Meine linken Freunde in Deutschland

Ulrich Heyden
Juerg Vollmer / Maiakinfo, CC BY 2.5, via Wikimedia Commons

Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind mehrere meiner besten Freundschaften in Deutschland zu Bruch gegangen. Über 40 Jahre waren wir befreundet oder zumindest in gutem Kontakt, haben zusammen politisch gearbeitet, gewohnt, gespeist, waren zusammen im Urlaub und haben Musik gemacht.

Ein Buchauszug aus Ulrich Heydens neuem Buch »Mein Weg nach Russland. Erinnerungen eines Reporters«.

Was bleibt für mich nun von Deutschland ? Nur das Territorium, welches ich mit meinem deutschen Pass weiter bereisen kann ? Worauf muss ich mich in Deutschland einstellen ? Auf Angriffe ukrainischer und deutscher Extremisten, die mich schon 2015 nach der Veröffentlichung des Films über den Brand im Gewerkschaftshaus von Odessa beschuldigten, ich würde den Krieg in der Ukraine anheizen und mir deshalb den Tod wünschten ?

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Zum Glück habe ich in den letzten Jahren neue Freunde in Deutschland gefunden, auch in Ostdeutschland, wohin ich früher wenig Kontakte hatte. Über das Internet bekam ich viel Zuspruch für meine Veröffentlichungen. So bleibt ein lebendiger Draht nach Deutschland erhalten.

Was mich besonders sorgt, ist mitansehen zu müssen, wie sehr meine rebellische Generation verbürgerlicht ist und sich in vorauseilendem Gehorsam den Instrukteuren der großen Medien unterwirft. Ein guter Freund von mir in Deutschland, nennen wir ihn K., war für mich immer wie ein Bruder, manchmal wie ein Vater. Er ist ein paar Jahre älter als ich. K. war das Gegenteil von meinem leiblichen Vater. Er war nicht militärisch-preußisch und ging nicht auf Jagd. Er spielte Gitarre und pflegte seinen Garten.

Wir hatten viel gemeinsam. Wir kommen aus der Mittelschicht, waren in einer K-Gruppe, machten linke Betriebsarbeit und waren dem Blues verfallen. 1999 war K. noch wütend über den Kampfeinsatz von Bundeswehr und NATO in Jugoslawien.

Als in Russland Wladimir Putin an die Macht kam, begann es zwischen uns das erste Mal zu knirschen. K. drängte, ich müsse unbedingt über Wracks ausgemusterter sowjetischer Atom-U-Boote im russischen Nordmeer und über die Verfolgung des russischen Öl-Magnaten Michail Chodorkowski berichten. Das waren die Themen der »Tagesschau«. Mein Anspruch war über das zu berichten, was die »Tagesschau« ausblendete, etwa das Leben der einfachen Russen.

Als die Frauen von Pussy Riot ihr Punkkonzert in einer Moskauer Kirche machten, meinte K. zu wissen, dass in Russland bald eine Revolution ausbricht. Dass Moskauer Liberale, mit denen ich sprach, das Konzert verurteilten, interessierte ihn nicht. Die taz las er von Anfang bis zu Ende durch. Der Wertekanon, den diese Zeitung abbildete, sowie die »Tagesschau«, reichten ihm für die Meinungsbildung.

K. behauptete, er sei eigentlich nie Kommunist, sondern nur Antifaschist gewesen. Das war nun wirklich starker Tobak. Warum hat er sich dann jahrelang der strengen Disziplin einer K-Gruppe unterworfen ? Warum wischte er 15 Jahre politischer Arbeit mit einer Ärmelbewegung weg ?

Im Mai 2015 schockierte er mich mit dem Vorwurf »Antisemitismus«, und das kam so : Ich hatte mit K. eine Veranstaltung des »Jourfix-Gewerkschaftslinke« im Hamburger Curio-Haus besucht, wo mein Film »Lauffeuer« über den Brand im Gewerkschaftshaus von Odessa gezeigt wurde. Auf der Veranstaltung erklärte ich, es sei schwer verständlich, wenn der jüdische Oligarch Igor Kolomoiski in der Ukraine Ultranationalisten finanziert, die Russland-freundliche Menschen im Gewerkschaftshaus ermorden. Nach der Veranstaltung sagte mir K., mein Vorwurf gegen Kolomoiski sei »antisemitisch«. Denn, warum müsse ein Jude politisch-moralisch besser sein als ein Nicht-Jude ?

Doch das war noch nicht alles. Bei einer Begegnung im Mai 2022 in Hamburg erklärte mir K., es sei richtig, wenn die NATO und Deutschland der Ukraine Waffen liefern. Ich dachte, na gut, das war’s dann. Aber K. setzte noch eins drauf. Er schickte mir eine Mail nach Moskau, in welcher er ätzte, Putin sei jetzt wohl »mein neuer Papa«. Seitdem herrscht Schweigen zwischen uns.

Odessa-Flüchtling unter der »linken« Lupe

Ein anderer Freund aus Hamburg  (er hatte die Film-Veranstaltung im Curio-Haus 2015 organisiert) – nennen wir ihn G. – beschwerte sich bei mir, dass Oleg Musyka, ein Überlebender des Brandes im Gewerkschaftshaus, der im Exil in Berlin lebt, bei der Veranstaltung anwesend war und auch das Wort ergriff.

Ich hatte Musyka nicht eingeladen, weil ich wusste, dass mein Freund ihn auf der Veranstaltung nicht sehen wollte. Musyka hatte über seine Kanäle Wind von der Veranstaltung in Hamburg bekommen und war auf eigene Initiative gekommen. Doch das konnte meinen Freund nicht beruhigen. Er forderte von mir, ich solle den Kontakt zu Musyka abbrechen, da er »nachweislich« mit Rechten zusammenarbeite. Ich erklärte, Musyka sei Antifaschist und habe in Berlin aus Unwissenheit auf einer Bühne mit Rechten gestanden. Er könne kein Deutsch und sei erst 2014 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Doch meine Argumente zeigten keine Wirkung.

Ich verstand nicht : Wie konnten meine Freunde, die aus der linken Szene kamen, die einmalige Chance ungenutzt lassen, jemand, der sein ganzes Leben in der Ukraine verbracht hat, über seine Erfahrungen zu befragen ? Ich stellte wieder einmal erstaunt fest, dass die bürgerliche Presse – über die wir uns früher immer erregten – meinen Freunden nun plötzlich als Informationsquelle ausreichte.

Russland hatten meine Freunde politisch abgehakt. Dort vermuteten sie nichts außer Reaktion und Konservatismus. Der Mainstream hatte ganze Arbeit geleistet. Denn wer keine Fragen mehr stellt und Schwarz-Weiß-Bilder akzeptiert, ist eine leichte Beute für Manipulationen.

Ich hörte immer wieder, in Russland gäbe es nichts zu verteidigen. Russland habe für Linke nach der Auflösung der Sowjetunion jeden Vorbildcharakter verloren. Ich frage : Ist die russische Linke nur dann für die deutsche Linke attraktiv, wenn sie gegen Putin Sturm läuft ? Woher kommt diese Anspruchshaltung ? Will man damit die Niederlage der deutschen Linken von 1990 übertünchen ?

Viele deutsche Linke berauschen sich gerne an »sozialen Bewegungen« in anderen Ländern, wie Griechenland oder Rojava-Kurdistan. Das Interesse besteht aber nur, solange die Linken dort auf dem Vormarsch sind. Scheitern sie, sinkt das Interesse auf Null. Dadurch schränkt sich das Weltbild ungeheuer ein.

Der Ukraine-Krieg ordnete mein soziales Umfeld neu. Ich fühle mich heute innerlich verbunden mit Menschen, die ich bisher nicht kannte, die aber den gleichen Weg gegangen waren wie ich und aus den Volksrepubliken berichten, obwohl sie dafür große Nachteile in Kauf nehmen mussten, etwa Konto-Kündigungen und mediale Hetzkampagnen, wie der britische Video-Reporter Graham Phillips, die deutsche Bloggerin Alina Lipp, die humanitäre Helferin aus Brandenburg Liane Kilinc und der Journalist und Uni-Dozent Patrik Baab.

Irgendwann – so hoffe ich – wird den Deutschen klar werden, dass die großen deutschen Medien sie belügen und in der Ukraine kein demokratisches System herrscht, das man unterstützen muss. Wie kann ein Land eine Demokratie sein, in der alle Oppositionsmedien und Oppositionsparteien verboten sind, in dem Rechtsradikale ungestraft ein Gewerkschaftshaus anzünden und Andersdenkende auf der Straße anfallen und sogar ermorden können ? Was hat es mit Demokratie und Nähe zu Europa zu tun, wenn in der Ukraine Straßen und Plätze nach den Hitler-Kollaborateuren Stepan Bandera und Roman Schuchewitsch benannt werden ? Und was ist daran demokratisch, wenn Friedensverhandlungen mit Russland per Gesetz verboten wurden ? [1] Irgendwann werden die Menschen in Deutschland hoffentlich einsehen, dass es falsch ist, an ein Land wie die Ukraine Waffen zu liefern.

[1]  https://www.tagesspiegel.de/politik/per-dekret-von-selenskyj-ukraine-verbietet-gesprache-mit-putin-8711455.html

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67 Kommentare

  1. Sehr treffend gefragt Herr Heyden.
    Was ihre Freunde anbelangt, seien Sie froh um diese Erfahrung, nur so trennt sich die Spreu vom Weizen.
    Danke ihnen für diesen Buchauszug,bleiben sie gesund und munter.
    MfG PRO1

  2. Einfach nur danke! Auch ich beklage die einseitige, undifferenzierte und menschenverachtende Berichterstattung der deutschen Medien. Die derzeitige Politik hat mich und meinen Mann „heimatlos“ gemacht. Trotzdem werde ich meinen Menschenverstand und meine Lebenserfahrung nicht einer Ideologie opfern, die Recht und Verantwortung so biegen, dass sie in ihren sogenannten „Wertekanon“ passen. Ich bin davon überzeugt, dass die Geschichte einmal darüber ihr Urteil spricht, ich hoffe, dass dann diese Erde überhaupt noch existiert und nicht einem atomaren Inferno zum Opfer gefallen ist.
    Alles Gute für Sie, geben Sie nicht auf.
    Charlotte Funk

  3. Es gibt bei der europäischen Linken diesen Reinheitsfetisch, der im Prinzip besagt, dass nur derjenige, der die 100%ige Lehre vertritt, ein Linker sein kann. Das ist eine Idee, welche denen der Puritaner ähnelt. Ganz abgesehen davon, sind die meisten Linken tatsächlich eher instabile Persönlichkeiten, die je nachdem ob es sich um Salonlinke oder um linke Punks handelt, ihre Instabilität auf unterschiedliche Weise ausleben. Das liegt auch daran, dass die Linken hierzulande nie für die eigenen Probleme kämpfen (meine Familie hungert, ich bin arbeitslos, usw.), sondern immer für die Probleme anderer. Und da ist dann eine Projektion ganz einfach.
    Interessanterweise ist das bei den Rechten in Deutschland genau andersherum, diese kämpfen wirklich nur für eigene Probleme, kaum ein Rechter geht auf eine Pro-Israel Demo, aber für die eigenen Probleme gehen tausende auf die Straße. Und wer echte Probleme hat (oder glaub sie zu haben) der ist bei der Wahl seiner Verbündeten weitaus weniger wählerisch als jemand, der das ganze nur als Hobby macht.

    1. Na wenn die rechten so profan handeln, warum sagen die rechten nicht:
      Raus aus der NATO?
      Denn diese Organisation übt ja eine extreme Umverteilung von erschafften Ressource aus.
      Diese angebliche rechte / linke Politik in der Republik ergänzt sich seit Jahrzehnten und nicht ein Flügel steht für seine ideologische Vorgabe!
      Und hatte nicht die EU ein 50 Milliarden Paket geschnürt für die Ukraine?
      Natürlich im propagandistischen Einheitsgeplänkel!

      1. Weil das nicht ihr Problem ist. Das Thema ist ihnen scheißegal. Es ist doch genau das, was ich schreibe. Die Rechten kümmern sich in erster Linie um Problem, die sie selbst betreffen (oder glauben sie selbst zu betreffen). Deswegen fühlen sich auf viele davon angesprochen. Von dem linken Elfenbeinturm fühlt sich hingegen nur der angesprochen, der im Prinzip alle wichtigen Bedürfnisse erfüllt hat und zu viel Langeweile hat.

        1. ‚Weil das nicht ihr Problem ist‘
          Jetzt mal Butter bei die Fische, was ist nicht ihr Problem?
          Der Rest von der Antwort ist genauso infantil.
          Um was geht es deiner Meinung nach in dieser Demokratie?
          Entschuldigung, ich kann in deiner Antwort weder linke noch rechte oder sonstige Positionen lesen.
          Wenn alles aus Langeweile geschieht, dann ist diese Langeweile ein extrem teures Unterfangen!

          1. Immer noch nicht verstanden? Wenn du dir deine Wohnung nicht leisten kannst, dann ist das dein Problem, ob du willst oder nicht, wenn 15.000 km entfernt jemand nicht korrekt gendert, dann ist das nicht dein Problem, außer du machst es zu deinem Problem. Aber selbst dann ist es bestenfalls ein Hobby.
            Gibt genügend Menschen, die ordentlich Geld verdienen und deshalb genug Zeit haben, sich um Dinge Sorgen zu machen, die sie nix angehen. Das ist bei vielen der heutigen Linken generell der Fall. Die Linken in der Vergangenheit mussten für ihr tägliches Brot kämpfen, die Linken der Gegenwart arbeiten im Allgemeinen in ordentlichen Jobs. Das ist übrigens auch der Grund, wieso fast keine Linken mehr aus der Arbeiterschicht kommen, dem ursprünglichen Hauptmillieu der Linken.

            Um es direkt zu sagen, die europäischen Linken sind im besten Fall eine Rollenspielgruppe die gerne „Links“ spielen.

            1. Das Beispiel merke ich mir 🙂
              Beispiele hinken, sagt der Volksmund. Aber sie können eine Situation beschreiben.
              Der Spiegel hetzt z.Zt. wegen der Uiguren in China gegen die BASF. Die Schreiberlinge haben kein Problem einen der letzten deutschen Großkonzerne wegen eventuellen Verstoßes gegen deutsche Moralvorstellungen zu verunglimpfen. Nun ist der Spiegel weit entfernt „links“ zu sein, „rechts“ aber auch nicht.
              Wer steuert hier und warum?

              1. Ein gute Beispiel wo das klassische Links-Rechts-Schema nicht mehr passt. Geht man der Sache auf den Grund und fragt danach von wem die China-Verunglimpfung ausging, dann lassen sich schnell die USA identifizieren. Und wenn unsere Medien darauf einsteigen und mitmachen, sogar zum Nachteil unserer Volkswirtschaft (des einheimischen Kapitals), dann lassen sich daran sehr gut die realen Macht- und Herrschaftsverhältnisse erkennen.

                Verkürzt kann man sagen: Die USA als Welthegemon befindet sich global in Bedrängnis, weshalb sie sich gezwungen sieht sich bei ihren Vasallen schadlos zu halten. Es geht hier also um nationale Souveränität. Einige werden sagen das wäre „recht“; andere meinen das wäre „links“, da sie damit eine Art nationalen Befreiungskampf verbinden.

                Meiner Ansicht nach befinden wir uns in einer Art globalen Klassenkampf (reiche Nationen gegen arme Nationen). Und bei den Reichen dürfte bald ein Hauen und Stechen um die kleiner werdenden Pfründe beginnen. Aber noch beherrscht der Hegemon die Szene im reichen Westen.

            2. > Die Linken in der Vergangenheit mussten für ihr tägliches Brot kämpfen, die Linken der Gegenwart arbeiten im Allgemeinen in ordentlichen Jobs.

              Ähm. Nein.

              Marx, Engels, Lenin, Mao, Che Guevara, Langstrecken-Luisa (die Klimaschützerin), Pol Pot, Greta Thunberg, … wo man auch hinguckt, fast alle linken Führer stammen aus wohlhabenden Elternhäusern. Ja, Marx war später im Leben recht arm und hat sich unter anderem durch Betrug über Wasser gehalten. Aber auch das ist eine Gemeinsamkeit von linken Führern: Sie überwerfen sich früh mit dem Elternhaus.

              Und dann gibt es da noch Leute wie Sahra Wagenknecht, die einen Millionär geheiratet hat (der wegen Betrug verurteilt wurde), welcher ihr ein Luxusleben ermöglichte.

              Linke haben neben ihren Weltverbesserungsideen vor allem eines gemeinsam: Sie stammen nicht aus der Klasse, für die sie sich anmaßen zu sprechen. Im Westen ist angeblich die FDP die Partei der Besserverdienenden, in Wahrheit ist es die Linke.

              Neben der wohlhabenden Herkunft dürfte es bei linken Führern eine zweite wesentliche Eigenart geben: Die unbedingten Willen über andere Menschen Macht ausüben zu können. Und zwar ungefilterte, pure, reine und vollkommen bösartige Macht. Es gehört einiges dazu, für die kommunistische Weltrevolution weltweit Millionen Menschen sterben zu lassen, ganze Völker in die Katastrophe zu stürzen und für sich selbst einen Heiligenschein anzunehmen.

              1. @ Tuka Ram
                ich hoffe auf Verständnis 🙂
                Auf das Sammelsurium von Halbwahrheiten zu antworten und dem Fazit daraus ist mir unmöglich.
                mfg

    2. Zum Reinheitsfetisch hatte die EU die Corona Massnahmen durchgeführt und wurde von der angeblichen politischen Mehrheit aller Fraktionen mitgetragen.
      Dieser Fetisch sagt alle aus über dem Zustand demokratischer Verhältnisse und ihrer angeblichen Grundrechte.
      Jetzt gebe ich Pfeffer und Salz, wo waren ‚800‘ Millionen Bürger in der EU und sagten, nicht mit mir?
      Die waren weder links noch rechts vorhanden, sondern Minderheiten die extrem verunsichert und in Angst versetzt wurden.

      1. die erfahrung, dass narrative derart umfänglich dominant herz, bauch, logik & realitäten verändern können war schon bizarre, dass sie darüber hinaus aber sogar über jahrzehte gefestigten bindungen zu unserern nächsten menschen aufzulösen im stande sind, war immer wieder erstaunend, nicht zu glauben.

        mein eindruck war es auch,
        dass die c19- massnahmen,
        beidseitig eher fetisch als kult waren.
        lese ich das erste mal andernorts.

        dass eine spielart des fetisch derart umfassend zu wirkung kam, weisst natürlich auch auf das selbst- bewusstsein & selbstverständnis des einzelnen, des individuellen menschen.

        ein vogel, zwei erhobene flügel,
        einen links & einen rechts.
        je nachdem ob ich von hinten/innen oder vorne/aussen schaue:
        DA! oder DORT!

        ein vogel mit zwei flügeln wäre manches mal ein tiefer reichender start, als einsicht in das wesen der flügel…

        einem rechts/links denken folgen?
        wenn klar ist, dass in dem moment, wo ich mich selber einer der beiden, hanebüchenen abstraktionen von welt, mensch & gemeinsam seins
        (mit jeweils überlegener weltanschauung als imperativ) zuordne, ich mich nicht nur ÜBER den anderen flügel, sondern über andere menschen erhebe…

        in freiwilliger einlassung

        mit blick auf die >wir sind das volk! – demonstrationen zum ende der ddr zeit, sagte heiner müller in einem
        interview sinngemäss, er habe zwischen all den “ wir sind das volk! “ rufen, plakaten & schriftbannern eines gesehen, auf dem stand:
        „… & ich bin der volker !“
        &
        er denke, dass es jetzt vor allem auf diese art meinungsäußerung ankäme…

        zuerst eine unbequeme erkenntniss,
        dass das einzig nachhaltig wirksame pädagogische konzept das selber beispiel geben ist.
        dann stärkung und hoffnung.
        ein irrglaube zu denken, dass abgabe von selbst verantwortung den grad eigener freiheit erhöht; ein fetisch.

    3. Also sind z.b. Gewerkschaften seit jeher rechts bzw. rechte polit. Bewegungen? Ziemlich steile These, um nicht zu sagen – lächerlich ….

      1. Abgesehen von der Lokführer-Gewerkschaft, welche Gewerkschaft in Deutschland hat sich denn in den letzten Jahrzehnten um die Interessen ihrer Zielgruppe gekümmert? Wie kommt eine Gewerkschaft dazu, ihre Mitglieder zur staatlich organisierten Anti-Rechts-Demo anzutreiben?

      2. Welche Gewerkschaft ist denn bitte noch links? Die meisten sind auf Regierungslinie und tragen jede Schweinerei mit, egal ob Krieg, Sozial- oder Demokratieabbau. Die einzige, die ich als Links sehen würde, ist die GDL und deren Vorsitzender ist bei der CDU. Ist die CDU also jetzt linker als die Linken?

        1. Der Gewerkschaftsführer der GDL ist nicht „die CDU“. Das nur als mMn fehlerhafte Implikation, d.h. man kann von der Einzelperson nicht auf die Partei zurückschließen.
          Ansonsten, mach weiter so, ich schätze Deine Beiträge 🙂

      3. Die Gewerkschaften sind vor allem ein Ordnungsfaktor und seit einigen Dekaden auch ein Versicherungsverein. Je weiter die Sekretäre in der Hierarchie aufsteigen, desto angepasster an das System müssen diese sein. Einer „linken“ Gewerkschaft würde das eingeschränkte Streikrecht und vor allem die geballte Macht der MSM und die der Arbeitgeberverbände entgegen stehen. Das heißt nicht, dass die Gewerkschaft rechtsdrehen sind. Im Unterbau gibt man sich „links“ bis gemäßigt, anschließend handelt man nur noch „gemäßigt“ 🙂
        Die kleinen Gewerkschaften wie z.B. die GdL sind auf Grund ihrer „Marktnische“ und relativen Machtstellung in der Lage Tarifkonflikte zu ihren Gunsten auszufechten, sind aber auf keinen Fall „links“ einzuordnen.
        Bin ca. 60 Jahre Gewerkschaftsmitglied und habe dort schon vieles erlebt.

        1. Das System der Beteiligung der Gewerkschaftsbosse an der Macht und der Beteiligung der Arbeiterschaft am Wohlstand hat eine Weile gut funktioniert. Nur dürfte es mit dem abnehmenden nationalen Reichtum damit zu Ende gehen. In der liberalen Demokratie haben die Kapital-Eigentümer bedeutend mehr Macht und Einfluss als die abhängig Beschäftigten, sodass sie ihre materiellen Interessen werden durchsetzen können. Die Folge werden vermutlich fortwährende Arbeitskämpfe sein.

    4. Du kennst offensichtlich nur Mittelschicht-Linke. Den klassischen taz-Leser eben. Da ist es ein verbreitetes Phänomen, sich irgendwelche Minderheiten zu suchen mit denen man sich überidentifiziert und in deren Namen man sprechen kann. Aber auch da geht es letztlich um die eigenen Probleme: Man hat als privilegierter Mittelschichts-Angehöriger eben weniger materielle Sorgen und dafür um so mehr Zeit, sich um soziales Distinktionskapital zu sorgen oder seine Existenz als Kollaborateur eines Schweinesystems moralisch zu rechtfertigen (oder besser gleich zu überhöhen).

    5. @ Pfeffer u.Salz:
      Im Grunde genommen hast Du völlig recht. Ergänzen möchte ich, dass die Linke in D traditionell eher in finanziell halbwegs gut aufgestellten Kreisen beheimatet ist. Eine echte linke Bewegung der Armen gab es in D noch nie. Dazu sollte man wissen, daß vor 1933 die Fabrikarbeiter in D, die für ihre Rechte auf die Strasse gingen, bereits zu den Bessergestellten gehörten im Vergleich zu den Knechten, Dienern und Mägden der alten Feudalgesellschaft, die damals in den letzten Zügen lag. Auch wenn diese Arbeiter schwer für ihre Rechte kämpfen mußten und oft bluteten, wurden sie von der Gesellschaft sehr respektiert. Ein Fabrikarbeiter konnte z.B. bei der Bank eher einen Kredit bekommen als ein Knecht , was auch viele nutzten um sich reale Werte zu schaffen.

  4. „Irgendwann – so hoffe ich – wird den Deutschen klar werden, dass die großen deutschen Medien sie belügen und in der Ukraine kein demokratisches System herrscht, das man unterstützen muss.“

    Nein, das wird niemals passieren. Die Eliten und ihre Propagandamedien können es sich nicht mehr leisten, die Wahrheit zuzulassen. Die Wahrheit ist: Das Vertrauen des Volks in die Eliten ist futsch. Würden die Eliten die Wahrheit zulassen, wäre das Volk nicht mehr kontrollierbar. Die Eliten müssen das Volk mit allen Mitteln von der Wahrheit ablenken, indem Sie Feindbilder beschwören: die Russen, die AfD, die Antidemokraten. Man erfindet neue Lügen: Putin will die NATO angreifen! Die AfD will Deutschland zerstören! Wir müssen hochrüsten und uns für den Atomkrieg wappnen! Diese Lügerei geht immer weiter. Das Volk soll sich ängstigen, dann ist es kontrollierbar. Diese kaputten Eliten werden alles tun, um die Lüge am Leben zu erhalten.

    1. Die Eliten sind nur ein kleiner Haufen, diese dürfen agieren, weil die Mehrheit ihnen das gönnt.
      Solange diese Mehrheiten sich mit Nihilismus beschäftigen und sich nicht wirklich um fundamentale Probleme beschäftigen, dann werden Mehrheiten dorthin geführt wo diese sich jetzt befinden.
      Wir die Menschen müssen uns ändern, um Veränderungen zu erreichen!

    2. Zu Deinem ersten Satz: Doch – es wird passieren, und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Könnte allerdings noch ein paar Tage dauern, weil Viele mit vielen unterschiedlichen Motiven daran arbeiten, genau das zu verhindern.
      Unter Hitler haben zunächst auch nur Wenige an ein mögliches Ende seiner Herrschaft glauben können…

    3. Du verkennst wie flexibel die Propaganda ist. „Wahrheit“ ist, was in der Tagesschau steht. Die Lüge von heute ist die Wahrheit von gestern und umgekehrt. Die meisten Menschen haben das politische Gedächtnis einer Eintagsfliege – deswegen funktioniert der Propaganda-Apparat so gut.

    4. Über allem was z.Zt. unsere „Eliten“ verzapfen schwebt der Hammer unserer „Freunde“. Schon vor Beginn der großen Aufrüstung der Ukraine war von einen engen Berater des B. Johnson zu hören, Gedächtnisprotokoll : „falls die Deutschen beim Embargo nicht mitmachen, werden wir die ebenfalls mit einem Embargo belegen.“ So oder so ähnlich war es, nur kurzzeitig, in einer Pressemitteilung zu lesen.
      Man hätte es evtl. darauf ankommen lassen können, und dann….

  5. „Was mich besonders sorgt, ist mitansehen zu müssen, wie sehr meine rebellische Generation verbürgerlicht ist und sich in vorauseilendem Gehorsam den Instrukteuren der großen Medien unterwirft“
    Das ist seit dem Maidan und den Folgen, jedoch spätestens seit der fake-Impfkampagne wohl fast jedem von „UNS“ passiert, die wir Deinen Artikel schätzen.
    Begonnen hat es jedoch schon mit Joschka Fischers Jugoslawien-Feldzug-Rechtfertigung und dann 9/11
    🙂

  6. „Russland hatten meine Freunde politisch abgehakt. Dort vermuteten sie nichts außer Reaktion und Konservatismus. Der Mainstream hatte ganze Arbeit geleistet“:

    Diese sogenannten „Linken“ wollen nicht begreifen, dass die nun von ihnen verherrlichte NATO nicht nur mit Erzkonservativen, sondern auch mit waschechten Faschisten und Antisemiten zusammenarbeitet, wenn dies dem polit-medialen NATO-Establishment nützlich erscheint.

    Das in diesem Zusammenhang treffende Beispiel ist die Ukraine. Arno Klarsfeld, Sohn der Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld, bringt es auf den Punkt: „Ein Land, in dem Verbrecher, die zehntausende von Juden ermordet haben, als Helden verehrt werden, hat in der EU nichts zu suchen.“

    Die in dem Beitrag von Ulrich Heyden geschilderten Beispiele sogenannter „Linker“ sind, man muss es leider so hart sagen, dem „Dummenfang“ des extrem NATO-affinen medialen Mainstreams voll auf den Leim gegangen.

    1. Lieber Herr Heyden, danke für den Beitrag. Mann muss auch loslassen können. Hier ist Ähnliches passiert. Risse quer durch die Familie, letztlich verursacht durch die einseitige Fanatisierung der Massen in den ÖRR. Das ist bei allen großen Themen so. Ziehen lassen, Kante zeigen, solidarisieren mit anderen Dissidenten. Der Spuk ist nach einem grossen Jammertal irgendwann vorbei. Wir hatten das..

  7. Aufhorchen muss doch beim Stichwort K-Gruppen. Für die galt die Sowjetunion/vulgo Russland immer als Feind und die umsonst sind die übelsten Kriegshetzer der Grünen zum großen Teil ehemalige K-Gruppen-Mitglieder.

    1. Eben. Die K-Gruppen waren antisowjetkommunistisch und für Maoismus. Manche behaupten die seien sowieso von den Diensten gegründet oder gefördert worden um die Kommunisten in Westdeutschland zu spalten und so Unternehmungen der Sowjets zu schwächen. Es ist auf jeden Fall bemerkenswert wo die ehemaligen K-Gruppler ao gelandet sind und unter anderem die Grünen mitgegründet.

    2. K-Gruppen gab es in jeder Facette und jeder Facon. Der gemeinsame Nenner war, dass man sich grundsätzlich auf nichts einigen konnte – und selbst alles besser wusste.

      Da eine gemeinsame Ideologie zu unterstellen ist ahistorischer Unsinn.

    3. Naja, es gab sone und solche, und viele ehrlich Engagierte. Und mitunter haben in den Betrieben K-Gruppler mit Sozialdemokraten und Kommunisten zusammengearbeitet, weil es in den Sachfragen so viele Unterschiede nicht gab.

      Das Buch muss ich erst lesen, hab es grad gekauft. Aber Ulrich Heyden war mir schon immer sympathisch. Für die Lesung hab ich keinen Platz mehr gekriegt ;), schade.

    4. MP Kretschmann von Ba-Wü, Grüne, ex MLPD, okay, danke für die Fortbildung. Aber die ganzen Youngsters, die seit Jahren für die Heinrich-Böll-Stiftung aggressive Ostdossiers machen, scheinen weniger die klassische K-Gruppe darzustellen, eher haben die schnell gespannt, dass die Haltung Anti- Russland ein Garant für „K-arriere“ in der regelbasierten Republik ist.
      Alles ausgesprochen bedauerlich, finde ich. 🙁

  8. Da haben Sie eine wichtige Lebenserfahrung gemacht, Herr Heyden:
    verlorene Freunde, verlorene Gewissheiten.
    Manche machen sie nie, aber wer eine solche Erfahrung macht, ist am Ende reifer als vorher.

    Die Frage des Autors:
    „… wie es passieren konnte, dass ein großer Teil der systemoppositionellen 68er sowie die ehemals pazifistische Partei „Die Grünen“ zu den stärksten Befürwortern eines Kriegsgang gegen Russland wurden.“ (vom Buch)

    Seine Antwort:
    „Ich hörte immer wieder, in Russland gäbe es nichts zu verteidigen. Russland habe für Linke nach der Auflösung der Sowjetunion jeden Vorbildcharakter verloren.“

    und

    „Viele deutsche Linke berauschen sich gerne an »sozialen Bewegungen« in anderen Ländern, wie Griechenland oder Rojava-Kurdistan. Das Interesse besteht aber nur, solange die Linken dort auf dem Vormarsch sind. Scheitern sie, sinkt das Interesse auf Null.“

    Damit dürfte er recht haben. Echtes Interesse für diese anderen Länder scheint also nicht oder gar nie vorhanden gewesen zu sein. Schließlich tun sich Linke ohnehin recht schwer damit, die kulturellen Eigenarten von Völkern und Ländern zu akzeptieren und zu würdigen.

    Andererseits rechtfertigt dies alles zwar eine gewisse Gleichgültigkeit und Distanz gegenüber dem großen Land im Osten, nicht aber schon die in der obigen Frage genannte bellizistische Orientierung.

    Und es ist in der Tat eine wichtige Frage. Warum diese seltsame Angleichung an die Politik von Leuten, die einem doch eigentlich fremd waren?

    An anderer Stelle beklagt Herr Heyden, „wie sehr meine rebellische Generation verbürgerlicht ist …“
    Ist das nun die Antwort auf die Frage? Einfach nur Verbürgerlichung an den Fleischtöpfen nach erfolgreicher Verdrängung der vorherigen Platzinhaber?!?
    Mag sein.

    Kommt aber vielleicht noch dieses hinzu: Haben jene 68er womöglich viel mehr als sie es selbst jemals ahnten, eine massiv eurozentristische bzw. westliche Überheblichkeit bewahrt?

    Man kann hier übrigens erwähnen, dass die Ablehnung Russlands bei eher links stehenden Personen schon im 19. Jahrhundert sehr ausgeprägt war, während etwa die alte adlige Oberschicht in Preußen viel weniger Abneigung und Überheblichkeit erkennen ließ. Man spürte Ähnlichkeit.
    Man muss hier nicht nur an Bismarck erinnern. Selbst ein Herr Gauland zeigt als Konservativer von heute noch ein viel größeres Verständnis für Russland und seine Lage als mancher andere, der sich dünkt, auf einem demokratischeren Ross zu sitzen.

    Ich wäre interessiert, hierzu weitere Gedanken des Autors zu erfahren.

  9. Wo sind alle die Indianer hin?
    Pur
    Die sind zum Teil noch da, haben aber bisschen Grundlegendes rationalisiert. Sie wägen sich daher immer noch auf der „Guten“ Seite. Rationalisiert ist nur Alles was der Karriere, der Familie, dem Freundeskreis, ergo der Gruppennorm / Mainstream entgegen spricht.
    „Aber im Herzen und Gefühl immer noch Indianer“,

  10. Erstmal ganz herzlichen Dank, dass Herr Heyden hier noch schreiben darf, denn bei Telepolis haben sie ihn hinaus geworfen. Unglaublich, er war dort immer die Speerspitze der Aufklärung.

    Die 68-er waren im Rückblick ungeheuer erfolgreich und zwar deswegen, weil sie die Fallen erkannten und sich nie instrumentalisieren ließen. Die waren älter als ich und ich kam in diesen Kreisen nicht an, da zu bieder. Aber dann, diese massive Hirnerweichung, die Heyden beschreibt. Unglaublich. Jetzt muss der biedere Artur das Erbe der 68-er verteidigen. Mit diesem Ausgang der Geschichte hätte ich nicht gerechnet.
    Was war Odessa? Es war das Fanal für das weitere Geschehen. „Seht her, wir Nazis können vor den Augen der Welt 48 Menschen umbringen und uns passiert nichts. Exakt nichts. Belangt und verhaftet werden die Angehörigen der Opfer, aber wir nicht“. Das war die Aussage. Im Westen haben sich viele Gutmenschen Gedanken gemacht, warum die nicht bestraft werden. Der Nazi indes hat das augenblicklich kapiert. Ab sofort ist in der ganzen Ukraine Odessa.
    Nun zu Ihor Kolomoiski. Der hat immer blitzschnell kapiert, was los war und er hatte schon gehandelt, als die anderen noch um Verständnis rangen. Erst kürzlich kam heraus, dass es seine Idee war, bei Burisma Hunter Biden einen Job anzubieten. Denn das Papa Biden zu diesem Zeitpunkt schon König der Ukraine war, hat er erkannt.
    Nun hat er sehr wohl erkannt, dass da im Westen die Nazis die Macht übernommen hatten und dass das mit seiner jüdischen Herkunft eine Gefahr für ihn darstellt. Warum nicht selbst eine Nazitruppe aufstellen? Das geht. Die Nazis erwarten nur, dass der Führer ein rechter Arsch ist und gewaltig auf den Putz haut. Wenn das der Fall ist, folgen sie auch einem Juden als Führer. Was man bis dahin für unmöglich hielt.
    Nun schützt ihn sein Dnjepr-Regiment vor der Festnahme, denn da sind 1,8 Milliarden Dollar aus einem IWF-Kredit verschwunden, über die Ihor die Kontrolle hat. Da ist man inzwischen laut Wikipedia auf fünf Milliarden. Außenminister Blinken hat ihm die Einreise in die USA verboten, wohl um eine Verhaftung zu vermeiden. Die Staatsanwaltschaft in Ohio ermittelt gegen ihn.
    Einen Verbrecher muss man einen Verbrecher nennen und K. ist das nun mal. Das ist in keiner Weise antisemitisch. Muss man das sagen?

    1. Ja das solltest du dazusagen. Gerade bei dir mit deiner bizarren Liebe zum nahöstlichen Apartheidsstaat kann man nicht von einer vernunftbasierten Antisemitismus-Definition ausgehen. Schön dass es in diesem Fall mal anders ist.

  11. Einer der großen Probleme mit dem Links-Rechts Schema ist, dass es heute praktisch nutzlos ist, es hat bestenfalls nostalgischen Wert. Es wäre besser, wenn man sich anguckt, was die Akteure machen und vor allem, wie sie es machen. Ein Beispiel: Eine Person, welche die Idee des Klassenkampfes aufseiten des Proletariats propagiert, würde normalerweise als Linker wahrgenommen werden. Wenn er aber nun nur Menschen mitmachen lässt, die 100 % seinen Überzeugungen folgen und keinen Millimeter davon abrückt, dann ist er zwar immer noch Links aber trotzdem der Feind der Multipolaren Weltordnung und am Ende ein Freund das Establishment, denn seine Anwesenheit schadet vielmehr den Feinden das Establishment als dem Establishment selbst. Hingegen kann ein gemäßigter Rechter, wenn er für die Idee der Familie, für einen gemäßigten Kapitalismus und für einen souveränen Nationalstaat steht, viel eher dem Establishment schaden und ist viel eher ein Freund der Multipolaren Weltordnung als es der vorher genannte Linke wäre.
    Der Kampf heute ist nicht gegen oder für den Kapitalismus oder für die vermeidliche Reinheit einer Rasse (beides ist illusorisch), es geht heute um die Frage, ob man in einer von den Eliten der USA aufgezwungenen Welt leben möchte, mit den Regeln, welche diese Elite, oder ob man lieber in einer Welt leben möchte, in der es viele Pole gibt und deren Regeln gemeinsam in Übereinstimmung erstellt wurden. Das ist die wichtigste Frage, um die es im Moment geht.

    1. Der Feudalismus wurde transformiert in Neoliberalismus. Der Kapitalismus wurde transformiert in Neoliberalismus. Der Faschismus wurde transformiert in Neoliberalismus. Der Liberalismus wurde transformiert in Neoliberalismus. Selbst der Kommunismus wurde transformiert in Neoliberalismus.
      Neoliberalismus ist der „kultivierte“ und globale Sieg der Starken über die Schwachen.
      In Demokratien wirken die Starken hinter den Kulissen, in allen anderen Systemen wirken sie davor.
      Grundlegend hat sich seit der Steinzeit wenig geändert.

      1. „Grundlegend hat sich seit der Steinzeit wenig geändert.“

        Jupp. Yep. Soisset.

        PS: Hattest du meinen Versuch der Beantwortung deiner Frage zur Kenntnis genommen? Nur interessehalber gefragt. (No pressure.)

            1. Danke für den Hinweis, habe deine Antwort mit Interesse gelesen.
              Die Gegnerschaft der Linken war nie zimperlich, das hast du deutlich und ausführlich dokumentiert. Allerdings waren auch die Linken in ihren radikalen Ausprägungen mit der Gegnerschaft nicht zimperlich, dort, wo sie an die Macht gelangten. Dieser „Klassenkampf“ mit seinen Millionen von Toten erklärt für mich aber noch nicht den heutigen desolaten Zustand der Linken.
              Du hast den BWL-Studenten erwähnt. Ich denke, hier kommst du der Sache näher.
              Ich sehe das Problem darin, dass die linke Ideologie drei elementare menschliche Bedürfnisse unterdrückt: Religion, Privateigentum und individuelle Freiheit. Eine Ideologie, welche die Bedürfnisse eines abstrakten Kollektivs über die Bedürfnisse des Individuums stellt, ist für die meisten freiheitsliebenden Menschen eine intellektuelle und emotionale Zumutung. Ein solches System funktioniert nur, wenn die Individuen in Armut leben und keine Chance haben, sich daraus zu befreien. Sobald sie eine Chance haben, werden sie für individuelle Freiheit kämpfen und diese gegen die Ansprüche des Kollektivs verteidigen. Der Schlüssel zur individuellen Freiheit ist der Wohlstand. Wo die Massen wohlhabender werden, macht sich die linke Ideologie obsolet.
              Diese Überlegungen basieren auf meinem Menschenbild und meiner Lebenserfahrung und erheben keinen Absolutheitsanspruch.

    2. Unsere „Demokratie“ ist nunmal ein Betrug und hat mit der zentralen Idee der antiken Demokratie in Athen nichts mehr zu tun: der Eindämmung des Einflusses der Oligarchie. Das ist das eigentliche links-rechts Schema. Marx hatte lediglich festgestellt dass sich der Feudalismus über die Industrie zum Sozialismus hin entwickelt, dann kamen bisher zwei Weltkriege dazwischen.

    3. „Einer der großen Probleme mit dem Links-Rechts Schema ist, dass es heute praktisch nutzlos ist, es hat bestenfalls nostalgischen Wert“

      Auch wenn das politische Spektrum (auch international) einen stetigen und mit Zuspitzung ökonomischer Krisen zuletzt einen dramatischen Rechtsruck erfährt, repräsentieren die Seiten dogmatische Denkschablonen und Erklärungsmodelle für Gesellschaften – nichts absolutes, sondern immer in Relation zueinander.
      Deshalb ist eine Linke heute sozialdemokratisch und eine AFD die CDU von vor 40 Jahren.
      Von den Grünen als ehemalige Friedens – und Umweltpartei mitsamt ihrer russophoben Uki – Nazi Freunden ganz zu schweigen.
      Derweil die „Mitte“ Krieg, Massenmord und Faschismus wieder ganz toll findet.

  12. Lieber Ulrich Heyden,
    Ihre Artikel lese ich gerne, weil sie informativ, erhellend sind und in ihrer Sachlichkeit einen wohltuenden Kontrast zum Gebrüll der hiesigen Propagandamedien darstellen. Also gebe ich mir Mühe mit meinem Kommentar.

    Wann ist ein anderer Mensch ein Freund?
    Wenn es Freibier gibt? Wenn er die gleiche Musik bevorzugt? Die gleiche Haartolle trägt? Freikarten für irgendwas besorgen kann oder gerne Freikarten in Empfang nimmt? Sicher nicht.

    Im Lauf von Jahren und Jahrzehnten erwartbar ist, dass sich Freundschaften ändern bzw. wechseln, insbesondere, wenn die Lebensumstände divergieren. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Um so erstaunlicher sind Freundschaften, meist wenige, eher allenfalls eine, die seit Kindheit an besteht, das gibt es auch.
    Bei Eheschließungen heißt es: „In guten wie in schlechten Zeiten“. Bei Jugendliebschaften klingt das Eheversprechen hoffnungsvoll im Blick auf das bevorstehende Glück, dennoch kommt es nach zwanzig Jahren zur Scheidung (bei „Filmstars“ nach drei Monaten oder so), bei der nachfolgenden Hochzeit beginnt die Hoffnung von Neuem. Eine Ehe hat Bestand, wenn die Grundsubstanz stimmt und eine Konfliktlösungsbereitschaft besteht. Alte Säcke und treulose Tomaten wie das Duo Fischer-Schröder sind beziehungsunfähig und anscheinend dauergeil bezüglich ihrer Selbstbeweihräucherung, denen gelingt keine stabile Beziehung. Im Unterschied zu diesen sozial eingeschränkten Personen gibt es im Volk mehr Menschen, denen eine Beziehungsaustarierung bei Erhalt der gegenseitigen Wertschätzung gelingt.
    Eine persönliche Freundschaft sollte – meiner Meinung nach – politische Differenzen nicht nur aushalten, sondern überdauern können. Eine Freundschaft bewährt sich im Konfliktfall. Feinde können zu Freunden werden, also der umgekehrte Fall, wenn man sich selbst hinterfragt und auf den anderen zugeht. (Das ist herrschaftlich natürlich unerwünscht.)

    Im Zuge der „Corona-Krise“, nachfolgend des „Ukraine-Krieges“ oder sonst einem Propaganda-Thema wurde häufig von gebrochenen Freundschaften, zerborstenen Familienbeziehungen, von einer „Spaltung der Gesellschaft“ berichtet.
    Der eine Teil dabei, der Propagandateil, ist klar: Divide et impera – das betreibt der Bundespräsident, das betreibt die Bundesregierung, unterstützt vom gerne im Kanzleramt speisenden Verfassungsgericht, und das treiben ÖrR und Konzernmedien stets weiter voran.
    Der andere Teil dabei ist: Humbug. Wenn Familien über Themen der Politikpropaganda auseinanderbrechen, dann waren sie nie eine Familie oder nutzen solche Propaganda um ihre familieninternen Rivalitäten auf die Spitze zu treiben. Sollten Freundschaften über Propagandathemen zerbrechen, dann sollten sich mal alle Beteiligten ernsthafte Fragen bezüglich ihrer geistigen Gesundheit stellen.

    Un pueblo unido ramasseran vencido. Oder so: Wenn zwei zusammenhalten, sind sie stärker, als jeweils für sich allein. Das setzt natürlich ein gemeinsames Interesse bzw. eine Verständigung über oder eine Vermittlung der jeweils eigenen Interessen voraus. „Spaltung“ – das ist das Interesse vermeintlich Herrschender, also von soziopathischen Popanzen, die ohne Sinn in der hiesigen Welt herumfuhrwerken, um sich unbegrenzt Zugang zu Marshmallows und zu Massagesitzen in Dienstwagen zu verschaffen.

    Mit einem Freund kann man auch einmal über Kreuz liegen. Und sich dann wieder nähern. Was heute viele Leute anscheinend nicht mehr wissen: Im Laufe der menschlichen Evolution sind soziale Verhaltensweisen entstanden wie Erklärung, Aufklärung, ggf. Entschuldigung, Reue nach Einsicht, Vergebung, Einigung. So etwas können sich heutig lebende Menschen und Propagandamedien kaum mehr vorstellen.

    Für den herrschenden Polit-Pöbel zählt nur noch Massenvernichtung als Lösung, „Verhandlung“ und „Interessenausgleich“ kennen die nicht, sind denen unbegreiflich. Das muss man verstehen: Als die ihren Vorschulbesuch abgebrochen haben, um ihre „Polit-Karriere“ zu starten, waren diese Worte im Unterricht noch nicht per Bildtafel thematisiert worden.

    Zu einigen Sätzen in Ihrem Artikel möchte ich noch Anmerkungen machen:
    „Nach der Veranstaltung sagte mir K., mein Vorwurf gegen Kolomoiski sei »antisemitisch«. Denn, warum müsse ein Jude politisch-moralisch besser sein als ein Nicht-Jude ?“

    Ihre Äußerung, dass Ihnen das Verhalten von Kolomoiski „schwer verständlich“ sei, ist selbst redend nicht „antisemitisch“, da eine Bitte um Aufklärung enthaltend. Ihr Ex-Freund K. hat jedoch recht mit seiner Anmerkung, dass es eine antisemitische Äußerung darstellt, wenn behauptet wird, ein Jude könne kein Faschist sein (im Wortlaut: „Denn, warum müsse ein Jude politisch-moralisch besser sein als ein Nicht-Jude ?“).
    Alle Menschen können alles mögliche sein, dabei sind Juden keine Ausnahme. Zu verneinen, dass man Selenskij und Netanjahu als Faschisten bezeichnen könne, mit der Begründung: „weil sie jüdisch seien“, das ist antisemitisch.
    (Selenskij und Netanjahu würde ich nicht als „Faschisten“ bezeichnen, für diese beiden Schurken der Weltgeschichte gibt es treffendere Bezeichnungen.)

    „Er schickte mir eine Mail nach Moskau, in welcher er ätzte, Putin sei jetzt wohl »mein neuer Papa«.“

    Im Unterschied zu den westeuropäischen Lügenbolden, die ihre Unterschriften unter Minsk I und Minsk II setzten und später bekannten, dass diese Abkommen als Hinterhalt gedacht waren, also im Unterschied zum Lügner Hollande und zur Lügnerin Merkel, die ihre Verfehlungen mittlerweile eingestanden haben, hat Putin stets Wort gehalten, zumindest in dem Sinn, dass seine Äußerungen seinem Handeln entsprachen. Ob Putin der Teufel ist, als den ihn westliche Propagandamedien, die einen Krieg gegen Russland vorantreiben, auf dass die dortige Bevölkerung ausgelöscht, mindestens versklavt werde und der „Wertewesten“ sich sämtliche Ressourcen unter den Nagel zu reißen vermöge, sei mal dahin gestellt. Ein Engel ist Putin gewiss nicht. Aber er ist ehrlich und handelt aufrecht im Interesse Russlands. Im Interesse Deutschlands handelt niemand, die Bundesregierung im direkten Gegenteil.

    Wenn ich mal so aus der Ferne auf Basis dieses bloßen Satzes schließen darf: „K.“ erscheint, als sei er nie ihr Freund gewesen. Allerdings kenne ich nicht den Sprachgebrauch im Umgang zwischen Ihnen und Ihrem „Freund“. Ich kenne (echte) Freunde, die sich zur Begrüßung beschimpfen – unter Männern gibt es das häufig, um die Nähe zueinander zu verbergen. Es gibt auch Arbeitskollegen, zu deren Kommunikationsstil raue Wörter gehören, die jedoch jederzeit füreinander einstehen (die Kollegen, nicht die Wörter).

    Wie es heißt, bewähren sich Freunde in der Not. Wie Sie schreiben, sind Sie nicht freundlos geblieben. Es kann lange dauern, bis man sich von vermeintlichen, von falschen Freunden verabschiedet und erkennt, wer wirkliche Freunde sind.

    „Vorwärts, und nie vergessen, die Solidarität.“ Ja, aber nicht mit heimtückischen Heuchlern. Und ganz gewiss nicht eine „Solidarität“ der Sklaven mit dem herrschenden Pöbel, wie hierzulande mittlerweile üblich.

    Ich hoffe, sie schreiben noch mehr Artikel über persönliche Begegnungen mit Menschen in Russland, also dem „gewöhnlichen“ Volk. Denn mit jedem Satz, den Sie über Menschen und Menschlichkeit in Russland schreiben, wirken Sie der hiesigen Propaganda des „russischen Teufels“ entgegen. Kein „einfacher“ Mensch dieser Welt hat ein Interesse an Krieg. Krieg ist das Interesse sämtlicher geld- und machtgierigen Konzerne (Rüstungs-, Pharma-, Finanzkonzerne) und das Abscheulichste aller Verbrechen für einen geistig gesunden Menschen.

    1. Dem möchte ich mich voll und ganz anschließen.

      Erwähnen möchte ich noch die unglaublich große Versöhnungsleistung der russischen Bevölkerung und politischen Führung gegenüber Deutschland, trotz der im 2. Weltkrieg begangenen Verbrechen an der russischen Bevölkerung. Unsere politischen Eliten habe dies vergessen und liefern Waffen, die gegen russische Menschen eingesetzt werden.
      Ich fürchte, ein zweites großes Verzeihen wird es seitens Russland nicht mehr geben.

  13. „rgendwann werden die Menschen in Deutschland hoffentlich einsehen, dass es falsch ist, an ein Land wie die Ukraine Waffen zu liefern.“

    Nein, werden sie nicht, wenn man nach der bisherigen Geschichte geht. Und die Russen haben ganz klar gesagt, dass sie die Deutschen diesmal nicht raushauen werden.

    Wie ein russischer Politker sagte, die Deutschen werden uns die Befreiung vom Faschismus nie verzeihen.

    1. Ich vermute, dass viele Russen denken, dass die Lehre, die sie Deutschland im 2. Weltkrieg erteilt haben, nicht ausreichend war.
      Ein weiterer Krieg gegen Russland wird von Deutschland nichts übrig lassen. Das sollte jedem denkenden Menschen klar sein.

  14. Das kenne ich auch, es geht aber auch anders. Viele meiner Freunde haben soviel Toleranz, mich trotz meiner entsetzlichen Meinungen außerhalb des maintream, nicht zu canceln. Nicht verstehen ist möglich ohne Hass.

  15. Vielleicht lässt sich diese Aversion der ehemals „linken Bewegung“ mit dem gefühlten „Verrat“ der Sowjets an der Bewegung erklären. Das Unterbewusstsein bestimmt das Handeln. 🙂

  16. Danke Herr Heyden, es geht mir genauso.
    Was mich erschreckt ist das Denunziatum, was mich an die Zustände in den Ländern des eh. Warschauer Paktes erinnert… und nebenbei, die Zustände in Ungarn hat man damals als „Gulaschkommunismus“ bezeichnet…
    und die Linke? die gibt es doch gar nicht mehr, ich würde die als „Alibi-Linke“ nennen die sich auf Kosten der Steuerzahler durchfüttern lassen…

  17. Irgendwann werden die Menschen in Deutschland wieder behaupten von nichts gewusst zu haben und verzweifelt auf der Suche nach einem Persilschein sein. Wie Camus so richtig gesagt hat, der Faschismus ist in uns, in jedem von uns. Und hat in Deutschland seit jeher fruchtbaren Boden gefunden.

    Von den Pseudolinken aus der gehobenen Mittelschicht habe ich mich schon in den 90ern verabschiedet. Immer mehr schimmerte ihr bürgerlich-primitives Weltbild durch, das nach der Arroganz der Besitzenden roch.

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