»Beim Kochen fühle ich mich zuerst wohl«

Teekannen auf dem Gasherd.
Quelle: Pixabay

Leon Joskowitz ist Philosoph aus Frankfurt. Ein Gedanke treibt ihn schon länger um: Kann es sein, dass uns das Kochen zu Menschen macht, die Küche die Menschwerdung angeschoben hat?

Darüber hat er ein Essay geschrieben: »Vom Kochen und Töten. Kulinarische Meditationen über den Anfang der Menschheit«. Das Overton Magazin hat sich mit Leon Joskowitz unterhalten.

De Lapuente: Lieber Herr Joskowitz, was macht den Menschen zu dem was er ist? Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann – etwas vereinfacht gesagt –, der Umstand, dass er schneiden kann. Ich habe ein Messer, also bin ich?

Joskowitz: Ja, das Messer und die Technik des Schneidens sind elementar. Sie begleiten die Menschheit seit Anbeginn. Die ältesten Faustkeile, die diese Techniken belegen, sind zwei bis drei Millionen Jahre alt. Im Laufe dieses langen Zeitraumes konnte sich das analytische Denken – als geistige Fähigkeit Dinge zu unterscheiden und zu zerlegen – herausbilden. Allerdings braucht es noch andere Bausteine, um zu dem ich, von dem sie sprechen, also zu einem ausgebildeten Selbstbewusstsein im bürgerlichen Sinne zu gelangen.

De Lapuente: Um auf dem kulinarischen Pfad zu bleiben: Das Feuer? Und was noch?

Joskowitz: Das Sammeln macht den Anfang. Heute nennen wir es Einkaufen, aber das Prinzip ist uralt: Man isst die Dinge nicht an Ort und Stelle, sondern bringt die Nahrung in die Küche. Oder eben an ein Feuer. Das Kochen als Technik, um die Verwandlung zu kontrollieren, ist sehr wichtig.

»Alles was lebt, nährt sich aus anderen Lebewesen«

De Lapuente: Die Verwandlung?

Joskowitz: Leben ist Verwandlung. Alle Lebewesen verwandeln die Welt fortwährend. Mein Körper ist verwandelte Welt. In der Regel nennen wir diese Verwandlung einfach Verdauung. Sie ist dem Auge verborgen und so selbstverständlich, dass ihre Bedeutung häufig übersehen wird. Im Gegensatz zu den Tieren verwandeln Menschen ihre Nahrung nicht erst im Magen, sondern beginnen damit schon beim Kochen. In der Küche haben Menschen gelernt, den natürlichen Prozess der Verwandlung zu kontrollieren. Das ist ein Anfang von Kultur.

De Lapuente: Bis zur Kultur im heutigen Sinne ist es aber noch ein weiter Weg …

Joskowitz: Richtig menschlich wird es erst, wenn die Frage der Verteilung der Nahrung nicht mehr durch Gewalt, sondern durch kulturelle Bräuche und Gesetze geregelt wird. Das älteste bekannte Ritual ist das Opferritual. Dabei wird geregelt, wer wie viel vom Essen abbekommt. Und es wird auch festgelegt, wer geopfert werden darf und wer nicht. Diese Unterscheidung musste am Anfang immer neu verhandelt werden. Heute ist es klar: Menschen sind tabu. Tiere dürfen getötet werden.

De Lapuente: Der Mensch wurde zu Tisch zu dem, der er ist. Das ist Ihre These, die leicht nachvollziehbar scheint. Betrachtungen dieser Art gab es bislang wenig bis gar keine. Woran liegt das? Sitzen Philosophen oder Naturwissenschaftler nicht gerne zu Tisch?

Joskowitz: Dafür gibt es mehrere Gründe. Dass das Kochen und damit auch die Küche als sozialer Ort erst Ende des 20. Jahrhunderts in den Blick der Kulturwissenschaften gerückt sind, liegt sicherlich an dem alten Geist-Körper-Dualismus, der das europäische Denken seit der Antike dominiert hat. Ganz früh schon hat man das heilige Licht Gottes, das sich im Tempel (und der Aufklärung) zeigt, von der profanen Hitze des heimischen Herdes unterschieden. Das ist auch ein Grund, warum das Kochen bis heute nicht zum Kanon der bürgerlichen Künste gehört. Das Kochen wurde sehr lange einfach im Reich der Natur verortet, als reproduktive Arbeit angesehen und abgewertet. Der Blick auf unsere kulinarische Lebensform, die zwischen der Natur und der Kultur des Menschen vermittelt, war lange verstellt. Jetzt leben wir in Umbruchzeiten und es braucht neue Perspektiven. Eben auch neue Erzählungen über die Herkunft der Menschen aus der Natur.

»Wir leben  in einem Zeitalter der kulinarischen Aufklärung.«

De Lapuente: Sie sagen ja, dass das Kochen lange nicht als Kunst betrachtet wurde. Mittlerweile sind Köche Stars: Ob zurecht oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Ob Kochen nun Kunst oder Handwerk ist, darüber wird gelegentlich gestritten. Nun kochen Sie ja auch selbst: Fühlen Sie sich dann als Künstler oder Handwerker?

Joskowitz: Beim Kochen fühle ich mich zuerst wohl. Dann als Koch. Als Handwerker schneide ich Gemüse klein oder knete einen Teig. Das Flechten einer Challah ist schon eine angewandte Kunst und beim Anrichten eines Tellers kann man das Glück kreativer Leichtigkeit erfahren. Aber am wichtigsten ist der soziale Aspekt: Kochen und Essen sind soziale Tätigkeiten. Sie verbindet Menschen und Kulturen, sie können heilen und Voraussetzungen schaffen, um ins Gespräch zu kommen und Konflikte zu lösen.

De Lapuente: Als kulinarische Lebensform, die wir sind: Schwindet uns – mal etwas platt formuliert – nicht auch etwas von unserem Menschsein, wenn wir essen heute als Verrichtung hinter uns bringen, indem wir im Gehen ein schlappes Hamburger-Brötchen kauen oder uns ein Pizzasurrogat aus dem Tiefkühler aufbacken? Verrät der Mensch hier nicht seine Herkunft und leugnet, was er ist?

Joskowitz: Sicherlich erreicht der Mensch in solchen Momenten nicht sein volles Potenzial. Aber wir leben auch noch nicht in einem kulinarisch aufgeklärten Zeitalter, sondern in einem Zeitalter der kulinarischen Aufklärung.

»Es wird festgelegt, wer geopfert werden darf und wer nicht«

De Lapuente: Das müssen Sie mir erklären, Herr Joskowitz!

Joskowitz: Es gibt unzählige Beispiele wie Ihre: schlechtes und unachtsames Essen, brutale Ausbeutung von Menschen und Natur beim Anbau von Lebensmitteln, qualvolle Lebensbedingungen von Nutztieren. Das liegt heute alles auf dem Tisch. Jetzt steht der nächste Schritt an: das Wissen in Gesetze und Handlungen zu überführen, die nicht mehr nur den Profitinteressen einiger Weniger, sondern allen Menschen, den Tieren und auch der Natur dienen. Dazu braucht es politischen Willen und Allianzen zwischen einer engagierten Zivilgesellschaft und Vertretern der juristischen Zunft. Außerdem neue Formen des gemeinsamen Kochens, Speisens und des anschließenden Gesprächs.

De Lapuente: Das Töten eines Tieres zum Zwecke des Verspeisens war in der Menschheitsgeschichte ja ein stets präsenter Schritt. Seit einigen Jahrzehnten verstecken wir die Tötung: Was Fleisch notwendig macht – also das Beenden eines kreatürlichen Lebens – wird gezielt ausgeblendet. Wie betrachten Sie diese Entwicklung im Hinblick auf uns als kulinarische Lebensform?

Joskowitz: Das Töten wird verdrängt. Aber es ist nicht weg. Es wirkt im Verborgenen. Zynismus und moralischer Nihilismus sind die Folge. Eine Gruppe von Investoren, die eine lukrative Wette auf steigende Kornpreise mit einem Besuch im Steakhaus feiern, sind Ausdruck dieser radikalen Entfremdung. Diese armen Seelen zu Vernunft zu bringen und aus ihrem Hamsterrad zu befreien, ist angesagt.

De Lapuente: Wie bewerten Sie die Extreme: Also einerseits verstecktes Töten und andererseits die Stimmen, die den absoluten Fleischverzicht fordern? Könnte ein Mittelweg im Sinne der kulinarischen Aufklärung sein?

Joskowitz: Ja, der mittlere Weg ist der einzig Mögliche. Die Natur ist ein großer Kreislauf. Alles was lebt, nährt sich aus anderen Lebewesen. Das Töten und das Verspeisen sind kein moralisches Problem an sich. Es geht immer um die Frage, welchen Umgang man mit den Dingen findet. Die Auseinandersetzung mit dem Töten hat den Opferkult hervorgebracht. Ich halte es für plausibel, dass sich das menschliche Bewusstsein und die menschliche Kultur gar nicht entwickelt hätte, wenn es nicht zur Reflexion über das Töten gekommen wäre. Deshalb halte ich nichts von pauschalen Verboten. Ich bin für eine sanfte Revolution des Bewusstseins.

»Eine neuen Ethik des Teilens und echte Großzügigkeit«

De Lapuente: Glauben Sie, dass diese Revolution erfolgreich verlaufen kann? Ich meine, die Lebensmittelkonzerne simulieren in der Mehrzahl der Fälle Transparenz und Ökologie nur, das Bio-Siegel ist häufig Augenwischerei. Wie Lebensmittel hergestellt werden, was drin ist: Es hat mit einem natürlichen Ursprung der Produkte gar nichts mehr zu tun. Könnte es nicht sein, dass die vermeintliche zeitgenössische Bewusstmachung dessen, was wir essen, nur eine Simulation ist?

Joskowitz: Das Kochen ist nur ein erster Schritt. Es ist ein Anfang, um zu einer neuen Ethik des Teilens und zu echter Großzügigkeit zu gelangen. Doch der Weg dorthin ist ohne meditative Praxis und Weisheit nicht zu finden. Wir unterliegen ständig Täuschungen, das gehört wohl zum menschlichen Dasein. Aber die Geschichte lehrt uns, dass Ideologien ihre Gestalt verändern und ich halte es für möglich, dass wir im 21. Jahrhundert die religiöse Idee der Erlösung verabschieden. Die Zukunft liegt im Ungefähren, stünde schon fest, was passieren wird, wäre es nicht die Zukunft. Ich will gesellschaftliche Entwicklung nicht mehr vom Ziel her denken, sondern aus der Situation heraus, in der wir uns befinden. Dieser Fokus auf die Gegenwart und die damit einhergehenden Erfahrungen der Selbstermächtigung werden beim Kochen möglich. Sie für politische Prozesse fruchtbar zu machen, liegt nun vor uns.

De Lapuente: Essen ist Herkunft: Man ist, was man isst – Feuerbachs Ausspruch ist vielfältig auslegbar. Wenn ich heute Semmelknödel esse, denke ich an meine verstorbene bayerische Großmutter zurück. Gerichte lassen erinnern. Viele TV-Köche präsentieren aber Gerichte, bei denen man Meeresfrüchte benötigt oder sehr exotisches Gemüse, dazu gibt es Chichi: Findet also nicht auch eine Entfremdung durch Kochen statt?

Joskowitz: Wissen Sie, lieber Herr De Lapuente, ich würde gerne mal Semmelknödel essen, die Sie nach dem Rezept ihrer Großmutter gekocht haben. Was allerdings im Fernsehen passiert, kann ich gelassen zur Kenntnis nehmen, seit ich weiß, dass der Toast Hawaii der erste große Hit im deutschen Küchen-Fernsehen war. Das war in den 1960er Jahren. Damals wurde noch in Schwarz-Weiß gesendet.

De Lapuente: Wer hätte gedacht, dass wir dieses Gespräch mit Clemens Wilmenrod beenden würden, einem Schauspieler, der einst das Kochen nur simuliert hat? Herr Joskowitz, herzlichen Dank, dass Sie mit uns gesprochen haben.

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11 Kommentare

  1. „Joskowitz: Das Sammeln macht den Anfang. Heute nennen wir es Einkaufen, aber das Prinzip ist uralt: Man isst die Dinge nicht an Ort und Stelle, sondern bringt die Nahrung in die Küche. Oder eben an ein Feuer. Das Kochen als Technik, um die Verwandlung zu kontrollieren, ist sehr wichtig.“

    ERGO: wir, die Homo Sapiens, sind eigentlich aufrecht gehende Ameisen oder Eichhörnchen.
    Bereits der erste Teil vom 24.4. war sehr philosophisch, aber das philosophieren scheint seit einiger Zeit en Vogue zu sein.
    Aber man kann lernen: der Opferkult galt weniger den „Göttern oder Naturgewalten um ihre Gewogenheit, Schutz, Hilfe“, sondern vielmehr dem Eigennutz der Ernährung!
    Geschichte endlich per Philosophie („Wissenschaft, die die Welt und die Stellung des Menschen in ihr zu erkennen sucht“) erklärt. Wobei Wissenschaft und Versuch? – egal.🥳

    1. Auch beim Opferkult kann man nach Parallelen in der Tierwelt Ausschau halten. Kaum ein Raubtier verzehrt seine Beute alleine, sondern lässt notgedrungen, weil im die Esswerkzeuge oder der passende Verdauungstrakt fehlt, viel für andere zurück.

      Beim Menschen besteht das Kultische letztlich darin, dass er den Opferanteil meist vor dem Essen abtrennt und hergibt. Wenn es dagegen um Übriggebliebenes geht, befällt heute viele ein schlechtes Gewissen, wenn kein Hausschwein vor Ort ist, das jeden Rest wegputzt, um selbst noch mehr Speck anzusetzen.

      Opfer, das ist klar, sind letztlich Aberglauben und die Hoffnung, dass man sich freikaufen kann. Besonders amüsant dabei finde ich das Opfergeld, das man sich manchenorts ausgedacht hat. Die Oblate aus ungesalzenem Teig, die der Zeremonienmeister in einer neuerlichen kultischen Abwandlung nicht dem Gott opfert, sondern den „Leib Gottes“ in einer Umkehrung an die Gläubigen gibt, nimmt nur das Essbare und macht die Zeremonie zu einer kultischen Opferhandlung. Der moderne Gott ist ein Gütiger, der für seine Kinder sorgt – am Sonntag.

      BTW: Auch Vögel sammeln, bringen ihre tierische oder pflanzliche Beute zum Nest, machen dann bei Bedarf mundgerechte Portionen und päppeln ihren Nachwuchs groß.

      In jeder zweiten Tiersendung kann man sehen, wie Vögel gefangene Bienen vor Verzehr entstacheln, wie der Eisvogel die Fische waidgerecht mit Kopfschlag tötet, wie die Katze die Galle der Maus extrahiert oder Sammlerameisen in langen Paraden abgeschnittene Blätter in die unterirdische Champignonzucht tragen.

      Dem wohlgenährten und satten Menschen gefällt all das doppelt und dreifach, denn er kann sich darüber ziellose Gedanken machen.

      1. 😁
        Tja – ob es einem Opferkult entspricht, Knochen, Sehnen, Fett etc. zu verschmähen, sei dahin gestellt.
        Bis der Mensch – eher zufällig – herausfand, was zuträglich ist, gab es sicher 100000de Kollateralschäden!
        Da sind andere Spezies wesentlich weiter, denn eine Katze ist schlau genug, die bittere Galle zu verschmähen und dennoch OHNE Werkzeug präzise Arbeit abzuliefern☝️👍.
        Und bei genauer Betrachtung frisst sich der Homo Sapiens durch das gesamte System. Erde, Wasser Luft. Lediglich die Tiefsee und Vulkane sind kulinarisch noch nicht erschlossen! 🤪

  2. Rettet daß Toast Hawaii,

    wieso wird „daß Mensch“ immer als Beknackter Unterschichtler vorgeführt wenn er sich von Tiefkühlpizza’s ernährt?

    Jock the Pizza isst fast jeden Tag eine TexMex Pizza für 2,19€ vor ein paar Wochen nur 1,49€ zum Frühstück!

    Ps. Clemens Wilmenrod
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Clemens_Wilmenrod

    hat in seiner Schaffenszeit weniger simuliert als die heutigen Bobo’s und Weicheier’s in ihren Dekadenzblasen 🖐️

  3. Wenn die Zustände schlechter werden, neigt der vereinzelte Mensch zum Philosophieren , zum „Sinnen“. Entstammt vermutlich dem möglicherweise artspezifischen Interesse an „Sinngebung“. Zu anderem fehlen ihm in dieser Lage die Macht- und Subsistenzmittel. Eines der frühen Beispiele: Der Grieche, der hoffte den Mächtigen menschengerechtes Regieren beibringen zu können. War ein bisschen naiv, wie sich herausstellte. Seitdem spielt die idealistische Philosophie in Europa die erste Geige, während frühe materialistische Ansätze weithin unterschlagen werden. Möglicherweise selbst ein Mittel zur Stabilisierung der Macht.
    Es gibt Hinweise darauf, dass gegarte eiweißreiche Lebensmittel leichter verdaut/verwertet werden können, womit manche Anthropologen den Schub im Hirnwachstum erklären. Ob es in diesem Prozess als glücklicher Zufall anzusehen ist, dass Reste eines Urdarms und Stammhirn erhalten blieben, wird die Geschichte weisen. Skeptiker neigen zu der Annahme: wohl eher nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der homo sapiens sapiens auch ohne göttlich verursachte nachteilige Einwirkungen eine relativ kurzlebige Art darstellen wird. Vielleicht hat auch jede Art (mindestens) drei Versuche.
    Ich koche und esse gern in Gesellschaft und halte deshalb dafür, dass gemeinsame Beschaffung von Nahrung und ihr gemeinsamer Verzehr inkl. eines begrenzten Einsatzes von Rauschmitteln hinreichend sinnvoll sind.

  4. Ich stelle mich künftig auch mal als Frankfurter Philosoph vor. Wenn ich mal wieder verwirrt bin kann man das Ergebnis dann als Interview veröffentlichen.

  5. Das der Mensch (Homo „Sapiens“ „Sapiens“) erst durch das Kochen zum heutigen Menschen wurde, ist mWn schon durch die Evolutionsgeschicht belegt und aktueller Stand der Wissenschaft.
    Durch das Garen über Feuer wurden chemische Bindungen in der Nahrung aufgebrochen, die Verdauung wurde dadurch leichter, es musste weniger Stoffwechselenergie und Ressourcen in die Verdauung gesteckt werden und wurden promt ins Hirn „investiert“, das dadurch größer und energieintensiver werden konnte…
    Also ja, erst das Kochen machte den Menschen zum Menschen…

  6. Was bin ich beeindruckt von Kulturwissenschaften.

    Daß die Reichen reicher und die Armen ärmer werden und es in diesem System so sein muß — keine Rede.
    Its a feature, not a bug!

  7. Da haben sich zwei Schaumschläger getroffen.
    Die Sprache macht das Menschsein aus. Wie, Autisten sprechen nicht? Ab in die Öfen! Und manche Indigene kochen nicht? Kuturloses Pack! Hinterher!
    Dafür die beiebten Kurz- und Zirkelschlüsse vom Faustkeil zum bürgerlichen Selbstbewußtsen. Unterirdisches Refexionsniveau. Feuilleton-Philosophie, die ihren Weg sicher machen wird.

    1. ….“Dafür die beliebten Kurz- und Zirkelschlüsse vom Faustkeil zum bürgerlichen Selbstbewußtsen.“….den find ich gut und treffend.
      im Text z.B. hier : „Richtig menschlich wird es erst, wenn die Frage der Verteilung der Nahrung nicht mehr durch Gewalt, sondern durch kulturelle Bräuche und Gesetze geregelt wird.“ als wäre eine solidarische Verteilung von Lebensmittel in frühen Menschengruppen nicht nur undenkbar, sondern geradezu unmenschlich. Haben Mütter ihren Kindern schon immer das Essen durch Gewalt eingetrichtert? oder : „Das älteste bekannte Ritual ist das Opferritual.“ mag ja vielleicht nach Bibelzitaten oder ähnlichem zutreffen, aber was sagt das über die ältesten unbekannten Rituale? die es doch zweifelsfrei gegeben hat.
      Die erste Profession der Menschheit ist nach Karen Rosenberg und Wenda Trevathan die Hebamme und nicht der Koch, die beiden Damen argumentieren aber auch auf naturwissenschaftlicher Grundlage, und nicht philosopisch.

  8. Vor dem Kochen kommt das Feuer.
    Die Fähigkeit Feuer im Brandzustand zu halten, oder zu erzeugen, kommt genauso wenig wie Kunst vom Können.
    Kunst und Feuer machen kommt vom MÜSSEN. Ohne Feuer konnten sich die Menschen, als „nackte Affen“, anfänglich nur in Regionen mit klimatisch schwankungsfreien erträglichen Wetterbedingungen ansiedeln.
    Die Menschen sind die einzigen Tiere die das Feuer machen beherrschen, weil ihre nackten Körper bei niedern Temperaturen (um den Minusgrad) nur eine unzureichende Wärmeregulierung bewerkstelligen können. Bekleidung ist eine kulturelle Innovation der Menschen die Ihnen die verlorene Behaarung, den Pelz, erstzensoll.
    Das Wurzelknollen oder das Fleisch von Beutetiere durch den gezielten Kontakt mit Feuer und Glut in leichter verzehrbare, schmackhafte und verdauungstechnisch besser verwertbare Lebensmittel verwandelt werden konnten, ist den frühen Menschen nicht entgangen, war aber nicht der primäre Bewegsgrund sich des Feuers zu bemächtigen.

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