös zu sein. Mir bleibt der Trost versagt, all denen, von denen im Interview die Rede ist, in der Hölle als meiner sicheren Endstation, zu begegnen.

    Ich möchte Hager meinen ausdrücklichen Respekt bekunden. Vollkommen ohne Ironie und Hintergedanken. Trotzdem die Frage, wie man sich als Christ in einer der beiden Staatskirchen fühlt? Ich lese die Antwort ein wenig aus dem Verweis auf Luther.
    Die Segnung der Mörder von Hiroshima und Nagasaki kannte ich noch nicht. Aber niemand vermag sich zu wundern. Ich erinnere mich dafür daran, das ein Katholischer Bischoff, ich glaube er hieß Spellman, die Bomben segnete, die nach Vietnames verschifft wurden. Diese Bomben haben sicher viele Katholiken getroffen, die damals 10% der vietnamesischen Bevölkerung ausmachten.
    Merkwürdige Welt.

    Gut, dass Menschen wie Hager noch zur Empörung fähig sind. Für mich reicht es nicht mal mehr zum Zynismus. Bewahren sie sich ihren Mut!

    1. @1211

      Kann mich nur anschließen, aber warum verschweigt der evangelische Theologe eigentlich ein anderes Thema, wo die Kirche sich der Obrigkeit angedient hat – ja, auch die evangelische, nicht allein die katholische Kirche, und mehr als 6 Millionen Juden mit dem Leben dafür bezahlt haben, dass die beiden großen Kirchen von 1933 an – bis sogar nach dem Tod von A.H. (die katholische Kirche soll angeblich sogar noch eine Totenmesse nach seinem Selbstmord abgehalten haben – für den “Führer” A.H.) 1945 – dessen Politik bedingungslos unterstützt haben? Ein Makel, der bis heute auf den beiden großen Kirchen Deutschlands liegt – der Ex-Theologe Karlheinz Deschner, der leider schon längst verstorben ist, hat dies sehr detalliert und bis heute unwidersprochen in seinem Buch “Abermals krähte der Hahn” bzw. “Die Kriminalgeschichte des Christentums”….beschrieben….das soll jetzt, wie bereits erwähnt keineswegs die Taten einzelner Priester abwerten, die für ihre christlichen Werte eintraten, und sogar dafür ins KZ gingen, und dort manchmal auch ermordet wurden, aber die Organisation der Kirchen war schon damals das Problem – man hielt zum Staat, egal was passierte, und diese Schuld wird auch auf ewig auf den Organisationen liegen – nicht auf Christen, aber auf deren Kirchenvertreter, die diese Politik damals in kirchlichen Organisationen stützten statt diese zu bekämpfen.

      Übrigens A.H. war kein Religionsferner – wie man glauben könnte – sondern römisch-katholischer Christ – und Deschner war es auch, der des öfteren auf diese historische Tatsache hinweis.

      Gruß
      Bernie

      1. https://m.youtube.com/results?sp=mAEA&search_query=Die+hasserf%C3%BCllten+Augen+des+Herrn+Deschner

        Der Hass in den Augen Deschners . Ein richtig guter Film, iin dem die Autorin eine Beschimpfung, also eine von unendlich vielen, aufgreift, die sie für besonders absurd erachtet. In einem Podcast zu ihrem Film spricht sie von ihm als außergewöhnlich sanften Menschen.
        Der Film ist von einer vollkommen aus der Zeit gefallenen Machart. Jeder kommt zu Wort. Keine absurden Schnitte, weil man glaubt – und wahrscheinlich sogar Recht hat – dem Rezipienten nicht mehr als drei kurze Sätze zumuten zu dürfen.
        Sie, die Autorin, ist nicht auf der Seite der Feinde Deschners, lässt sie aber gebührend zu Wort kommen ohne dem Zuschauer gleich didaktisch zu kommen, wie übel er das Gesehene zu beurteilen hat.
        Hat mir richtig gut gefallen.

        1. @1211

          Ja, kenne ich auch und man findet es immer noch da Deschner ja über seinen Tod hinaus bis heute Freunde und Feinde im deutschsprachigen Raum hat – wohl auch deswegen weil das was er herausfand und bis zu seinem Lebensende veröffentlicht hat bis heute unwidersprochen für die Schattenseiten der Römisch Katholischen Kirche steht – Deschner selbst sah darin sein Lebenswerk über die Opfer der Christianisierung aufzuklären – er selbst hat Mal geschrieben das das was er für die Katholische Kirche herausfand für jede andere Konfession gilt, aber er konzentrierte sich auf die Römisch Katholische Kirche

  4. Man muss anmerken, daß der atheistische Humanismus auch zum großen Teil Waffenlieferungen befürwortet, um irgendwelche Werte zu vertreten. Er verliert damit auch den konkreten Menschen, seine Nöte aus den Augen. Schlimmer noch, Metaphysisches geht dabei vor Reales, es driftet ab in Missionarisches.

    1. @Ulrich

      Kann als Atheist nur zustimmen – im übrigen wundert mich es schon, dass gerade angebliche “Humanisten” kriegsbesoffen sind – zumindest was deren Organisationen angeht, was keineswegs einzelne Humanisten, die für Frieden und gegen Kriege sind, entwerten soll – das Problem dürfte, wie bei den Kirchen in der “Verorganisierung” dieser Institutionen liegen. Sorry, aber das ist meine Meinung, und ich werte auch keine Christen oder sonstige Religiöse ab, die ehrlich für Frieden und Pazifismus (im alten Sinne, nicht dem neu-grünen woken Pazifismus der kriegsbesoffen ist) eintreten – das Problem düfte wohl tatsächlich darin liegen, dass die Kirchen und manche Humanistische Vereine – eben Organisationen mit Satzungen sind, die den Gedanken der Religiösität oder des Humanismus 2023 pervertieren….

      Gruß
      Bernie

  5. Jesus, ganz ohne christlichen Kitsch war alles andere als ein Friedensengel – er soll nämlich auch einmal gesagt haben – “Ich bin nicht gekommen den Frieden zu bringen sondern das Schwert….” – woher ich das weis? Hier der Buchhinweis “Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns” Autor der Ex-Theologe und Religionskritiker Heinz-Werner Kubitza…..es kann auch sein, dass ein Evangelist Jesus diese Worte in den Mund gelegt hat – da ja nicht historisch bewiesen ist, dass eine Person namens Jesus Christus je auf Erden wandelte, aber es ist auch beim Neuen Testament so – wie bei jeder religiösen Schrift, dass die für beide etwas drin hat – für die “Heiligen Krieger” der Religiösen ebenso wie für christliche Friedensengel…..das ist das Problem an den religiösen Schriften, sie sind beliebig auslegbar…..und viel von Kitsch überdeckt, was bei näherer Betrachtung doch eine andere Seite der Religion(en) zeigt…..

    Nichts für ungut, aber das ist so, wobei ich das Problem weniger in den Theologen sehe sondern in der x-beliebigen Auslegung von Bibelstellen – auch im Neuen Testament – das ist, wie schon erwähnt für jeden was dabei….im übrigen ich halte es mit Drewermann, auch wenn der, aus seiner Sozialisation als evangelischer Priester nur das Gute und pazifistische in seiner Religion zu kennen scheint – die leider Janusgesichtig ist. (wo einem dann auch nicht wundert, dass Priester auch Soldatenmessen abhalten, Völkerhass predigen und Waffen segnen)…..Religion eben….

    Bin Atheist, aber kein Hardcore-Atheist mehr, dass habe ich mir abgeschminckt in Zeiten wo sogar vorgeblich atheistische oder sogar humanistische Vereine für den Krieg trommeln….

    Zynischer Gruß
    Bernie

    1. Ich ziehe vor nichts zu sein..bin übrigens als Zwangskatholik aufgewachsen für 14 Jahre, seitdem kein Mitglied mehr, kann überhaupt nicht verstehen daß Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften überhaupt noch Mitglieder haben, nominale oder ernsthafte. Problem aller religiösen Schreiben sehe ich die Tatsache daß sie menschengemacht sind und daher zwangsläufig voll mit Kitsch, Lügen, unterhaltsamen Märchen für leicht Gläubige, bizarrem Blödsinn, so wie Menschen eben sind, ist nun mal so, zu viele Menschen glauben die größten und absurdesten Lügen am Liebsten um beruhigt sterben zu können. Was auch immer, ich kann ohne Religion leben..ich bin vom Nichts geboren, bin im Leben Nichts, und werde auch ins Nichts sterben, so wie alle Menschen vor mir und nach mir, ob sie das erkennen wollten, wollen, oder nicht…ich nehme keinerlei Religion nicht mal im Ansatz mehr ernst, bin resistent gegen Gehirnwäsche schon seit Jugendjahren, kann gar nicht anders..müßte dazu meinen Geist aufgeben, und das kann nur mein Ableben mit mir schaffen, nicht ob, sondern wann! Ich glaube also gar nichts, weiß aber das ich existiere, denn ich denke ja, und weiß auch das ich irgendwann nicht mehr existiere. Und das ist auch gut so, cˋest la vie, wäre fürchterlich für immer zu existieren, ich weiß jedoch das dem nicht so ist oder sein wird. Möglichst Viel Spaß beim gegenwärtigen Leben wünsche ich allen die meine frohe Botschaft lesen noch. Auf Nimmerwiedersehen im Nichts ohne Begehr und Schmerzen oder Scherzen aller Art.

      1. @Konni

        Seh es ähnlich – übrigens der religionsferne, evolutionäre Humanist und Philosoph Michael Schmidt-Salomon hat Mal geschrieben, in einem seiner Werke, in einer Form gibt es – ganz ohne Religion – doch eine Art ewiges Leben – die Atome aus denen alles besteht – Oder auch schön ausgedrückt “Wir sind alles Geschöpfe aus Sternenstaub”

        Ist das nicht ein schönesr Gedanke, so seine Worte, dass Atome aus denen Menschen bestehen irgendwann – in ferner Zukunft – vielleicht andere, außerirdische Wesen, formen könnten?🤔😁

        Viele Grüße
        Bernie

    2. Ob es einen historischen Jesus gab und woran meine christlichen Mitbürger glauben, ist aber nicht das Thema. Das ist Angelegenheit der Gläubigen und geht mich nichts an. Ich vermute, dass wir in unserer Stellung zu den Kirchen und zum Christentum wenig Differenzen haben werden.

      Was Hager deutlich macht, ist sein Verhältnis als Mensch und Christ und, ich schrieb es schon in meinem ersten Beitrag, ich fühle mich ihm da sehr verbunden. Und ich respektiere auch seinen Mut, sich gegen den “Dienstherren” zu stellen.
      Das ist nicht vollkommen belanglos, auch wenn er keine blutige Verfolgung mehr fürchten muss. Wenn ich bedenke, dass ich selbst im persönlichen Umfeld immer mehr verstumme, immer weniger klar und deutlich für Positionen eintrete, die ich als richtig erkenne, dann um so mehr.

      1. @1211

        Danke für die Antwort und ja ich sehe es ähnlich – Übrigens Hager ist ja nicht nur ein Priester sondern, wie Eugen Drewermann, ein Mitmensch dessen friedensbewegte Positionen man teilen kann – wie schon erwähnt ich sehe in der Organisation das zentrale Problem bei dieser Sekte namens Christentum was keineswegs die guten Absichten, und Taten, einzelner abwerten soll – gleiches gilt auch für mich bei religionsfernen Menschen bzw. andere Religionen – wie schon erwähnt Gruß bernie

    3. Lieber Bernie,
      als der Interviewte möchte ich Ihnen direkt antworten.
      Die zitierte Stelle aus Matth. 10, 34 „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ ist als Metapher zu lesen, als reiner Symbolbegriff, mit dem ausgesagt wird: Wer Jesus und seine Sache bzw. Lehre annimmt, wird sich unweigerlich klar und deutlich trennen müssen von anderen Auffassungen, die in Familie und Bekanntenkreis vorherrschen. „Schwert“ steht hier für eindeutige Differenzierung, für das Abtrennen von z.B. überkommenen Denk- und Glaubensweisen. Die unmittelbar auf Vers 34 folgenden Sätze machen dies deutlich. Wenn der Evangelist Matthäus dem Jesus aus Nazareth die Schwert-Metapher in den Mund legt, geht es eindeutig nicht um Kriege, also nicht um militärische Konflikte im (geo)politischen Sinn, sondern um den Konflikt von weltanschaulichen und spirituellen Konzepten, die nach Entscheidung des Einzelnen ruft, die unter Umständen eben auch zu schmerzhaften Trennungen von den Meinungen in Familie und Umfeld nötig werden lassen.
      Zur Person von Eugen Drewermann: Er ist bzw. war nie evangelisch. Er war auch kein evangelischer Priester, demzufolge ist er auch nicht als ein solcher sozialisiert. In der evang. Kirche gibt es gar keine geweihten (= über den Laien stehende) Priester, sondern nur ordinierte Pfarrer, die auf gleicher Augenhöhe mit jedem Gläubigen stehen. Eugen Drewermann ist suspendierter Priester der römisch-katholischen Kirche. 2005 ist er aus der katholischen Kirche ausgetreten.

      1. @Hans-Martin Hager

        Danke für ihre Antwort – und ihre Erklärung, aber ich bleib dabei – auch das NT ist beliebig auslegbar….dennoch achte ich Ihre Meinung…..und was Drewermann angeht, jeder kann mal irren….

        ….ich denke übrigens das Problem liegt nicht am einzelnen religiösen sondern der Sekte “Christentum” bzw. der Organisation (oder soll ich schreiben “Verein”?) Kirche?

        Als einzelner Mensch kann man durchaus friedvolle Ansichten haben, oder den Kirchenoberen – auch in Corona-Zeiten – Fehlverhalten vorwerfen, aber wie schon gesagt, darin sehe ich als Nicht-Hardcore-Atheist nicht das Problem sondern in den jeweiligen Organen (Kirchen) oder Organvertretern, die den Oberen “dienen” (Kirchenvertretern)…

        Schönen Sonntag noch und danke.

        Wie schon erwähnt auch in der religionsfernen Szene gibt es obrigkeitshörige Strukturen (was ich für durchaus bedenklich halte – auch in Corona-Zeiten schon, und jetzt in Kriegszeiten erst recht) – auf den einzelnen, widerständigen Menschen kommt es wohl an, und da ist mir egal ob er Christ, Humanist, säkularer Mensch oder Atheist ist…..

        Gruß
        Bernie

  6. Ich wäre ja fast interessiert gewesen, aber die Missionarsperspektive ist mir doch etwas zu simpel. Ganz abgesehen davon, gab es nicht den Spruch den viele Religionen ein bisschen gemeinsam haben, dass man sich kein Bildnis von Gott machen sollte? Ich meine, ein goldenes Kalb ist ja schon ein bisschen pervers, aber sich einen Gekreuzigten um den Hals oder über den Altar zu hängen ist mehr als makaber und mittlerweile keine Mahnung mehr, sondern auch nur ein goldenes Kalb.
    Es geht nicht um Gottesdienste im Sinne von Propaganda, sondern um Gottesdienste im Sinne von Schafe behüten.

    Gottesfürchtige Grüsse an die Militärpfarrer und ihrer schwächeren Missionarsbrüder und sonstige Scheinheilige.

  7. Die Kirchen machen alles was der Staat will, da die Kirchen einen Haufen Geld vom Staat bekommen und sich das jederzeit ändern kann. Die Geldwechsler haben in jeder Hinsicht übernommen.

  8. Passt man. genau auf, sieht man jede Menge Paradoxa im Handeln der Mächtigen. Die Kirche folgt also ihrem eignen verkündeten Glauben nicht und ihre Obersten lassen alle Fünfe gerade sein. Deutsche Christen halt.

    Aber bei den Finanzpolitikern ist es nicht anders. Man bekennt sich zur “Schuldenbremse” schafft aber durch eigenes Handeln Einnahme- und Ausgabebedingungen, die genau dies nicht ermöglichen. Wie soll dieses wunderbare 100 Milliarden “Sondervermögen” für das Militär finanziert werden, wenn man gleichzeitig die wirtschaftliche Basis durch Sanktionen ruiniert?

    Wie kann man Steuergerechtigkeit propagieren, wenn einerseits die Mutter, die 2.Hand Klamotten ihrer Kinder für 85€ über Ebay verkauft vom Finanzamt zur Kasse gebeten wird, wenn gleichzeitig Herr M. Döpfner ein Milliardengeschenk nicht versteuern muss, weil er trickreich noch mal sein liquides Vermögen in Springer-Aktien gesteckt hat?

    Hier im Blog gibt es den aktuellen Artikel über die Freilandschweine, die unbedingt von der Politik gefordert werden, die sie aber mit eigener Gesetzgebung praktisch unmöglich machen. Etwas ähnliches haben wir in der Klimapolitik oder beim VW-Abgasskandal. Man weiß genau, was man machen müsste, setzt aber die Bedingungen so, dass es nicht dazu kommt.

    Muss man sich dann wundern, dass, wenn US-Propagandisten und ihre Kumpane knallharte amerikanische Geopolitik als Moralpolitik verkaufen, sie beim Mord-und Totschlag von unseren Kirchen unterstützt werden?

    PS.Aber wenigsten hat sich der Süden verweigert und wertepolitische Moralapostel stehen manchmal bei der Ankunft fast allein auf dem Flugplatz.

    1. @Simon

      Hast auch wieder recht und was die Doppelmoral betrifft kann ich aus eigener Erfahrung auch etwas beitragen – damals als die Diskussion um LNG ging, und Kohlekraftwerke wieder hochgefahren wurden, trotz Feinstaubbelastung erhielt ich Besuch vom hiesigen Bezirksschornsteinfeger. Er schaute sich unseren familieneigenen Kachelofen an und wollte davon ein Foto machen denn so etwas hätte er noch nie gesehen – dachte mir nichts dabei und erlaubte es ihm, weil der Kachelofen, renovierungsbedingt, sowieso neu gestaltet werden soll. Tja, einige wenige Tage später flatterte mir ein Bescheid ins Haus – ich müßte den Kachelofen bis zu einer bestimmten Frist umrüsten, da er wegen der Feinstaubbelastung nicht mehr zulässig wäre, andernfalls wird er von Amts wegen zugemauert. Kein Witz….und da ich Teil einer Erbengemeinschaft bin, die das Haus renovieren will, teilte ich es meinen Mitgeschwistern mit damit die sich darum kümmern können…..denn wie schon gesagt der Kachelofen kommt sowieso weg bzw. soll umgestaltet werden…..ganz ohne Bezirksschornsteinfeger und Frist…..die Doppelmoral auch hier (im kleinen) ” Deutsche Untertanen” sei dank….

      Gruß
      Bernie

  9. Tut mir leid, Hager ist ein Schaumschläger, genau wie sein Kumpel Fliege, den persönlich kennengelernt zu haben ich die zweifelhafte Ehre hatte.

    Fast jeder seiner ersten Sätze in diesem Interview stößt mir auf: Die „kritisch-prophetische Dimension ihres gesellschaftlichen Handelns“ ist konstitutiv für die evangelische Kirche, ja? Woran kann man das denn erkennen so in den letzten Jahrhunderten? Hager bringt ein Beispiel aus dem Märchenbuch der Bücher, Jesaja, sehr überzeugend!

    „Mit der Proklamation der »Pandemie« hat die protestantische Kirche ihr elementares Wächteramt komplett aufgegeben.“ Aha!? Sie hätte wohl stattdessen mitteilen sollen, dass es eine Pandemie niemals nicht geben würde, weil eine solche nicht in das kirchliche Verkündigungswerk des Herrn Hager passt?

    Es gibt auch Punkte, da hat Hager Recht: „Zudem war es verboten, die Alten und Sterbenden zu besuchen. Das ist historisch beispiellos.“ Das gehört ohne Zweifel zu den vielen großen Fehlern, die gemacht worden sind, und zwar zu den unverzeihlichen.

    Im Großen und Ganzen reiht er sich aber schlicht in die Reihen der sogenannten „Coronaleugner“ ein, von denen ja bekanntlich manche noch auf dem Sterbebett, während sie elend erstickten, darauf bestanden haben, Corona gäbe es nicht. Diese Ungläubigkeit allem gegenüber, was nicht von einer bibelzentrierten Stelle gesagt wird, soll dann besonders „christlich“ sein.

    Aber, sorry, die „Redaktion“ als interviewende Instanz ist auch nicht besser drauf: „Kirche bestand ja immer auch aus der Losung, dass man Gemeinschaft durch Nähe erzeugt. Während Corona erklärte man das Gegenteil: Gemeinschaft bedeute Abstand.“ Wie kann man so reden? Es gab die verdammt berechtigte und empirisch belegte Sorge, dass sich in großen Gemeinschaften, die auch noch inbrünstig singen, das anfangs tödliche Virus besonders weit verbreitet. Das Risiko war in einer Kirche in Grainau kein anderes als auf einer Karnevalsveranstaltung in Heinsberg oder beim Aprés-Ski in Ischgl.

    Alles vergessen, Herr Hager und Redaktion? Niemand dagewesen im Verwandten- oder Bekanntenkreis, die/der mit dem Leben gerungen hat, vielleicht verloren hat oder heute noch mit Beeinträchtigungen leben muss? Dann haben Sie ja alle Glück gehabt! Für mich gehören auch solche unglücklich ausgegangenen Beispiele jetzt zur Lebenserfahrung.

    „Der Mensch ist unheilbar religiös“ Herr Hager meint ja, das Zitat sei von N. Luhmann. Aber es ist halt der Herr Hager. Das Zitat stammt vom russischen Philosophen Nikolai Berdjajew (ohne Gewähr, das habe ich von kath.net 😇). Das hättet ihr wohl gerne! Der Mensch kann durchaus von Religion „geheilt“ werden, ohne zum Barbaren zu werden. Das, was die Christen sich als die berühmten „zehn Gebote“ zuschreiben, haben sie ja nun wahrlich nicht erfunden. Diese Verhaltensrichtlinien waren ganz sicher auch den Neandertalern schon bekannt. Sie irgendwann einmal in ein Buch geschrieben zu haben, ist wahrlich nicht die große schöpferische Leistung gewesen.

    Dass Hager sich – wie auch sein Kumpel Jürgen Fliege seit Jahrzehnten – darum bemüht, seine Kirche in möglichst schlechtem Licht darzustellen und ihre Existenzgrundlagen zu untergraben (Stichwort: „soll ohne staatliche Unterstützung auskommen“), findet ja durchaus meinen Beifall.

    Auch dass er alle kritisiert, die sich für die immer weiterreichende Verlängerung des Ukraine-Kriegs einsetzen, unterstütze ich von ganzem Herzen und teile seine diesbezügliche Kritik.
    Aber das hat doch wohl nichts mit meinem Status als „Christenmensch“ zu tun, sondern vielmehr mit meiner Eigenschaft als Mensch! Das Wort des Propheten Micha (Kap. 4, Vers 3) hin oder her, habe ich nie gelesen. Mir ist aber bekannt, dass auch schon die urzeitlichen Menschen sich nicht willkürlich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben. Dabei kannten die weder den Herrn aus Nazareth noch den Pfarrer und Publizisten Hager.

    Jetzt hör’ ich mal auf, sonst wird es uferlos. Nur eins noch, auch wenn jemand anderes bereits darauf hingewiesen hat: „… die Kirche sei (…) – nach einem mittlerweile zu oft zitierten Ausspruch von Marx – Opium fürs Volk.“ Ach du liebes Bisschen!

    1) Marx hat nicht die Kirche, sondern die Religion angesprochen und gemeint. Und er hat sie nicht verurteilt, sondern eine Erklärung dazu geliefert.
    2) Es ist auch nicht die Rede von „für das Volk“, wie es seit ewigen Zeiten bösartig falsch zitiert wird, sondern „des Volkes“. Wer drüber nachdenken mag, kommt eventuell darauf, dass das ein Riesenunterschied ist.
    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

    Nix für ungut!

    1. Werte(r) umbhaki, in religionstheoretischen Angelegenheiten bin ich sicherlich nicht der beste Ansprechpartner. Vielmehr finde ich, dass Religion eine Privatangelegenheit ist und unsere beiden “christlichen” Kirchen derzeit ein unmögliches öffentliches Bild abgeben.
      Womit ich mich jedoch sehr intensiv beschäftigt habe, ist das Thema Corona und und die daraus abgeleiteten staatlichen Handlungsweisen. Obwohl es gute Argumente gegen die Existenz von Viren gibt, halte ich persönlich deren Vorhandensein für das wahrscheinlichere Szenario, weshalb ich kein Coronaleugner (welch schreckliches Wort) bin. Sie sind seit Jahrzehnten bekannt. Doch wäre diese “Pandemie” nach den früheren Regeln der WHO zur Pandemiedefinition nie als solche ausgerufen worden. Doch sie wurde es, weshalb die erste Sperrung des öffentlichen Lebens noch nachvollziehbar ist. Doch danach war die Datenlage schon so klar, dass man hätte sehen können, dass dieser Virus bei allen tragischen Todesfällen eben nicht der dargestellte Killervirus ist. Es gab früh erste Studien (Ioannidis), die dessen Sterblichkeit auf das Niveau einer mittleren Grippe einstuften. Es wurden durch die PCR-Tests mit einem Ct-Wert fernab jeglicher wissenschftlicher Evidenz künstlich “Fälle” kreiert. Auch stellte sich die Behauptung überfüllter Intensivstationen als Mär heraus, wie veröffentlichte Zahlen der Initiative Qualitätsmedizin oder von Tom Lausen zeigen. Schauen Sie sich auf der Seite des DIVI-Intensivregisters um. Auch bzgl. des nicht vorhandenen Einflusses von Masken auf das Infektionsgeschehen wurden jetzt frühere Studien neu belegt. Und wenn Sie sich eine Studie der US-amerikanischen CDC von Mitte 2021 ansehen, wurde schon früh nachgewiesen, dass die gepriesenen “Impfungen” keinerlei Fremdschutz bieten. Wozu dann die ganzen G-Regeln? Mittlerweile ist ja auch der Eigenschutz widerlegt.
      Wissen Sie, wenn ich als Normalbürger dies alles herausfinden konnte, hätte dies die Kirche ebenfalls schaffen können. Deshalb empfinde ich Herrn Hagers Kritik als nachvollziehbar und notwendig. Zum Abschluss: Herr Hager und auch ich sind berechtigterweise scharfe Maßnahmenkritiker, Coronaleugner sind wir nicht.

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