»Der freie Handel rettet die Welt nicht«

Heiner Flassbeck
Rosa Luxemburg-Stiftung from Berlin, Germany, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

 

Wir leben in Zeiten wirtschaftlicher Veränderungen – und unsere Institutionen begegnen diesen Entwicklungen mit falschen Maßnahmen, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck.

Roberto De Lapuente hat sich mit Heiner Flassbeck unterhalten.

De Lapuente: Herr, Flassbeck, Sie schreiben gerade an einem Buch – ein Standardwerk, wie ich vernommen habe: Schön, dass Sie dennoch ein wenig Zeit erübrigen konnten. Vor einigen Monaten sagten Sie, wir hätten keine Inflation, sondern Preissteigerungen. Trifft das immer noch zu?

Flassbeck: Mehr als damals! Es ist ganz offensichtlich, dass wir einen temporären Preisschock hatten –und dass dieser Schock schon eine Weile zu Ende ist. Wir haben im September bei den Erzeugerpreisen – das sind die Preise auf der Vorstufe vor dem Verbraucher, bei den Produzenten also – von ungefähr minus 12 Prozent in ganz Europa. Das heißt, dass es eher in Richtung Deflation geht. Auf der Verbraucher-Preisstufe sind wir bei 4,3 Prozent im September gewesen. Das ist jetzt zwar noch nicht genau die Zwei-Prozent-Vorgabe der Europäischen Zentralbank (EZB), aber Inflation ist es auch nicht. Die Preise steigen ja nicht mehr von Monat zu Monat in einem Tempo, das problematisch wäre, sondern sie fallen im Augenblick. Das müssten endlich mal auch einige der Offiziellen bei der EZB begreifen.

»Die Zinserhöhungen der EZB geschehen quasi ohne jeden Grund«

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De Lapuente: Apropos EZB: Die erhöht sukzessive den Leitzins und verkauft das als probates Mittel: Man hört schon heraus, dass Sie diesen Kurs nicht teilen. Warum?

Flassbeck: Weil es extrem gefährlich ist, was die EZB jetzt tut. Und zwar für Europa insgesamt. Die EZB geht mitten in einer rezessiven Situation so vor. Wir sind doch ohnehin schon auf einem Rezessionspfad wegen der Energiepreissteigerungen, die größtenteils dem Ausland zugute kamen. Die Zinserhöhungen geschehen quasi ohne jeden Grund. Das bedeutet nicht weniger, als dass wir die Investitionen ganz systematisch zerschießen. Das eigentlich Tragische: Das wirkt dann über Jahre hinaus! Man kann nicht sagen, das sei in drei Monaten vorbei. Nein, das wird mehrere Jahre wirken und dauern, bis es sich wieder berappelt hat.

De Lapuente: Das wird dann auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze haben …

Flassbeck: Wir haben doch schon steigende Arbeitslosigkeit in Deutschland. Und eine deutlich fallende Zahl an offenen Stellen. Die Arbeitslosigkeit steigt momentan von Monat zu Monat – im September auch wieder. Das ist das, was am Ende rauskommt, wenn man diesen EZB-Kurs fährt: Alles, was für die Zukunft wichtig ist, wird geschädigt. Nimmt man hinzu, dass, wie Friederike Spiecker und ich im letzten Atlas der Weltwirtschaft gezeigt haben, in Osteuropa eine neue Krise heraufzieht, sprechen wir von einem Szenario, das Europa in seinem Innersten bedroht.

De Lapuente: Wie erklären Sie sich diese aus Ihrer Sicht falsche Politik der EZB? Die haben doch da auch Ökonomen, oder nicht? Steckt Ideologie dahinter?

Flassbeck: Dass jemand Ökonom ist, heißt gar nichts. Welcher ökonomischen Fraktion er angehört: Darauf kommt es an. Die EZB hat sich ungerechtfertigt in ein Bedrohungsszenario hineingesteigert. Der Hintergrund ist, dass Ökonomen wie Hans-Werner Sinn und andere seit Jahren sagen: »Ja, die EZB-Politik muss zur Inflation führen. Diese Massen an Geld, die da rausgepumpt werden, das führt zu einer Steigerung der Geldmenge, das muss ja irgendwann zur Inflation führen.« Und nun ist es tatsächlich passiert. Die Preise sind gestiegen und all diese Leute sagten prompt: »Das ist jetzt das, wovor wir alle 10 Jahre lang gewarnt haben.«  

»An der EZB-Spitze gibt es kaum ausgewiesene Ökonomen«

De Lapuente: Das ist es aber nicht, sagen Sie?

Flassbeck: Genau. Es hat gar nichts damit zu tun, sondern es sind mehrere Schocks, die da zusammengekommen sind. Der Corona-Schock mit seiner Unterbrechung der Lieferketten. Danach kam die Sanktionspolitik im Zuge des Ukrainekrieges. Dazu kam es, wie immer in solchen Situationen, zu massiven Spekulationen an den Rohstoffmärkten – und schon sind die Preise nach oben geschossen. Das ist aber noch lange keine Inflation. Erst wenn daraus über massiv steigende Löhne und erneut steigende Preise eine Dynamik entsteht, die immer neue Inflationsschübe hervorbringt, kann man von einem inflationären Prozess sprechen. Die Lohnpolitik in ganz Europa hat sich aber vernünftig verhalten und ist nicht übers Ziel hinausgeschossen. Die EZB-Spitze war leider nie in der Lage, diese Zusammenhänge zu erklären und damit der Öffentlichkeit die Angst vor einer wirklichen Inflation zu nehmen. Christine Lagarde hat leider keine Ahnung von  den Zusammenhängen – und sie wurde im EZB-Rat von einigen Präsidenten der nationalen Notenbanken getrieben. Insbesondere der Präsident der Deutschen Bundesbank hat sich im falschen Sinne ganz stark hervorgetan. Er wurde, kaum war er installiert, zusammen mit seinem österreichischen Kollegen zum größten Inflationswarner, ohne sich wirklich mit dem komplexen Zusammenhang zu beschäftigen, der hinter den Preissteigerungen steht.

De Lapuente: Energie ist weiterhin teuer. Gibt es zum billigen Gas aus Russland eine Alternative, die sich wieder in energetische Preissenkungen niederschlagen könnte? Oder sind wir – Stichwort Nord Stream – von den Zeiten billiger Energie endgültig abgeschnitten?

Flassbeck: Der Markt ist extrem erfinderisch: dann wird das Gas halt umgeleitet. Und so kaufen wir dann indisches Gas oder indisches Öl und wissen gar nicht, dass es aus Russland kommt. Aber eigentlich kann diese Welt ja nur gerettet werden, wenn wir dafür sorgen, dass Gas und Öl systematisch teurer werden. Aber sie müssen eben systematisch teurer werden. Was wir jetzt erleben, das sind Auf- und Abbewegungen, die weitgehend der Finanzmarkt-Spekulation geschuldet sind. Mit der wirklichen Lage hat das nichts zu tun. Aber was die Welt schon bräuchte, das ist eine dauerhafte Verknappung von Öl und Gas. Das Zeug muss teurer werden, damit es eingespart wird, aber systematisch und auf der ganzen Welt und nicht in Deutschland alleine, indem man Wärmepumpen und so weiter installiert. Das ist alles Show.

»Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es extrem günstige Zinsbedingungen«

De Lapuente: Meinen Sie mit systematischem Vorgehen auch, dass man das langfristig plant, um es sozialverträglich zu gestalten?

Flassbeck: Natürlich! Es gibt zwei Aspekte. Erstens: Um den Klimawandel zu stoppen oder zu verlangsamen, müsste man auf der Weltebene dafür sorgen, dass Öl, Gas und Kohle in der Erde bleibt. Nur wenn es in der Erde bleibt, gibt es Hoffnung, dass der Preis wirklich durchgängig auf der globalen Ebene steigt – und es muss global sein. Auch regionale CO2-Steuern bringen da nichts. Wir brauchen ein Abkommen auf globaler Ebene, das regelt, dass die Preise steigen – und zwar systematisch über viele Jahre hinweg. Sie müssen real steigen, also stärker als unser Einkommen. Das geht nur mit Umverteilung, weil man nur so Mehrheiten für diese Politik gewinnen kann. Das ist der zweite entscheidende Aspekt. Wir brauchen eine systematische Umverteilung von Reich zu Arm.

De Lapuente: Der Kanzler meinte unlängst, dass Deutschland sich unter schwierigen Umständen immer bewährt habe – zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg. Hat er da nicht einen Punkt?

Flassbeck: Der Kanzler hat keine Ahnung. Deutschland hatte nach dem Zweiten Weltkrieg extrem günstige Zinsbedingungen: Durch die amerikanische Geldpolitik. Eine deutsche Geldpolitik war gar nicht vorhanden; das Bretton Woods-Währungssystem war unglaublich günstig für Wachstum und Entwicklung. Und zudem war die deutsche Währung auch noch unterbewertet. Das waren zwei entscheidende Voraussetzungen. Das hat nichts damit zu tun, dass die Deutschen besonders tüchtig sind. Das ist alles Romantik. Wenn man nicht das gesamte makroökonomische Bild dazu kennt, dann redet man lediglich über Zerrbilder.

»Einem Land Handelswege abzuschneiden, muss nicht von vornherein tödlich sein«

De Lapuente: Die Sanktionen gegen Russland schaden bislang uns – hin und wieder liest man, dass regierungsnahe Ökonomen nun davon sprechen, dass auch Russland endlich darunter leidet. Wie schätzen Sie das ein, Herr Flassbeck?

Flassbeck: Das ist von außen schwer zu beurteilen, wenn man keine verlässlichen Zahlen hat. Aber eines scheint mir eindeutig: Wenn man einem Land die Handelswege abschneidet, dann ist das nicht von vornherein tödlich für das Land. Es kann dazu führen, dass das Land damit anfängt, selbst Sachen zu produzieren, die es über Jahrzehnte nicht produziert hat. Das kann in einem riesigen Land mit einem hohen intellektuellen Potenzial wie Russland absolut fruchtbar sein. Wir glauben ja, der freie Handel rettet die Welt. Doch so einfach ist es nicht. Das werde ich in meinem neuen Buch zeigen. Es kann passieren, dass Russland sich auf seine eigenen Stärken besinnt und Dinge produziert, die es eben über lange Jahre nicht produziert, sondern einfach importiert hat. Wenn das systematisch durchgehalten wird, dann waren die Sanktionen am Ende sogar eine Therapie für die russische Wirtschaft.

De Lapuente: Die Armut im Lande wächst – und zwar augenfällig. Ist das Wirtschaftspolitik, wenn eine Regierung hier und da Transferleistungen erhöht, aber die Grundlage für die Verschärfung der Lebensumstände ausblendet?

Flassbeck: Einfach Transferleistungen zu erhöhen ist nicht die Lösung. Es muss eine systematische Rückkehr zu Beteiligung der Bevölkerung am Fortschritt der Wirtschaft geben – also am Produktivitätsfortschritt. Das haben wir seit den berühmten Schröder-Reformen in Deutschland ausgesetzt. Sicher, es gab Exportüberschüsse und wir glaubten daher, wir hätten die Welt besiegt.

Und wir haben in gewisser Hinsicht auch die Welt besiegt, indem wir riesige Exportüberschüsse aufgetürmt haben. Aber die sind am Ende nur wenigen zugutekommen. Die Masse der Bevölkerung ist hinten runtergefallen, weil die Löhne gedrückt wurden. Parallel dazu haben wir noch dafür gesorgt, dass die Rentenversicherung kaputt gemacht wurde. Heute gehen die Leute nach Jahren in den Ruhestand und erhalten eine lächerliche Rente. Was ihnen bleibt: Dazuverdienen. Oder betteln.

»Schröder hat es fundamental verkehrt gemacht«

De Lapuente: Würden Sie mir beipflichten, wenn ich behaupte, dass mit dem Ukrainekrieg eine Renaissance des Neoliberalismus stattfindet? Er mag nie ganz weg gewesen sein, aber nach der Finanzkrise schien es ein wenig so, als habe er sich nicht mehr ganz so mutig vorgewagt. Heute wird auch wieder munter Sozialabbau in Aussicht gestellt.

Flassbeck: Die Politik weiß nicht, was sie tun soll. Es ist das einzige, was ihr immer wieder einfällt – fast reflexartig. Seit Schröder ist das so – da hört man dann bis heute, dass Schröder alles richtiggemacht habe. Nein, Schröder hat es fundamental verkehrt gemacht! Er hat nur auf Kosten vor allem der europäischen Nachbarn, die deutsche Wirtschaft für eine Weile saniert. Aber alles zulasten der Franzosen, Italiener und der anderen. Das ist doch kein Weg, mit dem man in die Zukunft gehen kann. Aber die Politik begreift es einfach nicht. Und deswegen wird früher oder später dieses Europa zerstört, weil man auch in Deutschland nicht begreift, dass man in einem großen Wirtschaftsgebiet wie in Europa ganz anders miteinander umgehen und ganz anders wirtschaften muss.

De Lapuente: Zum Abschluss, Herr Flassbeck, wenn Sie drei Maßnahmen treffen müssten, um die Misere zu beenden, was wären Ihre ersten drei Schritte?

Flassbeck: Zunächst müsste man die Zinsen wieder rapide senken, wieder vernünftige Verhältnisse herstellen für die Investitionstätigkeit. Zweitens: Es geht nicht ohne Umverteilung, auch wenn dann die reichen Menschen in dieser Gesellschaft schreien. Doch es gibt übrigens auch vernünftige Reiche, die sagen, die Steuern müssen steigen. Wir brauchen über die Lohnsteigerungen wieder eine systematische Beteiligung der Menschen am Produktivitätsfortschritt. Und dann muss in die Köpfe rein, dass die Beteiligung aller Menschen am Fortschritt, die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Gesellschaft ist. Zumal wenn man den Klimawandel bekämpfen will: Das setzt nämlich voraus, dass man ärmere Menschen noch zusätzlich unterstützen muss.

 

Heiner Flassbeck arbeitete von 2000 bis 2012 bei den Vereinten Nationen in Genf und war dort als Chefvolkswirt der UNCTAD zuständig für Globalisierung und Entwicklungspolitik. Zuvor war er Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. Er ist Gründer von relevante-oekonomik.com. Im Westend Verlag erschien zuletzt “Der Atlas der Weltwirtschaft 2022/23” (2022).

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21 Kommentare

  1. “Doch es gibt übrigens auch vernünftige Reiche, die sagen, die Steuern müssen steigen.”

    Das sind nicht die vernünftigen Reichen, es sind jene die ihr Vermögen in Stiftungen umgewandelt haben. Abgesehen davon wird längst umverteilt, was sind denn Steuererhöhungen, Sozialbeiträge in marode Systeme, Energiekostensteigerungen, Inflation Heizgesetze usw. anderes als Umverteilung. Aber von unten nach oben und genau das bewirken auch weitere Steuererhöhungen. Aber was will man von einem Sozi anderes erwarten.

    1. “Aber was will man von einem Sozi anderes erwarten”

      Hirnschmalz. Dass du dir den Deinigen qua Geburt hast entfernen lassen, wird hier niemanden sonderlich überraschen.

    2. ist es eigentlich nicht grotesk sich für eine Partei einzusetzen, die sich nachweislich für die Vermögenden einsetzt und die anderen sprichwörtlich links liegen läßt. Anderseits dann über die Reichen herzuziehen?

      Das sind nicht die vernünftigen Reichen, es sind jene die ihr Vermögen in Stiftungen umgewandelt haben.

      Das Vermögen von Alice Weidel wird auf 1,5 Millionen geschätzt, in dem Fall würde sie in die obere Kategorie passen. Nach Deiner Aussage schichtet Sie dies in Stiftungen um, zwar nicht direkt, jedoch lebt Sie in der Schweiz (einem Steuerparadies). Im Endeffekt verliert die AfD an Glaubwürdigkeit, da die Parteimitglieder zu so einer Vorsitzenden stehen, die ein einziger Widerspruch ist.

      1. @ var:

        “ist es eigentlich nicht grotesk sich für eine Partei einzusetzen, die sich nachweislich für die Vermögenden einsetzt und die anderen sprichwörtlich links liegen läßt. Anderseits dann über die Reichen herzuziehen?”

        Was fragen Sie mich, fragen Sie Heiner Flassbeck oder andere Leute von der SPD.

        Sie könnten auch Sara Wagenknecht und ihren Oskar fragen, warum man auf Kapitalismus schimpft, dessen Segnungen aber zu genießen weiß.

        Mit 1,5 Millionen an Besitz (wenn dem so sein sollte) ist man vielleicht vermögend, aber gehört noch nicht zu DEN Reichen. Das ist albern. Jeder Spieler von Bayern München erzielt in einem Jahr ein größeres Einkommen als Alice Weidel besitzt. Sara Wagenknecht hat alleine in den letzten zwei Jahren knapp 800.000 Euro an Nebeneinkünften erzielt, neben ihrer harten und ausfüllenden Tätigkeit als Abgeordnete. Den Oskar schätzt man übrigens auf 22 Millionen, den Gerhard auf knapp 20 Millionen, da ist für Frau Weidel ja noch Luft nach oben.

        1. Naja, für Fotzenfritz ist das alles Prekariat, womit er global gesehen sogar recht hat, wenn er sich Mittelschicht nennt.

          Sie teilen sich wahrscheinlich mit 40mio Deutschen das Saarland, sonst würden sie sich um Ihr Grundstück oder Geschäftsbeziehungen kümmern und hätten gar keine Zeit so krude Beiträge zu verfassen.
          Diese Karte visualisiert den Flächenanteil nach Vermögen, die Hälfte der Deutschen sitzen demnach im Saarland +einiger benachbarter Kreise.
          https://interaktiv.morgenpost.de/vermoegen-deutschland-karte-vergleich/

  2. “Es gibt zwei Aspekte. Erstens: Um den Klimawandel zu stoppen oder zu verlangsamen, …”
    “Zumal wenn man den Klimawandel bekämpfen will:…”

    Selbst wenn es keine Themen mehr geben sollte, “Klimawandel” zieht immer.🥱
    Über die Feststellungen (tatsächlicher) Experten, wird nicht kommuniziert, dafür von anderen aber Tarotkarten gelegt und aus der trüben Glaskugel gelesen, ohne Fakten zu berücksichtigen oder ein Interesse daran zu haben. Und “beleghafte” Auswertungen, Schwamm drüber: https://www.manova.news/artikel/die-97-prozent-luge

    Zum Rest. Natürlich bedürfte es globaler Bemühungen, diesen Planeten mit Flora und Fauna zu schützen.
    Es bedürfte prinzipiell globaler Übereinstimmung in fast jedem Bereich und NICHT lediglich von oben nach unten “umzuverteilen”, sondern korrekt zu verteilen.

    Das zu ersehnen oder dem Glauben daran hinterherzuhecheln ist jedoch ebenso zielführend, wie auf Godot zu warten.
    Denn leider gibt es viel zu wenige “Philanthropen und deren Erfüllungsgehilfen” wie beispielsweise einen Bill, der selbstlos nur das Beste will.🤣

    1. Flassbeck ist einer der wenigen, der dieses Thema rational angeht. Wenn er, wie oben zitiert, davon spricht, dann aus den Augen derjenigen, die dieses Thema verfolgen. Er selbst hat dazu eine eher entspannte Haltung. Das heisst nicht, dass er den Klimawandel “leugnet”, sondern dass er nicht deswegen hyperventiliert. Globale Absprachen, rationale Massnahmen, die jeder nachvollziehen kann.

      Er ist m.E. ohnehin einer der ganz wenigen, die die globalen oekonomischen UND finanziellen Zusammenhaenge verstehen und erklaeren koennen. Es lohnt sich immer, ihm zuzuhoeren.

      1. “Wenn er, wie oben zitiert, davon spricht, dann aus den Augen derjenigen, die dieses Thema verfolgen.”

        Dann muss die Frage erlaubt sein, wie viel Flassbeck in seinen Ausführungen steckt.
        Oder – wer womit bedient werden soll. 🤔

        Aber der angegebene Link ist, wenn auch nicht lang, lesenswert, um die (Eigen)Dynamik dahinter zu verstehen – anwendbar auf jede Thematik.

        Auch das absolut (unmögliche) komplexeste Verständnis von ökonomischen und finanziellen Zusammenhängen ändert nichts an der Tatsache, dass das, was sein SOLLTE niemals Realität sein kann, denn die Variable Mensch ist opportunistisch veranlagt.

        Das entspricht eher dem Denk-Schema “was wäre, wenn” – also illusorisch.
        Schulterzucksmiley

        1. Ich kann mit Ihrem posting leider nichts anfangen. Was wollen Sie mir damit sagen?

          Ich denke, das beste wird sein, ihm einfach zuzuhoeren. Es gibt reichlich Vortraege von ihm auf youtube und sein Blog “relevante oekonomik” ist auch absolut lesenswert. Ich denke, was besonders praegt ist die Arbeit bei einer Organisation wie die UNCTAD, weil man dort die Wirtschafts- und Finanzwelt von oben betrachtet. Aus der Vogelperspektive quasi. Man sieht Handlungen und auch gleich die Auswirkungen auf der anderen Seite des Globus. Ganz aehnliche Erfahrungen macht man, wenn man Richard Kozul-Wright zuhoert.

    2. Du hast ganz offensichtlich ein Problem mit Dingen, die man nicht mit bloßem Auge sehen kann, seien es Corona-Viren oder CO2. Du könntest dir ja ein Mikroskop zulegen oder dich mit Klimatologie beschäftigen, statt immer im gleichen Internetblog dir die Welt erklären zu lassen. So wird das jedenfalls nichts.

  3. Flassbeck: “Wir brauchen ein Abkommen auf globaler Ebene, das regelt, dass die Preise [für fossile Energie] steigen – und zwar systematisch über viele Jahre hinweg. Sie müssen real steigen, also stärker als unser Einkommen. Das geht nur mit Umverteilung, weil man nur so Mehrheiten für diese Politik gewinnen kann.”
    Ist nur die halbe Wahrheit: sie müssen vor allem stärker steigen in Relation zu den Preisen für nichtfossile Energie, und die Umverteilung muss die Löhne und Einkommen der Bevölkerungsmehrheit so erhöhen, daß es nicht mit Reallohnverlust sondern -steigerung verbunden ist, mithin positive Anreize schafft.
    Dann muss man noch darüber reden, wie die Arbeitsproduktivität und die Effizienz der Wirtschaft gesteigert werden können – also mehr Zukunftstechnologie statt mehr Herrschaftstechnologie.
    Das alles sind aber Prozesse, die politökonomischen Sachverstand erfordern – nicht erwartbar bei Politikern, die nicht mal wissen, an welchem Ende man einen Schraubenzieher anfasst. Der Pfad nach unten ist also schon mal vorgegeben. 👹
    Das dürfte alles nicht ohne Systemwechsel zu schaffen sein. Und das wiederum ist auch für Flassbeck hinter seinem Denkhorizont… Alter Sozialdemokrat der er ist.

  4. Die bürgerlichen Ökonomen verstehen den Kapitalismus nicht. Wie anders lässt sich erklären, dass Alain Greenspan zu Beginn der 2000er Jahre der festen Überzeugung war, mit der Geldpolitik das Mittel gefunden zu haben zur Überwindung der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus. Nur wenige Jahre später stürzte der Kapitalismus trotz Geldpolitik in seine schwerste Krise seit 1929.
    Auslöser dieser Krise waren die ABS-Zertifikate, mit deren Hilfe die Banken bereits vergebene Immobilienkredite zu Wertpapieren zusammenschnürten und diese an den Finanzmärkten verkauften. Das war ökonomisch gesehen ein kluger Schachzug, verschaffte er doch den Banken Geld, das sonst in Krediten bis zu ihrer Fälligkeit gebunden gewesen wäre. So erhielten sie frisches Geld, das sie wieder in Form von Krediten weiter verleihen konnten. Daran war nichts Anrüchiges. Das war ganz normaler Kapitalismus – nur mit neuen Instrumenten. Um diese Zertifikate ausfallssicher zu machen, hatten die Banken bei den Ratingagenturen nachgefragt, wie diese Zertifikate zusammenzusetzen seien, damit sie die höchste Bonität (AAA) erhalten. Nach den Vorgaben der Ökonomen bei den Ratingagenturen, von denen man höchsten Sachverstand erwartete und erwarten konnte, wurden die ABS-Papiere gestaltet. Nur kurze Zeit später brachten diese Papiere, die doch nach der Meinung der Fachleute so ausfallsicher sein sollten, die Finanzmärkte zum Zusammenbruch. Das Problem war nicht Betrug, was später so gerne herumgereicht wurde. Das Problem war, dass die Fachleute von einem Funktionieren des kapitalistischen Finanzmarktes ausgingen, der nicht der Wirklichkeit entsprach. Die größten Experten und Fachleute verstanden vllt die Funktionsweise von Zertifikaten und sonstigen Wertpapieren, also ihrem Fachgebiet. Sie verstanden sicherlich auch die Mechnismen der Finanzmärkte, aber sie hatten keinen blassen Schimmer vom Kapitalismus.
    Ähnliches sahen wir auch nun wieder bei den Sanktionen gegen Russland. Die meisten Finanz- und Wirtschaftexperten, deren Fachkenntnis von den Regierenden sicherlich herangezogen worden war, waren felsenfest davon überzeugt, dass die Sanktionen Russland in die Knie zwingen würden. Das Gegenteil war der Fall trotz aller Gewissheit und Expertise der Ökonomen-Riege. Nicht die russische Wirtschaft zerbrach, die westlich bekommt Atemnot.
    Das sind einige, wenn auch folgenreiche Beispiele für die fragwürdigen Aussagen von Ökonomen wie auch Flassbeck selbst. Auch seine Sichtweisen sind sehr fragwürdig, müssten aber genauer betrachtet werden. Das Problem all jener Ökonomen, besonders der unantastbaren Professoren, ist, dass sie den Kapitalismus nur durch die Brille ihrer Theorien betrachten, vornehmlich der Brille ihrer eigenen Theorien. Sie verstehen den Kapitalismus nicht. Sie kennen nur Theorien über den Kapitalismus. und da dann in erster Linie ihre eigenen, denn die sind es, die ihnen Lehrstühle sichern und Buchverträge. Und da sie Professoren sind, von denen alle Welt glaubt, dass sie was verstehen von ihrem Fach, widerspricht ihnen niemand, wenn das, was sie von sich geben, unsinnig erscheint. Wer wagt es, dem Professor zu widersprechen, schon gar nicht seine Studenten. Den Menschen draußen im Alltag ist das Professorengerede schnuppe. Ob deren Theorien stimmen doer nicht, spielt für sie keine Rolle. Für sie ist nur wichtig, dass die Wirtschaft läuft. DAs geschieht unabhängig von den Herren und Damen der Elfenbeintürme. Und anders als bei einem Statiker zum Beispiel bricht bei einem Ökonomie-Professor keine Brücke zusammen, wenn er sich vertut. Die Wirtschaft läuft weiter, auch wenn Tausend Professoren behaupten, dass sie gar nicht weiterlaufen dürfte – zumindest nach ihren Theorien nicht.

    1. “Daran war nichts Anrüchiges. Das war ganz normaler Kapitalismus – nur mit neuen Instrumenten”
      Das ist Deine Meinung. Andere Ökonomen meinen, dass die systematische, bewusste Einstufung von unterperformanten Krediten im Bündel als hochwertiges Zertifikat sehr wohl als Betrug einzustufen wäre. Falschgeld eben.
      Wenn Du allerdings das als “normalen Kapitalismus” bezeichnest, gebe ich Dir recht.

    2. Ich erkläre mir den Kapitalismus als ein riesiges Schneeballsystem. Es funktioniert solange sich aus den Bedürfnissen der Menschen Profit schlagen lässt.

      Michael Hudson unterscheidet noch zwischen produktivem Kapitalismus und Finanzkapitalismus (oder Rentier-K.), wobei der Finanzkapitalismus ohne die Bedürfnisse der Menschen auskommt. Er schlägt “Kapital” aus den Bedürfnissen des Kapitalismus selbst. Heraus kommt aber kein echtes Kapital sondern nur Pseudokapital, dass sich in einer Blase aufbläht und die irgendwann platzt.

  5. Es ist für mich unsinnig über etwas zu spekulieren, wenn man ein besetztes Land ist.
    Es ist unsinnig über etwas zu spekulieren, wenn die Leute in einer sog. Demokratie nicht wissen, wer denn das Sagen hat?
    Es ist unsinnig über etwas zu spekulieren, wenn die ‘Politik’ nicht die Verursacher bestraft, sondern die schon immer am leiden sind.
    Es ist unsinnig zu glauben, das Wahlen etwas verändern, da Politik in anderen Sphären handeln als eine Legislaturpetiode dieses suggeriert.
    Es ist aber nicht unsinnig, mal darüber zu denken, was in einer Legislaturperiode an ‘Scheisse’ fabriziert wird ohne in die Verantwortung genommen zu werden!
    “Der freie Markt regelt alles”, das kann er nur dann, wenn dieser wirklich frei WÄRE.

  6. “Flassbeck: Dass jemand Ökonom ist, heißt gar nichts. Welcher ökonomischen Fraktion er angehört: Darauf kommt es an.”
    Das ist ein sehr bezeichnender Satz von Flassbeck, mit dem er – vermutlich ohne es zu wollen – nicht nur seine eigene Kompetenz in Frage stellt, sondern die aller Ökonomen – jedenfalls der bürgerlichen, der idealistischen, nicht-materialistischen. Der materialistische Ökonom beobachtet die Entwicklungen im Kapitalismus und versucht diese auf der Grundlage der kapitalistischen Wirkungkräfte zu deuten, um sie zu verstehen. Der idealistische versteht die ökonomischen Vorgänge im Kapitalismus nicht. Er hat ein Idealbild, wie Kapitalismus eigentlich sein sollte und funktionieren müsste und macht dann Vorschläge, um dieses Ideal zu erreichen. Aber verstehen tut er die Vorgänge nicht.
    Das macht obiger Satz von Flassbeck deutlich. Es kommt auf die ökonomische Fraktion an, auf die Theorie, der er anhängt und die er dann mit allen M itteln als richtig nachweisen will. Grob gesagt sind das zwei Fraktionen, wie er es selbst nennt: diejenigen, die das Heil des Kapitalismus im Anfachen der Konkunktur sehen – in der Regel durch ermunternde Eingriffe des Staates wie Investitionen oder Investitionsanreize wie Steuervergünstigungen. Die andere ist die Fraktion derer, die die Wirtschaft konsolidieren wollen, was bedeutet Austeritätspolitik im weitesten Sinne. Der Kapitalismus soll wieder gesunden und nicht hyperventilieren.
    Beide Denkrichtungen setzen aber voraus, dass man versteht wie Kapitalismus funktioniert, was bedeutet, nach welchen inneren Gesetzen und Triebkräften es zugeht. Eine weitere Voraussetzung ist, zu erkennen, in welchem Stadium und Zustand der Kapitalismus aktuell ist, um eventuelle Eingriffe und möglichst die richtigen vorzunehmen. Ich frage mich nur, wie das gehen soll, wenn die Grundvorraussetzung fehlt: das Verstehen des Kapitalistischen Systems.

      1. Was Flassbeck meinte, kann ich nicht sagen. Da müssen Sie ihn schon selbst fragen.
        Aber man muss auch feststellen, dass seit dem Untergang der UdSSR und des Sozialismus sowjetischer Prägung das materialistische Denken besonders im Westen bedeutungslos geworden ist. Das gilt auch für die Fragen der Wirtschaftswissenschaften. Aber lassen Sie es mich an dem Märchen von des Kaisers neuen Kleidern verdeutlichen.
        Die beiden Fraktionen, wie Flassbeck sagt, der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft vergleiche ich mit dem Kaiser in diesem Märchen. Nur haben wir in meiner Abwandlung nicht einen sondern zwei Kaiser. Diese beiden streiten sich darum, wer die schöneren Kleider hat. das ist das neidische Gerangel und Gezänk der Professoren, die um Ansehen, Lehraufträge oder sonstige einträglichen Aufräge für ihre Theorie streiten.
        Im Märchen kommt dann das Kind und benennt die Tatsache, die die Schmeichler als Lügner entlarvt: “Der Kaiser ist ja nackt”.
        In der Wirtschaftswissenschaft ist das ähnlich. Lakaien der Macht huldigen den Mächtigen und kriechen ihnen in den Allerwertesten. Denn sie wollen ran an die Fleischtöpfe. Dafür bieten sie den Machthabern ihre Dienste an,. Das sind in dem Falle keine schönen Kleider sondern schön klingende Theorien zur Förderung oder zum Verstehen der Wirtschaft.
        Dann aber kommt der Störenfried, der materialistisch denkende Ökonom und stellt fest: “Ihr versteht beide den Kapitalismus nicht.”
        Was passiert? die eifersüchtigen Professoren legen ihren Streit bei und bekämpfen nun gemeinsam die materialistische Sichtweise. Denn sie ist eine Bedrohung für beide.

  7. Das neue Buch ist interessant. Flassbeck ist wirklich einer der Wenigen, der versucht verständlich zu erklären. Seine Prognosen sind zwar auch ideologisch gefärbt, aber ich habe mich erst gestern wieder durch einen Wust an Doom und Gloom von Neoklassikern gewühlt.

    Ich hoffe, er benützt in dem Buch etwas übersichtlichere Grafiken als im Atlas für Weltwirtschaft (habe aber nur die 1. Auflage damals gelesen). Darin waren einige Grafiken – ich glaube Fließdiagramme, wenn ich mich recht erinnere – für mich eher mühsam zu entziffern, auch merkwürdige Schrift und Layout und es fehlten mir doch mehr Erklärungen dazu. Ich würde auch gerne bei amazon erst das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe sehen. Ansonsten leihe ich es mir in einer Bibliothek aus, bzw. bestelle es da. Das kommt auf jeden Fall auf meine Leseliste.

    Vielleicht noch ein Hinweis zu den Russland-Sanktionen:

    Was Prof. Flassbeck beschreibt, ist eigentlich so was von offensichtlich. Russland ist das Land mit den meisten Rohstoffen der Welt und hat fast so viele MINT-Absolventen wie die USA. Jeder müsste sofort erkennen, dass Die zu sanktionieren höchstens kurzfristig einen kleinen Effekt hat. Langfristig geht das natürlich gerade für das dicht besiedelte und rohstoffarme Deutschland nach hinten los.

    Das wollte auch nicht in das Hirn von Tilo Jung bei seinem Interview mit Michael Lüders. Selbst Maurice Höfgen ist voll auf dem Sanktionszug, hat dazu sogar ein Buch geschrieben. Schaut man sich mal an wie amerikanisiert diese Herren sind, z.B. schreiben für Jacobin, eine Soros-Publikation, sieht man eigentlich die Scheuklappen. Die wollen auch nicht kapieren, dass die Sanktionen in Ländern wie Venezuela, Kuba und Gaza viele unschuldige Menschen töten. Es ist das Äquivalent einer mittelalterlichen Belagerung für diese Länder.

    Letztlich wollen die nicht kapieren, dass diese Sanktionen gegen Russland Deutschland mehr schaden und von den USA verordnet wurden, nicht unbedingt um Russland zu schaden, sondern um Deutschland kleinzumachen. Deutschland und die EU werden so zur Gegenküste zu den Metropolen und Zentren des weltweiten US-Imperiums, zu deren Ostküste, also noch mehr zu einer unbedeutenden Provinz. .Es zeigt sich wie verblendet und was für amerikahörige Vasallen die deutschen “Eliten” sind.

    1. Sehr richtig. Und ueber mehr als zwei Fliegen mit einer Klappe ist die US Administration auch nicht ungluecklich.

      Die “Erfolgsliste” wird lang und laenger

      Die wirtschaftliche und energietechnische Verbindung zwischen Russland und Deutschland – gekappt
      Nordstream – gesprengt
      Die EU – gespalten und geschwaecht
      Die Nato – vergroessert
      US Ruestungsindustrie – schiesst durch die Decke, die haben nicht genug Korken, die sie knallen lassen koennen.
      Deindustrialisierung von DE und EU – geschafft, zumindest eingeleitet und beschleunigt.
      Reindustrialisierung der USA – geschafft.
      Frackinggasexporte der USA – boomen
      Abhaengigkeit der EU von Russland nach USA – umgelenkt
      Krisenherd Europa – geschafft
      Ruhepol USA – geblieben (es klirrt in USA nicht eine einzige Fensterscheibe – K v Dohnanyi)

      tbc…

  8. Es geht hier nicht nur um den Kapitalismus, nicht mal vordergründig, sondern um die Lebensweise in der Neuzeit.
    Nach meiner Logik, die materialistisch ist, gehe ich davon aus, dass das Handeln der Menschen zuerst durch ihren Bedarf an materiellen Gegenständen bzw. Ressourcen bestimmt ist. Die Moral folgt dem und ändert sich entsprechend.
    Bezogen auf die jüngere Weltgeschichte und Neuzeit haben nach den Römern vor 2000 Jahren die Portugiesen, die Spanier und dann vor allem die Engländer Und Franzosen diese Politik zum Geschäftsmodell oder besser dieses Geschäftsmodell zur Politik erhoben. Vor 400 Jahren sind dann jene, die dabei zu kurz kamen und genügend Risikobewusstsein hatten, nach Amerika ausgewandert und fanden in Nordamerika die besten Bedingungen vor. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, dass Nordamerika durch das Empire und seine kleinen unliebsamen Brüder, die Franzosen besetzt war und hier bessere Erfahrungen in der Ressourcenjagd bestanden als in Südamerika mit den Kolonialisten Spanien und Portugal. Die Nordamerikaner haben ca 200 Jahre gebraucht, um ihre eigenen Ressourcen zu erschließen. Wer die Geschichte der USA als von Freiheit und Demokratie getrieben vermittelt bekommt, sollte sich besser informieren. In Wirklichkeit war es brutalster Kampf um jeden Dollar und die kleinste Ressource.
    Da sich die Europäer gegenseitig strangulierten konnte Uncle Sam sein Auge bald auch auch auf deren Hinterlassenschaften werfen und so, wie zuhause, anfangen, sich nach und nach die Ressourcen anderer anzueignen. Das an sich war ja nichts Neues und im Grunde machen es alle so oder versuchen es zumindest.
    Das Problem ist, viele Ressourcen gehen zuende und es ist an der Zeit, das Geschäftsmodell und damit die Politik zu ändern. Passiert das? Nein. Hat der Autor dieser Zeilen eine Idee? Eigentlich nicht.
    Was kann man tun? Mir fallen zwei Ansätze ein.

    Wir sind seit tausenden Jahren gewöhnt, unsere Ressourcen zu bewerten. Das hat die Finanzwirtschaft geschaffen und diese wiederum hat sich wie ein Zauberlehrling verselbstständigt. Sie macht Dinge, die sie nicht versteht und sorgt so für immensen Schaden. So ist eine Ressource nur etwas wert, wenn es einen Bedarf gibt. Deshalb werden Bedarfe geschaffen und Ressourcen vernichtet. Jetzt wird versucht, der Finanzwirtschaft Fesseln anzulegen, das kann aber nicht klappen, da die Wächter dafür auch eigenes Vermögen haben und befangen sind. Und, wer befangen ist, muss sich nach unseren demokratischen Regeln aus der Entscheidungsfindung raus halten. Eine Bepreisung oder Bewertung nach Bedarf ist also extrem Konflikt behaftet und löst kein Problem, schafft eher neue.

    Die zweite Möglichkeit, die ich sehe, ist die eines großen Resets, eines echten Green Deals. Im Lichte des Ukrainekrieges ist klar, wer rüstet ist ein Klimakiller. Es gibt ja sehr dumme Menschen, die denken, ich kann Vertrauen aufbauen, indem ich Kanonen baue. Ein ehemaliger Pemierminister begründet seine Haltung im Irakkrieg so, dass die Demokratien die Diktaturen beseitigen müssen. Und wer ein Diktator ist, bestimmt der mit den größten Kanonen. Von den 7 Mrd Menschen ist aber die Staatsform den meisten herzlich egal und einen Deal macht man nur auf Augenhöhe. Für jene, die ein anderes politisches System präferieren, ist jeder Deal nur vergiftet, wenn er mit Geld oder Kanonen verbunden ist.
    Also brauchen wir einen neuen Deal. Dafür haben wir die UNO als Institution. Wir brauchen aber neue Staatenlenker, klügere Außenminister und Fairnis. Das kann dauern.
    Die vierte Macht im Staate verhält sich ambivalent, ohne das Geschäft daran aus dem Auge zu verlieren. Dabei sind die Medien durchaus in der Lage, die Menschen zu orientieren. Wenn sie denn neue Prioritäten setzen.

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