Wie verlor der Faschismusbegriff seine Bedeutung?

Benito Mussolini, Mai 1930
Bundesarchiv, Bild 102-09844 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Der Begriff „Faschismus“ ist allgegenwärtig – und dadurch zunehmend bedeutungslos.

Ein Auszug aus dem Buch „Lieber Faschist als Nazi?“.

Seit dieser Woche im Handel!

Nach den Definitionen von Jason Stanley und John Kelly ist Trump im Jahr 2025 ein Faschist, 2016 hingegen war er noch keiner. Bereits Ende 2015 waren jedoch auf dem Fernsehsender CNN oder in der New York Times unzählige Schlagzeilen zu sehen und dutzende Artikel in Mainstream- sowie in linkeren Medien wie Jacobin erschienen, die Donald Trump als Faschisten bezeichneten oder suggestiv fragten: „Ist Donald Trump ein Faschist?“  Indem diese Anschuldigung zu einem Zeitpunkt, als sie noch weitgehend unbegründet war, rund um die Uhr durch die News-Feeds jagte, wurde die amerikanische Öffentlichkeit gegenüber dem Begriff abgestumpft. Als Donald Trump 2025 tatsächlich als Faschist auftrat, bewirkte diese Klassifizierung nur noch ein Achselzucken: „Sie nennen ihn seit zehn Jahren einen Faschisten, es ist doch immer dasselbe.“

Dieses Phänomen war sogar noch viel früher zu beobachten: So bezichtigte Philip Agre, Professor für Geisteswissenschaften an der University of California in Los Angeles, bereits im Jahr 2000 die Republikanische Partei und US-Präsident George W. Bush des Faschismus  – und auch deutsche Politiker schlossen sich dieser Behauptung 2002 an. Tatsächlich war es den 2000er-Jahren gängige Praxis bei Nachrichtensprecher von US-Mainstreammedien und Politiker der Demokratischen Partei, Bush mit den Nazis zu vergleichen. Doch auch dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan war 1980 von einem Demokraten im Kongress vorgeworfen worden, seine politischen Pläne direkt aus Hitlers Mein Kampf übernommen zu haben. Die Feministin und Journalistin Naomi Wolf veröffentlichte 2007 The End of America, worin sie zehn Aspekte aufzeigte, in denen die USA unter Bush seit dem 11. September faschistische Züge angenommen hätten. Später werden wir das US-Beispiel und die dortigen Entwicklungen noch näher betrachten, doch an dieser Stelle ist es wichtig hervorzuheben, dass diese Rhetorik keine rein amerikanische Besonderheit, sondern weltweit zu beobachten ist. Daher ist es unerlässlich, dass wir uns nicht nur mit der Definitionsfrage auseinandersetzen, sondern auch den systemischen Missbrauch des Wortes aufdecken.

Wenn jeder ein Faschist ist …

Umberto Eco versuchte in Der immerwährende Faschismus zu erklären, „warum gerade der Begriff Faschismus zu einer Sammelbezeichnung […] für verschiedene totalitäre Bewegungen geworden ist“. Seiner Ansicht nach erklärt sich das so:

„[D]er italienische Faschismus besaß überhaupt keine Quintessenz, ja nicht einmal eine einzelne Essenz. Er war ein verschwommener Totalitarismus […]. Er war […] eine Collage aus verschiedenen politischen und philosophischen Ideen, ein Bienenkorb voller Widersprüche. Kann man sich eine totalitäre Bewegung vorstellen, die es fertigbringt, Monarchie und Revolution zu vereinigen, Königliche Armee und Mussolinis Privatmiliz, Garantie der kirchlichen Privilegien und eine gewaltverherrlichende Staatserziehung, totale Kontrolle und freien Markt? Die faschistische Partei war mit der Proklamation einer revolutionären Ordnung auf den Plan getreten, aber finanziert wurde sie von den konservativsten Agrariern, die eine Konterrevolution von ihr erwarteten. In seinen Anfängen war der Faschismus republikanisch, doch er überlebte zwanzig Jahre lang, indem er seine Loyalität zur Königsfamilie proklamierte und einem ‚Dux‘ erlaubte, Arm in Arm mit einem ‚Rex‘ zu gehen, dem er auch noch den Titel ‚Imperator‘ anbot. Als dieser König dann schließlich, im Sommer 1943, seinen ‚Ersten Minister‘ Mussolini entließ, trat die Partei zwei Monate später, mit deutscher Hilfe, unter dem Banner einer ‚sozialen‘ Republik wieder auf den Plan und spielte erneut ihre alte revolutionäre Partitur, bereichert um fast jakobinische Obertöne.“

Im Gegensatz zu Nazismus oder Stalinismus, die Eco zufolge jeweils nur eine bestimmte Art von Kunst, Literatur oder Architektur als akzeptabel betrachteten, war der ursprüngliche Faschismus frei von vergleichbaren Einschränkungen. [Im Folgekapitel, „Der Mythos des Nationalsozialismus“, erklärt das Buch, dass Ecos Blick auf die Unterschiede zwischen dem italienischen und dem deutschen Faschismus reiner Bullshit sind, wie ein kritischer Blick auf die Geschichte unweigerlich zeigt.] Die moderne antifaschistische Bewegung, zu deren moderatem Flügel auch Eco und Stanley zählen, hat zugelassen, dass Faschist diese nicht vorhandene Abgrenzung ihrer Ideologie als Verteidigungsstrategie nutzen, wenn ihnen eine faschistische Gesinnung vorgeworfen wird: Wenn Antifaschist andere als Faschist bezeichnen, ohne dass die Handlungen dieser Personen an einer eindeutigen Wörterbuchdefinition von Nazimus oder Faschismus gemessen werden können, glauben unbedarfte Beobachter schnell, die armen Teufel, die zu Unrecht des Faschismus bezichtigt wurde, wären hier die Opfer (genau diese Strategie setzten politisch rechte Kommentator wie Glenn Beck und Jonah Goldberg bereits 2008 bei CNN ein). Infolgedessen werden die Beobachter in Zukunft dazu neigen, die vom faschistischen Gedankengut ausgehende Gefahr zu verharmlosen. Das Problem der Antifaschist besteht darin, dass, wenn alles den Label „Faschismus“ trägt, sie sich in einem Kampf gegen (fast) alles wiederfinden – und niemand mehr in Anliegen nachvollziehen oder ernst nehmen wird. Wenn alles Faschismus ist, ist nichts Faschismus. Wenn jeder ein Faschist ist, ist niemand ein Faschist. Doch das ist noch nicht das Schlimmste.

Zachary Gallant

Zachary Gallant, Autor von Nazis All The Way Down: The Myth of the Moral Modern Germany, berichtete als Journalist über Politik und Korruption in den USA und auf dem Balkan. Er lebt seit 2012 in Deutschland, wo er mit Unterstützung der Europäischen Kommission und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zahlreiche Projekte zu Flüchtlingshilfe, interkultureller Verständigung und Klimagerechtigkeit durchgeführt und organisiert hat.
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67 Kommentare

  1. „Faschist“ ist ein Totschlagbegriff geworden, weil die Originale moralisch maximal verbrannt sind. Im Prinzip hat man den Archetyp „Satan“ mit „Hitler“ ersetzt und die finsteren höllischen Horden sind „Nazis“ oder „Faschisten“ was i.d.R. synonym gebraucht wird, auch synonym mit „böse“ oder „mag ich nicht“, zumindest von linker Seite aus.

    Da gibt es kunstvolle Definitionen, was jetzt angeblich „faschistisch“ sei und was nicht usw. die meist daran kranken, dass man sie dann nicht auf die eigene Seite und Einstellung anwendet…

    Bleiben wir beim Begriff, dann bezeichneten sich die entsprechenden Italiener m.W. deshalb so, weil sie Fascies, also „Rutenbündel“ (im Sinne von Kampfgruppen) einsetzten, um ihre Gegner zu bekämpfen. Keine Ahnung ob das stimmt, aber es wäre zumindest genau das, was heutzutage die Prügeldeppen der „Antifa“ machen.

    Der Begriff ist jedenfalls verbraucht und jemand der ihn noch gegen andere benutzt, diskreditiert sich damit meist selbst.

    1. Die „fasces“ wurden tatsächlich als Schlägertrupps eingesetzt, um zb gewählte sozialistische Verwaltungen mit Gewalt zu verjagen und Versammlungen aufzulösen.

      Eco hat in seiner Beobachtung nicht Unrecht, der Faschismus war die Konterrevolution, das Gespenst des Sozialismus und die Revolution in Russland hatte das „ancien regime“ bis ins Mark erschüttert. Darum auch das Amalgam mit der Monarchie in Italien, das war ein bündeln der Kräfte, um die Pfründe vor dem Pöbel, der mit dem universellen Wahlrecht auf einmal die Mehrheit stellte, zu schützen.

      Ich bin jetzt noch nie auf die Idee gekommen die nützlichen Vollidioten des Kapitals, die Antifa, damit zu vergleichen. Aber das hat schon was.

      PS: Der Begriff ist verbraucht, aber ich plädiere für eine Rennaissance. Das müssen nicht explizit alte Wörter ala Faschismus sein, aber wir brauchen klare Definitionen um unsere Positionen zu definieren: Die deutsche Regierung, als Beispiel, ist rechtsaussen (wirtschaftsliberal, komplett von Konzernen und Wirtschaftsmanaten dominiert), der Unterschied zur AfD besteht darin dass diese nationalistisch statt „globalistisch“ ist. Stattdessen haben wir dieses undefinierte Geschwurbel von der „Brandmauer gegen Rechts“ etc.
      Insbesondere auch um dem alles zersetzenden Neusprech/corporate speech etwas entgegenzusetzen.

  2. Ich habe vor Jahren mal eine recht interessante Definition zum Begriff Faschismus gelesen.

    „Gruppierungen, die ein fast militärisch orientiertes und bündlerisches Verhalten zeigen. Einer geschlossenen Ideologie folgen und diese argumentationsresistent notfalls auch aggressiv nach außen darstellen und verteidigen.
    Grundsätze, wie sie pluralistischen und offenen Gesellschaften kennzeichnen, werden von diesen Gruppierungen ignoriert und sogar bekämpft, da diese als Bedrohung gesehen werden.“

    Das Traurige daran ist, dass heutige (sogenannte) linke Parteien und Gruppierungen dieses Verhaltensmuster ebenso zeigen wie rechte Gruppen und fast kein Unterschied mehr erkennbar ist.

    1. „Das Traurige daran ist, dass heutige (sogenannte) linke Parteien und Gruppierungen dieses Verhaltensmuster ebenso zeigen wie rechte Gruppen und fast kein Unterschied mehr erkennbar ist.“

      Ja, wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen.
      Dem Parteiensystem wohnt , machtstrukturelle betrachtet, ein faschistoides Element inne , welches bereits die Philosophin Simone Weil reflektierte in „Anmerkungen zur generellen Abschaffung politischer Parteien“

  3. Nach den Definitionen von Jason Stanley und John Kelly ist Trump im Jahr 2025 ein Faschist, 2016 hingegen war er noch keiner.

    Haben Stanley und Kelly 2016 gesagt oder geschrieben, dass Trump kein Faschist ist?
    Ansonsten ergibt die Aussage keinen Sinn.

    Einschränkungen. [Im Folgekapitel, „Der Mythos des Nationalsozialismus“, erklärt das Buch, dass Ecos Blick auf die Unterschiede zwischen dem italienischen und dem deutschen Faschismus reiner Bullshit sind, wie ein kritischer Blick auf die Geschichte unweigerlich zeigt.] Die moderne

    Ist der Text in den eckigen Klammern […] Original oder Anmerkung Dritter?

    Die moderne antifaschistische Bewegung, zu deren moderatem Flügel auch Eco und Stanley zählen, …

    Es gibt eine „moderate antifaschistische Bewegung“?

    Doch das ist noch nicht das Schlimmste.

    Stimmt, schlimmer geht immer. scnr

    Es bleibt also spannend.

  4. Vielleicht ist der Begriff »Faschismus« deswegen allgegenwärtig, weil autoritäre Bündelungen allgegenwärtig und schamfrei sichtbar sind?

    Die „gefühlte Abnutzung“ resultiert aus der eskalierenden Performance seiner Bedeutung sowie die Gewöhnung daran, und nicht aufgrund eines inflationären und/oder falschen Gebrauchs.

    Am traurigsten ist natürlich, dass einigen ihr Lieblingsschimpfwort abhanden kommt…

    1. Vielleicht ist der Begriff »Faschismus« deswegen allgegenwärtig, weil autoritäre Bündelungen allgegenwärtig und schamfrei sichtbar sind?

      Autoritär war die Verhaltensweise von Kommunisten auch, trotzdem benutzten die den Begriff recht großzügig, gegen jeden, der ihnen widersprach.

      Die „gefühlte Abnutzung“ resultiert aus der eskalierenden Performance seiner Bedeutung sowie die Gewöhnung daran, und nicht aufgrund eines inflationären und/oder falschen Gebrauchs.“

      Nicht meine Wahrnehmung, vor allem weit er gern von totalitär-autoritären Charakteren eingesetzt wird.

      1. Glückwunsch, dann seien sie doch froh, dass Ihre Wahrnehmung durch Ihren Eindruck des »verbraucht Seins« obsolet wird und alles wieder heile ist in Ihrer Welt.

        Btw. war die Oma meines besten Kinderfreunds auch autoritär, aber keine Faschistin oder Kommunistin. Und sie hatte natürlich auch immer recht, dachte sie…

      2. @Schein
        Wahrnehmungen aus ihrer Ecke verorteten ja auch eine Merkel-Politik irgendwo links bis linksgrün… es müsste bei ihnen demnach eher WAHNnehmung denn Wahrnehmung heissen.
        Begriffsnormalisierungen sind allerdings bei Rechten traditionell sehr beliebt – ebeso wie Begriffsverschiebungen.

  5. Ich denke, das sowohl die Bedeutung verklärt wird, als auch die inflationäre Häufigkeit des Gebrauchs diesen Begriff seit mindestens 2 Dekaden nachhaltig verbrennt.
    Nicht zu vergessen, dass dieser Begriff von der herrschenden Klasse so vorangetrieben wird, also auch gewollt diskreditiert wird.

    1. Die Definition an Erscheinungen ausmachen zu wollen, führt ins Leere, folgt nun den ständigen Versuchen, das Wesen des Faschismus zu verbergen..
      Was mache ich mit der Ahnung: Das ist nicht vorbei, das kommt wieder. Diesmal nicht mit Uniform und Märschen, sondern sie sagen: ich bin der Antifaschismus?
      Das Wesen des Faschismus hat Dimtroff wohl am besten erfasst: Die offen terroristische Diktatur des aggressivsten, chauvinistischsten und am meisten imperialistischen Flügels des Finanzkapitals. Danach sind weltweit durchaus Tendenzen zum Faschismus vorhanden.
      Alles andere arbeitet sich am Formen ab.

  6. Spontan hatte ich begonnen zu schreiben, „die Redaktion“ habe bislang den größten und hinterfotzigsten Anschlag auf den Verstand der Leser verbrochen, indem sie diesen Ausschnitt hier einstellte, dem partout keinerlei Hinweis zu entnehmen ist, was denn bitte der „Zack“ unter Faschismus, faschistisch verstanden haben will, und ob das überhaupt etwas mit den Abwehrreflexen der 80% Neonazis, Postfaschisten, Querfürzen und „Neurechten“ zu tun hat, die hier lesen.
    Dann habe ich mich besonnen und versucht, Google zu befragen, ob es was darüber weiß.
    Ohne Ergebnis
    Während der Suche habe ich mich weiter besonnen, die Kirche im Dorf zu lassen: Es hat zweifellos gewalttätigere Anschläge „der Redaktion“ gegeben, also einen (trockenen) Schwamm ‚drüber …

    Google hat mir wenigstens zu sage einem Viertel weiter geholfen, indem es Indizien ausgeworfen hat, für Zack ist eliminatorischer Fremdenhass, und irgendwas, was iwie mit „Rassismus“ zu tun hat, ohne das Zack wüßte, was das abseits spektakulärer Erscheinungsformen ist, das Markenzeichen, das die definitorische Kategorie „Faschismus, faschist“ rechtfertige, SOFERN dergleichen „im Busen“ einer mächtigen Nation entstehe, wie den USA und Deutschland. In militanter Abgrenzung zu Israel – nehme ich an! … Letzteres kann falsch sein, das kann ich nicht völlig ausschließen …

    So, was mach ich nun damit und dabei?
    Ich geb euch den BEGRIFF des Faschismus.
    Faschistisch ist die militante Unternehmung, den Gegensatz zwischen kapitalistischem Wirtschaftssubjekt und Staatssubjekt, zwischen „bourgeois“ und „citoyen“ in Marx Sprachregelung, zwischen Konkurrenzsubjekt und Rechtssubjekt, der in jedem bürgerlichen Busen haust und west, auf nationaler Ebene vernichtend aus der Welt schaffen zu wollen.
    (ya) Basta!

    1. In einem anderen Leben würde ich dem Neonazi WW umstandslos ein Brandmal auf die Stirn setzen, damit Kinder gewarnt sind, seine Salbadereien nicht für bare Münze zu nehmen. Aber weiter unten hat er was Richtiges gesagt, und das will ich aufnehmen:

      Jeder, der diesen Begriff heute noch verwendet, zählt sich selbst zu einem weltanschaulichen Lager, wird für andre als voreingenommen erkennbar und WILL deshalb auch gar NICHT objektiv sein.

      Das stimmt sehr offenkundig. Der „Witz“ ist nur: Alle politischen Begriffe (hier im Sinne eingebürgerter Bezeichnungen) sind Kampfbegriffe, wie sollte das bitteschön anders gehen? In Letzter Instanz geht es in der Politik (im weitesten Sinne einer „Stiftung von Recht und Ordnung“) immer „nur“ um die Maxime, „es kann nur einen geben“, einer, der „den Hut auf hat“, „das Sagen hat“ und von allen „Peers“ unter Berufung auf „Recht und Ordnung“ entweder Gefolgschaft oder Gehorsam einverlangen kann und darf, weil er den gemeinsamen Zweck ihres Standes repräsentiert.

      Mein oben gegebenen Faschismusbegriff ist hingegen politökonomisch, er hat die gesamtgesellschaftliche (Geschäfts-)Ordnung, die, welche die Reproduktion der jeweils gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse leisten soll, zum Gegenstand – nicht die jeweilige politische Standesordnung.

      1. Jeder, der diesen Begriff heute noch verwendet, zählt sich selbst zu einem weltanschaulichen Lager, wird für andre als voreingenommen erkennbar und WILL deshalb auch gar NICHT objektiv sein.

        Das hat doch nix mit Weltanschauung zu tun!? Wenn ein System notwendigerweise Bedingungen schafft, die objektiv (und darauf wird man sich verständigen können) den Interessen eines Teils seiner Angehörigen widerspricht, und diese ebendas benennen, dann hat das aber mal rein gar nichts mit mangelndem Willen zu Objektivität zu tun.

        1. “ Wenn ein System notwendigerweise Bedingungen schafft, die objektiv (und darauf wird man sich verständigen können) den Interessen eines Teils seiner Angehörigen widerspricht …“

          „Notwendigerweise“ schließt das Attribut „objektiv“ für Interessen aus, denn damit ist gesagt, daß der gesamtgesellschaftliche („System“) Zusammenhang im Gegensatz und Widerstreit der Interessen gegeben ist. Was bereits Grundlage einer Staatsableitung ist: Es muß dann diesem „Gegebenen“ eine den konfligierenden Interessen übergeordnete Gewalt zugrunde liegen, die jeweils als „dritte Partei“ auftritt. Thematisch ist dies das Institut der „Rechtsordnung“ bzw. des „Rechtsstaates“. Wo willst du da noch „Objektivität“ finden?
          Umgekehrt: Wenn gesellschaftliches Handeln zweckbestimmt ist – und das wird wohl kein gesunder Mensch bestreiten – was sollen die Attribute „objektiv“ und „subjektiv“ in Urteilen über die jeweiligen Zwecke zu bestimmen haben?

          Der Satzteil „…und diese ebendas benennen …“ ist mir deshalb rätselhaft (echt).

    2. Sehr schön!
      So ganz auf die Schnelle ist Faschismus für mich eine Ideologie, die einen maximal wirkmächtigen Staat als Selbstzweck anstrebt, wozu er die Energien der Einzelnen möglichst perfekt zu bündeln und gleichzurichten sucht. Das geschieht in einem autoritären System von Befehl und Gehorsam, in dem jedes andere Interesse von höchstens untergeordneter Bedeutung ist.
      Massenhaft (sozial)psychologischer Dünnpfiff zur faschistischen Motivation findet sich u.a. in Theweleits „Männerphantasien“.
      Dass im Rahmen dieser Ideologie Einzelne Möglichkeiten zu Befriedigung ihrer Partikularinteressen erkennen und wahrnehmen steht auf einem anderen Blatt.

      Viele Grüße
      Pirx

      1. Hallo Pirx.
        Wenn man meinen Faschismusbegriff zur Hypothese nimmt, ergibt sich schnell der Einwand, daß historisch eigentümliche Herrschaftstechniken, Methoden und Ideale faschistisch genannter Formationen sich auch außerhalb bürgerlich-kapitalistischer Staatswesen und Nationen finden. Das ist die Grundlage der „Totalitarismus“- Doktrin, womit ich allerdings Hannah Ahrendt nicht zu nahe treten will, denn ihren originellen Totalitarismusbegriff kenne ich nicht, habe ich ignoriert, weil’s eh nur um die ideologische Anwendung gegangen ist.

        Dazu ist vor allem anderen mal zu sagen, daß es sich um eine politologische Tour (ich erinnere an die „dritte Partei“ im anderen Posting) gehandelt hat, das (wissenschaftliche!) Interesse an der Spezifik „totalitaristischer“ Phänomenologie in bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften zurück zu weisen und auf der Basis solcher Zurückweisung zu ächten. Vgl. Horkheimer.

        Umgekehrt kann sich freilich rasch ergeben, daß ein Löwenanteil der Phänomene faschistischer Herrschaft in kriegführenden Gesellschaften auftreten und auftreten müssen, insoweit es einem kriegführenden Stand möglich und angemessen erscheint, Ressourcen der Kriegführung gesamtgesellschaftlich aufzubieten und zu mobilisieren. Historiographisch ist dieser Stand praktisch immer ein Klerus gewesen, der sich eines militärischen Standes bediente und bedienen konnte, weil der sich selbst damit bedient sah.
        Woraus nur die Binse folgt, daß bürgerliche Herrschaft halt nicht voraussetzungslos ist und vormalige Klassengesellschaften nicht vernichtet, sondern aufhebt, und der Übergang zu Methoden und Idealen, die faschistisch oder totalitär geheißen werden, überall da lauert, wo ständische Konflikte innerhalb eines gesellschaftlichen Reproduktionszusammenhangs militant, kriegerisch eben, ausgetragen und bekämpft werden.

        Mit Letzterem lande ich aber schon wieder bei meinem Faschismusbegriff, denn das allgemeinste Merkmal bürgerlicher Herrschaft besteht darin, daß sie den Gegensatz jeder bürgerlichen (Privat-)existenz zum Staatswesen nicht nur kennt, sondern anerkennt, diese Anerkennung in ihre Rechtsordnung kodifiziert („Rechtsstaat“), damit die Spaltung der Bürger in bourgeois und citoyen politisch in’s Werk setzt und an ihnen in der Gestalt einer Staatsmoral erzwingt.
        Woraus wiederum folgt: faschistische Übergänge macht jede bürgerliche (demokratische) Herrschaft, die spezifische Gegenstände und Erscheinungsformen des systemischen Gegensatzes zwischen Staat und Bürger („Individuum“) nicht (länger) dulden mag oder nicht dulden zu können glaubt, will sie sich erhalten.
        Woraus wiederum folgt: In bürgerlich-demokratischen Rechtsordnungen sind faschistische Ideale ubiquitärer Bestandteil einer Staatsmoral.
        Und die umfaßt mindestens eine schematische Hälfte bürgerlichen Moralismus insgesamt.

  7. Das Rutenbündel („fasces“) wurde im alten Rom den oberrsten Richtern vorangetragen, welche das Recht besaßen, die höchstmöglichen Strafen zu verhängen (also dort und damals die Todesstrafe). Der Anspruch der Faschisten ist es, zugunsten des Kollektivs auf tiefstmögliche Weise in das Leben des Einzelnen eingreifen zu dürfen („Du bist nichts, dein Volk ist alles.“). Faschismus ist also kollektivistisch-totalitär. Es ist der Versuch, die spätabsolutistische Erbmonarchie, die eine Teilung der Gewalten ablehnte, in modernisierter Form vom 19. ins 20. Jahrhundert zu retten. Er ist die konservative Antwort auf den individualistisch-freiheitlichen Liberalismus, der die Abwehrrechte des Individuums gegen den Staat betonte (Menschen- u. Bürgerrechte), die Teilung der Gewalten durchsetzte (Parlamentarismus, unabhängige Richter), sowie schließlich die Erbmonarchen entmachtete. Der neue starke Mann hieß nun also „Führer/Duce“, und sein Titel war nicht länger erblich.
    Da der Faschismus das Volk betont, ist er nahezu zwangsläufig auch nationalistisch und rassistisch. Da besagtes Volk sich in darwinistischer Konkurrenz zu anderen Völkern befindet, ist er ebenfalls nahezu zwangsläufig auch militaristisch.

    [Manche zitieren gern Mussolini, dass Faschismus die Verschmelzung von Staat und Konzernen sei. Aber auch ein kommunistischer Staat, der die Produktionsmittel sozialisiert, verschmilzt gewissermaßen mit den vorher privaten Konzernen. Ich formuliere es mal folgendermaßen: Mussolini labert Stuss! Wenn man etwas über Vögel wissen will, kann man Vögel fragen. Nur wird dabei nicht viel Sinnvolles herum kommen. Hilfreicher ist es, man wendet sich an einen menschlichen Ornithologen. Der kann zwar nicht so schön trällern, aber seine Antworten sind zielführender.]

    1. Der Faschismus war die Reißleine, die der Liberalismus(*) gegen das Erstarken der Arbeiterbewegung und überhaupt der politischen und wirtschaftlichen Emanzipation der einfachen Bevölkerung gezogen hat.

      S.a. Ishay Landa: „Der Lehrling und sein Meister. Liberale Tradition und Faschismus“ oder z.B.: „Wie Liberale lernten, Mussolini zu lieben“

      (*)Liberalismus ist ein doppeldeutiger Begriff: 1. politischer Liberalismus 2. wirtschaftlicher Liberalismus. Der wirtschaftliche Liberalismus hat den politischen frühzeitig abgeworfen.

      1. @ Bernd Neves
        Dem widerspreche ich nicht; so, wie ich den Begriff oben verwende, beziehe ich mich nur auf den politischen Liberalismus, der einherging mit der Einführung von Menschenrechten, dem Parlamentarismus, dem Zensuswahlrecht für Besitzende (später durch die Arbeiterbewegung zum allgemeinen Wahlrecht auch für Besitzlose ausgeweitet), der Gewaltenteilung und schließlich (meistens) gewählten Staatsoberhäuptern. Träger dieser Bewegung war zu diesem Zeitpunkt (1789) das Bildungsbürgertum. Das Besitzbürgertum entstand im Wesentlichen erst im Verlauf der Industrialisierung, vorher war Besitz in Form von Landbesitz ein Privileg des Adels.

        Dieses entstehende Besitzbürgertum (Großindustrielle u.a.) fühlte sich dann durch die Arbeiterbewegung bedroht und war bereit, jeden zu fördern, der sich in der Lage sah, die Sozialisten und deren Enteignungsphantasien zu bekämpfen. In Deutschland war das die NationalkapitaliStische Deutsche kleinbürger- u. beAmtenPartei, kurz: NSDAP.

    2. Manche zitieren gern Mussolini, dass Faschismus die Verschmelzung von Staat und Konzernen sei. Aber auch ein kommunistischer Staat, der die Produktionsmittel sozialisiert, verschmilzt gewissermaßen mit den vorher privaten Konzernen.

      Dennoch lief der Faschismus nie Gefahr, sich mit zB dem Bolschewismus zu verwechseln oder in ihm ein Geschwisterchen zu erblicken. Offenbar gibt es da noch Merkmale, die in Mussolinis kurzer Merkformel zwar nicht genannt, aber immer als selbstverständlich mit gedacht werden – Sie dürfen raten…

      1. @ renard
        Dieser Aussage stimme ich zwar zu, möchte aber einschränkend hinzufügen, dass es zumindest außerhalb des Faschismus durchaus Stimmen gab, die sich eine sogenannte Hufeisentheorie herbeiformulierten, derzufolge alles, was irgendwie totalitär regiere, auch irgendwie gleich sei, sprich: links gleich rechts. Wenn man nur auf die Gemeinsamkeiten blickt, geraten die relevanten Unterschiede doch sehr schnell aus dem Blickfeld.

    3. „Manche zitieren gern Mussolini, dass Faschismus die Verschmelzung von Staat und Konzernen sei. Aber auch ein kommunistischer Staat, der die Produktionsmittel sozialisiert, verschmilzt gewissermaßen mit den vorher privaten Konzernen. “

      Der Unterschied:
      Im Kommunismus hat der Staat das Sagen, die Konzerne unterliegen seinem Befehl, bzw. Plan. Der Gewinn geht an den Staat.

      Im Faschismus wird der Staat zum Diener der Konzerne, die Gewinne streicht der Konzern ein, der Staat ist zuständig für die Verluste, bzw Investitionen, die aus Steuergeldern garantiert werden. Der Staat hängt am Gängelband der Konzerne. Folgerichtig müssen die arbeitenden Menschen ausgebeutet werden, denn die Gewinne der Konzerne sind nie genug. Im Zuge der Ausbeutung sind natürlich totalitäre Maßnahmen nötig, genauso wie das Aufzeigen von Sündenböcken, um die Wut und den Frust der Massen abzulenken….

      Inzwischen hat die Bezeichnung „Faschismus“ doch eher einen schlechten Klang, besonders nach dem Flop von ´45. Verschwunden ist diese Idee natürlich nicht, also hat das Kind einen neuen, chicen Namen bekommen. Es heißt jetzt PPP für private public partnership. Mussolini war kein Idiot, der wußte schon wovon er sprach !

      1. @ Luisa
        Sie verweisen völlig zu Recht darauf, dass ein wesentlicher Unterschied in dieser Verschmelzung darin besteht, welche der beiden Seiten im Anschluss die Oberhand behält. Aber genau diese Unterscheidung wird von Benito in seinem Zitat eben nicht vorgenommen, so dass ich mein Urteil zu seiner Aussage aufrecht halte.
        Fakt ist aber (und vermutlich können wir uns hierauf einigen), dass der Faschismus stets bereit war, sich der Kapitalfraktion als willfähriger Handlanger anzudienen.

        1. „Aber genau diese Unterscheidung wird von Benito in seinem Zitat eben nicht vorgenommen,“

          Wie gesagt, der Benito war zwar brutal, aber nicht blöde. Hätte er seinen Anhängern gesagt wohin der Hase läuft, wären die schnell weg gewesen. Ich bin der Meinung, daß die vermeintliche „Ähnlichkeit“ zum Kommunismus ganz bewußt geframed wurde. Auch Hitler hatte ja den Sozialismus im Namen, wohl wissend, daß die Menschen ihn eben nicht gewählt hätten, hätte er die Wahrheit über seine Pläne verkündet.

          Bei der Gelegenheit empfehle ich gerne sich die Vertreter „unserer Demokratie(TM)“ ganz genau anzuschauen und anhand ihrer Taten zu beurteilen…. Auch Nordkorea nennt sich „Demokratische Republik“ !

  8. Durch was unterscheidet sich denn ein Neoliberaler vom Faschisten?
    Die Übergänge sind fließend. Wenn Trump spricht dann wechselt das oft mitten im Satz.
    Die Lüge fängt doch da an, wo der Westen behauptet, Europa vom Faschismus befreit zu haben und dabei unterschlägt, wer diese Regime gesponsert hat.
    Mussolini hat aus London monatlich 7000 Pfund Sterling erhalten bevor er an die Macht kam. Der Faschismus ist doch einfach nur die militante Form des Wirtschaftsliberalismus.
    Ob man einen BlackRock Merz oder eine Goldman & Sacks Weidel als Faschisten bezeichnen soll, da bin ich ehrlich gesagt überfragt, aber das macht real auch gar keinen Unterschied, wenn es um den 3 Weltkrieg geht.
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=132027

    1. Durch was unterscheidet sich denn ein Neoliberaler vom Faschisten?

      Also mal ganz verkürzt runtergebrochen:
      Neoliberal: Ich habe die Freiheit und das Recht, dir alles zu nehmen, und was dann aus dir wird, ist mir egal.
      Faschistisch: Wir haben Recht, ihr seid tot und euer soll unser sein.

      1. Man könnte auch sagen heute (im Gegensatz zu früher) muss niemand mehr physisch umgebracht werden um Tot (handlungsunfähig) zu sein.

        Übrigens ein guter Gradmesser wie Totalitär eine Gesellschaft ist die vor psychischer Gewalt nur so strotzt.

    2. Der oder die Neolibearale sind einfach nur „Faschisten im Schafspelz“.

      Neoliberalismus ist die Vorstufe des Faschismus in der die ersten Rechte aufgeweicht werden um damit mehr Kapital aufzusaugen und politische Bedingungen zu schaffen die dann den völligen Faschismus einleiten. Als solches beschreibt der Neoliberalismus die Phase der Unterwanderung eines demokratischen Staates durch die Faschisten.
      Wobei die neolibearlen Akteure der Politik genau so wie im Faschismus eine Agentur der eigentlichen Faschisten darstellen, die meißt im Hintergrund bleiben und Ihre Agenten dafür mit Reichtum und Einfluss ausstatten..

      Mfg Makrovir

  9. Es gibt keine allseits anerkannte Faschismus-Definition, oder? Hierzulande pflegt man linkerhand die nationalsozialistische Ausprägung des Faschismus nach 1935 als DEN Faschismus hinzustellen. Dabei gab es nicht nur viele Faschisten sondern auch dutzende Faschismen. Ist ja keine in sich geschlossene Ideologie, oder?
    Viel interessanter als die Auseinandersetzung mit dem Begriff Faschismus ist die Auseinandersetzung mit den Methoden des Faschismus. Und da wird es interessant, denn es wird schnell klar, dass das Faschistoide in unserer Gesellschaft zunehmend an Akzeptanz gewinnt. Überraschenderweise allerdings vor allem in jenem gesellschaftlichen Spektrum, das sich selbst als antifaschistisch definiert. Ausgrenzen, wegsperren, jagen, schlagen, kennzeichnen, terrorisieren, ausbürgern, Rechte entziehen, Kontaktschuld herstellen, sogar Forderungen nach Aufrüstung zur Bekämpfung der russischen „Faschisten“- ließe sich fortsetzen – alles ganz offizielle Methoden des zeitgemäßen „Antifaschismus“. Mir macht das schon ein wenig Sorge.

    1. Es gibt keine allseits anerkannte Faschismus-Definition, oder?

      Es gibt kein Synonym. Da der Begriff eine politische Strömung benennt und einzelne Faktoren individuell bewertet und gewichtet werden, werden auch Definitionen anders formuliert. Bisher im Forum gut zu verfolgen.

      Demnach wäre die Antwort „nein“.

      Und seien Sie beruhigt, wenn menschliches Verhalten Ihnen nie Grund zur Sorge wäre, dann sollten Sie sich wirklich Sorgen machen.

  10. Dimitrow 1935: „Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“.

    Mir fallen zu dem Begriff folgende Wesensmerkmale ein, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können:

    – Führerfigur mit dem dazugehörigen Personenkult
    – EIN Volk (biologisch interpretiert)
    – Ungleichwertigkeit der Menschen, ausgeprägtes Freund-Feind-Denken und Vernichtungsabsichten gegen „Gegner“
    – Rechtfertigung von Gewaltanwendung gegen zuvor definierte Gegner auch im Inneren („domestic terrorism“)
    – Gleichschaltung von Justiz und Medien

    1. Deine „Wesensmerkmale“ könnte einer umstandslos den real existierenden Demokratien entnehmen, wenn man von dem „biologisch interpretierten Volk“ absieht, welch Letzteres nicht verwundern kann, denn da handelt es sich um eine Legende.
      Historischer Kern der Legende ist die „Untermenschen“-Propaganda der Nationalsozialisten VOR der Machtergreifung, aber schon die war sekundär, nämlich abgeleitet von der „Volk und Raum“-Ideologie, die den Zugriff auf osteuropäische Staatsgebiete propagieren und rechtfertigen sollte. Nach der Machtergreifung blieb davon nur Rechtfertigung der Eliminierung der slavischen Bevölkerung von den eroberten Territorien.
      Auch in Bezug auf die Judenfeindschaft und die Judenvernichtung taugt die „biologische Interpretation“ nicht, denn die Nazis waren sich bestens im Klaren, daß „Juden“ „biologisch“ unfassbar sein würden, es handelte sich in D. mehrheitlich um unstrittig alteingesessenere Bevölkerung, als die große Masse eingewanderter Slaven, namentlich in den rheinischen Industriegebieten und ihrem Umkreis, die zu „Untermenschen“ zu erklären sich die Nazis gehütet haben.
      Stattdessen haben die Nazis den Juden die Diaspora und die religiöse Verfolgung kulturrassistisch zur Last gelegt, sie seien „ein Volk ohne Staat“ und daher in ihrem religiös-tribalen Verbund „(ein)geborene Volks- und Staatsschädlinge“. Es ändert nichts, daß die Judengesetzgebung eine biologistische Definition „des Juden“ zur Grundlage nahm – was hätten sie zur Abgrenzung anderes nehmen sollen?

      Wenn ich es sehr genau nehme, stimmt auch die „Ungleichwertigkeit des Menschen“ nicht, oder, insofern das Kriterium stimmt, trifft es die Demokratien nicht weniger. „Volksdeutsche“ hatten sich in Loyalität zu „Reich und Führer“ auszuweisen, Punkt. Erst wenn – was nicht eben selten vorgekommen ist – der hochdekorierte Truppenführer mit Umgehung von Befehlen, zynischen Bemerkungen oder anderen Widersetzlichkeiten auffiel, die den politischen Offizieren als eine Gefahr für die „Moral der Truppe“ erschien, „entdeckte“ man die jüdische Verwandschaft oder den kommunistischen Cousin oder sonst einen Schandfleck, so, wie man heute zweifelhaften Verkehr mit dem „Feind“ oder anderen suspekten Individuen „entdeckt“, was ja nix Neues ist, diese Tradition ist seit 1945 ungebrochen.

      Ich schreibe das jetzt auch mit Blick auf „Zack“, denn der pflegt allem Anschein nach auch einen Larifari-Faschismus“begriff“, der auf alles anwendbar ist, was dem Autor nicht passt, und von dem jeder zu exkulpieren ist, den der Autor nicht – oder nicht zum gegebenen Zeitpunkt – antasten will.

  11. Nun muss die geschichtliche Situation gesehen werden. Nach 1917, der Oktoberrevolution in Russland, befürchteten die westlichen Eliten eine ähnliche revolutionäre Situation. Das nun hat Mussolini verhindert, er hat den Kapitalismus gerettet. Die Klassen wurden nicht abgeschafft, sondern sollten Freundschaft schließen. Die unteren Klassen sollten den oberen zujubeln, worauf diese, hiervon gerührt, einen Centimo meht Lohn zahlen würden. So etwa.
    Wirklich spaßig war das nicht. Wer wissen will, wie es im Italien Mussolinis zuging, sollte den Roman von Eric Ambler „Anlass zur Unruhe“ lesen. Er spielt 1937, auf dem Höhepunkte seiner Macht. Er hatte versucht, die Mafia in seinen Geheimdienst zu integrieren und diese OVRA verstand nun überhaupt keinen Spaß. Einige Mafia-Familien wollten das nicht und wanderten in die USA aus. Die Corleones waren echte Demokraten.
    Es endet mit einem Professor, der den Verstand verloren hat, weil er der Ideologie nicht entsprechen wollte. Welchr durchaus religiöse Züge trug. Wenn man das liest, dann ist der Faschismus in den USA doch vergleichsweise harmlos. Alles was recht ist.
    Der italienische Faschismus war, wie der spanische, nicht antisemitisch. Diese beiden hatten das Militär hinter sich und somit das Gewaltmonopol. Hingegen der deutsche, der kroatische, der ukrainische und der rumänische Faschismus hatten das Militär nicht hinter sich. Sie brauchten gewalttäige Truppen wie etwa die deutsche SA. Und wer Gewalttäter braucht, sät Judenhass. Daran hat sich heute nichts geändert. Wie erklärt man Hamas, Hisbollah und Huthis? Genau so.

      1. Nu ja, Du hast mir nicht widersprochen. Das springt ins Auge, nicht?

        Das mit dem Russenhass ist eine andere Geschichte. Da war um 1990 herum eine regelrechte Gorbimania. Die Deutschen wollten Frieden und Freundschaft mit Russland. Dann wurde Russland von oben herab regelrecht dämonisiert. Was natürlich Wirkung zeigte. Aber doch auf sehr moderater Ebene. Es gibt keine antirussischen Demos, obwohl die Obrigkeit das gern sähe. Und auch keinerlei Feindseligkeit gegen Russlanddeutsche. Im Gegensatz…

  12. Die grundlegende Schwäche des Begriffs „Faschismus“ besteht darin, dass es nie ein allgemeinwissenschaftlicher Fachbegriff war, sondern stets nur ein Begriff – genauer gesagt sogar ein Kampfbegriff – eines bestimmten politischen Lagers. Das gilt für alle Versuche, den Faschismusbegriff als Charakterisierung bestimmter politischer Verhältnisse ins Allgemeine zu überführen und ihn von seinem ganz konkreten und tatsächlich vorhandenen Ursprung im Italien unter Mussolini zu lösen. NUR für die konkrete historische Situation der 1920er und 1930er Jahre taugt der Begriff.

    Begriffe wie „Monarchie“ oder „Diktatur“ sind hingegen allgemein anerkannt und über die weltanschaulichen Lager hinweg zeitlos verwendbar, auf den Begriff „Faschismus“ trifft das aber eben gerade nicht zu.

    Jeder, der diesen Begriff heute noch verwendet, zählt sich selbst zu einem weltanschaulichen Lager, wird für andre als voreingenommen erkennbar und WILL deshalb auch gar NICHT objektiv sein.

    Fazit:
    Ein längst wertlos gewordener Begriff, der nur noch zur Beschreibung historischer Dinge geeignet ist.

    1. Die grundlegende Schwäche des Begriffs „Faschismus“ besteht darin, dass es nie ein allgemeinwissenschaftlicher Fachbegriff war, sondern stets nur ein Begriff – genauer gesagt sogar ein Kampfbegriff – eines bestimmten politischen Lagers. Das gilt für alle Versuche, den Faschismusbegriff als Charakterisierung bestimmter politischer Verhältnisse ins Allgemeine zu überführen und ihn von seinem ganz konkreten und tatsächlich vorhandenen Ursprung im Italien unter Mussolini zu lösen.

      Herr Wirth will uns mal wieder das Denken ausreden, das nunmal auf Begriffe (Begriffe sind immer Allgemeinbegriffe; Genus proximum et differentia specifica) angewiesen ist.
      Wie wär’s denn , wenn wir beispielsweise auch den Begriff des Liberalismus ausschließlich der Zeit John Stuart Mills in England vorbehalten? Wir verzichten einfach komplett auf Begriffe und verwenden die Ismen nur noch in der Art von Namen. In der DDR hätte dann beispielsweise der SEDismus geherrscht.

      Was den angeblichen „Kampfbegriff“ des Faschismus anbelangt, so führe ich diesbezüglich mal kurz die in Werner Masers „Frühgeschichte der NSdAP“ enthaltene Empirie an (S. 355f):
      „Mussolinis geglückter »Marsch auf Rom« Ende Oktober 1922 verlieh Hitler besonderen Schwung und erfüllte auch seine Anhanger mit eindeutigen politischen Hoffnungen. Es breitete sich die Vorstellung aus, daß ein solcher „Marsch“ eventuell auch in Bayern Erfolg haben könnte. Bereits am 18. September 1922, kurz nachdem Luedecke _auf Hitlers Weisung_ (!!) mit Mussolini zusammengetroffen war, …“
      „Wenige Tage nach Mussolinis Staatsstreich (Ende Oktober 1922) in Italien hatte auch Deutschland für die Nationalsozialisten seinen „Mussolini“. Hermann Esser, der Hitler Ende Juli 1921 öffentlich als „Führer“ der NSDAP vorstellte, schuf auch den „deutschen Mussolini“. „Deutschlands Mussolini heißt Adolf Hitler“, rief er am 3. November 1922 im Hofbräuhausfestsaal, und von dieser Stunde an war dieser Vergleich aus der Politik nicht nur in Bayern nicht mehr wegzudenken. Bereits am
      20. November 1922 wurde Hitler auf einem Versammlungsplakat der NSDAP als „Unser Führer Adolf Hitler“ bezeichnet. Sowohl für rechtsextreme Gesinnungsfreunde als auch für politische Gegner war Hitler zum Führer aller deutschen „Faschisten“ geworden. …“

      Kurz: Ohne selbst eine „Definition des Faschismus“ parat zu haben fanden die in statu nascendi befindlichen Faschisten der 1920-er Jahre instinktiv zueinander – etwa so wie Musk, der im Überschwang instinktiv Trumps Amtseinführung mit einem ausgestreckten Arm feierte – und kopierten Bezeichnungen (Duce – Führer), Symbole („römischer Gruß“ – Hitlergruß) und Aktionen (Märsche auf die Hauptstadt etc.) voneinander.

      1. Ja und?
        Was Sie schreiben, scheint ja alles zutreffend zu sein, doch folgt daraus noch keineswegs, dass der Begriff „Faschismus“ über die damalige Zeit hinaus noch sinnvoll ist.

        Übrigens muss man an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Mussolinis Faschismus und Hitlers Nationalsozialismus auch einige wichtige Unterschiede hatten. Der wichtigste ist meines Wissens sicherlich der in Italien nahezu fehlende Rassismus und Antisemitismus.
        War es nicht (der linksliberale) Sebastian Haffner, der in seinen „Anmerkungen zu Hitler“ sogar geschrieben hatte, dass Hitler kein Faschist im Sinne Mussolinis gewesen sei … ?!?! Mir ist so. Dass Hitler den Mussolini bewunderte, muss dazu keinen Widerspruch darstellen.

        Da Sie auch den Begriff „Liberalismus“ ansprechen:
        Ja, auch dieser Begriff hat sich überlebt und sollte nur noch historisch verwendet werden. Man könnte hier darauf verweisen, dass echter Liberalismus im Grunde immer nur dann möglich ist, wenn er als Freiheitsbewegung gegen noch existierende(!) machtvolle ältere Strukturen besteht und wirkt. Ein herrschend gewordener Liberalismus – der heutige Zustand – verliert das Liberale, wird ein Widerspruch in sich und verwandelt sich in etwas anderes. Liberalismus braucht den Gegenpol oder er hört auf zu sein.

        1. Liberalismus war und ist die Freiheitsbewegung der Begüterten gegen den jeweils aktuellen oder möglichen zukünftigen Souverän zum Schutz ihres Eigentums – früher gegen die Monarchie, heute gegen den demos; deshalb ist der Begriff immer noch aktuell.

          1. @Bernd Neves

            Eine interessante Antwort. Im Grunde könnte ich Ihnen zustimmen („Freiheitsbewegung der Begüterten“), doch möchte ich anmerken, dass wir heute mit dem „demos“ eben keinen machtvollen Gegenpol zum herrschend gewordenen(!) Liberalismus haben. Die Begüterten haben daher überhaupt keine Freiheitsbewegung mehr nötig. Der heutige „demos“ ist doch hinsichtlich seiner Macht nicht mal ansatzweise mit den Staatsapparaten der Monarchien des 19. Jahrhunderts vergleichbar!

            Insofern ist der Gegensatz zum demos zwar real, aber nicht dergestalt, dass der verwandelte und nun herrschende Liberalismus in seiner Herrschaft merklich beschränkt wird.

            Das immer wieder neu Irritierende ist für mich, dass wir es mit einem neuen System zu tun haben, dass sowohl kapitalistische als auch sozialistische Züge hat und verblüffend stark dem ähnelt, was in den 1970ern als Stamokap bezeichnet wurde. Man betrachte nur die Höhe der Staatsquote, das Ausmaß staatlicher Eingriffe und regelrechter Planungsmaßnahmen in die Wirtschaft (aktuelle Beispiele Energiewirtschaft und Fahrzeugherstellung), den Konzentrationsgrad innerhalb der Wirtschaft, das Sterben des unteren Mittelstandes), die Zunahme volkserzieherischer Eingriffe, die Zunahme autoritären Handelns u.a.m.

            Nun kann man natürlich fragen, welchen Namen wir diesem herrschend gewordenen nicht mehr liberalen Pseudoliberalismus geben?

            Keine leichte Frage. Der Begriff „Faschismus“ ist dafür m.E. aber völlig ungeeignet, denn sowohl die Verhältnisse als auch die Herrschaftstechniken und Zielsetzungen der heute Herrschenden sind nicht gleich.
            Gleichwohl kann ich verstehen, wenn jemand, der weit links steht, sich für diesen Begriff entscheidet, denn aus seiner Sicht ist die Bündelung von Staatsmacht und Wirtschaftsmacht ja das absolut wichtigste Merkmal.

            Es gibt ja eine ganze Reihe von Vorschlägen, von „Stamokap“ über „Milliardärssozialismus“ bis hin „totalitärem Postliberalimus“ oder „totalitärer Technokratie“.

            Eines dürfte allerdings klar sein: Mit „liberal“ hat das alles nichts mehr zu tun!

  13. Auf die Frage, wasx für ihn Faschismus ist, sagte ein gewisser Benito Mussolini: Faschismus, das ist die Einheit von Staat und Kapital!
    Was daran jetzt verschwommen sein soll, nur weil hier heute Faschismus als Demokratie bezeichnet wird, ist mir irgendwie nicht wirklich klkar. Außer man befreit Worte von der Realität, so wie mit der Vervielfältigung der 2 Biologischen Geschlechter.
    Aber Leute die sich auf so einem Unterirdischen Niveau befinden, nimmt doch sowieso niemand mit Verstand Ernst.
    Ach ja, als sozusagen Erfinder des Faschismus sollte man einfach auf die Worte von Mussolini vertrauen und nicht dem unzähligsten Wiederkäuer hinterherlaufen, der zu dumm ist etwas grundsätzliches zu definieren und deshalb versucht bei solchen Begriffen wie Faschismus deren Sinn zu Entstellen.
    Pseudointellektuelle werden solche Leute auch genannt.

    1. Auf die Frage, wasx für ihn Faschismus ist, sagte ein gewisser Benito Mussolini: Faschismus, das ist die Einheit von Staat und Kapital!

      Soweit ich mich erinnere, lautete die Definition: Faschismus, das ist die Einheit von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.
      Aber jedem das seine; hier auf dieser linksversifften Plattform bzw. des Kommentariates muss – wenns um das Böse an und für sich geht – immer zumindest das Wort „Kapital“ dabeisein.
      Von daher ist „Einheit von Staat und Kapital“ voll tauglich für hier.

      1. Es gibt Kommentatoren, die sich sachlich um eine Klärung bemühen und nicht ausfallend werden. Tja, und dann…

        …gibt es noch Sie, Enrico.

  14. @Wolfgang Wirth & @yat

    Beiden Kommentaren kann ich etwas abgewinnen, allerdings sind sie irgendwie verallgemeinernd und ziellos belehrend.
    Da ich mich hier heute mehrfach beteiligt habe, weiß ich nicht, ob auch ich über Bande adressiert bin.

    Naja, wer zu spät kommt, der erhält den Besen.
    Und wer Dumme braucht, um sich intelligent zu fühlen, der ist … keine Ahnung.

    Nix für ungut, schönen Abend.

    1. @El-G

      Ich hatte vor meinem Beitrag die anderen Kommentare gar nicht gelesen.
      Ob Sie sich angesprochen fühlen könnten, weiß ich nicht.
      Für mich ist es jetzt auch zu spät am Abend, um noch mehr zu lesen.

      Was @ Yat über Mussolini schreibt, ist natürlich richtig. Man könnte ergänzen, dass zum Korporatismus bzw. Faschismus im Sinne von Mussolini in gewisser Weise auch noch die Kirche dazugehörte. Das ist ja heute anders. Ich glaube, man spricht auch von „Klerikalfaschismus“, obwohl der Wikipedia-Artikel hier gerade im Hinblick auf Italien von einer Sondersituation spricht.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Klerikalfaschismus

  15. Faschismus beschreibt ein Staatssystem in dem Kapitalisten (die reaktionärsten, chauvinistischten und imperialistischsten , Danke Herr Dimitrow..) sich mit der Politik verbündet haben. Das unterscheidet den Faschismus von der Oligarchie denn in der Oligarchie herrschen die Kapitalisten direkt während im Faschismus offiziell die politischen Parteien das Sagen haben. Damit grenzt sich der Faschismus eindutig ab sowohl von der Oligarchie (Kapitalisten herrschen direkt und allein) als auch von der Demokratie (Das Volk herrscht demokratisch).

    Mussolini nannte seine Parteianhänger im Volk „Fascisti“ (kleine Faschisten) was sehr deutlich auf eine Klassenstruktur innerhalb der Faschisten hinweist. Der Faschismus ist immer darauf ausgelegt die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter zu beschränken und mit zunehmend diktatorischen Maßnahmen das Kapital der Menschen und des Staates aufzusaugen und dieses in den Bankhäusern der Faschisten zu konzentrieren. Lügen und Rassismus sowie die immer stärker spürbare Not und die Gewalt in der Gesellschaft (Totalitarismus) sind nicht der „Faschismus“ an sich sondern lediglich ein Mittel zum Zweck der totalen Ausbeutung der Arbeiterklasse.

    Also könnte man den Faschismus wohl am ehesten als Antikommunismus beschreiben. Ein System bei dem sich die marxistischen Gegenspieler der Arbeiterklasse (Kapitalisten) mit den politischen Parteien verbünden um die Arbeiterklasse zu entrechten, zu unterdrücken und auszubeuten.

    Bei den Nationalsozialisten und unter Mussolini war der Übergang innerhalb der Parteien noch recht fließend. Es gab da sowohl Faschisten die sich offen zu Partei bekannten (Ford, Rockefeller, Bush) als auch Parteimitglieder in den oberen Rängen die selbst zu den Kapitalisten gehörten (Flick, Quandt, Olivetti). Heutzutage achtet man da mehr auf eine saubere Trennung, denn man wohl aus dem 2. Weltkrieg gelernt, dass die Politikebene eine wacklige Bühne darstellt deren Darsteller fast das gesamte Risiko der Operation tragen. Ich frage mich deshalb manchmal ob Mussolini wohl, kurz bevor man ihn aufgehängt hat, noch klar wurde, dass auch er nur ein „kleiner Faschist“ war.

    Technisch kann man sagen das der Faschismus ein Konglomerat aus Politik Industrie und Banken darstellt. Wobei die Politik dafür sorgt, dass die Fabriken der Faschisten im Markt bevorzugt werden und die Banken das Geld welches man aus der Arbeiterklasse presst dann international verteilen, wodurch der Faschismus auch eine internationale Wirkung erlangt. So hat England z.B bis 2006 an seinen Land-Lease Schulden für den 2.Weltkrieg abbezahlt und das an die gleichen Bankhäuser die vorher auch Geld für den Aufbau von Nazi-Deutschland bereitgestellt haben. Somit wirkt der Faschismus global und er wirkt auch lange nach. Denn die Faschisten konnten international,aufgrund der Kriegssituation, überall auf der Welt Gesetze und Regeln schaffen die Ihnen bis heute ihre Macht und Gewinne garantieren.

    Deshalb ist es so wichtig das man die Faschisten korrekt benennt. Denn nur damit wird die logische Verbindung zwischen Marxismus und Antifaschismus deutlich und eindeutig belegbar. Das man den Begriff heute so verwässert und verschleiert, grade in Deutschland. Das liegt meiner Meinung nach daran das diese Faschisten hier in deutschland fast alle nicht oder kaum bestraft wurden. Im Gegenteil sie durften bald schon wieder das Wirtschaftsgeschehen bestimmen und wieder unterwanderte man langsam die demokratischen Parteien und den Staat. Damit diese ungeheuerlichkeit nicht so auffällt, verwässert man den Faschismusbegriff bis zu seiner Unkenntlichkeit.

    Bedenken muss man dabei auch, dass die Faschisten natürlich immer versucht haben ihre Kreise möglichst Geheim zu halten. Damals waren viele der Dinge die wir mittlerweil aus Archiven oder von Zeitzeugen wissen den meisten noch nicht bekannt. In Deutschland war dieses Thema jahrelang völlig Tabu, auch weil es damals viele Nazis wieder in die Ränge des neuen Staates geschafft hatten. Es gab deshalb in Deutschland immer schon ein gewisses Interesse daran diesen Begriff zu verschleiern und zu verwässern weil man ansonsten ja mit der brutalen Wahrheit konfrontiert gewesen wäre.

    Mfg Makrovir

    1. Als kleinen „History Buff“ zu dem Thema kann man sich mal die Doku von Mark Felton anschaun, die sich mit einigen historischen Fakten der Nazi Geldwäsche auseinandersetzt.

      Eigentlich kann man heute über den zweiten Welkrieg sagen, dass es die Faschisten waren, die ihn gewonnen haben. Verloren haben die Menschen in allen Nationen die sich am Krieg beteilligten oder dazu gezwungen wurden. Manche mehr, manche weniger aber letztendlich mussten alle Ihren Tribut an die Faschisten bezahlen..

      Mfg Makrovir

  16. Die Amerikaner!
    Ein politisch, geografisch und historisch ungemein gebildetes Volk!
    Als meine verstorbene Frau ihre Cousine in den USA besuchte, wurde sie ernsthaft
    gefragt, aus welchem Deutschland sie denn käme, aus West-,Ost- oder Nazideutschland!
    Selbst das politische Amerika wirft mit Begriffen wie Kommunismus und Sozialismus um sich, ohne überhaupt zu wissen, was das ist, die scheinen nicht die geringste Ahnung zu haben!
    Wie sollen die dann wissen, was Faschismus ist??

  17. Interessant, dass bei der Faschismus-Debatte nirgends von Militarismus und Gleichschaltung die Rede ist. Wenn man einen gemeinsamen Nenner aller historischen Faschismen (von Mussolini über Franco und Stalin bis Hitler) finden will, so ist es doch der Militarismus in Formen und Strukturen, sowie die Gleichschaltung von Sagbarem in Medien bis ins Private mittels Manipulation und Bespitzelung. Dass ausgerechnet die selbsternannten Antifaschisten Meldestellen für Meinungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze einführen und Kriegstüchtigkeit samt Feindbildern medial zum Mainstream-Programm machen, ist schon Realsatire.

    1. Ausgehend von meinem obigen Kommentar muss Ich Ihnen sogar recht geben.

      Auch Ich habe die gleichschaltung der Medien nicht erwähnt genauso wie den Militarismus. Aber ohne Zweifel haben die Faschisten die Medien auf einen Meinungskorridor verengt und das Militär aufgebaut und genutzt.

      Das Ich diese Taten nicht als explizit faschistisch sehe liegt zum ersten daran, dass auch Könige, Oligarchen und Despoten genau das selbe tun und getan haben. Ein König, Oligarch oder Despot ist aber nicht zwingend auch ein Faschist. Erst durch die Bündelung der Zwangsherrschaft mit der Industrie und dem Bankwesen wird aus der Diktatur ein Faschismus. Während der Oligarch vor allem seine eigene Position und den Lebensstil sichern will geht der Faschismus weiter, denn er trachtet nach der Ausbeutung des gesamten Volkskörpers er trachtet weniger nach der persönlichen Macht sondern nach der maximalen kapitalistischen Ausbeutung auch durch Methoden wie Sondersteuern und Zwangsarbeit. Es ist genau diese unseelige Maschinerie aus Banken, Industrie und Zwangsherrschaft die den Faschismus ausmacht.

      Insofern sind auch die Medien und das Millitär hier nur Mittel zum Zweck der Ausbeutung und Versklavung der Bevölkerung. Natürlich brauche Ich das Milllitär wenn Ich Leute zu Zwangsarbeitern machen will. Und auch die gleichschaltung der Medien dient dazu, dass dabei niemand aus der Reihe tanzt. Insofern ist es zwar korrekt das ein faschistisches System zu diesen Methoden greifen wird. Allerdings sind sie kein besonderes Merkmal des Faschismus sondern werden in jeder Form der Zwangsherrschaft angewandt. Auch die Bauern im Mittelalter wurden mittels religiöser Gleichschaltung und dem Millitär unter Kontrolle gehalten. Deshalb würde Ich die Kirche nicht als Faschistische Organisation bezeichnen auch wenn sie oft eine Ähnliche Funktion für die Herrschenden einnahm wie die Presse heute.
      Deshalb ist es wichtig den Begriff des Faschismus nicht zu verallgemeinern sondern Ihn zu schärfen und zu präzisieren, denn ansonsten ist jeder ein Faschist..

      Stalin war dehalb auch kein Faschist, da er nicht dem faschistischem Block angehörte. Stalin war ein blutiger Diktator und hatte wenig Skrupel. Aber er war halt kein Faschist. Auch Russland wurde gezwungen seinen Tribut via „Lend-Lease“ an die Bankhäuser der Faschisten zu Zahlen.

      Dass ausgerechnet die selbsternannten Antifaschisten Meldestellen für Meinungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze einführen und Kriegstüchtigkeit samt Feindbildern medial zum Mainstream-Programm machen, ist schon Realsatire.

      Das liegt meiner Meinung halt genau daran, dass die Leute vergessen haben was Faschismus eigentlich ist und wer die Faschisten waren und sind..

      Mfg Makrovir

  18. Ich glaube es war Max Horkheimer, der einmal gesagt hat, dass, „wer über den Kapitalismus nicht reden will, der sollte auch vom Faschismus schweigen“

    Damit ist klar, dass der Faschismus seine Wurzeln im Kapitalismus hat. Es war Adolf Hitler, der der versammelten Manschaft des deutschen Monopolkapitalismus 1932 in der Düsseldorfer Villa des Sektfabrikanten Henkell versprochen hat, den Bolschewismus ein für alle mal auszurotten. Damit ist klar, dass Antikommunismus, Gewerkschaftsfeindlichkeit, Gleichschaltung der Medien und Rassismus die Hauptwesensmerkmale des Faschimus sind. Auschwitz war nicht nur ein Vernichtungslager, sondern die Kapitalisten hatten in den dort angesiedelten Fabriken wie IG-Farben einen riesigen Pool an billigsten Arbeitskräften, die man, wenn sie zur Ausbeutung nicht mehr getaugt haben, rücksichtslos umgebracht hat. Lebend sollte niemand mehr das Lager verlassen.

    Wie weit ist der Faschismus in Deutschland heute schon vorbereitet?

    Die Gleichschaltung der Medien ist weitgehend vollzogen

    Die deutsche Armee (Bundeswehr) hat gerade in Berlin eine Bürgerkriegsübung veranstaltet

    Polizeiliche Aufgaben werden zunehmend der Bundeswehr übertragen (Drohnenabwehr)

    Arbeitsdienst, d.h. Zwangsarbeit wird selbst von SPD und Grünen und Teilen der Linken gefordert, nennt sich diesmal nur soziales Pflichtjahr, das gab es zuletzt im Dritten Reich

    Wer keine deutsche Staatsangehörigkeit hat, ist dem Ausweisungsterror von AfD, Freien Wählern, CDU und CSU gnadenlos ausgeliefert. Selbst in von Faschisten regierten Ländern wie Afghanistan, Türkei oder Syrien wird abgeschoben

    Militarismus wird schon in die Köpfe der Kinder durch Schulveranstaltung der Bundeswehr eingehämmert

    Ein Bundeswehrgelöbnis fand mit Billigung der in NRW mitregierenden Grünen in aller Öffentlichkeit vor dem dortigen Landtag statt, wofür exklusiv auch ein Panzer aufgefahren wurde

    Der parlamentarische Arm des Faschismus sitzt mittlerweile im Bundestag, der Pöbel, der die Drecksarbeit wie damals die SA übernehmen soll, darf mittlerweile in Dortmund, Essen und anderswo unter wohlwollender Begleitung der Polizei mit Nazi-Parolen auf der Strasse demonstrieren.

    Die Partei, deren Mitglieder und Funktionäre ja keine Faschisten sein wollen, wird wie damals die NSDAP, mit Millionenspenden von Milliardären (Conle, Müller Milch) hochgepäppelt.

    Der Kapitalismus trägt den Faschismus mit sich wie die Wolke den Regen, ohne die rigorose Abschaffung des Kapitalismus wird die Gefahr des Faschismus nie gebannt!

    1. @AlterSchwede

      „Ich glaube es war Max Horkheimer, der einmal gesagt hat, dass, „wer über den Kapitalismus nicht reden will, der sollte auch vom Faschismus schweigen“

      Aha, hat der alte Horkheimer gesagt.
      So so. Na und??

      Der ist doch keine unabhängige und seriöse Kapazität !!
      Sie reden wie ein linientreuer Kommunist.

  19. Über Definitionen lässt sich trefflich streiten. Aber warum sich dabei auf die oben behandelten Ismen beschränken? Werden nicht seit Jahrzehnten auch Begriffe wie z.B. „freedom“, „democracy“, „human rights“ oder „Völkerrecht“ landauf landab zur Rechtfertigung ihres glatten, zerstörerischen Gegenteils (Krieg, Krieg, Krieg) be- & abgenutzt? Hat man sich etwa nicht allenthalben längst daran gewöhnt, wie die übelsten Massenmörder unter humanstem Fortschritts-Gesäusel ungebremst ihre (totalitäre) Macht konsolidieren und ausweiten, rund um den Erdball? – Die Beschäftigung mit definitorischen Spitzfindigkeiten in allen Ehren – aber unterliegt sie nicht jeden Tag, jede Stunde millionenfach dem journalistischen Sprechen mit seinem verkürzenden, emotionalisierenden Schlagzeilen-Jargon? Letztlich sind es doch (Tot-)Schlagzeilen und nicht intellektuelle Differenzierungen, die „definieren“, was in den Köpfen hängen bleibt und am Stich-(„Wahl“-)Tag im „Wähler“-Gemüt höchst wirkmächtig seine „Wahl“-Entscheidung in die „richtige Richtung“ lenkt: ein emotional wallendes Kuddelmuddel von Halb-, Viertel- und Hundertstel-Begrifflichkeiten.

  20. Über Definitionen lässt sich trefflich streiten. Aber warum sich dabei auf die oben behandelten Ismen versteifen? Werden nicht seit Jahrzehnten auch Begriffe wie z.B. „freedom“, „democracy“, „human rights“ oder „Völkerrecht“ landauf landab zur Rechtfertigung ihres glatten, zerstörerischen Gegenteils (Krieg, Krieg, Krieg) be- & abgenutzt? Hat man sich etwa nicht allenthalben längst daran gewöhnt, wie die übelsten Massenmörder unter humanstem Fortschritts-Gesäusel ungebremst ihre (totalitäre) Macht über uns konsolidieren und ausweiten, rund um den Erdball? – Die Beschäftigung mit definitorischen Spitzfindigkeiten in allen Ehren – aber unterliegt sie nicht jeden Tag, jede Stunde millionenfach dem journalistischen Sprechen mit seinem verkürzenden, emotionalisierenden Schlagzeilen-Jargon? Letztlich sind es doch (Tot-)Schlagzeilen und nicht intellektuelle Differenzierungen, die „definieren“, was in den Köpfen hängen bleibt und am Stich-(„Wahl“-)Tag im „Wähler“-Gemüt höchst wirkmächtig seine „Wahl“-Entscheidung in die „richtige Richtung“ lenkt: ein emotional wallendes Kuddelmuddel von Halb-, Viertel- und Hundertstel-Begrifflichkeiten.

  21. Der Begriff „Faschismus“ ist für jede objektive Benutzung völlig verbrannt. Da gebe ich denen Recht hier, die das auch festgestellt haben.

    Wenn man sich wenigstens auf den eigentlichen Begriffsinhalt einigen könnte, der von „Fascie“, „Bündel“, abgeleitet ist und bei Mussolini, dem meines Wissens Namensgeber, angeblich als die Einheit, also Bündelung, von Staat und Kapital bedeutete (siehe auch einige Vorposter). Natürlich wird auch immer auf das Liktorenbündel verweisen und das mag historisch auch zutreffend sein.

    Aber genauso zutreffend oder sogar noch besser ist die Definition, dass Faschismus die Bündelung (Einheit, Gleichschaltung) aller möglichen gesellschaftlichen Kräfte bedeutet. Denn genau so sah der Faschismus des „3. Reiches“ aus – und genau so wird heute versucht, Staat und Gesellschaft zu vereinnahmen. Bei „Corona“ ist es schon einmal perfekt gelungen bis hin zur Kriminalisierung und Verfolgung von Gegnern – und es ist heute schon wieder – und noch durchschlagender in der Vorbereitung.

    Die Reklame-, Werbungs- und PR-sedierte Gesellschaft sieht nur noch das, worauf gezeigt wird – und frisst auch jeweils genau die Deutung davon, die „von oben“ angeordnet wird.

    Bei der Gelegenheit mal etwas zur Bedeutung des Begriffes „Nachrichten“: das Wort bedeutet in der historischen Ursprungsbedeutung nichts anderes als das, wonach man sich zu richten habe – „Nach richten“. „Nachrichten“ sind das, wonach sich das gemeine Volk zu richten hat.

    Und genau diese Ursprungsbedeutung ist auch heute wieder gültig für das Wort. Nur nicht offiziell und sichtbar sondern hintenrum und unsichtbar gemacht. (Und wahrscheinlich war diese Bedeutung schon immer der Hintergrund, zumindest seit es von Reichen betriebene oder gesteuerte „internationale Presseagenture“ gibt.

  22. Tatsächliche Faschistenten (-führer) bzw. tatsächlich faschistische Staatsoberhäupter wurden in Europa von einem weltweit agierenden Glaubenskonzern mit aufgepäppelt , jahrzehntelang durchgefüttert und bis zum Schluss mitsamt ihrer faschistischen Theokratendiktatur am Leben erhalten. Nicht zuletzt im Interesse des ideologischen Propagandakampfes des „Wertewestens“ gegen den teuflisch antireligiösen sowjetischen Kommunismus. Aber noch mehr gegen das nicht immer atheistische , aber noch „gefährlichere“ antikapitalistische oder kapitalskeptische Gespenst eines drohenden weltweiten Sozialismus .
    Und das, obwohl man sich im Vatikan in Schaufensterpredigten stehts als Miterfinder des Europäischen Humanismus und der universellen Menschlichkeit rühmt(e).
    Eine Zusammenfassung zum real existiert habenden spanischen Faschismus bis ca. 1975 (!) findet man in diesen zwei ca. 30-minütigen (ausnahmsweise ?) mal zumindest halbwegs objektiven Sendungen bzw. Podcastfolgen des swr bzw. der ARD:

    https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:9a35e5b9e2b018ba/
    https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:cc6ed3c42c784568/

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