Der Hitler war’s! …

Hitler wird in Danzig am 19. September 1939 begeistert begrüßt. Bild: Nara.gov, public domain

Der Historiker Götz Aly hat sich der Aufklärung der NS-Verbrechen verschrieben. In seinem neuen Buch beschreibt und analysiert er die zwölfjährige Epoche „Hitlerdeutschlands“. Und fragt:Wie konnte das geschehen?“ Für Aly gibt es nicht eine, sondern mehrere Antworten.

Im Jahr 1948 wirbt das Waschmittel Persil mit einer Zeichentrick-Reklame, in der ein Marine-Matrose verdreckten Pinguinen die Bäuche wieder strahlend reinwäscht. Immer mehr Pinguine springen daraufhin an Bord und rufen im Chor ”PERSIL – PERSIL- PERSIL! “… Dabei recken sie die Flügel wie weit ausgestreckte Arme. Mit stolzgeschwellter Brust defilieren sie schließlich in Reih und Glied an Land, zu Marschmusik singend: ”Ja, unsere weiße Weste verdanken wir PERSIL!” Die Deutschen haben ihren Humor also noch nicht verloren, oder schon wiedergefunden. In Fridolin Schleys Roman Die Verteidigung, in dem er die Ereignisse um den Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozess in ein fesselndes Drama über Moral und Verantwortung verwandelt, taucht die Reklame für blütenweiße Wäsche kurz auf ­– als filmische Metapher, die veranschaulicht, wie die „Entnazifizierung“ schon frühzeitig funktionierte.

Deutschland in den Nachkriegsjahren: ein Volk müht sich, das zu vergessen, was es verschweigt – seine Bereitschaft zur Teilnahme an einem System der Barbarei. Geschichts-Verleugnung und Geschichts-Umdeutung haben Hochkonjunktur. So verliert sich der Schrecken und die Einzigartigkeit, den der Zivilisationsbruch des Holocaust und die Vernichtungskriege bedeuten im kollektiven Verdrängen und Vergessen. Der nationalsozialistische Wahn wird zur austauscharen Metapher des Bösen, persönliche Schuld relativiert. Hitler allein soll es gewesen sein, verantwortlich für das Verderben der Deutschen und ihre millionenfachen Verbrechen. Wenn nicht allein, dann allenfalls eine kleine verbrecherische Nazi-Elite und ihre Getreuen. Im Nachkriegs-Deutschland sind die einstigen Volksgenossen dabei, die „dunklen Jahre“ von ihrem eigenen Erleben und Mit-Tun abzuspalten. Der kollektive Tenor: Wir wussten von nichts.

Dieser Mythologie wollen gerne viele glauben: den Legenden von der sauberen Wehrmacht, vom „Nichtwissen“ und „Nicht-dabei-gewesen-Sein“. An Hitler war vor allem Hitler schuld, nicht wir. Dominiert wird die Nachkriegszeit von einem „kommunikativen Beschweigen“ (Hermann Lübbe) der Schuldgefühle. Zu fest – und zu bequem – ist noch immer die Sichtweise von einer skrupellosen Machtelite und einem angeblich verführten Volk. So lässt sich persönliche Schuld gut entsorgen. Die Deutschen exkulpieren sich selbst. Sie vernichten Dokumente, verleugnen ihre Mit-Täterschaft und flüchten ins Vergessen. Zunächst benennen sie die Niederlage vom 8.Mai 1945 als „Zusammenbruch“.  Danach erfinden sie den Begriff von der „Stunde null“, später ist die Rede vom „Neuanfang“W – allesamt Begriffe, mit den Hitlers Deutsche versuchen, die begangen Verbrechen geschichtlich zu amputieren, das Grauen und die Tyrannei vergessen zu machen. Ein Volk auf der Flucht vor seiner Vergangenheit.

Nicht „bewältigen“, sondern „vergegenwärtigen“

Der Berliner Historiker Götz Aly, geboren 1947, hat über diese Vergangenheit zahlreiche wichtige, wegweisende Publikationen vorgelegt, eindringliche und kluge Studien zur Geschichte des Nationalsozialismus, die häufig Teile der Historiker-Zunft zum Widerspruch herausfordern, darunter 2015 „Volk ohne Mitte (2015), „Die Belasteten –’Euthanasie‘ 1939-1945, sowie seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust „Europa gegen die Juden 1880-1945“. Die Erforschung des Nationalsozialismus, des Holocaust und des Antisemitismus ist Alys Lebensthema. Mit dem Wissen jahrzehntelanger Quellenstudien und der umfassenden Kenntnis selbst abgelegener Detailforschung, geht es ihm in seinen Arbeiten darum, die NS-Vergangenheit nicht zu „bewältigen“, sondern zu „vergegenwärtigen“.

Nun ist ein neues Buch von ihm erschienen. Das schwergewichtige Werk „Wie konnte das geschehen?“ bringt es auf über 750 Seiten und darf als Opus magnum seines Schaffens gesehen werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, was es mit diesem „Wie“ auf sich hat. Für Aly gibt es darauf nicht eine, sondern mehrere Antworten. Die Erwartungen seiner Leserschaft dämpft er freilich gleich am Anfang des Buches mit dem Hinweis, dass seine Antworten fragmentarisch allenfalls sind. Was folgt, ist – das sei vorab resümiert – ebenso umfassende, wie detailreiche zeitgeschichtliche Wissens-Vermittlung. Oder nennen wir es Aufklärung, die dazu beitragen kann, die Voraussetzungen, Herrschaftspraktiken und Dynamiken der nationalsozialistischen Großverbrechen zu begreifen, zumindest besser zu verstehen. Aly erklärt, analysiert und beschreibt klug und erhellend, was schwer zu erklären ist: die massenhafte Gemeinschaft des Mitmachens und Wegsehens. Der kollektiven, rauschhaften Zustimmung zur Barbarei.

Er verweist darauf, dass viele Deutsche, die bei diesen Verbrechen mitwirkten, keine NSDAP-Mitglieder waren, sie kamen „aus der Mitte der Gesellschaft“. Die Hitler-Regierung, die Staat und Gesellschaft zusehends verschmolz, konnte „auf Millionen von aktiven Unterstützern, von gleichgültigen, fungiblen Mitläufern und mehreren Hunderttausend an den Schreibtischen, in der Logistik und der Verwaltung sowie in den Stätten zur Menschenvernichtung tätigen Exekutoren“ bauen., schreibt Aly.  Er bevorzugt deshalb, von „Hitlerdeutschland“ und den Deutschen, nicht von „den Nationalsozialisten“ zu sprechen. Es waren ja nicht nur Fanatiker, die das System stützten, sondern beinahe alle gesellschaftlichen Organisationen, die sich angepasst hatten. Aly zeigt exemplarisch, wie sich das einmal herbeigewählte und konstituierte Hitler-Deutschland mit atemberaubendem Tempo zu einer menschlichen Maschinerie des Zerstörens, Eroberns und Mordens entwickeln konnte, und warum so häufig die Rede von „den Tätern“ ist, wenn es um die NS-Verbrechen geht, von „der SS“ oder „den Nationalsozialisten“ die Rede ist, wenn es um Hitlers Volks-Staat, um die große Volksgemeinschaft geht.

Hitler-Deutschland – eine „Zustimmungsdiktatur“

Waren es nicht Hunderttausende Deutsche, die aktiv Menschheitsverbrechen ungeheuren Ausmaßes begingen, viele Millionen, die diese billigten oder geschehen ließen? Hitlers Deutsche, die Verfolgung und Ermordung von Juden, von Menschen mit Behinderung, von „Gemeinschaftsfremden“, („A-Soziale“, wie Obdachlose u.a.), die Verhaftungen und Hinrichtungen von „Volksverrätern“, „Volksschädlingen“ und „Wehrkraftzersetzern“, gleichgültig hinnahmen, sich daran beteiligten, sich schuldig machten. Eine milieu-übergreifende Schweige-Gemeinschaft von Volk und Führung, die das Weitermachen bis zum Schluss ermöglichte.

Wie aber fing das Übel an? Aufstieg und Machtübernahme der NSDAP könnten nicht allein dem rechten Lager zur Last gelegt werden, die Weimarer Republik sei nicht nur am verlorenen Krieg, dem Versailler Diktat, Wirtschaftskrisen, rechten Beamten, Richtern und Militärs gescheitert, argumentiert Aly. Die Kommunisten hatten die Republik genauso vehement bekämpft wie die Nazis. Die zwölfjährige Epoche „Hitlerdeutschland“, definiert er als „Zustimmungsdiktatur“. Diese wurde mit sozialpolitischen Zugeständnissen an die nach der Weltwirtschaftskrise in Armut und Verzweiflung gestürzte Masse der Bevölkerung erkauft. Den Deutschen ging es in den ersten Jahren besser als je zuvor, sie sahen im nationalen Sozialismus die Lebensform der Zukunft – begründet auf Raub, Rassenkrieg und Mord. Die Zustimmung kippte erst, als Niederlagen die Siege ablösten. Die auf der Wannseekonferenz beschlossene Ermordung der Juden Europas vollzog sich in Deutschland öffentlich. Die Ermordung von Juden im Westen, die von Juden, Kriegsgefangenen und Zivilisten im Osten blieb nicht geheim und sollte es auch nicht. Öffentlicher Protest war nicht zu vernehmen.

Die Verbrechen und Mordtaten – ob an der Front oder im „Reich“ – haben keine Außerirdischen verbrochen, die Mörder und Schergen waren ganz normale Menschen und kamen aus allen Schichten der Bevölkerung. Und Aly erinnert daran: Hitler war nicht über die Deutschen gekommen, die Deutschen waren zu Hitler gekommen. Sie hatten ihn gewählt, verehrt und bejubelt. Bald habe sich daraus eine identitäre Massenbewegung geformt, „die für das Ende erlittener Demütigungen eintrat, Denkmäler stürzte, Straßen umbenannte und ihre Anhänger als per se bessere Menschen qualifizierte, denen die Zukunft gehörte“.

„Nicht mitmachen ist kein Widerstand“

Aly blickt auf die Interdependenzen zwischen Führung und Volk: Wer Macht ausüben will, tut auch in einer Diktatur gut daran, sich des Wohlwollens und des Mitmachens einer Mehrheit, in Hitlers Worten: „der Masse der Mitte“, zu versichern.

Aly zeigt anhand vieler Biografien, Tagebucheinträge und Briefe ganz normaler Deutscher, vom BdM-Mädel bis zum Professor, wie Hitlers Regime die Gesellschaft in Begeisterung versetzte, atomisierte, aktivierte, ihren Bedürfnissen entgegenkam, sie in die eigenen Verbrechen verwickelte, etwa durch das Ersteigern jüdischen Hausrats. Viele Deutsche waren beteiligt an diesen Verbrechen: Mitgefangen, Mitgehangen.

Goebbels, der für Volks-Stimmung in Reich verantwortlich war, ist neben Hitler die zentrale Person in Alys Buch. Er wird mit der Kapitelüberschrift „Goebbels erfindet die Kollektivschuld“ überzeugend dargestellt. Alle sollen Mitwisser und Mitprofiteure sein, als schuldige Geiseln ihrer eigenen Mitwirkung sollen sie jeden Gedanken an einen Kompromiss mit den Kriegsgegnern verwerfen und „durchhalten“. Goebbels Losung: „Volkgemeinschaft und Schicksalsgemeinschaft“. An die Stelle der „Kraft durch Freude“ tritt nun „Kraft durch Furcht“. Der heilige, nationale Schwur gilt bis in den Untergang – sinnlos und besinnungslos! Und wo Widerstand lauert, wartet Freislers Volksgerichtshof mit Hinrichtung. Also schweigsame Opposition, stille Verweigerung? Aly hat hier strenge Maßstäbe: „Nichtmitmachen ist kein Widerstand“.

Götz Aly weitet den Blick auf das gesamte Panorama nationalen Größenwahns und Barbarei.  Viel- und tiefschichtig beschreibt er, was es mit dem „Wie?“ auf sich hat, dass doch immer auch das „Wir“ braucht – das große kollektive Einverständnis. Er entlarvt das „Wir haben nichts gewusst“ nach 1945 als millionenfache Lebenslüge und zitiert als Fazit die Rede des (am 18. Oktober 2024 verstorbenen) israelischen Historikers Jehuda Bauer von 1998 vor dem Deutschen Bundestag: „Das Fürchterliche an der Shoah ist eben nicht, dass die Nazis unmenschlich waren, das Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren – wie Sie und ich.“ Wer begreifen möchte, „wie es möglich war”, warum so viele durchaus normale, moralisch gefestigt erscheinende Deutsche 1932 bis 1945 dem Wahn Hitlers folgten, der findet in Alys Buch erhellende Analysen, Beschreibungen und Belege.

Die Frage, die bleibt: Ist die heutige, die politisch und moralisch schuldlose Generation, nun endgültig entlassen aus der Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur und seinem Erbe? Oder beginnt nicht die Verantwortung nachfolgender Generationen bei der Frage, ob sie sich erinnern will? Alys Buch kann als Plädoyer gegen jede Verharmlosung und Relativierung der NS-Vergangenheit gelesen werden, in einer Zeit, in der rechte Populisten und Parteien dafür sorgen, dass der Nationalismus seine Wiederkehr erlebt. Es geht um die Gegenwart der Vergangenheit – denn die nationalsozialistische Vergangenheit verjährt nicht. Und es gibt eine Verpflichtung: die des Erinnerns. Das Buch von Götz Aly erinnert daran.

Götz Aly: Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1944. S. Fischer Verlag, 756 Seiten, 34 Euro

Helmut Ortner

HELMUT ORTNER hat bislang mehr als zwanzig Bücher, überwiegend politische Sachbücher und Biografien, veröffentlicht. Zuletzt erschienen: „Heimatkunde – Falsche Wahrheiten. Richtige Lügen“ (2024), „Das klerikale Kartell. Warum die Trennung von Kirche und Staat überfällig ist“ (2024) und „Volk im Wahn – Hitlers Deutsche oder Die Gegenwart der Vergangenheit“ (2022). Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
www.helmutortner.de
Foto: Peter Hönnemann
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97 Kommentare

  1. nach dem wie und warum fragen aber die naheliegende antwort uebersehen (wollen ??): was hat der autor unternommen, den grassierenden massenwahn mit anschliessender schleichender ermordung von milliarden menschen weltweit zu verhindern ?? WAS hat er geran dieser groessten barbarei seit Hitler etwas entgegen zu setzen ??

  2. Zustimmung zur Barbarei

    Das war der Endpunkt. Man darf die Dynamik des Geschehens nicht unterschätzen noch unterschlagen. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann und will ich dem Autor Götz Aly diesbezüglich nichts unterstellen.

    Aber darauf hinweisen: einige zutreffende analytische Belege und Indikatoren wie „das geschehen konnte“ lesen sich wie Blaupausen zur heutigen Zeit in Europa: beispielsweise Russland als der neue barbarische Feind.

    Aber die Anfänge der Barbarei beginnen auch mit den Gesten der Unterwerfung unter dem Mainstream wie zum Beispiel die Benutzung des Gendersternchens oder der Frage nach der binären Geschlechterordnung und dürfen nicht unterschätzt werden. Wer den Anfängen nicht wehrt, hat auch keine elementaren Widerstandskräfte gegen dynamische Prozesse, die in die Barberei münden (können). Diese behalten Posten und Ansehen. Die Widerspenstigen werden frühzeitig aussortiert.

    1. @Dan
      „Aber die Anfänge der Barbarei beginnen auch mit den Gesten der Unterwerfung unter dem Mainstream wie zum Beispiel die Benutzung des Gendersternchens oder der Frage nach der binären Geschlechterordnung und dürfen nicht unterschätzt werden. Wer den Anfängen nicht wehrt, hat auch keine elementaren Widerstandskräfte gegen dynamische Prozesse, die in die Barberei münden (können). Diese behalten Posten und Ansehen. Die Widerspenstigen werden frühzeitig aussortiert.“

      So weit, so gut, jedoch, wer sich in Gefahr begibt kommt nicht immer um!
      Alles andere wäre eine unterwürfige Kapitiulation.

        1. aeehmm, der geballten gagi-isierungsmacht der massenmedien etwas entgegenzusetzen und den gender-gehirnwaescheoofern genau das bewusst zu machen ist KEINE leichte aufgabe. ja, das ist ein kampf der hier gekaempft werden muss. aktiv, jeden tag. immer, wenn ein feiger kleiner mitbuerger diesen schwachsinn multipliziert, multipliziert sich auch die normative wirkung dieses schwachsinns.

  3. Sind wir nicht heute in einer ähnlichen Situation wie in den damaligen Anfängen?
    Das Problem der Deutschen ist, sie orientieren sich immer nach rechts wie jetzt auch die Umfrageergebnisse in Sachsen-Anhalt zeigen. Erschreckende 39% für die rechtsextreme AFD.

    Die Deutschen brauchen immer einen starken Führer der sie wie im Kindergarten an die Hand nimmt und sie führt da sie sonst vollkommen orientierungslos wären.

    Gerade deshalb laufen sie auch diesen Rattenfängern hinterher.

    1. Seit 35 Jahren laufen die Deutschen den Rattenfängern der CDU, der SPD und
      den Grünen hinterher und wir stehen dem Faschismus näher als 1932. Alleine
      durch die Kontrolle der Medien durch diese Parteien, werden wir schon schneller
      in den Abgrund geführt als es damals geschehen ist. Unsere wirtschaft ist durch
      eine völlig durchgeknallte Energiepolitik am Abgrund und der Russenhass von
      CDU, den Grünen und der SPD treibt uns in den großen Krieg. Genau das ist der
      Grund, warum immer mehr Deutsche einen Ausweg aus diesen Sumpf suchen
      und sich der AFD zuwenden. Es gibt keine Partei außer AFD, die uns noch von
      einem Krieg abbringen könnte. Ich kann diesen „rechtsextrem“ Schwachsinn
      bezüglich der AFD nicht mehr hören. Die damalige Erhard Regierung muß dann
      ja schon so rechsextrem gewesen sein, dass sie schon wieder auf der linken Seite
      angekommen wäre. Wie kann es rechtsextrem sein, wenn sich die Menschen
      wieder auf ihre Traditionen besinnen wollen? Wie kann es rechtsextrem sein,
      wenn die Deutschen von anderen Menschen, die aus anderen Ländern herkommen
      und von uns aufgenommen werden wollen, verlangen unsere Kultur zu akzeptieren?
      Multikulti wie es uns speziell die Grünen untergejubelt haben funktioniert nicht.
      Auch mit der totalen Überwachung der Deutschen wird es nicht funktionieren.

      1. Sie geben sich tatsächlich der Illusion, oder auch Traum, hin, dass ausgerechnet eine AfD uns vom Krieg abbringen könnte? Träumen Sie weiter.
        Wenn der Elite ein Krieg opportun erscheint, wird die AfD die letzte Partei sein, die diesen aktiv verhindern wollte.

        1. @Hieronymus
          „Wenn der Elite ein Krieg opportun erscheint, wird die AfD die letzte Partei sein, die diesen aktiv verhindern wollte.“

          Sehr richtig und zwar sehr wahrscheinlich in einer Koalition mit der CDU/CSU

    2. Ergänung:
      Breitbeinig, dicke Eier, vor Kraft kaum laufen können und markige Sprüche klopfen, von daher ist es auch nicht verwunderlich das der Herr Pistorius angeblich der beliebteste Politiker sein soll.

      Merz wäre es auch gern, kann aber Pistorius nicht das Wasser reichen.

      The Show must go on

      Auch die Feministinnen die seit der Zeitenwende mit Gendersternchen diesen kreigswilligen „Starken Männern“ zujubeln wie seinerzeit dem Führer führen sich ad absurdum

    3. Die AfD ist sicher ein Problem, aber sie ist nur Symptom, nicht Ursache.
      Die traurige Wahrheit ist, daß, wer wissen will, wie damals soviele Hiter hinterherlaufen konnten, oder ihn zumindest widerspruchslos hinnahmen, der muß sich nur das aktuelle Deutschland anschauen. Menschen die für Grundrechte auf die Straße gehen, werden von der Polizei zusammengeknüppelt – und nicht nur die Presse schweigt, sondern auch die Mehrheit der Bevölkerung.

      https://youtu.be/ZQljZ1B-kIQ

      Und die Ausrede, daß man ja nichts wissen konnte, zählt heute nicht mehr. Sicher, die Mainstreammedien sin genauso gleichgeschaltet, wie die Medien zu Hitlers/Goebbels Zeiten. Und das ganz ohne ein dafür zuständiges Ministerium. Aber es gibt Alternativmedien! Es liest/schaut sie nur kaum jemand…. Und bei der nächsten „Demo gegen rechts“ marschieren sie wieder alle mit, wie die Lemminge. Dabei sitzen die wahren Rechten längst in den Sesseln der Macht. Aber sie nennen sich „links“ oder „Mitte“.

    4. Achtung, jetzt kommt ein Sarkasmus! Sie schreiben:

      „Das Problem der Deutschen ist, sie orientieren sich immer nach rechts wie jetzt auch die Umfrageergebnisse in Sachsen-Anhalt zeigen. Erschreckende 39% für die rechtsextreme AFD.“

      Das sind nicht „die Deutschen“, das sind Ossis, Ex-Preußen! Und das war schon immer so – man vergleiche die Wahlergebnisse für die NSDAP Anfang der 1930er in den Ostgebieten mit den nicht-östlichen, oftmals auch katholisch geprägten Regionen.

      Eine echte politische Führungskraft, die ihrem Land zugeneigt ist, würde eine solche politische Kultur einer Region jedoch nicht ausnützen oder ewig daran rummäkeln (man kann diese nämlich nicht ändern!), sondern diese in ihr Konzept integrieren, um das beste für das Land herauszuholen. Auf diesem Gebiet hat die politische Linke derzeit leider nichts mehr zu bieten.

        1. …aber eben nicht in der prozentualen Ausprägung – wie auch in den 1930ern. Ich erkenne darin eine bestimmte politische Kultur, verwerfe eine solche jedoch nicht im moralischen Sinne. Lesetipp: Die kürzeste Geschichte Deutschlands, James Hawes (ein Brite, hehe)

          (Die AfD liegt etwa im Südwesten nicht bei 40%, sondern um die 20%.)

      1. Die Ostgebiete waren ursprünglich „Rot“ schließlich wurde dort die SPD gegründet, hat es die ersten Koalitionen zwischen SPD und KPD gegeben. Gotha, Eisenach, Erfurt, Halle-Leipzig, auch die Dresdner Ecke. Nur hat es eben die SPD vermasselt, es war die Berliner SPD-Regierung die Reichswehr nach Thüringen schickte um die Minister eine SPD-KPD-Regierung also ihre eigenen Mitglieder zu verhaften, es war das Stillhalten der SPD nach dem Preußenschlag (20.Juli 1932) bei dem sich das Reich den größten Einzelstaat Preußen einverleibte und ganz nebenbei die SPD-Minister widerstandslos aus den Ämtern drängte. Die Reaktion der SPD war das man sich auf die kommenden Reichstagswahl konzentrieren müsse … (wer will kann sich ja mal überlegen wie die Reaktion in Bayern speziell der CSU aussähe wenn der Bund beschließen würde Bayern würde dem Bund direkt unterstellt und vom Bundeskanzler direkt verwaltet) Also völlig unlogische Reaktionen und natürlich hat gerade das den Weg der NSDAP geebnet. Beziehungsweise vorher schon den Weg rechter Parteien, denn nach der Verhaftung der SPD-KPD-Koalition 1932 wurde natürlich in Thüringen rechts gewählt. Im benachbarten Dessau bekam die NSDAP im April 1932 40,9 Prozent und konnte zum erstenmal fast alleine regieren. Und heute kommt auch alles so wie es bestellt und auch indoktriniert wurde. Die Enttäuschung über Linke, die Dämonisierung der DDR, die AFD als „Wendeheld“ alles zusammengenommen – „Es wird geliefert was bestellt wurde“

    5. Klar sind wir in einer ähnlichen Situation.

      Unser Kanzler spricht der Regierung Netanjahu seinen Respekt aus und behauptet, die IDF würde die „Drecksarbeit“ für uns erledigen. Und wir machen aktuell wieder mit, beim dieses Mal allerdings „regelbasierten Völkermord“ des Westens. Ich fühle mich dabei schlecht und habe ein flaues Gefühl im Magen, aber die Mehrheit unserer politische Tätigen ist konsequent dabei.

    6. afd???, setzen sechs !

      den status quo hat diese partei nicht zu verantworten ! von der luege des 11.9., den darauf folgenden rassen und angriffskriegen des westens, die finazkrise, der euroschulden-wahnsinn, der ukrainekrieg, corona/mRNA-massenmord, .. – dafuer ist die gegenwaertige inkarnation des faschismus verantwortlich: der neoliberale westen – ich gehe da sogar noch weiter, faschismus ist die natuerliche endform des kapitalismus

    7. Sind wir nicht heute in einer ähnlichen Situation wie in den damaligen Anfängen?
      Das Problem der Deutschen ist, sie orientieren sich immer nach rechts wie jetzt auch die Umfrageergebnisse in Sachsen-Anhalt zeigen. Erschreckende 39% für die rechtsextreme AFD.
      Die Deutschen brauchen immer einen starken Führer der sie wie im Kindergarten an die Hand nimmt und sie führt da sie sonst vollkommen orientierungslos wären.
      Gerade deshalb laufen sie auch diesen Rattenfängern hinterher.

      1) die AfD ist nicht „rechtsextrem“ sondern rechtsliberal/konservativ

      2) die AfD hat keinen starken Führer und ist nicht antidemokratisch

      3) die Rattenfänger sind unsere Mainstreammedien, sie leben davon zu verteufeln, zu verleumden (sie reden z.B. immer über andere, statt mit ihnen, in dem Moment wird man so gut wie IMMER angelogen)

  4. Damit ein bestimmtes Ereignis eintritt (hier die Machtergreifung der Nazis mit ihrer rassistischen Ideologie) bedarf es bestimmter Umstände. Beim Aufzählen dieser Umstände hält man sich in der Regel aber nicht lange auf, sondern man greift sich einige heraus und reitet auf diesen herum. Bei Liberalen und Linken ist das der Nationalismus, der deshalb bekämpft werden muss. Für viele Linksliberale ist zudem die Nation, das Volk und der Staat von Übel.

    Der Rest ist in der Regel reines Moralisieren, die Deutschen waren moralisch nicht reif, dass sie diese Unmenschlichkeiten zuließen. Was aber eigentlich gar nichts erklärt, aber das eigene Wohlbefinden stärkt, denn wir befinden uns ja auf der richtigen Seite der Geschichte – wenn wir gegen rechts sind. Das halte ich für Unsinn, denn es ist eine Pseudo-Erklärung. Es gibt nur einen Weg, der verhindert, dass sich rassistischer (und sonstiger Wahn) wiederholt. Man muss dafür sorgen, dass die gewissen Umstände nicht wieder eintreten, die zum politischen Wahn führen.

    1. @garno
      „denn wir befinden uns ja auf der richtigen Seite der Geschichte – wenn wir gegen rechts sind.“

      Bringen Sie da nicht etwas durcheinander???

      Sie meinen angebliche LINKE die aber bei realer Bertrachtung RECHTE sind und sich von den üblichen Rechten nur in Nuancen unterscheiden.

      1. Links und rechts sind doch nur noch politische Schlagworte ohne eindeutige Inhalte. Nehmen Sie im oben stehenden Satz einfach die „Omas gegen rechts“.

        1. Links und rechts sind nur politische Schlagworte ohne eindeutigen Inhalt, für diverse bestellte Hirten, welche ihre Herde in die Irre zu führen wünschen. Es läßt sich an den Handlungsweisen sehr leicht feststellen, welches politische Ziel verfolgt wird. Ein Linkes ist ist da nicht zu erkennen. Anbei, mit Bsp., wer noch gerne im Diffusen fischt:

          28. Pleisweiler Gespräch mit Professor Mausfeld – 22. Oktober 2017
          Wie sich die „verwirrte Herde“ auf Kurs halten lässt: Neue Wege der „Stabilitätssicherung“ im autoritären Neoliberalismus

          Und dazu gehört ein ganz wichtiges Mittel: „Die Mitte“. Die „Mitte“ ist etwas ganz Tolles, heute sind alle in der Mitte. Das gehört wieder zum neoliberalen Falschwörterbuch, weil hier ein Begriff neu besetzt worden ist, denn „Mitte“ ist für uns alle etwas ganz Tolles.
          ‚Mitte‘ suggeriert Harmonie, Ausgeglichenheit, vielleicht auch Geborgensein, ‚Mitte‘ ist ein ganz positives Gefühl, weil wir ungerne zu den Extremen gehören wollen. Der Neoliberalismus hat diesen Mittebegriff neu besetzt, indem jetzt eigentlich mit „Mitte“ eine extremistische Position bezeichnet wird. Nämlich die extremistische Position eines Kampfes gegen Demokratie. Und die „Mitte“ ist sogar eine extrem fundamentalistische Position, weil sie einen Ausschließlichkeitsanspruch hat: Es kann keine Alternativen mehr geben. Die „Mitte“ ist eine extrem fundamentalistische Position mit einem Ausschließlichkeitsanspruch, übt aber auf uns eine gewisse Faszination aus. Wir gehen diesem Wort immer wieder auf den
          Leim. Und Sie sehen, wie häufig dieses Wort als Attraktionsmittel in der politischen Rhetorik verwandt wird, und zwar immer im Kontext auch des neoliberalen Programmes.

          Tony Blair: „a radical centre in which you are able to take decisions for the future of the country“

          Gerhard Schröder 1998: „Es gibt keine linke oder rechte Wirtschaftspolitik, sondern nur eine gute oder schlechte Wirtschaftspolitik.“

          Emmanuel Macron 2017: „ni droite, ni gauche“ (weder rechts, noch links)

          Faschismus: „weder links noch rechts“

          Die „radikale Mitte“ – auch eine interessante Wortschöpfung. – Es gibt gar keine Interessengegensätze mehr. Es gibt keine Interessengegensätze zwischen Unternehmer und Lohnabhängigem mehr. Es geht nur noch um ‚Vernunft‘, es geht nur noch darum, ‚rational‘ die besten Lösungsansätze zu finden. Es hat auch keinen Sinn mehr, gegen irgend etwas zu kämpfen, es geht nur darum, die ‚beste‘ Lösung zu finden, denn letztlich sitzen natürlich Unternehmer und Lohnabhängige im gleichen Boot, haben die gleichen Interessen, nämlich: die ‚besten‘ Lösungen zu finden. ‚Letztlich ziehen wir doch alle am selben Strang‘ – das ist die Ideologie, was ja irgendwie auch richtig ist, nur eben an unterschiedlichen Enden.

          Interessanter ist hier noch der Punkt – das finden Sie heute ganz häufig -, dass jemand sagt: „ich bin weder rechts noch links“. „Links“, das heißt ja eigentlich für eine gerechte Verteilung und eine solidarische Gesellschaft – und „rechts“ heißt, nicht für eine gerechte Verteilung. Jemand, der weder rechts noch links ist, kann sich eigentlich nur damit noch retten, dass er sagt: „Naja, ich bin völlig apathisch!“

          http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/171022-Mausfeld_Transkript_Landau_NDS.pdf

          Und nebenbei erwähnt, die Faschisten haben nirgends die Macht ergriffen. Sie wurden von bürgerlichen, monarchistischen und kapitalmächtigen Kreisen erschaffen, gefördert und an die Hebel gesetzt, um Bevölkerungen zu täuschen und um emanzipatorische Bewegungen gewaltsam zu unterdrücken.

        1. Links ist der Kampf der materiell und/oder rechtlich und/oder politisch Unterprivilegierten um Abbau der bestehenden Privilegien.
          Rechts ist der Kampf der m/r/p Privilegierten um Beibehaltung dieser Privilegien, verbunden mit einer Rechtfertigung derselben.
          Bsp.:
          a) mein Urahn hat vor 1000 Jahren Karl dem Kahlen die Haare geschnitten, so dass der ihn in den Adelsstand berief; darum darf ich heut in diesem Wald jagen, und du, der Bauer, darfst es nicht.
          b) mein Urgroßvater hat tolle Motoren konstruiert, so dass meine Dividende von 500 Mio pro Jahr hochverdient sind.

          1. Links ist der Kampf der materiell und/oder rechtlich und/oder politisch Unterprivilegierten um Abbau der bestehenden Privilegien.

            Nein, das ist viel zu platt. Das ist so, als ob ich behaupte, Linke wollen sich an anderen bereichern und möglichst wenig selber leisten, und schaffen sich die passenden Gedankenmodelle dazu. Beides enthält einen Funken Wahrheit und ist trotzdem keine zutreffende Definition.

            Auch die beliebte (selbstgerechte) Definition, dass Linke Menschenfreunde wären und Rechte nicht, ist Unsinn und durch die Geschichte mehrfach widerlegt worden.

            In meinen Augen unterscheiden sich vor allem Menschenbild, Lebenserfahrung und dadurch auch Lösungsansätze voneinander. Und es handelt sich entsprechend immer um ein riesiges Spektrum an Meinungen, intellektuellen Modellen und gefühlten Wahrheiten, welche sich zeitgeistig auch immer wieder ändern und uminterpretiert werden…

            1. Ich schätze das ist nicht platt, sondern prägnant und passt dir nicht in’s Konzept. Ansonsten kann’s dir doch aber nicht platt genug sein.
              Einerlei, na klar wird das opportuner Weise von interessierten Kreisen stets versucht umzuinterpretieren. Wird ja von herrschaftlichen Kreisen beauftragt und willfährig umgesesetzt, wie auch bei dir der permanente Sprachverwirrmodus, nebst Kollegen, eindrücklich vorführt:

              In der Sache sind links und rechts in der Tat Gegenpole und können daher in der Substanz so wenig Berührungspunkte miteinander haben wie Aufklärung und Gegenaufklärung oder wie Demokratie und Elitenherrschaft. Blickt man jedoch statt auf die Sache auf die Ebene einzelner Personen oder auf die Ebene konkreter politischer Gruppierungen, die sich als links bezeichnen, so lassen sich aus naheliegenden Gründen alle möglichen Konstellationen von Haltungen finden, die in der Sache völlig unvereinbar miteinander sind.

              Das war auch zur Zeit der Aufklärung nicht anders. Beispielsweise gilt der große schottische Philosoph David Hume als zur Aufklärung gehörig; gleichwohl sah er Schwarze „von Natur aus den Weißen unterlegen“ an, vertrat also rassistische Auffassungen. Auf der Ebene einzelner Personen können also Überzeugungen gleichzeitig nebeneinander bestehen, die in der Sache völlig unverträglich miteinander sind. Das ist eine Konsequenz unserer beschränkten Rationalität und anderer Eigenschaften unseres Geistes. Wir sind oft nicht in der Lage zu erkennen, dass einige unserer Überzeugungen in der Sache miteinander unverträglich sind. Beispielsweise können uns bestimmte Affekte daran hindern, derartige Unverträglichkeiten zu bemerken.

              So war Hume einerseits von den Leitidealen der Aufklärung fasziniert; zugleich vertrat er – weil er eine mögliche Gefährdung seiner eigenen privilegierten Lebensform fürchtete – ein gesellschaftliches Weltbild, das die damalige gesellschaftliche und kolonialistische Praxis rechtfertigte. Doch auch unter denjenigen, die sich aufrichtig und konsequent der radikalen Aufklärung und den genannten Leitidealen verpflichtet fühlten, fanden sich zahlreiche, die Bedenken hatten, das Volk über diese Leitdeale aufzuklären, weil sie fürchteten, durch den dadurch möglicherweise ausgelösten gesellschaftlichen Transformationsprozess Nachteile hinsichtlich ihres privilegierten Status quo zu erleiden. Erst kommt bei den Privilegierten eben die Sicherung des eigenen gesellschaftlichen Status quo, dann kommt die Moral.

              Wir müssen also die sachliche Ebene moralischer und politischer Leitideale klar von einer personellen Ebene trennen. Man wird dann auch innerhalb von Organisationsformen, die sich als links verstehen, Personen finden, die Überzeugungen vertreten, die den genannten Leitidealen widersprechen. Es gibt also Personen, die sich als links bezeichnen und gleichwohl chauvinistische, nationalistische oder kulturell-rassistische Positionen vertreten und ideologische Prämissen von Kapitalismus, Neoliberalismus, Neo-Imperialismus und ähnliches teilen. Das wird umso stärker der Fall sein, je stärker Personen in ihrem gesellschaftlichen Status und in ihren Privilegien von der jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung profitieren. In solchen Fällen neigen dann auch sich als links verstehende Personen dazu, die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlich zu akzeptieren und eine linke Perspektive auf moderate Reformen an den jeweiligen Verhältnissen zu beschränken.

              Noch einmal: In der Sache kann es im Kern keine Berührungspunkte zwischen links und rechts geben; auf der Ebene individueller Personen und Gruppierungen ist jedoch so ziemlich alles an Kombinationen politischer Einstellungen möglich. Auch hier bedarf es einer kontinuierlichen Aufklärungsarbeit, um die Unverträglichkeiten bestimmter politischer Überzeugungen mit den Leitidealen der Aufklärung und somit mit dem Kern des linken Projektes aufzuzeigen.
              (…)
              Auch an der Linken ging die tiefgreifende neoliberale Indoktrination mit ihrer ideologischen Kernthese der Alternativlosigkeit der gegenwärtigen Verhältnisse, gelinde gesagt, nicht spurlos vorüber. Diese Ideologie wurde gleichsam zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, da offensichtlich auch in der Linken der Denkraum möglicher Alternativen radikal schrumpfte und ihre Anliegen zunehmend zu einer reformistischen Perspektive verkümmerten.

              Je stärker sie sich im Rahmen des gegenwärtigen neoliberalen Konsenses weniger als Opposition, sondern eher als mitgestaltende politische Kraft versteht oder verstehen möchte, umso mehr ist sie in Gefahr, dem Irrglauben zu erliegen, soziale Reformen könnten gleichsam symbiotisch im Konsens mit den herrschenden Eliten durchgesetzt werden.

              Wir sollten stets in Erinnerung behalten, dass es gerade reformistisch-sozialistische und sozialdemokratische Parteien waren und sind, die in Europa das neoliberale Projekt am konsequentesten vorangetrieben und rechtlich verankert haben. Die notwendigen Konsequenzen daraus lassen sich nur ziehen, wenn die Ursachen für das Scheitern der – oft zunächst sehr vielversprechenden – linken Bewegungen der vergangenen Jahrzehnte unter diesem Aspekt sehr viel genauer analysiert würden.

              Zu Ihrer Frage, warum die Linke gegenwärtig einen so heftigen Selbstzersetzungsprozeß betreibt, kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Lange historische Erfahrungen lehren uns ja, dass die Linke naturgemäß – da sie ja gerade auf eine Delegitimierung von Machteliten zielt – seit je im Zentrum von Zersetzungsbemühungen durch die jeweils herrschenden Eliten steht, die stets großen Aufwand betrieben haben, linke Bewegungen und überhaupt alle politischen Organisationen der Verlierer der jeweils herrschenden Ordnung zu spalten, auszuzehren und zu neutralisieren.

              Für die Neutralisierung der Vertreter ernsthaft linker Positionen sind Ausgrenzungskriterien wichtig, die für die Öffentlichkeit zumindest vordergründig eine gewisse Plausibilität haben. In der Sache ist der Spielraum für solche Ausgrenzungskriterien sehr beschränkt und reicht kaum darüber hinaus, die genannten Leitideale als utopisch, unrealistisch oder weltfremd zu diffamieren. Eine solche Diffamierung ist bereits eine recht wirksame Methode, den öffentlichen Denkbereich auf „vernünftige“, also systemstabilisierende Ziele zu begrenzen.
              (…)
              Wenn wir von rechter Seite Wörter wie „Medienkritik“ oder „Kritik der EU“ oder „anti-imperialistische Kritik der USA“ vernehmen, sind wir versucht zu meinen, dass die Art der Kritik und die Art des Zieles, auf das sie sich richtet, möglicherweise mit linken Anliegen übereinstimmen könnte. Es lässt sich jedoch leicht aufzeigen, dass aus linker Perspektive darunter jeweils etwas grundlegend Anderes zu verstehen ist als aus rechter Perspektive.

              Es ist nämlich konstitutiv für die rechte Perspektive, dass sie das normative Ideal einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen mit all seinen Implikationen rigoros zurückweist und eine radikal nationalistische, chauvinistische und rassistische Haltung – ihr Rassismus tarnt sich nur dürftig durch ihr Konzept des „Ethnopluralismus“ – vertritt. Ihr Gesellschaftsideal ist das einer kulturell homogenen und hierarchisch-elitär organisierten Volksgemeinschaft, in die sich der Einzelne einzufügen und der er sich unterzuordnen habe. Ihr Hauptgegner ist folglich gerade die „Humanitätsideologie“ der Aufklärung und damit alles linke Gedankengut, das zu einer „weltanschaulichen Entwurzelung“ und zu einer Schwächung der „gewachsenen Ordnung der ethnischen Volksgemeinschaft“ und somit der „nationalen Identität“ geführt habe. Es kann also weder in den Zielen noch in den Mitteln Gemeinsamkeiten zwischen dem linken und dem rechten Projekt geben.

              Auch auf einer rein strategischen Ebene der Erreichung gänzlich unstreitiger Ziele läßt sich angesichts der vollständigen Unverträglichkeit der Leitideale und Vorstellungen über gesellschaftliche Ziele keine Art der Kooperation rechtfertigen. Das ist eine Einsicht, die in der Linken in anderen Fällen einer grundlegenden Unverträglichkeit von Zielen völlig unstreitig wäre. Eine strategische Kooperation linker Bewegungen etwa mit Monsanto oder Nestlé, um gemeinsam gegen „den Hunger“ in der Welt zu kämpfen, oder etwa mit der Bill-Gates-Stiftung, um gemeinsam gegen „Gesundheitsprobleme“ in der Dritten Welt zu kämpfen, oder mit dem National Endowment for Democracy, um gemeinsam für „Demokratie“ zu kämpfen, ist kaum sinnvoller, als mit Bomben für „die Menschenrechte“ zu kämpfen.

              Bereits die Idee solcher Kooperationen resultiert aus gedanklichen Verwirrungen und Konfusionen darüber, worum es wirklich geht. Es bleibt also Aufgabe des linken Projektes, im Einklang mit dessen Leitidealen seine eigenen Ziele zu verfolgen und sich dabei nicht durch scheinbare Gemeinsamkeit auf der Oberfläche der Wörter irreführen zu lassen.

              Derartige Konfusionen werden jedoch auch innerhalb der Linken gezielt vonseiten einer reformistischen „system-offenen“ Linken gefördert, um Kritikbereiche, in denen eine grundlegende Kritik die Stabilität der herrschenden Eliten gefährden könnte, aus dem Bereich “vernünftiger“ und “verantwortlicher“ Positionen auszugrenzen.

              Aus:
              Die Links-Rechts-Demagogie. Ein Interview mit Rainer Mausfeld.
              05. August 2016 um 9:55

              Die NachDenkSeiten beschäftigen sich von Beginn an mit dem Thema Manipulation und mit der Frage, wie man sich davor schützen kann. Ein großer Experte dafür ist auch Professor Mausfeld. Ihn hatten wir im vergangenen Sommer mit den NachDenkSeiten-Leserinnen und Lesern bekannt gemacht. Jens Wernicke hat ihn jetzt aus aktuellem Anlass ein zweites Mal für die NachDenkSeiten interviewt.

              https://www.nachdenkseiten.de/?p=34504

    2. besagte bratwurstmoralisten sind ja weder willens noch in der lage von dir gesagtes ueberhaupt zu registrieren. – die pseudolinke hat bis heute NULL reflektion geschweige denn wiedergutmachung fuer ihr totalversagen geleistet und gibt somit dem agieren der faschisten einen blankocheck. einzig UNSER (ja, wir, das freie netzwerk waren die antifaschisten und das lebendige gewissen der gesellschaft waehrend C) kampf hat ihren endsiegphantasien schweren schaden zugefuegt und sie arg aus ihrem konzept geworfen – vorbei ist dieser kampf aber noch lange nicht !!!

  5. Wenn ich an zum Vergleich an Corona denke fällt mir als zentrale Eigenschaft auf, daß die Mitmacher per Propaganda keinerlei Realitätskontakt mehr hatten, Realitätskontakt verbissen vermieden haben und ihre Handlungen/Reden auch nicht mehr als realitätsfern registriert haben. Unzurechnungsfähig, allerdings ohne Entschuldigung.
    DAS ist es, was dazu notwendig ist. Das sehe ich heute genauso bei etwa 30% der Leute – komplett Unzurechnungsfähig, gefangen in ihrer Massenpsychose.

    1. @Vera Meißner
      „gefangen in ihrer Massenpsychose.“

      Wenn dem so sein ollte dann fragen Sie bitte Herrn Schleim ob er das mit der Psychotherapie beheben könnte.

      „Unzurechnungsfähig“
      Unzurechnungsfähig beinhaltet immer die Unschuld. Daher würde ich es nicht so bezeichen wollen. Die wußten genau zu welchen Untaten das Regime fähig war.

      Gaza ist ein gutes Beispiel: Alle wissen was dort geschieht doch keiner hilft. Sind die Befürworter oder die Unterlasser unzurechnungsfähig? NEIN!!! Die sind genauso „SCHULDIG “ – Beihilfe zum Massenmord!

      Wer zulässt das seine Regierung Waffen an die Massenmörder liefert, auch der ist schuldig!
      Wer zulässt das Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen, auch der ist schuldig!
      Wer zulässt und fordert das Flüchtlinge die auf Grund unserer Kollonialkriege flüchten mussten, in den sicheren Tod abgeschoben werden, auch der ist schuldig

      Oder glauben Sie die 39% Zustimmung für die AFD in Sachsen Anhalt kommen nur von Unzurechnungsfähigen?
      Es sind Mittäter bzw. Täter und das in vollem Bewußtsein!

      1. Und wie sieht nun die Lösung für das hochgradig verdammte Individuum aus, das von Schuld umgeben ist und sich durch Tätigkeit wie Untätigkeit gleichermaßen mitschuldig macht?

    2. In den USA arbeitet man seit den fünfziger Jahren daran, die Menschen mit
      Hilfe der Medien, speziel Anfangs der Kinos und dem Rundfunk, dann haupt-
      sächlich über das Fernsehen, zu manipulieren. Es ging so weit, dass unterschwellige
      „Befehle“ an die Menschen gegeben wurden. Z.B. wurden in Kinofilme einzelne
      Bilder von Coca Cola Flaschen eingeschnitten. Das hatte zur Folge, dass das
      Unterbewußtsein der Menschen ein Durstgefühl auslöste. Unsere heutigen
      „Machthaber“ gehen meist einfacher vor, wie es auch schon Goebbels zu Perfektion
      gebracht hat. Ständiges Wiederholen eines Mantras. Dazu nutzt man heute die
      tatsächlich immer noch gern gesehenen Talkrunden von Lanz und Co, oder einfach
      die Nachrichten. Bei vielen Menschen die sich eigentlich für gar nichts interessieren,
      bleiben diese Parolen aber hängen. Und wenn man den Omas immer wieder erzählt,
      dass die AFD ihre Rente klauen will, gehen sie auf die Straße, angeführt von Omas,
      die sich um ihre Renten sicherlich nie sorgen müssen.

  6. “ Alys Buch kann als Plädoyer gegen jede Verharmlosung und Relativierung der NS-Vergangenheit gelesen werden, in einer Zeit, in der rechte Populisten und Parteien dafür sorgen, dass der Nationalismus seine Wiederkehr erlebt.“

    Frage: Sind es denn wirklich die rechten Populisten und Parteien – der Autor meint wohl Trump und AfD – die dafür sorgen, dass der Nationalismus seine Wiederkehr erlebt? Oder ist ein Wiedererstarken solcher Konzepte nicht eher eine Reaktion auf den Druck, der von globalen Eliten (den „Anywheres“) auf die „Somewheres“, dem sog. „Basket of Deplorables“ ausgeübt wird?

    1. Zustimmung!

      AfD und Trump sind „Reaktion“, die Globalistenkonzepte funktionieren nicht, zumindest nicht im Sinne der Durchschnittsmenschen, denen die Kultur und Mitbestimmung flöten geht und teilweise auch der Wohlstand.

  7. Der Holocaust ist ein Singuläres Verbrechen . . . für die Generationen ist es wichtig sich daran zu erinnern.
    Den Holocaust aber zu instrumentalisieren, um daraus eine „Ewige Schuld oder eine Kollektive Schuld“ abzuleiten ist falsch.
    Natürlich versuchen die hiesigen System-Parteien unterschwellig dieses der Gesellschaft unterzujubeln.
    Gepaart mit internationaler Komplizen Schaft – Anglo-Amerikaner und Juden –
    wird dem Volk suggeriert, es bestehe eine bedingungslose Schuld, dem Faschistoiden Treiben um Netanjahu
    beizustehen.
    Deutsche Staatsräson ?
    Mourir pour Jerusalem ?
    Auf keinen Fall . . . aber wer sind die Erfinder diesen Blödsinns ?
    Meiste die Verantwortlichen aus CDU ( Mutter Blamage Merkel und die CDU ).
    Dazugesellen sich die Grünen, Sozen, Neoliberalen und Salon-Linken.

    Unterstützung finden diese Volksvertreter bei Funk, Fernsehen und Printmedien.
    Die Politische Situation heute ist vergleichbar mit der vor der Machtergreifung der Nazis. . . .
    Friedrich Murks und Lars Klingbeil driften mit ihrer menschenverachtenden Politik immer weiter nach Rechts.
    Sehr schlimm, die Gesellschaft leistet keinen Widerstand . . . Aufrüstung und Krieg – man stelle es sich einmal vor –
    finden keine Reaktion. . .
    Wer widerspricht ?
    Die AfD ist so stark geworden, weil
    die Rechtskonservativen in ihren Parteien ihnen mit haarsträubenden sozialpolitischen Programmen die Argumente lieferte sie als Alternative zu wählen.
    Dabei brauchte die AfD überhaupt nicht nachweisen, dass sie irgendetwas gebacken bekäme.
    Und jetzt kommt es . . . die Deutschen
    brauchen für alles einen Führer . . .
    Nur wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir ihn bald wieder !

    1. Ist es wirklich das „Rechts“ was die Deutschen mit den Nazis in den Abgrund
      getrieben hat. Wenn ich heute das Agieren der „linken“ Gruppen ansehe, kann
      ich erheblich mehr Gemeinsamkeiten mit den Nazis erkennen als bei den „Rechten“.
      Schlägertrupps der Antifa, das Errichten eines Überwachungsstaates durch SPD und
      den Grünen und der Eroberungstrieb gen Osten durch die Altparteien. Prostestierende
      gegen den Krieg werden nicht von den Rechten verprügelt, sonder von den Linken und
      von der, von linken Parteien instruierten Polizei. Es war die „National ´Sozialistische´
      Partei Deutschlands, die Deutschland in Krieg und Verderben geführt hat und nicht
      die National ´Alternative´Partei Deutschlands!

      1. Die Nationalsozialisten haben ideologisch nahezu alles integriert, wenn es ihrem Machtdrang nützlich war – und es in ihrem Sinne nach rechtsaußen gedreht. Die AfD ist da ähnlich flexibel. Sie ist keine Opposition, sie ist die scheinbar „rettende Handpuppe“ des Finanz- und Großkapitals, das mit Faschisten noch nie, noch nie, ein Problem hatten.

      2. Die sogenannte Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war in Wirklichkeit eine Nationalkapitalistische Deutsche Beamten- und Kleinbürgerpartei.
        Dass Kommunisten und Sozialisten direkt nach der sogen. „Machtergreifung“ ins KZ einfuhren, will nur Weidel nicht wahrhaben, alle anderen wissen das.

    2. „die Deutschen brauchen für alles einen Führer .. . Nur wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir ihn bald wieder !“

      Märchenhoffnungen der Deutschen. Diesmal wird es einen Führer nicht geben. Deutschland ist so am Ende, dass es von innen heraus nicht mal einen das Volk rettenden Führer hervorbringen kann.
      Höcke als deutscher Führer? Das kann höchstens als Satire auf den allg. Niedergang der Deutschen verstanden werden.

      1. Ich finde der Anton, der Anton Hofreiter sollte unser Führer werden!
        Er ist russophob genug und auch ordentlich kriegsgeil. Das mit dem
        Baertchen sollte man sicher auch mit einem Rasierer und etwas
        schwarzer Schuhcreme hinbekommen. Und dem Lars geben wir
        einen Stock als Zepter in die Hand und dann haben wir auch einen
        Hermann Göring. Zum Goebbels finde ich keinen Passenden.
        Merz ist zu groß.

  8. Ja, ja, auch die Kommunisten….

    Es waren die rechtskonservativen und Wirtschafts“liberale“, die erst mit Austerität die Republik Zutaten sparten und dann 1933 die Demokratie übergaben.
    Die Illusion und Selbstpbeesxgätzung, sie „drücken Hitler in die Ecke bis er quietscht“ und die Feigheit, dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen, ware die Sargnägel, die CxU-Voläufer einschlagen.
    BTW: Selbst in der nicht mehr freien Wahl 1933 hatte die NSDAP keine absolute Mehrheit.
    Die konservativen Eliten agierten damals und agieren heute zum Schaden der Republik und der Menschen.

      1. Konservativ bezieht sich in der Politik immer auf den Erhalt bestehender Machtverhältnisse. Insofern sind Parteien wie AfD, CDU, SPD, Grüne und Die Linke unabhängig ihrer äußerlichen Farbgebung erzkonservativ.

      2. Ich freue mich immer über Kommentare, die nachweisen, dass die Schreiber nicht lesen können.
        Von Verständnis ganz zu schweigen,
        Aber einfach eine groß Klappe haben.

  9. Wie konnte es geschehen?
    Die „Zustimmung“ der Deutschen kam nicht von irgendwo her. Die Uniformen und die freien Mahlzeiten für Hitlers Truppen und die Millionen für Propaganda vor 1933 wurden mitten in der Wirtschaftskrise wohl nicht von Hitlers Postkartenmalerei finanziert.
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=132027
    Und ja, das hat das Milgram Experiment und Corona hinlänglich bewiesen. Für den angeblich guten Zweck und im Auftrag einer angeblichen Autorität sind 85% deiner Mitmenschen bereit zu foltern und zu töten.

    Nichts gegen Aly, es braucht Dokumentation.
    Was jedoch das heilige Erinnerrungsgedöns angeht, so muss davor gewarnt werden.
    Das zu häufig in die Vergangenheit schauen, kann den Blick auf die Gegenwart versperren. Würde uns Götz Aly warnen, wenn es heute wieder so weit ist?

    1. „Würde uns Götz Aly warnen, wenn es heute wieder so weit ist?“

      Er hat doch schon in 2020-2021 seine bürgerlich-demokratische Langhose runtergelassen und seine deutsche Nazi-Unterhose im Dienste der Regime-Obrigkeit allen gezeigt.

    2. Endlich schreibt’s mal Einer!
      Bis hierhin habe ich gelesen und niemand hatte bisher das Thema Geld angesprochen. Woher kam das denn nach WK1?
      Wer hat denn diese Herren, ihre Medien und ihre Milizen finanziert? Das exkulpiert keinen der Mitmacher und -läufer, aber ohne entsprechendes Kapital wäre das alles so nicht möglich gewesen; das sollte wenigsten erwähnt werden.

      1. Hitler hatte gute Ökonomen im Team:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Mefo-Wechsel

        Zitat daraus:

        Die Wechsel schufen de facto eine Parallelwährung neben der Reichsmark, da das Reich ihre Einlösung nach spätestens fünf Jahren garantierte. So konnten im Rahmen der sehr kostenintensiven Aufrüstung der Wehrmacht Rüstungsunternehmen, die mit ihnen bezahlt wurden, diese Wechsel ihrerseits als Zahlungsmittel – etwa für Zulieferer – verwenden. Die Mefo-Wechsel ermöglichten also die Finanzierung von Staatsausgaben, ohne auf Bankkredite zurückgreifen zu müssen, und dienten zugleich der staatlichen Arbeitsbeschaffung im Rahmen des Reinhardt-Programms.

        Im Prinzip druckten die Nazis damit Geld, nannten es aber nicht so. Das hätte in eine Inflation führen können, wurde aber durch die vermehrte Beschäftigung und die Schaffung von Werten (z.B. Reichsarbeitsdienst, Autobahnen, KdF-Wagen/Volkswagen usw.) teilweise wieder ausgeglichen und m.W. durch planwirtschaftliche Verteilungselemente usw. abgemildert. Man wurde nicht fett, aber verhungerte auch nicht (mehr).

        Was du wahrscheinlich meintest, sind internationale Investitionen bzw. Schulden, also die Versorgung mit Devisen (die Deutschland vor allem zum Einkauf von Rohstoffen braucht). Die gab es natürlich auch, da kenne ich mich aber nicht im Detail aus.

  10. Die passive Zustimmung zur NS-Diktatur kann ich geistig nachvollziehen (man wollte einfach den Job behalten, bzw. finanziell vom System profitieren, so wie der Nachbar auch) – allein, die kriminelle Energie, die von SA und SS ausging, ist und bleibt mir ein Rätsel. Auch, dass Menschen, die in ihren Werten gefestigter waren, nicht zu den Tätern durchdringen konnten. Um nicht zu verzweifeln, muss man die Erkenntnis, dass Menschen zu bösen Taten fähig sind, wohl akzeptieren.

    1. Eine radikale Organisation aufzubauen, ist recht einfach. Man wirbt junge unerfahrende Leute, erzählt ihnen, dass man die Lösung dafür hat, das Land/die Welt in ein Paradies zu verwandeln und dass sie die Elite sind, die das umsetzen dürfen.

      Viele werden wieder abspringen, aber es gibt immer eine Menge Leute, die kritiklos darauf ansprechen, egal wie die Realität aussieht. Und es hängt nicht (ausschließlich) von Bildung und „Intellekt“ ab, sondern vielmehr vom Charakter, der bisherigen Lebenserfahrung und der Fähigkeit kritisch und logisch denken zu können.

      Die Gleichschaltung im dritten Reich ging m.W. von den Universitäten bzw. Studenten aus (so wie heutzutage der Wokismus), auch die Kulturrevolution von Mao wurde m.W. von jungen Fanatisierten und Studenten getragen. Wer noch kaum Lebenserfahrung hat, lässt sich halt leicht allerlei Unsinn einreden und die Aussicht, die Zukunft mitgestalten zu können und dabei wichtig zu sein, überblendet leicht alles andere.

      Gerade eine schwierige Kindheit (Hitler und Göppels(?) hatten z.B. beide sehr gewaltätige Väter) oder auch nur die Unsicherheiten junger Erwachsener führen leicht zu einer regelrechten Sucht nach Macht und Belohnungen, die sich leicht ausnutzen lässt. Die Securitate in Rumänien rekrutierte sich mW. teilweise aus Heimkindern, haltlosen Menschen, die nach jedem Strohhalm greifen und nicht mit höheren moralischen Vorstellungen vorbelastet sind…

    1. Hitler war nicht unschuldig, aber er war nicht die Ursache.
      Wenn es Hitler nicht gegeben hätte – dann hätte es eben einen anderen Hitler gegeben.
      Die faschistischen Kräfte hätten sich eine andere Gallionsfigur gesucht. Die Geschichte wäre aber u.U. nicht viel anders verlaufen. Der Einfluss von Einzelpersonen wird immer überschätzt.

  11. Globalisierung und die zugrunde liegende Ideologie des Neoliberalismus beherrscht heute alles.

    Leider haben das viele noch nicht begriffen und sind verwirrt weil orientierungslos. Die weitere Verwenung politischer Begriff wie Links und Rechts ohne zuu verstehend das davon im klassischen Sinn nichts übrig geblieben ist.

    Die Vertragswerke die all das in einen mehr oder weniger legalen Rahmen bringen sind u.a. WTO, GATT, WHO, UN, CETA, BIZ, IMF, GAVI und daran anhängte US Oligarchen und deren Techkonzerne die wie immer unter dier Schirmherrschaft der US Aussenpolitik den Planeten verwüsten. Dahinter verstecken sich listige Interessen die ebenfalls radikale Ziele verfolgen. Diese haben es im Laufe der Jahre hingekriegt das darüber öffentlich zu sprechen zu Tabus geworden sind oder gleich ganz verboten.

  12. „Aly hat hier strenge Maßstäbe: „Nichtmitmachen ist kein Widerstand“.“

    Ja, kann man so sehen, wenn man dieses Nichtmitmachen auf das Volk bezieht, also die kleinen Niemande.

    Für die Eliten aus Politik, Rechtsstatt, Militär, Kirche, Wissenschaft, Kapital und Medien gilt das nicht. Ich kann mir kein funktionierendes 3.Reich vorstellen, in dem diese Gruppen nicht mitgemacht haben. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Gruppen vom Volk gezwungen wurden, mitzumachen. Ein Nichtmitmachen dieser Gruppen wäre Widerstand gewesen.

  13. Erinnerungskultur als Ablenkung von der Gegenwart.

    Noch ist es „nur“ Beihilfe zum Völkermord und es ist „nur“ ein Krieg den Stellvertreter „für uns“ führen. Noch sind es „nur“ wenige Journalisten und Demonstranten die eingesperrt und sanktioniert werden.
    Noch haben wir viel Zeit, bis zum bösen Erwachen.
    Denn das kommt bekanntlich erst hinterher.

  14. Tja, da drängen sich doch Parallelen auf: die Gründung Israels 1948 fusst auf Vertreibung, Enteignung, Besetzung, Apartheid usw. der dortigen Bewohner, ohne dass im Gegensatz zu Deutschland bis heute auch nur das geringste Unrechtsbewusstsein in der israelischen Bevölkerung vorhanden ist, von Schuldeingeständnis oder gar Aufarbeitung ganz zu schweigen … Erfreulich, dass die Netanyahu-Faschisten derzeit viel Ablehnung erfahren, aber die Wurzel des Übels wird konsequent ignoriert!

  15. Wer genauer hinschaut, sieht folgendes:

    * bei der vorletzten Reichstagswahl im Sommer 1932 hatte Hitler sein bestes Ergebnis. Etwas mehr als ein Drittel der Wähler, was in etwa dem potentiellen Wählerreservoir der Braunen entspricht. Und zwar Länder- als auch Epochenübergreifend. (Dazu gibt es Untersuchungen.).
    * bei der letzten Reichstagswahl bekam die NSDAP schon 4%-Punkte weniger. Wer sich im Übrigen fragt, wo die Stimmengewinne der Nazis in den 1920 und 1930er herkamen, auch da gibt es Untersuchungen: von dem, was heute unter „Union“ und „SPD“ firmiert, also aus dem Kleinbürgertum. Es ist daher korrekt, vom Faschismus als der politischen Ausdrucksform des Kleinbürgertums zu sprechen.
    Wir merken uns: Es ist nicht die „Unterschicht“, die die Faschisten wählt, sondern die „gutsituierte Mittelschicht“.
    * Hitler, oder besser die NSDAP, bekam die diktatorischen Befugnisse im März 33 vom gesamten bürgerlichen Teil des Reichstags übergeben. Die 2 fehlenden Stimmen waren durch Krankheit der beiden Abgeordneten begründet. Wir merken uns: der bürgerliche Teil der politische Klasse hat Hitler geschlossen zum Diktator ernannt. Mit der gesamten 2/3-Mehrheit, die er im Reichstag innehatte.
    * die auf das Ermächtigungsgesetz folgende Gleichschaltung der Gesellschaft wurde an der Spitze vorangetrieben vom Kleinbürgertum. Es gab geradezu keinen Bereich, in denen die leitenden Beamten nicht darum wetteiferten, als erstes ihren Bereich als „Juden- und Kommunistenfrei“ nach Berlin zu melden. Die danach erfolgte Gleichschaltung aller anderen Bereiche der Gesellschaft erfolgten auch und gerade durch die Beamtenschaft durch Androhung blanker Gewalt. Das geht i.Ü. bis zur Aufstellung der Wehrmacht. Wer als Bürger der Einziehung nicht nachkam, wurde direkt ins Zuchthaus, später an den Galgen gebracht.
    Wir merken uns: die Exekution des Nationalsozialismus wurde wiederum durchgeführt vom Kleinbürgertum, hier insbesondere vom Kleinbürgertum mit Pensionsberechtigung, den Beamtenstand.
    * Nach 1945 gelang es dem westdeutschen Kleinbürgertum, seine Verantwortung für den größten Massenmord der Geschichte dem immer noch existenten Erzfeind, den Kommunisten, anzuhängen. Schließlich hätten diese durch ihren Klassenkampf in der Weimarer Zeit „Instabilität erzeugt“, die dass Kleinbürgertum „gezwungen hat“ Faschisten zu werden. Und später die aufrechten Deutschen dazu genötigt, sich gegen die Soffjets, wie sie ein bekannter Rhöndorfer Drogenabhängiger bezeichnete, präventiv zu verteitigen.

    1. Es ist immer das gleiche. Wie lief es bei der Housing-Bubble 2007/8, die von den Banken inszeniert wurde. Schuld waren die Subprime-Kredite. Alle anderen haben alles richtig gemacht.

      Blödsinn, die Finanzleute haben das Pyramidenspiel aufgebaut und mitgemacht haben alle, auch die Subprime-Kunden. Aber es war keine Bank gezwungen den Subprimekunden Kredite zu geben. Ganz oben in der Verantwortung stehen die Funktionseliten.

  16. Man kann die Corona Kampagne nicht mit einem industriellen Massenmord gleichsetzten, aber die Jahre 2020- eigentlich bis Ultimo haben doch sehr schön gezeigt „wie“ eine totalitäre Massenbewegung entsteht, wie eine Gesellschaft im Wahn agiert, wie kleinstbürgerliche Blockwarte sich für berechtigt halten ihre Mitmenschen anzubrüllen: „Maske auf.“ Erneut waren hauptsächlich die Kleinbürger die Hauptakteure, die zur Hochform aufliefen. Unglaubliche verbale Entgleisungen gab es und es waren immerhin „Quarantänelager“ und spezielle „Massnahmen“ für Ungeimpfte im Gespräch. Man erinnere sich mal an die Aktion „Zerocovid.“ Eigentlich auch die Planung einer Tötungsaktion denn „Zerocovid“ ist der Tod.
    Eltern zwangen ihre Kinder unter diese bunten Gesichtswimpel und schleppten sie zum Impfbus! Und auch heute: Sie wollen eure Kinder in den Krieg schicken! Und, vernimmt man irgendwo nennenswerten Protest? Nein!
    Am 8. Mai 1945 hat man schnell das Hakenkreuzfähnchen entsorgt und heute schallt es erneut: das hat ja keiner wissen können, wir wußten ja nicht, wohin die Züge fahren….

    1. Korrekt. Es ist vorsätzliche Ignoranz oder funktionale Dummheit. Das Kleinbürgertum ist eben klein. Und wenn es vom Finanz- und Großkapital die Chance bekommt, „groß rauszukommen“, walzt es alles nieder.

      1. Das Kleinbürgertum ist eben klein. Und wenn es vom Finanz- und Großkapital die Chance bekommt, „groß rauszukommen“, walzt es alles nieder.

        Unterschiedslos auf das „Kleinbürgertum“ einzudreschen, ist mindestens genauso ignorant und dumm. Oder bist du kein „Kleinbürger“? Der Protest ging genauso in erster Linie von diesen Leuten aus…

  17. Die innere Befreiung gelang und gelingt den Deutschen nicht – denn es ist tief in ihnen. Bei Corona haben wir gesehen, wie fruchtbar der Boden für einen neuen Faschismus noch ist… und der Deutschen Saat keimt schnell.
    Dafür, dass es so etwas wie eine transgenerationale, „vererbbare“ Schuld gibt, spricht viel – allein die verbissene Haltung zu Israel schreit ja danach, als Kompensation erkannt zu werden.. da aber die Schuld in der Tiefe nicht erlöst ist, unterstützt man groteskerweise den nächsten Genozid und wehrt entschieden jegliche Einsicht – auch überreaktiv – ab.
    Die Rechten versuchen indes der „Schuld“, die auch in ihnen steckt, mit ihrem Schlagwort „Schuldkult“ wegzuwischen, was ebenso misslingen wird, da es widerum nur Verdrängung ist. Ausserdem stehen auch sie fest zu Israel und die Ablehnung der Corona-Massnahmen geschah m.E. nur aus oppositioneller Taktik heraus.

    Ohne das Buch gelesen zu haben, vermute ich, dass es ein überaus wichtiges Werk ist.

    1. Die innere Befreiung gelang und gelingt den Deutschen nicht – denn es ist tief in ihnen.

      Der Widerstand war größer, als in vielen anderen Ländern. Der Boden für Faschismus ist offenbar in vielen Ländern noch viel fruchtbarer, was Faschismus angeht. Wie erklärst du das?

      Dafür, dass es so etwas wie eine transgenerationale, „vererbbare“ Schuld gibt, spricht viel

      Dass du auf ein Konzept wie Erbschuld ansprichst, überrascht mich gar nicht, genau deine Krakenweite…

      allein die verbissene Haltung zu Israel schreit ja danach, als Kompensation erkannt zu werden.. da aber die Schuld in der Tiefe nicht erlöst ist, unterstützt man groteskerweise den nächsten Genozid und wehrt entschieden jegliche Einsicht – auch überreaktiv – ab.

      Nur unsere „Eliten“, alle anderen spielen das Theater höchstens mit zusammengebissenen Zähnen mit oder sind halt denkbefreite Rudeltiere, die einfach immer und überall mitlaufen, wenn von oben verordnet (oder passt Herdentiere besser?)

      Die Rechten versuchen indes der „Schuld“, die auch in ihnen steckt, mit ihrem Schlagwort „Schuldkult“ wegzuwischen

      Welche Schuld hat jemand, der 30 Jahre nach dem Krieg geboren wurde? Und falls es dir nicht aufgefallen ist, du hast selbst gerade den Schuldkult kritisiert (hast ihn nur nicht so genannt).

      Ausserdem stehen auch sie fest zu Israel und die Ablehnung der Corona-Massnahmen geschah m.E. nur aus oppositioneller Taktik heraus.

      Da du offenbar keine Ahnung von „den Rechten“ hast: nein. Die sind bei dem Thema genauso gespalten wie der Rest der Gesellschaft.

  18. Keine neuerliche „Machtergreifung“ ohne das westdeutsche Großkapital.

    Im Januar 1932 hielt Hitler eine Rede im Düsseldorfer Industrieclub, die einen Meilenstein auf seinem Weg zum Reichskanzler bedeutete, weil sich seine Partei seitdem der Unterstützung des deutschen Großkapitals sicher sein konnte, was ihn letztlich an die Macht hievte.

    Genauso stelle ich mir, als Farce natürlich, das Bestreben heutiger Großindustrieller vor, wie sie versuchen, die faschistische Alternative Deutschlands an die Macht zu bringen.

    Der Kleinbürger, der Spießer, darf sich den Faschismus wünschen, und tut dies auf dem Wahlzettel auch kund. Ob er aber mit seinem Begehren Erfolg hat, liegt letztlich nicht in seiner Hand, da hat er nichts zu melden.

  19. Fleckfieber: Vom Seuchenschutz zur Judenvernichtung

    „ Corona und historische Vergleiche – immer wieder werden Parallelen gesucht. Wenig bekannt ist, dass der Kampf gegen Viren, Bakterien und Seuchen in der deutschen Geschichte auch als Deckmantel für Antisemitismus und Massenmord diente.
    (…)
    Was bei der Suche nach historischen Spuren merkwürdigerweise keinerlei Beachtung fand, ist die unrühmliche Rolle, die Seuchenschutz und der Umgang mit Epidemien in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts noch spielten.

    „Seuchenschutz“ als Argument für Ausgrenzung

    Denn deutsche Medizin-Experten waren in den Jahren 1933 bis 1945 auch wichtige Wegbereiter des Holocaust. Argumente und Forderungen nach „Seuchenschutzwällen“ und vollständigem Kontaktverbot begleiteten nämlich mit Kriegsbeginn eine radikale Politik der Aussonderung und Vernichtung osteuropäischer Juden. Ein dunkles Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte, das es lohnt, 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs genauer zu betrachten.“

    https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/holocaust/fleckfieber-seuche-juden-warschau-ghetto-100~amp.html

  20. In der historischen Aufarbeitung der NS-Zeit wird immer wieder betont, dass der Nationalsozialismus und seine Gräueltaten nicht nur von einer kleinen kriminellen Elite, sondern von breiten Teilen der deutschen Gesellschaft getragen und mitgetragen wurden. Nicht umsonst spricht der hier besprochene Historiker Götz Aly von einer „Zustimmungsdiktatur“, in der Millionen Deutsche aktiv oder passiv an den Verbrechen beteiligt waren oder diese tolerierten.

    Heute erleben wir, dass ähnliche Sichtweisen auf kollektive historische Verantwortungen in anderen Kontexten wieder aktuelle politische Bedeutung gewinnen.

    So nimmt die Führung in Russland und China die deutsche Geschichte und deren Aufarbeitung erneut auf eine Weise wahr, die der Beschreibung des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR entspricht. Die Anschuldigungen an Bundeskanzler Friedrich Merz, er sei von familiären und ideologischen Prägungen aus der NS-Zeit geprägt, werden in Moskau und Peking nicht nur als politische Kritik verstanden, sondern auch durch das Prisma der historischen Kollektivschuld betrachtet. Diese Sichtweise ist Teil der geopolitischen Inszenierung, in der Deutschland und andere westliche Staaten in einem Stellvertreterkrieg um die Ukraine als zentrale Akteure erscheinen.

    Dabei ist Merz kein Einzelfall: Auch andere ranghohe Politikerinnen und Politiker in westlichen Ländern, darunter der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sowie weitere Führungspersönlichkeiten, haben familiäre Verbindungen zur NS-Zeit. So war Habecks Urgroßvater Walter Granzow ein enger Vertrauter von Joseph Goebbels und SS-Brigadeführer, während Baerbocks Großvater als „bedingungsloser Nationalsozialist“ in der Wehrmacht diente. Merz Großvater Josef Paul Sauvigny war Mitglied der NSDAP und SA. Diese Fakten werden im politischen Kontext unterschiedlich gewertet, sind aber Teil einer historischen Verwobenheit, die von manchen Staaten heute strategisch politisch instrumentalisiert wird.

    Seit Beginn des Ukraine-Kriegs nimmt die Russische Föderation die Konfliktdynamik und die Eskalation bewusst als einen Stellvertreterkrieg wahr, in dem sie sich der Konfrontation mit dem Westen, insbesondere den USA, gegenübersieht.

    Diese Sichtweise wird auch von einigen westlichen Politikern bestätigt: US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete den Krieg als „Stellvertreterkrieg zwischen Atommächten – den USA, welche die Ukraine unterstützten, und Russland“ und betonte zugleich die Dringlichkeit, diesen Konflikt zu beenden. Damit spiegelt er genau die russische Perspektive wider, dass der Bereich der Ukraine ein Schauplatz einer größeren geopolitischen Auseinandersetzung ist, die das Risiko eines direkten und potenziell nuklearen Konflikts birgt.

    Die zugrundeliegende Machtkonstellation sowie die Rolle Deutschlands in diesem Konflikt werden in Russland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ohne die bekannte Zustimmung und Unterstützung der russischen Eliten hätte der russische Auslandsgeheimdienst SWR einen solchen Bericht kaum veröffentlicht. In diesem Bericht wird Bundeskanzler Friedrich Merz nahegelegt, von einer historischen Racheidee geprägt zu sein, als Ausdruck tiefgreifender ideologischer und familiärer Prägungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, und gleichzeitig als ein entschiedener Befürworter der militärischen Unterstützung der Ukraine, die unter anderem auch Marschflugkörper deutscher Herkunft einschließt.

    Es ist zu beachten, dass der berichtete Inhalt auf einer Veröffentlichung des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR (Sluschba wneschnej razwedki) basiert. Solche Informationsquellen verfolgen häufig eine spezifische politische Agenda und sind daher mit Vorsicht zu bewerten. Die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der dort dargestellten Informationen sind nicht unabhängig verifiziert worden. (Quelle: http://www.svr.gov.ru/smi/2025/09/germaniya-rossiya-80-let-spustya-f-merts-grezit-revanshem.htm, mehr dazu unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Sluschba_wneschnei_raswedki)

    Im Rahmen der demokratischen Meinungsfreiheit und der Transparenz im öffentlichen Diskurs ist es dennoch wichtig, auch solche Darstellungen zugänglich zu machen meiner Meinung nach. Dabei sollte immer klar zwischen einer Darstellung oder Einschätzung einer ausländischen Quelle und belegbaren Fakten unterschieden werden, um einer Verbreitung von Desinformation oder unbelegten Anschuldigungen entgegenzuwirken.

    Diese kontroversen Darstellungen, unabhängig von ihrer Validität, spiegeln den Blick Russlands auf ein Deutschland wider, das in einem Stellvertreterkampf mit Russland agiert und dabei das Risiko eines eskalierenden Konflikts in Kauf nimmt. Dies sollte unbedingt verhindert werden. Solche Informationen spielen in meinen Augen eine essentielle Rolle, damit man sich ein möglichst vollständiges und wahrheitsgetreues Bild der Realität machen kann.

    Angesichts dieser Ausgangslage ist es im Sinne einer offenen politischen Debattenkultur und der demokratischen Meinungsfreiheit elementar, solche Informationen zugänglich zu machen. Dabei gilt es jedoch, zwischen belegbaren Fakten und politischen Bewertungen sowie Propaganda sorgfältig zu unterscheiden.

  21. Sicher ein verdienstvolles Buch eines verdienstvollen Autors. Doch fehlt tatsächlich, wie diese Rezension nahezulegen scheint, jeglicher Bezug zu heutigen Vorgängen? Fehlt der Hinweis darauf, dass Opfer gewesen zu sein, der jüdischen Glaubensgemeinschaft anzugehören nicht schützt vor Mechanismen, wie sie Aly hier anhand der Nazi-Diktatur schildert? Aktuell ginge es doch um die Frage, warum die israelische Bevölkerung nichts gegen den sich vollziehenden Völkermord unternimmt, ihn in grossen Teilen sogar unterstützt. In einem solchen historischen Moment kann Alys Arbeit sogar kontraproduktiv sein, denjenigen argumentatorische Munition liefern, die jegliche Israel- oder Zionismus-Kritik unter scharf zu bekämpfenden Antisemitismus subsumiert, damit Vorgänge verschleiernd, die ganz eindeutig unter das Diktum ‚Nie wieder‘ fallen.

    Wie lange müssen wir noch warten, bis endlich jemand sich aufmacht, eine fundierte Kritik der zionistischen Ideologie zu verfassen, einer Ideologie, deren gewisse Vertreter schon zu Hitlers Zeiten keine Bedenken hatten, mit den Faschisten gemeinsame Sache zu machen, wenn sie annahmen, es würde ihrer Sache einen Dienst erweisen.

  22. Einen guten Ansatz zur Beantwortung der Frage „Wie?“ hat finde ich Klaus Holz geliefert, der Antisemitismus als Konstruktion einer abwertenden Dichotomie „wir vs. die Juden“ definiert hat. Wenn wir darin „die Juden“ als Variable betrachten, anstelle der auch „die Coronaleugner/Schlafschafe/Putintrolle/Ukronazis/Israelhasser/Demokratieablehner“ stehen kann, sehen wir ein Muster, dass womöglich jeder Gewaltanwendung großen Stils zugrunde liegt …

      1. thx! ich stell mir das so vor: zunächst wird ein Bündel „hassenswerter“ Eigenschaften geschnürt (besonders hassenswert sind womöglich die Eigenschaften, die wir an uns selber hassen). Dann wird eine Personengruppe als Träger dieser Eigenschaften benannt, und der Hass auf die Eigenschaften wird zum Hass auf konkrete Ziele, nämlich die Angehörigen dieser Gruppe. Interessanterweise scheint dafür keine eigene Erfahrung mit diesen Menschen nötig zu sein, die bloße Behauptung (Propaganda) scheint (oft) völlig zu genügen.
        Dass das funktioniert kann man in den Kommentarspalten z.B. der ZEIT sehen, das Ausmaß an Hass, das dort AfD Wählern (mit denen die meisten Kommentatoren wahrscheinlich nie geredet haben) oder den Emmanuel Goldsteins unserer Tage, Donald und Wladimir entgegenschlägt ist ungeheuerlich. Aber mir geht’s ja selber nicht anders, wenn ich Berichte über den Gaza-Krieg lese …
        Haben Menschen ein tiefsitzendes Bedürfnis nach Hass?

  23. Ist das nicht alles Kleinzeug? Mir fehlen die großen Linien, die niemals gezogen werden.

    In Deutschland war ein Umsturz nach dem Vorbild der Sowjetunion nicht unwahrscheinlich. Das bedrängt Kapital suchte nach Auswegen. Da kam dieser Hitler und behauptete, die Krisen, die Börsencrashs und die Inflation seien nicht Teil des kapitalistischen Systems, vielmehr würde dieses wie am Schnürchen funktionieren, wären da nicht Juden und Freimaurer, die alles mit ihrem raffenden Kapital sabotieren. Die ganz große Exkulption für den Kapitalismus! Da machten sie die Millionen locker.
    Dann versprach er, Deutschland und später ganz Europa bis zum Ural neu zu gestalten. Ein ganz großer Wendepunkt in der Geschichte und wer wollte da nicht dabei sein? Die Sache hette ihre Faszination. Die erst mit der Kapitulation endete.
    Nebenbei sprach sich schnell herum, wie die Nazis mit ihren Gegnern umgingen. Aus Furcht davor dem Aggressor zuzujubeln, ist eine verlässliche menschliche Reaktion.
    Die Nazis waren übrigens harte Impfgegner. Dies war jüdisch konnotiert und die diesbezüglichen Karikaturen sind natürlich im Internet gelöscht. Aber konkret hat einige veröffentlicht.
    Die Behauptung, die Frontstellung sei diesmal anders, ist falsch. Diese Impfgegner waren und sind heute Nazis. Muss man darüber nach zwei versuchten Staatsstreichen noch streiten?

    1. „Die Nazis waren übrigens harte Impfgegner“
      Unfug.
      Die Nazifaschisten waren die aller härtesten Impffanatiker.
      Der Mercedes ihrer volkshygienischen Schutzimpfungskampagnen: Zyklon B.
      Gerne auch in Kombination mit Nulldiät und ganz viel ehrlicher, wie harter Arrrrrbeit.

      1. @Phineas
        „Die Nazifaschisten waren die aller härtesten Impffanatiker.
        Der Mercedes ihrer volkshygienischen Schutzimpfungskampagnen: Zyklon B.
        Gerne auch in Kombination mit Nulldiät und ganz viel ehrlicher, wie harter Arrrrrbeit.“

        STIMMT!!! +++++

    2. Jedes Wort an sie ist verschwendete Lebenszeit.
      Dennoch möchte ich ihnen dringend empfehlen, einen Therapeuten aufzusuchen. Nicht, dass ihre obsessive Projektion aggressiver Emotionen auf „Impfgegner“ noch dazu führt, dass sie auf so jemanden mit Spritzen einstechen oder anders gewalttätig werden.

      Nochmal kurz: ihre Gleistellung von „Impfgegnern“ mit Nazis ist schwer gestört und offenbart erschütternde Defizite.

    3. Nein, die Nazis waren keine Impfgegner. Das hast du frei erfunden. Das Reichesimpftgesetz von 1874 galt weiter und es waren sogar eine Reihe weiterer Pflichtimpfungen in Vorbereitung, die wegen des Krieges nicht realisiert wurden aber auf deren Basis Impfungen in der Republik nach 1949 eingeführt wurden.

  24. Jeder Historiker ist nur ein Deuter des Geschehens und unterscheidet sich daher fundamental von einem Naturwissenschaftler, der das klar überschaubare Resultat eines Experiments wiedergibt. Kein Historiker kann alle Quellen kennen und angemessen berücksichtigen, deshalb bleibt sein Werk immer(!) bloß Stückwerk und mehr oder wenige subjektive Deutung.

    Ein guter Historiker wird ohne Zorn und Eifer („sine ira et studio“) an die Sache herangehen und versuchen, eine möglichst repäsentative Auswahl der Quellen zu berücksichtigen und angemessen zu bewerten.

    Ein weniger guter Historiker ist von einer Meinung getrieben und sucht nur nach den Quellen, die zu seine voreingenommenen These stützen.
    Bei Herrn Aly scheint mir letzteres der Fall zu sein.

    Meterweise, nein vermutlich eher Zehnermeterweise gibt es zu diesem Thema bereits eine Unmenge allgemeiner und auch speziellerer Darstellungen.
    Warum nun noch ein Buch? Vielleicht hätte in der Rezension etwas mehr herausgearbeitet werden sollen, in welcher Weise sich Alys Opus denn von vorangegangenen Darstellungen unterscheidet?!

    Vielleicht findet sich die Antwort aber in diesem Satz:
    „Hitler war nicht über die Deutschen gekommen, die Deutschen waren zu Hitler gekommen. Sie hatten ihn gewählt, verehrt und bejubelt.“

    Hier muss ich widersprechen. Selbst bei der letzten noch halbfreien Reichstagswahl vom März 1933 erhielt die NSDAP „nur“ 43,9 %. Immer noch viel zu viel, aber keine absolute Mehrheit.
    Es ist insofern unwahr zu behaupten, dass Hitler jemals von einer Mehrheit der deutschen Wähler in einer Reichstagswahl gewählt wurde.

    Was Aly zu gering gewichtet, das ist der Umstand der Kontrolle, der Einschüchterung, der Sanktionierung und der Manipulation in einem totalitären Staat und des Terrors in einer menschenverachtenden Diktatur.
    Seit Jahren ist Aly auf eine seltsam verspannte Art in seine Art Kollektivschuldthese verliebt.

    Gewiss ist es richtig, dass viel mehr Deutsche als in den 1950er Jahren angenommen wurde, von den Untaten der Nationalsozialisten wussten und dass auch viele mitgemacht haben. Leider. Mein Vater wusste beispielsweise seit 1944 einiges davon.

    Genauso richtig ist aber auch die Aussage, dass mehr Deutsche als man gemeinhin erzählt bekommt, nicht einverstanden waren und weit mehr als nur ein paar Leutchen auch aktiven Widerstand geleistet haben. Da gab es Sozialdemokraten, die Flugblätter der Sopade unter Lebensgefahr aus fahrenden Berliner S-Bahnen warfen, da gab es kommunistische Gruppen, die allerdings bald aufflogen und im KZ landeten, da gab es auf katholischer Seite den Kardinal v. Galen mit seinen mutigen Predigten und auf evangelischer Seite die Pfarrer der „Bekennenden Kirche“ und es gab Märtyrer wie Lichtenberg und Bonhoeffer. Da gab es die Konservativen, die bald gemerkt hatten, dass Hitler mit ihnen spielte und sie nicht mit ihm und die leider 1938 bei ihrer Septemberverschwörung gescheitert sind. Ein Attentäter – Hauptmann Heinz – hatte sich schon bereit erklärt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Septemberverschw%C3%B6rung
    Da gab es die Zeitschrift „Die Zukunft“ von Fechter und Bamm, die so weit es ging, durch subtile Kritik auffiel. Da gab es Autoren wie Ernst Wiechert, der mit KZ gemaßregelt wurde für unangepasste Reden oder Ernst Jünger, nach dessen großartigem Roman „Auf den Marmorklippen“ der NS-Kulturpolitiker Philipp Bouhler ihn am liebsten an die Wand gestellt hätte.

    Gewiss trat nicht jeder Andersdenkende wie Elser, die Leute von der roten Kapelle oder von der Septemberverschwörung unter Lebensgefahr als aktiver Widerständler hervor, aber es gab auch unterhalb von diesem Gefährdungslevel Formen der Widerständigkeit, die Aly m.E. viiiel zu wenig würdigt, weil sie nicht zu seiner Kollektivschuldthese passen. Er macht es sich zu leicht, wenn er das Nichtmitmachen unter den Bedingungen einer Diktatur so gering schätzt.

    Mag sein, dass Alys einseitige Sicht etwas mit seiner linksextremen Vergangenheit um 1968 herum zu tun hat … Er forscht eben nicht ohne Eifer und Zorn. Und das er das nicht schafft, das macht ein Stück weit die Tragik seines wissenschaftlichen Lebens aus. Nun, es wird wohl auch psychologische Gründe geben.

    Seine extrem einseitige Sicht ähnelt insofern etwas dem missratenen Machwerk von Daniel Goldhagen.

    Von Hans-Ulrich Thamer wurde schon vor etwa 40 Jahren ein sehr fundiertes und kluges Buch zum NS-Staat geschrieben, das schon in seinem Titel „Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945“ die Dinge besser und mit weiterem Blick zusammenfasst als es Aly tut.

    1. Grundsätzlich gebe ich Ihnen nicht ganz unrecht. Aber auch mit Eifer und Zorn kann man fair sein. Gerade Eifer und Zorn sollten den nötigen Antrieb schaffen, der Sache auf den Grund zu gehen.
      Da hat aber der Autor in meinen Augen versagt.
      Solange man siegt und eine gekränkte Nation sich dadurch Balsam und zugleich Lorbeer verschafft, solange gibt es nicht nur Zustimmung, sondern auch noch eine etwas überzeugte Form davon. Da sind die Deutschen nicht besonders anders als andere Nationen. Als „verspätete“ Nation, die den Kampf um den Platz an der Sonne erst im 2. Akt antreten konnte, war man aufgrund von sonstiger „Größe“ und eigenen „Leistungen“ durchaus über diese strukturelle Zurücksetzung empört.
      Was sich dann in den Kolonien, besonders um heutigen Namibia abspielte, können nur Unzivilisierte nicht als eklatanten Zivilisationsbruch werten. Aber es war beileibe nicht der erste.
      Und wer Friedensbedingungen wie in Bresk-Litowsk stellen kann, die dazu vergleichsweise „milden“, wenn auch sehr harten von Versailles als „Schmach“ tituliert, ist eine wehleidige Furie.
      Jede fähige Regierung, gleich welcher Richtung, hätte damit relativ gut umgehen können.
      Aber wann gab es in Deutschland schon fähige Regierungen?

  25. Wer den Zivilisationsbrich nicht spätestens mit der Hunnenrede des letzten Monarchen wahrnimmt, ist ein analytischer Spastiker.
    Die Weimarer Republik hat sich durch Unfähigkeit selbst abgeschafft. Solange ein Brüning deswegen nicht „verteufelt“ wird, solange wird (viel) zu wenig verstanden. Aber dann müsste man auch die „Schwäbische Hausfrau“, personifiziert in Wolfgang Schäuble, zum Teufel jagen.
    Ohne massive Verschuldung, ohne Mefo-Wechsel, wäre Hitler schnell gescheitert. Aber so konnte er einen Teil der sonst brach liegenden Arbeitskraft für die Rüstung und Infrastruktur, aber auch für die elementaren Bedürfnisse sonst hungernder oder vor dem Hungertod stehender Menschen nutzen.
    Wer glaubt, dass nur Deutsche den Verlockungen von Macht und Privilegien erliegen, muss seine Scheuklappen schon besonders eng anliegend positioniert haben.
    Wer selbst mit alltäglichem Sterben von Angehörigen und Kriegseinschränkungen konfrontiert ist, wird den keineswegs in den Schlagzeilen stehenden Vernichtungshandlungen an und hinter der Front überhaupt Aufmerksamkeit widmen.
    Wie viele sowjetische Kriegsgefangene sind aufgrund Nichtverpflegung jämmerlich krepiert? Und gibt es daraus eine Verpflichtung mit entsprechendem Verantwortungsgebaren?
    Wenn kümmert schon ernsthaft die von Fachjuristen eindeutig als Genozid bezeichnete Kriegsweise im Gazastreifen?
    Ist das nicht auch eine Form von Diskriminierung? Und noch dazu eine besonders schäbige, weil sie vor allem eindeutig Unschuldige tötet? Und das trotz eines eindeutig auf anderen Werten aufbauenden Rechtsstaates, bei dem aber anscheinend die Gewalteinteilung nicht funktioniert?

    Kann diese Gesellschaft mit ihrem Geschäftsmodell „Kapitalismus“ in der jetzigen Form wirklich umgehen?
    Warum dürfen Politiker eindeutig nicht dem Frieden dienende und der internationalen Rechtsordnung entsprechende Parolen verbal absondern, ohne befürchten zu müssen, dafür belangt zu werden?
    Wenn Menschenrechte unteilbar sind: Warum werden sie dann durch staatliche Institutionen doch geteilt oder dieser Anschein erweckt?
    Warum sind so viele akademisch Gebildete nicht in der Lage oder willens, den aktuellen Irrweg klar zu benennen und auf andere (grundgesetzkonforme) Lösungen zu setzen?
    Warum hat ein fähiger Analytiker wie „Altlandrebell“ keine Arbeit, obwohl er der aktuellen Elite allein auch dann noch massiv überlegen ist, wenn diese in Kompanie-Stärke antritt?
    Sollte es in Zukunft ernsthaft Verwerfungen geben, werden diese über das Niveau hinausgehen, mit denen diese Gesellschaft jemals konfrontiert war. Aber durch Un- und Fehltätigkeit kann man dann auch nicht behaupten, dass es diese nicht redlich verdient hätte.

  26. seine Bereitschaft zur Teilnahme an einem System der Barbarei.

    Ja, da sind wir doch schon wieder dabei mit Großer Pestilenz und Russlandfeldzug und Genozidbeihilfe.
    Und auch die Plünderung des Globalen Südens nach 45 war bereits Barbarei. Lübkes „Meine Damen und Herren, liebe Neger“ war zwar auch witzig, aber damals bereits sind die Menschen verhungert aufgrund unserer Plünderungen.

    1. 2020 war der Startschuß. 2022 war der Kahn aber bereits so Leck geschlagen, daß die Bourgeoisien nach anderen Möglichkeiten suchten die Löcher zu stopfen. Die beliebig gewählten Narrative und Ablenkmanöver verbrauchen sich immer schneller und die Handlungen werden immer erratischer.

  27. Die heutige AfD mit der „National-Sozialistischen Deutschen Arbeiter Partei“ gleichzusetzen, das ist gewagt. Den heutigen Marsch in den“Untergang“ haben SPD und Grüne schon 1999 begonnen. Ab 2005 machte die CDU/ CSU in wechselnden Koalitionen weiter. Was auffällt, ist die Tatsache, das die SPD bis auf wenige Jahre immer mit am Tisch der Macht sass.
    Das einzige, was heute und damals gleich scheint, ist der kollektive Narzissmus der Gesellschaften…
    Die Anheizer eines Krieges gegen Russland sitzen ebenfalls vorwiegend im SPD- Lager, während die AfD eher im Lager der Kriegsgegner zu finden sind.
    Meines Erachtens geht es in den gegenwärtigen Konflikten um den Kamp zwischen den von transnationalen Konzernen und der „Finanzindustrie“ geforderten Globalismus und der Rückbesinnung auf nationale Souveränit der Staaten. „Linke“, SPD und Grüne wollen die Nationalstaaten abschaffen, während AfD, ReformUK, Le PEN ….. für die Wiederherstellung der nationalen Souveränität kämpfen.

    1. @Ronald

      Sie haben die politische Grundkonstellation für meine Begriffe mit wenigen Worten gut auf den Punkt gebracht.

      An einer Stelle drücken Sie sich allerdings unnötig vorsichtig aus.
      Der Gleichsetzung dieser zwei Parteien wäre nicht bloß „gewagt“, sondern absolut falsch und regelrecht schwachsinnig.
      Wer diese Gleichsetzung vertritt, der betreibt schlichtweg Volksverhetzung.

  28. Im nachhinein jemand aus der Erkenntnis der Nachwelt zu verurteilen ist billig und heuchlerisch. Es setzt voraus, dass Widerstand nicht den Tod zur Folge haben könnte. Doch das hatte es von 33 bis 45. Wer das leugnet, lügt. 33 haben viele noch gegen SA und NSDAP die Judenboykotte umgangen. Doch 1938 war der Widerstand endgültig gebrochen. Und das durch dem schleichenden Prozess. Man sollte sich mal mit dem Milgrimexperiment auseinandersetzen. Die Mehrheit wird immer mitmachen. Egal in welchem Land. Da sind die Deutschen keine negative Ausnahme. Die Mehrheit der Belgier, Portugiesen, Franzosen oder Briten haben die genauso schlimmen Verbrechen des Kolonialismus mitgemacht. Und sie haben heute noch keinerlei schlechtes Gewissen. Im Gegenteil. In Frankreich stehen überall Denkmäler für die Gefallenen im Algerienkrieg. Was bitte hat Frankreich in Algerien Krieg gegen Algerier zu führen? Und selbst die Niederländer haben kein Problem mit ihrer kolonialen Vergangenheit. Aber natürlich waren es ausschließlich die brutalen Boches, die Deutschem, die koloniale Verbrechen zu verarbeiten haben. Indien und der Kongo lassen grüßen.

  29. Oh je! Leider sind fast 100 % der Kommentare am Thema vorbei, indem sie die Vergangenheit mit dem Heute vergleichen. Das Buch beschäftigt sich aber, soweit ich das mitbekommen habe, nur mit der Nazizeit. Statt dessen kommt die AfD ins Spiel oder wie das wirklich gewesen wäre mit Corona – und unendlich viel Spekulatius und Schwurbelei.

    Was ich im Artikel gelesen habe, könnte das Buch schon kritikwürdig sein, bzw. was ich über den Autor weiß. Der ist nämlich schon ziemlich zionistisch eingestellt. Gleichzeitig schien er mir recht sanftmütig. Seine politische Einstellung, die eben doch ziemlicher Mainstream in Deutschland ist, könnte verhindern, dass er wirklich Antworten hat auf die Frage nach dem Warum.

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