
Amerikas linksliberale Elite ist tugendhaft im Dienste des Kapitalismus. Sie bekämpft die Arbeiterklasse und forciert eine brutale Leistungsideologie.
Die amerikanische Professorin Catherine Liu hat vor zwei Jahren ein Buch namens »Virtue Hoarders« geschrieben, in dem sie mit der sogenannten linksliberalen Elite hart ins Gericht geht. Jetzt ist das Buch auf Deutsch erschienen: Unter dem Titel »Die Tugendpächter. Wie sich eine neue Klasse mit Moral tarnt und Solidarität verrät«.
Das Overton Magazin hat sich mit Catherine Liu unterhalten.
De Lapuente: Sie stellen sich in Ihrem Buch immer wieder als Sozialistin vor. Was ist für Sie ein Sozialist?
Liu: Ich glaube in erster Linie an Brot- und Butterfragen. Quasi als eine Art grundlegenden Materialismus. Ich halte es aber für entscheidend, dass das gesellschaftliche Ganze den Massen die Grundlagen für Freizeit bieten sollte, was in einer fortgeschrittenen Industriegesellschaft bedeutet, dass Produktivitätskapazitäten zum Nutzen der Mehrheit der Menschen, der Arbeiterklasse und der Armen, freigesetzt werden.
Theoretisch gesprochen glaube ich, dass Geschichte durch Klassenkampf gemacht wird und dass wir es derzeit die Spitze einer Klasse zu tun haben – Angestellte und qualifizierte Eliten, Experten, die, ohne die Produktionsmittel wie Kapitalisten zu besitzen –, die daran arbeitet, die Klassenhierarchie zugunsten des Kapitalismus und der Kapitalakkumulation an der Spitze zu sichern. Sie arbeiten aktiv daran, eine sozialistische, umverteilende Politik der Arbeiterklasse zu unterdrücken, außer durch schrittweise Reformen. Sie nutzen ihre Macht, um Kriege im Namen der imperialen Mächte der Vereinigten Staaten zu führen, selbst wenn ein Teil der Eliten an der Entkolonialisierung des Lehrplans arbeitet – was auch immer das bedeutet.
»Kapitalismus ist Zielscheibe – nicht die Wokeness«
De Lapuente: Die Tugendpächterin ist für Sie die Professional Managerial Class – abgekürzt PMC. Können Sie in kurzen Worten erläutern, wen man in dieser Klasse findet?
Liu: Dieser Begriff stammt aus dem Werk von Barbara und John Ehrenreich, zweier Psychologen und Publizisten. Beide verdanken dem Soziologen C. Wright Mills viel – der wiederum bezog sich auf Siegfried Kracauer, der 1930 ein schmales Bändchen mit dem Titel »Die Angestellten: Aus dem neuesten Deutschland« herausbrachte und in dem er über die Angestellten in der Weimarer Zeit berichtete.
Die haben Hochschulabschlüsse, haben Zeugnisse. Sie arbeiten in Büros. Tragen weiße Kragen. Heute tragen sie hingegen Kapuzenpullis, aber sie sollen bitteschön besondere Fähigkeiten haben, die sie in einer Hochschulausbildung oder einer speziellen Schulung erworben haben. Sie verwalten andere Menschen im Auftrag ihrer Chefs. Einige Berufsgruppen wie Lehrer und Krankenschwestern üben tatsächlich einen Beruf aus und verwalten andere nicht.
Sie arbeiten nicht mit ihren Händen oder ihrem Körper. In den USA umfasst die Ideologie des PMC den militärisch-industriellen Komplex, in dem Ingenieure, Strategen und Berater seit dem Kalten Krieg ihr Fachwissen einsetzen, um die Feinde des Kapitalismus zu identifizieren und zu bekämpfen.
De Lapuente: Die PMC steckt tief in der sogenannten Wokeness. Für Sie hat das mit linker Haltung nichts zu tun. Warum?
Liu: Wokeness mag als eine Art der Aufklärung über soziale Ungerechtigkeit begonnen haben. Heute ist es ein von oben verordnetes System pseudopolitischer rhetorischer Schnörkel, das die Konformität mit den Prioritäten des Chefs erzwingt: die Aufrechterhaltung eines Systems der Kapitalakkumulation, in dem riesige Private-Equity-Firmen wie Blackstone monopolistische Giganten sind – und die jetzt auch unsere DNA-Identitäten auffressen. Es ist eine völlig verdinglichte Form der Vielfalt, die damit gemeint ist.
Es gibt inzwischen zu viele Menschen, die von Anti-Wokeness besessen sind, so dass ich versuche, diesen Begriff nicht zu verwenden. Der Kapitalismus wird viele Strategien anwenden, um die Arbeiter zu disziplinieren und abweichende Meinungen zu unterdrücken. Er wird die Wokeness auch wieder verwerfen, wenn sie nicht mehr für seine ideologischen Zwecke dienlich ist. Deshalb möchte ich den Kapitalismus als Zielscheibe behalten, nicht die Wokeness.
»PMC-Tugend ist ein großer amerikanischer Export«
De Lapuente: Ein Kapitel Ihres Buches heißt »Die PMC hat Sex«. Darin betrachten Sie die Sexualmoral dieser Klasse. Sie schreiben auch, dass die sexuelle Paranoia Art von amerikanischer Tradition ist. Wie meinen Sie das?
Liu: Die amerikanische Gesellschaft ist nicht säkular: Es gibt versteckte religiöse Strukturen in all ihren kulturellen Praktiken, insbesondere in Bezug auf Sex. Aber der Sex ist einer der Bereiche des menschlichen Lebens, über den die Menschen den meisten Aberglauben hegen
Die fortschrittlichen amerikanischen PMC-Einstellungen zum Thema Sex sind eine Form von »rationalisierter Irrationalität«. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es sind tatsächlich die Denker der Frankfurter Schule, die uns diese Formulierung gegeben haben. Man kann demnach nicht einfach Sex haben, man muss ihn rationalisieren. Es gibt erlaubte, ja sogar willkommene Formen sexueller Abweichung, aber die sexuelle Handlungsfähigkeit selbst ist für das sexuelle Individuum zu einer Quelle enormer Ängste und Paranoia geworden. Sexuelle Freiheit ist sehr beängstigend, da sie zu Sex um seiner selbst willen führen kann, nicht für einen höheren Sinn. Das ist erschreckend, auch wenn Fetische und Subkulturen noch nie so sichtbar und akzeptiert waren wie heute. Die Libido kann nicht völlig befreit oder rationalisiert werden, und für eine Klasse, die so viele materielle Aspekte ihrer Welt kontrolliert, ist das sehr beunruhigend.
De Lapuente: Sie meinen also, dass die PMC die Sexualität mit Symbolik auflädt, damit die nicht einfach um ihrer selbst willen geschieht?
Liu: Die PMC glaubt an die Macht der Information: Beim Sex glaubt sie, dass wir alle informiert sein und unsere Zustimmung geben können, und dann haben wir plötzlich guten Sex! Sex ist schwer zu beherrschen. Alles, was sich der Logik des Eigeninteresses und der Instrumentalisierung entzieht, wird mit Angst und Paranoia betrachtet. Die Dating-Apps helfen dabei, denn man erhält Informationen, gibt Informationen über sich selbst an und soll dann jemanden finden, der »kompatibel« ist. Das ist der verwaltete Eros.
De Lapuente: Was Sie in Ihrem Buch über Amerika beschreiben, gibt es auch immer mehr in Deutschland, die Wokeness ist auf dem Vormarsch. Ich sollte mich zum Beispiel als Mann gar nicht zu Fragen Frauen betreffend äußern – obwohl Meinungsfreiheit allen zusteht. Frauen wie Männern. Was würden Sie den Deutschen denn raten? Wie umgehen mit diesem Phänomen?
Liu: Deutschland hat eine starke linke und aufklärerische, säkularisierende Tradition der Meinungsfreiheit und des kritischen Denkens, und als Linke können Sie Solidarität statt Zensur als Leitprinzip der Intersubjektivität betonen.
De Lapuente: Glauben Sie, wir treten in eine spießige Zukunft ein, in der die PMC-Tugenden sich für immer durchsetzen? Oder werden die Kinder dieser Klasse irgendwann rebellieren und wieder gelassener werden?
Liu: Ich weiß nicht, ob es zu einer natürlichen Entspannung kommen kann. Die hegemoniale Version der PMC-Tugend ist im Moment ein großer amerikanischer Export. Die Amerikaner glauben, dass sie die Menschen in der ganzen Welt verbessern können, indem sie anderen ihre Sprache der Toleranz aufzwingen. Ich denke, dass ein materieller Umsturz der repressiven Ordnung stattfinden muss, und ich sehe nicht, dass dies sehr bald geschehen wird. Es gibt immer wieder neue Tabus, die man in guter liberaler Gesellschaft nicht erwähnen darf. Der Krieg in der Ukraine ist das jüngste Tabu. Oder in meinem Fall, die Verteidigung Chinas gegen amerikanische Angriffe. Man nennt mich eine Apologetin für Diktatoren und eine Nationalistin, wenn ich sage, dass wir die Kommunistische Partei Chinas uns nicht weg wünschen sollten. Die Liberalen sind nicht bereit, allgemeine Skepsis gegenüber der amerikanischen Außenpolitik zu akzeptieren.
»Die kulturalistische Linke ist zu komplizenhaft, schwach und undiszipliniert«
De Lapuente: Kann es sein, dass die Kinder der Radikalen von heute, sogar die soziale Frage wieder für sich entdecken? Haben Sie da Hoffnung?
Liu: Im Jahr 2014 hofften die Ehrenreichs mit Occupy Wall Street, dass die Kinder der PMC-Leute ein Bündnis mit der Arbeiterklasse schmieden würden. Wir haben dies bis zu einem gewissen Grad bei der Kampagne von Bernie Sanders gesehen, aber beide Sanders-Kampagnen mussten sich gegen Vorwürfe des Sexismus wehren und waren nicht in der Lage, eine Mehrheit der demokratischen Wähler für ein transformatives Wirtschaftsprogramm zu gewinnen. Ich glaube nicht an Hoffnung für »junge Menschen«. Das ist eine der größten Lügen, die uns die Sechzigerjahre beschert haben. Greta Thunberg wird uns nicht in eine bessere Welt führen. Die jungen Waffenkontrollaktivisten werden uns nicht zu einer besseren Politik führen. Wir sollten die politische Verantwortung ohnehin nicht dem Zauber der Jugend überlassen. Der Klassenunterschied in jeder Generation, insbesondere in der jüngeren Generation, ist zu groß.
Ich habe Hoffnung, weil sich in China trotz der massiven Ausbeutung der Arbeiterklasse die Situation für die armen Menschen massenhaft materiell verbessert hat. Das sind 800 Millionen Menschen.
Sie werden immer noch extrem ausgebeutet, aber ich denke, dass die globale Arbeiterklasse durch den chinesischen Fall gestärkt wird. Ich glaube auch, dass Joe Bidens Industriepolitik zum Wiederaufbau der Produktionskapazitäten in den USA gut ist. In dieser Hinsicht bin ich also hoffnungsvoll, dass die produktive Arbeit im klassischen marxistischen Sinne die Macht übernehmen kann und sollte. Außerdem sind die Fortschritte bei der Akzeptanz von Homosexuellen auf globaler Ebene erstaunlich. Ich schaue mir meine eigenen Eltern an und wie sich ihre Einstellung gegenüber Homosexuellen verändert hat.
Was mich jedoch wirklich verzweifeln lässt, ist, wie Unternehmen diese Art von politischem Kampf nutzen, um den Kapitalismus selbst zu beschönigen.
Private Equity und Hedgefonds übernehmen ganze Sektoren der US-Wirtschaft und zerstören sie. Aktuell kauft Blackstone überall auf der Welt Sozialwohnungen auf und verhökert sie mit Gewinn. Ich denke, die liberale, kulturalistische Linke ist zu komplizenhaft, schwach und undiszipliniert, um die Macht des Finanzkapitals zu verstehen.
Catherine Liu ist seit fast dreißig Jahren als Professorin tätig. Sie promovierte in Französisch am Graduate Center der City University of New York, arbeitete an der University of Minnesota und ist Professorin für Film- und Medienwissenschaft an der UC Irvine. Sie hat über kritische Theorie, Populismus, Anti-Intellektualismus in der akademischen Welt, Psychoanalyse, Klassenbildung und Marxismus geschrieben. Sie interessiert sich für das Scheitern des Liberalismus und das Fortbestehen des historischen Materialismus als eine Form der Politik und Kritik.
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Empörtenmoral aus dem Intellektuellen Feuilleton!
Lass erstmal das intellektuelle literarische Quartett zu Worte kommen 🙂
Die müssen aber erst noch nachsehen was im Bücherregal verborgen ist und dann nachlesen
„Catherine Liu ist seit fast dreißig Jahren als Professorin tätig. Sie promovierte in Französisch am Graduate Center der City University of New York, arbeitete an der University of Minnesota und ist Professorin für Film- und Medienwissenschaft an der UC Irvine. Sie hat über kritische Theorie, Populismus, Anti-Intellektualismus in der akademischen Welt, Psychoanalyse, Klassenbildung und Marxismus geschrieben. Sie interessiert sich für das Scheitern des Liberalismus und das Fortbestehen des historischen Materialismus als eine Form der Politik und Kritik.“
Übrigens das Bild zum Artikel ist in Hamburg aufgenommen worden! Haus und Hofmohren mit Jubelmasken beim öffentlichen Woke-Bullshit-Bingo!
„Blacktrans vs. Blackfacing“
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Blackface
Ich weiß -:)
„Kapitalismus“ zu sagen, geht zwar immer noch: doch ist der Begriff nicht mehr so eindeutig und bringt das Spezifische des modernen Kapitalismus nicht mehr zum Ausdruck. Finanzkapitalismus? Globalismus? „Grüner“ Kapitalismus? Oligarchenkapitalismus? Neo-Feudalismus? Alles irgendwie noch hilflose Formulierungen für die stattgefundenen Veränderungen im letzten halben Jahrhundert.
“Arbeiterklasse“ mag ich gar nicht mehr verwenden. Angesichts der Diversifizierung der Lohnabhängigen (Dienstleister, akademisch gebildete Techniker, bürokratische Schreibtischarbeiter, Leiharbeiter, Hartzer, Facharbeiter mit sehr guten Gehältern incl 13. Monatsgehalt etc.) passt das nicht mehr – es sei denn man erklärt alle zu „Arbeitern“. Das passt aber nicht mehr, es verdeckt massive Unterschiede: es ist nur noch Alt-Sprech.
Jedenfalls mit der altmarxistischen Vorstellung vom zwangsläufigen historischen Sieg der Arbeiterklasse im Klassenkampf und dem Sieg des Sozialismus kann man nur noch gläubige Dogmatiker begeistern.
Sehr gut erkannt und die eigentliche Basis für ein neues Erklärungsfundament, welchem dem alten eigentlich nicht widerspricht, sondern den sich veränderten Umständen anpasst. Für Materialisten sollte das eigentlich selbstverständlich sein.
Hol Dir doch mal die Definition von Lohnarbeit und überprüfe daran, welche von Dir genannte Tätigkeitsgruppe NICHT zu Lohnarbeitern gezählt werden kann – ich habe keine gefunden.
Und selbst wenn der Herr Professor und der Pensionär sich strikt dagegen verwahren, Lohnabhängige zu sein (weil sie ja doch keinen igitt so profanen Lohn beziehen, sondern so wundersame Dinge wie Gehalt, Honorar und Pension auf sie herabregnen, also etwas gaaanz anderes, das gar nichts mit Arbeitsleistung zu tun hat) – es dient nur der Devise „teile und herrsche“. VERDUMMUNG.
Danke Noname. Hat Zaphod denn keine anderen Sorgen, als die ob man die Begriffe Kapitalismus oder Arbeiterklasse noch verwenden kann? Kapitalisten gibt es noch, Arbeiter gibt es noch, die Klassen und den Klassengegensatz gibt es noch. Also wo Kapitalismus drin ist, darf wohl auch Kapitalismus drauf stehn.
Vielleicht erkennt auch mal ein Krim, dass es unter Lohn- und Gehaltsempfängern stark differierende Klassen gibt mit stark unterschiedlichen Einkommens- und Freiheitsmöglichkeiten und von denen ein erheblicher Teil alles andere als Lohnanhängig ist.
Solange das der sich dieser Einsicht verweigernde Teil der Marxisten nicht zur Kenntnis nimmt, weil sie im Grunde keine Materialisten (sui generis) sind, muss man auf einen günstigen Moment wie 1917 hoffen.
Es ginge aber auch analytisch dialektisch.
Dann hat aber die Glaubenskongregation der Arbeitswerttheorie weitgehend ausgedient. Zumindest deren oberster Glaubenssatz, Werte würden nur durch Arbeit erschaffen.
Dass Aktiva-Bewertungsveränderungen, fiktives Kapital und Bewertungsrecht im Kontext mit dem weiten Feld „economies of scale“ auch entscheidenden Einfluss haben, wird wohl bewusst übersehen. Denn so blind kann man eigentlich kaum sein.
Ein Materialist braucht keine Bibelstunden (Ausnahme: meine), sondern Kenntnisse/Daten und Erklärungen, welche er dann ergebnisoffen kritisch beurteilt.
Das kann durchaus klischeehaft geschehen, aber bitte nicht nur mit einem…
Selbst mit sehr gutem Gehalt bin ich doch lohnabhängig.
Eben anders als den Beamten kann man mirmei en Lohn sehr schnell abdrehen und ich mussmichnu verdingen.
Hartz-V und Alterarmut sind nicht die dollste Alternative.
Erst wenn man finanzielle Unabhängigkeit erreicht hat hört diese Abhängigkeit auf. Das ist aber nur für einen sehr kleinen Teil der Beschäftigten der Fall.
Die Professoren und Pensionäre oder insgesamt Beamten habe ein erhebliches Privileg: Unkündbarkeit. Sie werden besonders gehegt, da sie die Regeln des Regimes exekutieren.
Dafür werden sie der Lohnabhängigkeit entnommen und alimentiert.
Naja, ich bin kein Theoretiker, aber das eine geht ja nicht ohne das Andere.
Nur weil der Begriff Arbeiterklasse, in dem Kontext wie Marx in verwendet hat, heute etwas anderes meint, gibt es trotzdem das streben nach Kapitalakkumulation und damit verbunden eine Ausbeutung der Menschen die den Mehrwert erschaffen.
Auch wenn wir das nicht mehr als das grosse Elend spüren – das wurde in den 60/70er globalisiert – ist das Kapital immer noch fleissig am ausbeuten. Das die Errungenschaften, die zwischenzeitlich sowohl durch Gewerkschaften aber auch Politik erreicht wurden, zu einer Verbesserung hier geführt haben, ist ja gut. Aber die Entwicklung geht wieder in eine deutlich andere Richtung. Egal ob Mieten, Gesundheit, Bildung aber auch Energie und Infrastruktur, werden immer mehr zu reinen Renditeobjekten. Was vor wenigen Jahrzehnten nicht so war. Hier zeigt sich die Abkehr von linker Politik und Sozialismus. In dem was heute als links definiert, spielen diese Punkte kaum noch eine Rolle, stattdessen sind Klimaschutz und Impfpropaganda das Thema in diesen Kreisen. Was aber vor allem dem Kapital nutzt und nicht den Werkstätigen die den Mehrwert erschaffen.
Insofern halte ich die „altmarxististischen“ Vorstellung immer noch für Richtig und ich bin alles andere als Dogmatiker und höre auch gerne Argumente der anderen Seite.
Inwiefern ist ein Streben nach Kapitalakkumulation immer gleichbedeutend mit Ausbeutung?
Ist jede Nutzung Ausbeutung?
Sind denn nicht Motiv und Verwendung entscheidend neben den Verwertungsbedingungen, ob und in welchem Maße Ausbeutung vorliegt?
Werden Eltern auch ausgebeutet?
Es hat ein gewaltiger kultureller Wandel stattgefunden, der nicht direkt durch Manipulation erzeugt wurde, aber manipulativ ausgenützt wird. Die Menschen wurden immer verklemmter. Ja, viele haben Angst vor Sex. Das war mal anders. Als ich studierte wurde an Baggerseen ausschließlich nackt gebadet, obwohl es verboten war. Unter allgemeinem Gelächter fuhr die Polizei herum und forderte die Leute per Megaphon erfolglos auf, Badebekleidung anzuziehen. Die Verklemmten wollen sich aber aufgeklärt geben. LGBTQ ist letztlich ein Produkt der Unterhaltungsindustrie, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Die masochistischen Duckmäuser, von denen unser Land inzwischen zum großen Teil besiedelt ist, wollen auch fortschrittlich sein. Weil sie diese Illusion nähren, haben die Grünen Erfolg. Liberale Drogenpolitik wird gerne von der Pharmaindustrie übernommen, die sowieso daran arbeitet, die ganze Bevölkerung mit Opiaten zur Schmerztherapie, sowie Cannabis, Methylphenidat usw. unter Drogen zu setzen. Überhaupt erfüllen die Grünen für Konzerne und Blockparteien dieselbe Aufgabe, wie Auftragskiller für die Mafia. Sie sind für das Dreckige zuständig, verbreiten in einer Bevölkerung, die unter ständig sinkendem IQ leidet, Hysterie, Angst und Schrecken, befürworten die Schaffung einer industriellen (und in Zukunft auch militärischen) Reservearmee zur Zerstörung des Arbeitsmarkts (und zur Aufrüstung der Bundeswehr), betreiben Kriegshetze, zerstören Identität, predigen Verzicht, damit die Pauperisierten zufrieden sind. In Wirklichkeit geht es aber nicht um Moral, Menschenrechte, freedom and democrazy, Volksgesundheit, CO2 Einsparung und Klimawandel, sondern um Riesengewinne für Pharma-, Energie-, Automobil- und Rüstungskonzerne, insbesondere auch durch die Einsparung von Arbeitskräften, die z. B. durch Atomenergie und Elektromobilität möglich wird. Das Ganze ist inzwischen ziemlich undurchschaubar, zumal der gesunde Menschenverstand inzwischen durch Fakewissenschaft ziemlich zerstört ist.
Perfekt auf den Punkt gebracht.
Übrigens wir haben auch nackt am Backersee gelegen und sogar im Englischen Garten
am Eisbach. Warum das dann alles so verklemmt wurde, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht.
Aber die es ist wohl ein Cocktail aus vielem. Die ewige Angstschürerei hat wohl einen Groß-
teil dazu beigetragen. Gut das ich mich bis heute nicht davon beeinflussen habe lassen.
Zieht hier ein bisschen, kommt nicht ganz schön viel kaltrechte Identitätspolitik durchs Overton-Fenster?
https://telepolis.de/-9191026
Es wird sich doch bestimmt eine passende Meldestelle finden lassen?
Die Meldung impliziert Probleme mit freien Meinungsäußerungen in den Kommentaren auf dieser WordPress Seite, oder nur bestimmten Meinungen, Alexander?
„If it was the 1860’s the Democrats would be bragging about their first transgender slave owner“
(Jimmy Dore)
Lol! ^^
das ist eine korrekte einschätzung. ebenso wird er die imperialistische linke, angeblich links, die offensichtlich keinerlei probleme mehr hat mit ukronazis zu paktieren, entsorgt werden. ebenso werden in der afd diejnigen kräfte entsorgt werden die dem nationalsozialistischen flügel im weg stehen. das sind alles phänomene, die nicht gerade das erste mal auftreten.
man muss wohl die berühmten sätze des deutschen nachhineins runderneuern, damit sie auch grundsatzcharakter entwickeln: „wird werden noch nie von etwas gewusst haben wollen“, „von uns wird nie jemand etwas ahnen“ „wir werdenbis in alle ewigkeit jeden befehl befolgen“
Auch wenn’s keine Arbeiterinnen und Arbeiter mehr geben soll, gibt es noch immer lohn- und gehaltsabhängig Beschäftigte – weibliche und männliche.
Es gab mal eine Zeit, da wollte jeder Arbeiter sein oder zumindest so tun
Sie kauften sich Latzhosen oder Manchesterhosen (auch Zimmermann´s Hose genannt )und liefen damit herum, auch die, die keine Arbeiter waren wie z.B. Schüler und Studenten.
Heute will keiner mehr Arbeiter sein sondern etwas Besseres. Ob Facharbeiter, einfacher Helfer oder Sesselpupser, alle sind Lohnsklaven. Es gibt sogar Ärzte die als Leiharbeiter beschäftigt sind.
In Frankreich haben sich die Leute, die gegen Macrons Rentenkürzung auf die Straße gegangen sind, nicht spalten lassen. In Deutschland ist das natürlich anders, die Kultur der Arbeiterbewegung wurde kontinuierlich demontiert.
Die Trennung der einzelnen Gruppen wird natürlich gefördert. Prinizip: Divide et impera – teile und herrsche
Es ist doch schön, sich nicht abhängig zu fühlen.
Es wäre aber schöner, wenn sich die vielen, die 99% zusammen täten und gemeinsam für eine materiell (nichtnur Geld, sondern insgesamt materielle Lebensbedingungen zu denen auch eine gute Umwelt gehört) gute Welt arbeiteten.
Ich finde das Gespräch gut, genügend Punkte vorhanden um mit einem Wir anzufangen.
Danke De Lapuente.
„Sie arbeiten nicht mit ihren Händen oder ihrem Körper. In den USA umfasst die Ideologie des PMC den militärisch-industriellen Komplex, in dem Ingenieure, Strategen und Berater seit dem Kalten Krieg ihr Fachwissen einsetzen, um die Feinde des Kapitalismus zu identifizieren und zu bekämpfen.“
In den USA arbeiten viele abgeworbene ‚Fachkräfte‘, die in ihrem eigentlichen Heimatland fehlen und auch noch destabilisieren.
Damit scheint Liu dem La Puente ein kleines Stück voraus.
Macht denn dann der Vorwurf überhaut Sinn die Kategorie zu verwenden? Zu behaupten die PMC, stecke ja mittendrin in einer „Wokeness“ und dies sei keine linke Haltung befeuert augenscheinlich ausschließlich „Anti-Wokeness“ durch Polarisierung, die auf Vorurteile und Ressentiments abzielen, und mitnichten Kritik die konstruktiv wirken würde (behaupt, dass sie es in der mit besagtem Adjektiv ausgedrückten Form überhaupt nicht vermag).
„Woke“ ist mittlerweile von allen Seiten ein Kampfbegriff.
Leider griffig, aber eine bessere Beschreibung wäre sinnvoll.
Adhoc fällt mir keine ein, Vorschläge willkommen.
Zitat Frau Prof. Liu :
„Die fortschrittlichen amerikanischen PMC-Einstellungen zum Thema Sex sind eine Form von »rationalisierter Irrationalität«. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es sind tatsächlich die Denker der Frankfurter Schule, die uns diese Formulierung gegeben haben. Man kann demnach nicht einfach Sex haben, man muss ihn rationalisieren. Es gibt erlaubte, ja sogar willkommene Formen sexueller Abweichung, aber die sexuelle Handlungsfähigkeit selbst ist für das sexuelle Individuum zu einer Quelle enormer Ängste und Paranoia geworden. Sexuelle Freiheit ist sehr beängstigend, da sie zu Sex um seiner selbst willen führen kann, nicht für einen höheren Sinn. Das ist erschreckend, auch wenn Fetische und Subkulturen noch nie so sichtbar und akzeptiert waren wie heute. Die Libido kann nicht völlig befreit oder rationalisiert werden, und für eine Klasse, die so viele materielle Aspekte ihrer Welt kontrolliert, ist das sehr beunruhigend.“
Frau Professor hat ja selbst erkannt : Was Sie sagt klingt verrückt, und ja, so ist es !
Wer als Linke/er die Bourgeoisie und ihre Helferschicht irgendeiner Form der Prüderie bezichtigt, ist m.M.n. im Klischeedenken der 68er/Hippie-Generation hängen geblieben : Alles wofür die 68er/Hippies kämpften war per definitionem gut und wahr, und vor allem Antifa ! Die 68er wollten die Promiskuität, die freie Liebe ohne jegliche Tabus, also mußte der faschistische Todfeind definitiv monogam und prüde sein, den der Faschist will immer das Schlechte; dass die Faschisten auch nur ansatzweise ähnlich ticken könnten wie die Linksintellektuellen, war und ist für diesen Hedonistentypus schlichtweg undenkbar !
Sex ist das tollste Spiel unter Erwachsenen und die Vorstellung man üsse ihn rationalisieren ist gruselig. Wer rationalisiert Memory oder andere Spiele?
Safe, sane & consensual und dann ab die Post mit allem was gegenseitig Lust bereitet.
Aus der Buchbeschreibung:
„Moralische Werte und Tugenden zielen nicht mehr auf die Gemeinschaft, sondern dienen als individuelle Accessoires dazu, die eigene Überlegenheit gegenüber der als minderwertig betrachteten Arbeiterklasse auszustellen. Tugend verkommt so zur reinen Prahlerei.“
Kann ich so unterschreiben. Ist das nicht ein Versuch, die klassische Linke einfach auszuschalten? Occupy haben sie zur Strecke gebracht, weil Sanders „sexistisch“ sei. Wohl der Klassiker.
Dass Liu den Eindruck hat, das käme „von oben“ ist nachvollziehbar. Dieser Eindruck drängt sich regelrecht auf. Sie arbeiten mit üblen Shitstorms, etwa gegen JD Rowling. Und alle, die sich ihnen entgegen stellen, sind irgendwie „phob“, also krank. Joe Biden hat die LGBTs ins Weiße Haus geladen und sagt, er finde sie „inspirierend“. Ich nicht, die sind absolut monothematisch. Ein klein wenig anspruchsvoll sind die Bücher von Judith Butler. Es wird empfohlen, sich „sexuell irritierend“ zu verhalten. Zu welchem Zweck? Nun, man darf die Irritierten dann doof finden. Die Grundlage für eine wünschenswerte gesellschaftliche Entwicklung. Keine Frage.
Eigentlich haben die 68-er doch alles erledigt. Zuvor wurden diese Leute tatsächlich massiv diskriminiert. Aber ab da konnten sie sich outen, einen CSD veranstalten und sich politisch einbringen. Wie es aussieht, wird man diese Zeit bald vermissen. Die machen das kaputt und die Rechten sehen hier ihre Chance, alles wieder auf 1967 zurück zu drehen.
Last not least ist es eine Bewegung, der die Weltpolitik einfach zu kompliziert ist. Man will das aufs Handliche reduzieren. Auf der Gegenseite trifft dies auf jeden Fall zu: dieser deSantis ist mit allen Themen außerhalb seines reaktionären Familienbildes schwer überfordert. Der Kerl kapiert gar nichts.
So setzt sich die politische Klasse der Zukunft wohl zusammen.
Einerseits ist der Artikel wichtig, weil er mit der Förderung der sog. „Wokeness“ durch das Große Geld einen wichtigen Punkt anspricht, andererseits verheddert er sich dann aber wieder in völlig nebensächlichen Spekulationen zur Sexualität. Schade!
—
Man müsste sehr viel mehr herausarbeiten, dass die Förderung der „Wokeness“ durch das Große Geld eine sehr geschickte Methode ist, um sich eine harmlose Linke zu basteln. Indem Aufmerksamkeit, Empörungskraft, Widerständigkeit und Energie der idealistischen jungen Generation ganz bewusst auf belanglose Nebenfelder geleitet werden, können Blackrock und Konsorten auf anderen Feldern fast ungehindert wirken.
—
Damit das möglich ist, war es zuvor nötig, den etwa seit den 1980er Jahren in der Öffentlichkeit eher positiv besetzten Begriff „links“ zu unterwandern, zu kapern und mit neuen Zielrichtungen zu versehen:
– Aufspaltung der Bevölkerung durch „Identitätspolitik“ (Ethnien, Kulturen, sexuelle Orientierungen) in gegeneinander stehende kulturelle Teilgruppen, um selbst ungehinderter herrschen zu können,
– Propagierung freier Migration, um einerseits die Löhne niedrig zu halten und die Bevölkerung zu spalten und andererseits um, konkurrierende nationalstaatlich-traditionelle Strukturen zu beschädigen,
– Ausspielung einzelner bestimmter Menschenrechte gegen andere Menschenrechte und letztlich auch gegen das demokratische Prinzip an sich,
– Propagierung oder gar Kreierung von Krisen und Appellieren an die Rettungspflicht von Linken – um sich selbst im Ausnahmezustand / Great Reset zu üben und um sie (die „woke“ Linke) zu beschäftigen.
Die Liste dürfte unvollständig sein.
—
Dieser Prozess läuft schon seit den späten 1990er Jahren und hat sich m.E. so ergeben. Ich denke also nicht, dass es sich von Anfang an um einen langfristigen Plan gehandelt hat.
Eine große Rolle spielte wahrscheinlich, dass die Manipulation der Linken so überaus leicht war – und dass sich gerade in Deutschland viele dafür mit Hurra!, aufgehaltener Hand und großer Bereitschaft zur Konformität krumm gemacht haben.
Ein zweiter begünstigender Faktor dürfte das weitgehende Fehlen reichweitenstarker echter(!) linker Intellektueller gewesen sein – oder aber ihre erfolgreiche Marginalisierung. Leute wie Hofbauer, Mies, Wagenknecht oder Rossum durchschauen das Spiel ja durchaus schon länger.
—
Von äußerster Wichtigkeit ist es für die Eliten, dass diese „woke“ Agenda weiterhin mit dem Attribut „links“ assoziiert wird. Nur so ist es ja möglich, die idealistische Jugend zu halten!
Dabei ist es ja offensichtlich, dass es sich in Wahrheit um eine „rechte“ Agenda handelt. Schließlich ist das Attribut „rechts“ seit jeher mit Macht, Herrschaft und dem Großen Geld verbandelt.
—
Gleichzeitig ist es für die Eliten wichtig, jegliche Opposition als „rechts“ zu diffamieren und die handzahme „woke“ Linke als nützliche Wadenbeißer auf sie anzusetzen.
Und damit das hier irrtümlich verwendete Attribut „rechts“ weiterhin wirkt, muss es eben durch ständiges Framing mit der NS-Zeit „frisch“ gehalten werden. („ZDF-Info“ macht das jeden zweiten Tag.)
—
Die Frage ist nun, wie man es schafft, die idealistische und sich links fühlende junge Generation bei der Stange zu halten? So ganz einfach ist das ja nicht, denn wer ein bisschen nachdenkt, müsste ja gewisse Widersprüche bald erkennen können.
Das Bei-der-stange-halten gelingt, indem man der „woken“ Linken bei einigen eher unwichtigen Themen Narrenfreiheit(!) lässt, sodass sie sich beim Spielen gut und weltrettend fühlen kann – und verausgabt.
Hinzu kommt die staatliche Finanzierung, die insbesondere für ein ansonsten beruflich schwer vermittelbares Milieu einen großen Anreiz darstellt.
Wirklichkeit als Kopfprodukt: Das ist die Tragik der Ideologie.
Was sich am Kapitalismus selbst geändert hat daß die Woken hochkommen wird nicht gefragt.
Forderungen des Kapitals werden für pseudo „Links“ gehalten. Wortzauberei.
https://web.archive.org/web/20180701204116/http://halbstark.blogsport.de/2018/01/13/dobrindts-thesen-oder-die-allgemeine-unfaehigkeit-die-herrschende-verhaeltnisse-zu-begreifen/
Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, lese aber gerade „Die Selbstgerechten“ von Sahra Wagenknecht und entdecke signifikante Parallelen. Hoch moralisierend, gut ausgebilded und situiert, vorzugsweise Grünen-Wähler, gleichzeitig Abschottung und Entsolidarisierung gegenüber den Armen in der Gesellschaft und den Verlierern des Systems.
Passt.