Im September letzten Jahres gründete sich das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Welche Hoffnungen verbinden sich mit dieser neuen linken Wahlalternative?
Andrej Hunko (BSW), Andreas Peter (Magazin Hintergrund), Gwendolin Kirchhoff (Philosophin), Sven Brajer (Autor) und Patrik Baab (Publizist) sprachen am 14. März 2024, im Rahmen der Diskussionsveranstaltung »Warum und zu welchem Ende brauchen wir die BSW-Partei?«, über die Zukunft einer linken bürgerlichen Bewegung. Gemeinsam widmen sie sich der Frage, ob das Bündnis Sahra Wagenknecht den Niedergang des linken politischen Lagers in unserem Land stoppen kann.
” Gemeinsam widmen sie sich der Frage, ob das Bündnis Sahra Wagenknecht den Niedergang des linken politischen Lagers in unserem Land stoppen kann.”
Und da ist es wieder, das Problem, warum die Linken immer und immer wieder scheitern. Es ist vollkommen scheißegal, ob euer linkes Lager den Bach runtergeht oder nicht. Sorgt dafür, dass die Menschen eine Alternative haben zu den neoliberalen Programmen der aktuellen Parteien und wenn sie diese wählen, dann könnt ihr euch darauf einen runterholen, dass wieder links gewählt wird. Denn 99 % der möglichen Wähler ist es vollkommen unwichtig, ob sich eine Partei die Vorteile für einen bietet, links, rechts, grün oder was auch immer nennt.
Es geht nicht um euch, es geht um die Mehrheit der Menschen im Land und solange das Linke wie Rechte nicht verstehen, solange werden sie auch scheitern. Im Übrigen sind die Rechten hier schon viel weiter, denn die AfD stellt nicht ihr Rechtssein in den Vordergrund, sondern die vermeidliche Problemlösung. Und solange die Linken nicht ebenso vorgehen, solange werden sie scheitern
Die Marke “Links” ist wertlos, solange sie mit LGBT und Klima verknüpft ist. Damit kriegt man vielleicht ein paar Fanbois ran, aber nicht die Masse der Bevölkerung, die man braucht um Erfolge einzufahren.
👍👍
auf den Punkt!!! Danke für diese klaren worte, die man nur unterschreiben kann!!
” manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern werch ein illtum. ” (Ernst Jandl)
Falke
Also, es gibt tatsächlich einen Satz in dem Kommentar, den ich unterschreibe:
„Die Marke „Links“ ist wertlos, solange sie mit LGBT und Klima verknüpft ist.“
Alle anderen Sätze sind lediglich ausgekotztes Unverständnis.
Links (im traditionellen Sinne) steht fuer Emanzipation der Gesellschaftsmitglieder. Der Begriff steht heute fuer die Befreiung vom Joch der USA. Er steht heute fuer Antiimperialismus. Er steht letztendlich fuer die Abschaffung der Armut.
Möglicherweise fehlen noch einige Kriterien fuer das Linkssein; jedoch kann man entlang dieser Richtschnur schon mal seinen Unmut bzw. seine Zustimmung entwickeln.
Ob nun das BSW sich als links outet, oder ob sie „nur“ die AFD verhindern will zeigt sich in Bälde.
Falschrum gedacht, Links steht nicht für die Abschaffung der Armut, sondern die Abschaffung von Armut wird als linke Politik bezeichnet. Erst die Arbeit und dann das Prestige, nicht andersherum.
Hier wird immer geglaubt, dass Leute, die sich als Links betiteln, auch die entsprechende Politik machen, die damit assoziiert wird, aber was in Deutschland gemacht wird, ist nichts weiter als Reenactment.
Ein Beispiel: Putin wird immer wieder als rechter Politiker betitelt, aber seine Politik des Ausgleichs, der Diplomatie, der Förderung junger Familien und seine Infrastrukturprojekte sind eindeutig linke Politik. Damit steht er bei weitem weiter links als z.B. die Linkspartei oder andere linke Parteien in Deutschland und Europa.
Wenn eine Partei/Bewegung sich nicht fuer die Abschaffung der Armut einsetzt, so ist sie genuin auch nicht links. So einfach ist das!
Zu Putin ist zu sagen, dass seine Politik gegen die Nato und den US-Imperialismus eindeutig antifaschistisch und antiimperialistisch ist und von daher links.
Die Einordnung zeigt eine Uebereinstimmung, obwohl ich anders akzentuiere.
“Wenn eine Partei/Bewegung sich nicht fuer die Abschaffung der Armut einsetzt, so ist sie genuin auch nicht links. So einfach ist das!”
Sie meinen wohl, “wenn eine Partei/Bewegung nicht so tut als wenn sie sich für die Abschaffung der Armut einsetzte, so ist sie genuin auch nicht links.” Ja, So einfach ist das! mit dem Geschwätz.
man kann viel quatschen, zumal, wenn man keinerlei Entscheidungsbefugnisse hat. Was dann getan wird, wenn man an der Macht ist (Maoist Kretschmann, “linker” Ramelow, … und überhaupt sind doch eh alle, die an der Regierung oder daran beteiligt sind irgendwie “links” (Paus, Faeser, …). Hört doch endlich auf mit eurer Selbstverarsche.
“Links-Gedöns” ist die größte Nebelgranate der Ausbeuter und Bedrücker, die “links-rechts”-Spaltung die erfolgreichste Widerstands-Unterdrückungs-Masche aller Zeiten.
Sobald sich irgendwo eine Masse formiert, wird “rechts, rechtsoffen, rechtsanschlussfähig, rechtsesoterisch, Nazi, Spinner, Querfront” geschrien. Interessanter Weise immer in völliger Übereinstimmung mit den Konzertmedien – die an andere Stelle dann wieder von den “Linken” als System-stützend erkannt wird. Also konsequent Denken und Handeln sieht anders aus. Ihr seit heute gesteuert und geführt, so wie früher die “Rechten” gesteuert und geführt waren. “Linke” oder “Rechte” sind kein Teil der Lösung sondern Teil des Problems.
Unsinn.
Die Sorge um Armut ist eine Aufgabe die vom feudalen Herrscher an die Religion delegiert wurde. Links, im marxistischen Sinne, steht für die Ermächtigung der Arbeiter gegen den Unternehmer, das Kapital. Armut spielt da als Kampfbegriff eine Rolle, letztlich war Marx das Lumpenproletariat egal und sah es eher als Belastung der Arbeiter. Es geht darum wer die Produktionsmittel verwaltet und wem die Gewinne dienen. Das ist die Richtschnur an dem sich alles Linke orientieren muss.
Die Umdeutung in eine barmherzige Sparte ist eine gelungene Propaganda der Kapitals, die das ähnlich nutzt wie die Feudalherrscher die Religion. Das Volk glaubt an die Erfüllung und an das Gute und darf für Prachtbauten und Kriege sterben. Willkommen im Mittelalter und das alles Inklusive neuem Weltuntergangsszenario. Wie damals die Kirche, glaubt die heutige “Linke” an den Untergang und die Erlösung, während die Herrscher schwelgen und ihre Kriege planen.
“Links (im traditionellen Sinne) steht fuer Emanzipation der Gesellschaftsmitglieder. Der Begriff steht heute fuer die Befreiung vom Joch der USA. Er steht heute fuer Antiimperialismus. Er steht letztendlich fuer die Abschaffung der Armut.”
Tja, wenn das mal alle “Linken” so sehen würden. Das ist ja heute das Problem, jeder “Linke” hat seine Privatdefinition von “links”. Man nehme nur die Israel-verherrlichende “Linke”, die stramm auf US-Linie marschieren, oder die Kurden-verherrlichende “Linke”, auch “US-Buddys” weil ja die Kurden mit den Amis kooperieren. Man frage mal die “Maoisten-Linke”, die “Leninisten-Linke”, die “Irgendwiekommunisten-Linke”, wo die denn eigentlich übereinstimmen – und warum die sich alle spinnefeind sind. die Oder man schaue sich mal diverse “linke” Programme an und lege sie neben die WEF-Agenda: in vielen Punkten 1:1-Übereinstimmung, höchstens dass “Linke” von allen Zumutungen nochmal viel mehr fordern (Migration, Staatenauflösung, Entdemokratisierung allüberall, Weltzentralkontrolle, Materialismus-Verherrlichung, Genderverarsche, Emanzipations-Gedöns, Klimaschwachsinn, “Internationalisierung”, …)
Warum gebrauchen Sie eigentlich keine Umlaute??? Und wenn Sei nicht hier leben, warum schreiben Sie dann hier? Interessehalber gefragt.
sehr klar beschrieben. links sein ist etwas so individuelles geworden, dass die thematischen Schnittmengen immer kleiner werden, während die Ausschlusskriterien des Linksseins bei anderen immer empfindlicher werden.
Traditionell bei Linken steckt der Teufel im Detail, sowohl bei der Definition des Problems wie auch bei den Lösungsansätzen.
Ich stimme einem der Vorkommentare uneingeschränkt zu, dass es viel ausmacht, wie sehr die Selbstdefinition mit dem vermeintlichen Links sein verbunden ist. Je stärker das Selbstbild vom eigenen Linkssein abhangt, desto weniger linksfähig ist das Individuum in der Realpolitik.
Denn Links sein war auch immer mit dem Streben nach Konsens oder zumindest Kompromiss verbunden. Diskursverweigerung und Exklusion ist da nicht hilfreich.
gute Analyse, danke
Es ist egal für was die Wagenknecht Partei steht, sie ist in jedem Fall besser als das Establishment. In Österreich gibt’s zum Beispiel die Bierpartei. Am Wahlprogramm steht in jeder Gemeinde soll ein Bier Brunnen errichtet werden. Unwählbar? Nein, diese Partei ist sogar dabei die Grünen zu überholen. Warum? Weil die Menschen lieber jemanden wählen, der gar nichts oder nur Unsinn macht als unsere Sicherheit und den Wohlstand an die Wand zu fahren.
Das digitale Zeitalter wird etliche Bereiche komplett umwälzen. Da werden heutige Berufe morgen nicht mehr sein. Die Lieferketten/Logistik/Nahverkehr/Fernverkehr/Luftfahrt/E-commerce und selbst das Bürokratiemonster steht zur neu Aufstellung bereit.
Und welche dieser Bürgernahen Parteien kommuniziert das?
Der einzige westliche Politiker den ich vernahm, zu diesem Wandel, war Herr Putin.
Guter Punkt.
“Linke” schienen sowieso völlig hilflos dem Digitalen ausgeliefert zu sein (siehe “Aufstehen!”, siehe BSW)
Das hat gutgetan ! Danke aus Bayern.
Hilfe, ich höre nichts mehr, die Kriegstrommeln sind so laut
https://www.nachdenkseiten.de/?p=112563
Es ist doch ganz einfach. Man muss nur schauen, bzw. hören, welche Glaubensbekenntnisse die betroffenen Personen abgeben. Das ist wie mit dem “Vaterunser”. So lange von Wagenknecht und Co. das Glaubensbekenntnis des “brutalen russischen Angriffskriegs” gebetet wird, gehören sie zum Problem und nicht zur Lösung desselben.
@Heiko
Dieses Glaubensbekenntnis muss m. E. leider heruntergebetet werden. Ansonsten stehst du am Pranger und zwar dujour. Man sollte es klaro nicht übertreiben 🙂 Um ein Problem zu lösen, musst halt erstmal die Möglichkeit dazu haben.
In der Auswahl der Verleumdungen sind die öffentlich Rechtlichen nicht zimperlich und sehr kreativ. Deren Redaktionen ist es auch schnurz was der einzelne mitdenkende Konsument denkt. Auf die Masse kommt es in einer Demokratie an, nicht auf die Klasse 🙂
In großen Firmen wird die corporate identity nachgebetet, egal was fürn verlogener Mist auch immer vorgegaukelt wird.
In der untergegangenen DDR war derjenige mit dem täglichen Bekenntnis klar im Vorteil.
In unserer Musterdemokratie ist man mittlerweile ohne Abgabe des Glaubensbekenntnisses suspekt und wird vom Verfassungsschutz als Rechts und vom BKA als links eingestuft 🙂
Ach so, gibt ja auch noch die Vereidigung. Die ist oft auch für die Katze.
Ich rede nicht dem Opportunismus das Wort, aber es ist nicht notwendig alle Gegner auf einmal herauszufordern. Zugegeben, die Versuche das Bekenntnis zu überhören fallen mir schwer. Die Machtverhältnisse sind so wie sie sind.
Mein Amen zu deinen Zeilen hast du.
Hmmm. Grundsätzlich geht es nicht ganz in die falsche Richtung.
Dann kamen so Sätze wie: “Wir müssen uns um die Abgehängten kümmern.”
Das kam paternalistisch rüber. “Wir sollten uns anhören, was aus den Reihen der Abgehängten für Vorschläge kommen.” hätte mir besser gefallen. Das betriebliche Vorschlagswesen eines normalen Mittelständlers ist da weiter. Es gibt doch sicher glaubwürdige Persönlichkeiten, die da helfen könnten, ähnlich wie Susi Neumann:
https://www.youtube.com/watch?v=W9qtPNWJyaQ.
Rudi Dutschke hätte sicher auch mehr sagen können, als die eingeladene Philosophin:
https://www.youtube.com/watch?v=SeIsyuoNfOg
Eine Kombination Dutschke – Neumann, das wäre was, aber die sind leider beide tot.
Einer sagt, man solle die Partei von unten nach oben aufbauen, aber dann passiert das genaue Gegenteil.
Fazit:
+ Ansätze nicht falsch, teilweise auch mit intellektueller Substanz
– wenig bis gar keine Bodenhaftung
– Kaderpartei, wo Intellektuelle bestimmen wollen, was das beste fürs Volk ist. Hatten wir schon.
– Politisch viel Eiertanz, gerade auch in der Friedensfrage, aber nicht nur da.
o Machtperspektive eher mau, aber vielleicht wird das noch.
Eine von unten kommende außerparlamentarische Opposition scheint besser geeignet zu sein, um einzelne konkrete Punkte (Ablehnung von Kriegseinsätzen) durchzusetzen, in der sozialen Frage könnte diese Gruppierung (findet endlich einen personenunbhängigen Namen!!!) gestalten, wenn sie denn von unten aufgebaut würde.
Das sehe ich grundsätzlich auch so.
Allerdings gibt es bei uns keine Basis für eine außerparlamentarische Opposition, die ist auch nirgends zu sehen. Auch wäre eine Übernahme der Struktur durch subversive Gestalten vorgegeben. Bei den “Grünen” hats bisschen länger gedauert, aber dafür komplett :), bei der AfD gings relativ flott.
Für mich ist wichtig, dass diese Bewegung nicht schon am Anfang von gutmeinenden Intellektuellen Personen und schon gar nicht von V-Leuten gespalten wird.
Das letzte, was wir in dieser Situation brauchen, ist eine “von unten aufgebaute” Partei. Gab es auch schon mal, bei den Piraten. Solche Strukturen ziehen Narzissten und U-Boote an wie Scheiße die Fliegen. Und leider gibt es in Deutschland keine entwickelte Gegenöffentlichkeit, die solchen Zersetzern irgendwas entgegen setzen könnte. Am Ende diskutiert man dann wieder “Grundsatzfragen” über irgendeinen Identitäts-Schwachsinn während NATO- und Kapitalismusfans langsam übernehmen.
so isses leider 🙁
“(findet endlich einen personenunbhängigen Namen!!!)”
Das BSW steht auf den Wahlzetteln erst einmal ziemlich weit unten. Sahra Wagenknecht kennen die Leute und wählen dann nicht aus Versehen PBC. Die Namensänderung kommt dann nach der Bundestagswahl.
(findet endlich einen personenunbhängigen Namen!!!) – Ja – Außerdem klingt BSW wie BSE.
Bund für Frieden und sozialen Fortschritt – BFsF zum Beispiel. Eine inhaltliche Festlegung.
FASG (Frieden, Arbeit, Soziale Gerechtigkeit)
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/aufloesung-bei-links-partei-bochum-spaltet-sich-ab-li.436581
Solange es was diese Wagenkechterei der nun BSW genannten neuen Politpartei betrifft vorrangig um deren jur. korrekte Formierung als Kopfgeburt von Leuten, die weiter unter sich und in vorgegebenen Institutionen und Bahnen bleiben wollen, ist das “Projekt” höflich gesagt nicht mal fürn Politarsch. Vielleicht wärs aktuell besser: Oskar gibt den nächsten Bundespräsidentenkandidaten und Sarah die nächste Bundeskanzlerkandidatin, beide beehren ständig öffentlich-rechtliche Geaiatscheschauen und lassen den großen Rest der Gesellschaft in Ruhe.
“Ein starker Staat. Unter seiner volksfreundlichen Regie lauter arbeitsame, hochanständige, heimatverbundene Volksgenossen, wo jeder weiß, wo er hingehört. Wo man unter sich ist, gestützt von einem ausländerarmen Solidarsystem. Keine Schmarotzer oben wie unten. Wo man sich endlich wieder ungeniert zu einem nationalen Wir-Gefühl bekennen kann.”
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/sahra-wagenknechts-abrechnung-den-linken
Ja, klingt doch gut. 😀
Der anonyme Gegenstandpunkt-Schreiber möchte dagegen wohl lieber weiter Schmarotzer…
1. Man muss sich doch zunächst einmal Minimalziele setzen.
Ein Minimalziel sollte sein, den Mächtigen überhaupt erst einmal wieder etwas entgegen zu setzen. Überhaupt erst einmal zeigen, dass es doch noch Protest, Widerstand und Kooperation über die engen Lagergrenzen hinweg gibt, dass die Methode des “Teile und herrsche!” nicht so gut funktioniert, wie sich das bestimmte Leute erhoffen.
In diesem Sinne ist die Verweigerung einer Koop mit der AfD durch BSW natürlich ein fataler kurzsichtiger Irrtum von mehr oder weniger eitlen Intellektuellen oder linken Kadern, die nur noch der Kategorie von Parteien und politischem Kleinklein denken können.
Dahinter steht eine vollkommene Fehleinschätzung der eigenen politischen Möglichkeiten und dessen, was die Stunde bereits geschlagen hat.
Insbesondere letzteres ist der Punkt: Vielen ist überhaupt nicht klar, was die Stunde geschlagen hat und an welchem Punkt des rapid-schleichenden Umbaus unserer politischen Ordnung wir schon angelangt sind.
In mancherlei Hinsicht ist es ja nicht bloß fünf vor zwölf.
Es geht nicht darum, was einige linke Intellektuelle für wünschenswert und richtig halten, sondern darum, was jene ganz normalen Menschen für angebracht und richtig halten, die unter den Verhältnissen leiden. Linke Theorie, reine Lehre oder gar visionäre Maximalprogramme sind absolut kontraproduktiv.
@ Stefan Nold schrieb ganz richtig von fehlender politischer “Bodenhaftung”.
—
2. Ohne Querfront absolut keine Chance wegen fehlender Massenbasis.
Sehe ich auch so.
Die Hype “Demo gegen Rechts” ist nichts anderes als eine Ablenkung und eine Kanalisierung in eine Brache. So kann ungestört mit dem verschleudern unserer Rechte, unseres Vermögens und unserer wirtschaftlichen Faktoren fortgefahren werden.
Die nächste Kampagne unserer Medien wird die Herstellung der Kriegstüchtigkeit und des Kampfeswillen der Bevölkerung gewidmet sein.
@ Wölfchen
“Die Hype „Demo gegen Rechts“ ist nichts anderes als eine Ablenkung und eine Kanalisierung in eine Brache.”
Hmm!
Dazu auch:
https://reitschuster.de/post/noch-eine-maer-zerbroeckelt-es-war-nicht-die-mitte-die-auf-die-strasse-ging/
In konkreten Sachfragen wäre “Querfront” in der Tat wünschenswert, etwa wenn es darum geht der Kriegshysterie und der Russophobie entgegenzuwirken.
Die AfD ist zu 100% pro Aufrüstung und Kriegshysterie. Die würden sich statt Russland nur ein anderes Ziel suchen.
@Sikkimoto
Sind Sie ein Troll
oder haben Sie gar nicht mitgekriegt, dass die AfD die Taurus-Lieferung im Parlament abgelehnt hat?
Die Behauptung, dass die AfD für “Kriegshysterie” steht ist sachlich falsch und eine Verleumdung.
Ich schrieb: “Die würden sich statt Russland nur ein anderes Ziel suchen.”
Wenn du mir erklärst, was du an dieser einfachen und zutreffenden Feststellung nicht verstanden hast, kann ich dir vielleicht weiterhelfen.
@Sikkimoto
Was Sie schreiben (anderes Angriffsziel suchen), ist doch eine reine Spekulation, für die Sie noch nicht mal Belege anführen!
Es stimmt, dass Teile der AfD das langjährige Herunterwirtschaften der Bundeswehr kritisiert haben und sowohl für eine bessere Finanzierung als auch für die Wiedereinführung der Wehrpflicht sind, doch kann man daraus keineswegs schließen, dass sie das Militär auch einsetzen wollen. Gegen wen auch?
Die Sache ist so zu verstehen, dass es der AfD hier in erster Linie um die Wahrung der nationalstaatlichen Souveränität geht. Und zur Souveränität gehört nach traditioneller Ansicht ein ausreichend starkes Militär dazu. So macht es z.B. die Schweiz auch. Außerdem erhöht sich durch ein stärkeres eigenes Militär auch das außenpolitische Gewicht eines Staates gegenüber befreundeten Ländern.
2. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon beim “Du” sind, daher möchte ich sie doch freundlich dazu auffordern, mich zu siezen. Der Ältere bietet dem Jüngeren irgendwann das Du an.
Meine Sie, Sie könnte so einen Troll oder gar Auftragsschreiberling beeindrucken?
Aber “gut gebrüllt, Löwe!”
😉
Zu 2.: Ich sieze Erwachsene und solche, die sich wie Erwachsene verhalten. Irgendwelche Clowns, die das Leseverständnis eines Zweitklässlers haben und dann die Frechheit besitzen, andere als “Troll” zu betiteln sieze ich üblicherweise nicht, zumal ich dein Alter nur aus deinen Kommentaren abschätzen kann. Ich fordere dich freundlichst auf, dir das Sie zu verdienen.
Zu 1.: Ich hielt es nicht für notwendig das Offensichtliche zu belegen. Die AfD steht für Aufrüstung, eine weitere Militarisierung der Gesellschaft und mehr Waffenindustrie. Die haben zb kein Problem mit dem laufenden Genozid in Gaza und wollen den weiter unterstützen.
Eine Armee, die nicht eingesetzt wird, erhöht nirgendwo ein Gewicht unter Verbündeten und nationale Souveränität erreicht man nicht, in dem man als Klientelstaat Hilfstruppen für das Imperium stellt. Das 2% Ziel, das die AfD seit Jahren übererfüllen will (noch bevor die Ampel voll auf Kriegsfanatismus eingeschwenkt ist) kommt nicht umsonst aus den USA. Eine alberne Vorstellung, Souveränität zu erreichen, indem man untertänigst Gewehr bei Fuß steht.
@ Sikkimoto
Was ist bei Ihrer Erziehung damals schief gelaufen?
Ich bin verwundert über Ihre Dünnhäutigkeit gegenüber Sikkimoto, der gewiss die Beleidigung “Troll” nicht verdient. In der Sache kann man ja unterschiedlicher Meinung sein.
Bezüglich der Aufrüstung hat Sikkimoto recht, die AfD wollte schon länger mehr als das “2%-Ziel”, und entschieden transatlantisch ist sie auch. Was die Kriegshysterie angeht, ist die AfD mindestens gespalten. Siehe https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-streitet-ueber-ihren-russland-kurs-im-ukraine-krieg-17939777.html , da hat der Abgeordnete Kleinwächter den Ausschluss Russlands aus dem Europarat befürwortet und dafür gestimmt. Chrupalla sagte [im April 2022] im Deutschlandfunk, er habe „den Angriffskrieg Russlands“ immer als völkerrechtswidrig bezeichnet und aufs Schärfste verurteilt. Aber es gebe „auch in diesem Konflikt“ wie in vielen Kriegen „mehrere Väter“.
Und das ist noch ein “Russlandfreundlicher”. Ein Jahr später steht er unter Kritik der eigenen Leute: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/krieg-afd-will-ukraine-politik-neu-verpacken-keine-plumpen-antiamerikanischen-reflexe-ein-positionspapier-soll-es-richten-kritik-an-parteichef-tino-chrupalla-li.333210
Man kann also Sikkimoto höchstens zum Vorwurf machen, dass er mit “100% für .. Kriegshysterie” übertrieben hat, wieviel Prozent es sind, darüber lässt sich streiten. Darüber, dass die AfD eine Militarisierungs- und NATO-Partei ist, eher nicht.
@ aquadraht
Stimmt, diese “100%” haben mich geärgert, weil die eben nicht stimmen. Ich hasse Pauschalaussagen und Übertreibungen!
Die Realität ist komplex.
Insgesamt gibt es von der AfD im Hinbklick auf den Ukrainekrieg aber eine mehrheitliche Zurückhaltung, siehe auch jüngste Taurus-Abstimmung.
—
Ich habe übrigens nicht gesagt, dass er mit Sicherheit ein Troll ist, sondern angesichts seiner extremen Äußerung nur diese Möglichkeit – als Alternative zu seiner verblüffenden Kenntnisarmut hinsichtlich der AfD-Position – in den Raum gestellt.
—
Ansonsten füge ich hier noch einmal einen Passus von gestern ein:
Die Sache ist so zu verstehen, dass es der AfD hier in erster Linie um die Wahrung der nationalstaatlichen Souveränität geht. Und zur Souveränität gehört nach traditioneller Ansicht ein ausreichend starkes Militär dazu.
Hinzu kommt noch, dass gerade in den wichtigen ostdeutschen Landesverbänden wegen der DDR-Zeit recht viel Verständnis für russische Positionen besteht. In Westverbänden dürfte es etwas anders sein.
Auch Gauland – obwohl nicht mehr in vorderster Linie – hat sich eigentlich immer kooperationswillig und zurückhaltend im Hinblick auf das deutsch-russische Verhältnis geäußert.
Aber Sie haben recht: Es gibt in der Partei bei der Ukrainefrage zwei Richtungen.
” Ich sieze Erwachsene und solche, die sich wie Erwachsene verhalten. Irgendwelche Clowns, die das Leseverständnis eines Zweitklässlers haben und dann die Frechheit besitzen, andere als „Troll“ zu betiteln sieze ich üblicherweise nicht”
Also wenn das nicht der klassische Troll ist, was dann?
Wer für das in die Bresche springt kann nicht ganz dicht sein. a^2, das hätte ich von Ihnen bisher nicht gedacht.
@ Albrecht Storz
Merci!
Und wenn er womöglich doch kein Troll ist, dann ist eben eine Erziehungsfrage.
Hinsichtlich der Umgangsformen hapert es ja bei den seit etwa 1975 Geborenen bei so einigen.
@ garno
Ja, nur in konkreten Sachfragen.
Die vorhandenen Unterschiede sollen nicht geglättet oder verwischt werden.
Angesichts der aktuellen Kriegshysterie bietet sich natürlich das Thema “Friedenspolitik” an!
Ein weiteres wäre vermutlich das Thema “Begrenzung der Zuwanderung”, da AfD und BSW auch hier eine deutlich erkennbare Übereinstimmung haben.
Es gäbe noch mehr Themen und Schnittmengen, aber man sollte klein anfangen, und zwar mit dem, was am meisten auf den Nägeln brennt.
Ein böser böser Querfront Programmpubkt wäre die Einführung von Volksabstimmungen. So ziemlich der einzige Punkt bei dem BSW und AfD sich einig sind. Aber dynamisch wechselbde Mehrheiten je nach Sachfrage sind meiner Meinung nach sowieso viel demokratischer als Pakete geschnürt von Parteiführungen wählen zu müssen, und dann brav als Parteisoldat in Parlament abnicken oder ablehnen. Je nach Parteibuch.
Wer Volksabstimmungen haben will ohne das Problem der Konzertmedien vorher deutlichst zu thematisieren und anzugehen, der will keine Verbesserung sondern Veraschung.
Nur jemand der vielseitig, möglichst neutral, möglichst sachlich informiert ist, kann sinnvoll entscheiden. Volksabstimmungen unter heutigen Bedingungen sind der völlige Hohn von Demokratie und Volkssouveränität.
Soweit ich weiß gibt es bei BSW keine pauschale Verweigerung einer Kooperation mit der AfD sondern einfach die nüchterne Feststellung, dass es für eine gemeinsame Politik keine inhaltliche Basis gibt. Oder wo siehst du da die gemeinsamen Kämpfe? Ablehnung von “gendergerechten” Sprachregelungen und ähnlich irrelevante Ablenkungsdebatten?
Ich wüsste auch gerne wie Leute auf die steile These kommen, bei BSW irgendwo “linke Theorie”, “reine Lehre” oder “visionäre Maximalprogramme” zu sehen. Wenn du da was hast, gerne verlinken. Scheint mir dann aber doch eher Projektion zu sein.
Bei der Podiumsdiskussion hat sich Andrej Hunko explizit zum Thema AfD geäussert. Die von Ihnen gewünschte „Querfront“ kann allerdings nicht funktionieren, ohne dass das BSW fremdenfeindlich, völkisch und neoliberal würde. Diese roten Linien darf das BSW nicht überschreiten, sonst könnte es gleich einen Wahlaufruf für die AfD loslassen und sich selbst auflösen.
Die Dringlichkeit Ihrer Mahnung, „was die Stunde bereits geschlagen hat“, kann ich unterschreiben. Das ist aber gerade kein Grund, dafür die Interessen der „ganz normalen Menschen“ unter den Bus zu schmeißen, also die Umverteilung von unten nach oben weiter hinzunehmen. Inzwischen können fünfeinhalb Millionen Menschen nicht mehr angemessen heizen, die Tafeln arbeiten jenseits ihrer Belastungsgrenzen, ein Fünftel der Bevölkerung ist arm oder massiv von Armut bedroht.
Der AfD sind solche Lebensumstände egal, sie hat nur Ressentiments im Angebot, mit denen die Abgehängten in schlechter deutscher Tradition nach unten treten können, auf noch ärmere Schweine. Sie schimpfen auf Intellektuelle – haben Sie vergessen, dass die AfD von neoliberalen Professoren und Managern aus der Industrie gegründet wurde?
Höchstens hat die „Alternative“ einen Punkt, wenn sie sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht. Wie glaubwürdig diese Haltung ist, wenn sie gleichzeitig noch mehr „Wumms“ (also mehr als 2% des BiP) für die Bundeswehr fordert und für Auslandseinsätze dieser Firma votiert, steht auf einem anderen Blatt. In meinen Augen setzt sie damit auf „Kanonen statt Butter“.
Das BSW will das Gegenteil: Butter bei die Fische bzw. auf’s Brot der Abgehängten und Benachteiligten. Das ist schlecht für Rheinmetall, aber gut für uns.
“Das BSW will das Gegenteil: Butter bei die Fische bzw. auf’s Brot der Abgehängten und Benachteiligten.”
Ich hoffe doch, dass das BSW noch wesentlich mehr will als karitativ tätig zu sein. Das Anliegen ist außerdem schon von SPD und Linkspartei besetzt. Bei Letzterer kommen noch kommunistische Wunsch-Ideale hinzu.
Ich denke, das BSW wird den Populismus von links besetzen, da ist noch freier Platz. Also staatliche Souveränität betonen gegenüber den hegemonialen Macht-Interessen der USA, sodass Deutschland seinen Platz in einer multipolaren Welt finden kann.
»Ich denke, das BSW wird den Populismus von links besetzen«
Ja, danach sieht’s aus. Für besonders „links“ halte ich das BSW nicht, zu großen Hoffnungen besteht kein Anlass. Schließlich will das Bündnis ausdrücklich die parlamentarische Bühne bespielen – mit einem sicheren Listenplatz auf den Oppositionsbänken. Dort kann man Haltung zeigen, aber keine Politik gestalten.
Mit einer Massenbasis hinter sich sähe die Sache anders aus, aber „aufstehen“ ist grandios in die Hose gegangen. Selbst die akute Kriegsgefahr bringt die Leute nicht so zahlreich auf die Straße wie damals in den Bonner Hofgarten – und da ging es „nur“ um ein paar Raketen mehr oder weniger.
Den von Ihnen erwähnten Populismus halte ich allerdings für wichtig: Die AfD entwickelt sich rasant zur Protestpartei für all jene, denen die „Systemparteien“ zu Recht zum Halse raushängen. Natürlich gönne ich dem Höcke-Pack (© Friedrich Küppersbusch) die Wähler nicht, viele Proteste sind beim BSW besser aufgehoben.
Pff…
Na, das hättest Du wohl gerne, dass das BSW der AfD auf den Leim geht.
Nur ohne Querfont gibt es eine Abkehr eine Abkehr von der neoliberalen Ideologie, NATO-Hörigkeit und somit Unterordnung unter das bösartige Imperium, Verachtung der Armen und Abbau der Sozialsysteme. Alles zentrale Kernpunkte der AfD_Programmatik.
Und mit wem???
Mit welcher Massenbasis???
Wer die etablierten Parteien wählt der braucht keine anderen Feinde mehr.
Es geht inzwischen bereits darum, ob Deutschland überhaupt noch eine Zukunft haben kann.
Das kann m.E. nur folgendermaßen funktionieren:
– Stop des Kriegskurses, stattdessen Aussöhnung mit Russland. Stop der Waffenlieferungen in die Ukraine, stattdessen Wiederaufnahme der Gasgeschäfte mit Russland.
– Nur dadurch kann unsere Wirtschaft wieder erstarken, die dadurch steigenden Staatseinnahmen sollten dann zum Wiederaufbau der verrotteten Infrastruktur (Straßen, Brücken, ÖPNV, Gesundheitsversorgung, …), besonders in den neuen Bundesländern verwandt werden.
In diesen beiden Punkten wäre eine Zusammenarbeit zwischen BSW und AfD inhaltlich möglich.
-Eine Sozialpolitik, welche den Ärmeren eine echte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht.
Da könnte eher die SPD ein Partner sein.
Wie diese Themen allerdings zur Regierungspolitik werden könnten,is derzeit nicht erkennbar.
Mit dem BSW werden die genannten Themen aber hoffentlich wieder stärker präsent im öffentlichen Raum. Das würde vereinzelte Stimmen der Vernunft auch in anderen Parteien stärken (siehe letzte Rede von Mützenich).
Das BSW bringt auf jeden Fall Veränderung in den politischen Betrieb. Im Moment haben wir nur die US -hörigen neoliberalen Ampelparteien und die Union, die noch radikaler neoliberal ist.
Die AfD wurde inzwischen derart als rechtsradikal dämonisiert, dass sie vielen braven Bürgern als unwählbar gilt. Zudem kann es sein, dass es den Regierungsparteien doch noch gelingen wird, die AfD zu verbieten. Es bliebe dann nur noch das BSW.
Derzeit sehe ich leider nur geringe Chancen für einen entsprechenden politischen Wechsel.
Die deutsche Geschichte zeigt, dass nach einer Phase ausgepägter Hybris, (wie sie derzeit bei uns in moralischer Hinsicht und beim Thema Klima herrscht, in der ersten Hälfe des letzen Jahrhunderts ging es um miliärischen Größenwahn) erst nach einem vollständigen Zusammenbruch wieder Vernunft einkehrt.
PS Kommentar leider verrutscht.
Danke für den Mitschnitt. Die Diskussion selbst war vor allem Ausdruck der Geburtsschmerzen, von denen das Projekt „BSW“ geplagt wird. Viele Beiträge waren erkennbar „ins Unreine“ gesprochen, lediglich Andrej Hunko und Andreas Peter äusserten sich am Rande zur möglichen Programmatik. Der Overton-Autor Patrik Baab, immerhin, dirigierte die Laienspielschar souverän und professionell.
Wer mehr zur Programmatik des BSW erfahren will, muss auf die Reden zum Gründungsparteitag zurückgreifen, hier die „Abschlussrede“ Oskar Lafontaines:
https://www.youtube.com/watch?v=DnnHT_iMXOE
Für eine Beurteilung der politischen Tektonik, also die Auswirkungen auf unsere Parteienlandschaft, ist es noch zu früh. Viele Wähler erkennen inzwischen deutlich, dass CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne eine Einheitspartei darstellen, die Restlinke will offenbar auch in diesen Klub. AfD und zunehmend das BSW werden als einzig verbliebene Alternative wahrgenommen – eine Sichtweise, die zumindest bei den Themen Ukrainekrieg und Covid-Aufarbeitung nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Vordergründig gibt es auch gewisse Übereinstimmungen beim Thema „Zuwanderung“, aber rechtslastigen Wählern dürfte das Ausbleiben fremdenfeindlicher Statements aus dem BSW-Lager übel aufstoßen. Spannend wird es beim „Markenkern“ des BSW, der sozialen Frage. Nimmt das Bündnis hierzu einen pointierten Klassenstandpunkt ein, kann es den Wirtschaftsdarwinismus der AfD eventuell bloßlegen. Daran scheiden sich die Geister der Protestwähler.
Brüder!
Der Islam steht für Frieden, Freiheit und Solidarität. Themen, die auch Schwester Sahra voranbringen möchte. So lehrt uns der Heilige Koran, dass Frieden ein kostbares Gut ist, das wir schätzen und bewahren müssen. Er ruft uns dazu auf, in Frieden und Harmonie miteinander zu leben. Hört Allahs Worte, der in Sure 2:208 spricht: “O ihr, die ihr glaubt, tretet allesamt ein in den Frieden und folget nicht den Fußstapfen Schaitans.” Lasst uns also den Versuchungen des Bösen widerstehen und uns stattdessen für den Frieden entscheiden. Keine Waffen für die Ukraine! Keine Waffen für Israel! Keine Waffen für niemanden!
Freiheit ist ein weiterer wichtiger Wert, den wir als Muslime hochhalten sollten. Der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!) sagte: “Wer einem anderen die Freiheit nimmt, nimmt auch seine eigene Freiheit.” Lasst uns also die Freiheit eines jeden Menschen respektieren und schützen, denn sie ist ein Geschenk Allahs. Und auch der Heilige Koran plädiert wiederholt für Freiheit. Lest zum Beispiel Sure 2:256: “Es gibt keinen Zwang im Glauben.” Dieser Vers betont die Freiheit des Individuums, seinen Glauben zu wählen und zeigt, dass Toleranz und Respekt gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen von zentraler Bedeutung sind. Lasst uns also für Freiheit eintreten statt für Cancel Culture, denn die ist Schaitans Werk!
Wohltätigkeit ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil unseres Glaubens. Der Heilige Koran ermahnt uns immer wieder, den Bedürftigen zu helfen und für diejenigen da zu sein, die unsere Unterstützung benötigen. Lest Sure 2:261, wo es heißt: “Die Wohltätigkeit, die ihr spendet, wird euch zurückgezahlt werden.” Und Sure 3:92: “Ihr werdet das Gute nicht erreichen, bevor ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt. Und was immer ihr spendet, Allah weiß es wohl.” Lasst uns also solidarisch sein und die Vermögen teilen, um denen zu helfen, die weniger haben als wir. Es ist unsere Pflicht den Bedürftigen zu helfen und eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Mitgefühl, Solidarität und Zusammenhalt basiert. Und lest auch Sure 2:275: “Diejenigen, die Zins nehmen, stehen nicht anders da als jemand, den Schaitan durch Berührung in Raserei versetzt hat. Das kommt daher, dass sie sagen: ‘Handel ist so wie Zins.’ Doch hat Allah den Handel erlaubt und den Zins verboten.” Allah verbietet also den Zins und erlaubt stattdessen den Handel als legitime Einkommensquelle. Vilemehr, Brüder, ist es ein schweres Vergehen, Zins zu nehmen und zu vermehren. Lest Sure 3:130, wo dies verdeutlicht wird: “O die ihr glaubt, verschlingt nicht Zins, indem ihr ihn vervielfacht, und fürchtet Allah, damit es euch gelinge.” Zinseszins ist nichts als Ausbeutung und Unterdrückung! Lasst uns daher für eine Vermögenssteuer, aber gegen Geierfonds kämpfen!
Treten wir gemeinsam ein für Frieden, Freiheit und Solidarität, im Einklang mit den Lehren des Heiligen Korans und den Aussprüchen des Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm!). Unterstützen wir Schwester Sahra bei ihrem Tun. Möge Allah uns dabei helfen, einander zu lieben und zu respektieren, und möge er uns auf den rechten Weg leiten.
Friede sei mit euch!
@ Areion
“Der Islam steht für Frieden, Freiheit und Solidarität.”
Ach ja?
Wirklich?
Dann sind islamistische Terroristen, die vor ihren Mordtaten gewisse Worte rufen, also gar keine Muslime??
Rein gar nichts will diese Partei in eine Richtung “bewegen”, die notwendig wäre, um auch nur die bescheidensten Voraussetzungen(!) schaffen zu können, den härtesten Frontabschnitt des NATO-Oberkommandos und ihren Kriegsbesoffenen Nachrichtenkompanien, in die Quere zu kommen. Noch vor ihrer Gründung erfolgte der Partei nehmende Hofknicks vor der Herrschenden Inquisition: “russischer Angriffskrieg”, Avancen an die regierenden NATO-Parteien und vorauseilender Korb an die Adresse der AFD.
PS. Das Wagenknecht verständlicherweise an ihrem Leben hängt, mache ich ihr nicht zum Vorwurf. Andererseits hätte sie aber auch erhobenen Hauptes das Feld räumen können, als nun dieses kontrolliert elendige Oppositionstheater zu spielen.
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“und vorauseilender Korb an die Adresse der AFD.”
Finde ich sehr gut! Niemand braucht eine weitere asoziale Reichenpartei! Diese Typen mit der Blau-Braun-Sehschwäche und der Affinität zum Schweizer Franken sollten einfach wieder verschwinden!
Was der Sauerland-Milei vorhat, ist schon schlimm genug!
https://www.telepolis.de/features/Angriff-auf-Buergergeld-Will-die-CDU-46-Millionen-Arbeitnehmer-erpressen-9657537.html
An dieser Stelle würde ich vom BSW erwarten, dass sie Blackrock-Fritz öffentlich klar sagen, was er ist! Falls nicht, muss ich leider annehmen, dass die Kandidatur von Agenda-Geisel nicht nur ein ärgerlicher Ausrutscher ist. (Eine Stimme bei der Europawahl hat das übrigens garantiert bereits gekostet!).
°Niemand braucht eine weitere asoziale Reichenpartei! ”
Die Wähler der nach Umfragen zweitstärksten Partei scheinen das anders zu sehen.
CxU, FDP und die A-Partei vertreten die Interessen von vielleicht 5 bis 10% der Bevölkerung. Dass diese Parteien in Summe mehr als 10% der Stimmen erhalten, gehört zu den großen Enttäuschungen meines Lebens!
Vielleicht hilft es ja,mit der Enttäuschung besser klar zu kommen, wenn man sich mal klar macht, dass die meinungsbildende Gewalt auf zwei Teile aufgeteilt ist:
1.) Zum einen die Miliardärspresse von Funke, Springer, Holzbrink und Konsorten. Die sorgen schon dafür, dass niemand bemerkt, wie die Poitik AUSSCHLIEßLICH Ihnen dient.
2.) Zum zweiten sind alle öffentlich-rechtlichen Institutionen wie Medien, Staatsanwaltschaft, Verfassungsschutz, BND, bis in die letzte Kreisverwaltung etc. pp. VOLLSTÄNDIG von Anhängern der Parteien kontrolliert, die nach dem Krieg das Sagen bekamen. Und hier natürlich ganz vorne weg die Nazi-Nachfolgeorganisation mit dem “Christlich” im Namen.
Man darf den Wählern nicht übel nehmen, wenn sie diese Wand an Desinformation nicht durchschauen.
Annähernd 50% der Bevölkerung haben nur einen zweistelligen Intelligenzquotienten und die dürfen trotzdem wählen und deren Stimme zählt genauso viel, wie die eines Akademikers, der sich jeden Tag stundenlang über das politische Geschehen und wichtige Zusammenhänge informiert.
Parteien wie die CDU sind Meister darin, Menschen anzusprechen, die politisch unzurechnungsfähig sind, weil sie fast nichts wissen.
Genau das zeigt doch gerade auf, wohin die Reise geht: einerseits Wagenknechts vorauseilende Abfuhr an die Adresse der nicht etablierten rechten “Reichen- und Nichtkriegstreiberpartei” und andererseits ihre vorauseilende Anbiederung an die etablierten rechten “Reichenparteien”, welche seit über 2 Jahren gegen Russland Krieg führen und damit partout nicht aufhören wollen. Ganz zu Schweigen von ihren Arbeitszwangsvorstellungen betreff renitenter Lohnarbeitsloser, welche nicht vor Glück tot umfallen, wenn sie sich für Niedriglohn und Nation Physis und Psyche vernutzen lassen dürfen.
Von “Arbeitszwangsvorstellungen” habe ich noch nichts gehört oder gelesen. Habe ich da etwas übersehen? Belege wären nett.
Das Angebot, in Sachsen mit dem Club Deutscher Unternehmer (CDU) zu regieren, hat mir selbstverständlich nicht gefallen. Andererseits könnten die Ampel-Parteien dort so stark abschmieren, dass es zu einem 3-Parteien-Parlament kommt. Da würden dann nicht viele Optionen bleiben, eine Machtergreifung der extremen Rechten zu verhindern.
@ Alexander
Ich klinke mich mal ein. Vermutlich bezog sich der Mitforist auf Aussagen wie solche:
Quelle: hier
Da werden erstens Jung und Alt gegeneinander ausgespielt, zweitens – von der wählenden Mehrheitsbevölkerung freilich sehr goutierte – Rufe nach Pflichtleistungen verstärkt (ähnlich Forderungen nach „Wehrpflicht“ oder „Soziales Jahr-Pflicht”) statt kritisiert und drittens nicht das System angegangen, das jungen Menschen Perspektiven verunmöglicht, sondern unterstellt die Leute machten es sich in der sozialen Hängematte bequem. Das „mehr Geld für die Qualifizierung“ ist dann der übliche Alibi-Kaffee.
Schwieriges Thema.
Unter mir wohnt zum Beispiel ein junges Paar. Ich schätze die auf jeweils unter 30 und beide machen einen gesunden Eindruck. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass auch nur einer von denen arbeiten geht. Und das ist jetzt seit Jahren so! Sollten die ihr Dasein so finanzieren, wie ich vermuten muss, dann fände ich es schon krass, wenn die planen sollten, so noch 45+ Jahre weiterzumachen!
Wie damit als Gesellschaft umgehen?
Wie vermuten Sie denn, dass die ihr Dasein finanzieren? Und woher wissen Sie so genau, dass die beiden gar nicht arbeiten? Vielleicht sind die Produkttester? Influencer? Dauer-Home-Worker? Andere lassen sich von Mutti aushalten – wenn Mutti es okay findet, so what? Wieder andere sind chronisch krank und amtsärztlich bestätigt arbeitsunfähig. Und wieder andere Privatiers. Für manche findet selbst das Amt schlicht nichts – sollten die dann allwöchentlich zum Subbotnik gekarrt werden, nur damit sie etwas im “Lebenslauf” drinstehen haben?
Gibt viele Gründe warum Leute nicht arbeiten gehen (können). Ich kann’s im Übrigen auch nachvollziehen, dass einige sich in einer Gesellschaft wie der hiesigen ganz ausklinken und gar nichts mehr machen wollen – etwa wenn sie als Ungeimpfte vor die Tür gesetzt wurden.
Ich selbst bin trotz Topnoten, zweier Förderpreise und des Stipendien eines Begabtenförderwerkes langzeitarbeitslos. Hab hier einen Stapel abgelehnter Bewerbungen, ob vom Amt vorgeschlagene oder selbst gesuchte Stellen. Tja – eben zu wenig soft skills, ungeimpft, aus einer Arbeiterfamilie stammend und schwerbehindert. Ich bin ein “ganz schwieriger Kunde” wie es mein Jobvermittler zu nennen pflegt.
Vielleicht sollte ich mich beim BSW bewerben? *gacker*
“Wie vermuten Sie denn, dass die ihr Dasein finanzieren?”
Was wie eine Ente quakt und wie eine Ente watschelt, ist wahrscheinlich auch eine Ente! Das Mietshaus ist leider so hellhörig, dass ich mitbekomme, wenn in deren Wohnung jemand redet. Also “Influencer” wüsste ich! 😉
“und schwerbehindert.”
Das tut mir aufrichtig leid! (Spätestens) in so einem Fall, sollte natürlich keinerlei Druck ausgeübt werden!
Ein ehemaliger Bekannter hatte mal das Problem, dass sein Ingenieurbüro schlecht lief. Von staatlichen Zuwendungen zu leben kam für ihn aber nicht in Frage und so war er dann für eine Weile als eine Art Hilfslehrer an einer Berufsschule tätig. Er hat mir erzählt, dass manche Schüler in einem Gefängnisbus zum Unterricht gefahren wurden, wie hoch die Motivation der Leute war und wie die Umgangsformen aussahen. War jedenfalls kein Vergnügen für ihn. So jemand versteht natürlich nicht, dass “Faulenzer” einfach so von seinen Steuern durchgefüttert werden, zumal, wenn sie noch jung sind. Er würde aber vermutlich auch nicht verstehen, wenn jemand depressiv ist und einfach “nicht mehr kann”.
Zwischen “depressiv” im woken Sinne (“ich fühl mich so müde, alle sind rechts und gemein”) und “depressiv” als Krankheit liegen Welten. Ich müsste mal nach den genauen Zahlen schauen, aber ein ziemlich hoher Anteil von Hartzern ist wegen anerkannter psychischer Leiden krank, eingeschränkt oder gar dauerhaft arbeitsunfähig. Kenne selbst welche, die einen GdB von 50, 60 etc. haben – wegen “Depression”. Es kommt immer auf den jeweiligen Menschen und das Erkrankungsbild an.
Ich bin schlicht auf staatliche Zuwendungen angewesen – habe keinen reichen Onkel, keine Sugar Mummy et cetera. Flaschensammeln würde nicht reichen, da gibt’s inzwischen fette Konkurrenz. Und ich schreibe ja sogar fleißig – Bewerbungen einerseits und Kommentare wie Artikel andererseits. 😉
Was die neoliberalen Menschenfeinde von der CDU da vorhaben, halte ich jedenfalls für asozial und es dürfte auch verfassungswidrig sein. Aber sie haben ja den Harbarth geschickt platziert. Vielleicht ist das ja in ihrem Sinne hilfreich.
https://www.jungewelt.de/artikel/471685.hartz-iv-christlich-asozial.html
@BSW: Ich hoffe, man wird nicht nur eine Wortmeldung von Herrn Geisel zum Thema hören …
Die Frage ist doch eigentlich eher, wofür man arbeitet. Ich meine, man braucht auch ein Ziel, das über die bloße Existenz hinausgeht. Was sollen denn die Ziele junger Menschen heute sein?
Kinder? Zu teuer und außerdem bestimmt der Staat vollständig über die. Haus kaufen? Vieeeeel zu teuer, wenn du nicht gerade einen extrem guten Job hast?
Und man kann hier viele weitere Beispiele aufzählen. Aber ohne ein Ziel wird das nichts, abgesehen davon, dass du selbst mit Qualifikation unter Umständen nicht viel mehr verdienst, als einer, der die Stütze bekommt, da es viel zu viele Abgaben in Deutschland gibt. Gleichzeitig musst du 40 Stunden arbeiten zzgl. einem Fahrtweg, der pro Woche auch mal locker 10 Stunden oder mehr ausmachen kann. Da kann ich die jungen Menschen schon teilweise verstehen. Abgesehen davon sieht man ja den Niedergang des Landes und da ist es vermutlich schlauer Gras an die Schüler der Oberstufe zu verkaufen als einen schlecht bezahlten Job anzunehmen.
Stabil.
Beim BSW bewerben ging laut Newsletter bis gestern 18.03.2024. Der Newsletter war vom 14.03.2024.
“und beide machen einen gesunden Eindruck.”
Den mutmaßlichen Grund dafür nennst Du selbst:
“Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass auch nur einer von denen arbeiten geht. Und das ist jetzt seit Jahren so!”
Da ein anstrengendes Lohnarbeitsleben im Niedriglohnsektor oder ein Leben als “H4ler” der Gesundheit wenig förderlich ist, dürften die beiden über genügend Geld verfügen, was sie vor derlei ungesunden Existenzbedingungen bewahrt.
Ach, “gesunder Eindruck” – was heißt das schon? Wie definieren wir das denn nun?
Mir wurde immerhin unlängst ärztlich bestätigt, dass ich einen “gepflegten Eindruck” mache, obwohl ich ja Hartzer bin. Habe da wohl jemandes Weltbild zerstört. *gacker*
>> Vermutlich bezog sich der Mitforist auf Aussagen wie solche … <<
Ein Artikelchen des 'Südkurier', der nicht selber recherchiert, sondern auf Grundlage eines dpa-Interviews einige diffuse Vermutungen anstellt.
Grundsätzlich ist es richtig,
— dass Menschen wieder in die Sozialversicherungssysteme integriert werden statt ins Bürgergeld
— dass junge Menschen ausgebildet werden.
Ist es wahr? Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass für den Rest meines Lebens von einer Seite Gefasel kommt und von der anderen Geschwurbel. Ich sehe mich aufs Erfreulichste widerlegt.
Mir hat das sehr gefallen, das mit dem Frieden, mit dem Sozialen und auch das mit dem Schiller. Heiter-ironisch moderiert von Patrick Baab. Das gefällt. Weit besser als recht haben wollende Trotzkisten. Und falls jemand wissen will, was ein herrschaftsfreier Diskurs ist: das war einer.
Dickes Lob also. Was halt noch fehlt, ist die Energiewende. Da in diesem Punkt bitte allerschärfste Kampfansage an die AfD. die die Altindustrien erhalten will. Auch, um den Eindruck einer AfD-light zu vermeiden.
Und auch, um den Grünen das Monopol zu nehmen. Leider bescheinigt man ihnen in den Umfragen diesbezüglich Kompetenz, die sie definitiv nicht haben. Die vermasseln es, genau wie den Frieden. Eben passiert jetzt durchaus Erfreuliches, aber das liegt hauptsächlich an der SPD. Aber auch da ist noch gewaltig Luft nach oben.
Das BSW ist die Druidenteepartybewegung. So wie manche Unternehmer einen herkömmlichen Kräuteraufguss als „Druidentee“ präsentieren und bei gewissen Milieus an den Mann zu bringen versuchen, versucht Wagenknecht eine politische Alternative bei gewissen Milieus an den (kleinen) Mann zu bringen. Eine freundliche „Bewegung des radikalen Reformismus“ wie ich hier im Forum vor ein paar Tagen bereits, gestützt auf die Überlegungen von Mouffe, diskutierte. Das Problem: Druidentee wie BSW sind Mogelpackungen. Ich glaube, ich muss dazu wirklich mal ausführlicher was zusammenstellen. Aber fakt ist so weit, dass das BSW – wie diverse Mitforisten bereits anmerkten – im Fahrwasser der etablierten Kräfte und Kanäle schwimmt und peinlich darauf bedacht ist, als „seriös“ und „akzeptabel“ zu erscheinen.
Kritik an Waffenlieferungen und Wunsch nach Frieden in der Ukraine, Nahost und überall. Aber keine fundierte Analyse der systemischen Ursachen und Hintergründe der jeweiligen Gründe. Stattdessen Nachbeten systemischer Narrative („Putins Angriffskrieg“, „Angriff der Hamas“).
Kritik an „unverhältnismäßigen“ Pandemiemaßnahmen und Freiheitseinschränkungen wie Cancel Culture. Aber keine fundierte Analyse der systemischen Ursachen und Hintergründe des biopolitischen Regimes. Stattdessen Nachbeten systemischer Narrative („Impfung für alte ist gut…“)
Kritik an Sozialstaatsabbau und Rezessionspolitik. Aber keine fundierte Analyse der systemischen Ursachen und Hintergründe des ökonomischen Niedergangs (bzw. schöpferischen Zerstörung) oder eine Benennung der eigentlichen Profiteure.
Ansonsten Kritik an sog. „Minderleistern“, „im Leben gescheiterter Existenzen“ und „skurrilen“ Persönlichkeiten. Anbiedern an SPD und Union verbunden mit Lobgesang auf „Mittelstand“ und sog. „Leistungsträger“ (ja genau – die tragen in der Tat Leistung. Und zwar die Leistung anderer Leute in ihren Taschen nach Hause). Aber gleichzeitig angeblich offene Arme für Arbeitslose, Arme und Proletariat? Ja ne, is klar.
Wie @ Phineas festhielt, hängt Wagenknecht an ihrer körperlichen Unversehrtheit. Zumal sie selbst obendrein auch jahrelang Ziel geheimdienstlicher Maßnahmen war. Aber mit dem „radikalen Reformismus“ wird sie nicht weit kommen. Die AfD übrigens auch nicht, die ist keinen Deut weniger systemaffirmativ.
‘Ansonsten Kritik an sog. „Minderleistern“, „im Leben gescheiterter Existenzen“ und „skurrilen“ Persönlichkeiten.’
Hier würde ich mich über Quellen freuen!
Quelle: hier
Ansonsten fand ich diese beiden Analysen zur Partei hier und hier passabel, auch wenn ich mit den Trotzkisten seit Kronstadt nichts mehr anfangen kann.
Danke! Aber etwa Wagenknecht hat nicht öffentlich etwa über Arbeitslose als “Minderleister“ oder “im Leben gescheiterte Existenzen” gesprochen? So könnte man die Zeilen im Eingangskommentar nämlich auch verstehen!
Naja, das war allgemein auf Sager der Gründungsmitglieder bezogen. Da gibt’s ja den früheren Düsseldorfer OB, Fabio “nützliche Faschisten” de Masi und Sprecher wie den unter dem anderen Kommentar verlinkten von Wagenknecht. Sowie einige andere, die ich jetzt zu faul bin rauszusuchen (reiche ggf. bei Zeit im Tagesverlauf nach).
Und das mit den gescheiterten Existenzen bezog sich auf “Spinner und Extremisten”, die sie nicht in der Partei haben will). Wobei sich “Spinner” nicht unbedingt auf “Rechte” bezieht, sondern eben auch systemkritische Linke oder Personen, die mit harten Positionen und knalligen Aktionen auffielen wie etwa Dehm oder Tavassoli. Auch wenn das nicht unbedingt offen kommunziert wird, sondern “unter der Hand”.
Mag in Teilen nachvollziehbar sein angesichts der Umstände rund um “Aufstehen”. Andererseits ist das natürlich ein Hinweis, dass dies eine zutiefst reformistische und links-bürgerliche Verbindung ist.
‘Fabio „nützliche Faschisten“ de Masi’
Bezüglich bestimmter Ukrainer? Ja, das hat mich damals ziemlich irritiert!
“Mag in Teilen nachvollziehbar sein”
Die Einheitsmedien warten doch nur darauf, Skandalmeldungen zum BSW produzieren zu können! Also bitte keine ‘loose cannon’ in der so wichtigen Anfangsphase!
Genau, bezüglich der Ukraine.
Was die “loose cannon” betrifft – auch wieder definitions- und typabhängig. Wie geschrieben – manches kann ich ja nachvollziehen, aber vieles ist natürlich auch schlicht dem milieuüblichen Wegbeißen oder anderen Zielen geschuldet. Zumal die Medien sich eh auf jeden Systemabweichler oder auch nur in Nuancen anders tickenden stürzen. Man denke etwa an Prof. John Iohannidis.
@ Altlandrebell
Ihre Kritik am „radikalen Reformismus“ des BSW ist einerseits ziemlich fundamental, andererseits noch milde formuliert: die Radikalität (beim Reformismus) kann ich nicht erkennen. Das Wischiwaschi in der Haltung zum Krieg gegen Russland oder zu den Lockdowns ist offensichtlich – Ihre Liste ist noch länger, aber geschenkt. Ich würde dem BSW das Etikett einer reformistischen Sozialdemokratie anhängen, mit nostalgischen Reminiszenzen zur Reformära unter dem Kanzler Willy Brandt.
Bei Ihrer Kritik bin ich mir unsicher, von welchem Standpunkt sie erfolgt. Einerseits verfolge ich die Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, wohl wissend, dass der Kapitalismus überwunden werden muss, dass revolutionäre Umbrüche vermutlich unvermeidlich sind – die vermutlich unerwartete Folgen haben, welche das erträumte Paradies auf Erden erneut auf Wiedervorlage setzen, kurz: anstelle eines „Ende der Geschichte“ erwartet uns ein langwieriger Prozess. Aber: man wird ja noch träumen dürfen.
Andererseits muss ich die tatsächlichen Verhältnisse zur Kenntnis nehmen. Die waren in meiner Jugend schon mal hoffnungsvoller, 1968ff war mehr Aufbruch, mehr Mut zur Veränderung. Dagegen herrscht 50 Jahre später reinstes Mittelalter: wer gegen die neoliberale Lehre aufbegehrt, wird unter lautem Geheul der Medien zum Ketzer erklärt, irre Druiden lesen dir die Messe, wenn du in ihrem woken Kosmos nicht bibelfest bist, das Gottesurteil wird von Faktencheckern ex cathedra gefällt.
In diesen finsteren Zeiten der Gegenaufklärung, der tanzenden Restauration und unter Verhältnissen, die in der Orwell’schen Dystopie von „1984“ nur unvollkommen beschrieben werden, sehe ich wenig Spielraum für eine wirkungsvolle Opposition. Umso schlimmer, dass sich ausgerechnet die AfD in diese Rolle drängt – für mich nur die andere Seite der Medaille, die uns die Olivgrünen mit ihrer Affinität zu den ukrainischen Nazis unterjubeln wollen. Alles eine Soße, die höchstens zum Brechmittel taugt.
Aus dieser pessimistischen Sicht, also sämtliche Utopien außer Acht lassend, muss ich den Versuch des BSW begrüßen, der umfassenden Gegenaufklärung wenigstens ein paar Steinchen in den Weg zu legen. Ein kräftiger Tritt in die Eier wäre mir lieber, aber die Verhältnisse, die sind nicht so (Erkennen Sie das Zitat?). In diesen finsteren Zeiten ist es schwer genug, ein Bein an die Erde zu bekommen bzw. einen einigermaßen tauglichen Anknüpfungspunkt für weiterführende Debatten zu finden.
Sicher kenne ich die Diskussionen um die Bewertung von „Realpolitik“, das „kleinere Übel“ hängt mir zum Halse raus, stattdessen schätze ich radikale Standpunkte, weil sie für klare Sicht im ideologischen Nebel sorgen können. Dass Sie sich in Ihrer Replik auf @Alexander ausgerechnet auf trotzkistische Quellen berufen, während Sie denen gleichzeitig eine Absage erteilen, lässt mich hoffen, dass Sie mein Plädoyer für „mildernde Umstände“ gegenüber dem BSW nicht als idiotischen Revisionismus begreifen.
Ihre „Drohung“ mit einem erhellenden Artikel erwarte ich voller Spannung, obwohl ich mir einen Zerriss der BSW-„Mogelpackung“ schon gut vorstellen kann – fragt sich nur, von welcher Kanzel aus. „Dem Volk auf’s Maul schauen“ empfahl einst der Luther. Gegenfrage von Lenin: „Was tun?“
@ Jenseits von Böse
Ich bezog mich hierbei auf eine Definition von Chantal Mouffe. Sie bewertet einen „linken Populismus“, der die Legitimität der liberalen Demokratie zwar akzeptiert, aber der herrschenden Gesellschaftsformation und deren Narrativen eine politische Alternative entgegensetzen möchte, als „radikalen Reformismus“.
Ach, in den Foren hier wie andernorts bin ich bereits als alles Mögliche eingeordnet worden. „Anarchist“, „Kommunist“, „Nazi“, „Verschwörungstheoretiker“, „Querfrontler“… Schon in meinem Zeugnis der 4. Klasse stand, dass ich ein „Querdenker“ sei und das ist jetzt gut zwei Jahrzehnte her. Ich würde einfach sagen, ich bin Altlandrebell und mein Standpunkt ist der meine. 😉 Es könnte allerdings durchaus sein, dass er durch den Konsum der Werke von Diogenes von Sinope, Epikur, Nietzsche, Engels, Augustin Souchy und Losurdo geprägt ist. Sowie die Musik der Sisters of Mercy, von Brahms, Sirenia, Apocalyptica oder Händel.
Zustimmung, wobei ich 1968 bei weitem nicht so positiv und progressiv einstufen möchte und das Mittelalter nicht per se kritisch sehe. Denn: Welches Mittelalter meinen Sie denn? Das islamische? Das hat uns die Mathematik erhalten und die antiken Kenntnisse sogar ausgebaut (davon abgesehen, dass es kein islamisches Mittelalter gab). Wenn Sie dagegen die Trope des „Finsteren Mittelalters“ meinten – nun, eine Art solches Zeitalter steht momentan in der Tat ins Haus.
Es geht aber nicht nur um Personen, die gegen die Neoliberalyse aufbegehren. Jeder, der die Säulen des Systems verrücken oder gar nur anders schmücken möchte – ich spreche nicht einmal von deren revolutionären Sturz derselbigen – wird inquisitorisch behandelt. Und was sind nun zentrale Säulen des herrschenden Systems? Mal nur drei: Ökonomisch der Kapitalismus in seiner gegenwärtigen neoliberalen Ausprägung, gesellschaftlich der Identitarismus (wahlweise woke, nationalradikal, islamistisch oder was auch immer je nach Land und Kultur en vogue ist – in Deutschland ist es noch nicht raus, ob es letztlich beim Woken bleibt oder (wieder) ins Nationalradikale kippt) und außenpolitisch natürlich der Transatlantizismus (pro EU + NATO). Hierzu kämen natürlich noch die Bejahung und Förderung von Zwangsmigration, Massenüberwachung, Biopolitik & Kontrolle und anderes mehr. Wobei die ja mit den drei zuerst genannten Säulen korrelieren oder von diesen getragen werden.
Ja, aber das ist leider nichts Neues. Wie viel Einfluss, Macht und Nachhall hatte die APO der 1970er?
Da gehe ich mit. AfD und Grüne SIND zwei Seiten einer Medaille. Sie sind strukturell beinahe identisch, adressieren bloß unterschiedliche Wählermilieus. Beide sind neoliberal in der ökonomischen, transatlantisch in der außenpolitischen und identitär in der gesellschaftlichen Dimension. (Bitte keine empörten Zuschriften von AfD-Wählern, Ihre Partei lehne EU und NATO ab – das tut sie nicht.) Nur beider Identitäten unterscheiden sich – die einen bespaßen eben die woken, die anderen die nationalradikalen und altkonservativen Milieus. Aber auch die Milieus haben wiederum strukturelle Ähnlichkeiten in gewissen politischen Aspekten (wenn auch nicht soziogeografischen oder kulturellen).
Ja, da haben Sie durchaus recht. Und ich würde da auch dem Mitforisten @ Wolfgang Wirth zustimmen, der das „Sand ins Getriebe streuen“ als wichtig benannte. Ich möchte gleichwohl akzenturieren, dass bereits solche reformistischen Versuche zum Scheitern verdammt sind, da sie – obwohl sie die Legitimität der herrschenden Strukturen anerkennen – bereits in spezifscher Form „revolutionär“ sind, weil sie schlicht TINA herausfordern. Ob man nun das System und seine Säulen offen stürzen, oder lediglich Akzente verrücken möchte – beides ist für die herrschende Klasse inakzeptabel und wird daher sanktioniert.
Das tue ich auch. Es nützt nichts auf lieb zu machen und Samtpfötchen zu geben, da wie gesagt auch das Reformistische bereits als untragbar erachtet wird. Da kann man auch gleich klare Kante geben.
Ich zitiere hier Quellen, von denen ich finde, dass etwas Passables in ihnen steht. Es kommt mir auf das “Was” an (Inhalt), nicht auf das “Wer” (Verfasser). Ansonsten setze ich auf Medienkompetenz der mündigen Leser. In einem anderen Post an @ Alexander habe ich ja auch tagesschau.de verlinkt, ohne dieses Portal sonderlich goutieren zu wollen. Die WSWS haben dagegen durchaus auch gute Analysen, etwa zum „1619 Project“, zur Kritik an Arbeiterseelenverkäufern (vulgo: Gewerkschaften) oder „MeToo“. Andererseits reibe ich mich an m.E. falschen und / oder oberflächlichen Beiträgen etwa zu Pandemie, Russland oder Migration. Und so geht es mir mit vielen anderen Netzseiten und Gazetten auch. Das “Overton-Forum” ist aber von der Diskussionsqualität noch das angenehmste und der Chefredakteur für mein Geschreibsel offen, deshalb bin ich hier. 🙂
@Altlandrebell
Schon klar, ich lese Ihre Beiträge, wollte jedoch meine Enttäuschung über mangelnde Radikalität im BSW zum Ausdruck bringen.
Zum „Standpunkt“: Ist mir doch egal, wie viele Schubladen Sie nach Meinung „von Leuten“ bewohnen. Aber: Schön zu wissen, dass Sie auch die Begleitband der Leningrad Cowboys kennen 😀 – für die „Scherben“ sind Sie noch zu jung…
Ich war also vielmehr neugierig, wie Ihr – mit Verlaub, teils irritierender – Verriss des BSW entstehen konnte. Als „Altlinker“ und gleichzeitig Leidtragender der aktuellen Verhältnisse beschrieb ich diese – quasi verinnerlichte – Dichotomie als Pole, zwischen denen eine berechtigte (linke) Kritik angesiedelt werden kann. Bei Ihrem Beitrag beschlich mich das Gefühl, Sie würden fröhlich zwischen den Leitplanken marodieren – und, bitte missverstehen Sie mich richtig: das Vergnügen gönne ich Ihnen.
Im Übrigen ist’s gut, dass Sie mich jetzt nicht sehen können, wie ich mir zufrieden schnurrend den Katzenbart lecke: Ihre Ergänzungen zu meinem Rotz zeigen mir, dass wir uns nicht in feindlichen Schützengräben gegenüber liegen; Mit den Einlassungen zum Mittelalter haben Sie mir eine vornehme Korrektur verpasst, statt mich mit der Nase in’s Pipi zu stoßen.
Da sagen Sie was – nur viel schöner.
Na na, das zeugt von einem geradezu anarchisch-frivolen Umgang mit Quellen 😀
Ich schon. Im Vergleich zu heute ließ sich viel freier atmen, der Umgang mit der Obrigkeit war wesentlich respektloser. Ziehen Sie sich mal bei YouTube die „Flöhe“ rein, also Floh de Cologne, z.B. die „geyer sinfonie“ oder „mumien“. Sowas gabs damals für die Stadtjugend im städtisch geförderten Abonnement, in der Schulaula. Und das ebenso städtische Jugendheim brachte Rio Reiser mit den „Scherben“ in die Provinz. Von den Freiheiten der studentischen Selbstverwaltung schwärme ich Ihnen lieber nichts vor, Sie könnten neidisch werden. Natürlich gab es Schattenseiten, im Kapitalismus ist das richtige Leben bekanntlich immer falsch.
Das bunte Treiben brachte den Staat schließlich dazu, uns im „Deutschen Herbst“ die Instrumente zu zeigen. Seitdem wurde die Repression ständig verschärft, ökonomisch zog man die Daumenschrauben an, die Wahlen wurden „alternativlos“. Obdachlosigkeit wird im urbanen Umfeld zur realistischen Option, Futter gibt’s mit Glück bei den völlig überforderten Tafeln. Nur Hohn und Verachtung für die „Abgehängten“ sind nach wie vor umsonst und reichlich zu haben.
Deshalb sehe ich die Notwendigkeit eines BSW – es könnte uns ein wenig Luft im Gehege verschaffen. Mehr: nicht.
@Altlandrebell:
Wer mit Politik das System auf den Kopf stellen will, muss sich gedulden, bis die Leute nichts mehr zu fressen haben.
BSW will das System nicht auf den Kopf stellen, weil es daran glaubt, dass die richtige Politik den Hunger verhindern kann. Manchmal ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach.
Wehe, Sie fangen mir die Spatzenbande weg, die sich jedes Jahr in meinen Büschen vergnügt! Über Tauben… nun, darüber ließe sich vielleicht reden 🕶
@ Prosecco
Das haben Sie schön formuliert, das speichere ich mir mal ab. Kann ich auch vollauf mittragen. Letztes Jahr kam ich unter den hier veröffentlichten Wagenknecht-bezogenen Beiträgen zu ähnlichen Überlegungen, nur fehlte mir ein stimmiger Ausdruck dafür. Den haben Sie jetzt geliefert. Thx 😉
Gerne.
Wagenknecht steht mit vielen ihrer Standpunkte im Gegenwind. Das ist für mich ein Indiz, dass ihre Partei substanziell mehr ist als Druidentee. Leider ist Wagenknecht nicht hemdsärmelig und volkstümlich genug, um aus dem BSW mehr als eine esoterisch-homöopathische Kraft zu machen. Es kann sich bestenfalls als mäßig relevanter Koalitionspartner empfehlen. Zusammengefasst: Das BSW hat ein disruptives Programm (“Rettet den deutschen Mittelstand!”), aber die Gallionsfigur eignet sich nur als Talkshow-Druidentee. Immerhin haben wir da eine halbe Übereinstimmung.
Forderungen bzw. Parteiprogramme und programmatische Wirklichkeit sind aber zwei Paar Stiefel.
Und was würde wohl passieren, wenn BSW oder AfD mit Union und SPD koalierten? Wenn sie koalieren (dürfen), dann erst nachdem sie glatt geschliffen, also Druidentee geworden, sind. 😉
In Hessen wurde ja 2009 auch die Koalition mit einer BSW-vergleichbaren Linkspartei gezielt verhindert. Ramelow durfte dagegen 2014 Ministerpräsident werden – warum wohl?
Franz Müntefering sagte einmal: “Opposition ist Mist.”
Ich würde ergänzen: “Koalitionen sind Mist.”
Aber so funktioniert nun einmal Demokratie.
Es ist die Staatsform des Druidentees.
Hat den Nachteil, dass sich wenig bewegt.
Dass sich wenig bewegt, kann aber auch ein Vorteil sein.
Vor allem, wenn ein Weltkrieg auf der Agenda von Leuten steht, die sich durch bunkerbrechende Idiotie auszeichnen.
Da gibt es nichts Besseres als eine Demokratie, die nicht vom Fleck kommt.
Manchmal ist Stillstand besser als Fortschritt …
Es ist richtig, Spinner aus der neuen Partei rauszuhalten.
Der rasche Zerfallsprozess der Piratenpartei durch absolute Offenheit gegenüber Kreti und Pleti (bis hin zu offenen Holocaustleugnern) zeigte, dass man auch an zuviel Demokratie zugrunde gehen kann.
Dann lieber eine überschaubarere Zahl an Leuten, die sich benehmen können.
Daß das eigebettete Youtube-Video nicht sofort für jedermann ansehbar ist und stattdessen irgendwelchen kniffeligen Zensurregeln unterliegt, beweist doch anschaulich, daß wird keine weiteren linken Politikvarianten brauchen, eher das Gegenteil.
Mich wundert, dass so einige Mitforisten und auch die Leute auf dem Podium bei BSW der Frage der politischen Realisierbarkeit eher ausweichen.
Auch glauben manche Leute noch, es wäre tatsächlich an der Zeit, mal wieder politische Wünsche vorzubringen. Die Zeit für „Wünsch-dir-was“ ist längst vorbei!
Das einzige auch nur halbwegs mögliche politische Ziel kann heute nur darin bestehen, den sich verselbständigen herrschenden Kräften ein bisschen Sand ins Getriebe zu streuen und zumindest etwas in den Arm zu fallen. Für mehr reichen die Kräfte nicht aus, da die Machtseite ihre Möglichkeiten enorm gesteigert hat.
Ich bin wirklich erstaunt, wie oberflächlich bei manchen Leuten die Analyse des politischen Kräfteverhältnisses aussieht und wie wenig wirklich realisiert wird, welchen Punkt der politische Prozess schon längst erreicht hat
Dies nicht nur im Hinblick auf den Ukrainekrieg, sondern auch bezüglich der neuen politischen Ordnung, die mit noch harmlos klingenden Wörtchen wie “Transformation”, “marktgerechte Demokratie”, “hartnäckige Demokratie” oder “unsere (… !) Demokratie” umschrieben wird.
Einiges davon hat Sheldon Wolin skizziert; die dramatisch erweiterten technischen Möglichkeiten der Gegenwart hat er dabei noch gar nicht mal ausreichend berücksichtigt. Die Herausbildung eines Überwachungsstaates im jederzeit abrufbaren Ausnahmezustand ist erkennbar.
Es ist also absolut nicht die Zeit, an Utopien zu denken.
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Kommt es denn tatsächlich in erster Linie darauf an, ein theoretisch und intellektuell möglichst perfektes Konzept zu entwickeln?
Oder ist es nicht viel mehr so, dass man stets im Blick haben sollte, mit welchen Kräften, Unterstützern, Wählern usw. man kalkulieren kann?!
Schon das BSW in seiner jetzigen etwas abgehobenen Form (faktische Kaderpartei von Berufspolitikern und basisfernen Intellektuellen) wird Probleme haben, bei Wahlen die eigenen Erwartungen zu erreichen. Trotzdem ist das von Wagenknecht anvisierte Profil (Reformismus) das einzig mögliche und auch eines, das bei Wahlen derzeit vielleicht wirklich für mehr als 5% taugt.
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Ein BSW, das womöglich noch mehr altlinke Muster aufgreift, wird noch weniger Erfolg haben – und kaum was bewegen.
Was spricht denn heute überhaupt dafür, dass nennenswerte Teile der Bevölkerung ein linkes politisches Konzept unterstützen würden??
Wenig!
Es gibt kein Klassenbewusstsein mehr.
Es gibt – gemessen an den Verhältnissen und der Not des 19. Jahrhunderts – auch kaum noch echte Armut (sondern bloß relative Armut).
Es gibt viel Lumpenproletariat, welches sich in keiner Weise irgendwie geistig erreichen oder gar aktivieren lässt.
Es gibt kein Interesse einer ausreichend großen Bevölkerungsmasse, sich für linkssozialistische Gedanken zu erwärmen, die über das Erzielen besserer Tarifabschlüsse oder billigere Wohnungen hinausgehen.
Es wiederholt sich das alte Problem aller linken Anstrengungen seit den 1960er Jahren: Der Linken ist das reale Volk abhanden gekommen. Selbst der heutige radikalisierte Kapitalismus alimentiert ausreichend (Bürgergeld, “Grundeinkommen”) und kauft sich so die Leute.
Es gibt in jenem unzufriedenen Bevölkerungsteil, um den eine altlinks orientierte Politik werben müsste (kleine Leute, unterer Mittelstand), hingegen ganz andere Wünsche und Vorstellungen. Ganz offensichtlich erkennt und bedient die AfD die Wünsche dieses Bevölkerungssegments weitaus besser – und ist deswegen Sand im Getriebe.
Ich stimme Ihrer Analyse voll zu. „Links“ hat keine Sogwirkung mehr. Dies, obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung die Arroganz und Abzockerei der neoliberalen globalistischen Eliten missbilligt.
Sahra Wagenknecht bezieht sich immer wieder auf dieses Wählerpotenzial.
Vielleicht betont sie darum die Vernunft so sehr. Es geht nicht um Klassenkampf, sondern um Maßhalten, Mäßigung, Augenmaß. Nicht das System ist das Problem, sondern die Maßlosigkeiten, die Übertreibungen, die Exzesse. BSW will wieder zurück zur vernünftigen sozialen Marktwirtschaft. Dafür gibt es bestimmt viel Applaus, wenn man es richtig kommuniziert.
Welche Ironie! „Maßhalten“ war die Parole von Ludwig Erhard, einem unbedeutenden Zwischenkanzler und angeblichen „Vater der sozialen Marktwirtschaft“. Maß halten sollten damals allerdings die Gewerkschaften, nicht der erkennbar wohlgenährte Zigarrenraucher.
Nichts gegen zigarrenrauchende Patrons mit Wohlstandswampe, wenn darüber ein Herz für Arbeiter schlägt. Solide Unternehmer, die sich für ihre Angestellten verantwortlich fühlen, sind das Beste, was der Kapitalismus hergeben kann. Davon sind wir heute ziemlich weit entfernt. Vielleicht gilt das noch in den inhabergeführten Mittelstandsbetrieben, aber in den Konzernen mit anonymem und breitem Aktionariat zählen nur noch die Quartalszahlen und Renditen.
Angestellte, die sich respektvoll behandelt fühlen, stellen keine maßlosen Forderungen. Zu dieser gesunden Sozialpartnerschaft muss Deutschland zurück.
Als ersten Schritt lasse ich das gelten, im Sinne von „es kann nur besser werden“. Denn die Lage ist wirklich übel: aus inhabergeführten Mittelstandsbetrieben kann ich berichten, dass Tariflohn selbst in Metallbuden zum Auslaufmodell geworden ist, stattdessen wird fleißig mit Leiharbeitern hantiert. Der Mindestlohn ist längst zur Maximalforderung verkommen, also zum sicheren Ticket für eine Rente am Existenzminimum. Meister werden etwas besser bezahlt, dafür muss einer die Arbeit wuppen, für die mal drei Meister vorgesehen waren.
@ Prosecco
Sie schreiben:
„BSW will wieder zurück zur vernünftigen sozialen Marktwirtschaft. Dafür gibt es bestimmt viel Applaus, wenn man es richtig kommuniziert.“
Ja, man hat mitunter den Eindruck. So 100%ig sicher bin ich mir aber nicht. Obwohl ich die Dame durchaus schätze, gibt es doch noch unklare Dinge.
Sie kommt von ganz linksaußen … ! Wie viel davon ist wirklich vergessen?
Ich habe für Sozialismus nichts übrig.
Außerdem spielen die anderen Parteimitglieder ja auch noch eine Rolle … und brei denen bin ich mir noch viel weniger sicher.
Mal abwarten.
” Nicht das System ist das Problem, sondern die Maßlosigkeiten, die Übertreibungen, die Exzesse. ”
Wenn man den Wald nicht sieht, sondern nur einzelne Bäume, dann ist das wohl so.
Die Maßlosigkeiten, die Übertreibungen, die Exzesse sind unmittelbare und zwangsläufige Folge des neoliberalen Systems. Wer kann es sich denn leisten maßlos zu sein und wer übertreibt in exzessivem Ausmaß?
Mit der Antwort habe ich gerechnet.
Eine Marktwirtschaft ist nicht per se neoliberal. Sie wird politisch dazu gemacht. Das geht zurück auf M. Thatcher und R. Reagan.
Eine Marktwirtschaft kann auch fair sein, wenn die Politik die richtigen Akzente setzt.
Interessanterweise steht die FDP nicht in der Gunst der großen Mehrheit der Bevölkerung, trotzdem hat ihre neoliberale Politik inzwischen in allen Parteien Fuß gefasst. Das Gemeinwesen hat für die Wirtschaft da zu sein, nicht umgekehrt, das ist heute Grundkonsens in der Politik. Wenn die Wirtschaft für das Gemeinwesen da zu sein hätte, würden sich die Lebensbedingungen für die Mehrheit der Menschen rasch zum Positiven verändern.
Marktwirtschaft lässt sich gestalten. Das BSW will es versuchen. Ich wünsche ihm viel Erfolg.
“Eine Marktwirtschaft ist nicht per se neoliberal. Sie wird politisch dazu gemacht.”
In einer Wirtschaft, in der die Kapital-Interessen dominieren (und das ist in der liberalen Demokratie per Gesetz so), bestimmen dann auch diese Sach-Zwänge die politischen Handlungen. Es waren also nicht die bösen Absichten von Thatcher und Co. die zum Neoliberalismus führten, sondern die Sachzwänge die das Kapital diktierte, und zwar überall auf der Welt, da das Kapital die Welt durchdrungen hat. Die Angelsachsen waren nur die Ersten, da bei ihnen der Kapitalismus am weitesten fortgeschritten ist.
Liberale Politik richtet sich nach den Interessen des Kapitals, genauer: Liberale Politik wird vom Kapital an der Nase geführt (als Folge der erwähnten Sachzwänge).
Grüße Sie @ Wolfgang Wirth,
heute erlaube ich mir mal auf diese Punkte aus Ihrem Kommentar einzugehen.
Die wurde wohl gerade unter den Wagenknecht-bezogenen Artikeln im Altjahr hier recht erschöpfend erörtert. Sie kennen ja meinen Punkt: Das BSW hat genau so viel Verwirklichungspotential, wie ihm das System zugesteht. Schon vor der Gründung wurden die ersten Schlammpackungen fürs Werfen durch die Leidmedien vorbereitet und das Projket mit Argusaugen beobachtet. Und sobald es einen bestimmten Schwellenwert überschreiten wird, werden die Daumenschrauben angezogen werden.
Wagenknecht will sich dabei ja nicht einmal aus den Institutionen zurückziehen oder mit den etablierten Kanälen brechen, sondern diese Institutionen bestenfalls herausfordern und – wie Mouffe sagen würde – ein „Gegennarrativ“ unterbreiten, von dem sie hofft, dass es irgendwann einmal hegemonial werden wird und das gegenwärtig herrschende ablöst. Problem: Im Haus von TINA ist kein Platz für TIAA (There is an alternative). Ob die sich „linkspopulistisch“ (Mouffe), „nationalradikal“ (AfD – Sie mögen eine andere Bewertung wählen), „Wagenknecht“ oder „Gummibärenbande“ oder wie auch immer nennen und welche alternativen Positionen sie auch immer vertreten. Mouffe scheint das nicht zu verstehen, Wagenknecht hofft wohl immer noch auf die Möglichkeit einer reformistischen Veränderung und genügend Wähler von AfD und BSW glauben auch tatsächlich, dass ihre Stimme etwas „bewirkt“. Naja, das tut sie auch durchaus, obgleich nicht im gedachten Sinne.
Stabil. Aber warum schreiben Sie dann:
Das, was Sie zuvor skizziert haben, Herr Wirth, klingt für mich doch bereits sehr utopisch. Selbst das bisschen „Sand ins Getriebe streuen“, führt doch rasch zu Pranger, Kontenkündigung, Verlust des Arbeitsplatzes und sonstigen Schikanen. Stichwörter: Ballweg, kanadische Trucker, gecancelte Künstler. Assange hat sein Sandstreuen das Leben gekostet – selbst wenn er am physischen Leben bleiben sollte.
Na, perfekt müsste es wohl nicht sein. Wann ist es das denn schon? Es würde vielen reichen, wenn man ihnen keinen alten Wein in neue Schläuche füllte oder lediglich Druidentee vorsetzte. Das BSW sollte seine Programmpunkte mit Leben füllen – und dazu gehört eben eine weltanschauliche Unterfütterung und ein Hinterfragen von Systemnarrativen. Allerdings würde es dann nicht mehr bloß etwas Sand streuen, sondern – aus systemischer Perspektive betrachtet – mit einem Kipplaster davon anrücken. Deswegen zieht sich Wagenknecht ins Beliebige und Unkonkrete zurück, zumal sie ja eben selbst bereits Opfer von systemischen Maßnahmen war (Geheimdienstüberwachung, Torte ins Gesicht, sonstiges Mobbing…).
Nun, sie mag damit über die Fünfprozenthürde kommen oder gar zweistellig werden. Aber deswegen hat ihr Profil noch immer kein Verwirklichungspotential. Ihre These setzte ja voraus, dass im herrschenden System Reformen erlaubt sind. Für „Reformen“ im Sinne der Herrschenden mag das gelten. Für Reformen im Sinne von uns oder vielen Mitforisten sicher nicht. Schon der Versuch eines Gegennarrativs zu TINA führt zur massiven Bekämpfung. Da kann man krawallig-revolutionär mit dem Haus in die Tür fallen oder auf Samtpfoten schleichend auf „ganz lieb“ machen – es kommt nicht auf die Verpackung, sondern den Inhalt an. Und letzterer wird eben abgelehnt. Daher: Ob Wagenknecht revolutionär oder reformistisch daher kommt, ist letztlich wumpe. Sobald sie in Umfragen ernsthaft zulegt, wird sie bearbeitet.
Was sind denn „altlinke Muster“? Ich glaube, man könnte viele Leute mit den klassischen Forderungen von 1789 und 1917 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit + Frieden) gewinnen, wenn man sie mit Leben und Inhalt füllt. Kein Krieg mit Russland, Schluss mit Waffenlieferungen und Sozialstaatsabbau. Aufklärung des Pandemieunrechts, klare Kante gegen Chatkontrolle und fremd- wie inländische Massenüberwachung, Gleichheit im nicht-woken Sinne… ist das nicht alles „altlinks“? Und das ist jetzt alles sehr reformistisch, nichts Revolutionäres (wie etwa Forderungen nach Abschaffung von Kapitalismus, NATO oder EU). Dass es dennoch als letzteres erscheint, mag daran liegen, dass heute alles, was in Nuancen vom Mainstream abweicht, „revolutionär“ ist. Womit man bloß wieder dabei landet, dass es den Reformismus schon nicht geben kann, da die Herrschenden diesen bereits als „revolutionär“ und „gefährlich“ erachten.
Ich schätze Ihren Idealismus, Herr Wirth aber die Utopie des Reformismus wird eine Utopie bleiben.
Gruß
Altlandrebell
PS: Bei anderen Thesen gehe ich gar nicht mit, habe heute aber nicht die Zeit mehr, auf Sie angemessen einzugehen. Daher nur ein paar kurze Rückfragen:
So? Bei wem / für wen ist das so? Und wie genau war das früher anders? Wann hat es das genau gegeben und in welchem Sinne? Was wäre ein Klassenbewusstsein heute konkret?
(Ist wie die Frage nach Klassenkämpfen und ihrem (Nicht-)Fortbestehen, die hier mal im Forum erörtert wurde.)
Hängt m.E. extrem vom Betrachtungswinkel ab. Es gibt auch heute genügend Menschen hierzulande, die hungern oder regelmäßig eine „Toastbrotzeit“ einlegen müssen. Andere haben seit Jahren oder gar noch nie einen Urlaub gehabt – bestenfalls eine Kur (was nicht dasselbe ist). (Mein letzter Urlaub war 2005 – wer erinnert sich noch, wie es damals war? Damals stellte die SPD noch den Kanzler, die Wirtschaft lief schlecht und die DFB-Elf spielte grottig)
Diese Scheidung zwischen absoluter und relativer Armut erscheint mir doch sehr akademisch und soll bloß verdecken, dass auch in der Bundesrepublik seit ihrem Bestehen ein großer Armutsblock besteht, der weggeblendet, kostengünstig ruhig gestellt, verwaltet und ansonsten sich selbst und dem Nichts überlassen wird. Natürlich ist die Armut hierzulande eine andere als im vielzitierten Kalkutta. Das war sie aber auch schon 1960 oder 1920. Und vermutlich ist auch die Armut in Kalkutta nicht die Armut von Mumbai oder anderen Teilen von Kalkutta selbst. Früher hatte man hierzulande eben Suppenküchen und Miss Marple ging im Pferdewagen auf Spendensammeltour, heute nennt man es „Tafeln“ und es gibt „Charity events“. Arme sterben trotzdem im Schnitt 10, 12, 15 Jahre früher als “Normale” und Reiche und wenn sie behindert sind, dann sind’s nochmals ein paar Jahre weniger…
Arme hatten noch nie hierzulande Gehör oder eine Lobby und wenn jemand versucht ihnen solche(s) zu verschaffen, dann wird er weggeschnitten wie der manipulierte Armuts- & Reichtumsbericht vor ein paar Jahren nochmals deutlich unterstrich.
Wenn Sie das so erörtern – wann hat es das sog. „reale Volk“ denn gegeben? Und wann wählte es die Linken? Welche Linken überhaupt? Im November 1932, als 17 % für die KPD stimmten?
Guten Morgen, guter Altlandrebell,
habe Ihren gestrigen Kommentar an mich mehrfach mit wachem Interesse gelesen. Sie mögen mit Ihrem realistischen Pessimismus richtig liegen.
Ja, vielleicht ist schon ein bisschen harmloser Sand im Getriebe den Damen und Herren zu viel.
Wenn selbst Reformismus zur Utopie gerät, wo sind wir dann angelangt?
Ein bemerkenswerter Satz: „ … dass es den Reformismus schon nicht geben kann, da die Herrschenden diesen bereits als „revolutionär“ und „gefährlich“ erachten.“
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Andererseits gibt es aber durchaus Sand im Getriebe und vielleicht würde manches denn doch noch schneller gegangen sein und schon umgesetzt sein, was es nun noch nicht ist. Nehmen Sie etwa die Impfpflicht, die dann doch scheiterte, was vermutlich auch ein bisschen damit zu tun hatte, dass sich anhaltend etwas über 20 % der Bevölkerung verweigerten.
Auch die Proteste der Bauern sind Sand im Getriebe (in Polen noch mehr) und nicht ganz wirkungslos.
Und dass die AfD in ostdeutschen Ländern zwischen 25 und 35 % liegt, ist ebenfalls Sand im Getriebe, stört die gewünschten Abläufe.
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Eine sehr schwierige Frage ist nun allerdings, ob das System durch Widerstände nicht womöglich sogar gestärkt wird. Durch die systemimmanente Notwendigkeit, auf Widerstände mit Maßnahmen zu reagieren, führen Widerstände oft zu mehr Maßnahmen und zu neuen und schärferen gesetzlichen Regelungen.
Andererseits gibt es in der Geschichte natürlich schon genug Beispiele dafür, das Widerstände unter bestimmten Voraussetzungen (Sie haben das schon einmal erörtert) doch erhebliche Wirkungen haben können. Ein sehr schwieriges Thema.
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Frau Mouffe kenne ich nicht. Habe eben beim kurzen Googeln erstmals etwas über sie erfahren.
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Nun zu Ihren „kurzen“ Rückfragen:
Zum fehlenden Klassenbewusstsein:
Sie fragen:
„So? Bei wem / für wen ist das so?“
→ besonders in der Mittelschicht, weitgehend auch in der Unterschicht; die Oberschicht ist sich ihrer Stellung hingegen bewusst
„Und wie genau war das früher anders?“
und
„Wann hat es das genau gegeben und in welchem Sinne?“
→ zuletzt zwischen etwa 1890 und 1935, nach 1945 (im Westen) nur noch abgeschwächt.
Mitglieder und Wähler der SPD und der KPD hatten vor dem Zweiten Weltkrieg ein Klassenbewusstsein;
Angehörige des wohlhabenden Bürgertums und des Adels hatten bis in die 1940er Jahre auch eine Art von Klassenbewusstsein, nur, dass sie es anders nannten (z.B. „Standesbewusstsein“). Allerdings hatte die Inflation das Bürgertum schon hart gebeutelt und als Stand geschwächt. Da gab es so manche, die einen sozialen Abstieg erlebten. Später wirkte die Volksgemeinschaftsideologie der Nazis zusätzlich nivellierend. Die Verwerfungen und Nöte des Kriegsendes, die Zerstörungen und die Ermordung und/oder Enteignung des preußischen Adels hatten zwischen 1945 und etwa 1955/60 ebenfalls eine nivellierende Wirkung. Ich weiß: Das betraf nicht alle und wer etwa im Rheinland oder in Bayern schon vorher reich gewesen war, der war es auch nach dem Krieg, aber die genannten Einschnitte wirkten sich doch in Bezug auf die Klassengesellschaft abschwächend aus. Ich erinnere an Schelskys Wort von der „nivellierten Mittelstandsgesellschft“ (übrigens von 1953). Vom klassischen deutschen Bürgertum war um 1960 nicht mehr viel übrig, d.h., den Typ des Bourgeois gab es noch. Noch später wurde der Trend der Verwischung der Klassenunterschiede durch die sozial-liberale Koalition unter Brandt noch einmal befördert, um dann in den 1980er Jahren an einen Wendepunkt zu kommen (Aufstieg des Neoliberalismus). Nach 2000 / 2010 hat sich dieser Gegentrend, wie wir wissen, noch einmal verstärkt.
Viel knapper kann man das nicht beantworten.
Sie fragen weiter:
„Was wäre ein Klassenbewusstsein heute konkret?“
-> Für mich als Wertkonservativen eine ungewohnte und schwierige Frage.
Nur mal ein paar spontane Gedanken:
Grundsätzlich wird ja (vom System) versucht, Klassenunterschiede nicht sichtbar zu machen und zu vertuschen. Ein Klassenbewusstsein soll insbesondere bei den abhängig Beschäftigten nicht (wieder) aufkommen. Da wir es heute tatsächlich mit einer “Prole Drift” zu tun haben, gelingt dieser Eindruck sogar etwas.
Vgl. https://www.achgut.com/artikel/prole_drift_proleten_kultur_fuer_die_oberschicht
Ein Klassenbewusstsein bedeutet, dass man sich selber darüber bewusst ist, einer Bevölkerungsgruppe anzugehören, die relatibv stabil ist und wenig Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg besitzt.
In diesem Sinne gibt es heute vermutlich wieder häufiger eine Art von Klassenbewusstsein. Allerdings verbindet sich damit nicht die Vorstellung, dass das zu ändern sei.
—
Zur Armutsfrage:
Ja, sie beschreiben die Lage schon ganz zutreffend, doch bezog sich meine Aussage eben auf die Verhältnisse und die Not des 19. Jahrhunderts.
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Zum abhanden gekommenen Volk:
(Der Linken ist das reale Volk abhanden gekommen)
Sie fragen:
„Wann hat es das sog. „reale Volk“ denn gegeben?
→ 1. Das reale Volk ist eine Gegebenheit. Es ist die Bevölkerung, die da ist.
Bis in die 1980er, teils auch 1990er Jahre Jahre existierte das Volk auch noch in einer vergleichsweise größeren ethnisch-kulturellen Homogenität.
2. Auch, wenn man das Wort „Volk“ i.S. von „einfaches Volk“ verwendet, handelt es sich um eine Gegebenheit; Sie würden es nur anders nennen, z.B. Unterschicht, untere Mittelschicht.
Sie fragen:
„Und wann wählte es [das reale Volk] die Linken? Welche Linken überhaupt? Im November 1932, als 17 % für die KPD stimmten?“
→ Nun ja, bis in die frühen 1930er Jahre konnten die linken Parteien (SPD und KPD) zusammen ganz erhebliche Teile des Volkes bzw. der Bevölkerung hinter sich versammeln. Bei den Reichstagswahlen von 1932 hatten sie zusammen etwa 36 – 37 %. Die KPD allein fast 17 % !
Auch nach dem Krieg konnte die zweifellos linke Vor-Godesberg-SPD knapp 29 % (1953) bzw. knapp 32 % (1957) der Wähler hinter sich bringen.
Der Einbruch erfolgte wohl in den 1960er Jahren mit zwei Erfahrungen:
1. Der desaströse Eindruck von den unfreien und totalitären Verhältnissen in der frühen DDR und der SU.
2. Die Erfahrung, dass man mit der Marktwirtschaft und dem „rheinischen Kapitalismus“ jener Zeit gut leben konnte.
Die Versuche der 68er, nennenswerte Teile der Arbeitnehmer und der Unterschicht zu radikalisieren, ist ja auch deshalb krachend gescheitert.
Damit sich der Eindruck sozialer Not nicht wiederholt und kein neues Klassenbewusstsein aufkommt, haben die Mächtigen heute in ihrem Programm Dinge wie das „Bürgergeld“ bzw. das „bedingungslose Grundeinkommen“ sowie andere Formen der Alimentierung. Das geplante digitale Zentralbankgeld (zunächst für Transfergeldempfänger) und neuartige Formen der Überwachung werden ein Übriges tun. „Tittytainment“ kommt hinzu.
Wünsche Ihnen einen angenehmen Tag“!
Gruß
Seltsam, denn das sagt die Frau Kirchhoff in der Diskussion oben auch. Bloß hat überhaupt keiner der Notwendigkeit einer Utopie das Wort geredet. Offenbar existiert das dringende Bedürfnis sich prophylaktisch gegen (gottbewahre soziale) Utopien auszusprechen, damit ja die Menschen nicht auf falsche Ideen kommen und meinen sie könnten irgendwas, was ihnen und ihrer materiell hundsmiserablen Lage nutzt politisch mit Hilfe einer neuen Partei durchsetzen. Sie stoßen leider ins gleiche Horn: “Die Zeit für „Wünsch-dir-was“ ist längst vorbei!” Ah ja. Und wann war die genau die Zeit des „Wünsch-dir-was“? Weihnachten und Ostern sind wohl nicht gemeint. Gab es diese Zeit jemals? Nein – die gab es nie. Nur Leute wie sie kommen damit an, um auszudrücken, dass sich ja niemand unterstehen soll vom System überhaupt etwas materielles zu fordern. Sie tragen dafür noch nicht mal eine sachliche Begründung vor wie: Deutschland schafft es nicht den dafür nötigen Reichtum zu produzieren. Bei ihnen kommt das als Moral daher. Es sei quasi unanständig Wünsche zu haben und seien sie auch noch so bescheiden.
Daher kommen sie auch mit dem erbärmlichen untertänigen Vorschlag daher ja nicht mehr zu wollen als dem System “etwas” Sand ins Getriebe zu streuen. Wissen Sie, so wird das nie was. Wer das was er machen will, an dem orientiert, was er nur machen kann, weil es die angeblich “einzige Möglichkeit” ist. Der macht nie was. Der will auch nichts machen. Der verbietet sich selbst irgendwelche Ansprüche oder will wie in ihrem Fall diese Ansprüche anderen verbieten.
Obwohl ich mehr ein Freund der Analyse bin und kein Utopist. Wann ist es denn dann Zeit an Utopien zu denken? Wenn sie nicht mehr nötig sind? Wenn nicht jetzt – wann dann! Und ob gerade jetzt die Zeit ist Utopien zu entwickeln – jetzt sind sie nötiger den je!
Stimmt nicht. Das Kapital hat sehr wohl ein Klassenbewusstsein. Es weiß sehr genau, dass sein Reichtum auf der Ausbeutung der Arbeiterklasse beruht. Und wenn die Arbeiterklasse so dumm ist zu sich einreden zu lassen, dass es keine Klassen mehr gibt und dass ein Klassenbewusstsein ein ganz überholte Sache wäre, dann ist das zu ihrem eigenen Schaden. Dass die Arbeiterklasse seine Lage begreift, ist überlebensnotwendig.
“echte Armut” – mit dem staatlich geprüften Wirth Zertifikat “echte Armut”. Entschuldigen sie – aber dieses Geschwätz muss ich schon zu viele Jahrzehnten ertragen. Wer so mit einem vergleichenden Urteil daher kommt, will immer die verglichene Sache in den Himmel loben. Man kann immer eine noch tiefere Armut als Vergleichsmaßstab heran ziehen, um die aktuelle Armut nicht so schlimm zu finden. Angeblich ist sie nur relativ und nicht echt, also unecht, also recht eigentlich gar keine Armut. Doch die Armut ist echt – in dem Sinne das ein Mangel vorliegt, der wirklich das Leben beeinträchtigt und es, wie unten Altlandrebell schon ausgeführt hat, auch tatsächlich verkürzt und wenig erquicklich macht. Die Armut existiert nicht bloß relativ z.B. im Verhältnis zu Bill Gates. Den letzten Beweis liefern sie selbst:
Wenn das kein gemachtes absolutes Elend ist! Natürlich ließe sich das Lumpenproletariat erreichen, wenn man es aus seiner ausweglosen Situation befreien würde. Von wegen “in keiner Weise” – in keiner Weise, die Staat und Kapital will, schließlich erfüllt sogar das Lumpenproletariat noch eine ökonomisch Funktion, nämlich den Wert der Arbeitskraft zu drücken.
Dann muss man es erwärmen z.B. dadurch, indem man dem Dauerfeuer an kapitalismusaffirmativer Propaganda etwas entgegenhält. Es liegt übrigens auch nicht nur an dem mangelnden Interesse, sondern auch daran, dass jeder Versuch der Ideologiekritik von Seiten des Staates, des Kapitals und der Medien “entgegengewirkt” wird. Man könnte glatt auf die freilich ganz abwegige Idee kommen, dass das Proletariat unterdrückt wird.
Nein, das ist gemeine und wüste Ideologie. 1. Hängt die Revolte nicht von einem leeren Magen ab, sondern von den Urteilen zu den Verhältnissen, die sich jemand macht. Es ist also verkehrt zu denken, leere Mägen würde automatisch zu Revolution führen. 2. Alimentiert der Kapitalismus nicht ausreichend, siehe Altlandrebell oder die Argumente oben. Sie schließen zurück. Wenn sie nicht rebellieren, dann werden sie wohl ausreichend “versorgt”. Siehe 1. Die Grundannahme, dass bei ungenügender Alimentierung die Revolte beginnt ist falsch. Der Staat hat gar nicht das Problem die Leute von der Revolution abzuhalten. Der macht das a. siehe oben um den Wert der Arbeitskraft zu drücken und 2. weil unkontrollierte Massenarmut zum Ordnungsproblem wird, das den Gang des Geschäfts stört. 3. ließe sich auch niemand mit solchen Almosen bestechen von einer Revolution Abstand zu nehmen.
BSW gibt es ja noch nicht so lange und bisher haben die Kleinbürger eben AfD gewählt, weil sie die anderen nicht mehr wollten. Jetzt gibt es eine Alternative zur AfD, eine alternative Alternative für Deutschland sozusagen. Real bedient die AfD natürlich bis jetzt überhaupt nichts außer die staatsbürgerlichen Moral.
Direkt nach dem Verfassen meiner Kritik an ihrem Beitrag liefen auf Arte folgende Beiträge:
https://www.arte.tv/de/videos/104425-000-A/die-unsichtbaren-arbeiterinnen-aus-osteuropa/
https://www.ardmediathek.de/video/arte/ausbeutung-in-der-landwirtschaft-oder-doku/arte/Y3JpZDovL2FydGUudHYvdmlkZW9zLzExMzE5My0wMDAtQQ
Selbst wenn Sie genug Geld haben, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, können Ihnen solche Zustände ja nicht verborgen geblieben sein, wenn selbst bürgerliche Sendeanstalten, denen es im Hauptberuf um Kunst geht solche Beiträge bringen. Wie man angesichts solch empörender und widerwärtiger Zustände der Meinung sein kann, dass es “kaum noch echte Armut” gibt, geht über meine Vorstellungskraft weit hinaus. Die Verhältnisse und Not des 19. Jh. ist längst erreicht und in den Schatten gestellt
@ Krim
Ich habe Ihre zwei Antworten gelesen, doch fehlt mir nun die zeit, noch viel mehr zu schreiben.
Manches finden Sie in meiner Antwort an @ Altlandrebell.
Nur kurz:
Sie können mir als Konservativem doch nicht raten, utopisch zu denken … !
—
“Das Kapital hat sehr wohl ein Klassenbewusstsein.”
Ja
—
Ich bezog mich ausdrücklich auf die Armut des 19. Jahrhunderts!
—
Die Leute wählen die AfD nicht vorrangig aus sozialen/finanziellen Gründen.
—
Die Sache mit der Bedeutung der Alimentierung ist schwer zu klären.
Es ist wenigstens ein ehrliches Eingeständnis, wenn sie sagen, sie lehnen die Utopie ab, weil sie eben ein Konservativer sind. Sie sehen sich also nicht genötigt dafür auch eine stimmige Begründung anzuführen. Oben haben sie die Utopie noch abgelehnt, weil es die “Zeit” und die “Kräftevrhältnisse” es nicht zulassen würden. Jetzt stellt sich heraus, dass Utopien nicht machbar sind, weil sie “als Konservativer” nichts für sie übrig haben. q.e.d. Danke!
Und genau das habe ich kritisiert. Sie suchen sich gezielt eine in ihren Augen noch drückendere Armut, um die gegenwärtige als vergleichsweise “unechte”, also gar nicht vorhandene Armut zu kennzeichnen. Ich bin immer wieder überrascht welche geistigen Verrenkungen möglich sind, wenn man erschreckende Zustände relativieren oder leugnen will.
Wer hat das denn behauptet? Die finanziellen Interessen der Menschen wären bei der AFD auch schlecht aufgehoben.
Wenn Sie ehrlich sind wollen sie ja noch nicht mal ihr “halbwegs mögliches politisches Ziel”, das darin bestehen soll ein bißchen Sand ins Getriebe der Herschenden zu streuen, erreichen. Das erkennt man an ihren Beispielen. Der Sand wird darin nämlich gar nicht durch Gegner der Regierung ins Getriebe gestreut, sondern er entsteht durch Abrieb, wenn die Mühlsteine mit zu hohem Druck arbeiten, den die Regierung erzeugt. d.h. den Sand produziert die Regierung durch ihre eigene Politik selbst und dann beklagt sie sich, dass das Getriebe knirscht und nicht mehr so rund läuft. Die 20% “Impfverweigerer” waren ja keine politische Opposition. Weiterer politischer Druck durch eine Impfpflicht hätte zu einem weiteren Vertrauensverlust in das System geführt. Also zu Sand im Getriebe, vor dem die Politik dann doch zurückgeschreckt ist. Auch die AFD ist nicht von sich aus Sand im Getriebe. Das ist keine Leistung der AfD, sondern ein Resultat der Regierungspolitik, die von den Menschen abgelehnt wird und sie nach einer Wahlalternative suchen lässt.
Seltsam. Wieso laufen alle ihre Vorschläge auf Abwiegelei hinaus. Nein, das System wird nicht gestärkt, sondern geschwächt, denn Widerstände zu brechen, erfordert Anstrengungen und Ressourcen. Folgt man ihrer Logik, dann müsste die Regierung ja Widerstände ermutigen, denn das macht das System ja angeblich stärker.
Eine gesellschaftliche Klasse wird bestimmt durch ihre ökonomische Funktion und das Klassenbewusstsein ist, wie der Name schon sagt, ein Bewusstsein dieser ökonomischen Funktion. Die Möglichkeit des Aufstiegs bzw. des Klassenwechsels ändert an den Klassen nichts. Im Gegenteil. Es unterstellt sie. Chancengleichheit beseitigt nicht die Klassengesellschaft.
Nein. Der Einbruch erfolgte mit der Machtergreifung der NSDAP. Der Kommunisten und Linke verfolgen und vergasen lies. Wenn die Spd gemeint ist, ist die in den 60ern nicht eingebrochen, sondern angestiegen bis 1972 mit 45%. Die Spd ist aber auch bloß links angehaucht. https://www.bundestag.de/parlament/wahlen/ergebnisse_seit1949-244692
Ihre beiden Gründe – der böse Sozialismus in der DDR und das gute Leben in der BRD sind reine Propaganda.
Dem habe schon mal widersprochen. Kümmert sie aber nicht. 1. “Bürgergeld” i s t soziale Not und nicht das Mittel dagegen. 2. Mildert Bürgergeld auch nicht den “Eindruck” sozialer Not und soll es auch gar nicht. Es soll die Not absichtlich aufrecht erhalten, als “Motivation” der faulen Säcke in der Hängematte sich Arbeit zu suchen. 3. Haben die kein Problem mit dem Klassenbewusstsein, dafür gibt es doch die Medien und die Wirths dieser Republik, die immer das Loblied der Verhältnisse singen. Dem Klassenbewusstsein wird nicht mit materiellen Zuwendungen begegnet – wo kämen wir denn da hin – sondern mit Gehirnwäsche.
@ Krim
Sie werden sich denken können, dass mich Ihre Anmerkungen wenig überzeugen.
Man müsste auch, damit der Austausch wenigstens Sinn macht, mehr zwischen Meinungen und Tatsachen unterscheiden.
Was Sie z.B. über den entscheidenden Einbruch der Linken schon im Jahre 1933 schreiben, das kann ich nachvollziehen. Ja, das mag stimmen. Das bewegt sich auf der Faktenebene.
Anderes bewegt sich eher auf der Meinungs- und Wrertungsebene, z.B. die Bewertung des Bürgergelds. Darüber können wir uns nicht sinnvoll austauschen.
Für Sie ist Ungleichheit an sich schon ein Problem. Für mich nicht. Ich will keine Gleichheit. Wirkliche Not und Armut sind für mich eben etwas anderes. Da werden wir uns nicht einigen und da ist der Austausch unergiebig.
—
Die Stärkung des Systems durch Widerstand nehmen Sie als Linker wenig wahr, weil Sie als Linker eben nicht betroffen sind. Ihre Anstrengungen sind (gegenwärtig) für das System harmlos. Deshalb sind Sie sozusagen außerhalb der Schusslinie. Insgesamt ist das System, ist der Machtapparat seit etwa 2015 m.E. eindeutig stärker, kontrollierender und mächtiger geworden. Ohne konservativen Widerstand wäre es vielleicht nicht dazu gekommen.
—
Zum Thema Utopie und Konservative:
Ich habe die Utopie im Anfangskommentar doch nicht für mich verneint – ich selbst verneine sowieso jegliche Utopie und das dürfte man ja hier inzwischen wissen – nein, ich habe Linke dazu aufgefordert, in der heutigen Situation nicht utopisch zu denken, weil es chancenlos ist und Kräfte verplempert.
Dass Sie sich daran stören, das nehme ich in Kauf.
Ein (Wert-)Konservativer denkt prinzipiell nicht utopisch, und zwar deshalb, weil er an eben keinen Fortschritt für möglich hält angesichts gewisser kaum veränderbarer Gegebenheiten (-> Natur des Menschen). https://de.wikipedia.org/wiki/Konservatismus
Aber ich glaube, dass hatten wir auch schon mal.
Ich denke, das BSW wird den Populismus von links besetzen, da ist noch freier Platz. Also staatliche Souveränität betonen gegenüber den hegemonialen Macht-Interessen der USA, sodass Deutschland seinen Platz in einer multipolaren Welt finden kann.
Zur Zeit ist wohl das Wichtigste aus der von den Transatlantikern geschürten Kriegshysterie (und zunehmender Kriegsbegeisterung) herauszukommen. Dafür bedarf es eines breiten Bündnisses unterschiedlicher sozialer und politischer Kräfte. Und ohne die Stärkung nationaler Interessen im Gegensatz zu den von Politik und Medien favorisierten globalen (oder atlantischen) Kapital-Interessen wird es dabei nicht gehen.
Es ist immer gut reden. Geschwätz ist das heutige Geschäft. Ich erkennen keinerlei andere Richtung bei BSW. Sie will der AfD Wähler abjagen, denn außer angeblich “neu” und “bekanntes Gesicht” hat BSW nichts zu bieten, was nicht auch andere Parteien versprechen, siehe etwa dieBasis oder in eher BSW-Richtung dieLinke, oder Kommunistische Partei Deutschlands (1990 gegründet) oder Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (1982 gegründet) oder Deutsche Kommunistische Partei (1968 gegründet), etc.
Also BSW hat völlig alte Programmpunkte, setzt aber auf angebliche “Neuartigkeit” und Bekanntheitsgrad (den die Konzertmedien freundlicherweise liefern) um über genau einen Trick Bedeutung zu erlangen: vermeintliche Zustimmung einer nennenswerten Minderheit (wenigstens über 5% der Wähler). Auch hier soll eine Art Solomon-Asch-Konformität wirken: eine Partei, die angeblich Zustimmung erhält, wird auch noch von weiteren gewählt, eine Partei die sowieso keine relevante Wählerschaft hat wird auch nicht von anderen gewählt. BSW ist in keiner Weise neu sondern höchstens alter Wein (dieLinke) in neuen Schläuchen Wagenknecht, ein bisschen Lafontain und mediale Rückendeckung von A. Müller und seinem NDS), und spätestens, wenn sie der AfD nennenswert Wähler abspenstig gemacht hat und deren Höhenflug scheinbar oder wirklich beendete, verschwindet BSW in der Mottenkisten – ähnlich wie “aufstehen!” ohne das Versagen überhaupt einzugestehen – geschweige denn zu analysieren. Bestenfalls ersetzt BSW die abkackende dieLinke. Braucht also auch kein Mensch, nur weil eine andere Fassade aufgezogen wurde.
BSW will zurück zur maßvollen sozialen Marktwirtschaft, zurück zu einem vernünftigen Wirtschaften. Das Bündnis will den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern seine neoliberalen Exzesse eliminieren. Es bleibt dem System treu, will es aber entgiften. BSW ist quasi ein Detox-Programm mit dem Ziel, die deutsche Wirtschaft zu kurieren. Der Mittelstand soll gestärkt statt geschwächt werden. Das ist ein zentrales Anliegen des BSW. Und eines, das erhebliches Potenzial für Popularität hat.
So etwas müsste eigentlich eine Steilvorlage für eine Partei wie das BSW sein!
https://www.berliner-zeitung.de/news/europarat-ruegt-deutschland-zu-wenig-anstrengung-im-kampf-gegen-armut-li.2197811
– Wenn man eine Philosophin einlädt, die solche Zitate toll findet, wie: “Freiheit ist gestaltete Unfreiheit”, dann kann da nichts draus werden. Nein, das ist ein ziemlich übler affirmativer Satz, denn in diesem Sinne wäre dann sogar der Sklave frei, denn kleine “Gestaltungsspielräume” hat der auch. Freiheit ist die Auflehnung gegen die Unfreiheit, die Abschaffung der Unfreiheit, die Beseitigung des Zwangs. Wer schon so philosophisch abstrakt anfängt. “Freiheit” – wovon eigentlich?
– es ist immer das selbe mit den Postmodernen, wenn die einen Slogan finden, der in sich widersprüchlich ist gehen sie ab, wie ein Zäpfchen. Das gefällt denen. Freiheit ist sein Gegenteil nämlich Unfreiheit mit ein bisschen postmoderner Dekoration drumrum. “gestaltet” na wenn die Unfreiheit frei und kreativ gestaltet ist, dann ist sie gleich ihr Gegenteil! – ? – Nein ist sie nicht.
– Marx durch Novalis ersetzen. Ich vermute mal die Frau hat weder von Marx noch von Novalis eine Ahnung.
– 99% des “großen Denkers” Marx in Bibliotheken verstauben lassen, damit sich nachfolgende Generationen darum (vielleicht, aber hoffentlich nicht) kümmern können.
– “kann ich mit der Bescheidenheit und der Konsequenz voranschreiten, indem was möglich ist, ohne etwas vom Realen zu wollen” Ja, kann man schon – bloß braucht man dafür keine Partei. Bescheiden sein und nichts von der Realität wollen, kann man auch alleine.
Kaum ist BSW gegründet, wird auch schon vor Ansprüchen an die “Realität” gewarnt. Bescheidenheit, Gestaltung der Unfreiheit nicht Abschaffung, nur das Umsetzbare umsetzen (also nichts, weil man ja an die Schranken der von anderen gesetzten Kriterien der Umsetzbarkeit gebunden ist, bzw. sich selbst daran bindet).
– ? – Was ist das bitteschön? Ein Ausgleich hinsichtlich Größe, Haarfarbe, Geschwätzigkeit, Körperpflege, Körpergröße…? Von nix ne Ahnung – aber vom “Ahnherrn” Marx abraten. Also echt. Das ist doch eine Veranstaltung, wo es um Selbstverständigung des BSW geht. Kann man da nicht solche universitären, postmodernen, philosophischen Dummschwätzer rausschmeissen oder besser gar nicht einladen. Warum Demokratie auf einem Podium simulieren, wenn es darum gar nicht geht, sondern darum die eigene Position deutlich zu machen oder zu finden.
“statt dass man sich aufreibt an ideologischen Fragen, die immer in Streit enden” – Vielleicht weil sie gar nicht so ideologisch sind und der gesellschaftliche Streit der eigentliche Zweck einer neuen linken Partei sein könnte, auch wenn sie sich nicht links nennen will.
“Thüringentrend”:
https://www.berliner-zeitung.de/news/thueringen-afd-verliert-an-rueckhalt-waehrend-bsw-auf-anhieb-15-prozent-erreicht-li.2198115
Das BSW füllt eine Marktlücke im trüben Sumpf der deutschen Politik und könnte sogar etliche Nichtwähler reanimieren. Nur was passiert bei möglichen Koalitionsverhandlungen in einigen Bundesländern: Man wird sich mit CDU und/oder SPD auf Kompromisse einigen müssen, von denen viele Wähler schnell enttäuscht sein werden. Ansonsten achtet besonders Wagenknecht darauf, weiter Talkshow-kompatibel zu bleiben und generell übernimmt man viele Narrative des Mainstreams, auch aus Angst diffamiert zu werden.
Was soll dabei letztlich herauskommen? Also ehrlich gesagt verspreche ich mir vom BSW nicht viel. Da ist die Basispartei mit ihrem politischen Konzept weitaus überzeugender und konsequenter, wenn auch bislang ohne genug Bekanntheit und Zustimmung.
@Berio
Sehe ich auch so.
Manch einer, der BSW gewählt hat, wird dann sehr ernüchtert und frustriert werden, wenn er merkt, dass die neue Partei zu Koalitionen bereit ist, in denen von den ursprünglichen Zielen dieser neuen Partei nur wenig, sehr wenig erreicht wird.
Andere wieder sind womöglich enttäuscht, dass sich BSW bestimmten Koalitionen verweigert.
Die Folge dürfte sein, dass ein Teil der neugierigen Wähler bald wieder abspringt.
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Wahrscheinlich sieht Wagenknecht die Parteigründung selbst als Langzeitprojekt mit einer Zeitperspektive von mindestens zehn Jahren, um einen grundsätzlichen politischen Wandel zu einer wieder arbeitnehmernahen Opposition in Gestalt eines Linkspopulismus mit ein paar nationalen Anklängen hinzubekommen. Der Gedanke ist nachvollziehbar, doch unterschätzt sie vermutlich als bisheriger Liebling der Medien, wie scharf und hart ihr dieselben Medien begegnen werden, wenn sie nicht über bestimmte Stöckchen springt …
Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln.
Nach der Veranstaltung war ich (noch) nicht überzeugt von BSW, zu viel Bericht über Bundestagsreden etc. zu viel über Organisatorisches und zu wenig greifbares Engagement für die brennenden Probleme dieses Landes etc.
Einzig für die unzweideutige Haltung zu Friedenspolitik, Waffenlieferungen verdient Parteinahme für diese Partei.
Der Auftritt von Frau Kirchhoff war erschütternd: Das süffisante Lächeln beim Seitenblick auf Herrn Peter, als dieser eine Lanze für Marx brach, und der nun wirklich unnütze bis kontraproduktive Rückgriff auf Schiller und die Romantik hat mich fragen lassen, ob ich nicht in der falschen Veranstaltung bin. Der damalige Beitrag der Romantiker zum politischen und kulturellen Geschehen bestand doch meines Erachtens darin, aus dem Unverständnis für die Zusammenhänge ihrer Gegenwart eine Rückwärtsgewandtheit und Gegenaufklärung zu kultivieren. Wenn das der BSW in die Wiege gelegt werden soll, dann sage ich: Schönen Dank auch!