Kognitive Kriegsführung und 500 Jahre Geopolitik

Demos gegen rechts
Kaethe17, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Rainer Mausfeld hat in mehreren Büchern analysiert, wie sich der Neoliberalismus in den letzten Jahrzehnten seine Hegemonie mit Mechanismen der kognitiven Manipulation durchgesetzt hat. In seinem neuen Buch: Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens? spannt er den Bogen über mehr als 500 Jahre globaler Ausbeutung und Vernichtungskriege.

Rainer Mausfeld gilt seit vielen Jahren als brillanter Analytiker der Mechanismen der Manipulation des Massenbewusstseins. Dies zeigt sich in seinen zahlreichen Vorträgen, von denen einige als Videoaufzeichnungen im Netz dokumentiert sind, sowie in seinen Publikationen. Dies schlägt sich auch in seinen Buchtiteln nieder. „Warum schweigen die Lämmer? – Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören“ (2018) und „Angst und Macht – Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“ (2019)

Ging es in diesen und weiteren Büchern vor allem um die psychologischen Mechanismen der Meinungsmanipulation, so ist sein neuestes Buch – das im August abgeschlossen wurde und zur Frankfurter Buchmesse erscheint – vor allem eine Analyse der aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Dabei wird aufgezeigt, warum bei der aktuellen Krise des Westens alle Register der Meinungsmanipulation gezogen werden.  Dazu gehört, dass wesentliche Teile der imperialen Ausbeutung, kriegerischen Eroberungen und Völkermorde, die von Europa aus über mehr als 500 Jahre hinweg begangen wurden, in der öffentlichen Wahrnehmung ausgeblendet und unsichtbar gemacht werden. Vereinfacht formuliert: In diesem Buch geht es weniger um das „Wie“ der Meinungsmanipulation als um das „Warum“.

Die größte Kraft des Guten: Glaube daran ist unerschütterlich

Mausfeld nennt einige wenige, aber dafür sehr prägnante Beispiele. In dem betrachteten Zeitrahmen war dieses zunächst der bis Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte Völkermord an der indigenen Bevölkerung Amerikas. Die Kolonialgeschichte liefere weitere Beispiele brutalster Gewalt gegen die Zivilbevölkerungen von Ländern, die vom Westen als Feinde angesehen wurden.

Besonders gravierend war auch die britische Kolonialherrschaft in Indien, wozu Mausfeld auf eine Quelle verweist, nach der allein im Zeitraum von 1891 bis 1920 etwas 50 bis 100 Millionen zusätzliche Todesfälle zu verzeichnen waren. Weitere Beispiele folgen bei Mausfeld mit dem Fazit:

„Das systematische Erzeugen von Hungersnöten und Hungerkatastrophen stellt für den Westen seit seiner Entstehung ein wesentliches Element seiner geopolitischen Machtausübung dar“.

Rainer Mausfeld über die letzte Krise des Westens.

Um diese Verbrechen unsichtbar zu machen, sind darüber hinaus auch Umschreibungen der Geschichte notwendig, was Mausfeld an einem einfachen Beispiel aufzeigt. Dass die Sowjetunion die Hauptlast bei der Niederringung des deutschen Faschismus zu tragen hatte, wurde bereits 2020 in einer Erklärung von EU-Kommission, Europäischen Rat und dem Präsidenten des EU-Parlamentes zum 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz-Birkenau unterschlagen, indem nur von den „Alliierten“ gesprochen wurde, obwohl es sehr spezifisch und ausschließlich Soldaten der Roten Armee waren, die „das schrecklichste Verbrechen in der europäischen Geschichte“ beendeten.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ausbeutung von Ressourcen und Vernichtungskriege fortgeführt, die Mausfeld kurz auflistet. Mit den relativ wenigen Fakten – die aber im westlichen Denken eher als irrelevant angesehen werden – geht es ihm um eine Orientierung über die materiellen Grundlagen unserer Lebensform. Es spiele deshalb auch keine Rolle, dass von „Israel vor den Augen der Welt systematisch eine Hungerkatastrophe in Gaza erzeugt“ worden sei. Die eigene Überzeugung, dass man die größte Kraft des Guten in der Welt sei, könne durch keinerlei Fakten erschüttert werden.

Dennoch würden die Methoden organisierter Gewalt trotz moralisch beschönigender Rhetorik auch für die Bevölkerungen des Westens immer klarer sichtbar, wenngleich weniger als „Charakter des gigantischen und über viele Jahrhunderte errichteten ideologischen Gewölbes zur Verschleierung der organisierten Gewalt des Westens.“

Als besonders folgenschweres Beispiel betrachtet Mausfeld den von der NATO provozierten russischen Angriff auf die Ukraine. Dieser sei „in allen großen Medien durch rigorose Ausblendung seiner Vorgeschichte kontrafaktisch mit dem Attribut »unprovoziert« versehen“ worden. Diese bisher militärisch und wirtschaftlich erreichbaren Ziele seien jedoch gescheitert. In der Ukraine gehe es deshalb um alles:

„Der Westen hat militärisch, ökonomisch und ideologisch in diesen Konflikt in einem solchen Maße überinvestiert, dass er ein Scheitern kaum überstehen wird.“

Mausfelds Fazit

Dass der Westen jedoch traditionell wenig fähig und willens zu diplomatischen Lösungen sei und darüber hinaus auch vertragsbrüchig sei, habe sich beispielhaft am Minsk II-Abkommen gezeigt. Deshalb sei eine weitere Eskalation angesagt, wie die mit westlicher Unterstützung erfolgten Angriffe auf die nukleare Sicherheitsstruktur Russlands (Radarstationen des strategischen Frühwarnsystems Russlands im Mai 2025 und „Operation Siderweb“ am 1.6.2025 gegen nukleare Langstreckenbomber).

In einem eigenen Abschnitt beschäftigt sich Mausfeld mit dem Krieg gegen den Iran. Dieser sei sowohl ein Haupthindernis für das von Netanyahu offen deklarierte Projekt eines Großisraels wie auch den strategischen Absichten der USA zur Zerlegung von Nationalstaaten in regionale Ethnien, die leicht unter ihrer alleinigen Kontrolle zu stellen seien.

Die von den USA und Israel durchgeführten Bombardierungen der zivilen Atomanlage des Iran bezeuge erneut, dass der Westen nicht einmal mehr versuche, seiner Anwendung organisierter Gewalt den Anschein rechtlicher Legalität oder moralischer Begründbarkeit zu verleihen. Auch daraus ergibt sich für Mausfeld:

„Der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen. Auch wenn er sich oberflächlich betrachtet erst schleichend zu entwickeln scheint. Er wird zugleich mit ökonomischen, mit militärischen Mitteln und mit geheimdienstlichen hybriden Operationen innerhalb anderer souveräner Staaten geführt. Noch steht die ökonomische Kriegsführung durch Sanktionen und erpresste Handelsverträge im Vordergrund. Noch beschränkt sich die militärische Kriegsführung auf brutale Stellvertreterkriege.“

Mausfeld verweist auf die psychischen Verwerfungen der neoliberalen Ideologie, die er bereits in früheren Büchern behandelt hat, und auf die Erzeugung von Individuen bzw. die soziale Atomisierung. Diese seien viel gravierender als die Prägungen früherer Entwicklungsstufen des Kapitalismus. Somit sei eine kollektive Organisation für einen politisch wirksamen Widerstand gegen illegitime Machtverhältnisse nicht möglich. Für die Verhältnisse, unter denen wir leben, verwendet Mausfeld den Begriff „Pseudorealität“, den er an zahlreichen Stellen des Buches zugrunde legt. Anders als Scheinwelten, die man rational erfassen und aufdecken könne, umschreibt er damit „auch aus Affekten stammende bloße Phantasieproduktionen, deren durch eine Konfrontation mit der Realität herbeigeführter Einsturz das gesamte psychische Gefüge zusammenbrechen lassen würde“.

Die letztlich von Mausfeld aufgeworfene Frage „Hat das emanzipatorische Projekt einer Zivilisierung von Gewalt heute noch eine Chance?“ beantwortet er trotz der extrem schwierigen Umstände optimistisch. In seinem Fazit schreibt er:

„Die großen emanzipatorischen Fortschritte, die trotz vielfacher Rückschläge in langen und mühevollen sozialen Kämpfen errungen wurden und tagtäglich in aller Welt errungen werden, sollten uns diese Anstrengungen als lohnend erscheinen lassen.
Wir profitieren heute von dem Mut, der Entschlossenheit und der Kraft derjenigen, die diese Kämpfe mit besonderem überpersönlichen Einsatz geführt haben. Oftmals gegen den Widerstand und die politische Apathie eines Großteils der Bevölkerung. […] Denn Geschichte wird von Menschen gemacht.“

Karl-Heinz Peil

Karl-Heinz Peil ist aktiv in der Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V. in Frankfurt a.M. und verantwortlicher Redakteur des zweimonatlich erscheinenden FriedensJournals.
Mehr Beiträge von Karl-Heinz Peil →

Ähnliche Beiträge:

36 Kommentare

  1. Der dritte Weltkrieg läuft bereits eine Weile. Alle haben immer gedacht, dass vom ersten Moment gleich die Atomwaffen fliegen werden aber das war von Anfang an Unsinn. Vielmehr schaukelt sich ein Krieg langsam hoch, ähnlich wie eine Straßenschlägerei. Da geht es auch erst mit Beleidigungen los, steigert sich zum Schubsen. danach sprechen die Fäuste bis dann am Ende das Messer gezogen wird.
    Ich habe mich immer gefragt wie es war, während des zweiten Weltkrieges zu leben, wenn man nicht an der Front war. Jetzt werde ich es in 3d mit Farbe und bestem Sound erleben. Wir sind übrigens an dem Punkt bei der Schlägerei, wo allmählich die Fäuste sprechen, bin gespannt wann das Messer (die Atomwaffen) gezogen werden und wie es dann weitergeht. Immerhin muss ich mir als Berliner keiner Sorgen machen. Bei einem Volltreffer mit einer 500 kt Waffe, ist es sehr schnell vorbei, kein Leiden, keine Angst, keine Probleme. Vermutlich kriegen es die meisten gar nicht mit, wenn der Tod kommt.

    1. Ich weiß es, weil ich mit meinem Vater vor seinem Tod intensive Gespräche darüber geführt hatte.
      Viele versprachen sich Wohlstand und neuen Lebensraum und sind mit „Hurra“ in den Krieg gezogen.
      Der Rest hat die Klappe gehalten um nicht abgeholt zu werden.
      So, das wars…. kennen wir aber schon oder? Denn, da gibt es so ein paar Paralellen…???

      1. Was du erwähnst ist genau das, was ich nicht meine. Ich denke nicht an die großen Augenblicke, sondern an die kleinen über die man nicht spricht. Was der normale Mensch fühlt, wie er sich verändert, wie er mit anderen kommuniziert selbst wenn nicht die Staatsmacht zuhört oder er über Politik spricht. Bei uns hat sich ja auch viel verändert erst durch Corona und dann durch den Krieg. Wir reden ganz anders als zuvor, selbst beim Smalltalk oder beim flirten. Unser Denken verändert sich, unsere Maske die wir tragen verändert sich.

  2. Lange Rede kurzer Sinn.
    Es geht um die Besitzstandserhaltung und Vermehrung der herrschenden Klasse.
    Seit Jahrhunderten, wird über die Strukturen des Kapitalismus weiter das gesamte Kapital zu Gunsten der Elite akkumuliert.
    Erst, wenn dieser wirtschafts und vor allem auch ideologischer Bann gebrochen wird, kann es überhaupt Frieden geben!

      1. Das wird nicht reichen, diese Chance haben wir in den 70ern leider vertan.
        Warum?
        Weil wir damals einfach viel zu wenige waren.
        Mittlerweile ist die Elite einfach zu gut aufgestellt um gewaltlos noch etwas zu bewirken.

        Die, die friedliche Revolutionen verhindern, machen blutige Revolutionen unvermeidlich
        John.F. Kennedy.

        1. @Motonomer
          Schon klar,Sie wollen nur ihr stereotypes Gesülze von Revolution loswerden aber letztendlich nichts tun um die Katastrophe zu verhindern.
          Eine Revolution kommt nicht aus dem NICHTS aber das können Sie als Weltenumnachtungssegler ja nicht wissen.
          Träumen Sie wieter in ihrem Wolkenkuckucksheim vom großen Coup. Sie passen perfekt in die Blase von Fischer, Cohn-Bendit und Co

          1. Die kenne ich gut und war seit Mitte der 80er immer gegen das Vorhaben und das wissen sie auch.
            Ich bin wohl der einzihge hier der wirklich gekämpft hat und zwar richtig.
            Allein bei den Startbahndemos und allem was in dieser Zeit passiert ist im Frankfurter Nordend ist es eine Frechheit gerade mir das vorzuwerfen.
            Was haben denn die ganzen Demos Brokdorf und wie sie alle heißen denn gebracht.?
            Was ist je besser geworden, seit ich das erste Mal ein Banner getragen hatte in den Bockenheimerlandstraße…hm?
            Wenn die herrschende Klasse nicht restlos beseitigt wird, kann es keinen Frieden geben!

            1. @ Motonomer
              Es hat die olivgrünen, räudigen Kanalratten in Lohn und reichlich Brot gebracht. Als da wären Fatty Fischer, Cohen-Bandit, Krääätschmen, Warze Roth, Bähbockel, Habückel usw. usf. War es reiner Opportunismus oder war das Lumpenpack von vorneherein transatlantikfa unterwandert? Egal, jetzt haben wir den Salat.

              1. Der Taxifahrer, war m.E. niemals ein echter Linker, aber der Danny schon, kannte beide persönlich.
                Mit der Gründung der Grünen und dem gleichzeitigen aufkommen des Neoliberalismus, zeigten sich bei so einigen Kombatanten doch echte Abnutzungserscheinungen vor allem bei Cohn-Bendit wie sich in so einigen Gesprächen herauskristalisierte.
                Später dann schrieb er ja auch sein Buch wo man dann auch seinen Opportunismus auch klar nachlesen konnte.

        2. Heute sind wir (was zu definieren wäre) noch weniger. Die Frage ist w a s man mit Wenigen bewirken kann. Eine kommunistische Revolution nicht. „Wir“ Kommunisten können nur eines tun – versuchen mehr zu werden, indem man den Kapitalismus kritisiert. Denn es ist ja so, dass je mehr Leute dem Kapitalismus noch anhängen, desto mehr Gewalt in einer Revolution notwendig wäre. Wenn sehr viele den Kommunismus wollen würden, dann liefe eine Revolution relativ unblutig ab, weil relativ wenige Willen unterworfen werden müssten. Wenn es zu wenige Kommunisten sind, ist selbst an eine sehr gewaltsame Revolution gar nicht zu denken. Man würde sich damit bloß zum Opfer staatlicher Verfolgung machen.

          1. So ein Blödsinn?!
            Als wenn nur Kommunisten fähig wären eine Revolution zu machen????
            Eine echte Revolution wir vom Volk getragen und kann sich durch balle Schichten ziehen.
            Es kommt nur darauf an, wie groß der Leidensdruck ist und nicht auf irgend eine wie auch immer geartete Ideologie.

  3. Auch wenn es von den MSM weitgehend totgeschwiegen wird, es tut sich was!

    SAGT NEIN!
    ** Generalstreiks gegen Krieg und Sozialabbau **

    Auch im Süden Europas sagen die Menschen NEIN!:

    In Italien gingen über eine Million Menschen in Rom und weitere Hunderttausende in fast allen anderen Städten des Landes auf die Straße, forderten ein Ende der Kriegsfinanzierung, soziale Sicherheit und Abrüstung.

    In Griechenland legten Gewerkschaften mit einem landesweiten Generalstreik das öffentliche Leben lahm. Ihr Protest gegen den 13-Stunden-Tag und die ´Sklavenarbeit´ richtete sich zugleich gegen die EU-Politik der Hochrüstung und sozialen Zerstörung.

    Diese Kämpfe sind Ausdruck derselben Klassenauseinandersetzung, die auch uns betrifft: Während überall Milliarden in Rüstung fließen, werden Sozialleistungen gekürzt, Renten eingefroren und Löhne gedrückt.

    In Frankreich formiert sich eine neue Welle von Blockaden und Streiks

    Eisenbahner*innen, Lehrer*innen, Pflegekräfte, Studierende – sie alle wehren sich gegen den Kriegshaushalt, gegen Waffenexporte und gegen die Unterordnung der sozialen Interessen unter die Logik des Militarismus.

    Überall entstehen neue Allianzen von Gewerkschafter*innen und Friedensaktivist*innen, die sagen:

    Unsere Zukunft ist sozial, ökologisch und friedlich – oder sie ist keine!

    Bundesweit gründen sich unter der Überschrift ´Kampf der Kriegsmobilmachung!´ selbstorganisierte Komitees gegen die Wehrpflicht, getragen von Schüler*innen, Studierende, Azubis und Arbeitende, die in unterschiedlicher Weise von der voranschreitenden Militarisierung betroffen sind.

    ** Was tun? Gemeinsam aktiv werden! **

    Wir sagen NEIN! Schluss mit Kriegslogik, Hochrüstung, Militarismus, Militarisierung, Kriegs- und Zwangsdiensten und dem Burgfrieden der Gewerkschaftsführungen!

    Nur wenn die Gewerkschaften aktiv werden, gemeinsam mit der Friedensbewegung, können wir die weltweiten Kriege, weitere Kriegsvorbereitung, Sozialabbau und Klassenkampf von oben stoppen!

    Nächste Gelegenheiten für unseren gemeinsamen Widerstand:

    Demonstration ´NATO-Atomkriegsmanöver 2025 stoppen!´
    gegen das jährlich stattfindende NATO-Atomkriegsmanöver ´Steadfast Noon´
    am 11. Oktober 2025
    in Nörvenich.
    Webinar der Initiative ‚Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!‘
    ´Hochrüstung, Sozialabbau und Gewerkschaften´
    am 16. Oktober 2025; 19:00 Uhr
    Informations- und Diskussionsveranstaltung
    ´Was tun gegen die Wehrpflicht?´
    am 31. Oktober 2025, 19:00 Uhr
    in München
    Demonstrationen gegen Wehrpflicht & Kriegsmobilmachung
    am 08. November 2025, 13:00 Uhr
    in Hamburg, Bremen, Köln, FaM, Nürnberg, München, Regensburg
    bundesweiter Friedensratschlag
    am 08./09. November 2025
    in Kassel.
    IMI-Kongress ´Militärrepublik verweigern!´
    am 15./16. November 2025 in Tübingen, zusammen mit unseren Trambahnfahrer-Kollegen von ´Sagt NEIN! zur Bundeswehrtram´ aus München

    Aus Anlass dieser und weiterer örtlicher Mobilisierung haben wir ein aktualisiertes Flugblatt erstellt: ´Nicht um Frieden betteln. Auf zur Meuterei! Sagt NEIN!´ Das gesamte Flugblatt findet Ihr hier als druckfähige Vorlage zum Download, Drucken und massenhaften Verteilen bei jeder Gelegenheit.

    https://storage.e.jimdo.com/file/bff04bf0-d697-4c1e-b5ff-bf2d6cc4a2b9/Sagt%20NEIN!%20Flugi%20251003.pdf

    1. @Otto0815 vielen Dank für all die Hinweise, die zeigen wieviel Engagement unterwegs ist für Frieden und Abrüstung.

      Zu all dem bedarf es auch eines Systemwandels, sprich wir BürgerInnen machen selbst Politik auf dem Boden einer von uns allen verfassten Verfassung. Verweise daher unentwegt auf die kürzliche Gründung einer Losdemokratiepartei, die das zum Ziel hat und ansonsten mit keinerlei Versprechen aufwartet: Es lohnt, das 11minütige Video sich dazu anzuhören:
      „Geloste Bürgerräte, um das alte, kranke, marode Aristokraten-Scheißsystem zu retten? – WTF!?“
      https://www.youtube.com/watch?v=uJx5O1bnLr0

      1. Stimmt. Da gibt es gewisse haushalterische Grenzen. 😉

        Früher konnte man noch auf die örtliche Stadtbibliothek zurückgreifen. Das geht leider heute oft nicht mehr. Da dürfen solche Bücher, wie die von Mausfeld, nicht mal mehr im Giftschrank vorhanden sein.

  4. „Wir profitieren heute von dem Mut, der Entschlossenheit und der Kraft derjenigen, die diese Kämpfe mit besonderem überpersönlichen Einsatz geführt haben. Oftmals gegen den Widerstand und die politische Apathie eines Großteils der Bevölkerung. […] Denn Geschichte wird von Menschen gemacht.“
    Schöne Worte. Leider hat Mausfeld selbst während der Coronazeit den Mund gehalten.
    Da wäre seine Autorität gefragt gewesen.
    Alles, was er seitdem sagt und schreibt, kommt von einem, von dem man nun weiß, dass er im Krisenfall lieber den Mund gehalten hat. Was ist das also wert, was er jetzt sagt und schreibt?
    Kommt es nur auf den Inhalt einer Botschaft an? Oder ist auch wichtig, wer die Botschaft überbringt?
    Und wird die Geschichte tatsächlich von Menschen gemacht?
    Oder doch eher von der, den Menschen umgebenden Natur? Und der Mensch versucht sich, als Teil des ganzen, da durch die Geschehnisse zu wursteln?
    Nichts, was der Autor im Artikel beschreibt, ist neu.

    1. Ja, sehr verwunderlich, dass von Mausfeld, der ja sehr gut über die vorherrschende Fassadendemokratie aufklärt, in der sog. Coronazeit nichts von ihm zu hören war. Nichtsdestotrotz sind seine Analysen weiterhin wertvoll. Allerdings fehlt mir bei ihm eine Konkretisierung wie wirkliche Demokratie aussehen könnte. Habe ihn daher auf die Losdemokratiepartei hingewiesen deren Idee „Verfassungsreform und Überflüssigmachen von Parteien“ mir sehr einleuchtet.
      https://losdemokratie.de/docs . Leider bisher keine Rückmeldung von ihm dazu.

    2. Ja, da sagst du was. Und Mausfeld ist ja leider auch nicht der einzige linke Denker, welcher seinen damaligen geistigen und praktischen Totalausfall (bis heute!!) peinlich beschweigt und verdrängt. Und es selber vorzieht, auch weiterhin in (s)einer „Pseudorealität“ leben zu WOLLEN.
      Nur ein weiteres deprimierendes Beispiel, eines ganz normalen (Links)Bürgerlichen Individuums.

      1. „Und Mausfeld ist ja leider auch nicht der einzige linke Denker, welcher seinen damaligen geistigen und praktischen Totalausfall (bis heute!!) peinlich beschweigt und verdrängt.“

        Sehr wahr. Das überflüssige Linksrechts-Schema, an dem nicht wenige Geister festhalten, brauchen anscheinend diejenigen, die über das Versagen, mal von links mal von rechts usw. sich selbst Bedeutung geben wollen indem sie darüber unentwegt ‚forschen‘. Eine Methode sich den universitären Leerstuhl zu sichern?

        1. Solange der Klassenstaat herrscht, solange „Linksrechts-Schema“.

          „Leerstuhl sichern?“
          Glaub ich nicht.
          Prof. Mausfeld ist emeritiert. Der muss sich nichts mehr sichern.

  5. Nachdem Gracchus Babeuf hier ständig Mausfeld-Pamphlete verlinkt, die oberflächllich, unlogisch und linksradikal daherkommen, ist meine Meinung von diesem Herren und seinen Analysefähigkeiten beständig im Sinkflug.

    Der Artikel bleibt vage genug, um weitgehend unangreifbar zu sein, auch wenn Herr Mausfeld m.E. sehr deutlich die colonial studies-Welle reitet, nachdem „der Westen“ an allem schuld ist und niemals Positives hervorbringt (i.d.R. wird das Ganze dann noch auf weiße Männer zusammenkondensiert, um einen greif- und erkennbaren Sündenbock zu haben, der dem rassistischen woken Zeitgeist als Referenz dienen kann), was in der Einfachheit einfach ahistorischer Unsinn ist!

    Dennoch würden die Methoden organisierter Gewalt trotz moralisch beschönigender Rhetorik auch für die Bevölkerungen des Westens immer klarer sichtbar, wenngleich weniger als „Charakter des gigantischen und über viele Jahrhunderte errichteten ideologischen Gewölbes zur Verschleierung der organisierten Gewalt des Westens.“

    Auch wenn ich die Ausweitung „des Westens“ ins neunzehnte Jahrhundert (defakto gibt es ihn erst seit der zweiten Häfte des zwanzigsten Jahrhunderts), als infantile und zum Rassismus neigende Sündenbocksuche ablehne, liegt Herr Mausfeld nicht ganz falsch. Die Aktivitäten pervers bösartiger Geheimdienste, insbesondere von cia, mi6 und Mossad, unterminieren wirkungsvoll die Erzählung von „westlichen Werten“ und tragen ERHEBLICH zu der Autoimmunerkrankung (die zu verstärken sich Mausfeld redlich abmüht) westlicher Gesellschaften bei. Sie lassen sich Dank Internet (eine westliche Erfindung, ebenso wie Computer) eben nicht mehr so leicht maskieren…

    1. Pervers, bösartig und Geheimdienst. Scheinregen, bei dieser Klage müßtest gerade du doch in Flammen aufgehen. Was du monierst, oberflächlich, unlogisch, ist dir bei deinem verlogenen Geseier doch Geschäft. Du klingst wie Ex-Chefe:

      Hans-Georg Maaßen und die „linksradikalen Kräfte in der SPD“. Wenn der Wahnsinn einen Lauf hat.
      07. November 2018

      Der ehemalige Chef des deutschen Inlandsgeheimdienstes (mit dem Fake-Namen „Verfassungsschutz“), Hans-Georg Maaßen, hat vor Kameraden befreundeter Geheimdienste am 18. Oktober 2018 in Warschau eine Rede gehalten.

      Nun ist sie auch der Öffentlichkeit bekanntgemacht worden. Man ist parteiübergreifend empört – bis auf die AfD, die ihn ins Herz geschlossen hat. Nicht aus Dummheit, sondern aus Dankbarkeit und innerer Verbundenheit. Von Wolf Wetzel.
      (…)
      Wer heute, im x-ten Jahr der Selbstauflösung der SPD, „linksradikale Kräfte“ innerhalb der SPD aufspürt, der bringt es auch fertig, elf Jahre vom NSU nichts mitbekommen zu haben.

      Wer in der knieweichen SPD etwas sieht, was man nicht einmal mit einer Dosis Heroin sehen würde, der beweist, dass es für ihn auch kein Problem ist, aus dem neofaschistischen Untergrund namens NSU eine Gruppe mit nur drei Mitgliedern zu machen und diese halluzinogene Erkenntnis bis heute für wahr zu halten.

      Wer einem solchen Chef eines solchen Geheimdienstes ein solches Ver- und Zutrauen schenkt und weiß, dass er mit seiner Deckungsarbeit den meisten Parteien im Bundestag den Rücken freigehalten hat, der sollte auch wissen, dass die von Maaßen ausgemachten „linksradikalen Kräfte“ innerhalb der SPD keine kurzzeitige Wahrnehmungsstörung sind. Es ist der konsequente Weg, an dieser ansonsten so willkommenen Wahrnehmungsstörung festzuhalten.

      Sanktionen als „Leckerli“

      Als sich Hans-Georg Maaßen berufen fühlte, die als „Hetzjagden“ bezeichneten Angriffe auf Ausländer in Chemnitz als Erfindung abzutun, fiel er in den Augen seines Arbeitgebers der Großen Koalition in den Rücken. Für diese Illoyalität sollte er seinen Posten räumen.

      Dann kam – sicherlich nicht nur – sein Vorgesetzter, Patron und Innenminister Horst Seehofer mit der königlichen Sänfte: Er entschied, dass sein enger Vertrauter Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im Bundesinnenministerium befördert werden, mit noch höheren Bezügen als zuvor bestraft werden müsse.

      Dass Weggefährten im Geiste und in der Tat füreinander einstehen, ist Kameradenpflicht. Aber warum stimmte auch die SPD dieser Belohnung zu? Wo waren die „linksradikalen Kräfte“ innerhalb der SPD?

      Erst als öffentlich wurde, dass Hans-Georg Maaßen nach oben gefallen ist, entdeckte auch die SPD ihre Form der Selbstbeteiligung und bedauerte. Man entschloss sich, Hans-Georg Maaßen den Posten eines Sonderberaters im Bundesinnenministerium zuzuschanzen, mit gleichen Bezügen.

      Nach seiner Rede in Warschau wird nun die „ganze Härte des Gesetzes“ (man kennt diese Floskel aus anderen Zusammenhängen) gegen ihn angewandt: Er soll erbarmungslos in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Ganz beiläufig wird dabei erwähnt, dass Hans-Georg Maaßen auch nach Ausscheiden aus seinem Amt der „Schweigepflicht“ unterliegt. Das gälte für alle Angebote, auch für das der AfD, ihr beizutreten.

      Too big to fail

      Albrecht Müller fragt in diesem Kontext zurecht:

      „Es ist schon seltsam: In der öffentlichen Debatte um die Person Maaßen und die verschiedenen Vorgänge von der Einschätzung der Vorgänge in Chemnitz bis zur Rede in Warschau wird nicht einmal andeutungsweise verlangt, dass wenigstens geprüft wird, ob in einem solchen Fall disziplinarische Maßnahmen fällig sind statt der für Maaßen bequemen Entlassung in den einstweiligen Ruhestand, verbunden mit hohen Bezügen. Nichts davon, keine Debatte in der Öffentlichkeit, keine Erwägung dieser Art beim Bundesinnenminister und der Bundesregierung.

      Warum nicht? Hat Maaßen, bedingt durch sein Amt als Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Informationen und Dossiers, mit denen er im Ernstfall die entscheidenden Personen erpressen kann?“

      Ich möchte nicht vorgreifen, aber Albrecht Müller hat mit dieser Frage den Nagel in ganz weiches Fleisch geschlagen. Denn genau dies ist der eigentliche Skandal: Noch nie sind Leitende Beamte des Inlandsgeheimdienstes für die Billigung, für die Unterstützung von Straftaten, für die Vernichtung von Beweismitteln, für falsche Verdächtigungen, für die Sabotage von Aufklärung schwerer Straftaten sanktioniert worden. Selbst dann nicht, wenn man mit einzelnen Entscheidungen nicht einverstanden war und ist!
      (…)
      „Bei uns dürfen Sie die Sau rauslassen“ (Der Spiegel vom 11.12.2015) – Werbung für strafbare Handlungen im Amt

      Mit folgendem Versprechen warb der Inlandsgeheimdienst unter Führung von Hans-Georg Maaßen 2015 um neue Geheimdienstmitarbeiter/innen:

      „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber und ich kann sagen, in manchen Bereichen unseres Hauses kann man all das machen, was man schon immer machen wollte, aber man ist straflos, zum Beispiel Telekommunikationsüberwachung.“ (Zitat aus einem Gespräch mit dem Sender MDR Info, 2015)

      Keiner der politisch Verantwortlichen hat diesen Aufruf zu Straftaten im Amt zurückgewiesen oder den Urheber zur Rede gestellt. Völlig unbehindert hat der scheidende Verfassungsschutz-Präsident Maaßen dieses Versprechen eingelöst – nicht nur für sich. Bei uns dürfen Sie die Sau rauslassen – unter diesem Motto lebt sich‘s gut, auch im einstweiligen Ruhestand.

      Wolf Wetzel

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=46927

      1. Du nervst, ich habe jetzt keine Zeit mich mit deinem ausufernden unkonkreten copy&paste-Müll zu beschäftigen. Wenn du es nicht schaffst, eigene Gedanken zu formulieren, dann werde ich dir künftig nicht mehr antworten (ist ja eh verschwendete Zeit, du liebst deine linksradikalen Projektionen ohnehin mehr, als die Wahrheit).

    2. Der Artikel bleibt vage genug, um weitgehend unangreifbar zu sein, auch wenn Herr Mausfeld m.E. sehr deutlich die colonial studies-Welle reitet, nachdem „der Westen“ an allem schuld ist _und niemals Positives hervorbringt_, was in der Einfachheit einfach ahistorischer Unsinn ist!

      Du baust einfach Strohmänner auf und bist – als stolzer Vertreter des geistig überlegenen Abendlandes – nicht zu den einfachsten Differenzierungen fähig.
      Also, unter etwas „Positivem“ verstehst du vermutlich irgend etwas wissenschaftlich-technisches, eine Entdeckung oder Erfindung. Nicht Literatur oder dergleichen Zeug für Weicheier.
      Aber hat Mausfeld irgendwo behauptet, dass beispielsweise James Watt nicht die Dampfmaschine erfunden hat, dass Oppenheimers Team nicht die Atombombe entwickelte oder darüber hinaus den vom „Westen“ in den letzten 350 Jahren ausgehenden wissenschaftlich-technischen „Fortschritt“ geleugnet, der uns so langsam wirklich auf die Füße fällt? (Selbst der rechte Heidegger orakelte diesbezüglich vor 50 Jahren, dass „uns nur ein Gott noch retten“ kann.)
      Nein, mit keinem Wort, denn davon handelt das Werk ja offensichtlich gar nicht, schließlich geht es um Politik. Genauer Außenpolitik, Hegemonialpolitik, Unterwerfung und Ausbeutung des Globus.

      Unausdrücklich und unbeabsichtigt handelt das Werk aber doch auch vom wissenschaftlich-technischen „Fortschritt“, denn ohne die kriegstechnologische Überlegenheit Westeuropas, die zunächst in blutigen Kriegen innerhalb Europas erprobt und verfeinert wurde, wäre die Unterwerfung weiter Teile des Globus ja überhaupt nicht möglich gewesen. Gut, um die amerikanischen Ureinwohner zu besiegen war nur Schießpulver nötig. Aber hier kommt das Interessante: Schießpulver stammt bekanntlich aus China, aber die Chinesen nutzten es dennoch nicht, um ganz Asien zu unterwerfen.
      Der europäische Expansions- und Unterwerfungsdrang ab dem 16. Jh. ist einfach unübertroffen groß und hat natürlich gesellschaftliche Ursachen. Nicht umsonst erscheint parallel zur Expansion der Kapitalismus in Europa. Die sog. ursprüngliche Akkumulation des Kapitals in England lebt (auch) von den ersten Eroberungen in Amerika und Indien (Gründung der Ostindien-Kompanie im Jahre 1600, also schon 50 Jahre VOR der englischen bürgerlichen Revolution).

      Zu guter Letzt ist mir wirklich schleierhaft, wie man von simplen historischen Tatsachen, von „facts“ persönlich gekränkt sein kann. Wie verquer muss man dafür psychisch strukturiert sein? Aus welchen merkwürdigen Quellen bezieht man sein Selbstwertgefühl, wenn man so drauf ist?

      1. Tut mir echt leid, das ich deine Weltsicht nicht teile.

        Also, unter etwas „Positivem“ verstehst du vermutlich irgend etwas wissenschaftlich-technisches, eine Entdeckung oder Erfindung. Nicht Literatur oder dergleichen Zeug für Weicheier.

        Ich habe das (als Antwort auf den Kommentar von Herrn Wirth direkt unter meinem) ausführlicher ausgeführt und bitte, das zur Kenntnis zu nehmen.

        Aber hat Mausfeld irgendwo behauptet, dass beispielsweise James Watt nicht die Dampfmaschine erfunden hat, dass Oppenheimers Team nicht die Atombombe entwickelte oder darüber hinaus den vom „Westen“ in den letzten 350 Jahren

        „Den Westen“ gibt es ziemlich genau seit dem zweiten WK, warum Mausfeld unnötig unsauber argumentiert, habe ich auch unten auseinander genommen.

        Der europäische Expansions- und Unterwerfungsdrang ab dem 16. Jh. ist einfach unübertroffen groß

        Nein, nur unübertroffen erfolgreich, das ist ein Unterschied.

        Zu guter Letzt ist mir wirklich schleierhaft, wie man von simplen historischen Tatsachen, von „facts“ persönlich gekränkt sein kann.

        Interessante Unterstellung, woraus leitest du die ab?

  6. Lohnender Artikel.

    Nur ein paar kleine Anmerkungen:

    Sowohl Mausfeld als auch manche anderen verwenden das Wort „Neoliberalismus“ (oder meinetwegen auch „Kapitalismus“) nicht nur in einem beschreibenden Sinne für ein Phänomen, sondern geben ihm beim Sprechen auch einen Subjektcharakter – so, als ob der Neoliberalismus ein aktiv handelndes Subjekt sein könnte. Er kann nie Subjekt sein!

    Dies schon ganz am Anfang des Textes: „… wie sich der Neoliberalismus in den letzten Jahrzehnten seine Hegemonie mit Mechanismen der kognitiven Manipulation durchgesetzt hat.“

    Davon kann natürlich streng genommen keine Rede sein! Nicht der Neoliberalismus handelt – er ist sowieso nur eine Denkfigur, ein ausgedachter geisteswissenschaftlicher Begriff von zudem auch noch hohem Abstraktionsgrad – sondern konkrete Menschen handeln und entscheiden.

    Ich weiß: Mausfeld betrachtet den Neoliberalismus als ein System und beobachtet und unterstellt sozusagen systemimmanente Notwendigkeiten. Nun, auch darüber kann man debattieren.

    Ich halte eine solche Denkweise für problematisch, denn sie gaukelt uns vor, dass es die von uns geschaffenen Denkfiguren und Begriffe wirklich geben würde. Gibt es sie wirklich?? Hinzu kommt, dass auch ein System – wenn wir uns auf diese Denkweise einmal etwas einlassen wollen – niemals selbst handelt , sondern immer nur – mehr oder weniger – die im System engagierten Personen. Doch auch die sind nicht bloß Rädchen ohne Eigensinn.

    Ich weiß, dass ist jetzt alles etwas spitzfindig und im Grunde auch nur von randlichem Interesse, aber ich spüre das Bedürfnis, das doch einmal anzumerken.

    Wir hantieren für meine Begriffe ohnehin viel zu viel mit solchen abstrakten und bloß ausgedachten Denkfiguren. Das sind doch bloß Kreationen unseres Geistes, von denen ein Physiker vermutlich sagen würde, dass das doch alles sowie irreal und bloß ausgedacht sei. Wir sollten solche Begriffe nicht wirklich ernst nehmen, denn es sind bloß Krücken zur etwas besseren Realitätswahnehmung.

    Zweitens.
    Mausfeld erwähnt die destruktive Wirkung, die das Treiben europäischer Kolonialherren in der außereuropäischen Welt hatte – daran ist auch nicht zu rütteln, besonders in Amerika.
    Allerdings zeigt er hier eine seltsame Unschärfe und unterlässt es, klar zu sagen, dass dieses koloniale Treiben der Europäer der frühen Neuzeit und zu Beginn der Neuzeit (1500 – ca. 1850) weder mit dem „Westen“ (den es um 1600 ja noch gar nicht gab) noch mit dem Liberalismus bzw. Neoliberalismus zu tun hatte. Die Briten des 17. Jahrhunderts waren ja nun vieles, aber nicht „neoliberal“. Und die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert waren rein feudal standen mental noch auf der Stufe des Mittelalters.

    Womit wir es in Wirklichkeit zu tun haben, das ist der ganz banale und in der Weltgeschichte oft zu erkennende Umstand, dass ein Land, das technisch und insbesondere militärtechnisch überlegen ist, diese Überlegenheit gegenüber schwächeren Ländern auch gnadenlos ausnutzt. Das war bei den Assyrern, Spartanern und Römern nicht anders als bei den Arabern und Mongolen des Mittelalters oder den Osmanen der frühen Neuzeit, die allesamt nicht zimperlich waren und ihre Gegner massenhaft vom Leben zum Tode beförderten oder in die Sklaverei.

    Wenn einzelne europäische Mächte hier in quantitativer(!) Hinsicht erfolgreicher mordeten oder ausrotteten, so ist das im Wesentlichen ein Ergebnis gesteigerter technischer Möglichkeiten, z.B. Schusswaffen. Man stelle sich mal vor, die Mongolen hätten um 1240 nicht bloß Pfeil und Bogen gehabt, sondern Maschinenpistolen!

    Bei Mausfeld kommt nämlich so ein bisschen der zeitgeistige Irrglaube durch, dass derartige Formen von Unterdrückung und Gewaltherrschaft etwas spezifisch Europäisches seien. Und das stimmt nicht, das ist bloß postkoloniale Ideologie.

    1. Interessanter Aspekt, zu dem ich mir schon etliche Gedanken gemacht habe die hier jetzt nicht dargestellt wurden.
      Kurz, ich komme zu dem Schluss, solche „Systeme“ „gibt es wirklich“.
      Genauso wie es die Softwares gibt und die Gedanien die Sie mit deren Hilfe hier posten und die ich empfangen kann.
      Es wäre Unsinn zu sagen das sei „nur azsgedacht“. Ein Buch ist mehr als öliger Ruß auf zermatschtem Holzbrei.
      Sie können schlecht verleugnen dass die Software existiert, und etwas „tut“.. Und das gleiche gikt für Neoliberlismuss, und vieles mehr, und auch den Wind und Wellen – bei Wellen bewegt sich kein Wasser vorwärts, nur die Welle tut es, und diese kann enorme Energie und Zerstörungskraft haben.
      Dennoch ist der Aspekt, dass es gleichzeitig um handelnde Subjekte geht, gleichermaßen wichtig.

    2. Alles sehr richtig!

      Die Briten des 17. Jahrhunderts waren ja nun vieles, aber nicht „neoliberal“. Und die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert waren rein feudal standen mental noch auf der Stufe des Mittelalters.

      Mausfeld argumentiert hier grob unredlich, er versucht durch solche Ungenauigkeiten einen möglichst großen Berg an Schandtaten anzuhäufen, hinter dem er die europäischen (und europäisch geprägten US-) Errungenschaften verstecken kann, also Dinge wie diese:

      1) Anerkennung demokratischer Mitbestimmung (wenn auch selbst recht unzureichend praktiziert)

      2) abstrakte (individualistisch geprägte) Rechtsnormen

      3) Erklärung der Menschenrechte

      4) weltweite Ächtung der Sklaverei

      5) weitgehende Gleichberechtigung der Geschlechter

      6) Industrialisierung

      7) Aufklärung und Wissenschaft

      8) Sozialstaaten

      usw.

      Sein Ziel ist zweifelsohne das vieler Menschen, er will den moralisch unbefriedigenden Status Quo zerstören… was er (wie viele Linke und Woke) nicht bedenkt, ist, dass er damit das Kind mit dem Bade ausschüttet!

      Wenn ausgerechnet die stark für Moralismus anfälligen europäisch-stämmigen Gesellschaften, sich in Schuldgefühlen wälzen, führt das bei einfacheren Gemütern zu Selbstzerstörungstendenzen aller Art. Die einen wollen das vermeintlich böse „kapitalistische System“ loswerden (ohne zu wissen, durch was es zu ersetzen wäre, außer utopistische Träumereien haben sie nichts), die anderen wollen unsere Kulturen zur Unkenntlichkeit mit (vermeintlich opferlamm-unschuldigen edlen) ausländischen Menschen wegverdünnen, Dritte die Nationen in einem europäischen Riesenreich auflösen und damit loswerden.

      Sie rümpfen über ihre Vorfahren, die selbst oft Opfer waren und doch Erstaunliches (und viel Positives) zur Welt beigetragen haben, die Nase, verachten Traditionen und Werte und erdreisten sich, alle die sich gegen die Umdeutungen wehren, als böse und rückständig zu beschimpfen…

      Nichts davon führt zu etwas überwiegend Gutem, im Gegenteil, es sind Rückschritte, die uns noch auf Jahrzehnte schwer belasten werden! Und Multiplikatoren, wie Mausfeld, tragen daran eine erhebliche Mitschuld!

  7. Die eigene Überzeugung (… kann) durch keinerlei Fakten erschüttert werden.

    Damit hat Mausfeld nicht nur grundsätzlich recht, sondern auch einen wichtigen Nagel auf den Kopf getroffen.
    – Überzeugung, Meinung, Glaube sind dasselbe.
    – Überzeugung, Meinung, Glaube sind vollkommen immun gegen Tatsachen.
    – Durch die Überzeugung, Glaube hätte exklusiv etwas mit Religion zu tun, wird in der eigenen Denkwelt nichts mehr als Glaube erkannt.

    Mausfelds Fazit mutet hingegen wie ein praktisches Beispiel an: Es könnte nicht kontrafaktischer sein. Die „emanzipatorischen Fortschritte“, die es ohne Nutzen für das Gewaltsystem oder gar zu dessen Schaden gegeben hat, sind erstens kümmerlich und zweitens an einer Hand abzuzählen – gewiss nichts, worauf man bauen sollte. (Hoffnung ist auch eine Form des Glaubens, deswegen stirbt sie – bis dahin von Tatsachen unberührt – zuletzt.) Er könnte auch gleich behaupten, die Sowjetunion wäre an den Montagsdemos zerschellt. Denn Geschichte mag von Menschen gemacht werden, aber von Menschen in ihren Rollen für das Gewaltsystem. Das zu unterschlagen ist schon ein starkes Stück.

  8. Was ist die Europa? Im Netz gibt es reichlich Möglichkeitem, um herauszufinden was die Europa ist.
    Manche meinen, die Europa stammt süß einer Zeit der Griechen und Ägypter, wer weiß schon die Wahrheit?
    Seit der römische Kalender seine Weltgültigkeit erreichte, hat dieses römische Reich ihre Fesseln fest verankert in dieser Welt, das geht soweit, daß andere Religionen und Kulturen sich irgendwie dem auch so anpassen bzw. anpassen.
    Heute geht diese Anpassung in die gegengesetzte Richtung, die unterdrückten unterdrücken die ehemaligen Herren.
    Ob ihr es glaubt oder nicht, die Europa ist Geschichte und wird für Jahrzehnte in ihrem Grabe liegen. Weil die unterdrückten endlich „ihr“ leben dürfen.

  9. 1.
    Zunächst will ich „Scheinregen“s Opposition gegen die Mausfelds neoreligiös-ästhetische Historisierung „des Westens“ zustimmen. „Der Westen“ ist ein Produkt antikommunistischer Kriegführung – nach innen wie außen – der in zwei Weltkriegen konsolidierten kapitalistischen Nationalstaaten, ergänzt um den hegemonialen Antikolonialismus der unumstrittenen Siegermacht des WKII.
    Das heißt freilich nicht, daß es kein Kontinuum aufgehobener abendländischer Herrschaftsgeschichte gäbe, es beginnt mit dem römischen Kaiserreich, ergänzt um die monotheistische Formierung seiner Eliten. Die schier unüberbietbare Bestialität der kriegerpatriarchalen, urbanen Machtergreifung gegen die Landstände hat m.W. Äquivalente in Asien, aber da kenne ich mich nicht wirklich aus.
    2.
    Diese „Vorgeschichte“ des Westens hat einen erheblichen Belang in der Kooptierung der Bevölkerungen für die Belange der urbanen Herrschaft und deren kannibalische Bestialität, weil Letztere politökonomisch im Wesentlichen den Zweck erfüllt hat, brauchbare Restbestände der römischen Arbeitsteilung und Verkehrsverhältnisse aus dem Zusammenbruch des Imperiums zu bergen und umformend zu reaktivieren. Christianisierung und die nachfolgenden Schismen zwischen den Kirchenfürstentümern prägten deshalb die Kooptierung der Unterworfenen für ihre Herrschaft maßgeblich.
    3.

    „Der Westen hat militärisch, ökonomisch und ideologisch in diesen Konflikt in einem solchen Maße überinvestiert, dass er ein Scheitern kaum überstehen wird.“

    Das ist lustigerweise der Leiterzählung der westlichen Eliten (Demokratie, Werte und „zivilisatorische Normen“ retten), welche ausgerechnet eine Hälfte der USA abzuwickeln im Begriffe ist, vollständig äquivalent und damit ein konstitutives Moment einer in unplanmäßiger, gleichwohl zweckmäßiger Ausgestaltung befindlichen, neuen Ständeherrschaft, und insofern erscheint Mausfelds Schrift als ein polemischer und paradoxer Teil dieser Bewegung.
    4.
    Diese Bewegung hat zwei Hauptströme:
    a) Inquisition (Formierung durch und in Zerlegung)
    b) Militarisierung nach innen wie außen.
    5.
    Die Sammlungsbewegung beider Hauptströme hat in Europa ein militärisch unhintergehbares Institut: NATO.
    Es dürfte auch für die Inquisitionsbewegung in den USA („MAGA“) unhintergehbar bleiben. „Der Westen“ ist folglich = NATO – alles andere sind dagegen Nebenschauplätze.

    Nebenschauplatz 1:

    In einem eigenen Abschnitt beschäftigt sich Mausfeld mit dem Krieg gegen den Iran. Dieser sei sowohl ein Haupthindernis für das von Netanyahu offen deklarierte Projekt eines Großisraels wie auch den strategischen Absichten der USA zur Zerlegung von Nationalstaaten in regionale Ethnien, die leicht unter ihrer alleinigen Kontrolle zu stellen seien.

    Mausfeld ist nicht up to date. Das Bündnis, auf das Mausfeld anspielt, war das PNAC der Neocons, doch das begann schon wenige Monate nach dem Putsch von 9/11 zu bröckeln, als George Dabbelyu zum Entsetzen einer Hälfte seiner Schildträger, zum Entzücken einer anderen Hälfte, auf Drängen seines Vaters eine „Road Map“ zur Beendigung des israelischen Besatzungsregimes zückte.
    Die „Road Map“ wurde von Ariel Scharon sogleich abgewickelt und mit der Ermordung Arafats beerdigt, aber das half nicht. Okay, das ist eine lange Geschichte, die in ganz Vorderasien und Nordafrika etwa 100 Mio Leute zermanscht hat (getötet, verwundet, durch Krankheiten verreckt, verhungert), aber sie hat mit Obamas von der heimischen Generalität gedeckten Weigerung geendet, Syrien (geschweige den Iran) zu entstaatlichen und stattdessen Mr. Putin eine Lizenz zum Eingreifen dortselbst zu erteilen.
    Das kürzlich von Trump veranlaßte symbolische Bombardement des Iran ist keine Wiederaufnahme, vielmehr als eine Befriedungsmaßnahme gedacht. Die anvisierten Anlagen waren überdies nicht „zivil“ (was soll die blöde Lüge), sondern „dual use“. Nicht Iran soll die Nuklearmacht Israels kontern, das KSA soll das nach dem Willen des amerikanischen Gröfaz tun.
    Nebenschauplatz 2

    „Der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen.

    Ja, an 9/11. Er wird gewiß nicht die Form annehmen, die ihr euch gewöhnlich vorstellt, auch wenn die NATO erwartbar einen Nuklearkrieg in Europa provozieren wird, um ihre Hegemonie zu verteidigen. Er wird mit wenigen Sprengsätzen im einstelligen Kilotonnenbereich geführt werden, denke ich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert