Verfassung first! – Über Glückseligkeit im Jenseits und Macht im Diesseits

Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt (Marienberg). Bild: F.R.

Wir leben in keinem Kirchen-Staat, sondern in einem säkularen Verfassungs-Staat. Gläubige, Andersgläubige und Ungläubige müssen miteinander auskommen. Der Staat selbst aber muss gottlos sein. Es gilt, die Grundsätze des säkularen Staates zu verteidigen.

Gleich vorweg: Ich bin gottlos glücklich! Schon als Siebzehnjähriger habe ich den Hort der „Heiligen Kirche“ auf schnellstem Weg verlassen. Zuviel kam da zusammen: die absurde Apfelgeschichte aus dem Paradies, die kruden Erzählungen von Gottes Leihmutter Maria, vom Heiligen Geist und einem doppelten Schöpfer, der aus Jesus und seinem Vater bestand; allerlei abstruse Auferstehungs- und Wundergeschichten, dazu die ständige Sünden-Drohung samt (freilich nicht mehr funktionierender) Erzeugung und Nutzbarmachung des schlechten Gewissens.

Ein schmales Buch begleitete mich damals bei der Flucht aus ”meiner“ Kirche: Bertrand Russells Textsammlung Warum ich kein Christ bin. Darin beschreibt der Philosoph, Mathematiker und Literatur-Nobelpreisträger geistreich und unterhaltsam die Geschichte des Christentums als eine von Grausamkeit, Machtpolitik und Unterdrückung. Für Russell ist die Lehre der christliche Gottesidee mit ihren Moralgeboten und Erlösungsversprechen „eines freien, selbstbestimmten Menschen unwürdig“. Für mich wurde die Lektüre zum atheistischen Erweckungserlebnis. Kurzum: ich wollte mein Leben nicht mehr unter der Schirmherrschaft von Jesus und seiner Kirche leben. Ich verabschiedete mich.

Von der Sehnsucht nach dem Garten Eden und anderen himmlischen Wohlfühl-Oasen

Über den Glauben wurde und wird immer gestritten. Wenn es um unser aller Anfang geht, um den Beginn des Lebens und um unser Ende, dann kommt der religiöse Glaube ins Spiel – unausrottbar wie Christopher Hitchens konstatiert, zumindest so lange, „wie wir unsere Angst vor dem Tod, vor der Dunkelheit, vor dem Unbekannten” nicht überwunden haben. Oft wird ja vermutet, Religion existiere allein, um das Diesseits und den Tod zu überwinden. Gott sei eine Projektion.

Der liebe Herrgott als Wegbegleiter, Hoffnungsträger und Sinnstifter. Eine schöne Vorstellung, vor allem für jene, die nicht gerne alleine unterwegs sind. Wer Gott neben sich wünscht, der sollte dazu bereit sein, den eigenen Verstand auszuknipsen. Zum Beispiel die ungelöste Grundfrage, warum es so viel Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Barbarei und Elend auf der Welt gibt, wenn doch alles von einem liebenden und allmächtigen Gott geschaffen wurde. Selbst die intensiv Religiösen tun sich hier mit einer plausiblen Antwort schwer. Sie sind gezwungen, sich dümmer zu stellen, als ihr lieber Herrgott sie geschaffen hat.

Ja, der Glaube kann Menschen Trost, Halt, Erleichterung und Orientierung geben, ihnen sagen, wo´s lang geht in Richtung Himmelreich, dort wo ein Leben nach dem Leben auf ihn wartet. Die Sehnsucht nach den Götterboten, dem Garten Eden und anderen himmlischen Wohlfühl-Oasen, sie wird verlässlich und unablässig geliefert. Gott ist immer bei Dir. Er schenkt Dir ewiges Licht, das alles so hell, gut und warm macht. Den Glauben zu leben ist wie ein Märchen. Er schafft Sehnsüchte, um sie zu stillen. Seelenheil forever.

Höhere, gottgesalbte Moral

Religionsgeschichte ist eine Wahn- und Gewaltgeschichte. Ob der christliche Verweis auf einen von Paulus gefärbten Jesus, der vorgeblich kommt, um das Schwert zu bringen, das als Rechtfertigungsgrund gilt für Kreuzzüge, ob die Inquisition, ob die Religionskriege, ob die Bartholomäusnacht, ob die Hinrichtungen auf dem Scheiterhaufen, bis hinein in 20. Jahrhundert – eine Kontinuität der Barbarei. Der Religionskritiker Karlheinz Deschner hat diese über 2000 Jahre währende „Kriminalgeschichte des Christentums“ umfassend und profund dokumentiert. Da möchte Mohammads Gefolgschaft nicht nachstehen. Auf fast allen Seiten des Korans finden sich Hinweise und Aufforderungen, die Ungläubigen (und Andersgläubigen) samt deren Kultur und Zivilisation zu zerstören – im Namen eines barmherzigen Allahs. Und der jüdische Wahn vom auserwählten Volk? Dito. Moses, Paulus, Mohammed – ihre Biographen sind schauderhafte Belege für den rasenden religiösen Irrsinn. Für Gewalt, Missachtung, Bosheit, Hinterlist, Niedertracht, Perversion und Verbrechen – eifernd und gnadenlos im Namen ihres Gottes.

Wir dürfen festhalten: Die Geschichte der Religionen ist eine von flächendeckender körperlicher und seelischer Grausamkeit, von irdischer Machtpolitik und Unterdrückung. Und dass es kein Ende damit hat, zeigen die jüngsten Verbrechen weltweit verübten Missbrauchs von Priestern an Schutzbefohlenen. Die Kirche ein religiöses Schreckenshaus, in dem grässliche Dinge passiert sind und passieren.

Priester, Rabbiner und Imane – das eifernde Bodenpersonal Gottes

Und so werkeln und metzeln sich die Religionen weiter durch die Weltgeschichte. Priester, Rabbiner und Imame, das eifernde Bodenpersonal Gottes, führen diese Elends- und Wahngeschichte fort. Wir müssen nicht allzu weit in der Geschichte zurückgehen (dazu bräuchte es eine mehrbändige Enzyklopädie) – nein, nur in die achtziger Jahre, als das multi-ethische und multireligiöse Jugoslawien unter einer Hass-Lawine begraben wurde und mörderische Banden aus religiösen Eiferern und faschistoiden Vaterlandskämpfern sich gegenseitig massakrierten. „Säuberungen“, Vergewaltigungen und Massenmord in Namen des jeweiligen Gottes. Millionen, verloren und gaben dabei ihr Leben, fielen dem Religionswahn und den „ewigen Wahrheiten“ zum Opfer.

Trotz der monströsen Gräuel, die im Namen irgendwelcher Götter in aller Welt wiederholen und fortgesetzt werden, reklamieren alle Religionen und deren Vertreter noch immer einen Alleinvertretungsanspruch ethischen Handelns, eine höhere, gottgesalbte Moral – und ein erheblicher Teil der Islamisten scheut wegen angeblicher „Herabwürdigung des Korans oder des islamischen Propheten Mohammed“ nicht vor Gewalt und Terror zurück.

Hierzulande verzichten beseelte Glaubens-Advokaten und fanatische Gottes-Fans auf Gewalt (diese Zeiten liegen Jahrhunderte hinter uns…), aber auch sie geben sich nicht mit ihren Versprechungen und Verheißungen zufrieden; nein, sie versuchen, sich in das Leben Nichtgläubiger und Andersgläubiger einzumischen. Diese Einmischung wird dann besonders anmaßend und giftig, wenn sich der Staat zum Komplizen macht. Mittel und Wege sind dabei variabel, die Absicht konstant: Sie propagieren die Glückseligkeit im Jenseits, wollen aber die Macht im Diesseits. Dabei können die klerikalen Angstmacher mit vielfältiger Unterstützung irdischer Machtverwalter rechnen. Eine friedliche Koexistenz, eine gewinnbringende Komplizenschaft.

Es gibt keinen Verfassungsgott, der Staat muss gottlos sein

Wir leben in keinem Kirchen-Staat, sondern in einem säkularen Verfassungs-Staat. Es herrscht Glaubensfreiheit. Gläubige, Andersgläubige und Ungläubige müssen miteinander auskommen. Jeder Bürger darf seinen Gott, auch mehrere Götter haben. Jeder darf glauben, was er will, beten, zu wem er will. Jeder darf sich seinen Sehnsüchten und Paradiesträumen hingeben, wodurch er sein immerwährendes Seelenheil zu erlangen erhofft. Das private Illusionsglück steht unter staatlichem Schutz – solange es Privatsache bleibt. „In einer freien Gesellschaft gibt es keine Eintracht der Glaubensbekenntnisse. Die Glaubensfreiheit des einen endet, wo jene des anderen beginnt. Das ist das Prinzip der Religionsfreiheit.“

Der Staat selbst aber muss in Glaubensdingen – gewissermaßen zum Schutz der Menschen und ihrer Freiheit – neutral bleiben. Er muss gottlos sein. Doch genau daran hapert es. Obwohl die Kirchen hierzulande seit Jahrzehnten rapide an Mitgliedern verlieren und inzwischen weniger als die Hälfte der Bevölkerung Mitglied in einer der beiden christlichen Großkirchen ist, bestehen die Kirchen auf jahrhundertealten Privilegien. Und der Staat gewährt sie ihnen – in Form von Sonderrechten, zweifelhaften Subventionen und steuerlichen Vergünstigungen. Diese Komplizenschaft zwischen Staat und Kirche ist nicht mehr zeitgemäß. Das klerikale Kartell muss ein Ende haben. Die Errungenschaften der Aufklärung müssen verteidigt werden, damit Gott nicht in die Politik zurückkehrt.

Es geht um die allgegenwärtige Allianz von Staat und Kirche, um vielfältige und vielfache anachronistische Wirklichkeiten, um religiöse Privilegien und Vorteilsnahmen in unserem eigentlich doch säkular verfassten Gemeinwesen. Es geht um die andauernde Verletzung des Verfassungsgebots staatlicher Neutralität. Kirchliche Sonderrechte bleiben unangetastet, die religiöse Problemzonen werden weiterhin toleriert. Das sollte ein Ende haben.

Es gibt keinen Verfassungsgott – auch nicht in einem verdeckten Schrein unseres Grundgesetzes.

Gott mag für einige Menschen ein sinnhaftes Zukunftsversprechen sein, für andere eine attraktive Möglichkeit, die Gegenwart zu bewältigen. Der Staat selbst aber muss gottlos sein. Die Deutungsmacht über metaphysische Wahrheitsfragen gehört nicht in den Aufgabenkatalog des Staates. Religion ist Privatsache. Und was mich betrifft, halte ich es mit Blaise Pascal, der an Leute wie mich dachte, als er einem Brieffreund schrieb: „Ich bin so geschaffen, dass ich nicht glauben kann.”

Vorwort aus dem Buch von Helmut Ortner: DAS KLERIKALE KARTELL. Warum die Trennung von Staat und Kirche überfällig ist. Nomen Verlag,  274 Seiten, 24 Euro

Helmut Ortner

HELMUT ORTNER hat bislang mehr als zwanzig Bücher, überwiegend politische Sachbücher und Biografien, veröffentlicht. Zuletzt erschienen: „Heimatkunde – Falsche Wahrheiten. Richtige Lügen“ (2024), „Das klerikale Kartell. Warum die Trennung von Kirche und Staat überfällig ist“ (2024) und „Volk im Wahn – Hitlers Deutsche oder Die Gegenwart der Vergangenheit“ (2022). Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
www.helmutortner.de
Foto: Peter Hönnemann
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58 Kommentare

  1. Schon der erste Satz ist falsch. Deutschland ist ein römisch-katholischer Staat.
    In fast jedem Klassenzimmer hängt ein Folterinstrument, das Kreuz, in manchen Ländern sogar per Gesetz.
    Ich konnte nicht Pate werden weil ich nicht in der Kirche bin.
    Der Staat als Dienstleister kassiert die Kirchensteuer ein.
    Die Kinderfickermafia hat ihre eigene Justiz die ihre Verbrechen eher kaschiert als aufklärt.
    uvm.

    1. In welchem Deutschland sind Sie denn gewesen? In keinem Klassenzimmer staatlicher in dem ich jemals war oder meine Kinder oder die Kindergärten hatten irgendwo ein Kreuz hängen. Selbst bei Kindergärten die von Caritas oder Diakonie betrieben wurden. Waren Sie vielleicht in Bayern?

      Wenn überhaupt ist die BRD protestantisch-preußisch geprägt. Katholisch ja eben gerade nicht, weil Bismarck für die kleindeutsche Lösung optierte um das konkurrierende katholische Wien draußen zu halten. Ändert aber auch nichts am den unverdienten Sonderrechten der beiden großen Kirchen, die gestrichen gehören.

      1. @Alfred Nonym
        „In welchem Deutschland sind Sie denn gewesen? In keinem Klassenzimmer staatlicher in dem ich jemals war oder meine Kinder oder die Kindergärten hatten irgendwo ein Kreuz hängen.“

        Stimmt, bei uns hing auch kein Kreuz, weder im Kindergarten noch in der Schule.

        Das mag aber vielleicht in Bayern anders sein aber das kann ich nicht beurteilen.

        Trotz Kirchensteuer zahlt der Staat für die oberen Kirchenfürsten die Gehälter und nicht die Kirche aus den Einnahmen. Das ist schlichtweg ein Unding!

        Die Kirchensteuer gibt es nichtmal in Italien.

        1. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern war/ist, aber in Bayern war Religion zu meiner Zeit schriftliches Prüfungsfach (Pflicht!) im Abitur.

      2. Baden Württemberg, ist schon runde 60 Jahre her.
        Den Pfaffen der „Religionsunterricht“ gab, habe ich als elenden dreckigen Sadisten kennengelernt.

  2. Deutschland ist kein wirklich säkularer Staat. Die Kirchen werden immer noch vom Staat, also auch von Atheisten oder Andersgläubigen, bezahlt und gefördert… Überall findet man den Gottesbezug und wehe es wird kritisiert!
    Der Einfluss der Kirche auf die Erziehung von Kindern ist auch in fast jeder Grundschule/Kindergarten zu finden, wo die sich eigentlich heraushalten sollten.

    1. @n.b
      Also bei uns war das weder im Kindergarten noch in der Schule so.

      Aber bei katholisch strengen Eltern gab es oftmals Zwang, wie mir eine Bekannte berichtete.
      Die katholische Grundschule war für sie schon schlimm genug und wenn sie sich weigerte am Sonntag zum Gottedienst zu gehen wurde sie vom Vater in den Keller gesperrt und Essen gab es an diesem Tag auch nicht mehr.

  3. ich habe schon als kleines Kind nicht verstanden, warum ich zu etwas beten sollte, das doch offensichtlich gar nicht existierte. Ich durfte mich dann quasi zwangskonfirmieren lassen und habe dann auch später die erste Gelegenheit genutzt, diesem zweifelhaften Verein endgültig den Rücken zu zu kehren. Ich habe es nie bereut.

  4. “ Die Kirche tut so viel Gutes !“

    Tut sie nicht ! Sie knüppelt freie
    Träger sozialer Dienstleistungen
    wirtschaftlich gnadenlos nieder.
    Die Kirche konkurriert durch Preisdrückerei andere Anbieter
    der Jugendhilfe, Altenhilfe, Wohnungslosenhilfe usw. aus
    dem Rennen, weil sie durch
    staatliche Zuschüsse, Kirchensteuern, Sondererlaubnisse
    die Preise ihrer Angebote unter
    denen der Konkurrenz anbieten
    kann. Die Kirche ist ein marktwirtschaftliches Monopol,
    das die sinkende Qualität ihrer
    sozialen Dienstleistungen bestimmen darf.

    Konfessionslosen Konkurrenten bleibt die Lohndrückerei um
    nicht vom Markt zu verschwinden, mit der Folge, dass eine Berufsflucht aus sozialen Berufen stattfindet und immer weniger Schulabgänger überhaupt erst den Einstieg suchen. Wenig Geld kann man schließlich auch woanders verdienen. Kein Schwein geht fürs Seelenheil arbeiten.

    Die Kirche selbst bekommt kaum noch Personal. Das ist ihrer früheren Großkotzigkeit geschuldet, nur überzeugte Gotteskrieger einstellen zu wollen und der Dummheit, alles tun zu müssen um ihrem Ruf zu schaden. Ein Streikrecht verbieten die Kirchentarife.

    So gehet hin, tuet Gutes und lecket mich am Arsche !

    P.S.
    Wer an höhere Wesen glaubt, die einen auf Schritt und Tritt beobachten, muss sich über Stimmen im Kopf nicht wundern.

    1. „Ein Streikrecht verbieten die Kirchentarife.“

      Das stimmt zwar genauso wie die Kirchen gegen Betriebsräte vorgehen, aber es ist doch die eigene Schuld der Angestellten, wenn sie nicht ihre Rechte einfordern. Einfach mal Betriebsrat gründen und streiken. Aber dem durchschnittlichen Sozialbereichmenschen fehlt da leider der Mumm und sie lassen sich Honig ums Maul schmieren von ihrem Arbeitgeber. Christliche Nächstenliebe blabla. Habe ich selbst mehrfach miterlebt wie Kondergärtnerinnen ausgenutzt wurden von Caritas und Diakonie. Lustigerweise wenn man mit Anwalt und Klage winkt, sind sie ganz schnell mit hohen Abfindungen. Die wissen, daß das nicht so ganz rechtens ist was sie da tun.

  5. Von dem Eifer und dem Sendungsbewusstsein vieler Atheisten könnten sich so einige Gläubige eine Scheibe abschneiden. Ironie off.

    Ehrlich: Diese festen Gewissheiten gläubiger Atheisten stossen mich jedesmal ab, wenn ich sie lese. Agnostiker sagen, sie können nicht wissen, ob es Gott gibt. Gläubige glauben, aber wissen nicht.

    Atheisten hingegen sind wie die Taliban oder andere religiöse oder ideologische Extremisten: Sie sind überzeugt, zu wissen. Die einen, dass es Gott nicht gibt, die anderen, dass er existiert.

    Mit der Forderung nach einem säkularen Staat gehe ich allerdings konform, soweit es nicht die Menschenrechte betrifft, die sich übrigens aus einem Naturrecht ableiten, das sich explizit aus dem christlichen Menschenbild speist.

    Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot usw. usf.: DAS ist übrigens die von vielen Atheisten halluzinierte Gewaltlosigkeit ohne Gott! Als ob es an den Religionen liegen würde, dass Menschen anderen Menschen sehr phantasievoll Grausamkeiten zufügen. Aber das wird von Atheisten immer schön unter den Teppich gekehrt, weil man ja auf die Religionen fokussiert ist, die angeblich alles Übel der Welt hervorgebracht haben. So einfach kann man sich die Welt machen: Aber dafür sind Ideologen aller Couleur ja bekannt: Die Welt/Wahrheit/Realität einfacher machen zu wollen, als sie ist (auch der Kapitalismus ist übrigens eine Ideologie) und damit überall massiven Schaden anzurichten und zwar ganz ohne Religion!

    1. Diese Sorte von Atheisten, die Sie hier beschreiben, die kenne ich auch. Aber die haben sich meiner Erfahrung nach nicht vollständig vom religiösen Dogmatismus gelöst. Die haben lediglich das Dogma Gott zum Dogma Kein-Gott gewechselt (also eine simple Negation).

      Im Übrigen gehören Religionen natürlich auch in den Bereich der Ideologien (im Sinne von Weltanschauungen). Ihnen da eine besondere Stellung zuzubilligen macht meiner Meinung nach wenig Sinn, denn der größte Teil der Merkmale, die auf Ideologien zutreffen, die treffen auch auf Religionen zu. Ich würde eine Unterscheidung eher innerhalb der Kategorie Ideologie ansetzen, nämlich unterscheiden zwischen dogmatischen Ideologien (wozu auch Religionen gehören) und Ideologien, die sich der Realität, der Empirie stellen und zu Änderungen bereit sind (wie in einigen Wissenschaftsbereichen).

    2. @Bettina-di-Monaco
      „Atheisten hingegen sind wie die Taliban oder andere religiöse oder ideologische Extremisten: Sie sind überzeugt, zu wissen. Die einen, dass es Gott nicht gibt, die anderen, dass er existiert.“

      Ja, ja, die bösen Atheisten aber Prediger die Kinder mißbrauchen, prügeln, foltern und bis heute nicht bestraft werden sind gute Gläubige, meine Güte wenn das kein Extremismus ist dann weiss ich es auch nicht mehr.

      Übrigends, mir ist es egal, was oder an wen jemand glaubt oder in wlecher Glaubensgemeinschaft er ist.

      Was mit nicht egal ist wenn diese Leute mir ihren Glauben, ihre Ideologie oder ihren Willen aufzwingen wollen. Umgekehrt mache ich das auch nicht!

      Deshalb sind unsere Kinder auch nicht getauft worden die konnten als sie alt genug waren sich frei entscheiden, ab 14 Jahren gibt es schließlich Religionsfreiheit.

    3. Absolute Zustimmung.
      Schon der erste Satz Ihres Kommentares bringt es auf den Punkt. Hinzu kommt, daß mich dieses ewig gleiche, vorhersehbare und plakative Geschwafel einfach nur unendlich anödet.

    4. Die Nazis waren nicht gottlos. Atheisten wurden im Dritten Reich verfolgt.

      Hitler war Katholik.

      Aber die Christen müssen immer weiterlügen. Kein Wunder, denn das Christentum ist selbst eine Lüge.

    1. Woraus sich die Schlussfolgerung ergibt, dass Gläubige auf festem Boden von der steten Wahnvorstellung befallen sind, sich in einem abstürzenden Flugzeug zu befinden.

      Herzlichen Glückwunsch.

        1. Wie ich schon schrieb:

          Herzlichen Glückwunsch!

          Außerdem:

          Selbst wenn dem so wäre (was es nicht ist), ist es kein Beweis für die Existenz ‚Gottes‘.

          Und genau darum geht es.

          1. @Dan

            Warum sollen die Menschen auf Erden auch zunächst leiden, das Mordhandwerk lernen, mit Gott in Kriege ziehen, sich ausbeuten lassen, andere hassen zu lernen, sie zu ermorden, hungern und rieren um dann dem Glauben nach im Himmel die himmlische Ruhe oder die sieben Jungfrauen zu finden.

            Wäre es nicht eher angebracht das Leben auf Erden ohne Hass und Gewalt usw., zu genießen?

  6. Zu kritisieren ist meiner Ansicht nach zunächst, dass Helmut Ortner seine Religionskritik ausschließlich auf die abrahamitischen Vertreter bezieht. Als wenn es anderswo nicht auch noch autoritäre und gewaltbereite Religionen gäbe, gerne gewürzt mit einer gehörigen Prise Rassismus, beispielsweise in Tibet.

    Religiöser Glaube hat der Menschheit mal bei der Bewältigung ihres Lebens geholfen. Zu diesem Zweck hat man sich „Götter“ vorgestellt, weil man sich anders nicht die eigene Machtlosigkeit gegenüber allerlei Naturphänomenen erklären konnte – einschließlich Götter, die für intensive Gefühle wie Liebe oder Hass/Rache zuständig sind.

    Die monotheistischen Religionen, die einen einzigen Gott als Obermotzer setzen, entstanden parallel zu den entsprechenden Gesellschaftsformen. Es ist kein Zufall, dass die christliche Vorstellung des einen Gottes weitgehend identisch ist mit der weltlichen Ausprägung einer Monarchie: So wie der irdische König ein Heer befehligt, so hat auch der göttliche Herrscher seine himmlischen Heerscharen zur Verfügung, beide hocken auf ’nem Thron, beide geben ihre Macht an Nachkommen weiter usw.
    Ursprünge dieser Art von Religion sind im ollen Ägypten zu suchen, wo dereinst der Pharao ein Gottkaiser war, also weltlicher und himmlischer Herrscher in Personalunion. Die ungefähr vergleichbare Verehrung des Regenten ist bis ins deutsche Kaiserreich sichtbar (siehe Heinrich Manns Roman Der Untertan).

    Und genau hier müssten wir die Wurzeln für so allerhand Missstände der Jetztzeit suchen: Wir sind immer noch obrigkeitshörig, zwar nicht mehr einem Kaiser gegenüber, aber seine Büttel haben überlebt. Jetzt ist es halt der Staat, der eben nicht uns als Souverän hat, sondern den wir als Autorität erleben, die uns ihren Willen aufzwingt. Der Kaiser wurde formal abgeschafft, seine Minister und Büttel blieben. Höchst jetzige Gestalten wie Trump, Leyen, Merz übrigens versuchen zunehmend absolutistisch zu herrschen – mit beachtlichem Erfolg.

    Selbstverständlich teile ich Ortners Kritik, dass „unser“ Staat sich bis heute nicht vollständig säkularisiert hat. Es ist aber zu beachten, dass man diesen Missstand seinen Bürgern anlasten muss: religiöse Fanatiker unterschiedlicher Geschmacksrichtungen sitzen in unseren Parlamenten, weil wir sie da hinein gewählt haben. Und sie sind überall unter uns.

    Man muss nicht mehr an einen Gott glauben, um autoritätshörig zu sein

    Das war doch beispielhaft rund um die Schmierenkomödie betreffend die Richterin Brosius-Gersdorf ganz wunderbar zu sehen: Es war die Einheitsfront von AfD, dem AfD-Flügel von CDU und CSU, gewissen Kirchenkreisen und entsprechenden Journalisten (wie beispielsweise De Lapuente), die in einem gewaltigen Scheißesturm über diese Frau haltlose Lügen verbreiteten, und zwar dermaßen intensiv, dass weite Teile der Bevölkerung die Lügen für die Wahrheit hielten. So lange, bis eine seriös und einvernehmlich getroffene Entscheidung nicht mehr umsetzbar war – die Lügen der Fanatiker waren stärker. Der Glaube hat mal wieder ’nen Berg versetzt.

    (Und hier machen sich immer noch Leute über die Trump-hörigen Nordamerikaner lustig …)

    1. Die Brosius Gersdorf meinte die Würde des Menschen beginne erst ab der Geburt. Darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.
      Des Weiteren war sie der Auffassung, daß die AFD verboten werden soll und sie fand es schade, daß man die Wählerschaft der AFD nicht gleich mit beseitigen könne.
      Und sie war für eine allgemeine Impfpflicht in Sachen Covidie. Auf die Frage warum das der Fall war, sagte sie: weil die Mehrheit der Bevölkerung das so wollte……
      Das hat nicht allen geschmeckt. Mir auch nicht. Ich möchte kein politisiertes Bundesverfassungsgericht. Ich finde eine Verfassungsrichterin hat kein Parteibuch zu haben. Mir ist schon der Harbarth maximal auf die Nerven gegangen.

      1. Mir ist klar, dass es unmöglich ist, bewusste Lügner von der Wahrheit zu überzeugen. Sie wollen sie ja schließlich absichtlich verzerren oder verleugnen. Aber vielleicht lesen hier ja auch Rezipienten mit, die noch ein Interesse an der Wahrheit haben.

        Die Brosius Gersdorf meinte die Würde des Menschen beginne erst ab der Geburt. Darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.

        Stimmt. Darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Und weil Frau Brosius-Gersdorf eine andere Ansicht hat als Sie, deshalb ist sie als Verfassungsrichterin ungeeignet? Steht „die Jasmina“ über dem Bundestag und Bundesrat?

        Des Weiteren war sie der Auffassung, daß die AFD verboten werden soll …

        Das ist eine grob böswillige Fehlinterpretation ihrer Aussage zum AfD-Verbot: „Wenn nach einer sehr sorgfältigen Prüfung das Ergebnis ist, dass es gute Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Voraussetzungen erfüllt sind, dann sehe ich als Rechtswissenschaftlerin auch keinen Grund, so einen Antrag nicht zu stellen.“

        … und sie fand es schade, daß man die Wählerschaft der AFD nicht gleich mit beseitigen könne.

        Das ist eine grob böswillige Fehlinterpretation der Aussage, dass nach einem gedachten Verbot dieser Partei deren Anhänger ja logischerweise immer noch vorhanden seien und immer noch den selben Ansichten und Plänen anhängen würden (was ein Parteiverbot in Frage stellen würde, finden Sie nicht?). Sieht die Jasmina das etwa anders?

        Und sie war für eine allgemeine Impfpflicht in Sachen Covidie.

        Wie die Mehrheit der Bevölkerung auch. Ist das jetzt ein Ausschlusskriterium? Weil die Jasmina das anders sieht und die Wahrheit mit Löffeln frisst?
        Übrigens hat Frau Brosius-Gersdorf in diesem Punkt öffentlich einen Rückzieher gemacht und zugestanden, dass man das „heute anders sehen“ könne.

        Das hat nicht allen geschmeckt. Mir auch nicht.

        Ja dann! Dann kann selbstnatürlich niemand im Verfassungsgericht tätig sein, wenn er/sie der Jasmina nicht schmeckt!

        Ich finde eine Verfassungsrichterin hat kein Parteibuch zu haben.

        Wirklich nicht? Brosius-Gersdorf hat keines, obwohl sie ja gar keine Verfassungsrichterin ist. Sie gehört nach allem, was so über sie bekannt ist, keiner Partei an und ist auch anhand ihrer Positionen keiner zuzuordnen. In Wirtschaftsfragen zum Beispiel gilt sie als ziemlich neoliberal, nur mal so als Beispiel, und hockt damit mitten im Mainstream aller etablierten Parteien von der Seeheimer-SPD bis zur AfD.

        Mir ist schon der Harbarth maximal auf die Nerven gegangen.

        Der ist immer noch Verfassungsgerichtspräsident, Vorsitzender des Ersten Senats und immer noch Mitglied in jener Partei, die gemeinsam mit all den anderen Rechtsauslegern in diesem unserem Lande die Nominierung von Brosius-Gersdorf verhindert hat. Geht er Ihnen denn jetzt nicht mehr auf die zartbesaiteten Nerven?

        Werte Jasmina, das Theater um Brosius-Gersdorf war doch nur ein Beispiel für das, was ich mit meinem Beitrag eigentlich ausdrücken wollte. Dazu wollten Sie offensichtlich nichts sagen, sondern haben lediglich das Stichwort missbraucht, um wonnevoll die längst breitgetretenen Lügen über eine recht angesehene Bürgerin dieses unseres Landes ein weiteres mal breit zu latschen. Es ist halt nie genug. Üble Nachrede kann man gar nicht oft genug wiederholen, damit sie geglaubt wird, stimmt’s?

        1. Übrigens hat Frau Brosius-Gersdorf in diesem Punkt öffentlich einen Rückzieher gemacht und zugestanden, dass man das „heute anders sehen“ könne.

          Das glaube ich ihr. Derzeit ist nämlich das Thema „Impfpflicht“ für die Politik wenig akut, wie soll sie da sekundieren.

  7. Auch der Ungläubige hat seinen Glauben, anders lässt es sich gar nicht denken.
    Ich zum Beispiel glaube, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt.

      1. Sowieso. Dazu Wurzelgemüse, Zwiebeln, spezielle Gewürzmischung (Kochgeheimnis). Blanchieren vorher nicht vergessen. Dann kalt neu ansetzen und nur mit geringer Energie blubbern lassen. Möhren erst zum Schluss, werden sonst zu weich. Man kann das Fleisch vorher portionieren und separat anbraten.

        1. Und das Fleisch vorher etwas liegen lassen und erst verarbeiten kurz bevor es anfängt zu stinken. Dann wird es besonders zart mit einem unvergleichlichen Aroma.

        2. Und viele Knochen nicht vergessen (aus dem Mark lassen sich wundrbare Markklößchen machen).

          PS Allerdings wird das tollste Rezept keinen Vegetarier überzeugen können.

    1. „… dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt“

      Das ist aber kein Glauben, sondern profundes Wissen, da durch die Empirie bestätigt.

        1. Äh, nö. Ich probiere mein Essen beim Kochen, und dann weiß ich, ob es schmeckt. Zumindest mir.

          Wenn ich Lasagne beim Aldi kaufe, glaube ich auch nicht, dass es schmeckt, sondern ich hoffe es.

  8. Und dennoch leben wir in einer christlich geprägten Kultur.
    Unsere Gesetze basieren auf den 10 Geboten und unser Zusammenleben sollte inspiriert sein von den Grundsätzen des Sozialrevolutionärs Jesus Christus. Ist es meistens nicht, aber, gut….
    Ein kleines Gebet hier und da schadet niemandem.

  9. Ist das jetzt wirklich der Ort, um die Schlachten der 80-er zu schlagen? Ich würde sagen, wir haben andere Probleme. Ermutigt durch diese Kochtopfklopfer haben sich nun dire Islamisten geoutet. Das sah, insbesondere in Großbritanien und Australien nach einer Machtübernahme an. Es hörte sich an, wie die Auslassung eines Islamhassers an. Aber nein, massenhaft Bekenntnisse zu Al Quada und ISIS-Standpunkten. JD Vance sagte, er richte sich in GB auf einen islamischen Staat mit Atomwaffen ein. Noch etwas übertrieben. Aber dann waren die britischen Rechten auf dem Platz, um das zu verhindern. Das sind unter diesen Umständen nur die Zweitschlimmsten.

    Ein gewisser Benjamin Netanjahu behauptet seit Jahren, die Islamisten würden den Antisemitismus als Brücke zur Machtübernahme nutzen. N. zu ignorieren, ist quasi Pflicht. Haltung zeigen.

    Und die AfD? Will Schwimmbäder skandalisieren, wofür die Statistik nichts hergibt. Ein einziger Fall in Gelnhausen wird immer wieder aufgewärmt. Wo wenig oder nichts war.
    Aber die Machtübernahme durch Islamisten stört sie nicht? Da ist der völkische Flügel vor. Das wäre irgendwie pro Israel und kommt daher nicht in Frage. Das kann Höcke seinen Nazis nicht antun.

  10. Roemer 13
    Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen
    An dieser Hauptaufgabe der Kirche hat sich nie etwas geändert!
    Die Religion ist das Opium des Volkes
    Karl Marx

  11. Religion war und ist bis in unsere heutigen Tage ein Herrschaftsinstrument der Mächtigen und ein Instrument zur Formierung der Gesellschaft. Selbst in unserer so areligiös erscheinenden westlichen Welt spielen alte und neue Dogmen, geistige und soziale Engführungen und Tunnelperspektiven eine wesentliche Rolle. Die Aufklärung ist nur teilweise geglückt. Zur Zeit versucht man sie sogar massiv rückabzuwickeln.

  12. Was für ein platter, eindimensionaler und mit Zuschreibungen nur so um sich werfender Artikel.
    Gehört wohl in die Sparte ‚Ego-Streichler‘.

  13. Von nix kommt auch nichts.
    Was schlägt denn der Agnostiker als Alternative vor?
    Es brauch Versammlungsorte und Rituale um Wirklichkeit herzustellen.

  14. Als weltanschaulich interessierter Mensch, stelle ich fest, das die DDR genau jener Staatsform entsprach, welche vom Autor für das gegenwärtige Deutschland präferiert wird.
    Karl Marx Kritik an der Religion war zuforderst Gesellschaftskritik, nicht Ideologiekritik. Er wußte, das Atheismus nichts anderes als die negative Anerkennung Gottes ist. Und er wußte um die Bedingtheit von gesellschaftlichen sein und Bewusstsein. „Reform des Bewusstseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des Mystischen, sich selbst unklaren Bewusstsein, trete es nun religiös oder politisch auf.“ K.M.
    „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ K.M.
    Quasi paradiesische Zustände!

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