Wieso enden unsere Meinungsverschiedenheiten in bitteren Fehden, die uns entzweien? Warum können wir nicht mehr gesittet miteinander streiten und freundlich auseinandergehen?
Woher stammt das peinlich-laute Schweigen in Familien, unter Freunden, Kollegen und in den Medien? Ob Coronakrise, Gendern oder Ukrainekrieg: Dass die Gesellschaft gespalten sei und der private wie öffentliche Diskurs erodiert, hören wir seit Jahren. Doch an einer profunden Analyse der Gründe und Mechanismen mangelt es. Der Philosoph Michael Andrick zeigt, dass es ein Übermaß an Moralin ist, an der unsere Debattenkultur krankt: Spaltung ist eine Infektion der Kommunikationswege mit dem Virus der Moralisierung. Dieses Buch klärt auf, warum wir uns so stark voneinander entfremden konnten – und wie wir endlich wieder zueinanderfinden.
Ein Gespräch zwischen Patrik Baab und Michael Andrick.
Michael Andrick ist promovierter Philosoph. Als Kolumnist schreibt er für die Berliner Zeitung und den Verbund Schwäbische Zeitung/Nordkurier. Sein Buch »Erfolgsleere« von 2020 analysiert das Leben und Funktionieren in der Industriegesellschaft, mit der er seit 2006 in der Wirtschaft Erfahrung sammelt. Für die stilistische Klarheit und Prägnanz seiner Texte erhielt er 2022 den Jürgen-Moll-Preis. Er lebt in Berlin und publiziert unter anderem in Freitag, DLF Kultur, Welt und Cicero.
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Es ist die Heiligsprechung der Gefühle und die Zumutung mimetischen Begehrens (René Girard), das jede Monade zur Missionsstation macht, die nicht eher ruht, als bis der andere genau gleich denkt. Also nie.
Mein Bild liegt Jahrzente zurück: ein heisser Sommertag in einer Studentenkneipe an einem kleinen See. In beinahe getrunkenem Apfelmix schwammen Wespen. Am Ende waren alle tot bis auf eine, die jedoch auch gerade am letzten Stachel des Gegners verendete. Das hat mich damals sehr beeindruckt.
Super erklärt.
Tatsächlich ist vielen übermäßig harmoniebedürftigen Menschen das durch gezielte Äußerungen erlangbare Ansehen in der Gruppe viel wichtiger als Geld. Grüße an Oma. Aber das mindert natürlich die Scharfkantigkeit der Ausführung.
Auch die Umjustierung der „Solidarität für die Schwächsten“ von Kinder auf Morbide zielte auf die speziell an Tugend Interessierten.
Bei viele Akademikern und Kulturbeflissenen habe ich den Eindruck, dass sie mit ihren *Innen erst beim zweiten Überlegen merken, dass sie den sprachlich Konservativen jedes mal eine Ohrfeige verpassen.