
Der US-amerikanische Journalist, „New York Times“-Reporter und Pulitzerpreisträger Matthieu Aikins berichtet seit Jahren aus Kriegsregionen und war lange in Afghanistan unterwegs. In seiner jüngsten Recherche „America’s Vigilantes“ beschäftigte er sich mit der Rachekultur innerhalb von US-Elitesoldaten und deckte dabei mehrere Kriegsverbrechen auf.
Viele Soldaten, die sich daran beteiligten, kehrten nach ihren Einsätzen in die USA zurück und wurden von Donald Trump und seinen Unterstützern mit offenen Armen empfangen. Emran Feroz hat darüber mit Aikins ausführlich gesprochen.
Feroz: Können Sie kurz beschreiben, worum es in ihrer letzten Recherche, einem Dreiteiler im „New York Times Magazine“, über das Vorgehen von amerikanischen Spezialeinheiten in Afghanistan ging und wie Sie überhaupt damit anfingen?
Aikins: Meine Recherche fokussierte sich auf die Kriegsverbrechen von US-Spezialeinheiten und wie diese im Nachhinein verdeckt wurden. Ich habe vier Jahre daran gearbeitet und versucht mich auf jene Verbrechen in Afghanistan zu konzentrieren, über die zuvor nicht berichtet wurde. Ich habe zwei Dutzend Elitesoldaten, darunter ehemalige sowie noch aktive, interviewt. Unter ihnen befanden sich auch einige, die öffentlich dem US-Militär eindeutige Vorwürfe bezüglich Amtsmissbrauchs machten – ein Umstand, der innerhalb dieser Kreise sehr selten eintritt. Die „New York Times“ erhielt mittels Klagen auch Zugang zu Tausenden von Seiten an Aktenmaterial, die der Öffentlichkeit nicht bekannt waren. Darunter befanden sich etwa Gefangenenprotokolle sowie Militärdokumente. Hinzu kam natürlich, dass ich mehrmals nach Afghanistan gereist bin, um mehrere Dutzend Augenzeugen zu interviewen. Die ganze Recherche hilft uns zu verstehen, was wirklich während des „längsten Krieges“ der Amerikaner in Afghanistan passierte, als Einheiten wie die Special Forces oder die Green Berets für den Kampf zum Einsatz kamen. Sie verdeutlicht auch, dass innerhalb dieser Truppen eine Kultur der Gesetzlosigkeit existierte, die sich dort über die Jahre entwickelt hatte und die von hochrangigen Militärs bewusst ignoriert oder gedeckt wurde. All dies führte unter anderem dazu, dass einige der besagten Soldaten Verbrechen in den USA begingen. Gleichzeitig wurde das, was sie als wehrhafte Selbstjustiz betrachteten, von Donald Trump oder seinem „Kriegsminister“ Pete Hegseth willkommen geheißen.
„In Australien und Großbritannien gab es Untersuchungskommissionen, um Kriegsverbrechen aufzudecken“

Feroz: Denken Sie, dass viele Verbrechen der NATO-Truppen in Afghanistan bis heute der Öffentlichkeit nicht bekannt sind? Seit dem Ende des Einsatzes haben wir immerhin von britischen, australischen, amerikanischen und auch neuseeländischen Kriegsverbrechen gehört, die neu aufgedeckt worden sind.
Aikins: Die Fälle, mit denen ich mich beschäftigt habe, spielten sich in sehr abgelegenen Regionen des Landes ab. Sie waren meist schwer erreichbar und sehr gefährlich. Viele Journalisten konnten sie deshalb unter anderem gar nicht aufsuchen, während besagte Truppen sich meist sowieso abschirmten und sehr klandestin vorgingen. Hinzu kommt, dass innerhalb dieser Militärstrukturen Schweigen sowie den Dreck unter dem Teppich kehren zum Alltag gehörten, selbst wenn Untersuchungen stattfanden. Fakt ist, dass wir letzten Endes tatsächlich nicht wissen, wie viele solcher Fälle sich in all den Jahren ereignet haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich deutlich mehr ereignet hat, ist allerdings sehr hoch. In Australien und Großbritannien gab es zumindest ernstzunehmende Untersuchungskommissionen, die von den jeweiligen Regierungen initiiert worden sind, um einige Kriegsverbrechen der jeweiligen Eliteeinheiten aufzudecken. Auch über diese Fälle wurde klar, dass das Problem systematisch ist. Es geht nicht nur um ein paar schwarze Schafe, sondern um die Gesamtproblematik, die diese Art der Kriegsführung mit sich bringt. Unschuldige Menschen wurden ermordet. Danach hat man versucht, das Ganze zu vertuschen.
Feroz: Wie haben die Taliban auf Ihre Recherchen vor Ort reagiert? Kommen denen solche Geschichten nicht gelegen, damit sie dann ihr eigenes Narrativ stärken können?
Aikins: Ich begann mit meiner Arbeit, als die vom Westen gestützte afghanische Regierung in Kabul im August 2021 fiel und die Taliban das gesamte Land übernahmen. Es war einfach wichtig zu verstehen, was in Afghanistan falsch gelaufen ist und nun war es möglich Regionen aufzusuchen, die vorher schwer zugänglich waren. Der Krieg war vorbei und es war sicherer. Natürlich hatten sie in diesem Fall auch ein Eigeninteresse. Sie wollten, dass die Welt diese Geschichten erfährt und teilten auch problemlos Akkreditierungen aus. Ich muss allerdings auch betonen, dass sie unsere Arbeit oder die Story an sich nicht kontrollierten. Es gab keine bewaffneten Männer, die uns eskortierten. Wir durften frei reisen und jede Person, mit der wir sprechen wollten, interviewen. Ich hatte das Gefühl, dass viele Zeugen und Betroffene viel offener als zuvor über all diese Verbrechen sprechen konnten.
Feroz: Während des Krieges bezeichnete das US-Militär Gräueltaten, wie sie von Ihnen beschrieben werden, meist als „Propaganda von Aufständischen“ („insurgent propaganda“). Sehen Sie in diesem Kontext Parallelen zu anderen Regionen der Welt, die vom „War on Terror“ der USA heimgesucht wurden? Sehen sie eventuell auch Gemeinsamkeiten mit dem, was die Menschen in den letzten Wochen und Monaten aus Gaza gehört haben, als es um mutmaßliche israelische Kriegsverbrechen ging?
Aikins: Was mir früh auffiel, war der Umstand, dass Vorwürfe, die von Familienmitgliedern oder Dorfeinwohnern erhoben wurden, schnell beiseitegeschoben wurden. Das US-Militär behauptete dann einfach, dass all diese Afghanen unglaubwürdig seien und lügen würden. Es wurde als Taktik oder Propaganda der Aufständischen, Terroristen, Taliban bezeichnet. Dies hat sich zwar tatsächlich hier und da ereignet, doch die Verallgemeinerung des Geschehens war falsch und diente in erster Linie den Interessen des US-Militärs. Denn so konnte man sich immer einfach aus der Affäre ziehen. Doch in den Fällen, denen ich nachgegangen bin, wurde klar, dass alle Vorwürfe stimmten, doch die Afghanen wurden dennoch als Lügnern abgestempelt. Dieses Muster erkennt man auch in anderen Regionen, in denen die USA Kriege geführt haben. Und ja, man sieht sie auch in Gaza. Es gibt überall einen Kampf um die Deutungshoheit, ja, einen Kampf um die Wahrheit. Es gibt kaum Militärs – und damit meine ich nicht nur das amerikanische, sondern auch die meisten anderen der Welt – die in Kriegszeiten ein Interesse daran haben, ihre eigenen möglichen Vergehen unter die Lupe zu nehmen. Sie betrachten das einfach nicht als ihre Zuständigkeit. Deshalb ist es umso wichtiger, dass unabhängiger Journalisten sowie andere Akteure dieser Arbeit nachgehen.
„Es gab keinerlei Konsequenzen nach Fehlhandlungen“
Feroz: Sie schreiben auch darüber, dass viele Täter nicht bestraft, sondern vom Militär befördert wurden.
Aikins: Viele Personen, die in meiner Recherche vorkommen, wurden nicht nur von ihren Vorgesetzten geschützt, sondern auch befördert. Das fiel mir immer wieder auf. Das machte einfach deutlich, dass es keinerlei Konsequenzen nach Fehlhandlungen gab. Auch in ihren jeweiligen Einheiten konnten sich die Soldaten weiterhin frei bewegen und austoben, obwohl man wusste, was sie getan hatten. Ein Grund hierfür war auch die Tatsache, dass jeder vom Dreck des anderen wusste. Niemand war in diesem Netz sauber, weshalb auch niemand zum „Verräter“ werden wollte. Deshalb kam es auch unter anderem auch zu Beförderungen. Wer gut schweigen konnte, wurde belohnt.
Feroz: Einige ihrer Protagonisten sind afghanische Ortskräfte, die für das US-Militär als Dolmetscher tätig waren. Seit 2021 werden viele dieser Männer eher positiv dargestellt. Sie waren immerhin westliche Verbündete, die den Einsatz unterstützt haben. Aber ihre Recherche verdeutlicht, dass viele dieser Afghanen auch in Kriegsverbrechen involviert waren. Dies betrifft nicht nur Dolmetscher, sondern auch Milizionäre, die von der CIA aufgebaut wurden. In ihren neuen Heimatländern genießen diese Menschen seit ihrer Evakuierung Straffreiheit (was ihre Verbrechen in Afghanistan angeht). Ist das nicht problematisch?
Aikins: Viele der Afghanen, um die es hier geht, waren eben nicht nur Dolmetscher. Sie waren auch bewaffnete Kämpfer oder für geheimdienstliche Arbeit zuständig. Sie waren die afghanische Seite eines brutalen Machtapparats, der von den Amerikanern errichtet wurde. Dieses Regime war ein wichtiges Instrument der amerikanischen Spezialeinheiten. Viele Afghanen, die für das US-Militär arbeiteten, waren in vielen kontroversen Dingen involviert. Ich bin mir nicht sicher ob die Öffentlichkeit versteht, dass viele Afghanen, die nach dem Fall Kabuls evakuiert worden sind, Teil der paramilitärischen Einheiten der CIA waren. Die CIA spielte eine Schlüsselrolle bei den damaligen Evakuierungen und es war ihr ein wichtiges Anliegen, all ihre Kämpfer außer Landes zu bringen. Es ist eine Realität, dass unsere afghanischen Verbündeten in vielen Kontroversen verwickelt gewesen sind.
Feroz: Ist es nun nicht so, dass nicht nur Männer wie Donald Trump diese Soldaten toll finden und als Helden feiern, sondern all das auch Jahre zuvor der Fall war und weite Teile der amerikanischen Gesellschaft, etwa die US-Popkultur, das Ganze mittrugen und Kriegseinsätze wie jenen in Afghanistan zelebrierten?
Aikins: Ich denke, jeder Krieg schafft seine eigenen Helden. Wir sahen das im Zweiten Weltkrieg oder auch während des Koreakrieges. In den zwanzig Jahren des „War on Terror“ waren es die Eliteeinheiten, die zu Helden stilisiert wurden. Navy SEALs und Green Berets wurden ein Teil Hollywoods. Sie wurden romantisiert und den Zuschauern als Helden verkauft. Sie sind zu einem Teil der amerikanischen Kultur geworden. Ehemalige Elitesoldaten führen mittlerweile Beratungsfirmen. Sie haben ihre eigenen Podcasts und Fitnessprogramme. Meine Recherche hatte das Ziel, einen genauen Blick auf die düstere Seite dieser Helden zu werfen. Helden, die im Kampf gegen die „Terroristen“ moralische und rechtliche Grenzen überschritten und heute von Trump und Co. für ihren „Vigilante-Ethos“ gefeiert werden. Sie haben ihnen sogar zu ihrem politischen Erfolg verholfen und auch dazu beigetragen, dass der Rechtsstaat im heutigen Amerika massiv unter Druck gerät. Warum? Weil diese Art der Selbstjustiz nun auch innerhalb unserer Landesgrenzen durchgesetzt wird, etwa, wenn US-Soldaten in amerikanischen Städten eingesetzt oder mutmaßliche Drogenschmuggler mittels Drohnenangriffen ausgeschaltet werden. All diese Entwicklungen sind äußerst gefährlich, doch sie haben ihre Wurzeln im zwanzigjährigen „War on Terror“ in Afghanistan und anderswo.
Infos und Quellen
Genese: Vor über zehn Jahren beschäftigte sich Matthieu Aikins zum ersten Mal mit den Kriegsverbrechen im Distrikt Nirkh in der Provinz Maidan Wardak nahe Kabul. Damals war Aikins noch als freier Reporter in Afghanistan unterwegs und schrieb unter anderem für das „Rolling Stones Magazine“. Auch ein großer Teil seiner jüngsten Recherche spielt sich in dieser Region ab und behandelt das Verschwinden mehrerer männlicher Dorfbewohner. Sie wurden von den US-Truppen und ihren afghanischen Verbündeten verschleppt, gefoltert und ermordet. Viele dieser Regionen waren damals schwer aufzusuchen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn vor der Rückkehr der Taliban im August 2021 wurde in Maidan Wardak stets gekämpft. Die Straßen waren vermint, die Taliban kontrollierten zahlreiche Distrikte und Luftangriffe des US-Militärs gehörten zum Alltag. All dies fällt heute weg, weil die Taliban das gesamte Land regieren. Mit dem Ende des Krieges kam die Diktatur der Extremisten, doch viele Straßen sind nun passierbarer als zuvor – und ebnen somit auch den Weg für manche Recherchen. Andere, etwa zu all den Repressalien der Taliban, fallen deutlich schwieriger aus.
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Die systematischen Vertuschungen werden verwendet, um die Einheit (sowohl der einzelnen Spezialtruppen als auch des Militärs als ganzes) nicht zu schwächen, in keinster Weise, auf keinem Feld. Unfehlbarkeit und somit Unverwundbarkeit soll und muss dargestellt werden.
Was dann aber folgendes zeigt: Je stärker ein System nach außen auf Militär setzt und angewiesen ist, um so schwächer und instabiler ist es nach innen.
Systemische Vertuschung ist also ein Symptom für systemische Schwäche. Und das nicht nur beim Komplex Militär.
> Unfehlbarkeit und somit Unverwundbarkeit soll und muss dargestellt werden.
Mit 9/11 wurde gezeigt, dass es keine Unverwundbarkeit gibt. Auch nicht bei den USA.
Dass die in Afghanistan und dann Irak, Libyen, mittels Proxy in Syrien, Ukraine,… so wüteten soll der Restwelt zeigen: Leg dich nicht mit uns an, oder du wirst es bitter bereuen. Darum ist man in Venezuela so nervös, weil man sich dort seit Jahren nicht dem Willen der USA beugt.
Das heißt jedoch auch, dass man die USA noch nie angreifen oder verletzen musste, um völlig überzogene und barbarische Reaktionen auf sich zu ziehen.
@Artikel
Google sagt, dass vigil auf deutsch Nachtwache heißt. Vigilanten sind jedoch Privatpersonen, die Recht und Ordnung ohne Befugnis herstellen. Eben durch die Populärkultur der Superhelden finde ich den Titel des Buch etwas beschönigend. Vor allem, wenn Unschuldige gejagt und getötet werden.
Es gibt etliche Superheldenfilme (Watchmen, Die Unglaublichen, Hancock, Chronicle und natürlich X-Men), die mit dem Thema der Illegalität der Superhelden spielen, aber letztlich beim Großteil des Publikums Bewunderung finden.
Die US-Soldaten und US-Proxykrieger sind eher Leute, die einen Freischein bekommen und dann niedermähen dürfen, wen sie wollen. In Syrien ist einer der islamistischen Proxykrieger zum Präsident gemacht worden.
In der US-Blogosphäre wird ständig diskutiert, ob die US-Regierungen Israel an der Leine führen oder andersrum. Ein Freischein ist dort jedenfalls ebenfalls erteilt.
Der Buchtitel kann dann nur noch bitter gemeint sein. Das bedeutet aber, dass der Autor grundsätzlich Vigilanten ganz OK findet, nur wenn sie zu viele Unschuldige töten, eher nicht. Diese Amerikaner.
»Darstellen« ist eben nicht „sein“ und die globalen Auswirkungen der Reaktion auf das Trauma 9/11 wurden von der breiten US-Bevölkerung (dem Verlangen nach Befriedigung des Rache-Reflexes) der gewöhnlichen Gedächtnis-Arbeit bzw. -Filterung unterzogen.
Innerhalb meiner bescheidenen Kenntnisse der Popkultur ist für mich The Boys die vollständigste Dekonstruktion des Superhelden. Bei Watchmen ist der konsequenteste Vigilant auch der hässlichste und muss der guten Sache wegen (das Vergessen) gekillt werden.
Bei The Boys ist das Gute, also das Vergessen aufgehoben, nur der Begründungs-Fokus für die (Un-)Taten verschiebt sich noch.
Fun fact: im Deutschen bedeutet Vigilant bisher noch „Polizeispitzel“.
„Never let a strikingly corrupt stupidity go to waste“ ist die Maxime folgenden Kommentars:
Fünfmal „System“ und „systemisch“ in drei Sätzen, da kann doch bitte jeder merken, „hier stimmt was nicht“, vere?
Aber was genau stimmt nicht?
Ziemlich einfach zu sehen:
a) „systematische Vertuschungen“: Hier steht „systematisch“ für „von Grund auf“ und folglich der Gesamtausdruck für „von Grund auf“, also „im Kern“ BÖSE
b) Der zweite Satz macht einen Übergang: weil das BÖSE „systematischer Vertuschung“ nach dem Willen des Autoren ein BÖSES des „Militärs als Ganzes“ zu Tage fördert und repräsentiert, ist ein „System“, das „nach außen auf Militär setzt“, logischerweise auch „als Ganzes“ BÖSE. Nur nimmt El-G an der Stelle eine aufschlussreiche Umbenennung vor: Der „Kern des Bösen“ soll nun ein anderes BÖSES sowohl zur Folge haben, wie repräsentieren:
Die (Be)Schädigung einer ideell „starken“ und funktionell „stabilen“ Herrschaft
Der EL-G outet sich als ein Fanatiker „guter“, d.h. iwie tauglicher und benevolenter Herrschaft und nimmt den ganzen Subsch hier zum Vorwand, diesen seinen Fanatismus illustrativ ‚rauszuhängen. Und das Motiv ist so stark, daß er im letzten Satz
c)
alle möglichen Mehrdeutigkeiten zu eliminieren trachtet: Nein, er rede nicht nur von „Amerika“, sondern gleichsam „lumännisch“ (wie er mir in einem anderen Faden bedeutet hat) von aller „Gesellschaftsformation“.
Seht ihr, für sowas wird man ein „Intellektueller“, für ein systematisch (fort-)entwickeltes Vermögen, alle konkreten Gegenstände seiner Rede zu eskamotieren (wie ein Taschenspieler zum Verschwinden zu bringen), um darin nur noch die „essentials“ stehen zu lassen, und das sind banal: Grundprobleme des Herrschens und Führens.
Und das nennt meiner einer bei Bedarf „böse“, falls nicht grad „vorsätzlich stupide“ und „kretinistisch“.
Tat-Sächlich ist es nur eins: abgrundtief häßlich.
Außer für Peers, versteht sich, die geilen sich an sowas auf …
Andererseits ist solches „zum Verschwinden bringen“ nicht gut machbar, falls das Publikum nicht auf derselben Welle reitet, das will ich hier nicht auslassen.
Auch El-G gelingt die Entgegenständlichung des Themas selbst in zwei Sätzen nicht bruchlos. Der aufmerksame Leser könnte merken, daß „ein System [das] nach außen auf Militär setzt und angewiesen ist“ die nachfolgende Abstraktifizierung nicht deckt, bei der es doch just um eine Binnenwirkung gehen soll.
Und wenn ein solcher Leser solche Binnenwirkung dann antithetisch zur Grundlage eigener Überlegungen nimmt, könnte er auf Fragestellungen kommen, die tatsächliche (historische) Ursachen und politökonomische Gründe für die Verselbständigung des Militärs in bürgerlichen Gesellschaften allgemein, und in der Föderation der Amerkanischen Staaten speziell, wieder zum Gegenstand machen.
Aber das will ich hier nicht leisten.
Stattdessen verweise ich auf einen Strang, in welchem ich und @scm uns dem Thema „von der Seite“, nämlich vom Faschismusbegriff her annehmen:
https://overton-magazin.de/buchempfehlungen/wie-verlor-der-faschismusbegriff-seine-bedeutung/#comment-314984
Fein!
Da wurde jetzt ein Fach meines rhetorischen Werkzeugkastens gut beleuchtet, für jeden gut sichtbar. Keine weiteren Einwände, Eure Gestrigkeit, die Fähigkeit zur Wortzählerei wurde erbracht. Und ich bin gewürdigt, mit meiner Redundanz die Gelegenheit gegeben zu haben, einer gefühlten Kränkung einen Ausdrucksort gegeben zu haben. Da sind Kollaterale wie »böse, stupide, kretinistisch« (hui) eingepreist.
Aber was sind diese Huis? Was bringt mich dazu, keine kernigen Sätze zu bilden, die sich eines auf den Unterarm tattoowieren kann? Sondern jemanden selbst denken zu lassen, eigene Schlüsse zu ziehen, Angebote statt Befehle zu verteilen, anfangen zu tanzen und nicht auf einen argumentativen Endsieg zu marschieren? Ich bin schuldig. Heimtückisch schuldig, Menschen nicht für blöde zu halten, sie nicht wie Kinder bevormunden zu wollen, zum Grübeln und selbst Entscheiden einzuladen und nicht in die Affirmation auszuladen.
Ja, Vorwurf und Urteil sind richtig, ich stelle mich nicht über einen Artikel oder einen Kommentar und lasse meine männliche Leninfaust herab donnern, während die andere Faust in die Seite gestemmt ist und meinen ornamentierten Schmerbauch präsentiert, wobei ich „So ist es, ihr Maden“ geifernd referiere. Das können andere besser und ich halte diese Pose – wie erwähnt – für schlicht obsolet.
Leider ist Freund Qana beim »Banalen« im freudigen Erzittern angesichts einer vermeintlichen Gelegenheit vorbeigeschossen. Das Banale lautet:
Die Militarisierung und ihr menschenverachtender Gebrauch wird massiv zunehmen, ebenso die Überwachung und Unterdrückung, nicht nur in Amerika, offensichtlich auch bei uns. Der Riese fällt nicht, doch die Eskalation zeigt, er ist geschwächt und er schwankt. Ich will es nicht Hoffnung nennen, das wäre zu unterwürfig, aber es gibt die Möglichkeit einer Perspektive. Bis dahin wird es leider vielen Menschen das Leben kosten.
Damit verabschiede ich mich für heute als Gaststar für Reaktion und Intelligenzia vom sozialistischen Workshop. Es war mir ein inneres Blumenpflücken.
Halt! Den Schmerbauch weise ich entschieden von mir, gebe ich meine 170 cm auf die Waage, zeigt sie 70 kg an.
Eine Kränkung ist vorab im Spiel gewesen, das stimmt, daher mein Einleitungssatz, weil ich gezögert hatte, das Posting zu verfassen.
Nicht erschrecken, der will nur spielen. Wuff.
Nicht nur das US- Militär….Sowohl in Australien als auch in GB gingen und gehen die Regierungen gegen diejenigen vor, die die Rituale der „Bluttaufe“ offengelegt haben. Gerade die Briten haben in Afghanistan hunderte Menschen für dieses Ritual abgeschlachtet. In Australien ist der „Whistleblower“ zu einer hohen Haftstrafe verurteilt worden. Die Täter und deren Vorgesetzte, die diese Verbrechen nicht nur geduldet, sondern oft auch befohlen haben, sind „rehabilitiert“….Und der mutmaßliche Massenmörder und Kriegsverbrecher Oberst Klein von der Bundeswehr wurde zum General befördert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_(General)
Scheint ein Markenkern der NATO zu sein.
Diese „Kultur“ gab es in allen Bereichen, nicht nur bei den „special forces“. Korruption, schwere Verbrechen von afghanischen Verbündeten, Kriegsverbrechen, alles wurde unter den Teppich gekehrt und sich gegenseitig gestützt um Karrieren voranzutreiben (wie zb der bereits erwähnte Fall des ehemaligen Oberst Klein).
Ich weiss ich tu das jetzt zum 10. Mal oderso. Aber ich kann nicht aufhören die Doku „this is what winning looks like“ jedem zu empfehlen, der verstehen will, wie ausgerechnet die Taliban von einen Grossteil der Afghanen als Befreier angesehen wurden.
Werde mir Aikins Arbeit auf jeden Fall ansehen.
Und wie nennt sich dieses System?
Rischtisch „KAPITALISMUS“!
Korporatismus*
Der „Kapitalismus“ stellt aber den Rahmen dazu.
Korrekt. Korporatismus ist das Ziel, Kapitalismus bietet den Weg.
Wobei ich das Wort „Kaputtalismus“ treffender finde.
Wie wärs mit dem Begriff: „Kakistokratie“?
Passt. Wobei Sie da noch an passender Stelle ein „C“ reinfummeln sollten.
„US-Spezialeinheiten“
Eigentlich sind die Schuldigen die Politiker ..
Krieg und Hass stehen für eine dialektische EInheit. Das eine gibt es nicht ohne das andere.
Das war auch eines der Probleme der Sowjetarmee W2K und danach …
Offiziere und Führung hatte eine Menge Ideologische Arbeit damit, und am Ende vollstreckte man einige Todesurteile als Warnung das man es erst meint .
Für wen das nicht ganz so gilt, Söldner. Die ticken zum Teil anders .
Zur Überschrift zum Artikel, ja dieses System ist systematisch!
Das duale System, besteht im Gott und dem Teufel, das duale System besteht in der Politik im Namen, was auch immer.
Dieses Konzept vom Dualismus ist das Konzept vom St. Korona. Das daß Kapital regiert…
Wir Menschen sind eingepfercht im System und das seit wievielen Jahrhunderten.
Mir persönlich geht es nicht um die Frage vom Konzept Kapital, sondern um die Menschlichkeit!
Über Jahrzehnte, wenn nicht schon immer, das ewige Gemähre&Gewichse auch und insbesondere zuhause in der Glotze – auch noch auf unsere eigenen Kosten – von Wertewesten, Rechtsstaat, Menschenrechte, Völkerrecht, Recht auf Selbstverteidigung – ach ja, auch noch von Brunnenbauen und Mädchenschulen tünchen. Rund um die Uhr – 24/7 also. Mein Sagen: Lug, Trug & Niedertracht schon immer. Das mag zwar vielleicht überall so sein, aber bei den hohen Ansprüchen wie sich der Wertewesten mit all seinen Protagonisten und Schmierfinken über den Rest der Welt auslässt … unerträglich, widerlich!
Und dann kommt da der Herr Feroz und glaubt uns Mister Aikins mit seinen investigativen Stories aufbieten zu müssen. Wie wäre es denn gewesen, hätten die Beiden mal nicht nur abstrakt über die ‚Schandtaten‘ der ‚International Security Assistance Force (ISAF)‘ der NATO salbadert sondern mal Tacheles geredet, ‚budder bei fiche‘ geliefert. Aus 18 Jahren dürfte es doch Einiges zu berichten geben, oderrrr?
Just letzte Nacht ist mir die neueste Mail von Symour Hersh’s substack zugegangen, das ist jener ‚Reporter‘, der mit seinen My-Lai-Enthüllungen mal ziemlich eindrücklich die ‚Sauereien‘ in Südvietnam zu belegen wusste. Und der heute noch wohl mit seinen Albträumen darob kämpft. In der Mail – ein Dialog mit einem ‚wahren‘ Amerikaner, hehe – findet sich dazu dann auch ein Zweizeiler, der das vorgenannte Problem aufgreift. Nicht ganz O-Ton: Es kotze ihn – so Sy Hersh – immer noch an, wenn von ‚Rückkehrern‘ aus ‚Kriegsgebieten‘ vermeldet wird, sie könnten keinem Eichhörnchen was zuleide tun, dabei haben sie doch keine Probleme damit, ohne Probleme selbst Kleinkinder ‚abzuknallen‘. Auch der Titel der gestrigen Mail spricht für sich: WOULD YOU EVER GO ON VACATION TO A PLACE LIKE THAT? Gute Frage, geht es doch dabei um einen Freizeitpark an Mittelmeerstrand, wo erst neulich – aus purer Selbstverteidigung heraus – von Kriegshelden Kinder und Kinderinnen mindestens in zwei- wenn nicht dreifacher Zehnerpotenz entleibt werden durften, von Frauen & Mädchen- von Männern schon gar nicht, wo doch alles nur Tiere – keine Rede. Nicht mal Drecksarbeiten? Ach übrigens noch, so wie in Afghanistan längst auch ist von – zu tünchenden schon gar nicht – Mädchenschulen zu Gaza längst keine Rede mehr. Wie auch von Brunnenbohrungen auch, obwohl solche Unterfangen tatsächlich mal mehr als sinnvoll sein dürften dieses Mal.