Ulrich Heyden über den Hintergrund des neusten Artikels von Putin

Putin erklärt die angeblichen Motive seines Artikels.

Ein Artikel von Putin über die historische Einheit von Russen und Ukrainern (und Weißrussen) macht nachdenklich. Ulrich Heyden (Moskau) erklärt im Interview mit Krass & Konkret den Hintergrund.

 

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am 12. Juli einen Artikel veröffentlicht, in dem er die gemeinsame Geschichte von Russland und der Ukraine (sowie von Weißrussland) beschreibt. Hintergrund ist ein kürzlich verabschiedetes Gesetz in der Ukraine, das Russischstämmige diskriminiert und für Putin eine Zwangsassimilierung erzwingt. Gemeinsam seien vor allem Sprache und Religion. Kiew hat bereits die orthodoxe Kirche gespalten und sucht Russisch als Sprache zu verdrängen.

Im Interview äußert Ulrich Heyden, dass er fürchtet, der Konflikt über die Ostukraine könnte auf einen möglichen Kriegsfall zulaufen. Russland könnte sich verpflichtet sehen oder vorgeben, Millionen von Russischstämmigen in der Ukraine und in den Donbass-„Volksrepubliken“ auch militärisch zu schützen.

Mit dem Wahlkampf habe dies aber nichts zu tun, sagt Ulrich Heyden in unserem Interview. Der gehe eher um soziale, innenpolitische Themen. Immerhin seien 15 Parteien zugelassen. Putin scheine im Blick auf die Ukraine nicht die nationalistische Karte zu ziehen. Aber er macht doch auch deutlich, dass die Ukraine wie Weißrussland Russland nahe bleiben muss: „I am confident that true sovereignty of Ukraine is possible only in partnership with Russia.“

Interessant ist, dass sich Putin von den Bolschewiki und dem Stalinismus absetzt. Hier seien Zeitbomben gesetzt worden, die 1990 explodiert seien.

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Ulrich Heyden arbeitet als freier Korrespondent in Moskau und kommentiert regelmäßig politische Ereignisse in deutsch- und russischsprachigen Medien.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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