»Der Staat zeigt offen sein autoritäres Gesicht«

Polizeigewalt, KI-generiert, im van-Gogh-Stil
Quelle: Dieses Bild wurde mittels ChatGPT entwickelt.

Wie steht es wirklich um den Westen – und warum könnte unsere Zeit als historische Zäsur in die Geschichtsbücher eingehen?

Im Gespräch mit Markus Karsten blickt Prof. Rainer Mausfeld auf eine Weltordnung im Umbruch, auf die zunehmende Entzivilisierung politischer Macht und auf die tiefen Mechanismen moderner Manipulation. Warum spricht er von einer „letzten Krise des Westens“ – und weshalb hält er die gängigen politischen Kategorien für entleert?

Erster Teil des Interviews. Der zweite Teil folgt morgen.

 

Wer wissen will, woran der Westen psychologisch krankt, sollte dieses Buch bestellen!

Karsten: Warum dieses Buch?

Mausfeld: Die im Buch behandelten Themen sind sehr aktuell. Denn gegenwärtig befinden wir uns in einer epochalen geopolitischen und auch völkerrechtlichen Umbruchs­phase. Für den einzel­nen wird es also immer schwieriger, auch nur im Ansatz zu ver­stehen, was politisch wirklich vor sich geht – zumal alle großen Medien intensiv daran arbei­ten, genau ein solches Verständnis zu verhindern. Bleibt die Frage, was mich persönlich bewogen hat, dazu etwas zu schreiben.

Das Buch war nicht geplant. Eigentlich sitze ich gegenwärtig an den Vorarbei­ten des Buches „Zivilisationsbrüche“, das als zweiter Band des Buches „Hybris und Nemesis“ gedacht ist. In „Hybris und Nemesis“ hatte ich die Entstehung der zivilisatori­schen Leitidee einer egalitären Demokratie behandelt – um ihre systematische Entkernung und Zer­störung in der Gegenwart besser zu verstehen. Es ging also um die gegen­wär­tige Entzi­vi­lisierung von staatlicher Macht und den heutigen Übergang zu einer gänzlich neuartigen Form von Totalitarismus. Im Buch „Zivilisationsbrüche“ will ich – ebenfalls aus größerer zivilisationsgeschicht­licher Perspek­tive – die Entzivilisie­rung von Macht zwischen den Völkern behandeln, also die gegen­wärti­ge Zerstörung der Leitidee eines egalitären Völkerrechts.

Nun werden die gegenwärtigen Ent­wicklungen, die mit der sogenannten „Zeitenwende“ einher­gehen, mittlerweile auch für unsere persönliche Lebenswelt immer bedrohlicher. Dadurch wächst das Be­dürfnis, ihre tieferen Ursachen zu verstehen, also etwas gedank­liche Ordnung in die extrem dynamischen Entwick­lun­gen der Gegenwart zu bekom­men. Das war auch für mich der ganz persönliche Anlass, mich intensiver mit historischen Konti­nuitäten zu beschäftigen. Letztlich resultierte das Buch also aus einer Art psychohygi­e­ni­scher Funktion, nämlich Gefühle der Verunsicherung und der Bedrohung durch politische Dynamiken durch ein intellektuelles Verstehen ihrer Ursachen zu lindern und vielleicht zu bewältigen. Ich habe also die Arbeiten am Buch „Zivilisationsbrüche“ unterbrochen und das Büch­lein „Hegemonie oder Untergang“ dazwischengeschoben.

Karsten: Wieso gehen Sie von der Möglichkeit einer „letzten Krise des Westens“ aus?

Mausfeld: Diese Frage meines Untertitels ist natürlich eine Art rhetorischer Frage, auf die es keine wirk­liche Antwort geben kann. Die Frage ist als eine Art Wetzstein gedacht und soll zum Nachdenken anregen und neue Denk­horizonte eröffnen. Denn eine letzte Krise des Westens kann es nur geben, wenn entweder das Paradies auf Erden angebrochen ist. Oder aber wenn das Subjekt der Frage, also der Westen – was immer man damit meint – verschwunden ist. Das könnte natürlich passieren, wenn der Westen – in dem Sinne, wie er sich selbst versteht – zerfällt, wie es etwa Emanuel Todd prognostiziert, in seinem Buch „Der Westen im Niedergang“.

Solange es aber irgendeine Form der Gemeinschaft, der Kultur oder einer Denkhaltung gibt, die sich irgendwie als „westlich“ bestimmt, wird sie – wie jede andere Gemeinschaft – mit Krisen verbunden sein.

Der Westen wird also in seinen politisch-ideologischen, religiösen und kulturellen Basis­elementen nicht einfach verschwinden – so, wie auch Kernelemente der griechischen und römischen Antike nicht einfach verschwunden sind. Aber er wird durch gegen­wär­tige Entwicklungen in seinem Selbstverständnis schwer erschüttert. In diesem Sinne ist der Westen ganz offensichtlich in einer schweren Krise.

»Die Indoktrination reicht mittlerweile so tief, dass wir sie kaum noch bemerken können«

Karsten: Um welche Krise genau handelt es sich? Stehen wir, steht der Westen tatsächlich an einem zivilisatorischen Wendepunkt – oder erleben wir vielleicht doch nur eine Wiederholung historischer Machtzyklen?

Mausfeld: Beides ist möglich. Natürlich fehlt uns noch der nötige historische Abstand, um das alles an­gemessen beurteilen zu können. Wir können aber – wenn man die Lehren der Geschichte heranzieht – mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass sich ein derartiger zivilisatorischer Wend­e­­punkt globaler Machtorganisation über viele Generationen hinziehen wird – dass es in diesem Sinne also keine letzte Krise geben wird. Im schlimmsten Fall wird durch einen Atomkrieg die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, ausgelöscht, das wäre gleichsam eine Extremvariante einer letzten Krise.

Es geht also nicht darum, eine Antwort auf diese Frage nach der letzten Krise zu geben, son­dern die Frage als Anlass zu nehmen, um über die Ursachen und über die möglichen Folgen der gegenwärtigen geopolitischen Erschütterungen nachzudenken.

Karsten: In Ihren Büchern „Schweigen der Lämmer“ und „Angst und Macht“ zeigen Sie, wie subtil, wie leise und, ja, geradezu unauffällig der Mensch manipuliert wird – was ja das Wesen der Manipulation beschreibt. Alles ist bis ins Letzte ausgeforscht, wenn ich Sie richtig in Erinnerung habe. Was spräche dafür, dass die Zeit dieser „leisen“ Beeinflus­sung vorbei ist?

Mausfeld: Sie ist keinesfalls vorbei – ich glaube vielmehr, genau das Gegenteil ist der Fall. Die Manipulations- und Kontrollmethoden werden immer totalitärer! Die Indok­trination reicht mittlerweile so tief, dass wir sie kaum noch bemerken können. Wir leben in ihr wie ein Fisch im Wasser. Unser gesamtes Bewusstsein, all unser Fühlen, Denken und Begehren, ist durch sie geprägt.  Sogar unser Verständnis von uns selbst, unser gesamtes Selbstbild ist durch sie geprägt. Selbst wenn wir überzeugt sind, wir selbst würden einen kritischen Außenstand­punkt einnehmen und hätten uns weitgehend von Indoktrination befreit, verbleiben wir – zumeist jedenfalls – gerade mit einer solchen Überzeugung tief innerhalb des herrschenden ideologischen Gewölbes gefangen. Denn moderne Indoktrinationsmethoden zielen gerade darauf, uns dieses Selbstbild einer gedanklichen Souveränität zu vermitteln. Einer der größten Erfolge moderner Indoktrinations­methoden ist ja gerade, dass die meisten fest überzeugt sind, durch keinerlei Ideologie in ihren Urtei­len beeinflusst zu sein, sondern einen freien und unabhängigen Außenstand­punkt einzuneh­men. Auf diese Weise können die Machtunterworfenen diese Machtverhältnisse kaum noch infrage stellen oder gefährden. Sie sind geradezu zu unbewussten Komplizen der Mächtigen ge­wor­­­den.

Karsten: Wird es nun, mit der letzten Krise wieder deutlich rabiater zugehen? Was genau ist Ihre Prognose?

Mausfeld: Ja, soviel kann man wohl – und leider – mit Sicherheit prognostizieren – so schwierig, wenn nicht gar un­mög­lich ansonsten Prognosen im konkreten Detail auch sein mögen. Jede Entzivilisierung von Macht, wie sie der Funktions­logik des Kapitalismus ganz wesenhaft innewohnt, führt stets in die Barbarei – innengesellschaftlich wie im Verhältnis zwischen den Völkern.

Kurz: Die Reichen werden also noch reicher, Armut wird ein Massenphänomen, der Sozialstaat wird weiter abgebaut – mit allen damit verbundenen verheerenden Folgen. Die Meinungsfrei­heit wird weiter eingeschränkt, elementare und historisch mühsam erkämpfte Bürgerrechte werden – wie schon seit Jahrzehnten – weiter abgebaut: Der Staat zeigt offen sein autoritäres Gesicht.

Das alles bedarf natürlich gar keiner besonderen Prognosen – das ist spätestens mit der neoliberalen Umverteilungsrevo­lu­tion von oben, also seit den 90er-Jahren und – in verschärften Maße – seit den Corona-Maß­nahmen längst Realität. All dieser Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte wurden ohne große Massenproteste hingenommen. Die meisten haben sich längst kon­sumistisch damit versöhnt.

»Die auf politische Korrektheit zielenden modernen Strömungen sind nichts anderes, als Strömungen einer Gegenaufklärung«

Karsten: Welche Möglichkeiten bestünden denn, diesen dramatischen Entwicklungen entgegen­zuwirken? Hat Aufklärung im engeren Sinne möglicherweise ausgedient? Ist Aufklä­rung zu einer Herrschaftsideologie verkommen?

Mausfeld: Da sprechen Sie ein sehr komplexes Themenfeld an, dessen Bedeutung man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Da heute der gesamte Bereich des Politischen von gewaltigen be­grifflichen Verwirrungen durchtränkt ist, ist es umso wichtiger, einige Fäden zu entwirren. Das ist natürlich mittels kurzer Ausführungen nicht zu leisten. Ich will aber versuchen, ein paar elemen­tare Punkte anzusprechen.

Ihre letzte Frage lässt sich vergleichsweise leicht beant­worten: Nein, die Aufklärung ist keineswegs – anderslautenden Thesen zum Trotz – zu einer Herr­schafts­ideologie verkommen. Verkommen sind jedoch die traditionellen politischen Organisationsformen – seien es Parteien, Gewerkschaften oder NGOs –, die sich als „links“ bezeichnen, in Wirklichkeit aber gerade zur Stabilität der Machtverhältnisse beitragen.

Die Bezeichnung „links“ wurde in den vergangenen Jahrzehnten in betrügerischer Absicht durch opportunistische Kräfte so entleert und in ihr Gegenteil verkehrt, dass sie wohl für ernsthafte emanzipatorische Belange mehr oder weniger unbrauchbar geworden ist. Das ist schlicht eine Tatsache. Damit hat auch die Be­zeichnung „links-rechts“ ihre programmatische und identitätsstiftende Bedeutung weitgehend verloren, die sie in der Zeit der Arbeiterbewe­gungen hatte – also bis noch in die 70er-Jahre.

Das mag man bedauern oder nicht. In der Sache hat es aber wenig Relevanz, da diese Bezeichnung ohnehin historisch völlig zufällig war. Wir sind aber dadurch verpflichtet, in der Sache umso klarer auszu­sprechen, worum es uns jeweils geht.

Historisch steht ja die Bezeichnung „links“ für die emanzipatorischen Bemühungen um eine solidarische, menschengerechte Gesellschaft, die auf der Anerkennung aller Menschen als Freie und Gleiche beruht, ungeachtet ihrer faktischen Differenzen. Konkret steht „links“ also für eine gerechte und solidarische Gesellschaft, die mit einem Schutz der Armen und Schwachen einhergeht. Es steht also für die Befürwortung der zivili­sa­torischen Leitidee einer egalitären Demokratie und damit insbeson­dere für einen Sozial­staat und einen demokratischen Rechtsstaat.

„Rechts“ steht dagegen für die Aufrechterhaltung überkommener Herrschaftsverhältnisse, für den Schutz von Privilegien, für Ausbeutung und Unterdrückung von Minderheiten. „Rechts“ steht für eine Verteidigung eines „Rechts des Stärkeren“ – und damit eines Sozial­darwinismus – und richtet sich insbesondere gegen den Sozialstaat.

In der Sache geht es also – und daran hat sich nichts geändert – um einen sehr grundlegenden und unüberbrückbaren Gegensatz: Sind wir für oder sind wir gegen ein Recht des Stärkeren. Sind wir für eine gerechte und solidarische Gesellschaft, die mit einem Schutz der Armen und Schwachen einhergeht – oder sind wir für eine Gesellschaft, die die Armen der Gewalt des Stärkeren aussetzt? Sind wir also für Ausbeutung – ob kapitalistisch oder anderer Art – oder sind wir dagegen? Sind wir für oder sind wir gegen Sozialdarwinismus und seine moderne Form, den Neoliberalismus?

Dieser letztlich unüberbrückbare Gegensatz zeigt auch, dass eine politische Programmatik, die sich als „weder rechts noch links“ bezeichnet, inhaltlich völlig unsinnig ist. Dieser Ausdruck dient selbst manipulativen Zwecken. Das lässt sich auch daran erkennen, dass er zuerst im Kontext der neoliberalen Revolu­tion von oben entstand. Um diese giganti­sche Umverteilung von unten nach oben und von der öffentli­chen Hand in die private Hand für die Öffentlichkeit zu verdecken, bezeichneten neoliberale Politi­ker das neoliberale Pro­jekt als „weder links noch rechts, sondern rational“ – wobei in der Denkwelt des Neolibe­ralismus die einzige Form der Rationalität im ungehinderten Wirken des fiktiven „freien Marktes“ besteht – also in der radikalen Demokratieverhinderung.

Der Neoliberalismus, der ja historisch Verbindungen zum Faschismus hatte – ich habe das im Lämmer-Buch in Erinnerung gerufen –, sah seinen Haupt­gegner in dem, was er „die sozialis­tische Be­dro­hung“ nannte und richtete sich gegen alles, was er als „links“ ansah, also gegen Gewerk­schaften, Sozialstaat und gegen einen Schutz der Schwachen. Auch der Neoliberalismus ist, wie auch der Faschis­mus, ein sozialdarwinistisches Projekt.

Der Ausdruck „weder rechts noch links“ ist selbst ein Manipulationsinstrument, er ge­hört ins Falsch­wörter­buch des Neoliberalismus. Psychologisch lässt sich ein solche Selbst­­be­zeichnung als ein Versuch verstehen, ein Selbstbild des ‚kritischen‘ aufrecht­zuerhal­ten, obwohl man eigentlich mit den herrschenden Machtverhältnissen identifiziert ist.

Karsten: Ist aber nicht das Projekt der Aufklärung mit seinem technologischen Fortschritts­glauben in eine totalitäre Herrschaftsform umgeschlagen – in eine Art „linker“ und woker Meinungsdiktatur, wie sie sich in den letzten Jahren vielfältig gezeigt hat?

Mausfeld: Das ist eine politisch sehr wichtige und tiefgehende Frage. Die mit ihr verbundenen Miss­ver­ständnisse haben nämlich zu gewaltigen Verirrungen des politischen Diskur­ses geführt – Verirrungen, die übrigens bis heute sehr zur Stabilisierung herrschender Macht­verhältnisse beitragen.

Ich nehme an, Ihre Frage spielt auch auf das sehr einflussreiche Buch von Adorno und Hork­heimer an, das 1944 erschienen ist und den Titel trägt: „Die Dialektik der Aufklä­rung“. – Übrigens und nur am Rand: ein Buch voller glänzender Formulierungen und gelehrter Anspie­lungen. Eine These folgt auf die nächste, ohne dass sich aber die Autoren groß um Beweise und Belege bemühten. Ich finde das Buch kaum verständlich – schon im Stil läuft es allen Klarheits- und Verständlichkeitsansprüchen der Aufklärung entgegen.

Worum geht es? Die zentrale These von Adorno und Horkheimer ist, dass die Aufklärung, die ursprünglich traditionelle Mythen über­winden sollte, in ihren extremen Formen zu einer rein instrumentellen Vernunft geworden sei, also zu einer technokratischen Zweckver­nunft, die alles quantifizieren, unterwerfen und für einen Nutzenfortschritt verwerten will. Dadurch sei die Aufklärung, die eigentlich zur Befreiung führen sollte, in neue Formen der Barbarei umgeschlagen – wie Faschismus und industriell organisierter Massenmord bezeug­ten.

Warum ist diese These falsch? Nun, mit ihrer Reduktion der Aufklärung auf die „instrumen­telle Ver­nunft“, wählten Adorno und Horkheimer einen historisch eher untypi­schen Neben­strang der Aufklärung heraus und erklär­ten ihn zum eigentlichen Kern der Aufklärung. Auf diese Weise konnten sie leicht die Auf­klärung als Ganze diskreditieren. Dieser historische Seitenstrang wurde durch solche Denker verkörpert, die sich zwar einer Machtbe­grenzung verpflichtet fühlten, die sich aber gut in den herrschenden Macht­ver­hält­nissen eingerichtet hatten und die das Projekt der Aufklä­rung mit den monarchistischen, feudalistischen und kapitalistischen Verhältnissen zu versöh­nen suchten. Sie waren also eliten­orien­tiert und zu Kompromissen mit den herrschenden Machtverhältnissen bereit. Prominente Namen sind Locke, Voltaire oder Hume.

Mit dieser Reduktion verfehlen Adorno und Horkheimer aber gänzlich den eigentlichen Kern der Aufklärung, Der Kern der Aufklärung besteht in einer radikalen Kritik überkommener Mythen und Vorurteile – und vor allem in einer radikalen Machtkritik. Die Radikalität der Aufklärung – prominente Vertreter waren Spinoza, Jean Meslier und Diderot – zeigt sich insbesondere darin, dass sie auch ihre eigenen Prämissen und damit die Rolle der Vernunft selbst einer an die Wurzeln gehenden Kritik unterzieht. Sie richtet sich also gleichermaßen gegen eine Mythologisierung der Vernunft und betont die natürlichen Grenzen unserer Vernunft. Damit weist sie – und das ist ganz wichtig – zugleich auf das eigene Selbstkorrekturpotenzial der Vernunft hin.

Dieser eigentliche Kern der Aufklärung verstand sich als ein wahrhaft revolutionäres Projekt radikaler Machtkritik und der Selbstermächtigung und Selbstemanzipation. Hier liegen die historischen Wurzeln der modernen Leitidee einer egalitären Demokratie.

Die radikale Aufklärung – was eigentlich doppeltgemoppelt ist – ist also keineswegs zu einer Herrschaftsideologie verkom­men – sie bleibt weiterhin die radikalste Form einer Machtkri­tik. Allerdings haben opportunistisch und system­affine Intellektuelle seit jeher versucht, ihren Namen für Zwecke einer Systemstabili­sierung zu nutzen. Und das gilt auch für all die pseudo-linken und auf „politische Korrektheit“ zielenden modernen Strömungen, die nichts anderes sind als Strömungen einer Gegenaufklä­rung, die sich rhetorisch als Aufklärung tarnen.

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Die Redaktion unseres Magazins: Florian Rötzer und Roberto De Lapuente.
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76 Kommentare

    1. Europa oder EU? Selbst in der EU werden nicht alle Staaten mitmachen.
      Die Bürger in den westlichen Ländern werden keinen Widerstand leisten, das wissen wir seit Corona.
      Einige ost- und südeuropäische Länder waren da etwas besser drauf. Und Schweden, als sie noch nicht in der NATO waren.

      Ich frage mich allerdings, wie sich die Herrschaften den Krieg vorstellen. Wollen die wirklich um 2030 herum mit Infanterie in Russland einmarschieren? Unglaubwürdig! Vielleicht ist die aufgerüstete Armee aber nützlich, um eventuelle Armutsproteste niederzumachen, wie damals im Bauernkrieg.

  1. Das Problem ist doch die „Tarnung“!
    Die Sinnentleerung von Begriffen und Institutionen, die man festgelegt glaubte und denen eine spezifische Funktionalität zugeordnet wurde.
    Das wurde in vielen Bereichen sogar in das Gegenteil verkehrt!
    „Volkvertretung“, Gewerkschaften, Begriffe wie „links“ und „rechts“ sind zu einem schwammigen Wischiwaschi verkommen, die keine echte Orientierung mehr bieten.
    Dadurch hat man den Menschen ihre Verortung genommen!
    Ersatzweise werden Scheindebatten geführt, die irrelevant sind, die Menschen beschäftigen, ohne echte Relevanz sind und der Herrschaftssicherung dienen, z.B. Wokekismus!
    Ein mediales Dauerfeuer tut ein übriges um dies zu unterstützen, wie man an der Hetze gegen sozial Schwache z.B. sehen kann!
    Einst feststehende Begriffe werden genutzt, um die Gesellschaft zu spalten, z.B. die „Gerechtigkeitsdebatte“ bezüglich der Renten!
    Orwell erlangt langsam aber sicher Prophetenrang, die sogenannten „Intellektuellen“ halten still oder dienen sich den Herrschenden an.
    Meinem Bruder, der einen Lehrstuhl für Soziologie hat und mit dem ich über Kreuz bin, habe ich vorgeworfen, das er, wenn er schweigt und Veröffentlichungen generiert, die das herrschende Narrativ stützen, zum Mittäter geworden ist!
    Das hat ihn sehr erbost, aber er fürchtet sich auch davor, seine Existenz und die Sicherung seiner Familie zu riskieren.
    Erbost war er vor allem deshalb, weil er sich selbst belügt um vor sich selber seine Handlungsweise rechtfertigen zu können!
    Es wird nicht besser werden!

      1. Die Mehrheit will gar nicht aufgeklärt werden, blockt mit den immer gleichen, politisch korrekten Phrasen ab. Sie hat sich mit den antidemokratischen Verhältnissen, zit. Mausfeld, „konsumistisch versöhnt“. Wenn wenigstens ein Denkprozess in Gang käme, bestünde noch Hoffnung. Man muss ja nicht gleich der große Revoluzzer werden. Aber selbst das sehe ich in der Breite nicht, vor allem nicht bei den Intellektuellen und ihren Institutionen.

    1. Guter Beitrag. 👍
      Ich dachte schon Anfang, Mitte der 80er, das die ganze Grünenmischpoke sich mehr und mehr selbst in die Tasche lügt, sich von wahrem linkem Gedankengut immer weiter entfernt und sich den neu initiierten neoliberalen Verhältnissen anpasst.
      Im Übrigen, um bei dem Artikel von Mausfeld zu bleiben, sehe ich weniger, das sich opportunistische Kräfte des Diskurses um die Deutung des linken Spektrums am Werk waren, sondern ganz gezielt oppositionelle transatlantische Wirkmächte die Deutungshoheit der linken Szene zuerst durch Schwächung durch Füllung mit falschen neoliberalen Inhalten und dann dank der verbrämten und damals schon etwas desillusionierten, aber auch satten, respektive angepassten linken Bewegung falsch abbiegen ließen.
      Der intendierte, initiierte neoliberale Paradigmenwechsel der Gesellschaft gerierte dann erst diesen verbrämten spießigen Opportunismus, der sich bis heute durch gezielte Indoktrination, nämlich durch die Kommerzialisierung des Individuums in unser Leben manifestiert hat.

      1. @motonomer
        Als die Grünen in den Bundestag eingezogen sind, strickend und mit Schafswollpullover, war ich noch ein Kind.
        Ich hab mich aus irgendwelchen Gründen schon ab dem Alter von ca 9 Jahren für Politik interessiert und habe den Politzirkus mit Interesse zumindest wahrgenommen. Ich erinnere mich daß ich damals schon dachte ich nehme denen ihr Rumgetue als entspannte, linke, alternative Sockenstricker nicht ab.

      2. Ja, das war definitiv ein Masterplan, der Figuren wie Fischerle mit Posten in der Albright Stiftung absicherte oder Baerbock mit … eigentlich unfassbar.

    2. Für die Existenzängste bringe ich schon ein gewisses Verständnis auf. Es ist keineswegs so einfach sich aufzulehnen, da man quasi von Geburt an erpresst wird. Schon jungen Müttern wird noch während der Schwangerschaft eingeträufelt: wenn Du dieses und jenes nicht machst, dann…….
      Und so geht es immer weiter und weiter.
      Vermutlich wird eine gewisse Anzahl von Menschen weiterhin mit Geld zuge…….., so kann keine kritische Masse entstehen.
      Auch ich war gerade in der Stadt für „Weihnachtseinkäufe.“ Ein gräßliches Erlebnis (aber auch eine interessante Sozialstudie), aber auch ich schaffe es nicht gänzlich, einfach zu sagen „ihr könnt mich mal.“

      1. Tja, es ist eben ein ganz grundsätzliche Frage, ob man da mitmacht.
        Ich habe bspw. noch nie Weihnachtseinkäufe gemacht.
        Nie einen Schlips getragen, nie eine Bewerbung geschrieben, keine Scheckkarten, kein Smartphone, keine E-Karren, kein E 10, keine Impfung, keine Masken, keine Tests und so vieles mehr, kein Weihnachten . kein Ostern, keine Ehe,
        und das Allerwichtigste keine Blagen, weil man dann immer abhängig ist, das alles wurde mir ™1974 manifest, als ich entschieden hatte, wie mein Lebensstil aussehen sollte.
        Es ist wie früher, bei den linken Professoren in den späten 60ern bis in die Mitte Ende der 70er .
        Es reicht nicht linke Lebensideale zu predigen…man muss sie eben auch leben. ™1974.
        Und daran tun sich die Leute schwer.

        1. Der eliminatirische Antisemitismus, den du Abschaum wie eine Monstranz begeistert vor dir herträgst, hat heute wieder Todesopfer gefordert. Ich hoffe, dich kriegen sie richtig ran. Zelle zu, Schlüssel weg.

          1. Ein Superbeitrag! Genau solche fundamentalen Erkenntnisse i.V.m. Beleidigungen bereichert jede Diskussion. Nutze deine Zeit doch bitte für etwas Sinnvolles. Hier vergeudest du sie.

            1. Was genau wolltest du jetzt noch gleich? Deine Sympathien für einen bekennenden Antisemiten zum Ausdruck bringen? Well done, leg dich wieder unter deinen Stein.

  2. Nun könnte man noch erwähnen, dass es, neben der Definition von links und rechts, auch noch eine sogenannte Mitte gab und gibt. Da würden sich viele Menschen, einschließlich meiner Person, einordnen. Ich bin für Wettbewerb in allen Bereichen des menschlichen Lebens, aber auch für Sicherung der Lebensgrundlagen von nicht so leistungsfähigen Personen. Eine vernünftige Politik könnte darin bestehen, immer wieder neu auf einen Ausgleich hinzuarbeiten, der sowohl die Leistungsträger als auch Benachteiligte möglichst gut befriedigt.
    Was wir derzeit haben, ist gar nichts von dem allen, sondern pure Idiotie, die ausnahmslos allen schadet, ja sogar dem Herrschaftsklientel. Dieses kann sich nur mit bewusstseinsverändernden Dingen und Scheuklappen aus der Realität ausklinken, auch das ist kein menschenwürdiges Leben. Wer die Kinder-Leichenberge in Gaza als Selbstverteidigung betrachtet, kann nicht ganz sauber sein. Und wer die über Jahrzehnte aufgebaute Wirtschaftskraft und den Zusammenhalt in Europa aktiv vernichtet, um einer faschistischen Bande ihre Machtstrukturen zu erhalten, kann nicht mehr als humanes Wesen betrachtet werden. Der Nebeneffekt, eine komplette Spaltung der Gesellschaften, wird dabei noch billigend in Kauf genommrn.
    Derzeit wird Geschichte geschrieben wie zwischen 1914 und 1945 nicht mehr und es wird nicht gut enden.

  3. Ich habe das Buch gelesen!
    Es hat mich beeindruckt und erschreckt zugleich.

    Beeindruckend, weil Mausfeld glasklar wie kein anderer die Methoden der modernen Massenmanipulation analysiert und die ideologische Glocke der westlichen Zivilisation auf ihre kolonialen Grundlagen zurückführt.

    Erschreckt hat mich, das Mausfeld keinen Ausweg aus dieser ideologischen Manipulation, aus der ideologischen Glocke sieht. Aber vielleicht hat die Existenz dieses Buches schon eine Antwort gegeben. Allein das einer wie Mausfeld in der Lage ist, die ideologische Manipulation zu erkennen und dieses Buch zu schreiben, gibt Hoffnung. Was Mausfeld kann, können vielleicht andere auch?

    Durch Mausfeld angeregt bin ich auf das Buch von Daniel Marwecki, „Die Welt nach den Westen“ gestoßen.

    https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/die-welt-nach-dem-westen/978-3-96289-239-5

    Marwecki erwartet….“Umkehr: Hin zu einen würdevollen Abstiegsmanagement nach außen und einen neuen Gesellschaftsvertrag nach innen. Es gilt einerseits, sich kooperativ und demütig in die sich neu ausformende Welt einzupassen. Andererseits ist eine Abstiegsgesellschaft dazu gezwungen, die Zugänge zum vorhandenen Wohlstand egalitärer zu gestalten, sofern sie eine Demokratie bleiben will…“ Zitat Seite 254 obiges Buch.

    Wäre das nicht ein christlicher Demut folgender Weihnachtswunsch, zu den man Christen allerdings noch bekehren muß?

    Was Ihr konkret im Kleinen tun könnt ist dafür zu sorgen das die Bücker von Mausfeld und Marwecki in den Bestand Eurer Stadtteilbibiothek aufgenommen werden, damit mehr Leute diese Bücher lesen können

    1. Mit „Demut“ kommen wir nicht, weiter.
      Diesen Weg beschreiten wir doch schon seit ein paar Dekaden ganz demütig vor der herrschenden Klasse.
      Das Predigen von Bedürfnislosigkeit ist das Gegenteil vom Kampf um ein gutes Leben und spielt dem Kapital in die Hände. Das predigt nämlich auch die Bedürfnislosigkeit – der anderen – der Arbeiterklasse.

    2. Leider stellen sich die „Amts-Christen“ und ihre Lämmer, wie immer, als „rechts-stabilisierend“ heraus.

      Dass die öffentlichen Bibliotheken ihrem breiten Bildungsauftrag nicht mehr nachkommen und sich damit möglicherweise ihr eigenes Grab schaufeln, zeigen die Vorkommnisse in Münster und anderswo.

      1. Die westliche Zivilisation muß mit einer gewissen Demut akzeptieren das ihre Zeit abgelaufen ist!
        Die westliche Welt muß mit einer gewissen Demut akzeptieren das wir in einer Abstiegsgesellschaft leben!
        Die westliche Zivilisation muß mit einer gewissen Demut akzeptieren, das andere Kulturen mindestens gleichwertig, wenn nichtig nicht der westlichen Zivilisation sogar in vielen überlegen sind.
        Die westliche Mittelschicht muß mit einer gewissen Demut akzeptieren, das ihr Wohlstand nur durch die brutale Ausbeutung der kolonial unterdrückten Völker möglich war.
        Die westliche Welt muß mit einer gewissen Demut akzeptieren das ihre Weltordnung auf brutale Gewalt gebaut ist.
        Die westliche Welt muß mit einer gewissen Demut akzeptieren das ihr Entwicklungsmodell nicht zur Nachahnmung zu empfehlen ist.

        Fazit: die westliche Zivilisation muß mit einer gewissen Demut akzeptieren, das der Westen gestern war.
        Diese Einsicht erfordert RESPEKT vor den Leben und der Zivilisation der Anderen, der anderen Völker und Nationen.

        Die westliche Welt muß mit einer gewissen Demut erkennen, das ihre Welt, ihre Zivilisation NICHT anderen überlegen ist.

        Mit Demut muß die westliche Arroganz besiegt werden, sonst belebt nur die Gewalt als Maßnahme der Umerziehung!

        1. Demut ist ein vollkommen unbrauchbarer Begriff, lassen Sie ihn fallen. Er bedeutet Knechtsgesinnung, Unterwerfung des Sklaven, auch mental, unter seine Herrschaft. Da wäre Zurückhaltung, Bescheidenheit, noch besser. Meinetwegen gehört der Begriff in einen christlich-religiösen Kontext – dann sollte er dort aber auch bleiben und nicht über-mütig werden.

          1. Wie wollen Sie aus westlich sozialisierten Menschen „bessere, freie Menschen machen“?
            Eine uralte „menschliche“ Methode ist die Gewalt, „Umerziehung„ durch die Methoden der herrschenden Klasse, die auf Gewalt beruhen? Umerziehung durch Kulturrevolution, wie es ebenfalls gewaltsam Mao Zedong versuchte? Pazifizierung durch Moral Bombing wie es die Briten in Deutschland und die Amerikaner durch die Atombombe in Japan versuchten? Sie sehen doch die Resultate.
            Also bleibt nur der möglichst gewaltfreie Weg der Läuterung, Besserung „Umerziehung“. Und da sollte man doch die Christen – ich selbst bin religionslos – beim Wort nehmen und an ihre christliche Demut, die sie doch andauernd predigen, erinnern.
            Mehr wollte ich nicht sagen…
            Es wäre auch schon viel gewonnen wenn die Menschen im Westen begreifen würden das sie in einer Abstiegsgesellschaft leben. Ich weiß, Abstieg macht depressiv

            1. @Naomi
              Aber ist es das nicht gerade? Die Knechtsgesinnung ablehen, erkennen, dass man nur einmal lebt und entweder in diesem Leben oder eben nie das maximal erreichbare Glück erleben kann?
              Fängt ja schon bei der Ausbildung an: wie viele Leute haben in der DDR als Arbeiterkinder studiert! Die DDR hat den Beweis erbracht, dass Bildung kein Vorrecht der Kinder von akademisch vorgebildeten ist. Dann könnten sich doch Eltern heute daran erinnern, oder nicht? Anstatt demütig auf einen KITA Platz zu warten.

              1. Die durften aber nur studieren, wenn die Eltern in der Partei waren und sich systemkonform verhalten haben. Außerdem wurde ihnen oft der Studiengang vorgeschrieben. Würde ich jetzt nicht als Vorbild sehen und entspricht nicht meinem Verständnis einer freien Gesellschaft.

                1. Das ist Quatsch wie ich aus eigenen erleben berichten kann. Ich war nie in der Partei und konnte studieren aufgrund meiner „arisch-proletarischen“ Klassenherkunft.
                  Die Mitgliedschaft in der Regierungspartei hat natürlich das Leben erleichtert, wie es auch heutzutage in Westen üblich ist

                2. So ein Blödsinn, hereingefallen auf Westpropaganda? Unsere Eltern waren z.B. nicht in der Partei, streng katholisch und wir drei Brüder haben alle studiert. Die Studienrichtung konnten wir uns aussuchen, meine Brüder wurden Mikrobiologen und ich habe Maschinenbau studiert.
                  Einen Wunschstudienplatz bekam man immer wenn man drei Jahre in einem VEB gearbeitet oder als Fauler drei Jahre in der NVA (NVA= Nicht Viel Arbeit)diente. Meine Brüder haben ABI mit Berufsausbildung gemacht, wurde als 3-jährige Tätigkeit in einem VEB anerkannt. Ich Fauler war drei Jahre in NVA. Mit der Verpflichtung auf drei Jahre konnte ich mir auch einen ruhigen Dienst aussuchen.

        2. @Naomi

          Moralisierte der Solipsist.

          Die Krise des Westens ist eine menschengemachte Krise. Dem Menschen Demut vor einer menschengemachten Krise zu verordnen, ergibt keinen Sinn.

          Kurz gesagt: Man kann nicht demütig vor sich selber knien.

          Was Sie meinen ist Bescheidenheit durch Kapitulation.

          Das Buch von Daniel Marwecki als Ergänzungslektüre zur Mausfeldtschen zu empfehlen, ist blanker Irrsinn:
          Die von Marwecki geforderte Demut ist herrschaftsstabilisierend.

          Lesen sie das von ihnen angeführte Zitat noch mal ganz langsam und genau.

          Marwecki erwartet….“Umkehr: Hin zu einen würdevollen Abstiegsmanagement nach außen und einen neuen Gesellschaftsvertrag nach innen. (!)

          Es gilt einerseits, sich kooperativ und demütig in die sich neu ausformende Welt einzupassen. (!)

          Andererseits ist eine Abstiegsgesellschaft dazu gezwungen, die Zugänge zum vorhandenen Wohlstand egalitärer zu gestalten, sofern sie eine Demokratie bleiben will…“ Zitat Seite 254 obiges Buch.

          Man soll sich demütig dem Schicksal beugen; so predigten es die Pfaffen von der Kanzel. Schicksal steht euphemistisch für eine von Gott gegebene Gesellschaftsordnung, Marwicki nennt das eine sich „neu ausformende Welt“, als ob die irgendwie schicksalshaft auf uns herabgestürzt und nicht eine Elitengesteuerte Katastrophe ist.

          Insbesondere der letzte Satz aus dem Zitat ist mir der ‚liebste‘

          Andererseits ist eine Abstiegsgesellschaft dazu gezwungen, die Zugänge zum vorhandenen Wohlstand egalitärer zu gestalten, sofern sie eine Demokratie bleiben will…

          Auf deutsch: Marwicki fordert, sich freiwillig und „demütig“ einer Ökodiktatur zu unterwerfen.

            1. Wo haben Sie eigentlich ihre Analysefähigkeiten erworben? Auf der Baumschule?

              Lesen Sie doch wenigstens noch mal in Ruhe meinen Kommentar und antworten argumentativ.

    3. Der Ausweg? Das ist der Sozialismus. Aber es ist ein LANGER Weg und der beginnt mit Wählen gehen und andere Menschen aufklären. So lange bis wir mehr sind.
      Dazu zählt auch sich selbst aufklären, also viel lesen:
      unsere-zeit.de
      jungewelt.de (mit Einschränkungen)
      nachdenkseiten.de
      rtde.org (aber auch einiges an kapitalistischem Unsinn)
      amerika21.de
      parstoday.ir/de
      anti-spiegel.de (mit Einschränkungen da manchmal kapitalistische Unsinn)
      german-foreign-policy.com
      Mehr Quellen sind immer wieder verlinkt auf telegram Seiten, zB.
      https://t.me/freielinkezukunft
      https://t.me/marxengelsleninstalin

  4. Danke an Herrn Mausfeld, dass er nochmal betont, wofür „Rechts“ in der Praxis tatsächlich steht, nämlich zusammengefasst für Barbarei und Sozialdarwinismus!
    Ich kann ihm da nur beipflichten!
    Denn die Menschenverachtung liegt in der DNA des Konservativismus. Deswegen sind nicht von ungefähr die schlimmsten Ideologien, die dieser Planet bisher gesehen hat, der Faschismus, der Wirtschaftsliberalismus, der Neoliberalismus sowie der Libertarismus, die sämtlich in Barbarei und Sozialdarwinismus enden, aus dem Konservativismus hervorgegangen.

    Das Problem mit den „linken“ Ideologien und Konzepten, ich nenne hier mal den wieder aktuell werdenden Marxismus, Sozialismus und Kommunismus, ist aber, dass sie den Menschen zu einem bestimmten, vermeintlichen „Ideal“ umerziehen wollen, was in der Praxis natürlich genauso wenig funktioniert. Das Problem eben, das entsteht, wenn man ausschließlich nur mit der „expliziten Reflexion“ arbeitet und die „implizite Reflexion“, also das tatsächliche innere und selbstbestimmte Denken des Menschen, ignoriert.
    Ich nenne hier mal als Beispiel die „Gemeinwohlökonomie“, die Paraphrase der „Solidarischen Ökonomie“, die mit dem expliziten Zwang zum Kooperativen den Egoismus „eliminieren“ (Zitat Christian Felber) will, was natürlich nicht funktioniert, wie die Praxis bereits bewiesen hat.
    Solche Veränderungen und Weiterentwicklungen gehen nur über die eigene individuelle innere Arbeit, die man freiwillig, aus einem inneren Bewusstsein heraus resultierend, vollziehen muss. Solche Weiterentwicklungen kann man nicht über das „Explizite“ erzwingen, denn das führt grundsätzlich, aus dem „Impliziten“ resultierend, zu ideologischen Gegenbewegungen, wie die Realität beweist.

    Deswegen möchte ich nochmal auf die Wertstufendemokratie, als etwas wirklich Neues, denn wir brauchen wirklich Neues, verweisen, weil sie die „implizite Reflexion“ als „gelebte Reflexion“ in die Praxis umsetzt.

    1. Zu „die Menschenverachtung liegt in der DNA des Konservativismus“ möchte ich folgendes anmerken:

      Das halte ich für ein Missverständnis, das vermutlich aus einer etwas zu eindimensionalen „rechts-links“-Interpretation der Dinge hervorgeht. Ich verstehe, worauf du hinaus willst, aber ich würde stattdessen eher sagen, dass die Menschenverachtung in der DNA des Autoritarismus liegt. Es gibt da eine Ausprägung des Konservativismus die mit diesem einhergeht, und die ich in meiner Jugend vielleicht als „Spießertum“ bezeichnet hätte.

      Vielleicht liegt es daran, dass ich im Rheinland aufgewachsen bin, aber ich kenne auch eine sehr liberale und tolerante Form des Konservativismus. Dessen Repräsentanten legen Wert auf ein geregeltes Leben, bevorzugen eine traditionelle Familienform und gehen jeden Sonntag in die Kirche. Gleichzeitig suchen sie aber nicht, anderen ihre Weltsicht aufzuzwingen, sind interessiert und tolerant gegenüber anderen Lebensweisen und sagen im Prinzip „für mich ist das nix, aber jeder Jeck ist anders“.

      Natürlich sind nicht alle so, und es gibt auch viele Negativbeispiele, so wie die, dich dich wahrscheinlich nicht ohne Berechtigung zu dieser Aussage veranlassen.

      Ich habe es schon öfter erwähnt, aber ich sehe Positionen im politischen Spektrum als mehrdimensionale Größe, z.B. mit folgenden Gegensatz-Paaren, die jeweils eine Dimension repräsentieren:

      liberal-autoritär
      konservativ-progressiv
      rational-ideologisch

      Das was du vermutlich als „konservativ“ betrachtest, ist meiner Ansicht nach vermutlich eher autoritär-konservativ-ideologisch, und da pflichte ich bei, dass diese Ausrichtung problematisch ist und uns in der Vergangenheit auch die düstersten Kapitel unserer Geschichte beschert hat. Die „anderen Konservativen“, die ich oben erwähnt habe, sind vielmehr liberal-konservativ und auf der „rational-ideologisch“-Achse eher in der Mitte angesiedelt.

      Ich selbst verorte mich übrigens liberal-rational und auf der „konservativ-progressiv“-Achse in der Mitte. Ich kann Vor- und Nachteile von beiden Richtungen auf dieser Achse erkennen und befürworte da eher ein gesundes Mittelmaß. Bei den anderen beiden Achsen ist meine Einstellung eindeutiger: Es steht mir nicht zu, anderen vorzuschreiben, wie sie ihr leben führen sollen und ich finde dass Ideologie nichts weiter tut, als die Sinne zu vernebeln und den Bezug zur Realität zu verlieren.

      1. @Hattori Hansen

        Ja, ich stimme Ihnen zu, deswegen möchte ich meine Ausführungen ein wenig ausdifferenzieren:
        In beiden Ausrichtungen, die wir grob in „links“ und „rechts, konservativ“ einteilen, sind im Inhaltlichen universell Richtiges, aber auch grundlegend Falsches enthalten.

        Das universell Richtige im „Rechten, Konservativen“ ist u.a. das Verständnis von „Familie“ als notwendige Keimzelle für eine gesunde und positive Entwicklung sowie die Beschäftigung mit den Themengebieten Kultur, kulturelle Identität und Kulturraum, Nation (heute Nationalstaat). Das grundlegend Falsche ist die erwähnte Menschenverachtung, die, wenn sich das „Rechte und Konservative“ politisch und im Systemischen mehrheitlich durchsetzt, bis dato immer in Sozialdarwinismus und letztlich Barbarei ausdrückt.

        Das universell Richtige im „Linken“ ist u.a. das Verständnis für die Egalität und Gleichbehandlung eines jeden Menschen, wozu auch der solidarische, soziale Ausgleich gehört, sowie dass alle Menschen zusammengehören, man also von einer Menschheitsfamilie sprechen muss. Das grundlegend Falsche ist z.B. die erwähnte Praxis, die Menschen unbedingt zu einem bestimmten „Ideal“ umerziehen zu wollen/zu müssen, was grundsätzlich immer in einer Diktatur endet.

        Die Aufgabe ist also, das universell Richtige aus beiden Ausrichtungen herauszuarbeiten und zum Wohl des Ganzen zusammenzuführen, weil beides zusammengehört.
        Das ist aber in den bestehenden Systemen und Demokratien aufgrund ihrer eindimensionalen institutionellen und strukturellen Gestaltung nicht möglich, wie die Realität beweist.
        Deswegen verweise ich erneut auf die Wertstufendemokratie, weil sie die notwendigen institutionellen und strukturellen Rahmenbedingungen herstellt, um u.a. auch diese notwendige Arbeit gewährleisten zu können.

        1. Konservativ ist die Umverteilung von unten nach oben.
          Links bedeutet gerecht zu teilen.

          Was sie über Familie, Nation oder Umerziehung erzählen gehört gerade zu der Begriffsverwirrung die Mausfeld hier thematisiert.

          1. @Trux

            „Was sie über Familie, Nation oder Umerziehung erzählen gehört gerade zu der Begriffsverwirrung die Mausfeld hier thematisiert.“

            Nein, hier stimme ich Ihnen nicht zu!
            1. hat Mausfeld diese Themen mit der „Begriffsverwirrung“ nicht gemeint.
            2. sind diese Themen aus ontologischer sowie aus universeller oder spiritueller Betrachtung existenzielle Themen, die aus der universellen Sozialität des Menschen sowie aus den tatsächlichen universellen Beschaffenheiten und Funktionsweisen der Dinge und Zusammenhänge resultieren.

              1. @Trux

                Ja, Sie haben recht! Deswegen versuche ich, mich ein wenig differenzierter auszudrücken:
                1. Die Familie ist ein reinkarnatorischer Kontext. D.h., dass die Familie, in die man sich reinkarniert, und der inhaltliche Kontext, der mit dieser Familie einhergeht, immer karmisch begründet ist. D.h., dass die Themen, die in dieser Familie aktiv sind und bearbeitet werden, für die eigene aktuelle individuelle Weiterentwicklung unbedingt notwendig sind. – (Dieses hier ist jetzt wegen des hiesigen Formats nur sehr allgemein ausgeführt.)

                2. In der Familie werden die meisten karmischen Verbindungen eingegangen, im Positiven, aber auch im Negativen.
                Und dieses ist wiederum für die Erkenntnisgewinnung, dass alle Menschen zusammengehören, miteinander verbunden sind und aufeinander einwirken, unbedingt notwendig.
                Und diese Erkenntnis, dieses Wissen und Verständnis ist wiederum die Grundvoraussetzung dafür, die Menschheit wirklich befrieden zu können.

                Im Konservativismus wurden diese universellen Funktionsweisen verstanden, allerdings überwiegend nur auf der intuitiven Ebene.
                Während „linke“ Konzepte diese universellen Funktionsweisen häufig aufweichen bis negieren.
                Allerdings kann man jetzt natürlich nicht sagen, dass grundsätzlich alle „Linken“ diesen Konzepten auch folgen würden und über dieses Verständnis nicht verfügen, da haben Sie natürlich recht.
                Aber, in „linken“ Konzepten wird das Thema „Familie“ häufig in der notwendigen Behandlung bewusst vernachlässigt, während es in „konservativen“ Konzepten eine existenzielle, zentrale Rolle einnimmt.

              2. @Trux

                Noch ein Nachtrag:
                Ergänzend muss man natürlich noch hinzufügen, dass in beiden Ausrichtungen das Thema „Familie“, was die universellen Funktionsweisen angeht, dennoch noch sehr widersprüchlich verstanden und behandelt wird.

                1. Was sie Karma nennen, das nenne ich Besitz.
                  Es sind die Adeligen und Reichen, die Besitz und Herrschaft vererben. Wer auf seinem Herrschaftssitz eine Ahnengalerie vorweisen kann, der nutzt eben auch den Familienbegriff im Sinne seiner Herrschaft.

                  Der Proletarier hat aber nicht weniger Familie als der Adelige, er hat nur weniger Macht und Geld zu vererben.

                  Die Assotitierung des Konservatismus mit einem „positiven Familienbegriff“ ist insofern schizophren, da das Positive daran nur für diejenigen Geltung erlangt, die ohnehin besitzend sind, während die Ärmeren ihre Familien hungern lassen dürfen.

    2. Der Mensch trägt das “ Ideal“ in sich, man muss ihn da nicht hinzuziehen!
      Der größte Fehler der Sozialisten und Kommunisten in den 20er und 30er Jahren war es Wilhelm Reich und seine Forschungsergebnisse zu verbannen und zu zerstören.
      Die Arbeitsdemokratie ist auch heute noch der Schlüssel zur Verwirklichung einer neuen menschlichen Wirtschaftsförderung.
      Dafür müssen wir unsere “ Verpanzerungen“ ablegen.
      lies sein Buch “ die Massenpsychologie des Faschismus“
      Frohe Weihnachten

      1. @EGOIST

        Nein, der Mensch trägt nicht grundsätzlich und per se das „Ideal“ schon in sich, das ist das „idealisierte Menschenbild“, das „wir“ um 2010 im Zusammenhang mit der damaligen Systemkrise bereits inhaltlich und empirisch fundiert abgeräumt haben, sondern er muss sich tatsächlich zum „Ideal“ erst entwickeln!
        Und manche sind diesbezüglich schon weiter als andere.
        Und nochmal, diese Weiterentwicklung kann nicht durch explizite, d.h. normative Vorgaben erreicht werden, sondern nur durch die eigene individuelle innere Arbeit, die aus individuellen Niederlagen, Erkenntnissen und einem daraus resultierenden Bewusstsein resultiert.

    3. @Georg
      Die „gesunde Mischung „ wäre der chinesische Weg
      Dieser setzt auf Marktwirtschaft und Konkurrenz und toleriert wie in wenigen asiatischen Ländern abweichende Meinungen, wenn diese nicht staatsgefährdend sind.
      Auf der anderen Seite kontrolliert ein strenger Staat die Auswüchse des Kapitalismus, ermahnt Kapitalisten wie Jack Ma dem „Volke zu dienen“.
      Dazu stellt die uralte konfuzianische Ideologie das Gemeinwohl über den übertriebenen Individualismus des Einzelnen.
      Die Westler müßten allerdings bereit sein ihr Überlegenheitsdenken aufzugeben, wozu eine gewisse christlich/konfuzianische Demut ganz hilfreich wäre

      1. @Naomi

        Ich möchte Ihnen zu Ihrem Kommentar nur zwei Dinge zum darüber Reflektieren als Antwort geben:
        1. China hat sehr stark auf Digitalisierung und KI gesetzt, was es aktuell in diesen Bereichen zur Nummer 1 in der Welt gemacht hat.
        Daraus resultieren aber jetzt große sog. „Effizienzentwicklungen“ (Stichwort u.a.: Dark Plants, die dunklen Fabriken), d.h. eine daraus entstehende und steigende Arbeitslosigkeit. Berufliche Alternativen ließen sich, wie von Vielen im Westen vorausgesagt, bis heute nicht finden.
        Und zumindest noch gibt es in China keinen Sozialstaat.

        2. Der Mensch verfügt aufgrund seiner Seelen- und Bewusstseinsvermögen über die Fähigkeit zum freien Willen und zum selbstbestimmten Denken. Und auch in China zeigt sich, dass bei einer wirtschaftlichen Sicherheit und Stabilität im Individuum die Selbstbestimmung und das selbstbestimmte Denken aktiviert wird, das sich auch ausdrücken will. Diese Universalität zeigt sich u.a. in Demokratiebewegungen, die in China immer größer werden, von denen aber im Westen weder in den Mainstream-Medien noch in den Alternativen Medien berichtet wird.
        Woran das wohl liegt?
        Selbst chinesische Podcaster, die China voll unterstützen und gut heißen, wie u.a. Sofia Pomm, wünschen sich, dass es in China endlich mehr Mitbestimmung geben sollte.

  5. Danke, Herr Mausfeld, für ihre tiefen und doch klar verständlich formulierten Gedanken. Die ruhigen Weihnachtstage werde ich nutzen, um mir endlich „Hegemonie und Untergang“ zu Gemüte zu führen.

    1. Lesen Sie danach Daniel Marwecki „Die Welt nach den Westen“

      https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/die-welt-nach-dem-westen/978-3-96289-239-5

      Marwecki ist noch irgendwie ein Linker geblieben. Er ist Professor für internationale Beziehungen und lehrt in Hongkong. Er kennt, wie alle Chinareisende, das Gefühl zwischen alter Welt (Europa) und neuer Welt (Asien mit seinen Zentrum China) zu pendeln. Blickt man von Osten auf diesen Westen schwankt man zwischen Lachanfällen und Depression. Die Menschen im Westen haben – auch weil sie eingesperrt sind, durch Inflation kein Geld für Reisen haben – nicht erkannt das die Welt, die Mehrheit der Menschheit über diesen verkommenen Westen, insbesondere Deutschland, nur noch lacht. Mir fällt zur Bekämpfung der westlichen weltfremden Arroganz nur noch der Appell an die Demut, die doch westlich-christlichen „Werten“ entspricht, ein
      Schönen Sonntag und lassen Sie doch ihrer. Stadtteilbücherei die beiden Bücher anschaffen als klitzekleinen praktischen Beitrag für eine bessere Welt

  6. Die Aufklärung ist insofern gescheitert, als das sie aufgehalten wurde, gewisse Tabuthemen anzugehen, nämlich alles was dem immer noch auf persönlichen Beziehungen basierenden Staat nicht passt. Das ist quasi das mittelalterliche Konzept, auf dem damals der „Feudalismus“ gegründet war und mit dem immer „von unten nach oben“ umverteilt wird.

    – was ist Demokratie, warum sind Wahlen, Parteien und Berufspolitiker prinzipiell undemokratisch
    – warum sich Oligarchien immer selbst erledigen, Sparta und Rom als geschichtliche prägendste Beispiele
    – der gewalttätige religiöse Fundamentalismus als irrationale ideologische Untermauerung, speziell der jüdische im Westen

    1. Ich hoffe Sie haben auch den Text gelesen und nicht nur das Bild angeschaut. Der passt zu unserem kleinen Disput übrigens wie die Faust aufs Auge. Ich haben Ihnen auch eine kleine Replik geschrieben. Obigen Text las
      ich aber erst danach, sonst hätte ich mich darauf bezogen.

  7. Wo bleibt denn nun mein Buch?
    Am 11.11. beim Westend-Verlag bestellt. Nix gekommen, nochmals nachgehört, keine Reaktion….
    Drecksladen, kann in die Tonne…?
    Thalia besser? Oder Amazon noch besser?
    Verarschen kann ich mich selbst….

    1. Dann warte bis das Buch gebraucht billiger auf Amazon verkauft wird oder fordere diene Stadtteilbücherei auf das Buch anzuschaffen. Hättest vielleicht bei einer kleinen, um ihr Überleben kämpfenden linken Buchhandlung bestellen sollen. Ich bestelle auch nie mehr direkt bei diesen Verlag aus genannten Gründen

      1. Danke für die Rückmeldung. Scheint wohl kein Einzelfall zu sein.
        Unser kleiner Buchladen ist eher so’n grüner Laden, mit Regenbogen- und UA-Flagge. Schreckt mich eher ab…
        Obwohl, just for fun mal nachfragen…?🤔
        Nochmals danke!

  8. Warum ist diese These falsch? Nun, mit ihrer Reduktion der Aufklärung auf die „instrumen­telle Ver­nunft“, wählten Adorno und Horkheimer einen historisch eher untypi­schen Neben­strang der Aufklärung heraus und erklär­ten ihn zum eigentlichen Kern der Aufklärung.

    Einspruch. Nicht Horkheimer/Adorno haben diese Reduktion zu verantworten, sondern der ‚Lauf der Geschichte‘ selbst. Man kann das sehr gut an den Namen festmachen, die Mausfeld selber nennt – Locke, Voltaire oder Hume waren eben wesentlich einflussreicher und ‚wirkmächtiger‘ als Spinoza, Jean Meslier – kennt denn überhaupt jemand? – und Diderot. Ein Buch, das diese These ebenfalls noch einmal sehr stark stützt ist das – leider nie in’s Deutsche übersetzte – ‚Voltaire’s Bastards‘ von John Ralston Saul. Darin wird eben an sehr vielen historischen Beispielen dargelegt, wie die ‚instrumentelle Vernunft‘ im Laufe der Zeit die Oberhand gewann und den ‚eigentlichen‘ Kern der Aufklärung verdrängte.

  9. Könnte es sein, dass nicht nur der Militarismus eine Folge autoritärer Gedankenwelt ist, sondern auch die Grundlage derselben?
    In der Ukraine zeigt sich beides. Irgendwie ist die Ukraine gerade die laborhaften Zukunft des Westens.

  10. Tolle Ausführungen zur Aufklärung, man erlaube mir, dies dazu hervorzuheben: Mit der Aufklärung wurden Autoritäten und Traditionen abgestreift. Sie hätten durch die Vernunft ersetzt werden sollen. Eine ganz wesentliche Eigenschaft derselben ist es, dass sie sich selbst kritisch (im Sinne Kants) betrachtet, also, wie Rainer Mausfeld ausführt, sie ein ihr eigenes Selbstkorrekturpotenzial besitzt. Statt dessen haben wir heute eine negative Aufklärung, die statt der Vernunft nur das eigene Ego anerkennt. Man erkennt nur an, was einem selbst in den Kram passt, das gilt für unsere führenden Politker genau so wie für den Klimawandelleugner. Man will aufrüsten, also ist das auch richtig so. Man will in den Urlaub fliegen, also kann es keinen vom Menschen verursachten Klimawandel geben. So verneint am jede Verantwortung für sein Tun.

    Anders als Mittelalter und Renaissance auf deren Basis, vor allem der Logik, Humanismus und Aufklärung möglich wurden, ist das heutige Denken zu oft völlig irrational und damit für Manipulation und Indoktrination zugänglich. Genau das sehe ich als den Faktor, der so pessimistisch in die Zukunft blicken lässt.

    1. Guter Artikel. Wir haben einen Verrückten als Kanzler. A.Mercouris sagte gestern, die europäischen Entscheidungsträger kämen ihm wie Spieler vor, die ständig verlieren, irgendwann Pleite seien, dann Kredite bei der Bank aufnehmen und sich in der letzten Phase Geld aus kriminellen Aktivitäten beschafften, in der Hoffnung zu gewinnen und den Jackpot zu knacken.

      Die Idee, es könne sich dabei um eine Scheinoperation handeln, halte ich allerdings für abwegig. Gerade die interessierten Dritten – hier die weltweit agierenden Investoren – würden mit dem Coup nutzlos abgeschreckt, ihr Geld in Europa anzulegen.

      1. Den Kanzler als Verrückten oder als Spieler zu bezeichnen ist eine unzulässige Verharmlosung. Das alles geschieht in voller Absicht den Ruin herbeizuführen.

  11. http://www.gelsenzentrum.de/karl_schwesig.htm

    Als Titelbild dieses Artikels hätte auch eine Zeichnung des Gelsenkirchener Malers Karl Schwesig stehen können. Er hat die Grauen der faschistischen Folterknechte von Hitler in seinen gemalten Bildern festgehalten. Faschisten kennen keine Gnade mit ihren Gegnern. Am 2. Mai 1933 starben etliche Kommunisten und Gewerkschafter im Duisburger Polizeipräsidium. Man hat sie gut sichtbar vor den Augen der eingeschüchterten Bevölkerung in Ketten durch die Strassen dorthin getrieben, einige sind auch aus den offenen Fenstern aus Angst vor den Folterern in den sicheren Tod gesprungen.

    Faschismus ist die brutalste Keule des Kapitalismus. Faschismus oder Militädiktatur sind die Mittel, wenn der Betrug mit Hilfe des bürgerlichen Parlamentarismus nicht mehr greift. Der Faschismus gehört zum Kapitalismus wie der Regen zur Wolke.

    Wenn ich mir überlege, dass so einer wie Christian Freuding den Bundeskanzler spielen will, könnte ich einen Lachkrampf kriegen

  12. Ich möchte hier eine etwas längere Textstelle herausgreifen, und darstellen, was micgh daran verwundert hat:

    „Worum geht es? Die zentrale These von Adorno und Horkheimer ist, dass die Aufklärung, die ursprünglich traditionelle Mythen über­winden sollte, in ihren extremen Formen zu einer rein instrumentellen Vernunft geworden sei, also zu einer technokratischen Zweckver­nunft, die alles quantifizieren, unterwerfen und für einen Nutzenfortschritt verwerten will. Dadurch sei die Aufklärung, die eigentlich zur Befreiung führen sollte, in neue Formen der Barbarei umgeschlagen – wie Faschismus und industriell organisierter Massenmord bezeug­ten.
    Warum ist diese These falsch? Nun, mit ihrer Reduktion der Aufklärung auf die „instrumen­telle Ver­nunft“, wählten Adorno und Horkheimer einen historisch eher untypi­schen Neben­strang der Aufklärung heraus und erklär­ten ihn zum eigentlichen Kern der Aufklärung.“

    Wieso meint M., dass der letzte Satz im Gegensatz zu dem stehe, was er zuvor als Quintessenz von A/H dargestellt hat? Dort wird doch auch ausgesprochen, dass das, was M. als „instrumentelle Vernunft“ bezeichnet, nicht das ganze Wesen der Aufklärung sei, sondern etwas, was als „extreme Formen“ deren Kern verlassen hätte.
    Aber gut, jedenfalls wendet sich M. gegen diese „instrumentelle Vernunft“, die in M’s Wiedergabe von A/H so charakterisiert ist: „…, die alles quantifizieren, unterwerfen und für einen Nutzenfortschritt verwerten will.“ Was hat er dagegen, etwas „für einen Nutzenfortschritt zu verwerten“? Es kommt doch wohl darauf an, für wen es ein Nutzen ist. Zudem weist die Betonung von „quantifizieren“ darauf hin, dass damit vor allem naturwissenschaftlicher Fortschritt diskreditiert werden soll. Naturwissenschaft und Technik sind nicht per se schlecht, nur bestimmte Formen ihrer Anwendung im Kapitalismus sind es. Der Fehler von A/H ist also, durch eine – in ihrer falschen Abstraktheit kaum zu übertreffende – Technik-Kritik einen eleganten Übergang von der marxistischen Kapitalismuskritik – auf deren Grundlage sich zu bewegen A/H weiter für sich in Anspruch nehmen – zu einer de-facto „Entsorgung“ des Marxismus hinzulegen. Und M. pflichtet dem bei!

    1. Gerade die von Ihnen zitierte Stelle von Mausfeld hat mir gut gefallen, weil endlich mal einer den Mythos der Aufklärung in Frage stellt. Diese „Aufklärung“ war doch die Ideologie der bürgerlichen Klasse um den entstehenden Kapitalismus ideologisch zu rechtfertigen. In Vergleich zur Feudalgesellschaft war die Aufklärung ein Fortschritt aber mehr auch nicht.

      Sich heutzutage mit den Schriftgelehrten, Autoren, Stubenhockern der Aufklärung zu beschäftigen ist nett, bringt aber nicht viel.

      Viel wichtiger wäre es einen Weg für die neue Unterschicht zu entwickeln, wie die Verdammten dieser Erde, weltweit wie hierzulande, ein besseres Leben führen können. Das aber ist den Reichen „Demokraten“ und ihren Schriftgelehrten scheißegal, Hauptsache sie können hochgeistige ideologische Diskussionen ohne praktischen Nutzen führen

        1. Genau den hatte ich im Blick als ich an die Aufklärung dachte, die doch eine der ideologischen Grundlagen des Eurozentrismus ist. Die Westler halten sich doch für bessere Menschen weil sie die Aufklärung hatten und da sag ich fuck!

  13. Der Ausweg? Das ist der Sozialismus. Aber es ist ein LANGER Weg und der beginnt mit Wählen gehen und andere Menschen aufklären. So lange bis wir mehr sind.
    Dazu zählt auch sich selbst aufklären, also viel lesen:
    unsere-zeit.de
    jungewelt.de (mit Einschränkungen)
    nachdenkseiten.de
    rtde.org (aber auch einiges an kapitalistischem Unsinn)
    amerika21.de
    parstoday.ir/de
    anti-spiegel.de (mit Einschränkungen da manchmal kapitalistische Unsinn)
    german-foreign-policy.com
    Mehr Quellen sind immer wieder verlinkt auf telegram Seiten, zB.
    https://t.me/freielinkezukunft
    https://t.me/marxengelsleninstalin

  14. Mausfeld, den ich sehr schätze, äußert sich in dem Interview auch zur Aufklärung und setzt Locke, Voltaire, Hume gegen Spinoza, Mesliers und Diderot. Erstere hätten sich mit dem Feudalismus arrangiert, letztere nicht. Das ist eine unzutreffende und, um es vorsichtig zu sagen ziemlich oberflächliche Behauptung, die ich von Herrn Mausfeld nicht erwartet hätte und die mich wirklich enttäuscht.
    Ganz abgesehen davon, dass Diderot ohne die Hilfe von Katharina II von Russland („die Große“) wohl kaum überlebt hätte, waren die Kämpfe gegen die Kirche, die Inquisition, die Voltaire führte von ganz anderer Art als dies in den beiden Sätzen „die das Projekt der Aufklä­rung mit den monarchistischen, feudalistischen und kapitalistischen Verhältnissen zu versöh­nen suchten. Sie waren also eliten­orien­tiert und zu Kompromissen mit den herrschenden Machtverhältnissen bereit“ unterstellt wird. Die Genannten und insbesondere Voltaire haben das Projekt Aufklärung überhaupt erst ins Leben gerufen und nicht Versöhnung mit den herrschenden Verhältnissen war das Ziel, sondern Bündispartner zu finden, Netzwerke aufbauen, Gesprächskreise zu organisieren (was auch heute wieder dringend nötig wäre). Das zeigt einem die minimalste Beschäftigung mit der Geschichte der Zeit vor der französischen Revolution.
    Weiß Mausfeld nicht, dass sich Voltaire ganz alleine mit erheblichen finanziellen Mitteln, unter Ausnutzung aller Beziehungen, die er in ganz Europa hatte, gegen die katholische Kirche und deren Schergen in der Affäre Jean Calas einsetzte (Diderot, d’Holbach, Hélvetius hielten sich vornehm zurück)? Kennt er nicht den Prozess gegen den Chevalier de la Barre (ich könnte noch viele andere Punkte anführen, was aber in einem Forum wie diesem wirklich zu weit gehen würde). Und Locke, Hume? Ja ist er noch zu retten – kennt er nicht ihre bahnbrechenden Schriften, die den Gottesglauben zerstörten und durchbrachen? Wer nicht die herrschende Ideologie zerstört, braucht mit dem Kämpfen gar nicht erst beginnen: das ist doch das eigentlich Mausfeld Thema. Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern entrüstet.
    Wenigstens wehrt er die Horkheimer-Adorno Chose ab, wenn auch schwach, denn es ist doch ganz einfach: Wenn durch die Aufklärung die Fesseln der Vernunft gesprengt wurden, wurden deshalb die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht sogleich mitgesprengt. Die Naturwissenschaft nach Newton brachte eine Entwicklung in Gang, die für die Befreiung der Menschheit von Arbeitszwängen eine ungemeine chancenreiche Grundlage schuf. Dass sich diese Erkenntnisse auch zur Unterdrückung nutzen ließen, kann man doch nicht der Wissenschaft vorwerfen. Und klar, dass die dann herrschende bürgerliche Klasse an den Vorteilen niemanden, schon gar nicht ihre Arbeiter teilhaben lassen wollte. Wobei wir bei Marx und Engels wären.
    Mausfelds schwache Erwiderung bringt ja sofort Finsterlinge ans Schwummerlicht (hier im Kommentarbereich), die, weil sie von gesellschaftlichen und machtpolitischen, ökonomischen Entwicklungen (ohne die drei geht es nun einmal nicht) wenig Ahnung haben, sich zu schwermütig-gefühligen Äußerungen verleiten lassen – oder weil sie ohnehin Feinde der Aufklärung – und somit Feinde des Ziels einer humanen Gesellschaft sind.

  15. „Quelle: Dieses Bild wurde mittels ChatGPT entwickelt.“

    Das Bild heißt „Abendsonne in Louisiana“ (1888) und stammt von Vincent van Gogh.

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