Der längste Krieg in Europa seit 1945

Geschütz in der Ostukraine
Ministry of Defense of Ukraine, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Dass es in der Ost-Ukraine seit April 2014 einen Krieg gibt, darüber haben die großen Medien in Deutschland die letzten Jahre nur spärlich berichtet.

Bis heute verschweigen die großen deutschen Medien und die Vertreter der Bundesregierung, dass die Invasion der russischen Truppen in die Ukraine eine Vorgeschichte hat. Im April 2014 schickte der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow im Rahmen einer «Antiterroristischen Operation» Truppen in den Donbass. Die Truppen hatten die Aufgabe eine Anti-Maidan-Bewegung niederzuschlagen. Dabei wurden von Kiew gleich zu Beginn der Operation Panzer, Hubschrauber und Kampfflugzeuge eingesetzt. Ulrich Heyden hat im März 2022 ein Buch mit dem Titel «Der längste Krieg in Europa seit 1945. Augenzeugenberichte aus dem Donbass» veröffentlicht, in dem er die Vorgeschichte des Ukraine-Krieges behandelt.  Wir veröffentlichen hier die Einleitung zu diesem Buch. 

So war die Öffentlichkeit in Deutschland schockiert, als Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Beginn einer „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine bekanntgab. Das Ziel dieser Operation sei – so der Kreml-Chef – „der Schutz der Volksrepubliken Donezk und Lugansk“ und die „Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“.

Diese Begründung war nach Meinung der deutschen Medien hanebüchen. Im Grunde gehe es Wladimir Putin nur um den Wiederaufbau eines russischen Imperiums. Auch andere osteuropäische Länder könnten jetzt Opfer russischer Aggression werden. Dass Russland monatelang erfolglos mit Vertretern der USA, Frankreich, Deutschland und der NATO über Sicherheitsgarantien und eine Absage bezüglich eines NATO-Beitritts der Ukraine verhandelt hatte, war plötzlich vergessen. Ob es richtig war, Russland Sicherheitsgarantien zu verweigern, stand weder vor noch nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine zur Debatte.

Die Öffentlichkeit im Westen hatte nicht mit dem russischen Einmarsch gerechnet. Zwar hatte die Bild-Zeitung schon am 4. Dezember 2021 getitelt[1] „Putins geheimer Angriffsplan für die Ukraine“ und eine Grafik veröffentlicht, die faktisch das zeigte, was dann am 24. Februar 2022 wirklich begann, aber die Drohungen des US-Präsidenten mit „nie dagewesenen Sanktionen“ gegen Russland im Falle eines Angriffes auf die Ukraine, hatten wohl viele Menschen glauben lassen, dass der Kreml dieses Risiko nicht eingehen würde.

Ratlose Russland-Freunde

Wladimir Putin, sein Sprecher Dmitri Peskow, und der russische Außenminister Sergej Lawrow, hatten in den Monaten vor dem 24. Februar 2022 immer wieder erklärt, Russland werde nicht – wie von westlichen Geheimdiensten und Medien behauptet – in die Ukraine einmarschieren.

Als dann der Kreml-Chef am 24. Februar 2022 die „Spezialoperation“ bekanntgab, fühlten sich nicht wenige Russland-Freunde in Deutschland getäuscht und ratlos. Sie erklärten, sie müssten jetzt ihr Verhältnis zur russischen Politik überprüfen oder sie zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Doch war es wirklich eine Täuschung? Der stellvertretende Leiter der russischen Präsidialverwaltung, Dmitri Kosak, hatte bereits am 8. April 2021 erklärt, dass, wenn Kiew Kriegshandlungen im Donbass aufnehme, sei das „der Anfang vom Ende“ für die Ukraine. Russland sei in diesem Fall gezwungen, seine Bürger zu schützen. 600.000 Bewohner des Donbass hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen russischen Pass.

Am 21. April 2021 erklärte Wladimir Putin in seiner Rede vor der Föderalen Versammlung, dass, wenn in der Ukraine „eine rote Linie überschritten wird, die wir selbst festlegen, wird die Antwort asymmetrisch, schnell und hart sein“.

Am 21. Dezember 2021 erklärte der Kreml-Chef: „Natürlich, werden wir, wie ich schon bemerkt habe, in dem Fall, dass die westlichen Kollegen eine klare aggressive Linie fortsetzen, adäquate militär-technische Maßnahmen ergreifen, auf unfreundliche Schritte werden wir hart reagieren.“[2]

Dass die Russland-Freunde in Deutschland in Debatten ausschließlich Russlands friedliche Absichten hervorhoben, war angesichts der antirussischen Kriegshysterie in den deutschen Medien verständlich, aber nicht weitsichtig. Russland hatte schon 1999 im Tschetschenienkrieg gezeigt, dass es bei Gefahr für seine staatliche Souveränität militärisch zuschlägt – damals ging es um von arabischen Staaten finanzierten islamischen Fundamentalismus in Tschetschenien und eine Ausbreitung des Separatismus in Russland.

Statt Fakten Stimmungsmache

Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine spielten die großen Medien in Deutschland keine gute Rolle. Sie heizten die Stimmung gegen Russland weiter auf, indem sie unterstellten, Russland werde möglicherweise weitere osteuropäische Länder überfallen. Von Diplomatie war keine Rede mehr, nur noch von Aufrüstung. In Deutschland lebende Russen waren das erste Mal seit dem Kalten Krieg wieder mit verächtlichen Äußerungen im Alltag konfrontiert.

Die Situation wurde von den Medien auch falsch gewichtet. Es wurde behauptet, in der Ukraine habe der „erste Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“ begonnen. Tatsächlich war es die NATO – unter Beteiligung der deutschen Luftwaffe – die 1999 im Kosovo-Krieg Ziele in Serbien bombardierte. Das war der erste Krieg in Europa seit 1945.

Auch verschwiegen die deutschen Politiker und großen Medien, dass der Krieg in der Ukraine nicht erst 2022 begann, sondern bereits 2014. Im Februar 2014 fand in Kiew – angeführt von rechtsradikalen, militanten Gruppen – ein Staatsstreich statt. Der amtierende Präsident Viktor Janukowitsch wurde unter Morddrohungen aus Kiew verjagt.

Zwei Monate später, am 14. April 2014, schickte der geschäftsführende nicht-gewählte ukrainische Präsident Aleksandr Turtschinow Truppen in den Donbass. Sie sollten im Rahmen einer „Antiterroristischen Operation“ die Separatisten aus Regierungsgebäuden in Donezk und Lugansk vertreiben.

Diese „Operation“ kostete bis heute etwa 14.000 Menschen das Leben. Zirka 5.000 Menschen starben in der Volksrepublik Donezk, 4.000 in der Volksrepublik Lugansk[3] und 5.000 in dem von Kiew kontrollierten Teil des Donbass.

Ich habe mit den Menschen im Donbass gesprochen

Dieses Buch handelt von dem nun schon acht Jahre andauernden Krieg im Donbass. Es handelt von Menschen, deren Dörfer und Städte von der ukrainischen Armee und rechtsradikalen Freiwilligen-Bataillonen beschossen wurden, von Kindern, die am Geräusch erkennen, um was für eine Granate oder Rakete es sich handelt und woher geschossen wird, von freiwilligen Kämpfern, die sich an der „Kontaktlinie“ zur Zentralukraine tief in die Erde eingegraben haben und gelegentlich auch zurückschießen. Mein Buch handelt auch von Ärzten, die direkt an der Demarkationslinie in einem Krankenhaus arbeiten ungeachtet des Geschützdonners, der immer wieder von der ukrainischen Seite herüberhallt. Ich habe den Bewohnern der Volksrepubliken zugehört, wo sie sich auch gerade befanden, in Schulen und Kindergärten, auf Straßen, in von Geschossen zerlöcherten Häusern, an den Grenzübergängen zur Ukraine oder in den Amtsstuben von Lugansk und Donezk.

Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Weil die großen deutschen Medien über den Krieg im Donbass nur aus der Sichtweise Kiews berichten.

Im vorliegenden Buch habe ich meine Reportagen, Interviews und Analysen aus dem Donbass zusammengefasst. Einige davon sind bereits bei Telepolis, Nachdenkseiten, der Freitag, Rubikon, Neues Deutschland, Die Wochenzeitung und RT DE veröffentlicht. Einiges liegt das erste Mal in gedruckter Form vor. Die schon veröffentlichten Texte wurden vom Autor zum Teil gekürzt.

Niemand, der aus den Volksrepubliken berichtet

In Deutschland ist es seit 2014 auf Grund einer einseitigen Medienberichterstattung nicht mehr möglich, sich eine auf Fakten beruhende, eigene Meinung über den Konflikt im Donbass zu bilden. Es fehlt die Fakten-Basis.

Die deutschen Chefredakteure schicken seit 2014 keine Journalisten mehr in die Volksrepubliken. Nur bei den Wahlen im November 2018 waren deutsche Fernsehjournalisten in Donezk und Lugansk. Deutsche Journalisten und Politiker besuchten im Donbass immer nur die ukrainische Seite vor der „Kontaktlinie“. Von dort schauten sie hinüber in „feindliches Gebiet“, in das Gebiet „der von Russland unterstützten Separatisten“. Das erinnert an die Zeit der deutschen Teilung, wo man von Aussichtsplattformen in Westberlin nach Ostberlin schauen konnte.

Man schaut, versteht aber nichts. Denn man weiß nicht, wie die Menschen in den Volksrepubliken leben. Bis auf die beiden Bundestagsabgeordneten der Partei Die LINKE, Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko, sowie Gunnar Lindemann von der AfD hat kein einziger deutscher Politiker der großen deutschen Parteien jemals die Volksrepubliken besucht und dort mit den Menschen gesprochen.

Die Menschen in den Volksrepubliken scheinen so etwas wie Aussätzige zu sein. Denn es ist von Seiten des Auswärtigen Amtes noch nicht einmal erwünscht, dass humanitäre Hilfe aus Deutschland über Russland an die Volksrepubliken geliefert wird. Durch die Ukraine wollen deutsche Bürgerinitiativen wie „Zukunft Donbass“ und „Friedensbrücke e.V.“ ihre humanitäre Hilfe mit Lastwagen nicht schicken. Das ist ihnen wegen der ukrainischen Nationalisten, die solche Transporte oft anhalten, zu gefährlich.

Hysterische Reaktionen auf humanitäre Hilfe

Als die Bundestagsabgeordneten der Partei DIE LINKE, Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko, im Februar 2015 mit einem Kleinbus und vier Kleinlastern humanitäre Hilfe für Krankenhäuser in die Volksrepublik Donezk brachten[4], verurteilte[5] der Berliner „Tagesspiegel“ die Reise in scharfem Ton. Die Abgeordneten – so das Blatt – hätten sich mit dem „Warlord“ Aleksandr Sachartschenko – damals Leiter der Volksrepublik Donezk – fotografieren lassen. Sachartschenko habe sich schlecht über Juden geäußert, behauptete der Tagesspiegel ohne stichhaltigen Beweis.

Während viele Menschen in den Volksrepubliken in von ukrainischen Geschossen beschädigten Häusern leben, hatten deutsche Intellektuelle, die sich der Post-Maidan-Regierung verbunden fühlten, seit 2014 nichts Besseres zu tun, als jeden Deutschen, der aus den Volksrepubliken berichtete, Hilfe dorthin organisierte oder die Kiewer Regierung kritisierte, in Internet und Medien als „Putin-Freund“, „Nationalist“ und „Antisemit“ zu brandmarken.

Lebenslanger Bann für Kiew-Kritiker

Die „Beweise“ für diese Behauptungen hatten die Anhänger der ukrainischen Regierung mühsam aus zum Teil viele Jahre alten Internet-Beiträgen zusammengeklaubt. Richtigstellungen und ein Fehlereingeständnis von Seiten des wegen „Antisemitismus“ beschuldigten ukrainischen Journalisten Ruslan Kotsaba wurden von den Anhängern der Kiewer Regierung in Deutschland ins Lächerliche gezogen. Es wurde schnell klar: Linksgrüne Ukraine-Freunde in Deutschland versuchten die Kritiker der Kiewer Regierung in Deutschland mit einem lebenslangen Bann zu belegen.

Ein Lichtblick in dieser aufgeheizten Stimmung war eine am 11. Juni 2018 von der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke in Berlin organisierte Konferenz mit dem Titel „Menschenrechte und Medienfreiheit in der Ukraine“. Auf dieser Konferenz wurde sachlich und anhand von Fakten diskutiert. Die fast vier Stunden dauernde Konferenz tagte mit über hundert Teilnehmern im Paul-Löbe-Haus, einem Nebengebäude des Bundestages.

Es sprachen die Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Andrej Hunko, Heike Hänsel, Zaklin Nastic und Stefan Liebich, die ukrainische Aktivistin Jelena Bondarenko, der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba, der Kiewer Menschenrechtsanwalt Walentin Rybin und viele andere. Sie berichteten mit konkreten Beispielen über die Repressionen gegen Andersdenkende in der Ukraine. Ich hielt einen Beitrag zur Verfolgung von Journalisten in der Ukraine.[6]

Die großen deutschen Medien berichteten trotz hochkarätiger Besetzung nicht über die Veranstaltung. Berichte gab es aber bei RT DE, Telepolis[7] und der Verdi-Journalisten-Zeitung „Menschen machen Medien“[8]. Die Junge Welt interviewte[9] den Konferenz-Teilnehmer, Leonid Koschara, der bis zum Staatsstreich 2014 Außenminister der Ukraine war.

Eine komplette Video-Aufzeichnung der Konferenz ist bis heute im Internet abrufbar.[10] Aber leider gibt es keine schriftliche Broschüre mit den Konferenz-Beiträgen. Und es gibt auch bis heute keine deutschsprachige Dokumentation über alle Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Medienfreiheit in der Ukraine. So ist es für Menschen, die weder Russisch noch Ukrainisch können, enorm schwer, sich ein Bild von den wirklichen Zuständen in der Ukraine zu machen und sich mit Faktenwissen an Diskussionen zu beteiligen.

Man muss kein Anhänger von Wladimir Putin sein, um festzustellen, dass Rechtsextremismus und Ultranationalismus in der Ukraine von staatlichen Stellen gefördert werden und einen starken Einfluss auf die Gesellschaft haben. Es gibt viele Beispiele, mit denen man diese These belegen kann. Die für mich eindeutigsten Beispiele sind der bis heute nicht von staatlichen ukrainischen Stellen geahndete Brandanschlag auf das Gewerkschaftshaus von Odessa am 2. Mai 2014 und die schon acht Jahre dauernde „Antiterror-Operation“ im Donbass.

Ukraine verhängt Informationssperre

Erschwert wird der Informationszugang auch dadurch, dass die ukrainische Regierung 2014 eine Informationssperre über die Volksrepubliken verhängte. Man kann von der Ukraine aus zwar in die Volksrepubliken fahren, muss sich dann aber darauf gefasst machen, dass man auf der ukrainischen Website „Mirotworets“ (Friedensstifter) gelistet wird.

Die Website „Mirotworets“ wurde auf Initiative von Anton Geraschenko – seit 2019 stellvertretender Innenminister der Ukraine – geschaffen, um Journalisten, denen man eine Nähe zu den Separatisten unterstellt, als „Feinde der Ukraine“ an den Pranger zu stellen. Auf „Mirotworets“ sind Tausende Journalisten, Politiker und einfache Bürger mit Adressen gelistet.

Ich war seit 2014 oft in den Volksrepubliken. Bei meinen Reisen in den Donbass habe ich nicht nach russischen Panzern und russischen Militärberatern gesucht. Aber natürlich habe ich immer dann, wenn ich einen Panzer oder anderes militärisches Gerät sah, meine Begleiter gefragt, woher das Gerät ist. Und sie sagten immer, „das ist von den Ukrainern erbeutet“. Ich hatte keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln. Dass es im Donbass russische Militärberater gibt, ist vorstellbar, lässt sich aber nicht beweisen.

Dass 2014/15 viele Russen als Freiwillige mit der Waffe in der Hand die Volksrepubliken mit verteidigten, hat selbst der russische Präsident Wladimir Putin nicht bestritten. Diese Freiwilligen seien „dem Ruf ihres Herzens gefolgt“, so der Kreml-Chef. Es handele sich nicht um russische Truppen. Nichtsdestotrotz behaupteten deutsche Medien und Politiker seit 2014 immer wieder ohne Belege, in den Volksrepubliken seien offiziell russische Truppen stationiert.

Die Falschdarstellungen deutscher Medien

Die wichtigsten Falschdarstellungen über die Ukraine in den deutschen Medien sind meiner Meinung nach Folgende:

Von den deutschen Medien wird konsequent verschwiegen, dass die Ukraine ein multinationaler Staat ist. Bei der Volkszählung 2001 nannten 67 Prozent Ukrainisch und 29 Prozent der Befragten Russisch ihre Muttersprache[11].

Verschwiegen wird auch die Zwangsukrainisierung der russischen Bevölkerung in der Ukraine nach 2014. Seit Januar 2021 darf in der Ukraine im öffentlichen Raum nur noch Ukrainisch gesprochen werden. Russisch-Unterricht gibt es nur noch bis zur vierten Klasse.

Die deutschen Medien und Politiker übernehmen immer mehr die neue ukrainische Geschichtsschreibung, nach der die Hungersnot (ukrainisch: Holodomor) in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre ein Mittel von Stalin war, die ukrainische Bevölkerung wie bei einem Völkermord zu vernichten. Im Februar 2022 legte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock Blumen am Holodomor-Denkmal in Kiew ab. Dabei ist in der Geschichtswissenschaft allgemein bekannt, dass es in der Zeit nach der Zwangskollektivierung schwere Hungersnöte nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Südrussland und im sowjetischen Kasachstan gab.

Warum, so frage ich, hat bis heute kein einziger deutscher Politiker Blumen am Gewerkschaftshaus von Odessa niedergelegt, wo am 2. Mai 2014, nachdem ukrainische Ultranationalisten Feuer gelegt hatten, 42 Regierungskritiker starben?

Der einzige Bundestagsabgeordnete, der in Odessa mit Angehörigen der im Gewerkschaftshaus Umgekommenen gesprochen hat, war Andrej Hunko von der Partei Die Linke, der Odessa 2014 mehrmals besuchte[12]. Warum wurde er von keinem deutschen Fernsehsender eingeladen, um als Augenzeuge über seine Gespräche mit den Angehörigen und die schleppenden Untersuchungen zum Brand zu berichten?

Frank-Walter Steinmeier, der Odessa Ende Mai 2014 – damals als Außenminister – besuchte, und angeblich einen Kranz am Gewerkschaftshaus niederlegen wollte[13], nahm von seinem Vorhaben Abstand, nachdem Igor Paliza, der Vorsitzende der Gebietsverwaltung von Odessa, ihm davon abgeraten hatte. Eine Kranzniederlegung könne neue Unruhen auslösen, hatte Paliza gewarnt.

Sowjetführer vergrößerten die Ukraine

Deutsche Medien und Politiker verschwiegen, dass der Ukraine, die bis zur Oktoberrevolution zum russischen Kaiserreich gehörte, von sowjetischen Führern Territorien angegliedert wurden. 1922 trat das sowjetische Russland auf Initiative von Lenin der sowjetischen ukrainischen Republik Teile des Donbass ab, die früher zum russischen Zarenreich gehörten.

Im Westen bekam die Ukraine 1939 durch den Hitler-Stalin-Pakt von Polen die Gebiete Lviv, Iwano-Frankiwsk und Ternopil. Im Süden bekam die Ukraine 1954 – auf Anweisung von Sowjet-Führer Chruschtschow – die Krim geschenkt.

Als die Post-Maidan-Regierung im Februar 2014, einen Tag nach dem Staatsstreich, in den Gebieten mit hohem russischen Bevölkerungsanteil der russischen Sprache den Status einer zweiten offiziellen Sprache – neben dem Ukrainischen – entzog, war das der Auslöser für den „russischen Frühling“ in der Südostukraine.

Im russischsprachigen Südosten der Ukraine hatte sich schon seit der orangenen Revolution 2005 und den Zwangsukrainisierungs-Maßnahmen unter Präsident Viktor Juschtschenko Unzufriedenheit unter den russischsprachigen Ukrainern angestaut. Während des „russischen Frühlings“ wurden dann in Charkow, Donezk und Lugansk offizielle Gebäude besetzt. Doch den Grund für diese Besetzungen verschwiegen die großen deutschen Medien.

Der Donbass als Bindeglied zwischen Sowjetrussland und bäuerlicher Ukraine

Dass es am 7. April 2014 zur Gründung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk kam, hatte nicht nur aktuelle politische Gründe, sondern auch historische Wurzeln. Der Donbass war seit Beginn des 17. Jahrhunderts das zentrale russische Industrie- und Bergbaugebiet. Aus ganz Russland – und später der Sowjetunion – kamen Arbeitskräfte verschiedener Nationalitäten in den Donbass. Russisch war die Sprache, welche diese verschiedenen Nationalitäten im Donbass – Russen, Ukrainer, Tataren, Griechen und Moldauer – verband.

Die Ukraine – bzw. ihre politische Führung – wollte sich nach der Oktoberrevolution 1917 aus dem neuen sowjetischen Staat lösen und schloss mit Deutschland und Österreich-Ungarn am 9. Februar 1918 einen Separatfrieden ab, den sogenannten „Brotfrieden“. Deutschland und Österreich hofften, dass man in der Ukraine dringend benötigte Lebensmittel eintreiben könne.

Eine Woche nach Abschluss des Separatfriedens zogen deutsche und österreichische Truppen – insgesamt 500.000 Mann – in die Ukraine ein. Doch wegen der politisch und wirtschaftlich chaotischen Zustände in der Ukraine konnte nur ein Teil der erhofften Lebensmittellieferungen eingetrieben werden. Ende 1918 zogen die deutschen und österreichischen Truppen wieder aus der Ukraine ab.

Bereits vor dem deutschen Einmarsch wurde am 28. Januar 1918 in der ostukrainischen Stadt Charkow als Gegengewicht zu einer anti-sowjetischen Ukraine die sowjetische „Donezk-Kriworosch-Republik“ gegründet. Das Gebiet dieser Republik umfasste große Teile der Ost-Ukraine, wie Charkow, Donezk, Lugansk und Cherson.

Im Februar 1919 wurde die Donezk-Kriworosch-Republik auf Initiative Lenins aufgelöst. Die Sowjetmacht in der Ukraine werde – so offenbar das Kalkül von Lenin – nur auf sicheren Beinen stehen, wenn das Industriezentrum Donbass, das sprachlich und wirtschaftlich mit Russland eng verbunden war, zur „Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik“ gehörte. Der proletarisch-prorussische Donbass sollte – so vermutlich der Plan von Lenin – Bindeglied zwischen der bäuerlichen Ukraine und Sowjetrussland werden.

Bundeswehr sitzt im ukrainischen Verteidigungsministerium

Bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine wurde überdeutlich: Deutschland ist im ukrainischen Bürgerkrieg Konfliktpartei. Die großen deutschen Medien und die deutsche Politik schweigen zur Verfolgung der Opposition in der Ukraine, zum Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa, zu den Morden an Oppositionellen und zur Abschaltung von vier oppositionellen ukrainischen Fernsehkanälen 2021.

Berlin schickte massiv Finanzhilfe in die Ukraine, ohne diese an irgendwelche Bedingungen zu knüpfen. Seit 2014 wurden von Deutschland 1,8 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftshilfen bereitgestellt und „Programme zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit und zur Korruptionsbekämpfung in der Ukraine unterstützt“, wie es in einer Stellungnahme der Bundesregierung heißt. „Als Mitglied der Europäischen Union und als deren größter Beitragszahler hat Deutschland die ukrainische Regierung seit 2014 mit 17 Milliarden Euro finanziell unterstützt.“

Weit fortgeschritten ist die Verzahnung zwischen der Bundeswehr und dem ukrainischen Militär. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnik, erklärte am 6. Februar 2022 in der ARD-Sendung ‘Anne Will’ überraschend: „Das deutsche Verteidigungsministerium hat seine strategischen Berater in unserem Verteidigungsministerium seit Jahren sitzen und arbeiten und die deutsche Seite ist bestens informiert, was wir brauchen und was wir nicht brauchen.”

Mit seiner Äußerung wollte Melnik klarstellen, dass Deutschland sehr genau wisse, was die Ukraine außer Helmen an militärischem Gerät brauche. Melnik zeigte mit seiner provokativen Äußerung, dass er nicht nur als Diplomat unterwegs war, sondern auch als Antreiber, welcher der Bundesregierung Nachhilfeunterricht in anti-russischer Politik gab.

Bisher galt es als offenes Geheimnis, dass Berater aus den USA und Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes CIA in den ukrainischen Regierungsinstitutionen sitzen. Dass aber die Bundeswehr „strategische Berater“ im ukrainischen Verteidigungsministerium sitzen hat, war eine Neuigkeit, welche die Bundesregierung wohl gerne unter den Teppich gekehrt hätte.

Werden Asow-Kämpfer in deutschen Krankenhäusern gesund gepflegt?

Wie weit die militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr und der ukrainischen Streitkräfte bis zum Einmarsch der russischen Truppen schon gediehen war, konnte man auf der Website der Bundesregierung nachlesen[14]:

„Innerhalb der militärischen Unterstützung leistet auch die Bundeswehr einen wichtigen Beitrag zur militärischen Ausbildung und Beratung in der Ukraine. Diese Form der Unterstützung ermöglicht einen intensiven Erfahrungsaustausch. Bisher konnten insgesamt 551 ukrainische Soldaten und Soldatinnen ihre Ausbildung in Deutschland erfolgreich beenden.“

Von dem intensiven Erfahrungsaustausch profitiert auch die strategische Planung der Bundeswehr. Die Erfahrungen der ukrainischen Soldaten, die gegen Separatisten kämpfen, die vermutlich russische Berater haben, sind für die Strategen der Bundeswehr und der Nato von höchstem Wert.

Weiter heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung: „Weitere militärische Unterstützung leistet Deutschland in Form von Sanitätsleistungen.“ Exakte Zahlen nannte[15] das Internet-Portal ntv: „Seit 2019 unterstützt Deutschland daneben den Ausbau des ukrainischen Sanitätsdienstes. Derzeit finanziert Berlin ein Feldlazarett im Wert von 5,3 Millionen Euro. Zudem wurden seit 2014 insgesamt 149 verletzte Sicherheitskräfte aus der Ukraine in deutschen Krankenhäusern behandelt.“

Die aufwendige Verlegung von ukrainischen Soldaten mit einem hochmodernen Lazarett-Flugzeug der Bundeswehr nach Deutschland und die Weiterverteilung der verwundeten Ukrainer auf deutsche Krankenhäuser stieß 2018 zu Recht auf Kritik des Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Alexander Neu, damals Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestages.

Neu fragte 2018 in einem Gespräch mit der Deutschen Welle, ob die Hilfe für die ukrainischen Soldaten unparteiisch sei, „oder stellt sie eine Solidarmaßnahme für das Putsch-Regime in Kiew dar? Warum werden keine verletzten ostukrainischen Zivilisten, die es zu Tausenden gibt, behandelt?“

Neu wollte in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung unter anderem wissen, welche der nach Deutschland ausgeflogenen Ukrainer, „in den offiziellen Streitkräften“ dienten und „wie viele in den paramilitärischen Bataillonen wie dem faschistischen Asow-Bataillon“. Nach Recherchen[16] des Fernseh-Magazins FAKT waren in den vergangenen Jahren unter den ausgeflogenen Verletzten auch Kämpfer des rechtsradikalen Regiments Asow.

Keine großen deutschen Hilfsorganisationen in den „Volksrepubliken“

Auch finanzielle Hilfen für die Infrastruktur im Donbass strich die Bundesregierung vor dem russischen Einmarsch gerne groß heraus. Doch es wurde verschwiegen, dass diese Hilfen nur dem von der Ukraine kontrollierten Nordteil des Donbass zu Gute kamen.

Im Dezember 2017 meldeten deutsche Medien, Deutschland unterstütze die Ostukraine mit 2,5 Millionen Euro „Weihnachts-Hilfe“. Die deutsche Botschaft in Kiew teilte auf ihrer Website mit, dass das Geld an die „Caritas Ukraine“ gehen würde, die dann „in den Gebieten Donezk und Lugansk“ humanitäre Hilfe leisten solle. Doch damit war nur der Nordteil der Gebiete Donezk und Lugansk gemeint, welcher unter Kontrolle von Kiew steht.

Keine der großen deutschen Hilfsorganisationen – weder der deutsche Caritasverband noch das Deutsche Rote Kreuz – sind in Donezk und Lugansk tätig. Die Menschen in dem Teil der „Ostukraine“, der nicht unter Kontrolle von Kiew steht, bekommen auch keinerlei humanitäre Hilfe vom deutschen Staat. Nur einige deutsche privat organisierte Hilfsorganisationen, wie die Berliner „Friedensbrücke Kriegsopferhilfe e.V.“ und das Thüringer Aktionsbündnis „Zukunft Donbass“ organisieren seit 2014 humanitäre Hilfslieferungen in die Volksrepubliken.

Das deutsche Außenministerium sieht diese mit deutschen Spendengeldern finanzierten Hilfslieferungen äußerst kritisch. Raissa Steinigk vom Aktionsbündnis „Zukunft Donbass“ berichtete mir 2017, sie sei vom deutschen Außenministerium angerufen worden. Man habe ihr gesagt, dass sich die ukrainische Botschaft beim deutschen Außenministerium beschwert habe. Das, was „Zukunft Donbass“ tue, sei „illegal“, so die Anruferin aus dem deutschen Außenministerium.

Deutsche Parlamentarier gegen humanitäre Hilfe für Lugansk und Donezk

Jeder Transport mit einem Zwanzig-Tonner, der, organisiert von der Initiative „Zukunft Donbass“, ausrangierte Krankenhausausrüstung aus Deutschland nach Lugansk bringt, kostet 4.000 Euro.

Um die humanitäre Aktion bekannter zu machen und mehr Spender zu gewinnen, hatte Frau Steinigk 2017 Thüringer Bundestagsabgeordnete angeschrieben. Doch keiner der Angeschriebenen machte eine Hilfszusage. Einige Bundestagsabgeordnete hätten ihr ungeschminkt erklärt, sie würden die Hilfsaktion nach Lugansk nicht unterstützen, da Russland der Urheber des Krieges im Donbass sei. Andere Abgeordnete reagierten mit Ausflüchten.

In ihrem Brief an den Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler bat Raissa Steinigk nicht nur um Unterstützung. Sie äußerte auch Kritik. „Wir, das Aktionsbündnis ‘Zukunft Donbass’ und die Mitstreiter sind satt über Lippenbekenntnisse und die ‘Unmacht’ der deutschen Politiker und freuen uns über die wachsenden Aktivitäten der Kirche in Deutschland.“

Weiler reagierte verärgert. Er antwortete Steinigk: „In Ihrem Schreiben vom 23. Januar 2017 treffen Sie widersprüchliche Aussagen. Auf der einen Seite üben Sie scharfe Kritik an den politisch Verantwortlichen. Andererseits stellen Sie mit Nachdruck Forderungen an mich und meine Kollegen. Ich möchte Sie daher darauf hinweisen, dass ich in dieser Region nicht untätig bin. Ich leiste einen Beitrag zum Friedenserhalt im Baltikum und in Osteuropa und werde mich auch in Zukunft weiter stark für die Verbesserung der dortigen Situation einsetzen.“ Worin dieser „Beitrag zum Friedenserhalt in Osteuropa“ besteht, schrieb Weiler nicht.

Christian Hirte, ebenfalls CDU-Bundestagsabgeordneter aus Thüringen, antwortete auf die Unterstützungs-Anfrage der Initiative „Zukunft Donbass“: „Leider kann ich nicht überall – auch wenn ich die Arbeit und das Ansinnen mit großem Respekt betrachte – eingreifen.“ Der Abgeordnete versprach die Anfrage an den Kollegen Karl-Georg Wellmann, Leiter der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, weiterzugeben.

Doch von Wellmann hat Raissa Steinigk seitdem nichts gehört. Wellmann ist gegenüber Russland als Hardliner bekannt und vermutlich ist ihm die Initiative „Zukunft Donbass“ aus Thüringen suspekt. Im ZDF-Morgenmagazin hatte der Abgeordnete die „Separatisten“ in Lugansk und Donezk im Februar 2015 als „Werkzeuge der Russen“ bezeichnet. Es gäbe einen „permanenten Zufluss von Munition, von Waffen, von Kämpfern, von Logistik aus Russland.“

Am 24. April 2017 schrieb Raissa Steinigk alle Abgeordneten des Thüringer Landtags, auch Ministerpräsident Bodo Ramelow, an. Keiner der Abgeordneten habe geantwortet.

2014 wurden die deutschen Korrespondenten aus dem Donbass abgezogen

Schon 2014 zeichnete sich ab: Je mehr sich die Macht der Separatisten im Donbass festigte, desto weniger waren die Chefredakteure großer deutscher Medien daran interessiert, den faktischen Sieg der Separatisten auch noch durch eigene Berichte zu bestätigen. So verlegte man sich auf das Totschweigen des Donbass. Man wollte offenbar vermeiden, dass es Mitleid für die Menschen in den Volksrepubliken gibt, die unter dem Beschuss ukrainischer Artillerie leiden.

Ein deutscher Mainstream-Journalist hatte immerhin den Mut, die Abwesenheit deutscher Korrespondenten im Donbass öffentlich zu problematisieren. Im Juni 2014 schrieb[17] der damalige Spiegel-Reporter Moritz Gathmann – heute Resortchef beim Magazin „Cicero“ – im Internet-Portal „Ostpol“, dass die deutschen Korrespondenten das Kriegsgebiet Donbass verlassen hätten. „Nachrichten aus der Ostukraine sind auf die hinteren Zeitungsseiten gerückt, deutsche Korrespondenten sind abgereist.“ Doch lassen wir den Reporter selbst zu Wort kommen:

„Ein lauer Sommerabend auf der Veranda des „Ramada Donezk“ unweit der seit Monaten von Separatisten besetzten Gebietsverwaltung. Man speist T-Bone-Steaks und trinkt Cocktails, aus den Lautsprechern kommt Lounge-Musik.

Auf der Terrasse sitzen polnische Journalisten, Franzosen, Amerikaner und Spanier. Bemerkenswert abwesend sind die deutschen Journalisten: Neben mir saß dort Ende vergangener Woche nur noch Stefan Scholl, langjähriger Moskau-Korrespondent für deutsche Regionalzeitungen. (…)

Es ist wenige Tage her, da lieferten sich ukrainische und russische Kämpfer heftige Kämpfe um den Flughafen der Stadt, auch rund um den Bahnhof starben Menschen bei Feuergefechten. Daraufhin gaben ARD und ZDF bekannt, dass sie aus Sicherheitsgründen ihre Teams aus Donezk abziehen. (…)

Wer erfahren will, was im Osten des Landes passiert, der muss momentan auf russischsprachige, englische oder französische Medien ausweichen.“

Die Gefahr für deutsche Journalisten schätzte Gathmann als gering ein. „Grundsätzlich gilt: Als deutscher Journalist muss man davon ausgehen, sich endlose Tiraden über die falsche Politik Angela Merkels anhören zu müssen. Die Gefahr, im Keller eines selbsternannten „Volksbürgermeisters“ zu landen, ist dagegen gering.“

Seit 1983 bin ich in der Ukraine unterwegs

Ist ein Buch über die Volksrepubliken Donezk und Lugansk nicht zwangsläufig einseitig, wird sich der Leser vielleicht fragen. Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Bild von der Ukraine. Ich kenne das Land seit 1983, als ich das erste Mal mit einem Privatauto in der Ukraine – damals als Tourist – unterwegs war. 1992 lebte ich in Kiew zwei Monate in einer ukrainischen Familie. Von da an habe ich die Ukraine regelmäßig besucht. Im Juli 2014 drehte ich in Odessa das erste Material für den Film „Lauffeuer“[18] über den Brand im Gewerkschaftshaus.

Doch mit diesem Film habe ich es mir mit der Regierung in Kiew verscherzt. Im April 2016 bekam ich im Flughafen von Odessa ein Einreisverbot für fünf Jahre in meinen deutschen Pass gestempelt. Der Grund sei, so teilte es mir das deutsche Auswärtige Amt mit, dass ich 2015 Donezk von Russland – und nicht wie vorgeschrieben – von der Ukraine aus besucht hatte.

Seit meinem Einreiseverbot habe ich mich weiter intensiv mit der Entwicklung in der Ukraine beschäftigt und immer, wenn es mir möglich war, habe ich in Russland oder Deutschland Interviews mit Bürgern aus der Ukraine geführt. Meist waren es Menschen aus dem Lager der Russland-freundlichen ukrainischen Opposition.

Warum riskierte ich ein Einreiseverbot?

In der Volksrepublik Donezk war ich 2014, 2015, 2017, 2018 und 2020. Immer reiste ich von Russland aus ein. 2015 war ich mir bewusst, dass ich mit einer Reise in die „Volksrepubliken“ ein Einreiseverbot in die Ukraine riskiere. Ich habe dieses Risiko auf mich genommen, weil ich fürchtete, dass die ukrainischen Behörden mich wegen meiner kritischen Artikel über den Maidan und meinen Film „Lauffeuer“ nicht in die Volksrepubliken weiterfahren lassen.

Auch fürchtete ich, dass mich ukrainische Nationalisten und Faschisten in der Ukraine auf der Straße anfallen, wie es seit 2014 zahlreichen Oppositionellen in der Ukraine passiert ist. Mehrere ukrainische Oppositionelle wurden seit 2014 ermordet, 2015 der Russland-freundliche Schriftsteller Oles Busina und 2016 der westlich-orientierte, liberale Journalist Pawel Scheremet.

Der mit dem Berliner Dokumentarfilmer Marco Benson, der Video-Gruppe „Leftvision“ und mir gemeinsam produzierte Film „Lauffeuer“ hatte im Internet hohe Zugriffszahlen. Der Film wurde auf zahlreichen Diskussions-Veranstaltungen zur Ukraine im deutschsprachigen Raum gezeigt. Die großen deutschen Medien verschwiegen „Lauffeuer“ allerdings. Im deutschen Fernsehen wurde unser Film nicht gezeigt.

„Öffentlich-rechtliche“ gegen unabhängige Dokumentarfilmer

Doch das war noch eine geringe Strafe für eine wahrheitsgemäße Berichterstattung. Schlimmer erging es dem deutschen Dokumentarfilmer Mark Bartalmai, der zwei Jahre in Donezk gelebt, das Kriegsgeschehen per Video dokumentiert und zwei Dokumentar-Filme gemacht hatte, „Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg“[19] und „Frontstadt Donezk – Die unerwünschte Republik“[20].

Nach seinem ersten Dokumentar-Film über den Krieg in der Ost-Ukraine wurde Bartalmai in den Fernsehsendungen „Fakt“ (MDR) und „Frontal“ (ZDF) zur besten Sendezeit „Propaganda für Russland“ vorgeworfen. Bartalmai, der bei den Dreharbeiten sein Leben riskiert hatte, wurde dem deutschen Fernsehpublikum abfällig als „selbsternannter Kriegsreporter“ vorgestellt. Er habe den Beruf des Journalisten gar nicht erlernt, warfen ihm die Journalisten öffentlich-rechtlicher Kanäle vor. Man fragt sich, warum diese Journalisten die Präsidenten der USA und der Post-Maidan-Ukraine – die zuvor Schauspieler, Oligarchen oder Komiker waren – noch nie wegen mangelnder fachlicher Reife kritisiert haben.

Ein Mittel, Kritik an der ukrainischen Regierung in Deutschland zu unterdrücken, war auch, dass man Journalisten und Aktivisten Kontakte mit Reichsbürgern oder russischen Nationalisten vorwarf.

Als Oleg Muzyka – Überlebender des Brandes im Gewerkschaftshaus von Odessa und anerkannter politischer Flüchtling in Deutschland – im Dezember 2015 ein Film-Festival mit Filmen zur Odessa-Tragödie und zum Krieg im Donbass veranstalten wollte, wurde das verhindert.[21]

Berliner „Haus der Demokratie“ cancelt Odessa-Film-Festival

Das Berliner Kino „Babylon“ und das Berliner „Haus der Demokratie“ zogen anfängliche Zusagen für das Film-Festival zurück. Die Leitung des „Hauses der Demokratie“ erklärte in einem Schreiben, das geplante Film-Festival widerspreche den Grundsätzen des Hauses. Festival-Organisator Oleg Muzyka habe Kontakte zu rechtspopulistischen und nationalistischen Gruppen, wie den „Reichsbürgern“. Weiter heißt es in dem Schreiben: „Der Grundansatz der von Ihnen geplanten Veranstaltung erscheint uns eher als eine Fortführung des Bürgerkrieges mit diskursiven Mitteln. Damit ist es Teil des Problems und kein Ansatz zur Lösung des Konfliktes im zivilgesellschaftlichen Sinne.“

Eigene Untersuchungen, Analysen und Filme zu den Ereignissen in Odessa und im Donbass hat der deutsche Mainstream seit 2014 nicht vorgelegt. Offenbar wurde angestrebt, dass die Verbrechen der Staatsstreich-Regierung in Kiew größeren Teilen der deutschen Bevölkerung nie bekannt wurden.

 

[1] Julian Röpcke, Twitter-Meldung, 04.12.21

[2] Wladimir Putin, 21.12.21, https://ria.ru/20211221/putin-1764715185.html

[3] Interview DNR-Menschenrechtsbeauftragte Darja Morosowa, 26.02.22, https://lenta.ru/articles/2022/02/26/morozovadnr/

[4] Andrej Hunko, Reisebericht, 19.02.15, https://www.andrej-hunko.de/7-beitrag/2497-auf-humanitaerer-mission-bericht-ueber-eine-skandaloese-reise-in-die-ostukraine

[5] „Linken-Abgeordnete auf Abenteuertour im Kriegsgebiet“, Tagesspiegel, 20.02.15, https://www.tagesspiegel.de/politik/wolfgang-gehrcke-und-andrej-hunko-in-der-ostukraine-linken-abgeordnete-auf-abenteuertour-im-kriegsgebiet/11400156.html

[6] Ulrich Heyden, 11.06.18, https://ulrich-heyden.de/article/meine-rede-im-bundestag-deutsche-medien-haben-angst-vor-der-wahrheit-der-ukraine

[7] Peter Nowak, 13.06.18, https://www.heise.de/tp/features/Fuer-Oppositionelle-gibt-es-in-der-Ukraine-keine-Menschenrechte-4077292.html?seite=all

[8] Günter Herkel, 12.06.18, https://mmm.verdi.de/internationales/ukraine-leerstellen-bei-berichterstattung-51493

[9] Interview von Saadi Isakov und Wladimir Sergijenko, 14.06.18, https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/334099.zerst%C3%B6rung-der-vielfalt-kann-zum-kollaps-f%C3%BChren.html

[10] Fraktion Die Linke im Bundestag, Videos Teil 1 https://www.youtube.com/watch?v=Fj_jm1Ky8-8&t=10s

Teil 2 https://www.youtube.com/watch?v=EA6iYgu6t9s&t=1490s

Teil 3 https://www.youtube.com/watch?v=BOt_qGaoRd8&t=1822s

[11] Michail Tulski, Die Ergebnisse der Volkszählung in der Ukraine 2001, 19.05.2003, http://www.demoscope.ru/weekly/2003/0113/analit03.php

[12]  Andrej Hunko, 29.10.14, https://weltnetz.tv/video/593-opfer-des-odessa-massakers-klagen

[13] Ein Kranz aus Berlin für Odessa, SZ, 13.05.14, https://www.sueddeutsche.de/politik/konflikte-analyse-ein-kranz-aus-berlin-fuer-odessa-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140513-99-03934

[14] Unterstützung der Ukraine, Bericht der Bundesregierung, 18.02.22, https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/buerokratieabbau/unterstuetzung-ukraine-2003926

[15] Wie Deutschland die Ukraine unterstützt, NTV, 14.02.22

[16] Magazin „Fakt“, 01.04.15, https://www.youtube.com/watch?v=kRxRYedhBHQ

[17] Moritz Gathmann, „Ukraine – Das Thema ist tot“, Ostpol, 6. Juni 2014, https://www.ostpol.de/beitrag/3996-ukraine_das_thema_ist_tot 

[18] Ulrich Heyden/Marco Benson, Video-Dokumentation „Lauffeuer“, 13.03.15, https://www.youtube.com/watch?v=LXRIuVNGmds

[19] Mark Bartalmai, Dok. Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg, 17.12.2015, https://www.youtube.com/watch?v=sy759dlJWYE

[20] Mark Bartalmai, Dok. Frontstadt Donbass – Die unerwünschte Republik, 01.10.17, https://www.youtube.com/watch?v=w5-JPEcMHfg

[21] Ulrich Heyden, Ostukrainische Frauen: “Womit haben wir das verdient?”

21.12.2015, Telepolis, https://www.heise.de/tp/features/Ostukrainische-Frauen-Womit-haben-wir-das-verdient-3377367.html

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34 Kommentare

  1. “Donbass als Bindeglied zwischen Sowjetrussland und bäuerlicher Ukraine”

    Spätestens 2012 waren ukrainische Industrie und Bergbau gemessen an den politökonomischen Interessen Russlands zur Nettolast geworden, weil Achmetov und Kolomoisky sie zur Reichtungsquelle mafiöser Grafschaften gemacht hatten, auf die Moskau nach der “orangenen Revolution” kaum noch Einfluss hatte. Eine Mitgliedschaft der Ukraine in der EEU hätte daran schwerlich etwas ändern können, obwohl das freilich in Moskau umstritten war.
    Rein theoretisch betrachtet war die beste “Chance”, für alle Beteiligten, die Oligarchen und ihre Seilschaften ausgenommen, eine EU-Assoziation der Ukraine mit “Brückenfunktion” zur EEU.
    Deshalb betrieb Janukowitsch, der im Kreis der ukrainischen Oligarchen ein winziger Zwerg war, die EU-Angliederung auch im persönlichen Interesse. Die Wikileaks lassen davon einiges erkennen.
    Es war die Kommission Barroso II, die das Assoziationsabkommen auf eine Weise abgefasst hat, daß solche “Brückenlage” der Ukraine nach der Unterzeichnung nicht mehr in Betracht kommen konnte.

  2. Der längste Krieg in Europa – dauert schon über 30 Jahre !!!
    Die Zerschlagung Jugoslawiens mit Waffenlieferungen aus Deutschland – begann der Krieg in Europa.
    Dessen Ausgang ist noch nicht ersichtlich.

    Und auch Heute sind an diesem Krieg die Faschisten und Nazis beteiligt !! Bzw. die Brandstifter !!
    Und bevor mich irgend jemand kritisiert – sollte erneut die Verbündeten der Deutschen in diesem Krieg suchen
    und er findet die selben – Ustaschas, Italien, NL und andere Nazipudel !!

  3. Zu „Ratlose Russlandfreunde“:
    Einerseits musste spätestens am 21.2.22 (Putins Anerkennung der Donbass-Republiken) jedem klar sein, dass Russlands Armee im Donbass einmarschieren würde, wenn Kiew seinen seit dem 17.2.22 massiven Angriff auf die beiden Republiken nicht umgehend stoppen würde.

    Andererseits kam Putins umfassende Invasionsentscheidung am 24.2.22 auch für Mitglieder des Sicherheitsrat wie Kortunov und Bezrukov laut eigener Aussagen überraschend.

    Zu den „ratlosen Russlandfreunden“ gehörte also damals auch der Vorsitzende des RIACs Kortunov.
    Er sagte Anfang März 22 in Interviews, er habe die Invasion der Ukraine als NICHT in Russlands Interesse angesehen, denn Russland habe dabei viel zu verlieren, aber wenig zu gewinnen.

    Kortunov sagte damals auch wörtlich, er selbst sei deprimiert („depressed“) darüber und denke, es sei „sehr beschämend für alle von uns“ („very embarrassing for all of us“), nicht nur, weil man sich geirrt habe, sondern auch, weil alle Russen nun für eine lange Zeit in einer schwierigen Lage nicht nur gegenüber westlichen Ländern seien.

    Da Lawrow in einem späteren Interview sagte, er sei erst Stunden vorher über Putins Invasionsentscheidung informiert worden, vermute ich, dass Putin sich seine Entscheidung bis zuletzt offengehalten hatte.

    1. Im Interview mit der DW sagte Kortunov Anfang März 2022, er glaube nicht, dass das russische Außenministerium oder Think Tanks Putin zu seiner Invasionsentscheidung am 24.2.2022 geraten hätten.

      Dazu sagte Kortunov, nach seinem besten Wissen hätten alle Experten der respektablen Think Tanks diese Operation als nicht in Betracht kommend angesehen. In ihren Kosten-Nutzen-Analysen hätten sie alle, vielleicht mit wenigen Ausnahmen, angenommen, Russland habe dabei viel zu verlieren und wenig zu gewinnen, auch wenn die militärische Operation erfolgreich wäre.

      Übrigens nannte Kortunov in diesem Interview Merkel als geeignete Vermittlerin für Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Moskau und Kiew.

      https://www.youtube.com/watch?v=59BvOLD6TM0

      1. Im von Sky News veröffentlichten Interview vom 1.3.2022 sagte Kortunov, seit Putins Invasionsentscheidung müssten er und alle anderen in einer „neuen Realität“ leben.
        Nach seinen persönlichen Gefühlen gefragt sagte Kortunov: „I’m trying to keep going (…) but of course I am depressed, all of us are. And I think it is very embarrassing (…s. oben)
        Nach Putins Geisteszustand gefragt sagte er : „He has his own vision. May be, you know, he believes this damage is acceptable. I don’t know. It’s hard to tell.“
        Anschließend bekräftigt Kortunov nochmals:
        „Of course, you know, I am depressed, I think many of us are depressed. I think there are many people in the Kremlin who should be depressed, because the price will be substantial.“

        Ich finde, da wirkte der RIAC-Vorsitzende Kortunov mindestens genauso ratlos wie zeitgleich die „ratlosen Russlandfreunde“ Diana Johnstone, Patrick Armstrong u.v.m.

        Mir scheint es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Putins Invasionsentscheidung sehr plötzlich kam und auch in Kreml-nahen Kreisen Russlands nicht etwa im Voraus bekannt bzw. klar vorhersehbar war.
        Putin hatte sich zuvor ja auch rigoros geweigert, die Duma-Resolution zur Anerkennung der Donbass-Republiken auszuführen, weil er das Minsk-Abkommen nicht aufgeben wollte.

        Vermutlich war ausschlaggebend für Putins Entscheidung, was zwischen dem 16. und dem 24.2.2022 passierte bzw. nicht passierte.
        Demgegenüber wird ja im Westen behauptet, der “russische Imperialismus” sei von vornherein darauf ausgerichtet gewesen, die gesamte Ukraine und womöglich den gesamten ehemaligen Machtbereich der Sowjetunion gewaltsam zu annektieren.

        https://www.youtube.com/watch?v=Z8hC-b4tCT0

      2. @Peter
        @aquadraht
        Eure “Antworten” sind unsachlich, denn in meinen obigen Postings geht es um die Frage, ob Putins Entscheidung vom 24.2.22 vorhersehbar gewesen war – und keineswegs um irgendwelche Schuldfragen oder um Fragen, wie Kortunov, der RIAC oder was auch immer moralisch zu bewerten sei.

        Meine Güte, ich bin gerade nass und durchfroren von einer Demo zurückgekommen, die für die jungen Leute, die mich eingeladen hatten, und mich unvermutet mit Einkesselung durch die Polizei wegen zivilen Ungehorsams unseres Teils des anti-kapitalistischen Blocks der Demo ziemlich lange dauerte.
        In all meinen Diskussionen mit diesen jungen Leuten habe ich nie auch nur ansatzweise die Unsachlichkeit erlebt, die ihr alten Säcke, pardon: Säck:Innen, hier ständig zeigt.

        Aber ausgerechnet ihr Intelligenzbestien meckert euch hier ständig über „die Jungend“ aus…..

    2. Es stellt sich ja die Frage, wie Kortunow die Entscheidung angesichts der Daten über den unmittelbar bevorstehenden Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf den Donbass beurteilt, unter anderem des Befehls der Herstellung der vollen Kampfbereitschaft der 150.000 ukrainischen Truppen an der Kontaktlinie bis 29.2.2022, und des Angriffsbefehls des Azowregiments in Schirokino in Richtung Novoasowsk für den 8.3.2022. Nicht zu reden von der Steigerung ukrainischer Artillerieangriffe in den Wochen vor der Intervention um des über 40fache.

      Gar nicht zu reden über die Täuschung und den Völkerrechtsbruch über die Minsker Abkommen durch die Ukraine und die Garantiemächte Deutschland und Frankreich. Gibt es Interviews von Kortunow darüber?

      Natürlich sind eng mit der westlichen Medienwelt vernetzte Institutionen wie das RIAC, die auch mit eher grenzwertig loyalen prowestlichen Liberalen durchsetzt sind, nicht die Institution, die Erkenntnisse über die militärische Lage als erste bekommt.

  4. speziell für Anhänger der “cook the frog” Strategie. Mir würden sie ja eh nix glauben, aber einer britischen Journalistin vielleicht?

    Schlagen die Sanktionen wirklich auf Russland durch? Ein Jahr nach dem Beginn der Militärischen Operation und der “nie dagewesenen Sanktionen” des Westens verglich eine britische Journalistin die Regale in russischen und britischen Supermärkten. In einem Artikel für die Daily Mail fragt sich Sue Reid, warum es in ihrem Heimatland zu Engpässen bei Eiern und Gemüse kommt, während in Russland das Leben wie gewohnt weitergeht.

    In den britischen Supermärkten seien viele Produkte knapp und sie müssten Eier und einige Gemüsesorten pro Kopf ausgeben, während die Bewohner des sanktionierten Russlands keine solchen Probleme hätten.

    Wenn man sich die Regale in den Geschäften und Lebensmittelmärkten in Perm ansehe, habe man das Gefühl, dass die “hochgelobten westlichen Sanktionen” gegen Russland keine Wirkung zeigten, sagte sie. Nun, britische Supermärkte schränken jetzt den Verbrauch von Tomaten, Gurken, Paprika und Blattsalaten ein, während die Landwirte über steigende Energiekosten klagen, die sie daran hindern, im Winter etwas in Gewächshäusern anzubauen, betont Reid.

    Sie beklagt sich über die Tatsache, dass die Bewohner von Perm und anderen russischen Regionen über völlig ausreichende und erschwingliche Lebensmittel verfügen und dass billige Energie in einem gasreichen Land den Anbau von Gemüse in Gewächshäusern selbst im härtesten Winter ermöglicht.

    Und was Russland fehlt, kann aus befreundeten Ländern mit wärmerem Klima, wie dem Iran und der Türkei, importiert werden – die Journalistin hat plötzlich entdeckt, dass “die ganze Welt” nicht auf Westeuropa und die USA beschränkt ist.

    “Russen müssen sich keine Sorgen um Heizung, Benzin und Diesel machen”, klagt die Britin.

    In Perm unterhielt sie sich mit John, einem 67-jährigen Briten, der mit einer Russin verheiratet ist und seit vielen Jahren in Russland lebt.

    “Ich lebe hier und kann mit eigenen Augen sehen, dass die Sanktionen Russland nicht schaden. Die einfachen Leute haben kaum etwas bemerkt. Die Geschäfte sind voll mit allem, was sie brauchen und wollen”, sagt John.

    “Da fragt man sich, wer den Wirtschaftskrieg gewinnt”, so Reid abschließend.

    1. Das ist eher die Folge des Brexit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Großbritannien aus Russland so viel Gemüse importiert hat, das jetzt fehlen würde.

      Leider bemerke ich das immer wieder, dass eher Wunschdenken angesagt ist, wenn es um die Wirtschaft eines Landes geht, wo man nicht selbst wohnt. Auch die Erdgas-Sanktionen haben in Deutschland noch nicht so eingeschlagen, wie die Schwarzmaler sich das gewünscht haben.

      Bei dem Krieg ist es auch ähnlich. Wie oft hieß es schon, dass Bachmut bis Ende der Woche erledigt wäre?
      Oder wie oft haben wir von allen Seiten gehört, dass der Krieg vielleicht in ein paar Monaten, sicherlich bis zum Ende des Jahre vorbei wäre? Oder dass es einen Wendepunkt gegeben hätte?

      Der Krieg in Syrien ging wie lange? Und vorbei ist der immer noch nicht. Er ist nur gerade etwas eingefroren.

      Wirtschaft und Krieg sind komplexe Systeme und die bewegen sich meistens nicht so schnell oder gar eindeutig vorhersehbar.

      1. Das ist eher die Folge des Brexit.

        Das wir in Russland von den “nie dagewesenen Sanktionen” des Westens überhaupt nichts merken ist die Folge des Brexits?

        Die Knappheit in britischen Supermärkten mag durchaus zum Teil durch Brexit verstärkt sein, aber der Hauptgrund dafür sind die enorm gestiegenen Energiekosten, was auch die britische Journalistin beklagt. In Russland haben wir diese Probleme nicht, gerade weil die Energie bei uns sehr günstig ist.

        Auch die Erdgas-Sanktionen haben in Deutschland noch nicht so eingeschlagen, wie die Schwarzmaler sich das gewünscht haben.

        Ich bin ausgewandert, aber sag du es mir was zahlt der Verbraucher mit einer Gasheizung heute in Deutschland? Was kostet der Strom jetzt in Deutschland? Was kostet ein Liter Milch und ein halbes Kilo Fleisch? Was hat all das vor zwei Jahren gekostet?

        Wie oft hieß es schon, dass Bachmut bis Ende der Woche erledigt wäre?

        Also bei uns wurden nie solche Aussagen gemacht oder irgendwelche Fristen gesetzt. Mit Bachmut kann es durchaus noch etwas dauern, es ist schwer zu vorherzusagen wie lange, da wird sich in Russland keiner aus dem Fenster lehnen, zumal das mehr von der Opferungsbereitschaft der Ukrainischen Führung abhängt.

        Oder wie oft haben wir von allen Seiten gehört, dass der Krieg vielleicht in ein paar Monaten, sicherlich bis zum Ende des Jahre vorbei wäre?

        Ich weiß, das in Deutschland auch gern propagiert wird Putin hätte die Ukraine in drei Tagen erobern wollen. Das ist natürlich an den Haaren herbeigezogen. Nie haben Putin oder sonstige offizielle Vertreter Russlands solche Dinge in Aussicht gestellt oder konkrete Fristen gesetzt. In Russland machte man sich keine Illusionen und man ging von Anfang an davon aus, dass das keine einfache und schnelle Angelegenheit sein werde. Es kann viele Jahre dauern, darüber ist man sich in der russischen Öffentlichkeit schon von Anfang an bewusst, wenn es auch bei manchen Optimisten gewisse Hoffnungen gab, dass sie vernünftig sein und es möglicherweise nicht drauf ankommen lassen würden. Wir haben es nicht mit einem schwachen Gegner zutun. Die Ukraine wurde Acht Jahre lang vom Westen militärisch aufgepumpt. Zu Beginn der Militäroperation hatte sie bereits über eine Million Soldaten und gut 6000 Panzer (manche Quellen berichteten von bis zu 9000 Panzer). Damit ist sie damals schon mit Abstand die stärkste Armee in Europa gewesen. Zum Vergleich, die Bundeswehr etwa 600 Panzer und vielleicht 300.000 Soldaten wenn es hoch kommt. Darüber hinaus wird die Ukraine heute von gut 50 westlichen Staaten militärisch, politisch und finanziell unterstützt und wegen nationalistischen Ideologie gerade gegen Russland stark motiviert. Es wäre schlicht naiv anzunehmen, dass man die Ukraine in kurzer Zeit besiegen könnte. Dass es solche Illusionen bei der russischen Führung ernsthaft gegeben habe, ist schlicht westliche Propaganda.

        1. Ich bin sicher das Russland in einer Woche im Kiew sein kann. Sie müssen nur so Krieg führen wie die Amerikaner. Zwei Tage und Nächte lang Bomben abwerfen, egal wohin, Hauptsache es wird gestorben.
          Na klar, ist die Aufklärung der USA in der Ukraine hilfreich. So wie die Bevölkerung in Russland haben die Ukrainer die Schnauze voll, vom Krieg und Oligarchen.
          https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-1-vom-18-januar-2023.html#article_1460

        2. Also erstens hatten die Russen sehr wohl Illusionen, was nämlich die Angriffe und Rückzüge auf Kiev und Charkiv anging. Insgesamt wurde für einen längeren Krieg geplant, bzw. Logistik ausgelegt gegen die NATO. Wie gut diese Planung war wird gerade noch getestet.

          Zweitens habe ich nicht über die russische Wirtschaft geschrieben. Das ist ja schön für dich, dass es da super läuft. Nachprüfen kann ich es gerade nicht, aber ich glaube das ja auch so halbwegs. Nur läuft es eben in Deutschland nicht so schlecht wie gewollt und dargestellt in Russland. Es spielen noch andere Faktoren eine Rolle, nämlich dass der Handel mit Russland genauso ersetzt werden kann wie das Russland kann.

          Alle diese Meldungen, dass irgendwo in einem Supermarkt was alle ist, sind Anekdoten.

          Das war auch bei Corona so. Der gefürchtete Klopapier-Mangel kam z.B. deshalb zustande, weil durch die Hamsterkäufe im Supermarkt alles weg war. Supermärkte werden regelmäßig mit dem LKW von einem Lager bedient und normalerweise ist voraus kalkuliert, wie viel Klopapier gekauft wird und dafür ist unter den anderen Produkten eine bestimmte Fläche im LKW reserviert und im Lager vom Supermarkt.

          Die Wirtschaftszahlen sind aggregiert und geschätzt. Da kann auch viel schiefgehen. Wo welche Anpassungsprozesse stattfinden, ist oft schwer zu sagen.

          Natürlich haben Preise aufgeschlagen und das ärgert mich. Es ist aber in Deutschland nichts alle. Die meisten Deutschen leben einfach so weiter wie bisher. Bei Gas gibt es die Gaspreisbremse. 80% des Vorjahresverbrauchs werden subventioniert. Die letzten 20 % nicht mehr. Die Meisten haben noch keine Rechnungen für diesen Winter. Die Gas-Preise sind wohl auch wieder stark gefallen.

          Deutschland wird meines Wissens von den Sanktionen gegen Russland härter getroffen als Großbritannien. Was also heißen müsste, dass die eher unter dem Brexit und Regulierungschaos leiden.

          Die derzeitige Politik ist zwar teuer und eine fiese Umverteilung, aber Deutschland ist eben auch stinkend reich, viel reicher als die Russen. Da können die Heuschrecken noch viel plündern.

          1. Hust, Deutschland ist stinkreich.
            Das trifft vielleicht auf Dich und einen kleinen Kreis zu.
            Die Mehrheit der Bevölkerung wird sich nicht als stinkreich bezeichnen.
            Und mal grundsätzlich, was sind Milliarden wert, wenn es bestimmte Vorprodukte und Waren und Dienstleistungen einfach mal nicht oder nur in geringer Menge gibt?
            Oder liegt irgendwo der Reichtum Deutschlands in großen Höhlen, wo sich die Güter, Lebensmittel und Wohnungen stabeln?
            Die Leute werden durch Preissteigerungen in allen Bereichen in die Mangel genommen.
            Zusätzlich sind bald auch Steuererhöhungen zu erwarten.

  5. Ich konnte den Artikel nur überfliegen. Guter Artikel, den ich später genauer lese. Ich will kurz was zu dem Bild schreiben:

    Das ist bis aufs letzte Detail durchgestylt.

    Das geht von der Farbwahl orange Explosion gegen blauen Himmel. Dem männlichen Modell, natürlich ärmellos, nicht in Uniform, sondern modischer Kleidung, damit man die Trizeps und Figur des Mannes sieht. Natürlich auch ohne uncoolen Hörschutz. Über alle Artilleristen, die ohne Hörschutz an diesen Mordwaffen arbeiten, freut sich später die Hörgeräte-Industrie und das sieht man praktisch überall an der Ost- und Westfront. Die Haubitze könnte man noch detaillierter darstellen, die “Ästethik” des Tötens, die sich in den Details der Tötungsmaschine darstellen, aber sie haben natürlich schon den besten Blickwinkel ausgesucht, nämlich für die Explosion vor blauem Himmel. Dafür wurde die Haubitze auch auf das offene Feld gekarrt. Bei Kampfflugzeugen klappt das Inszenesetzen der Tötungsmaschine manchmal noch besser, weil man da mehr Blickwinkel hat. Natürlich wird nur das Mordgerät und seine Bedienung in Szene gesetzt und nicht, was passiert, wenn die Granate neben Menschen einschlägt.

    Nichts an dem Bild stimmt mit der Realität des Kriegs überein. Es ist reine Kriegspornografie.

    Es ist auch sehr unangemessen für den Artikel, der sich ja gerade mit dem Leiden und der ganzen Geschichte des Krieges beschäftigt. Ich würde es sogar auswechseln. Passender wäre ein Bild, das das Chaos, die Zerstörung, den Müll und die toten Menschen zeigt, bzw. die Opfer und Soldaten.

    1. Etwas Off-Topic bezüglich Hörschutz: Der in vielen Bildern zu sehende Kapselschutz hat den Nachteil, dass man mit den Dingern hängen bleiben kann. Der Vorteil ist, dass man sich auch mit Hörschutz unterhalten kann (in den Kapseln ist ein Mikrofon drin). Die billige Alternative zu Kapseln sind Ohrstöpsel und die teure Alternative zu Kapseln sind wieder Ohrstöpsel, aber anatomisch angepasst und mit Mikrofon im Stöpsel. Echte Männer(TM), also großkalibrige Sportschützen, benutzen beides gleichzeitig.

    2. Als (altershalber) ehemaliger Artillerist kann ich das von @Georg nur unterstützen.
      Soldaten ohne Hörschutz neben einer Haubitze oder Ohren haltend neben einer Kanone – alles gestellt, oder Dummköpfe, welche tatsächlich kein Gehör mehr haben.
      Ich war mal zu Besuch bei einer anderen Batterie von schweren Kanonen, hatte verpasst, dass sie gleich zu feuern beginnen: sechs schwere Kanonen feuern in Kadenz: obwohl ich beim ersten Schuss gleich die Ohren zuhielt – 30m entfernt – habe ich seit da einen Hörschaden.
      Aber auch sonst: diese Hobby-Militaristen in den deutschen Medien haben einfach keine Ahnung, was Artillerie anrichtet: die Strasse aus Bahkmut raus (oder nach Bahkmut rein, für die Wahnsinnigen in der ukrainischen Wolfsschanze wie auch für die Wahnsinnigen in den deutschen Medien) wird nach einem koordinierten Beschuss durch Artillerie aussehen, als ob Godzilla dort einen epileptischen Anfall gehabt habe,

  6. Zwei Monate später, am 14. April 2014, schickte der geschäftsführende nicht-gewählte ukrainische Präsident Aleksandr Turtschinow Truppen in den Donbass.

    Bereits eine Woche vorher, am 7. April 2014 hat Turtschinow in einer Live-Ansprache im ukrainischen Fernsehen den Beginn der s.g. “Antiterroroperation” im Donbass bekannt gegeben.

    Proof

    Am 14. April kam es bereits zu Kampfhandlungen.

    Das ist deshalb von entscheidender Bedeutung, weil es vor dem 7. April überhaupt keinen Grund gab was einen Einsatz des Militärs rechtfertigen könnte. Der Donbass griff nicht vor dem 12. April zu den Waffen, also erst nachdem Turtschinow der Donbassbevölkerung den Krieg erklärt hatte. Gerade weil Turtschinow den Einsatz des Militärs ankündigte griff der Donbass zu den Waffen und nicht umgekehrt.

    Wie ich bereits geschrieben hatte, am 12. April 2014, schloss sich die Polizei in Donezk und anderen Städten der Ostukraine der gegen die Machtergreifung in Kiew bis dahin weitestgehend friedlich protestierenden Bevölkerung an, indem sie sich als Zeichen ihrer Solidarität mit dem Antimaidan das sogenannte Georgsband gebunden haben, und die Türen und Waffenkammern der Polizeiwachen öffneten.

    Proof 1
    Proof 2

  7. Sorry, sollte eigentlich zu “Ratlose Russlandfreunde”:

    Im von Sky News veröffentlichten Interview vom 1.3.2022 sagte Kortunov, seit Putins Invasionsentscheidung müssten er und alle anderen in einer „neuen Realität“ leben.
    Nach seinen persönlichen Gefühlen gefragt sagte Kortunov: „I’m trying to keep going (…) but of course I am depressed, all of us are. And I think it is very embarrassing (…s. oben)
    Nach Putins Geisteszustand gefragt sagte er : „He has his own vision. May be, you know, he believes this damage is acceptable. I don’t know. It’s hard to tell.“
    Anschließend bekräftigt Kortunov nochmals:
    „Of course, you know, I am depressed, I think many of us are depressed. I think there are many people in the Kremlin who should be depressed, because the price will be substantial.“

    Ich finde, da wirkte der RIAC-Vorsitzende Kortunov mindestens genauso ratlos wie zeitgleich die „ratlosen Russlandfreunde“ Diana Johnstone, Patrick Armstrong u.v.m.

    Mir scheint es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Putins Invasionsentscheidung sehr plötzlich kam und auch in Kreml-nahen Kreisen Russlands nicht etwa im Voraus bekannt bzw. klar vorhersehbar war.
    Putin hatte sich zuvor ja auch rigoros geweigert, die Duma-Resolution zur Anerkennung der Donbass-Republiken auszuführen, weil er das Minsk-Abkommen nicht aufgeben wollte.

    Vermutlich war ausschlaggebend für Putins Entscheidung, was zwischen dem 16. und dem 24.2.2022 passierte bzw. nicht passierte.

    https://www.youtube.com/watch?v=Z8hC-b4tCT0

    1. danke.

      hierzu eine uU. saudumme Grundsatzfrage:

      Wieviele unterschiedliche Leute haben eigentlich diese Ansicht vertreten, dass Putin vor einem Jahr wie der einsame Potentat aus dem Nichts heraus entschied?

      Ich kenne diese Geschichte natürlich, aber in erster Linie gehen alle diese Stories, so wirkt es auf mich, auf dieselben wenigen Quellen zurück.

      Ebenso hinterfrage ich die Validität der Darstellung der gescheiterten Kiew-Operation ganz zu Anfang, die als Ausdruck von Inkompetenz gilt, gefolgt von noch größerer Inkompetenz, dem ausbleibenden russischen Blitzsieg.

      Woher wissen wir das alles mit Bestimmtheit? Die Ukrainer? Die Engländer gar? Die CIA?(Das sind die Quellen die ich kenne.)

      Wenn es hier langfristig um Atomwaffen geht, dann ist das ein hochkomplexes Thema, das große Teile der russischen intelligence schon seit langem intensiv beschäftigt haben wird, und die aus unterschiedlichsten Quellen die reale Gefahrenlage eruiert hat.

      Ich glaube daran, dass es, rein technokratisch und militärstrategisch, darum ging, in 10 Jahren noch Schlimmeres zu verhindern.

      Wenn aber in solchen Größenordnungen gedacht wird, und das ist die Natur dieser Disziplinen, geht das Wissen darüber über einen Mini-Planungsstab natürlich weit hinaus. Zumal diese Entwicklung vor 25 Jahren ihren Anfang nahm.

      Zumindest die Erkenntnis um die drohenden strategischen Gefahren für Russland werden vielen russischen Planern intern schon lange bekannt gewesen sein. Folglich wurden auch Gegenaktionen und Gegenszenarien erarbeitet und waren folglich zu erwarten.

      Warum sollten nur die Amerikaner RAND-Papers auf Halde produzieren? Weil wir kein Russisch können???

      Die behauptete Kurzfristigkeit russ. Denke, ihre taktische Begrenztheit, die dabei im Raum steht, sagt höchstens etwas über die Überheblichkeit der westlichen Kindegartenstrategen in den MSM.

    2. die obigen Russlandfreunde Einträge hat. er mir vorhin nicht angezigt.

      Tut mir leid.

      meine Kernfragen würden aber glaube ich trotzdem bestehen.
      aquadraht hat, glaube ich, auch mit gewisser Skepsis in diese Richtung formuliert (“dem Westen nahe Einrichtungen”)

      Auf dem Feld der national security erfahren wir aus den USA, angesichts der gewaltigen Masse an anfallenden Studien, Modellen, beteiligten PErsonen, ja auch kaum etwas.

      Warum sollten wir ausgerechnet im Fall RUs sehr viel besser und objektiver informiert sein, frage ich mich.

      (Vielleicht wäre es sinnvoller dies hier nicht als Antwortpost auf Sie zu formulieren, aber ihr Post war der Anlass.)

      ggf. stell ich Fragen noch mal “offen” aus.

      Aber nochmals danke die Sachen anzustoßen.
      Das ist wichtig.

      p.s. ich glaube die Abschottung der einzelnen Disziplinen voneinander hat hier eine immense Bedeutung. Leute, die sich mit den verfänglichen Details der nuklearen Bewaffnung auskennen, haben nichts zu tun mit jenen, die in der publicity Sektion tätig sind und die wiederum sind nur bedingt entscheidungsbefugt.

      So bleiben viele Entscheidungsprozess verborgen.

      Und wir klauben das wenige auf, das am Wegesrand liegen bleibt, wo die Karawane vorbeigezogen ist.

      1. @xyz
        Zu “(…) Grundsatzfrage: Wieviele unterschiedliche Leute haben eigentlich diese Ansicht vertreten, dass Putin vor einem Jahr wie der einsame Potentat aus dem Nichts heraus entschied?“ + „dem Westen nahe Einrichtungen“ usw.:

        1 ) In einer Präsidialdemokratie (wie RF und USA) ist es der Präsident, der wesentliche Entscheidungen fällt.
        2 ) Putin stand mit seiner Entscheidung keineswegs allein und sie kam keineswegs „aus dem Nichts“, s. Duma-Ausschuss, s. Duma-Vorsitzender,…
        3 ) Witzig, dass ihr vom russischen Außenministerium gegründete „Einrichtungen“ (MGIMO, s. Bezrukov, RIAC, s. Kortunov, Valdai-Club, s. Lukyanov usw.,…), deren Mitglieder auch mal Kritik an Putin und der Kreml-Politik äußern, als „dem Westen nahe“ diffamieren müsst. Genauso macht ihr es ja auch hier im Forum: Wer euch nicht 100% Recht gibt, ist für euch auf Feindesseite. Liegt wohl daran, dass ihr „wissenschaftliche Recherche“ betreibt…..

        Tja, da sollte ich als ungebildete Handwerkerin euch Intelligenzbestien nicht weiter stören. Macht ruhig so weiter und kompensiert ruhig weiter eure Tatenlosigkeit, indem ihr euch über „die Jugend“ auskotzt.

  8. “Auch verschwiegen die deutschen Politiker und großen Medien, dass der Krieg in der Ukraine nicht erst 2022 begann, sondern bereits 2014.”

    Das der Krieg bereits 2014 seinen Anfang nahm, scheint mittlerweile auch höchstoffizielle und fraglos zu übernehmende Sprachanweisung der NATO-Krieger zu sein.
    Demütig und vorbildlich vorgetragen von einem ehemals zaudernden Obersozen, im führenden Hass- und Inquisitionsportal der Nation:

    Ab Min. 9:00

    https://www.ardmediathek.de/video/tagesthemen/tagesthemen/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3RhZ2VzdGhlbWVuLzBhOWI4MDU4LTRjMzEtNDllYi1hYmY0LTRlNzg5NTQ1YzA0NC8x

  9. Vielen Dank und einen guten Erfolg mit ihrem Buch, Herr Heyden.
    Das “Berliner Haus der Demokratie” cancelt Demokratie, das ist geschehen.
    Die freie Meinungsbildung wurde ‘wieder’ nicht gewährt und das von einer sogenannten Demokratie.
    Wenn diese REGIERUNG ihre eigenen Aussagen ignorieren, missachten, dann ist das die Zeitenwende in der Politik und muss als obsolet betrachtet werden.

  10. Also ich bin noch nie Freund eines Staates gewesen.
    Ich bin auch nicht mit Deutschland oder einem anderen Staat befreundet.
    Generell sehe ich das so, das jedweder Staat nie der Freund eines/seines Bürgers sein kann.
    Es sollte aber möglich sein andere Völker zu respektieren und beispielsweise auch möglich sein Freundschaften mit Russen zu pflegen.
    Es ist inzwischen aber schon anrüchig, wenn man mit seinen russischstämmigen Nachbarn spricht und Verständnis für deren Situation und Ansichten äußert.
    Was den russischen Staat betrifft, die machen das was alle Staaten machen den Fortbestand der eigenen Struktur sichern. Aus meiner Sicht, sind die dabei die letzten zwanzig Jahre sehr zurückhaltend gewesen. Wurde als Schwäche ausgelegt. Dabei haben die das Problem, das sie es mit Gegnern zu tun haben die kompromisslos sowie nicht sehr schlau sind und am liebsten die Köpfe der Vertreter Russlands auf einem Spieß sehen wollen.
    Zusätzlich verwechseln die immer die UDSSR mit Russland und erkennen nicht, das der Stalinismus lange vorbei ist.
    Blöd ist auch das die Russen nicht alles verschenken wollen und nicht annähernd so dumm sind, wie man das in einschlägigen Filmen suggeriert bekommt.

  11. Ulrich Heyden schreibt:
    “Deutsche Medien und Politiker verschwiegen, dass der Ukraine, die bis zur Oktoberrevolution zum russischen Kaiserreich gehörte, von sowjetischen Führern Territorien angegliedert wurden. 1922 trat das sowjetische Russland auf Initiative von Lenin der sowjetischen ukrainischen Republik Teile des Donbass ab, die früher zum russischen Zarenreich gehörten.”

    Entschuldigung, aber erstens ist die letztere Formulierung mißverständlich, denn sowohl “die Ukraine” als auch “der Donbass” gehörten zum Zarenreich, _das administrativ einfach in Gouvernements eingeteilt war_.
    Dem Gebiet der Ukraine des Standes 1991 entsprachen die zaristischen Gouvernements Wolhynien, Podolien, Kiew, Tschernigow, Poltawa, Charkow, Jekaterinoslaw, Cherson, Taurien und Teile der “Oblast Woiska Donskowo”. (Galizien fehlt hier natürlich, weil es zu Österreich-Ungarn gehörte.)
    Man kann also nicht sagen, welche Gouvernements “ukrainisch” waren, weil es keine derartige administrative Kennzeichnung gab.

    Der heutige “Donbass”, also die Oblasten Donezk und Lugansk (bzw. die Volksrepubliken), nahmen Territorien ein, die damals zum Gouvernement Jekaterinoslaw und der Oblast Woiska Donskowo gehörten. Mariupol und Lugansk gehörten zu ersterem, der Südteil der heutigen Oblast Donezk nebst dem damals noch nicht existenten Donezk zu letzterem.

    Aber man könnte sich doch an der ethnischen Zusammensetzung orientieren?
    Genau, im Jahre 1897 gab es die erste und einzige Volkszählung im zaristischen Russland und diese ergab, dass auf dem Gebiet des heutigen Donbass, also im Gouvernement Jekaterinoslaw sowie im Taganroger Ujezd der Oblast Woiska Donskowo, eine zu über 60% ukrainischsprachige (damals: “kleinrussische”) Bevölkerungsmehrheit lebte.
    http://likbez.org.ua/census-of-the-russian-empire-in-1897-ukrainian-province.html

    Die größeren Städte in den süd- und ost”ukrainischen” Gouvernements waren damals überwiegend russischsprachig, die Landbevölkerung dagegen ukrainischsprachig. Da aber 80% der Bevölkerung auf dem Land lebten …

    Zwischenfazit: Noworussija inklusive Donbass war am Ende der Zarenzeit entgegen häufigen anderslautenden Beteuerungen nicht “überwiegend ethnisch russisch”.

    Insofern fragt sich, woher eigentlich die in der gegenwärtigen russischen Öffentlichkeit kursierende Behauptung stammt, Lenin habe den eigentlich zur RSFSR gehördenen Donbass an die Ukrainische SSR “abgegeben”.
    M.E. hat vor allem der aus Donezk stammende Politologe Wladimir Kornilow, der ein Buch über die kurzzeitige Donezk-Kriwojroger Sowjetrepublik verfasst hat, diese These zumindest popularisiert, wenn nicht gar aufgestellt.
    Ich habe zwar sein Buch nicht gelesen, aber merkwürdigerweise sind auch keine diesbezüglich aufschlussreichen Zitate daraus bis in die russische bzw. ostukrainische Blogosphäre “hinübergesickert”.

    Diese Donezk-Kriwojroger Sowjetrepublik umfasste anscheinend territorial Teile der heutigen Ukraine – das Gouvernement Jekaterinoslaw sowie den Nordteil von Taurien und ein Stück des Gouvernements Charkow – und Teile des heutigen Russland (Oblast Rostow). Mit anderen Worten war auch diese Republik auf dem Lande zumindest überwiegend ukrainischsprachig, auch wenn natürlich nicht ukrainisch-nationalistisch.
    Kurz: Ich habe da so meine Zweifel, ob die Kornilowsche Behauptung wirklich 100%ig zutrifft.

    Letzter Anlauf: Kartenmaterial aus der fraglichen Zeit.

    Hier eine sowjetrussische Karte der RSFSR von 1920 – da gehört der Donbass nicht zur RSFSR:
    > https://tito0107.livejournal.com/1670166.html

    Hier eine britische Karte des europäischen Teils von Russland von angeblich 1921.
    > https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/1921_map_of_Russia.jpg

    Da wird die Ukraine entsprechend der zaristischen Gouvernements von der RSFSR abgeteilt. Lugansk und Mariupol gehören zur Ukraine, Donezk der RSFSR.

    Noch eine britische Karte von 1921: Der Donbass gehört komplett zur Ukraine.
    > https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Soviet_Russia_in_Europe_in_1921.jpg

    Die britischen Karten aus dieser bewegten Zeit muss man natürlich mit Skepsis behandeln.

  12. Erst einmal vielen Dank für die Informationen. Es trifft sicher zu, dass im ländlichen Gebiet der heutigen Ukraine einschliesslich des Donbass “kleinrussische” (malorusskij, maloros) Dialekte gesprochen wurden. Dabei wurde allerdings schon in der Zarenzeit zwischen nördlichem und südlichem Kleinrussisch unterschieden. Letzteres umfasste die Gebiete südlich von Kiew/Tschernigow bis zum Schwarzen Meer und teilweise südöstlich davon.

    Ich erinnere mich an ein Youtubeinterview von Sergej Filbert mit einem anderen Ukraineemigranten, in dem berichtet wurde, dass sich bereits Ukrainischsprachige aus relativ nahe gelegenen westukrainischen Gebieten nicht sicher unterhalten konnten (der Interviewpartner erzählte, dass er seine Mutter fragte “was für eine Sprache sprechen die?”).

    In der Dissertation von Franziska Bruder ‘„Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948’ wird eine Episode geschildert, in der OUN-Agitatoren um 1942 versucht haben, im Donbass Anhänger zu werben, sie wurden aus den Dörfern geprügelt. Einheimische bezeichneten sie als “wohl verkleidete Deutsche, die ein komisches Polnisch sprachen”.

    Das zeigt, dass das kleinrussische Platt eben ein Kontinuum war, in dem sich bestenfalls ein paar Laut- und Konsonantenverschiebungen ähnelten oder gleich waren. Die Grenze zwischen Nord- und Süd-Kleinrussisch war sogar eher eine Sprach- als eine Dialektgrenze.

    Die Schaffung einer ukrainischen Hochsprache war bis ins 20. Jahrhundert eher ein akademisches Produkt von Slawisten wie Iwan Frank in Bezug auf die Lyrik des Panslawisten Schewtschenko (dessen Prosa sämtlich Russisch ist). Eine gemeinsame Sprache der Bauern war das nie. Eher grenzen sich Regionaldialekte gegen Nachbardialekte ab als gegen die Hochsprache, und das war in der Ukraine vom 18. Jahrhundert bis 2014 und darüber hinaus Russisch.

    1. Ich habe mir nun doch einmal Kornilows Buch heruntergeladen, bis jetzt aber nur ein wenig quergelesen.

      Mein vorläufiger Eindruck: Das rein ethnografische Herangehen an die Sache, wie ich es selbst zuvor demonstriert hatte, führt vollkommen in die Irre und ist ahistorisch. So sind, jedenfalls zunächst einmal, ausschließlich die ukrainischen Vertreter der unter deutscher Vormundschaft befindlichen zentralen Rada vorgegangen und haben gestützt auf die Ergebnisse der russischen Volkszählung von 1897 ihre Gebietsansprüche erhoben.

      Vor Ort, also im Donbass, waren die Vorlieben anderer Natur. Wie das genau lief kann ich aber nach der kursorischen Lektüre noch nicht ausführen.

      Das Problem ist, dass heutzutage, unter den Bedingungen der post-sozialistischen, real-kapitalistischen Degeneration des Politischen, die Ethnografie (die Natur “des Volks”) für praktisch alle den Ausgangspunkt bildet (zumal ja auch das sog. Völkerrecht nur Völker und Staaten als politische Subjekte anerkennt).
      Also schlussfolgern die Russen, die davon gehört haben, dass die östlichsten Teile der heutigen Ukraine anfang der 1920-er Jahre womöglich lieber Teil der RSFSR sein wollten, daraus, dass diese Teile dann wohl ethnisch russisch gewesen sein müssen und Lenin folglich ein Russenhasser war.

  13. “Boil the frog”, nicht “Cook the frog”, Herr Hacker. Das ist ein wesentlicher Unterschied. “Cook the frog” würde bedeuten, den Frosch in kochend heißes Wasser zu werfen, also so ziemlich das Gegenteil von “Boil the frog”, Auch handelt es sich um eine rein militärische Strategie. Die Sanktionen haben damit nichts zu tun.

    Um mal konkret zu werden, wäre das mit einer Ertüchtigung zu überlegen Schlägen gegen die RF zu vergleichen. Mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt gibt es ein jüngeres Beispiel, wo es zu einem direkten Zusammentreffen von Truppen der RF und den USA kam. Nämlich in der Schlacht von Khsham 2018 zwischen Wagner und Regimetruppen auf der einen Seite und der US Army auf der anderen. Wagner wollte sich vollbewaffnet ein vom IS verlassenes Ölfeld unter den Nagel reißen, die USA haben das verhindert. Ohne in die Details zu gehen (auf Telegram hat ein Wagnerino von ein paar Wochen die Ereignisse aus erster Hand geschildert), endete der verbundene Angriff (out of thin air) mit Apaches, Reaper Drohnen, Artillerie , Bombern und Jagdflugzeugen für die Wagnerinos verheerend bei Null Verlusten auf Seiten der USA (dabei gab es sogar einen russischen Militärflughafen in Reichweite, der aber Luftunterstützung verweigerte)
    Nein, eine derartige Ertüchtigung der Ukraine ist nicht Teil der Strategie.

    Vielmehr heißt “Boil the frog” die Ukraine dynamisch genau soweit zu ertüchtigen, dass sie jedem Vorstoß der RF standhalten und ggf. auch Gegenoffensiven durchführen kann, ohne dem Gegner den Glauben zu nehmen, dass ein Sieg noch möglich ist und damit auch mögliche Übersprunghandlungen zu verhindern. Und die RF zu zwingen, immer mehr Ressourcen in den Krieg zu investieren.
    Hätte man das Wasser für den Frosch zu schnell, zu heiß gemacht, hätte er noch die Kraft, aus dem Wasser zu hüpfen. So aber merkt der Frosch erst zu spät, dass er gekocht wird.

    Ich verrate hier ja keine Geheimnisse. Putins Ego wird es nicht zulassen, freiwillig zurückzuweichen. Das spielt der Strategie noch mehr in den Karten. Es ist ja schon jetzt ganz offensichtlich, dass sich die militärischen Ressourcen der RF erschöpfen, obwohl die überlegene Wirtschaftskraft der Alliierten erst sehr langsam die Produktion von Militärgütern hochfährt. Im Moment ist die Lage etwas kritisch wegen mangelnder Munition, aber auch dieser Problem wird nur von temporärer Dauer sein.

    phz (2000)

    1. Panzerhaubitze 2000, sie haben sich selbst den richtigen Namen zugelegt – die geladene Munition verschießen, und am sonsten wenig Ahnung. Welche pol.-Interessen irgendwo vertreten werden.

  14. Um mal auf eine Polemik von Sabine zurückzukommen: Ich diffamiere Leute wie Kortunow nicht, wenn ich ihre Nähe zu westlichen Diskursen feststelle. Generell ist der politische Standort russischer Liberaler prekär. Ich empfehle die Lektüre von Paul Robinsons exzellentem Dreiteiler https://www.russiapost.info/society/death_of_liberal_russia_p1 (2,3).

    Man muss dabei unterscheiden zwischen “Liberalen” wie Tschubais, einem Verbrecher und Verräter, und Liberalen wie Kudrin, Nabiullina und anderen. Die vertreten teils politisch, teils nur ökonomisch “westliche” Positionen, aber aus einer russischen Perspektive. Ich sehe es auch eher kritisch, wenn die zu sehr an den Rand gedrängt werden.

    Sicher ist aber, dass die Entscheidung über militärische Schritte eher nicht mit der liberalen Fraktion im russischen Machtapparat im Detail erörtert wurde.

  15. Warum plappert auch Herr Heyden das westliche Narrativ der sowjetischen Okkupation Ostpolens durch den “Hitler-Stalin-Pakt” nach?
    Zu faul zum Nachlesen oder ist diese religiöse Wahrheit zu tief eingebrannt?
    1. Sind sich Hitler und Stalin nie begegnet, noch haben sie einen Vertrag gemeinsam unterzeichnet. Man kann diesen Vertrag also maximal Ribbentrop-Molotov-Vertrag nennen. Warum wird das Wort Pakt verwendet. Es war übrigens der Letzte einer Reihe von Nichtangriffsverträgen, die Deutschland mit europäischen Ländern abgschlossen hat.
    2. Waren diese Gebiete nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages durch die “Curzon Linie” Russland rsp. der SU zugesprochen und von Polen im polnisch-sowjetischen Krieg annektiert worden.
    Das geheime Zusatzprotokoll besagte, dass sie SU im Falle der Auflösung des polnischen Staates, sich diese Gebiete zurückholen kann. 14 Tage nachdem die polnische Regierung nach London geflohen war, rückte die Rote Armee vor, allerdings nicht bis ganz an die Curzon Linie.

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