»Pazifistisches Denken zielt auf einen Ausbruch aus dem fatalen Teufelskreis«

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Dr. Heinz Klippert richtet sich mit seinem Buch „Frieden sichern?! Leitfaden zur Belebung pazifistischen Denkens“ gegen den neu entzündeten Bellizismus in unserer Gesellschaft und gegen die radikale Abkehr von der zurückliegenden Entspannungs- und Abrüstungspolitik der 1970er- bis 1990er-Jahre. Klippert plädiert für ein kritisches Hinterfragen dieses neuen Zeitgeistes und der damit verbundenen Kriegsrhetorik und Konfrontationspolitik und mahnt eine entsprechende Reflexionsarbeit an, die friedensstiftendes Denken und Handeln vorbereiten hilft und sich der neuzeitlichen Kriegstreiberei entgegenstellt.

Heinz Klippert im Gespräch.

 

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Redaktion: Herr Klippert, sie plädieren für eine Belebung des pazifistischen Denkens in unserer Gesellschaft. Warum gerade jetzt?

Klippert: Weil mich der erstens der neue Bellizismus in Politik, Medien und Teilen der Bevölkerung beunruhigt. Und weil ich es zweitens ziemlich skandalös finde, wie leichtfertig und arrogant seit zwei Jahren die frühere Friedensbewegung und die von ihr inspirierte Entspannungs- und Abrüstungspolitik der 1980er und 1990er Jahre in die Tonne getreten werden.  Das Unwort „Lumpenpazifist“ spiegelt diesen neuen kriegsaffinen Zeitgeist, der sich nicht nur unter Politikern und Militärs, sondern auch in der Gesamtbevölkerung erschreckend breit macht. Das bestätigen neuere Meinungsumfragen. Offenbar ist das Trauma des Zweiten Weltkrieges für viele Bundesbürger inzwischen so weit weg, dass die alten Feindbilder und Kriegsreflexe wieder hochkommen und den Primat der Kriegsvermeidung und Völkerverständigung zunehmend verdrängen. Aufrüstung und Waffenlieferungen in Krisengebiete gewinnen an Akzeptanz. Friedliche Koexistenz scheint plötzlich utopisch. Ich bedaure das sehr und denke, dass wir dringend eine Wiederbelebung des pazifischen Gedankenguts brauchen.

Redaktion: Aber zeigt nicht der Angriff Putins auf die Ukraine, dass die zurückliegende Entspannungs- und Abrüstungspolitik grandios gescheitert ist?

Klippert: Ich gebe zu, dass Putins Angriffskrieg der Friedenssicherung in Europa einen Bärendienst erwiesen hat. Eine Katastrophe! Das heißt allerdings nicht, dass die zurückliegende Entspannungs- und Abrüstungspolitik der Ära Brandt, Schmidt und Kohl deshalb falsch war. Im Gegenteil. Diese Politik hat nicht nur die deutsche Wiedervereinigung begünstigt, sondern Deutschland und Europa auch eine eindrucksvolle Friedensepoche und Friedensdividende gebracht. Abrüstung, Entspannungspolitik und ökonomische Vernetzung waren also durchaus kluge außenpolitische Schachzüge und Friedensstifter. Dass diese friedenspolitische Ära so abrupt endete, ist  höchst bedauerlich, hätte sich aber vermutlich durch eine sensiblere Nato-Osterweiterung, vertrauensbildende Absprachen zum Status der Ukraine und einen respektvolleren Umgang der USA (Nato) mit russischen Sicherheitsinteressen vermeiden lassen. Von daher taugt der Ukrainekrieg nicht, um der Entspannungspolitik den Garaus zu machen.

»Wurden Verhandlungen vor Beginn des Ukrainekrieges ernsthaft versucht?«

Redaktion: Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?

Klippert: Was ist denn die Alternative? Es wird mit Sicherheit immer wieder unterschiedliche Systemvorstellungen und Herrschertypen geben, die wir unmöglich alle auf unsere westliche Linie bringen können. Das ist eine gefährliche Hybris. De facto haben wir schon jetzt eine multipolare Welt, die beständig nach Interessenausgleich, Vertrauensbildung und respektvollen Verhandlungen mit unterschiedlichsten Regenten verlangt – auch wenn diese ideologisch und realpolitisch anders als vom Westen erwünscht gestrickt sind. Je früher, ehrlicher und flexibler das geschieht, desto besser und chancenreicher. Daher frage ich mich, warum die Regierenden der NATO-Länder gebetsmühlenartig konstatieren, dass man mit Putin nicht verhandeln könne. Wurde das vor und zu Beginn des Ukrainekrieges wirklich ernsthaft versucht? Das arrogante Blockieren der Istanbuler Kommuniqués Ende März 2022 durch England und die USA spricht auf jeden Fall dagegen. Auch im Taiwan-Konflikt müsste längst ernsthaft verhandelt werden! Verhandlungen müssen eben gewollt sein und notfalls herbeiverhandelt werden.

Redaktion: Sie plädieren für einen „reflektierten Pazifismus“ und betonen die Notwendigkeit der mentalen Kriegsprävention. Was meinen Sie damit?

Klippert: Friedenssicherung muss in den Köpfen der Menschen beginnen. Dazu braucht es Reflexion und Hinterfragen, Perspektivenwechsel und Ideologiekritik, kontroverse Diskussionen und kritische Faktenchecks, Offenheit und Kompromisssuche. Diese Reflexionsarbeit ist eine notwendige Voraussetzung für Kriegsskepsis und Friedenswillen – jene Pfeiler also, auf denen der Pazifismus ruht. Pazifistisches Denken meint eben nicht naives Gutmenschentum, wie es immer wieder kolportiert wird, sondern richtet sich ganz prioritär darauf, den Möglichkeiten der Kriegsvermeidung und des friedlichen Konfliktmanagements auf die Spur zu kommen und dadurch den Frieden vorzubereiten und nicht Kriege zu provozieren. Ziele sind also gewaltfreie Konfliktlösungen, Verhandlungen, Vertrauensbildung und weitreichende Abrüstungsmaßnahmen. Warum? Weil Militäreinsätze in aller Regel höchst menschenverachtend und ruinös sind! Man muss sich nur die horrenden Zerstörungen und Todesziffern in Afghanistan, Syrien, Irak, Jemen, Libyen, Gaza oder der Ukraine anzuschauen. Welchen humanitären Sinn hat das? KEINEN! Diese ebenso radikale wie reflektierte Infragestellung militärischer Mittel und vordergründigen Schwaz-Weiß-Denkens ist der Kerne des „reflektierten Pazifismus“.

»Killerbegriffe führen schnell dazu, dass das Nachdenken abgeschnitten wird«

Redaktion: Eines Ihrer Kernanliegen ist der Aufbau von „Kriegsskepsis“ in der Bevölkerung. Wie kann bzw. soll das geschehen?

Klippert: Eine gesunde Kriegsskepsis ist deshalb wichtig, weil sie Menschen daran hindert, vorschnell Tod und Zerstörung bringende Waffengänge gutzuheißen, wie das in den letzten Jahren leider wieder zunehmend geschieht. Von daher ist es ratsam, dieser Kriegsskepsis – wo immer das möglich ist – zielführende Impulse zu geben. In meinem Buch biete ich deshalb neben differenzierten Sachinformationen und Denkanstößen in Sachen Krieg und Frieden 24 Reflexionsbausteine zu ausgewählten Friedensfragen an, die den Lesern die Möglichkeit eröffnen, der ganzen Widersprüchlichkeit und Scheinheiligkeit der Friedens- und Sicherheitspolitik der letzten Dekaden auf die Spur zu kommen. Aus den vorgelegten Impulstexten lässt sich ersehen, dass offenbar nicht nur totalitäre Herrscher dazu neigen, skrupellose Schachzüge und irreführende Narrative in die Welt zu setzen, sondern auch die politischen Eliten in westlichen Demokratien dieses tun – insbesondere die US-Eliten. Dafür ein Bewusstsein zu schaffen, ist ein wichtiger Beitrag zur Förderung pazifistischen Denkens, Urteilens und Handelns.

Redaktion: Steht nicht die moderne „Cancel Culture“ diesem kritischen, differenzierenden Denken und Urteilen diametral entgegen.

Klippert: Das ist in der Tat ein gravierendes Hindernis bei der Suche nach friedlichen Wegen der Völkerverständigung. Killerbegriffe wie „Lumpenpazifist“, „Verschwörungstheoretiker“, „Antisemit“, „Angsthase“ oder „Putin-Versteher“ führen sehr schnell dazu, dass das Nachdenken abgeschnitten, Diskurse blockiert und die Suche nach Alternativen zur praktizierten Konfrontations- und Eskalationspolitik aufgegeben wird. Wenn z.B. das Buch von Frau Krone-Schmalz mit dem Titel „Russland verstehen“ vom Verlag aus dem Programm genommen wird, dann ist das höchst alarmierend. Ist doch das Verstehen im besten hermeneutischen Sinne Voraussetzung für Urteilen und Verhandeln. Auch das Klassifizieren berechtigter Kritik an der israelischen Regierungspolitik als „Antisemitismus“ ist ein Unding. UN-Generalsekretär Guterres hat das zu spüren bekommen. Ähnlich vermintes Gelände findet man vor, wenn man Kritik an der selbstherrlichen Geopolitik der USA zu üben versucht und deren Hegemonialanspruch infrage stellt. Da ist man schnell ein Nestbeschmutzer. Von daher ist es um die differenzierte Meinungsbildung und Meinungsäußerung in Sachen Krieg und Frieden derzeit in der Tat nicht gut bestellt. Das erschwert das Entwickeln friedenspolitischer Alternativen.

»Dem vergifteten Bellizismus gilt es so konsequent und fundiert wie möglich entgegenzuwirken«

Redaktion: Was halten Sie vor diesem Hintergrund vom Credo unseres Verteidigungsministers, dass die Deutschen wieder „kriegstüchtig“ werden müssen.

Klippert: Diese unselige Formulierung erinnert mich an düstere Zeiten unserer Geschichte. Statt Kriegsertüchtigung wünsche ich mir, dass mit aller Kraft daran gearbeitet wird, den Frieden vorzubereiten und nicht länger der Illusion anzuhängen, dass sich mit militärischen Mitteln Frieden erreichen lässt. Die Menschheitsgeschichte ist voller Beispiele dafür, dass das so nicht funktioniert. In der Regel nämlich sinnen die je Besiegten nur auf eines: auf Rache und neuerliche Waffengänge, Zerstörungen, Massaker und sonstige Destruktionsakte. Ein Teufelskreis! Von daher sind Kriege auf mittlere Sicht ruinös für alle Seiten. Die aktuellen Zerstörungsorgien in Gaza und in der Ukraine unterstreichen diese trostlose Perspektive. Pazifistisches Denken zielt auf einen Ausbruch aus diesem fatalen Teufelskreis.

Redaktion: Glauben Sie, dass es angesichts der vielen Krisen- und Kriegsherde unserer Tage eine neue Friedensbewegung braucht bzw. geben wird?

Klippert: Nötig wäre sie gewiss. In dem Maße nämlich, wie sich wachsende Teile der Bevölkerung von der angedeuteten Kriegslogik distanzieren und gewaltfreie Konfliktlösungen suchen und öffentlichkeitswirksam einfordern, entsteht für die Politik eine gewisse Veranlassung, nach nicht-militärischen Alternativen Ausschau zu halten. Das gilt zumindest für Demokratien. Zu oft nämlich machen es sich unsere Politikerinnen und Politiker zu leicht, wenn sie dem militärischen Draufhauen das Wort reden und Waffengänge  bzw. Waffenlieferungen für alternativlos erklären. Diesem vergifteten Bellizismus gilt es so konsequent und fundiert wie möglich entgegenzuwirken. Da unsere Medien und Oppositionsparteien dieser Aufgabe zurzeit nur unzureichend gerecht werden, braucht es dringend eine kritische außerparlamentarische Instanz, die das verbreitete Schwarz-Weiß-Denken hinter sich lässt und echte Friedensinitiativen anstößt. Eine neu profilierte Friedensbewegung könnte eine solche Instanz sein, die den verlorengegangenen pazifistischen Geist wiederbeleben hilft.

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30 Kommentare

  1. „Redaktion: Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?“

    Ernsthaft?
    Eine Frage vorher erinnert man an den „Angriffskrieges Putins“.

    Ich denke, dass zumindest ich mit meiner Geduld in Bezug auf das OT Magazin – als Wolf im Schaafspelz – am Ende bin.
    Steckt euch eure widerliche Feindbildpropaganda verpackt als Erinnerung bzw. Ermahnung eines „pazifistischen Denkens“ sonst wo hin….

    1. Naja, immerhin ist das (noch) nicht die Generallinie von OT.
      Wäre aber schon schön, wenn die Red. sich für diesen hetzerischen Unsinn entschuldigt und aufklärt, wie so ein Dreckssatz hier reinkommen konnte.

    2. Und dabei muss man sagen, dass das Overton Magazin noch das ist, was die meiste Meinungsfreiheit zulässt. Alle anderen deutschsprachigen Quellen sind deutlich schlechter.
      Und wenn man ehrlich ist, dann sind die Artikel eh nur Aufhänger für die eigentlichen Diskussionen, die größtenteils der eigentlich interessante Teil des OT Magazins sind.

      Wenn ich wirkliche Informationen suchen, dann bin ich auf Telegramm im englischsprachigen Nachrichtenseiten deutlich besser aufgehoben, denn was auch immer man über die Amis sagen kann, immerhin ist die Meinungsfreiheit dort größer als sonst irgendwo anders im Westen.

    3. Die Fragen simulieren den Moralismus, der in den Hauptmeiden politisches Denken ersetzt hat.

      Das Buch muss zuerst gegen diesen weitverbreiteten Moralismus bestehen, wenn es Menschen überzeugen will, die nicht eh noch ein gewisses Maß ein eigenständigem politischen Denken bewahr haben.

      Die Redaktion könnte auch als aufgeklärte Person fragen, aber das Buch ist nicht für diese geschrieben, sondern für Leute, die Frieden wollen, aber die letzten Jahre womöglich nur Hauptmedien konsumiert haben.

      Mir gefiel nicht die Formulierung „Dass diese friedenspolitische Ära so abrupt endete, ist höchst bedauerlich“.

      Da war nichts abrupt. Seit dem Ukraine-Putsch 2014 und der Abspaltung der Krim waren die ganzen Transatlantiker wegen dieser Teilniederlage gegen Russland auf 180 und konnten ihre Wut nur sehr angestrengt beherrschen.

      Irgendwann, ich glaube es war 2016 fragte Jörg Schönenborn seine Gäste im Presseclub vor laufenden Live-Kameras: „Wie können wir Putin weh tun?“

      1. „Die Fragen simulieren den Moralismus, der in den Hauptmedien politisches Denken ersetzt hat.

        Das Buch muss zuerst gegen diesen weitverbreiteten Moralismus bestehen, wenn es Menschen überzeugen will, die nicht eh noch ein gewisses Maß ein eigenständigem politischen Denken bewahr haben.“

        Das ist gut formuliert. Das könnte die Intention sein. Mir gefällt das trotzdem nicht. Ich beobachte diese Vorgehensweise auch bei anderen alten Friedensaktivisten. Das hat was von Berufspolitiker oder Kleriker. Erst mal den Leuten erzählen, was sie hören wollen, um sie einzuwickeln. Problem ist dann nur für gebildetere Menschen, wenn so manipulativ vorgegangen wird, warum sollte man diesen Marketingexperten überhaupt trauen?

        Entweder der Moralismus ist echt oder nicht. Ich befürchte auch, dass er auch gerade bei Pazifisten zum Teil schon echt ist, zum Teil auf Bauchgefühl, christlichem Glauben (z.B. Pax Christi) beruht und nicht voll durchdacht ist.

        Neulich gehört beim Ketzerpodcast:

        S.55: Die Legende von der christlichen Moral — Neuer Vortrag von Dr. Andreas Edmüller

        https://www.youtube.com/watch?v=G5ZW8ToUz7I

    4. Ja, die „Friedensbewegung“ ist tot, wenn sie so einfach die Propaganda und Hetze ihrer Gegner übernimmt und nicht kritisch sich damit auseinandersetzt. Auch Protest auf der Straße zu organisieren – mal geschaut wie es den Landwirten ergeht? Mit solchen verurteilenden Phrasen wird niemals irgendeine Diplomatie gelingen. Oft wissen es diese älteren Herren der alten Friedensbewegung eigentlich auch besser. In dem Buch stehen auch, wie man schon am Inhaltsverzeichnis sehen kann, weitergehende Informationen. Mir ist auch rätselhaft warum sie solche Hetze so promoten, wobei ich einen Verdacht habe: Von der Regierung bezahlte NGOs dahinter. Das ist ein Bekenntnis-Ritual, um auch weiterhin Geld zu bekommen, bzw. an der Gesellschaft teilhaben zu dürfen. Dazu ist der übermäßige Gebrauch von Buzz words (Modeworte. Bullshit Bingo) wie z.B. das Wort „Cancel culture“ nervig.

      Im Übrigen hat der Herr Kippert versäumt zu definieren, was er unter Pazifismus versteht, ob er eine NATO, Bundeswehr will, Wehrpflicht, Profi-Armee, Miliz, gar keine Armee, Neutralität, EU Armee usw. Wie stellt er sich Selbstverteidigung vor? Gerade wenn er von Gutmenschentum redet. Ich habe kurz auf seine Vita geschaut:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Klippert

      Laut wiki – was kein Lexikon ist – ist er „umstritten“.

      Die „Redaktion“, diese Mogelpackung, habe ich auch schon angeprangert. Ihr seid öffentliche Personen, die mit ihrem Klarnamen oder einem klar erkennbaren Pseudonym auftreten sollten bei Gastautoren. Die sind nicht wie wir Privatmenschen, die nicht als Journalist tätig sind. Wenn oben gleich Lapuente steht, dann würde ich mir zwei Mal überlegen, ob ich das anklicke und erspare mir und ihm den Ärger. Ihre größte Befürchtung, warum sie „Redaktion“ schreiben, könnte sein, dass die Leser dann bestimmte Mitarbeiter meiden. Das hat was Aufdringliches.

      Vielleicht hat sich Klippert auch selbst interviewt, auch so was würde ich nicht durchgehen lassen. Wobei der Stil der Interviewfragen auf den polarisierenden Lapuente hindeutet, und die Antworten auf einen alten Funktionär der untoten Friedensbewegung.

      Gleiches gilt für Übersetzungen von US Think Tanks, wo dann unten, statt im Titel steht, dass das von einer Einfluss- bzw. Lobbygruppe kommt und es wird natürlich auch nicht verraten, ob für diesen Artikel oder Kooperation Geld floss, womit es bezahlte Werbung wäre, die als solche kenntlich gemacht werden müsste! Da es Übersetzungen sind, die sind aufwendig oder waren es, dafür fließt normal auch Geld. Im Titel müssten stehen: Lobbygruppe, bezahlte Werbung, Autor, Übersetzer.

      Das ist schlechter Stil, genauso wie die häufigen Rechtschreibfehler. Eigentlich einfach zu vermeiden. Da OT kostenlos, bzw. spendenfinanziert ist, müssen wir Leser entweder damit leben oder was Anderes lesen. Es sind aber Fehler, wie geschrieben leicht vermeidbar, die dann auch Gegner ausnützen können, wenn es OT mal schafft kurze Zeit aus der Nische auszubrechen und wirklich jemand Mächtigen zu konfrontieren.

      Vielleicht wirklich mal Zeit Gewohnheiten zu verändern und weniger hier reinzuschauen…

    5. Schon einen Abschnitt zuvor:

      „Redaktion: Aber zeigt nicht der Angriff Putins auf die Ukraine, dass die zurückliegende Entspannungs- und Abrüstungspolitik grandios gescheitert ist?“

      What? Also war alles vor Putins Angriff „Entspannungs- und Abrüstungspolitik“? – Kein Wunder wenn der Befragte teilweise darauf reinfällt:

      „Dass diese friedenspolitische Ära so abrupt endete, ist höchst bedauerlich,…“

      Klar: Alles von Brandt bis zur Zeitenwende war eine friedenspolitische Ära. Na wenn das Friedenspolitik war, dann halte ich von diesem offiziellen „Pazifismus“ nichts. Denn durch die ganzen Kriege des Westen konnte die Friedens-„Ära“ ja nicht beeinträchtigt werden.

      „hätte sich aber vermutlich durch eine sensiblere Nato-Osterweiterung, vertrauensbildende Absprachen zum Status der Ukraine und einen respektvolleren Umgang der USA (Nato) mit russischen Sicherheitsinteressen vermeiden lassen.“

      – Ach so. Die Osterweiterung war nicht verkehrt. Sie war bloß nicht sensibel genug. Ohne Osterweiterung macht es also auch der „Friedensautor“ nicht. Klar hätte sich der Krieg vermeiden lassen, wenn der Westen etwas anderes gewollt hätte als er wollte. Darauf deshalb den westlichen Imperialismus zu kritisieren kommt Herr Klippert aber nicht. Nur darauf, dass zu wenig Friedensanstrengungen unternommen wurden. Nicht die Kriegsanstrengungen des Westens, deren Ausdruck die Nato-Osterweiterung ist, und die dadurch geschaffene Bedrohung von Russland beenden die „friedenspolitische Ära“, sondern das Fehlen von Friedensbemühungen. Nicht das was der Westen getan hat, ist also der Grund, sondern das was er nicht getan hat.

      „Von daher taugt der Ukrainekrieg nicht, um der Entspannungspolitik den Garaus zu machen.“

      Praktisch taugt der Ukrainekrieg durchaus um der Entspannungspolitik den Garaus zu machen. Und theoretisch hat die Kriegsplanung der Nato, schon Jahrzehnte zuvor der Entspannungspolitik den Garaus gemacht.

  2. Nicht kriegssüchtig machen lassen,
    ständiger Propaganda und dem Druck des Militärisch-Industriellen Komplexes auf Politik und Wirtschaft Einhalt gebieten.
    Vertrauensverhältnisse, nach dem Krieg mühsam von Politikern aufgebaut, die die Berufsbezeichnung verdienen und deren Arbeit von einer zu eigenständiger Politik völlig unfähigen Generation von Politdarstellern zerstört wurden, wieder herstellen.
    Niemand wählen, der nach Waffen schreit. Politiker und Medien unterstützen, die sich für Frieden stark machen, die Stimme erheben gegen Medien und ihre Hetze. Für Frieden demonstrieren.
    Sonst wird keiner mehr da sein, der das Licht abdreht.

  3. Man hätte 2014 anfangen müssen. Bis dahin war die Bevölkerung begeistert von den Erfolgen Gorbatchows (und Reagans) und der erreichten Abrüstung. Ab da lief eine massive Diffamierungs- und Dämonisierungskampagne gegen Russland, die ich oft genug im Telepolis-Forum als Kriegsvorbereitung bezeichnet habe. Dass am Ende Russland angreift, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber wir wissen heute, dass Putin sowohl Biden, als auch Scholz und Macron sehr deutliche Ansagen gemacht hat. Letztere hätten den Kriegsausbruch verhindern können, indem sie ganz einfach den Minsker Vertrag umgesetzt hätten, den ihre Länder unterschrieben hatten. Aber das war eine „diplomatische Imitation“, wie Johnson es nannte. Ganz klar: der Westen wollte diesen Krieg und er hat ihn bekommen.
    Da hat er eben mit diesem Putin einen unerwartet starken Gegner. Der hat politisch schon gewonnen, indem er sich an die Spitze des Globalen Südens setzen konnte. Militärisch ist er jetzt gerade am gewinnen. Das Propagandistische kommt am Schluss. Die Lügen des Westens fliegen auf.
    Wie sich das alles abspielt, ist noch offen. Eins aber steht fest: am Ende des Prozesses hat die Friedensbewegung wieder die richtig starken Argumente auf ihrer Seite.
    Die bellizistische Dominanz wird eine sehr kurze Episode bleiben.

    1. Schon im Jahre 2013(!) sprach Gorbatschow von der bösartigsten Presse in Deutschland, die ausschließlich negativ über Russland berichtet. Es begann also deutlich früher, wahrscheinlich schleichend nach 2000.

      1. Natürlich. Die russische Pressesprecherin empfahl mal ein Buch, dass sich mit Russophobie seit dem 19. JH beschäftigte. Ich habe den Titel vergessen, vielleicht kann den Jemand nachreichen.

        Putin war ja mal der „Jelzin ohne Vodka“, der Mann des Westens. Als er anfing Oligarchen wie Chodorkowski (CIA, BND, von Genscher im Regierungsflugzeug nach Berlin geholt aus dem Knast) kleinzumachen, schlug das Klima um. Prof. Steven Cohen (RIP) beschrieb das mal oder auch ein deutscher Autor, dass man in Russland zu der Erkenntnis kam, dass es kein Miteinander geben konnte, siehe auch wikileaks „Niet means Niet“, und spätestens da begann die russische Elite ihre Wägen zu zirkeln. Sie konnten natürlich auch die Wolfowitz-Doktrin lesen:

        https://de.wikipedia.org/wiki/National_Security_Strategy_vom_September_2002

        Darin war die Rede davon, die Russen von einer Wiederbelebung ihrer Wirtschaft und internationalen Beziehungen klein halten zu wollen. Sie wollten alte Sowjet-Satelliten-Staaten im Nahen Osten beseitigen. Dazu passt auch die Geschichte von Wesley Clark sen. :

        General Wesley Clark „We’re going to take-out 7 countries in 5 years.“

        https://www.youtube.com/watch?v=6Knt3rKTqCk

        All das und Vieles mehr wird nicht genügend erwähnt, die Zusammenhänge nicht dargestellt und damit versäumt, darzulegen wie die Machtverhältnisse wirklich sind, bzw. sie werden systematisch verschleiert, z.B. auch heutzutage wenig erwähnt wie hoch die Weltmilitärausgaben sind und dass die NATO davon ca. 80 % ausmacht(e). Es wird natürlich auch versäumt Imperialismus zu definieren und darzulegen.

    2. 2014 etc. war auch der Schock bei den Markenmedien, dass ihre Leser in den Foren rebellierten, natürlich alle als Putin-Trolle verunglimpft und Foren abgeschaltet statt verbessert.

      Uwe Krüger lieferte dann u.v.m. die Antworten, warum die Propaganda so Fahrt aufnahm.

      Matt Taibbi mit den Twitter-Leaks liefert derzeit sehr wertvolle Informationen:

      https://www.youtube.com/@racketnewsbytaibbi/streams

      und mit seinem Substack-Blog:

      https://substack.com/@taibbi

      Zitat Artur_C:

      „Wie sich das alles abspielt, ist noch offen. Eins aber steht fest: am Ende des Prozesses hat die Friedensbewegung wieder die richtig starken Argumente auf ihrer Seite.
      Die bellizistische Dominanz wird eine sehr kurze Episode bleiben.“

      Halte ich für Selbstüberschätzung. Wenn du dir die Gesetze zur Finanzierung anschaust, sind die auf lange Zeit ausgelegt. Also selbst wenn irgendwann mal eine mühsam organisierte Latschendemo Druck macht, dann nehmen sie eben ein paar eh gescheiterte Milliardenprojekte zurück. Das sind tiefgehende Veränderungen und da füllen sich gerade viele Kriegsgewinnler für den Rest ihres Lebens die Taschen voll.

      Das ist ein riesiger Heist oder Bankraub. Das Ziel der Räuber ist, dann nicht mehr arbeiten zu müssen, bzw. ihre Privilegien und Macht für lange Zeit zu sichern.

      Übrigens ist Deutschland wohl der zweitgrößte Waffenhändler für Israel nach den USA. Da winken auch tolle Kriegsprofite, nicht nur für Netanyahu und seinen Clan oder den MIC in Israel.

  4. Wer ist denn die „Redaktion“?
    Putin als Terroristen zu bezeichnen… ernsthaft? Ich bin auch für Meinungsfreiheit, das hat damit jedoch nichts zu tun.

  5. „Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?“

    Langsam sollte auch bei dem Letzten angekommen sein, dass es dem Westen/vulgo USA nie um skrupellose Machthaber und den Schutz von deren Bevölkerung ging und geht, sondern ausschließlich um geopolitische Interessen und den ungehinderten und möglichst billigen Zugang zu Ressourcen sowie um die Beseitigung von Konkurrenten.
    Und mal so ganz nebenbei, mit wem sonst als Gegnern soll man eigentlich Frieden schließen?!
    Wobei, genau genommen müsste man das Verhältnis Deutschland/EU zu den USA als ein unterworfenes und feindseliges betrachten, denn eines ist sicher, die USA agieren uns gegenüber nicht als Freunde, sondern als Besatzer.

  6. »Redaktion: Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?«

    Mensch Leute, da hat wohl jemand LibMod im Endstadium! Ich mache mir Sorgen …

  7. Was heißt hier „skrupellose Machthaber, Diktatoren und Terroristen wie Putin“?

    Putin hat immerhin schon 2001 im Bundestag für Sicherheit, Völkerverständigung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Frieden geworben. Und das sogar auf Deutsch, was allerdings unseren skrupellosen Kriegstreibern, wie J. Fischer, sichtlich nicht gepasst hat.

    Es waren skrupellose ukrainische Faschisten, die mehr als 40 protestierende Bewohner der Donbas-Regionen im Gewerkschaftshaus in Odessa bei lebendigem Leib verbrannt haben.

    Es war das skrupellose ukrainische Militär, das ab 2014 die Bevölkerung in den aufbegehrenden Ostprovinzen Lugansk und Donezk mit Raketen und Artillerie beschossen und getötet haben.

    Es waren skrupellose Westpolitiker wie Merkel und Hollande, die die Minsk-Verträge befürwortet haben, um Russland hinzuhalten und den ukrainischen Faschisten die Zeit zur verstärkten Aufrüstung zu ermöglichen.

    Leider hat Putin diesem Treiben viel zu lange zugesehen, er wollte mit Sicherheit keinen Krieg. Das späte Eingeständnis der Kriegstreiber Hollande, Merkel und Poroschenko muss ihm wie eine Verhöhung vorgekommen sein.

    Der Westen hat nun den Salat, hoffentlich verschluckt er sich daran, ohne den Rest der Welt mit in den Abgrund zu reißen.

    1. Hätte Putin doch 2014 seine Panzer nach Kiew geschickt! Auf Ersuchen von Janukowitsch wäre dies völkerrechtlich über jeden Zweifel erhaben gewesen. Ein paar Tote hätte es vermutlich auch dann gegeben, aber kein Vergleich zu dem Sterben jetzt. Ein paar Tage und von dem ganzen Maidan-Nazi-Spuk wäre nicht mehr geblieben als ein paar Tausend Krakeler im westlichen Exil und ein paar Dutzend faschistische Terroristen.

  8. Scholz dürfte wohl recht haben, mit einem nennenswerten Widerstand ist in Deutschland nicht zu rechnen, denn alle sind im Kriegstaumel oder sitzen wie das Kaninschen vor der Schlange und warten auf den ultimativen Einschlagschlag. Dann ist es aber zu spät.
    – Rente mit 63 Jahren weg
    – Rentenkürzungen
    – Hartz IV Abschaffung
    – Schulen und Kitas weg
    usw., usw., das können wir uns alles nicht mehr leisten

    „Weniger Geld für Soziales, mehr für Waffen? Kanzler Scholz löst neue Verteilungsdebatte aus

    Das Bundeswehr-Sondervermögen ist bald aufgebraucht. Kanzler Olaf Scholz möchte den Wehretat zulasten anderer Ausgaben aufstocken. Die FDP ist dafür, Sozialdemokraten stellen Bedingungen. Die Grünen sind entsetzt. […]

    »Mein Ziel ist es, dass wir nach dem Auslaufen des Sondervermögens die Ausgaben für die Bundeswehr aus dem allgemeinen Haushalt finanzieren«, sagte Scholz der »Süddeutschen Zeitung« am Wochenende.

    Selbst wenn dann Geld für andere Dinge fehle, rechne er nicht mit Widerstand aus der Bevölkerung:

    »Wenn wir zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben, um unsere Sicherheit zu bewahren, Frieden, Demokratie, Rechtsstaat und unseren Wohlstand zu sichern, verstehen das die allermeisten, davon bin ich überzeugt«, so Scholz.“

    Quelle: DER SPIEGEL https://www.spiegel.de/politik/deutschland/kanzler-olaf-scholz-loest-neue-verteilungsdebatte-aus-weniger-geld-fuer-soziales-mehr-fuer-waffen-a-5e62da2d-5803-4c1e-a2f1-96d72ae11892

  9. „Redaktion: Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?“

    Also die US-Amerikaner, Briten und Franzosen hatten noch nie ein ¨Problem mit „skrupellosen Machthabern, Diktatoren und sogar Terroristen“.
    Wenn diese folgsam sind und keine Spur von Ungehorsam gegenueber der
    „regelbasierten westlichen Ordnung“ zeigen passiert erstmal nix das kann sich aber von heute auf morgen schnell aendern, sobald die „skrupellosen Machthabern und Diktatoren“ versuchen einen anderen Weg einzuschlagen, schlaegt die Stunde null und das heisst „Destabilisierung“!
    Apropos Redaktion….ist diese Frage eigentlich notwendig gewesen?
    Wer regiert eigentlich die USA? Biden und Harris wohl eher nicht?

  10. Da isser wieder, der „Brüggemanneffekt“, und viele hier wieder mächtig echauffiert.
    Warum erhält diese so unversöhnliche und provokative Frage nicht die verdiente und erklärende Zurückweisung? Na wohl deswegen, weil der Befragte leider überhaupt keinen Widerspruch gegenüber dieser feindseligen Frage verspürt. Der einzige der hier ordentlich kritisiert gehört, ist der Befragte!

    1. Das habe ich unter dem Kommentar von Chefkoch01 ganz oben versucht. Ist aber schon ein bisschen fies quasi MSM zu simulieren und dann abzuwarten, ob der Interviewte den Köder schluckt. Man könnte es auch clever nennen.

      1. Danke für den Hinweis.
        Bei der Gelegenheit kann ich kurz klarstellen, was mich an nicht unmittelbaren Zurückweisungen solch aggressiver und parteilicher „Fragerei“ besonders bei Leuten ärgert, wie bspw. Wagenknecht und Ali, die nicht nur sämtliche Köder dieser Art schlucken, sondern sich schon vorauseilend diesen abverlangten, herrschaftlichen und parteilichen Sprachvorschriften („Angriffskrieg“ „skrupellose Machthaber“, „Diktatoren“, „Terroristen“) fügen, was wiederum einige Fragen über ihre aktuellen Rollen im radikalsten Frontstaat des Krieges gegen Russland aufwerfen sollte.
        Das macht der Pazifist da oben ja nicht. Er wurde an hiesigen Ort mit mit übelsten Natosprech überfallen (in Fragen verpackt) und reagierte darauf, wie er halt reagierte. Ich wollte den Autoren in keiner Weise ans Bein pinkeln.
        Deiner Kritik am Pazifisten unter @chefkoch stimme ich zu.

  11. Angesichts der Frage zu 3. der Redaktion an Herrn Klippert sowie dessen Reaktion darauf fällt es schon schwer, dem Geschriebenen weiter zu folgen. Ich jedenfalls konnte es nicht!

  12. „Redaktion: Lässt sich mit skrupellosen Machthabern, Diktatoren und Terroristen wie Putin überhaupt ernsthaft verhandeln und Frieden schließen?“

    Die Nato hatte solche Gestalten in ihren eigenen Reihen –
    Salazar, Caetano in PT, später die Obristen in GR – sollte also hinreichend Erfahrung darin haben, mit „skrupellosen Machthabern“ zu verhandeln.

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