Für Russland ist Krieg ein ruinöser Störfaktor

Moskau
Mos.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Welche Politik sollten wir unter den aktuellen Bedingungen gegenüber Russland verfolgen? Eigentlich müsste über diese Frage offen gestritten werden. Stattdessen werden diejenigen, die Friedensverhandlungen mit Russland fordern, als Putin-Versteher diffamiert und ausgegrenzt. Und das, obwohl es um die wichtigste Frage überhaupt geht: das friedliche Zusammenleben.

Gabriele Krone-Schmalz legt eine erweiterte und aktualisierte Neuausgabe ihres Buches „Eiszeit“ vor. Hier ein Buchauszug.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine drängen sich Fragen auf: Was ist passiert, dass Russland diesen Schritt unternommen hat, der in jeder Beziehung den eigenen Interessen zu widersprechen scheint? Russland wird noch in den nächsten Jahrzehnten damit beschäftigt sein, verlässliche staatliche Strukturen zu schaffen und seine Wirtschaft zukunftstauglich zu machen. Ein Krieg ist dabei ein ruinöser Störfaktor. Vor dem Krieg habe ich Russlands Interessen immer folgendermaßen skizziert: Ruhe im Inneren und an den Grenzen, um den komplizierten Umgestaltungsprozess, der längst nicht abgeschlossen ist, weiterzuführen. Austausch und Zusammenarbeit mit dem Ausland, um sich weiterzuentwickeln. Akzeptanz und Sicherheitsgarantien des Westens, um sich auf die inneren Aufgaben konzentrieren zu können. Was also war passiert?

Donbas: Krieg seit 2014

Seit heute wieder im Handel erhältlich!

Mit den Hauruck-Erklärungen zu Beginn: Putin ist durchgeknallt, krank oder verrückt, aber in jedem Falle extrem imperialistisch unterwegs, heute ist es die Ukraine, morgen Polen und die baltischen Staaten und übermorgen stehen die Russen in Berlin – damit will ich mich nicht zufriedengeben. Auch der schnellen Beurteilung, Putin habe das von langer Hand vorbereitet, sei schon immer ein Monster gewesen und jetzt zeige er sich auch so, will ich mich nicht anschließen. Wer die Fakten seiner ersten und in Teilen auch noch seiner zweiten Amtszeit ohne Schaum vorm Mund analysiert, kann dieser Interpretation nicht folgen. Die Weichenstellungen innerhalb der russischen Gesellschaft und die zahlreichen Kooperationsangebote an den politischen Westen in dieser Phase sprechen dagegen. Die Rückwärtsbewegung hat erst sehr viel später eingesetzt. Zudem – hätte der russische Präsident von Beginn an vorgehabt, die Ukraine anzugreifen, dann stellt sich die Frage, warum er das nicht schon vor acht oder zehn Jahren getan hat. Da standen die Chancen für ein schnelles erfolgreiches Ergebnis aus russischer Sicht wesentlich besser, da die Ukraine noch nicht so hochgerüstet war wie im Februar 2022, dem Datum des russischen Einmarsches.

Zu den im politischen Westen vernachlässigten Sachverhalten gehören auf jeden Fall die Zustände im östlichen Teil der Ukraine. Dort herrscht seit 2014 Krieg. Kiew nannte das allerdings auch nicht Krieg, sondern Anti-Terror-Operation. 2014 hatten sich die Verwaltungsbezirke Donezk und Luhansk im Donbas für unabhängig erklärt, weil sie den Umsturz in Kiew nicht mitmachen wollten, der für sie nichts Gutes verhieß. Dazu ausführlicher in Russland verstehen?. Das Tragische an der Entwicklung war, dass es den sogenannten Separatisten zunächst nur darum ging, innerhalb der Ukraine mehr Rechte zu bekommen. Die überwiegend russischsprachige Bevölkerung dort war von Kiew lange Jahre vernachlässigt worden und geriet angesichts der russlandfeindlichen Entwicklungen in Kiew ins Visier der neuen Machthaber.

Zunächst ein innerukrainischer Konflikt

Eine sinnvolle Föderalisierung, wie von einigen ukrainischen Präsidenten der Vergangenheit erfolglos versucht, wäre vermutlich hilfreich gewesen. Sogar noch während der Unterstützung durch russische Kräfte im Osten der Ukraine, ging es immer noch um mehr Autonomie innerhalb des Landes. Die Unabhängigkeitserklärung und Loslösung von der Ukraine wurden erst später ein Thema. Der Ausgangspunkt war ein innerukrainischer, der innerukrainisch hätte gelöst werden können, ohne die eine Seite der Bevölkerung in Bausch und Bogen zu Terroristen zu erklären, die es mit Waffengewalt zu bekämpfen gilt. Das Elend in diesen Gebieten ist den Menschen in westlichen Gesellschaften jedenfalls nicht in der Weise vor Augen geführt worden wie jetzt in anderen Teilen der Ukraine nach dem Einmarsch Russlands. Es war offenbar nicht von Interesse, obwohl dieser Kampf nach unterschiedlichen Angaben zwischen 10 000 und 14 000 Zivilisten das Leben gekostet hat. In Donezk gibt es seit dem 1. Juni 2017 ein Denkmal für Kinder, die Opfer von Bombardements geworden sind, auf dem fast zweihundert Namen stehen. Beobachter der OSZE haben nahezu täglich Artilleriedetonationen registriert, unmittelbar vor dem russischen Angriff Hunderte Explosionen pro Tag.

Das ukrainisch-russische Verhältnis war spätestens seit der Aufnahme der Krim in die Russische Föderation ruiniert. Das Jahr 2021 markierte insofern eine weitere Eskalationsstufe, als der ukrainische Präsident Selenskyj ein Dekret erließ, in dem die Rückeroberung der Krim ausdrücklich genannt wurde. Einige Zeit später begann man damit, ukrainische Streitkräfte im Osten und Süden des Landes zusammenzuziehen, was Russland natürlich nicht verborgen geblieben ist. Nach unterschiedlichen Quellen handelte es sich dabei um 60 000 bis 80 000 Soldaten. Parallel dazu fanden zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee diverse NATO-Manöver statt und die Zahl der Aufklärungsflüge der USA an der ukrainisch-russischen Grenze stieg signifikant. Im November 2021 haben die USA und die Ukraine ein Abkommen über strategische Partnerschaft geschlossen, in dem sowohl die NATO-Perspektive der Ukraine als auch die Rückeroberung der Krim als Ziele genannt wurden. Und im Januar 2022, also einen Monat vor dem russischen Angriff, hat die NATO die Ukraine eingeladen, an der NATO-Agenda 2030 mitzuarbeiten, das heißt dem Strategiepapier der NATO. Und das, obwohl die Ukraine gar kein NATO-Mitglied ist.

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63 Kommentare

  1. Hat man die Rolle des Bösewichts einmal zugewiesen, dann sollte man alles Übrige wie Fakten und Ursachen ignorieren – könnte ja das aufgebaute Narrativ zum Einsturz bringen.

  2. Kurz und knapp das Wesentliche dargestellt, würde ich meinen. Der Ausschnitt liest sich wie Teil 3 einer mehrteiligen Artikelserie. Overton, anyone?
    (Man kann sich ja auch das Buch kaufen, na schön, dann war es ein gut gemachter Anreißer. Aber vielleicht…?)

  3. “Welche Politik sollten wir unter den aktuellen Bedingungen gegenüber Russland verfolgen?”

    Zur Entscheidungsfindung
    empfehle ich allen deutschen, russophoben Hetzern und Kriegstreibern den besten Antikriegsfilm aller Zeiten.

    “Komm und sieh !”
    Regie: Elem Klimow / 1985

    Wer danach noch immer nicht zur
    Vernunft gekommen ist, dem ist nicht mehr zu helfen.

          1. @Asrael

            Der ist aus recgtlichen Gründen in Deutschland gesperrt.
            .
            Heute feiern die Bonzen im feudalem Stil den Sieg über die DDR in Hamburg.

            Dem Volk haben sie Wohlstandsverlust verordnet.

    1. Dieser Film gehört zum Sammelsurium von gut einem Dutzend Filmen, welche ich aus verschiedenen Gründen für Hervorragend befinde, die mich so tief berühren, das ich sie sicher kein zweites mal anschauen werde.

      Wer das lesen oder hören bevorzugt dem sei E. Jünger’s “In Stahlgewittern” empfohlen.
      An der Stelle, wo anderen Autoren eine Absicht, ausgedrückt durch übertrieben düstere oder patriotische Übertreibung anzumerken ist, beschränkt sich Jünger auf das Beschreiben. Dadurch fließen auch Details und Alltäglichkeiten mit ein, welche so bei anderen Autoren nicht vorkommen und das vorgetragen in einer bildgewaltigen Sprache, welche die Willkür des Sterbens unerträglich werden lässt.
      Dabei bewahrt er sich, selbst wenn ihm nahe stehende Kameraden getötet werden, seinen Respekt vor dem Feind, dem gegnerischen Soldaten, dem Menschen.

        1. Trotzdem sollte man Stahlgewitter gelesen haben. Er hat den Krieg schon ziemlich gut beschrieben. Man muss ja nicht mit allem übereinstimmen, was man liest.

          Andere Empfehlung meinerseits ist “Mir Selber Seltsam Fremd” von Willy Peter Reese. Tagebuchaufzeichnungen von des Ostfront im zweiten Weltkrieg. Ziemlich ungefiltert und nicht bearbeitet nach dem Krieg weil erst 2003 erschienen.

  4. russland führt krieg gg die NATO/USA, nicht gg die ukraine. .ru weiß das der westen einen vernichtungskrieg gg es führt. sie bezeichnen diesen konflikt als 2. vaterländischen und es führt ihn erfolgreich auf seinem terretorium.
    da der krieg für die NATO und das westlich hegemoniale modell überlebenswichtig ist, bleibt .ru auch garnichts anderes übrig als die NATO über die .ua zu schwächen.

    1. Simplicius76 bespricht aktuell zwei West(Nato)-Papier zum Ukrainekrieg.

      Insbesondere das Rand-Papier scheint derzeit schon in der Umsetzung zu sein, indem neue Provokationen geschaffen werden, die Russland zeigen sollen (meine Interpretation), dass die Nato keine Angst hat und sich eine Eskalation wünscht, um die Ukraine zu retten.

      Simplicius76 hat in seinem Blog geschickt vorgebaut, indem er Eingangs ein anderes Papier eines Krieg-Think-Tanks vorstellt, der darlegt, dass es um die Nato-Fähigkeit, einen Krieg mit einem satisfaktionsfähigem Gegner zu führen, ziemlich schlecht aussieht.

      Sein Schlussabsatz stellt dann auch klar, dass Putin für solche Schulhof-Provokateuere schlicht ein zu ausgeschlafener Freund des langen Spiels sei.

  5. “Ein Krieg ist dabei ein ruinöser Störfaktor.”

    Der russische Staat verdient am Krieg. Nach außen allein schon durch die Wertsteigerung des Rubels und Exportgewinne, nach innen, wie alle anderen auch, durch Inflation.

    Eigentlich profitieren von der deutschen Bevölkerung und der Ukraine mal abgesehen ziemlich viele Nationen von diesem Krieg, Rüstung wird angekurbelt, die Verteidigungshaushalte werden erhöht, zur Finanzierung Sozialausgaben gesenkt, die Preise steigen, die Steuereinnahmen ebenfalls. Der ganze Krieg ist für ziemlich viele am Spieltisch eine Win-Win-Situation, ob nun die USA, Großbritannien, China, die Araber, die Polen, die Niederländer, Norweger usw. Da genügt schon ein Blick auf manche Aktienkurse um zu sehen, Krieg ist nach wie vor unglaublich geschäftsbelebend und genau deswegen hat auch keiner der handelnden Akteure ein Interesse daran, diesen Krieg schnell zu beenden, wer macht sich schon selber das Geschäft kaputt.

    1. Eine Nation verdient nur dann an Rüstung, wenn die Waffen exportiert werden. Ansonsten könnte man für das Steuergeld (davon werden die Waffen bezahlt) sinnvollere Sachen anschaffen (Ärzte, Infrastruktur, Eneergienetz/speicher, Bildung…).
      In der Summe (weltweit wirtschaftlich gesehen) sind Waffen immer ein Minusgeschäft: Man benötigt Resourcen, Energie und Arbeitskraft, um Dinge zu zerstören… Irre Menschheit.

      1. @ Stefan:

        Falsch. Wären Waffen ein Minusgeschäft sie würden nicht produziert. Zum verstehen gehört weniger Emotion, dafür mehr Logik. Was Sie oder andere Steuerzahler (von denen es rein Netto gar nicht mal mehr so viele gibt) als sinnvoll empfinden tut ja nichts zur Sache, als Steuerzahler entscheiden Sie ja nicht bezüglich deren Verwendung.
        Auf Halde produziert wurden Unmengen an Waffen und Bomben auch seit dem angeblichen Ende des Kalten Krieges dennoch. Und ich empfinde es als bestenfalls naiv, daß es Menschen gibt die glauben, man produziere Waffen um diese nicht einzusetzen.
        Bei produzierten Waffen ist nie die Frage ob man sie einsetzt, sondern nur wann und wo.

        Ebenfalls erscheint es mir absurd, wenn der größte Teil der Bevölkerung sich dem Zusammenhang von Steuern und Staatstiefe verweigert, nur durch Steuerung des Neidkomplexes. Steuern zahlen nur die unteren 80 – 90 Prozent der Bevölkerung. Die oberen Zehntausend zahlen nichts, die machen sogar Gewinne durch dieses System. Sozial gerecht wäre ein Reduzierung der Einkommenssteuer auf 10 Prozent und die Abschaffung der Mehrwertsteuer für alle Dienstleistungen, Nahrungsmittel, Medikamente, Wasser, Strom, etc. Ein Wegfall der Besteuerung von Renten oder privat vermietetem Wohnraum. Stattdessen lieber offizielle Zölle, statt Sanktionen, Vermögenssteuer und Luxussteuern.
        Dann schafft man mal ziemlch viele Behörden komplett ab und bei den anderen schickt man den Großteil der Nichtstuer nach Hause und die stehenden Heere ersetzt man durch Milizen. Fertig wäre ein Staatsgebilde, welches weniger enteignet um so mehr bevormunden zu können.

        Aber wem soll man das begreiflich machen? Ziemliche viele schauen noch Lanz, der Rest liest Junge Welt oder Neues Deutschland. Mit diesen Mitmenschen kann man keinen friedlichen, freiheitlichen und sozial gerechten Staat aufbauen.

        1. Steuern zahlen nur die unteren 80 – 90 Prozent der Bevölkerung.

          Jeder der Waren und Dienstleistungen auf legalen Weg erwirbt, zahlt Umsatzsteuer und andere Steuern. Davon kannst Du Dich nicht befreien lassen, außer Du würdest aus einem Drittland in einem Tax-free-Verkaufsstelle einkaufen.

      2. Nicht umsonst galt das Streben der USA schon während der Zeit des lauwarmen Krieges dem Ziel, die Sowjetunion solle sich totrüsten. Und dann wurde hämisch auf Produktengpässe verwiesen und mangelnde Kosummöglichkeiten für die sowjetischen Bürger. Daran war dann natürlich ausschließlich das System verantwortlich und nicht etwa auch der Rüstungskrieg gegen die sozialistischen Länder.

        1. @ A.F.:

          Natürlich, die Rüstungsspirale hat allein der Westen betrieben, der Osten noch nie Regime Changes durchgeführt, hat nie ein Land besetzt, nie Panzer rollen lassen, auch keine Terrorfinanzierung, die UdSSR war eigentlich ein Staat dem der Wohlstand seiner Bevölkerung sehr am Herzen lag und der Frieden in die Welt exportieren wollte Und ohne den bösen Westen hätte der moralisch überlegene Kommunismus gesiegt, wo doch im Westen nichts als Not und Elend herrschte.

          Falls jemand Ironie in meinem Kommentar findet, so darf er dies behalten und mal damit üben.

          1. Äähh ja…
            “nie Panzer rollen lassen”…
            Wo kamen die ’53 in der DDR, ’56 in Ungarn, ’68 in der CSSR her?
            Etwa aus kapitalistischen/faschistischen Ländern?

      3. @ Stefan

        Kriegswaffen werden zur Verwendung gebaut, nie für die Vitrine zum Angucken.
        Eine explodierte Bombe erhöht die Nachfrage. Alles muss neu. Bombe kaputt, Haus kaputt, Auto kaputt, Waschmaschine, Fernseher, Mikrowelle alles kaputt.
        Wenn die Märkte gesättigt sind und alle, alles haben, muss alle 70 Jahre Krieg her um Nachfrage zu schaffen.
        Kapitalismus pur.
        Wie das mit den exterritorialen Kriegen funktioniert hat z.B. Naomi Klein erklärt.

        Amerikanische Firmen zahlen in Amerika Steuern, nicht in den zerbombten Ländern die sie wieder aufbauen.

  6. Was haben die 27 EU-Aussenminister heute in Kiev zu beraten… ? 
    Baerbock hat schon mal ein froehliches « Good morning Kiev » auf X gesendet !
    Noch mehr Milliarden fuer die korrupten Beamten und Oligarchen ? Lt Borrell bis 2027.
    Noch mehr Waffen fuer die Schlachtfelder ?

      1. Die und die Aufnahme anderer Hungerleider scheint beabsichtigt zu sein. Der Economist, GB, erklärt uns, warum die EU wachsen müsse. Ich habe es noch nicht gelesen. Aber wer bezahlen soll, das ist klar. Fragt sich nur wovon in Zukunft. Die Europawahl kommt. Entscheidungen sind nötig.

    1. Sie wollen die Ukraine zum Sieg beglückwünschen.
      Anschließend wird Kokainskij zu Verhandlungen überredet.
      Natürlich unter Zusicherung jeder denkbaren Unterstützung.
      (Außer vielleicht Waffen. Die Lagervorräte sind doch arg geschrumpft…)

  7. Die Ukraine wird ja gern mit dem David verglichen. Aber nüchtern betrachtet ist die Ukraine militärisch gesehen, Alles andere, nur kein Zwerg. Die Ukrainische Armee ist vielmehr der Goliat der NATO. Die mit NATO Technik ausgestattete Ukrainische Armee ist mit Abstand und in jeder Hinsicht die stärkste Armee in Europa. Unter den in der heutigen Ukraine herrschenden Bedienungen, liegen ihre Mobilisierungskapazitäten im Bereich von einigen Millionen. Sie ist kampferfahren und ideologisch aufgeladen, außerdem verfügt sie über eine hohe Toleranz gegenüber eigenen Verlusten. Eine stärkere Armee könnte die gesamte NATO nicht mobilisieren. Die Ukrainische Armee wäre jeder anderen nationalen Armee in Europa weit überlegen.
    Schon vor dem russischen Einmarsch im Februar 22, verfügte die Ukrainische Armee über das zwanzigfache an Panzern im Vergleich zu Bundeswehr.

    Zur Zeit reibt sie sich an der Surowikin-Linie ziemlich ab, mit bescheidenem Resultat. Die Schwachstelle im westlichen Konzept ist die Begrenzte Kapazität der menschlichen Ressourcen, welche von der Ukraine alleine, bereitgestellt werden kann. Ein Abnutzungskrieg, muss ohne ein direktes Eingreifen der regulären Armeen der NATO so oder so zum Kollaps der Ukrainischen Armee führen, früher oder später, aus dem einfachen Grunde, da Russland über das fünffache an Kapazität für menschliche Ressourcen verfügt, und weil Russlands Verluste in der Verteidigung auch deutlich geringer ausfallen.

    Wenn aber die stärkste Armee Europas sich an den russischen Verteidigungslinien zu stark abreibt und sich dabei zu sehr verausgabt, könnte in Folge die Ukrainische Armee brechen. Und was könnte die NATO dann noch der russischen Armee entgegenwerfen? Polen? Balten? Rumänen? Also, das sind aber Alles militärische Zwerge im Vergleich zur Ukrainischen Armee.

    1. Unsere vorderste Verteidigungslinie sind die maroden Straßen und Brücken.
      Aber genau das wäre sicherlich der Grund für ein angreigendes Land gleich
      ganz die Finger von Deutschland zu lassen. Niemand will sich mit dem Aufbau
      neuer Strukturen in einem eroberten Land beschäftigen.

    2. Im Großen und Ganzen kann man Deiner Einschätzung nur zustimmen.
      Schauen wir mal wie lange der ganze Mist noch dauert und wie viele noch sterben oder Verstümmelungen erleiden.
      Und, wie sich das alles auf die politische Landkarte in Europa auswirkt.

  8. Auch Frau Krone Schmalz kommt mal wieder nicht ohne Lügen in ihrer Argumentation aus!

    Laut OSZE gab es keine 14000 zivile Opfer sondern insgesamt 14000 Tote, davon waren:

    3404 Zivilisten (auf beiden Seiten)
    4641 Ukrainische Soldaten
    5772 Milizen DVR LVR
    400-500 Russische Soldaten

    Die von den Vereinten Nationen (UN) als Beobachter abgestellte OSCE bzw. OSZE dokumentierte folgende zivile Opferzahlen (getötete Zivilisten) pro Jahr:
    2084 im Jahr 2014 (ab dem 14. April),
    955 im Jahr 2015,
    112 im Jahr 2016,
    117 im Jahr 2017,
    58 im Jahr 2018,
    27 im Jahr 2019,
    26 im Jahr 2020,
    25 im Jahr 2021

    Die Osze stellte zudem fest, dass sich die Opfer etwa gleichmässig auf die beiden Seiten verteilten. Fast die Hälfte der Opfer starben durch Minen, Blindgänger und andere explosive Materialien. Seit 2016 nahm die Intensität der Kampfhandlungen ab; diese beschränkten sich mehr und mehr auf gegenseitigen Beschuss über die Kontaktlinie hinweg.

    1. @ Werner:

      Das ist wie an, mit oder trotz Covid verstorben.

      Traue keiner Statistik….

      So hat man ja auch Katar dämonisiert, man nimmt einfach alle die in einem bestimmten Zeitraum verstorben sind.
      Im Grunde kann man über einen Krieg der gerade stattfindet nicht sachlich debattieren, alle Seiten betreiben nur Propaganda, verläßliche und frei zugängliche Informationen gibt es kaum. Wenn jemand etwas sagt, muß man ja nicht nur auf den Inhalt schauen, sondern auch, welche Motivation jemand haben könnte um bestimmte Positionen zu vertreten.

      Ich bin zwar nicht gerade ein Reitschusterfan, aber weitesgehend stimme ich dem bei der Bewertung der Person Gabriele Krone-Schmalz zu. Die Frau ist nicht koscher, wie fast alle Medienschaffende, vermutlich ideologisch geprägt, typisch für WDR-Gewächse und bestenfalls tendenziös.

      Aber es gibt ja Leute die glauben nur der Westen betreibe Propaganda.

      Hier ein Artikel von Boris Reitschuster der sich mit Gabriele Krone-Schmalz kritisch auseinandersetzt. Dem muß man nicht in Gänze zustimmen, tue ich ebenfalls nicht, aber zumindest bietet dieser Artikel auch eine andere Sichtweise als jene die in fast allen alternativen Medien vertreten wird.

      https://web.archive.org/web/20180128140910/http://www.huffingtonpost.de/entry/nebelkerzen-fur-putin_de_5a5e0b7ee4b04f3c55a60b27

    2. Ich halte die Wortwahl der Autorin für zutreffend. Wenn ein durchgeknallter Nazistaat Teile seiner eigene Bevölkerung mit militärischen Mitteln bekämpft, dann sind natürlich auch die nicht als Zivilisten einzustufenden Opfer welche. Da würde ich allenfalls eine Ausnahme bei Freiwilligen der einschlägigen extremistischen Gruppen (rechter Sektor, Azow, …) sehen die da zum fröhlichen Russenschlachten auch ohne Befehl anreisen.

    3. Die OSZE ist obloset wie die NATO, die UN oder selbst die EU.
      Sich auf korrupierenden Organisationen zu berufen, ist wie ein Gebet ohne Gott.
      Das Wort ‘Gott’, wird natürlich wieder missverstanden von den ungläubigen Narrativvertretern,
      Es existiert etwas wie Hirn, so der Mensch in der Lage ist, das auch tatsächlich zu benutzen, wird er erkennen das nur Teufels Küche am werken ist.

    4. Und da die Donezker Gebiete keine Armee hatten, sind die Milizen also keine Soldaten, sondern ? Womöglich bewaffnete Zivilisten? Wie werden bewaffnete und uniformierte Zivilisten im Kriegsrecht bezeichnet – als Kombattanten?
      “Zivilpersonen, die während bewaffneter Auseinandersetzungen, eines Krieges oder eines nationalen Befreiungskampfes zu den Waffen greifen, gelten als Kombattanten, wenn sie ihre Waffen offen tragen, solange sie für den Gegner sichtbar sind.
      https://de.wikipedia.org › wiki › Ko…
      Kombattant – Wikipedia”

    5. “Laut OSZE gab es …
      4641 tote Ukrainische Soldaten
      5772 tote Milizionäre DVR LVR
      400-500 tote Russische Soldaten” während des Kriegs im Donbass.

      Daran, dass die “OSZE – Special Monitoring Mission in Ukraine” die Verluste der Ukraine und der Milizen auf’s Komma genau angibt, die der russ. Streitkräfte dagegen mit plus-minus 100 können Sie erkennen, dass die Zahlen Unsinn sind. Alle Soldaten sind doch auf demselben begrenzten Schlachtfeld gestorben, die Milizionäre und russ. Soldaten gar auf derselben Seite.

      Die Milizen hatten, soweit ich weiß, keine eigenen Verlustzahlen veröffentlicht. Die russ. Armee ohnehin nicht. Also dürften die Zahlen aus Kiew stammen.

      Die russ. Opposition, die sich sehr um die Zahl russ. Verluste während des Donbass-Kriegs bemüht hatte, schätze sie im Mai 2015 übrigens auf 220.
      https://www.bbc.com/russian/international/2015/05/150512_ukraine_nemtsov_report

      Da dürfte noch die Schlacht um Debalzewo (Jan./Febr: 2015) enthalten sein, denn im Herbst 2014 lag die Schätzung der russ. Opposition, wenn ich mich recht erinnere, um die 140.

      Die russ. Armee hatte im August 2014 im Donbass zwei Wochen lang gegen geschwächte Einheiten der ukr. Armee gekämpft, sie in die Flucht geschlagen und dabei so wenige Soldaten eingesetzt, dass sie auch auf Satellitenaufnahmen kaum zu identifizieren waren (vermutlich um die 2.000 Mann). Woher sollen da 500 Tote kommen?

      Die OSZE-Mission wiederum war in der heißen Phase des Donbass-Krieges vor Ort praktisch unsichtbar.

      P.S.
      Mit Ihren Einwand gegenüber Frau Krone-Schmalz haben Sie aber natürlich recht. Wenn man sich schon auf die dubiosen OSZE-Zahlen beruft muss man sie auch korrekt zitieren.

  9. noch zuletzt hat ein ranghoher ukrainischer militär öffentlich abgelassen, daß sie erst aufhörten zu kämpfenb, wenn alles russische vernichtet sei.
    die sprache deckt sich auch mti der der deutschen aussenministerin baerbock, die ja auch russland “vernichten” wollte.

  10. Frau Krone-Schmalz ist eine “Westlerin”. Auf unsere Bewertungen und Emotionen getrimmt, aber doch mit einigem Verständnis für Russland. Wahrscheinlich kommt man gar nicht nicht weiter, wenn man nicht selbst Russe ist.

  11. Russland kann nicht pleitegehen, da es die Rohstoffe hat, auch wenn diese noch im Boden eingelagert sind. Außerdem hat Russland seit Putin Unmengen an Gold eingelagert, würden sie die Menge auf dem Weltmarkt verkaufen, würde der Goldpreis zusammenbrechen. Wohin eine Gesellschaft führt, die sich nicht auf einen Krieg vorbereitet oder einen Krieg führen muss, sieht man ganz deutlich in Deutschland. Die Gesellschaft zerlegt sich selbst. Es ist wie in 1984, die Gesellschaft muss sich ständig im Krieg befinden, nur dann konzentrieren sich die Kräfte. Streng genommen ist der Krieg für Russland also sogar ein Vorteil. Solange der Krieg also nicht die Existenz von Russland gefährdet, was aufgrund der Atomwaffen nicht möglich ist, kann ein Krieg, so grausam es auch ist, die Gesellschaft nur stärken. Krieg ist ein Geschäft und da das russische Volk leidensfähig ist, kann dieses Geschäft noch sehr lange dauern. Bis Russen Kriegsmüde werden, muss noch sehr viel mehr passieren.

  12. Für mich ist der Konflikt eine Frage, wie die jeweiligen Neoliberalen Systeme aufgestellt sind und welche Ziele diese verfolgen?
    Nach m. A. hat der sog. Westen eine politische Basis aufgebaut, wo die heimlichen regierenden Unternehmen sind und Russland beansprucht die parlamentarische Form.
    Die westlichen ‘politischen Unternehmen’ (X als Beispiel) etablieren sich offen und frech als ein Sprachrohr für die Politik und mischen sich rotzfrech in alle Bereiche ein.
    Russland hat auch ihre westlichen kreierten Megaunternehmen, aber diejenigen die loyal sind, lassen ihre Regierung ihre Interessen verlautbaren, die diese wahrnehmen, aber ohne jedoch das gesamte sozioökonomische Verhältnis einseitig zu vernachlässigen.
    Die Korruption funktioniert in beiden Fällen gleich, der Unterschied liegt in den mittleren und unteren Strukturen.

  13. Für Russland ist Krieg kein ruinöser Störfaktor sondern ein Befreiungsschlag. Das Land sollte eingekreist, destabilisiert und aufgelöst werden, so wie die Sowjetunion, als zweiter Schlag sozusagen, wie Karthago in den Punischen Kriegen. Ceterum censeo Russiam esse delendam. Natürlich weiß das Frau Krone-Schmalz. Aber zuzugeben, dass sie Verständnis für Putin hat, getraut sie sich nicht. Statt dessen echauffiert sie sich über den völkerrechtwidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine und behauptet, er sei ein Verbrechen. Das Völkerrecht verstößt gegen die “Allgemeine Erklärung der Menschenrechte” der UNO “Artikel 15 (1) Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit. (2) Niemandem darf seine Staatsangehörigkeit willkürlich entzogen noch das Recht versagt werden, seine Staatsangehörigkeit zu wechseln.” Wenn also die Menschen des russisch bevölkerten Donbass sich als Russen betrachten und Russland angehören wollen, muss es ihnen ermöglicht werden, sich von der Ukraine zu trennen und sich Russland anzuschließen. Janukowitsch wurde sechs Monate vor einer regulären Präsidentschaftswahl vertrieben, damit durch Unruhen die Wahl im Donbass gestört würde, damit Poroschenko eine Chance hätte. Der Bürgerkrieg war absehbar und erwünscht, weil er die Möglichkeit zur Vertreibung der russischen Bevölkerung eröffnete, die EU und NATO Beitritt blockierte. So wie auch die Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus dem Nordkosovo von den westlichen Politikern erwünscht ist, um den völkerrechtwidrig von der NATO eroberten, von Serbien abgetrennten und mit KFOR Truppen besetzten Kosovo zu stabilisieren, gerade weil 78 Länder Kosovo nicht als Staat anerkennen. Ohne Eingreifen Serbiens werden die Serben aus dem Nordkosovo vertrieben, wie gerade die Armenier aus Bergkarabach. Aus dem albanischen Kosovo sind sie schon vertrieben worden.
    Frau Frau Krone-Schmalz vertritt auch eine leicht abgeschwächte Version des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Russlands. Sie wird sich noch wundern. Schon jetzt zeigt sich die Leistungsfähigkeit Russland, und wirtschaftlich mit China verbunden kommt ein rasanter Aufstieg.

  14. Wie Frau Krone-Schmalz tickt, war mir einigermaßen bekannt. Daher habe ich nur die Kommentare gelesen. Bei allem Wissen, dass die Foristen hier einbringen, scheint mir ein ganz simpler Fakt zu kurz zu kommen: Die BRICS haben mehr Rohstoffe und Humankapital als der Westen. Bei der Golddeckung dürfte das ähnlich sein. Beim technischen Fortschritt gibt mittlerweile China das Tempo vor. Bei der Staatsverschuldung dürften die USA einen vorderen Platz einnehmen. Viel Infrastruktur ist zumindest in China und Teilen Russlands wesentlich besser ausgebaut als z.B. in den USA. Wenn nun die USA und ihre Vasallen unaufhörlich stänkern, beschleunigt das nur ihren Abstieg. Es gibt nur einen Ausweg, eine neue Entspannungspolitik. Aber um das zu begreifen, müssen Baerbock & Co erst mal erwachsen werden. Beim Erwachsenwerden hilft häufig persönlicher Schmerz, der einem von anderen zugefügt wird. Ich hoffe, dass kommende Wahlen für das Klientel ein wenig schmerzhaft werden, ohne große Hoffnungen auf Änderung zu haben.

      1. Ich habe doch geschrieben, dass ich keine große Hoffnung habe. Aber die innere Legitimation der Führer sollte sich verkleinern, das Ego sollte strapaziert werden, wenn es auch, wie offensichtlich, nur zu einer schnelleren Alterung führt. Und so ein ganz klein wenig verändern Wahlen doch etwas, denn mit Einzug der Grünen wurde ja definitiv alles schlechter, und dem Klima ist das sch.,. egal, das richtet sich nach physikalischen Gegebenheiten wie Vulkanausbrüche, Sonnenaktivität,….

  15. “Mit den Hauruck-Erklärungen zu Beginn: Putin ist durchgeknallt, krank oder verrückt, aber in jedem Falle extrem imperialistisch unterwegs, heute ist es die Ukraine, morgen Polen und die baltischen Staaten und übermorgen stehen die Russen in Berlin – damit will ich mich nicht zufriedengeben”

    Zufriedenheit mit dieser Propaganda wäre ja auch selten dämlich. Diese Erfindungen der Medien und ihrer Zuträger sind der Mantel, hinter dem man die eigentlichen Gründe dieses mit Umsicht provozierten Krieges verschwinden lässt. Schließlich muss man ersatzweise Gründe liefern, wenn man die selbst geschaffenen verleugnet.

  16. Umfrage auf der Webseite des Berliner Tagesspiegel:
    “Unterstützen Sie einen Beitritt der Ukraine in die EU?”
    Ja, ich bin dafür 26%
    Nein, ich bin dagegen 65%
    unentscheiden 9%

    Ist natürlich nicht repräsentativ, aber wohl doch ein Stimmungsbild

  17. Liebe Frau Prof. Krone-Schmalz,
    vielen Dank für Ihren Mut und Ihre aufrechte Art.
    Allein: Es ist seitens unserer Machthaber keine
    Vernunft mehr gewünscht, man wünscht Krieg.
    Und die jetzige Form reicht Ihnen nicht.
    Sie wollen mehr.
    Sie wollen mehr tote Russen.
    Mehr Blut.
    Mehr Schwächung.
    Wir werden das noch sehen.

    Ihnen alles Gute
    YGL

  18. Dieser bei RIA erschienene Kommentar
    https://ria.ru/20231004/svo-1900211723.html
    zusammen mit den darin enthaltenen Mitteilungen von Dmitry Kornev, dem semioffiziellen “militärischen Experten” der Streitkräfte, markiert möglicherweise einen im “Sicherheitsrat” schon vor vielen Wochen passierten Wendepunkt der russischen Kriegführung.
    Sinnlos, das hier zu besprechen, schon erst recht unter dem doppelten “Handjob” dieses Verlagswerbungs-Teasers.

    Meine übergeordnete, und, zugegeben, “wilde” Spekulation dazu: Nach dem informellen Austausch militärischer und diplomatischer Emissäre zwischen USA und Russland im Sommer, hat der Kreml beschlossen, daß er das ihm Mögliche tun sollte, die Politisierung des Russland- / Ukrainekriegs im amerikanischen Wahlkampf so weit, wie es ihm tunlich erscheint, den Ukrainern, Briten und der EU zu überlassen …

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