Pharmakonzern als Corona-Profiteur: Merck

Bild: Sprinter_Lucio/Pixabay.com

Merck offeriert die erste Tablette gegen Corona. Die Herstellungskosten liegen bei geschätzten 18 Dollar, der Pharmakonzern verlangt von der US-Regierung 700 Dollar.

Pharmakonzerne haben ein schlechtes Image. Das bestätigen sie aber gerne. Letztes Beispiel ist Merck. Der Konzern verlangt für eine Coronavirus-Therapie, die mit Steuergeldern entwickelt wurde, schlappe 700 US-Dollar pro Patient, die Herstellungskosten liegen geschätzt bei 17,74 US-Dollar.

Der Pharmakonzern will für das Medikament Molnupiravir  eine Notzulassung in den USA erhalten, nachdem eine vorzeitig beendete klinische Studie der Phase III ergeben hat, dass eine fünftägige Einnahme der antiviralen Tabletten – täglich 8 Tabletten – das Risiko bei gerade Corona-Infizierten um die Hälfte reduziert, ins Krankenhaus aufgenommen zu werden oder zu sterben. Es handelt sich allerdings um leichte oder mäßige Infektionen. Der Vorteil von Molnupiravir ist es, dass es als Tablette verabreicht werden kann, nicht als intravenöse Infusion. Der Wirkstoff verhindert eine normale Replikation des Virus.

Das Weiße Haus pries das Medikament als weiteres Mittel zur Bekämpfung von Covid-19 an, vermutlich darauf hoffend, dass Impfverweigerer eher eine Tablette akzeptieren werden. Und die US-Regierung bestellte optimistisch auch gleich 1,7 Millionen Behandlungspakete je 700 US-Dollar bei dem Pharmakonzern. Wie die Impfung soll die Behandlung kostenlos sein. Ein ähnliches Medikament wird von Pfizer, Atea Pharmaceuticals und Roche entwickelt, aber Merck hat die Konkurrenz überholt.

Nach einer Untersuchung von der Harvard-Wissenschaftlerin Melissa Barber, die von 8 Tabletten pro Tag über 5 Tage ausgeht, würden die realen Herstellungskosten in Indien 17,74 US-Dollar pro Behandlung betragen. Legt man 10 Prozent als Gewinn drauf, wären es 19,99 US-Dollar. Der von der US-Regierung verlangte Preis wäre 35 Mal höher. Nach anderen Berechnungen kommt man nur auf knapp 7 US-Dollar pro Behandlung.

Setzt sich Merck durch, bringt das Medikament einen Milliardengewinn für den Pharmakonzern auf Kosten des Staats. Das ist Kapitalismus, also die Wirtschaft, die von vielen Menschen weiterhin gestützt wird.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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