Trump will zurück nach Afghanistan

Bild: alemarahenglish.af

 

US-Präsident Trump will nicht nur die Kontrolle über den Panama-Kanal, sondern auch Grönland und Kanada annektieren. Das ist alles ein wenig in den Hintergrund getreten, der irrlichternde Präsident bedroht gerade Venezuela mit einer kleinen Armada und hat jetzt auch ein Auge auf Afghanistan geworfen, genauer auf den einst von der Sowjetunion gebauten Bagram-Flugplatz, der vor der erneuten Machtübernahme der Taliban 2021 der militärische Hauptstützpunkt der amerikanischen Streitkräfte war.

Donald Trump hatte in seiner ersten Präsidentschaft Ende 2020 mit den Taliban den Deal gemacht, alle Soldaten im Mai 2021 abzuziehen, dafür würden diese die verbliebenen US-Truppen nicht mehr angreifen. Joe Biden blieb dabei, wollte den Rückzug aber erst mal auf den symbolträchtigen 11. September verschieben, um ihn schließlich auf 31. August vorzuziehen. Die Taliban durchkreuzten allerdings den Plan, nahmen am 15. August Kabul ein und rissen damit die Macht an sich. Die überraschten Nato-Truppen flüchteten und hinterließen Massen an Waffen und Ausrüstung.

Trump, der den Abzug eingeleitet hatte, sah im Wahlkampf 2024 in der Flucht aus Afghanistan eine von Biden/Harris zu verantwortende „Demütigung“ der USA, die unglaubwürdiger geworden seien und an Respekt verloren hätten, was auch die russische Invasion in die Ukraine und den Überfall der Hamas auf Israel ermöglicht habe. Kamala Harris verteidigte damals den Rückzug und erklärte, die US-Truppen hätten gezeigt, wie sie auch ohne Bodentruppen islamistische Terroristen ausschalten können.

Donald Trump hat sich in Afghanistan seit Amtsantritt nicht eingemischt, aber Russland und China haben sich den Taliban angenähert, im Juli hat Russland als erster Staat das Taliban-Regime als legitime Regierung Afghanistans anerkannt. Mehrere Regierungen, darunter China, das bereits 2023 einen Taliban-Botschafter anerkannt hat, haben wieder Botschaften eröffnet. Für die benachbarten Länder sollen die Taliban die noch radikaleren islamistischen Gruppen wie den „Islamischen Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) bekämpfen, der für den Anschlag im März 2024 auf die Crocus-Halle in Moskau verantwortlich gemacht wird. Zudem ist die geopolitische Lage des Landes als Scharnier zwischen Zentral- und Südasien für transnationale Projekte (Handelsrouten, Pipelines (TAPI -Turkmenistan-Pakistan-Indien), Elektrizität, Bodenschätze, auch Seltene Erden, Eisenbahn beispielsweise zwischen Usbekistan und Pakistan…) weiter interessant. Afghanistan steht im Zentrum des Zentralasiatisch-Südasiatischen Korridors, der Russland, Kasachstan und Usbekistan mit Pakistan und Indien verbinden würde, oder des Transafghanischen Korridors zwischen EU, Russland, Usbekistan, Pakistan, Indien und anderen südostasiatischen Staaten.

Bagram 2014. Bild: DoD

Jetzt hat Trump kundgetan, dass die Taliban den Luftwaffenstützpunkt Bagram wieder an die USA, die ihn errichtet hätten, „zurückgeben“ sollen. Zunächst klang das nach dem üblichen Deal: „Wir versuchen, ihn zurückzuerhalten, und sie brauchen Dinge von uns.“ Darauf folgte eine Drohung, wie sie Trump gerne und vage ausspricht: Wenn das Afghanistan nicht mache, würden „schlimme Dinge“ geschehen. Am Samstag antwortete er auf die Frage, ob er Truppen entsenden würde: „Wir wollen ihn zurück, und wir wollen ihn gleich zurück. Wenn sie das nicht machen, wird man sehen, was ich machen werde.“

Der Stabschef des Verteidigungsministeriums, Fasihuddin Fitrat, konterte am Sonntag: „Auch nur einen Zentimeter unseres Bodens an irgendjemanden abzutreten, kommt nicht in Frage und ist unmöglich.“ Und Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid erklärte, Trump solle sich an das unter seiner ersten Präsidentschaft unterzeichneten Doha-Abkommen halten, in dem die USA versichert hatten, nicht mit Gewalt die territoriale Integrität zu bedrohen oder sich in die inneren Angelegenheiten einzumischen. Das den Taliban nahestehende Online-Magazin Al-Emarah schrieb: „Im Grunde symbolisiert Bagram heute den Zusammenbruch der amerikanischen „Nation-Building“-Bemühungen, das Ende der westlichen Vorherrschaft in Zentralasien und den Widerstand eines Volkes, das bereit ist, für die Freiheit zu opfern, anstatt sie zu gefährden.“ Bagram sei außer Reichweite von Trump: „Afghanistan dient nicht mehr als Schaufenster der amerikanischen Macht, sondern als Friedhof ihrer imperialistischen Politik.“

Trump hatte gesagt, man wolle deswegen Bagram zurück, weil der Luftwaffenstützpunkt eine Stunde von den Anlagen entfernt sei, in denen China seine Atomwaffen baut, vermutlich soll dies das Atomwaffentestgelände Lop Nur sein. Nach dem Wall Street Journal laufen offenbar Gespräche zwischen Vertretern der US-Regierung und der Taliban – und das angeblich schon seit Monaten. Angeblich hat der afghanische Außenminister Amir Khan Muttaqi mit Trumps Gesandten für Geiseln, Adam Boehler, einen Deal über einen Gefangenenaustausch ausgehandelt. Gespräche über ein kleines, in Bagram stationierten Truppenkontigent hätten begonnen. An eine Abtretung von Bagram sind die Taliban aber nicht interessiert, schließlich waren die Amerikaner ihr Hauptfeind über mehr als zwei Jahrzehnte. Erwünscht wäre trotzdem, eine Anerkennung des Taliban-Regimes, wirtschaftliche Beziehungen und die Freigabe der eingefrorenen 7 Milliarden Dollar des afghanischen Staatsvermögens.

Eine militärische Einnahme des großen Luftwaffenstützpunkts, dessen Sicherung und Versorgung wäre ein riskantes Unternehmen, das den Einsatz von Zehntausenden von Soldaten erforderlich machen würde. Das würde viele von Trumps Anhängern gegen ihn aufbringen. Vermutlich bleibt die Idee von Trump, eine gegen China (und Iran) gerichtete Truppenpräsenz in Afghanistan aufzubauen, so ergebnislos wie im Fall von Kanada, Grönland und des Panama-Kanals.

Die US-Regierung versucht, während sie Europa eher hinter sich lassen will, in der Region stärker präsent zu sein, was Konflikte mit Russland und China beschwört. Trump behauptet, den Krieg zwischen Armenien und Aserbeidschan beendet zu haben, wobei er gerade auch schon mal Aserbeidschan mit Kambodscha verwechselte. Sowohl Aserbeidschan als auch Armenien gehen mit der Annäherung an die USA auf Distanz zu Russland. Gerade haben die USA mit Kasachstan, das sich aus dem Einfluss von Russland lösen will, einen 4,2-Milliarden-Dollar-Deal über die Lieferung von 300 Lokomotiven geschlossen. Präsident Kassym-Jomart Tokayev betonte, Kasachstan sei der wichtigste Wirtschaftspartner der USA in Zentralasien. Er ist gerade auf einer Werbetour für Investitionen in den USA und hat sich auch mit Trump getroffen.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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25 Kommentare

  1. Das passiert in der West-Bank, in der Altstadt von Hebron: Die Einwohner können nicht in ihre Moschee weil die Juden einen Feiertag haben.

    Zu dem was in Gaza-Stadt und Gaza passiert:
    Im Video sieht man wie es in Al-Sabra aussieht nachdem die Wohngebäude weggebombt wurden.
    Man sieht auch eines von den ausgemusterten Fahrzeugen die mit Sprengstoff vollbepackt in die Wohnviertel gefahren, abgestellt und dann gesprengt werden.
    Es sind drei Menschen verhungert.
    Es wurden an diesem Tag mehr als vierzig Menschen ermordet.

    https://vimeo.com/1121208129

    Länge: 01:02 Minuten
    Sie können den Link gerne rumschicken, wenn Sie möchten.

    1. Meinst nicht, es wäre vollkommen ausreichend, uns deine Links 1 × / Woche zu präsentieren?

      Die meisten Leute hier wären weniger genervt (niemand lässt sich gerne etwas aufdrücken) und die wenigen anderen Leser, welche du als deine Fans betrachtest, würden sich vielleicht wirklich freuen…

      Nur wer sich rar macht, wird nachgefragt; mehrmals täglich ist inflationär…

      Think about it!

      1. Ah ja mehrmals tägliche Nachrichten über den Völkermord in Gaza ist wohl inflationär für gewissenlose Otto Normalbürger? Man will nichts wissen über das größte Verbrechen unserer Zeit, begangen von der USA und proxy Israel und kräftig unterstützt und angefeuert auch von BRD Politik , schamlos, rechtlos, psychopathisch!!,

        1. @Konrad: Hier geht es aber nicht um das Thema Gaza, was bei Overton im übrigen absolut nicht zu kurz kommt, und mir geht das ewige Zumüllen jeglicher Threads durch diesen obendrein generell Juden hassenden, antisemitischen Termolo ebenfalls auf die Nerven, da können Sie rumplärren, wie Sie wollen, Theo Noestonto hat in diesem Punkt absolut recht!!

    1. Sie: Hallo Schatz! Schön, dass du wieder da bist! Wie war die Geschäftsreise?
      Er (nervös): Nein! Ich habe NICHT mit Manuela von der Buchhaltung geschlafen! Hör endlich auf zu fragen!

      Kann es sein, dass Netanjahu eventuell ein wenig so klingt? 😉

      Ansonsten: Wie viele Schichten KI kann es eigentlich geben und wie soll man da noch wissen was wirklich ist und was nicht? Das Video wurde von diesem Original hier kopiert:

      https://www.youtube.com/watch?v=5JGozKc9Obw

      … und dann durch eine KI-Synchronübersetzung ins Deutsche gejagt, die mit der „Stimme“ von Mearsheimer spricht. Mein Browser ist allerdings auf English konfiguriert, und ich bekomme das mit einer (weiteren, schlechteren) KI-Synchronübersetzung ins Englische präsentiert.

      Ferner bin ich auch kein Fan solcher Youtube-Channels die offensichtlich nur von den Werken anderer profitieren wollen indem sie Inhalte herausschneiden und diese als eigene Werke präsentieren (kein Link in der Videobeschreibung auf das Original!). Ich bevorzuge daher die Originale (wie das oben verlinkte). Oder meinentwegen eine Übersetzung, die dann aber auch das gesamte Gespräch zeigt und respektvoll auf das Original verlinkt.

      1. Überspezifisches Dementi. Aber vielleicht will der auch nur den Ruhm abgreifen und der Mossad war es nicht? Wer weiß? Allein der Ruf sie könnten einfach irgendwen in den USA einfach so erschießen wäre schon viel wert.

    2. @ Otto…
      Ätzend dein Link! Beim Tonfall der KI Übersetzung graust es jeden, der nur das geringste Gespür für (akustische) Harmonie hat. Der erste Reflex ist abschalten…

    3. @ Otto0815
      Sie können jetzt noch so viel Propaganda gegen die USA absondern.
      Bedauerlicherweise liegen Sie hier ausnahmslos falsch.
      Die Zeiten haben sich nämlich mittlerweile geändert.

      Ich habe mir heute die Rede von Donald Trump vor der UN in voller Länge angehört.
      Vielleicht sollten Sie das auch mal machen. Gegebenfalls mit einem Übersetzungsprogramm,
      dann würden Sie vielleicht wieder etwas klarer sehen und ein wenig Licht in Ihr Oberstübchen bringen.
      Gesamtzusammenhänge zu verstehen ist heutzutage immens wichtig.

      Trump geht mit UNO, Deutschland und anderen Ländern hart ins Gericht

      US-Präsident Donald Trump warf den Vereinten Nationen in seiner Rede vor der Generalversammlung am Dienstag vor, weltweit die Migrationskrise zu finanzieren und zu organisieren. Außerdem ging er mit Bemerkungen, die offenbar vom vorgefassten Text abwichen und improvisiert waren, mit Deutschland und anderen Ländern hart ins Gericht.

      „Die UNO löst nicht nur nicht die Probleme, die sie lösen sollte, sondern schafft uns sogar allzu oft neue Probleme, die wir lösen müssen. Das beste Beispiel dafür ist das wichtigste politische Thema unserer Zeit: die Krise der unkontrollierten Migration“, sagte Trump.

      An die versammelten Vertreter der UN-Mitgliedstaaten wandte sich das US-Staatsoberhaupt mit diesen Worten:

      „Ihre Länder werden ruiniert. Die Vereinten Nationen finanzieren einen Angriff auf westliche Länder und ihre Grenzen.“
      Auf Deutschland bezogen sagte Trump:

      „Deutschland wurde auf einen sehr ungesunden Weg geführt, sowohl in Bezug auf die Einwanderung als auch bezüglich der Energiepolitik. Sie wollten umweltfreundlich werden und gingen dabei bankrott.“

      1. Alles das macht die USA unter Trump, nicht die UN. Die UN ist total machtlos, noch nicht gemerkt?
        Meine Güte, das dummdreiste Gelaber vom Trump vollkommen unerträglich weil alles Lüge.

      2. „Deutschland wurde auf einen sehr ungesunden Weg geführt, sowohl in Bezug auf die Einwanderung als auch bezüglich der Energiepolitik. Sie wollten umweltfreundlich werden und gingen dabei bankrott.“

        Sagt der Richtige. Was die Umwelt betrifft, will er Frackinggas verkaufen. Was die Migranten betrifft, haben wir die Länder ausgebeutet und mit Krieg überzogen, aus denen sie fliehen. Der übliche rechte Senf also.

  2. die Amis wollen ihren alten Stuetzpunkt Bagram wiederhaben, das haben sie mit Vietnam auch versucht, Blinken hat nichts erreicht, die Asiaten sind hoeflich und das wars dann auch!
    Afghanistan ist schwach und koennte erneut von den USA bombardiert werden, Trump hat schon mal die „Mutter aller Bomben“ auf das Land abgeworfen, vielleicht muessen jetzt noch weitere getestet werden, warum auch immer, da kann
    jetzt munter spekuliert werden.
    Aber schoen, dass Trump auf der Rolltreppe im UNO Gebaeude stehen geblieben ist und Macron auf der Strasse gestoppt wurde, weil der Konvoi von Donald natuerlich Vorfahrt hat, Macron ging dann zu Fuss weiter……was fuer ein Tag!

  3. Es ist schon bemerkenswert – Russland, dessen Führung laufend das Gegenteil versichert, werden imperialistische Absichten unterstellt, während gleichzeitig die usa real global imperialistisch unterwegs ist und das auch noch laufend ankündigt und rechtfertigt.

    Tokayev ist ein ausgemachter bzw. nützlicher Idiot, der sein Land in den Abgrund steuert.

    1. Tokayev ist ein ausgemachter bzw. nützlicher Idiot, der sein Land in den Abgrund steuert.

      Denke ich nicht. Kasachstan mag der größte Handelspartner der USA in der Gegend sein, aber China ist der größte Handelspartner Kasachstans.

  4. Wenn es wirklich um Chinas Atombomben geht, dann ist das natürlich auch eine an China gerichtete Botschaft. Wer weiß, was die anbieten, um die US-Präsenz dort überflüssig zu machen.

    Die NATO hatte den Kosovo-Krieg geführt, um dort einen Militärstützpunkt errichten zu können. Insofern sind ihnen solche Ziele auch einen Krieg wert. Aber wie Florian Rötzer andeutet, man könnte das vielleicht auch ohne Krieg erreichen, indem man den Taliban Geld gibt und sie diplomatisch aufwertet. Das wäre die näherliegende Option.

  5. Hatte Trump nicht schon den Abzug eingeleitet der dann unter Biden dann chaotisch durchgeführ wurde? Jetzt will Trump wieder nach Afghanistan. An der geopolitischen Großwetterlage hat sich seitdem ja eigentlich nicht so viel geändert. China ist immer noch aufstrebender Konkurrent der USA und bedroht deren Hegemonie. Heute Hü morgen Hott.

    1. Hü und Hott. Dazu passt:

      „Jetzt ist die Zeit für die Ukraine zu handeln“, betont er. Eine Rückkehr zu den „ursprünglichen Grenzen“ sei „sehr wohl eine Option“, so Trump. Er halte es sogar für möglich, „noch weiter zu gehen“.

      Zugleich bestätigt der US-Präsident weitere Waffenlieferungen: „Wir werden weiterhin Waffen an die NATO liefern, und die NATO wird damit tun, was sie will.“

  6. Afghanistan 2.0. Müssen dann auch wieder andere „Willige“ mit, um „unsere Sicherheit“ am Hindukusch zu verteidigen? Das wird vielleicht ein bisschen viel.

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