KI bedroht Online-Newsmedien

 

Von Googles Gemini erzeugtes Bild nach Aufforderung, die Auswirkung von „Übersicht mit KI“ auf Nachrichtenmedien bildlich darzustellen. Hat die Frage wohl nicht verstanden oder sollte dies nicht.

Jeder wird es bemerkt haben, der in letzter Zeit Google zur Suche benutzt hat. Über der gewohnten Liste von Websites kommt mitunter eine KI-generierte Seite, die einen Überblick als Antwort und einige wenige Links auf Webseiten gibt. Das ist in der Regel ganz informativ und geht selbstverständlich auf Kosten der Websites, die bislang zu Anfragen aufgelistet wurden und jetzt zu einem vernachlässigbaren Beiwerk zu werden drohen. Der Vorteil für den Konzern ist im Wettrüsten um die Aufmerksamkeit und Besucherströme, dass dadurch der traffic noch besser gelenkt werden kann. Allerdings generiert die KI-Suche keine eigenen Inhalte und bleibt parasitär, also angewiesen auf die Informationswirte, die an den Rand gedrängt werden.

Google schreibt zu Übersichten mit KI: „Nutzen Sie Übersichten mit KI in den Suchergebnissen, um schneller und einfacher zu finden, wonach Sie suchen. Übersichten mit KI können die Suche erleichtern, da sie eine KI‑generierte Zusammenfassung mit wichtigen Informationen und Links zur vertieften Suche bieten.“

In den USA hat das bereits drastische Folgen für News-Medien. Das Wall Street Journal spricht von einem „KI-Armageddon“. Erwartet wird, dass der traffic von Google auf News-Websites in Zukunft nur noch tröpfeln wird. Die für die Websites notwendigen Weiterleitungen von Anfragen an Google seien in den USA durch Googles KI-Angebote teilweise massiv eingebrochen. So sind nach Similarweb die Zugriffszahlen bei Huffington Post und Washington Post seit 2023 um die Hälfte eingebrochen. Beim Wall Street Journal soll es hingegen keine Veränderung gegeben haben. Der Business Insider hat letzten Monat sein Personal um ein Fünftel gekürzt, um „die extremen Traffic-Rückgänge außerhalb unserer Kontrolle“ standzuhalten, so CEO Barbara Peng. Zwischen April 2022 und April sind wieder nach Similarweb die über Suchmaschinen vermittelten Zugriffe um 55 Prozent zurückgegangen.

Bei der New York Times sank der Anteil des Traffics, der über die Suche auf die Webseiten der Zeitung kam, von fast 44 % im April 2022 auf 36,5 % im April 2025. Beim WSJ ist zwar im April der von Suchmaschinen kommende traffic angestiegen, aber der Anteil am gesamten traffic ist ebenfalls zurückgegangen. Wie weit man den Angaben von Similarweb vertrauen soll, kann ich nicht beurteilen. Der Einbruch dürfte wohl nicht alleine auf KI zurückzuführen sein.

Tatsächlich dürfte aber zu erwarten sein, dass die Umwandlung der Suche in einen antwortenden Chatbot, wie dies etwa AI Overview von Google auf aufmerksamkeitsheischender Stelle ganz oben anbietet, die Online-Medien, die auf Suchmaschinenoptimierung getrimmt wurden und auf den traffic der zu Gatekeepern gewordenen Suchmaschinen ihr Geschäftsmodell aufbauen, dazu zwingen wird, neue Strategien zu entwickeln. Wahrscheinlich kann man sich wie bei den sponsored links bald einkaufen, um in den KI-Antworten aufgeführt zu werden.

Auch das Verhalten der Nutzer wird sich verändern. Sie müssen nicht mehr aus den angebotenen Links unter Einsatz der eigenen Denkens eine ihren Suchanfragen entsprechende Website finden, die entsprechende Antworten bietet. Das nimmt die KI bereits ab. Und die Menschen werden, wie sie zuvor meist schon die ersten aufgelisteten Links verwendeten, aus Trägheit die Zusammenfassung und weiter verengte Selektion in aller Regel nutzen. Das Overton-Fenster schließt sich.

Googles KI Gemini erklärt AI Overview oder sich selbst so:
„KI-Übersichten sind generative Antworten, die von Google direkt in den Suchergebnissen angezeigt werden und Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenfassen. Sie bieten einen prägnanten Überblick über ein Thema, oft mit Links zu den verwendeten Quellen, was es den Nutzern erleichtert, Informationen zu finden und zu vertiefen. Google verwendet generative KI, um diese Übersichten zu erstellen, die Text, Bilder und Videos enthalten können.“

Wenn Google und andere Suchmaschinen über KI-Gatekeeper die Internetnutzer noch weiter an die Hand nehmen und den Besuch von anderen Websites reduzieren, müssen vor allem Online-Newsmedien sehen, von Suchmaschinen unabhängiger zu werden und eine Community aus den Lesern zu bilden, die direkt die Website aufrufen und eine gewisse Bindung an diese haben. Google streitet natürlich ab, dass weniger Internetnutzer weitergeleitet werden und behauptet, dass diese länger auf den weitergeleiteten Seiten verbleiben würden. Aber im Grunde geht das parasitäre Verhalten nur eine Stufe weiter. Zwar leiten Suchmaschinen Internetnutzer weiter, aber sie haben auch die Bindung an bestimmte Online-Medien durchlöchert, weil Suchenden viele Angebote durch Kurzhinweise (snippets) gemacht werden und diese kein Medium mehr abonnieren müssen, sondern einen besseren Überblick über die Nachrichtenlage durch Einblick in unterschiedliche Medien erhalten. Aber Medien müssen finanziert werden, es war daher vor allem der Einbruch bei der Werbung, der schwer zu kompensieren war, da durch Google Ads und Co. nur noch ein Bruchteil der Einnahmen zu erzielen ist.

Aber die Chatbots, auch Googles Gemini, unterlaufen auch Google und die Suchmaschinen, sind doch die generativen KIs selbst Suchmaschinen. Dazu kommt, dass das Internet immer mehr von KI-generierten Inhalten aufgefüllt wird, die wiederum von Chatbots verarbeitet werden. Nach Analysen  wird die Qualität des Content durch Inzest schlechter, während die Menschen durch die Benutzung von KI weniger eigenen Input einspeisen. Und wenn Nachrichtenmedien finanziell kollabieren, haben KI-Systeme auch keine Informationen mehr, die sie verarbeiten können.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
Mehr Beiträge von Florian Rötzer →

Ähnliche Beiträge:

54 Kommentare

  1. 2030 werden wir oder ich nur noch KI generierte Informationen bekommen, den ist nämlich Schluss mit lustig. Nur eine kleine Minderheit von Menschen ist noch frei sich dem zu entziehen siehe : 1984

      1. In 2030™ gibt’s keine Zensur mehr, da schreibt und denkt der Autonome in seiner eigenen Beeinflussungsblase.

        Brave New World ‼️

    1. Schon vor 40 Jahren hat bei uns die Kleinstadtzeitung bis auf wenige Ausnahmen bei allem, was auf Landes-, Bundes- und Weltebene stattfand Dpa-Meldungen kopiert.

      Die Problematik der Pseudo-Pluralität hat sich auf immer größere Zeitungen ausgeweitet. Bei allem was Nato- oder Wirtschaftsthemen angeht, ist schon seit Jahren egal, welche größere Online-Zeitung man liest, da steht bei jeder das selbe zu lesen. Teils etwas mehr gekürzt, teils weniger.

      Gibt’s dann mal einen Meinungsartikel, vertieft der nach Möglichkeiten die Nato-/Neoliberalen Thesen und fügt noch etwas Hörensagen oder Anekdotisches hinzu.

      Gäbe es tatsächlich Medienpluralität, wäre die KI-Übersicht zu kritisieren. Aber mich würde nicht wundern, wenn die KIs eh nur die AP-, Reuter- und Afp-Meldungen verarbeiten, weil klar ist, dass auf den hunderten Zeitungsseiten eh nichts anderes oder gar klügeres steht.

      Nicht verwunderlich ist, dass gerade Finanzblätter noch mehr Stammkundschaft haben, bzw. ihr Google-Gäste erwarten, dass der Link dorthin tatsächlich nützliche Informationen bringen kann.

      Ich steige zwar auch jeden Morgen mit Gmx plus einer Hauptmedienseite in den News-Stream ein, aber 80-90 % lese ich dann letztlich auf auf Alternativseiten. Die Nachdenkseiten lenken dann evtl noch zu außergewöhnlich bemerkenswerten Artikel. Wobei die Funktionsweise der „Hinweise des Tages“ natürlich auch wieder parasitär ist, aber mit umgekehrt proportionalem Nutzen für den Leser im Vergleich zu Tausenden Google-Links.

  2. Zuerst einmal werden Lügen und Propaganda schwieriger. Auch irgend etwas dahin geschmiertes hat kein Bestand. Jeder Journalist und Publizist muss zunächst seinen Text durch mehrere KIs quer prüfen.
    KIs wiederum bauen ihren Datenbestand aus Dialogen aus. „Was meinst du?“, „Guter Gedanke, las mich ergänzen“. Also von reinen Wühlmaschinen entwickeln sich mehr Verknüpfungen und das rund um alle Themen die die Menschen weltweit abfragen und durch Dialoge ergänzen. Es wird immer interessanter.
    Aber es ist noch alles Maschine manchmal eine verbissene. So wollte ich eine spezielle Variante von Linux installieren, nur zum ausprobieren. Als die Installation stockte fragte ich ein große KI nach Hilfe. Da war es geschehen. Stunden lang immer wieder neue Vorschläge. Am nächsten Tag der rationale menschliche Eingriff, Ende vom Experiment, wenn der Anfang schon nicht funktioniert was soll schon noch besseres danach kommen.
    Die KIs sind halt neue Werkzeuge wie einst PCs als Ersatz von Schreibmaschinen, dann Vernetzung usw usw..

    1. „Zuerst einmal werden Lügen und Propaganda schwieriger.“

      Im Gegenteil! Sie verbreiten sich nun noch leichter. Waren bisher Menschen nötig, die Meldungen von dpa, AP und Reuters aufzunehmen und weiterzuverbreiten, macht das jetzt die KI ganz automatisch.

      Es ist mitnichten so, daß die KI eine breitere Informationsbasis nutzt, und somit die KI-generierten Meldungen objektiver ausfallen. Und die Quellen, aus denen sich KI bedient, werden nach wie vor von Menschen bestimmt. KI KANN zwar auch „abseitige“ Informationen nutzen, da sie die alle kennt, sie ist aber eben auch so programmiert, die gewünschten Inhalte zu priorisieren, und die anderen auszublenden. Nur wenn man die üblichen Sprachmodelle wie ChatGPT gezielt nach diesen ausgeblendeten Infos ausfragt, bekommt man sie auch geliefert. Man muß also mehr wissen als die KI, um alle Infos zu erhalten. Was den Vorgang der Information via KI obsolet macht.

      Das ist dasselbe Phänomen wie bei Wikipedia. Im Ansatz ist das ein Online-Lexikon, das das gesammelte Wissen aller Nutzer in sich vereint, wo Fehler von anderen Nutzern korrigiert werden, so daß sich im Artikel am Ende die Quintessenz allen Wissens zum jeweiligen Thema manifestiert.
      Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, denn sobald es „ans Eingemachte“ geht, also um Politik, Geschichte, Machtstrukturen, Wirtschaftssysteme, ists Essig mit dem demokratischen Ansatz, da sehr kleine Zirkel von Autoren mit privilegierten Rechten bestimmen, was im Artikel erscheint, und was nicht. Und so wird es auch bei KI-News sein. Heute wie künftig bestimmen 3 News-Agenturen, was die Menschen in der „westlichen“ Welt über die Welt erfahren. Ob sich Zeitungsredaktionen bei denen bedienen, oder KI-Computer, ist Jacke wie Hose. Das Ergebnis ist dasselbe.

      1. Aber wiederum stehen KIs in Konkurrenz. Dazu braucht es einen kritischen Umgang mit den Ergebnissen, was nur wenige machen. Wikipedia ist bei mir im Ranking des Nachschlagens nach unten gefallen. Alte Lexika als Bücher haben hier den Vorteil das keiner vorbeikommt und kritzelt drin rum. Auch als Dokumente ihrer Zeit sind diese wertiger.

  3. Ich nutze die Google Suchmaschine (und Google DNS sowieso) schon lange nicht mehr.
    duckduckgo, mojeek und qwant sind z.B. Alternativen.

    1. Naja, duckduckgo und qwant sind mit Microsoft Bing verkoppelt. Also liefern Dir ebenfalls US Techie Oligarchen die Suchergebnisse, aber Bings‘ sind nach meiner Erfahrung weniger brauchbar als die von Google.
      mojeek is very british, brauche ich erst recht nicht.

      Wenn ich ständig schlechtere Suchergebnisse erhalte, schade ich mir selbst.

      Schon richtig: Aus qwant hätte etwas werden können! Und es ehrt die Franzosen, dass sie qwant wenigstens am Leben erhalten. Die EU könnte, wenn sie nur kein Vasall sein wollte, aber sie will nix tun, was den US Oligarchen Konkurrenz machen könnte, und wird daran zugrunde gehen.

  4. Wer benutzt denn noch Gugl zum Suchen? Ich kenn eigentlich niemanden. Und für Nachrichten kenn ich zwei Gruppen: Die einen informieren sich in zuverlässigen Quellen, und die anderen glauben jeden Scheiss, der ihnen in asozialen Netzwerken aufgetischt wird…

    1. Mehr als man glaubt! Denn auch die meisten alternativen Suchmaschinen setzen ganz oder teilweise auf Google auf. Einige sagen das auch ganz klar, daß sie im Grunde nur Google-Abfragen durchführen, und diese weitergeben, ohne daß Google erfährt, welcher Nutzer diese Info abgefragt hat. Das sind also Such-VPNs, die nur Googles Datenkrakerei durchkreuzen.

      1. außerdem haben suchmaschinen ki im hintergrund laufen.
        nachdem ich das von yandex.ru erfahren habe, hab ich die suche nach ner zuverlässigen sm aufgegeben und suche nur noch unter vorbehalt gegenüber den ergebnissen(der reihenfolge).

  5. Tja, das Internet ist dann wohl bald im Sack, durchkommerzialisiert und kontrolliert. Genau wie viele vorausschauende Mahner und Skeptiker seit Jahren befürchten. Hat halt auch keine Sau interessiert. Der Prophet im eigenen Land gilt nichts. Weiter machen, es gibt nichts (mehr) zu sehen.

    Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich die goldene Ära um 2000 herum noch erleben durfte. Das damals hat sich zumindest so ähnlich angefühlt wie Freiheit.

      1. Die Westlinke hat schon immer jeden Fortschritt als Bedrohung gesehen. Dabei ist jeder Fortschritt grundsätzlich wertneutral, ein Werkzeug wird erst in den Händen des Benutzers zum Werkzeug oder zur Waffe. Man kann mit einem Hammer jemanden umbringen, man kann aber auch einen Hammer (Messer, Schere, Computer, Telefon) als sinnvolles Werkzeug einsetzen.

    1. + bevor das geschäft aufs internet gekommen ist, war das ein PARADIES.

      in meiner stadt gibt es im ältesten, dem kreis 1, überall trinkwasserbrunnen, wo sich jeder mit gratis trinkwasser, abkühlung, waschen, baden, bier kühlen etc. etc. selbst versorgen kann: öffentliche trinkwasserbrunnen! je weiter man jetzt von dem kreis 1 weg geht, desto weniger werden die brunnen, desto blöder wird ihr design. desto unnützer für den einzelnen, aber desto besser fürs geschäft von wasser. man muss dem geschäft einfach keinen fussbreit mehr zollen, das hat bereits fast alles ruiniert! nicht nur die bedürfnisbefriedigung der massen, sondern auch den verstand! psychopathen, die brunnen bauen, die zwar trinkwasser haben, aber von denen niemand trinken oder sich waschen oder geschweige denn ein fuss reinstellen kann, da es nur um „kunst“ geht. ich habe heute übrigens gelernt meine lefzen zu benutzen als ich einen psychopathen (ein deutscher natürlich, was machen diese typen alle bei uns??) im tram davon abgehalten habe andere leute zu belästigen. macht spass, geht von lippe bis mitte nase, man kann da alles nach lust und laune kräuseln für alle arten von wildem grinsen, probiert es mal aus!

    2. Schon mit dem Auftauchen von Google war „das Internet“ im Arsch. Falls es das nicht von Beginn an war.

      Eine Zeit freien Austauschs in den internationalen Computernetzen gab es zwischen Ende der siebziger und Mitte/Ende dere neunziger Jahre, mit stetiger Tendenz abwärts. Es gab Mailboxnetze (Maus etc.), das Usenet, Bitnet, FTP-Server. Zensur war ein Fremdwort, Kommerz wurde ungern gesehen. Das Niveau der Debatten, technische, wissenschaftliche, politische, war allgemein hoch. Es war nicht unüblich, zur Beantwortung eines Artikels einen Nachmittag in der Unibibliothek zu verbringen. Netizens kannten sich persönlich oder lernten sich kennen, über Kontinente.

      Die Invasion des Kommerzes, der Mausschubser und der Massenkundschaft der Netzanbieter machte dem schnell ein Ende. Google kaufte sich mit Dejanews die Clickversion des Usenets und pervertierte es in „Google Groups“, eine unvorstellbare Kloake. Das Netz zerfiel in Blogs und Foren.

      Die Zensur kam später, aber die Verrottung war schon da.

      1. Das ist sehr interessant, was Sie erzählen! Man merkt mal wieder deutlich, dass im Computerzeitalter schon wenige Jahre Differenz beim Geburtsdatum ganz andere Erfahrungen mit sich gebracht haben. Schon diese Erkenntnis sollte uns zu denken geben: Die immer schnellere Entwicklung unserer Zeit separiert die Erfahrungswelten der Menschen in immer kürzeren Abständen, die Folge ist eine zunehmende Entfremdung, wie mir scheint.

        Sie haben im Gegensatz zu allen später Geborenen noch das richtig elitäre Internet erlebt, dessen Ausläufer zu meiner Zeit für mich aber noch spürbar waren. Ich wusste ja auch genau, warum Internet bis in die frühen 2000er hinein kaum jemand hatte: Noch in den 90ern war das schweineteuer, davor fast unbezahlbar, und kaum jemand kannte sich auch nur halbwegs mit Computern aus. Ich musste mir das nötige Fachwissen größtenteils selbst beibringen, was der ein oder anderen Platine Leben einforderte. Mein erster Computer hat fast 4000 DM gekostet und das war schon vergleichsweise günstig.

        Ich weiß noch dass meine Großeltern, deren Gesellschaft ich glücklicherweise lange erleben durfte, immer mehr den Anschluss verloren. Klar, sie wurden in der Nazizeit sozialisiert, einer Ära, in der elektrische Backöfen und Volksempfänger modernste Technik waren. Mit dem Fernseher kamen sie noch halbwegs klar, bis sie mal wieder aus Versehen das grün reingeregelt haben, und ein Experte ran musste. Aber Smartphones, virtuelle Welten, Science-Fiction, Internet? Bücher mit sieben Siegeln, die ungläubiges Kopfschütteln hervor riefen. In etwas geringerem Ausmaß, aber auch schon spürbar, war das bei meinen Eltern ebenso. Aber zwischen diesen beiden Generationen gab es viel mehr Gemeinsamkeiten als sagen wir zwischen 1980 und 2010 Geborenen. Der eine hat noch Geschichten vom Krieg erzählt bekommen, sehr wahrscheinlich Kriegsversehrte im familiären Umfeld gehabt, den kompletten Übergang von der analogen in die digitale Welt erlebt, während der zweite bereits im McDonalds Kinderparadies mit 81 Attraktionen und mit dem Smartphone vor dem Gesicht aufgewachsen ist. Und jetzt steht die „KI“ (blöder Name für nen Papagei) vor der Tür, die in jeden Lebensbereich hineinwachsen will. Die nächste Generation wächst dann bereits in der Matrix auf oder wie? Oder gibt es vielleicht irgendwann einen natürlichen Rollback?

        Ich bin Ende der 90er ins Internet eingestiegen, und hatte eine spannende Zeit. Der Ausblick war allgemein positiv und zukunftsorientiert, wir waren schließlich die erste Spaßgeneration, ohne zu ahnen, dass wir gleichzeitig die letzte sein würden, es entwickelte sich eine politische Strömung, die langersehnte Ideale von echter Freiheit, gerechter Verteilung, Wissensvermehrung und sozioökonomischem sowie kulturellem Fortschritt teilte. Und zwar noch lange bevor es den „Share“-Button in jeder noch so blöden App geben würde. Und wir wussten: Diesmal ist es real, weil die Möglichkeiten dafür endlich greifbar nahe sind. Die 68er hatten noch Pech, waren zu früh dran, aber wir kriegen das jetzt hin!

        Aus heutiger Sicht waren wir mit naiv noch blauäugig umschrieben. Wir waren der Meinung, die anderen Menschen werden auch schnell so wie wir werden, weil sie die großartigen Möglichkeiten dieses neuen Mediums klar erkennen würden, wenn wir Nerds es Ihnen vorführen. Dass wir Sinn und Zweck von Arbeit im digitalen Zeitalter neu denken müssten. Dass wir den Umgang mit „knappen“ Gütern im Zeitalter der nahezu aufwandslosen Vervielfältigung wirtschaftlich neu einordnen sollten. Dass man verdammt nochmal den Typen von der Piratenpartei zuhören sollte.

        Pustekuchen.

        Wir wussten von Anfang an, wer unser Gegner war: Konzerne. Wir hatten ja auch dutzende Dystopien gelesen, natürlich die C’t abonniert (da war die noch gut), im Geschichtsunterricht den Faschismus gezeigt bekommen, die Firma Winzigweich stets argwöhnisch beäugt, wenn wir deren Produkte installierten, bei Star Trek penibel Notizen gemacht, ausgiebig Shadowrun gespielt und wussten daher genau, was alles NICHT passieren darf.

        Es ist alles passiert.

        Im Nachhinein gesehen war der echte Endgegner, an dem alles gescheitert ist, aber gar nicht der ultragemeine, krakenhafte Horrorkonzern, sondern diese Lichtjahre weit entfernten Generationen, die bis heute eine andere Sprache sprechen als ich, und die sich in ihrem Weltbild noch immer nicht von der analogen Welt lösen konnten. Die notorischen immer-noch-CDU-SPD-X-Wähler. Diejenigen, die sich im Netz erst wohl fühlen, seit es wie RTL2 aussieht. Denen auch ein digitaler Euro keine Angst macht, denn das is‘ ja schließlich immer noch Geld. Und nach deren Meinung man Ehrenamt nicht abschaffen sollte, weil man dann gezwungen wäre, den Begriff dafür ebenfalls zu entsorgen, und das wäre außerordentlich undeutsch.

  6. Es erstaunt mich nicht, dass ein „alternatives“ Magazin, das seine Videos ausschliesslich auf Youtube hochlädt, in diesem Artikel mit keiner Silbe Alternativen wenigstens erwähnt, wie z.B. die Brave-KI-Suche, die keine Ergebnisse generiert, sondern nur Suchergebnisse zusammenfasst, was tatsächlich ungemein hilfreich sein kann, vermutlich aber dennoch Teil des Problems ist, da der Traffic auf den Sites abnimmt (theoretisch wenigstens, aber die Nutzungszahlen sind ja verschwindend).
    Merke: Wer immer noch und weiterhin Google benutzt, hat noch gar nichts verstanden.
    P.S. Nutzt die Redaktion eigentlich eine bekanntes Microsoft-Betriebssystem und teilt somit freundlicherweise gleich alles mit dieser Firma im sonnigen Kalifornien?

  7. Manchmal ist die KI nützlich. Sehr oft ist es aber so, dass vorgefertigtes Zeug kommt, das schon zigmal erfragt wurde. Ergo antwortet die KI auf eine Frage, die gar nicht gestellt wurde. Das nervt mich dann weil ich nicht weiß was ich noch eingeben soll, damit meine Frage korrekt beantwortet wird. Jedenfalls ein guter Artikel.

  8. man sollte alle möglichkeiten nutzen so gut wie es geht einer sache näher und auf die spur zu kommen.
    das blödsinnigste wäre, sich „seine“ seite zu finden, und dann darauf zu verharren, dass das für einem das beste ist.
    zum beispiel https://tkp.at/ und was finden wir da? eine anne burger! ist das nicht deine lieblingsseite, autonomicus? zirkus clownus für liberalismus?!

  9. Es ist relativ selten, dass ich um irgendwelche Nachrichten zu einem Thema zu bekommen, eine Suchmaschine bemühe.
    In solchen Fällen geht es meistens darum, dass ich entweder
    a) für eine bestimmte Nachricht (die ich auf einer Webseite gelesen hatte) später dann nochmal den Link zu der Nachricht finden will, um eben den Link als Quellenangabe in einem Kommentar einzugeben oder
    b) es geht um Nachrichten zu weit zurückliegenden Ereignissen, die eben über die Hauptseite der Newsseiten dann doch schwerer zu finden sind, finden will.

    In seltenen Use-Cases (von Suchmaschinen) kann es auch sein, dass ich an bestimmten Nachrichten zu einem Thema interessiert bin, bei dem die zugehörigen Nachrichten eher nicht in der Presse stehen (z.B. Schach-Nachrichten), sondern eher nur in der Rubrik „News“ von speziellen Webseites, wobei dann eine KI-Zusammenfassung zum Einen durchaus unwahrscheinlich sein könnte und zum anderen ich sowieso dann, via der zugehörigen Suchmaschinen-Treffern, zu der entsprechende News der Webseite gehe.

    Und um einen Überblick über Nachrichten zu bekommen gehe ich eher auf die Hauptseiten von Newsseiten, um dort z.B. die Schlagzeilen zu lesen (unabhängig davon, ob ich dann auch noch den Link auf den eigentlichen Artikel einer Schlagzeile klicke oder nicht). Falls ich Mal neue (d.h. mir unbekannte) Newsseiten suchen würde, dann würde auch hier eher eine KI-Zusammenfassung (solcher Newsseiten) eher weniger helfen.

    Ich weiß natürlich nicht, wie die Mehrheit der Internet-Nutzer nun ihre Nachrichten „konsumiert“, soll heißen, wenn eine Mehrheit der Nutzer über Suchmaschinen-Treffer auf Online-Newsmedien (für bestimmte Nachrichten) geht, dann können natürlich KI-Zusammenfassungen für einen Einbruch der Besucherzahlen auf diesen Medien führen. Die Frage ist allerdings dann, wie die KI-Zusammenfassungen später an neue Inhalte (zu aktuellen Ereignissen kommen), wenn viele Online-Newsmedien eingestampft wurden – vermutlich so, wie einige Online-Newsmedien an neue Meldungen kommt, durch Abschreiben (nach kleinerem Editing) von Presseagenturmeldungen ;-).

    1. Die sogenannte KI macht es wie auch jetzt schon und halluziniert sich die Inhalte einfach herbei.
      Bin auf den ersten KI Fakekrieg mit Texten, Fotos und Bewegtbildern gespannt.

      1. Das kommt auf die Arbeitsweise der KI an. Eine KI, welche Zusammenfassungen anhand von Newsseiten erstellen soll, hat ein Problem, wenn es fast keine Quellen mehr gibt. Eine KI, welche keine Quellen/Newsseiten nutzt (und z.B. auch keine Presseagenturmeldungen), sondern nur aufgrund ihres derzeitigen Trainingszustands und der Eingabe eine Ausgabe ausspuckt, wird dagegen keine Probleme haben.

        ps. In gewisser Weise ist die Zusammenfassung eines Textes (oder einer Menge von Texten), welche explizit z.B. in einem Prompt einer KI eingegeben wird, ein anderer Use-Case als sich einfach etwas zu einem Thema ausgeben zu lassen. Klar auch bei der Zusammenfassung von Texten kann man halluzinieren, nur im letzteren Falle ist dieses einfacher (und wahrscheinlicher). Und KI-Zusammenfassung von Nachrichten gehört prinzipiell zum ersten Use-Case (auch dann, wenn der Nutzer eben nicht bei der Suche angibt, fasse bitte den Text XYZ zusammen).

  10. Die Frage die sich mir stellt ist doch, woher hat die KI die Daten? Im Basisbereich von Wissenschaft sind die Sachen ja recht stabil, vor allem Mathematik, Physik. Alle anderen Bereiche sind aber eher zeitlich gebunden. Irgendjemand (die KI war es bestimmt nicht) muss doch die Daten bereitstellen, die die KI schamlos nutzt.

    Aus meiner Sicht bedeutet das, dass die Sites mit aktuellen Daten, Ereignissen und Erkenntnissen sich abschotten werden, gegen Bots, gegen User (könnte ja ne KI sein), damit die KI ihnen nicht mehr die Daten stehlen kann. Sich bei Google einkaufen wäre ja wohl das Dümmste was man machen könnte. Aber ja, das Universum und die menschliche Dummheit, scheint beides unendlich zu sein.

    1. Im Gegenteil, damit kann man der KI einen richtig fetten Bären aufbinden und die User an der Nase herumführen. Sie werden wohl keine KI finden, die jemals eine Datenschutzerklärung unterschrieben hat.

      1. Dann denken die Algorithmen sich noch passende Aktienkurse aus oder die automatischen Handelssysteme handeln unter sich und halten die Kurse hoch.
        Alles virtuell, alles wertlos.
        Funktioniert bis der Strom ausfällt, weil es nur noch virtuelle Kraftwerke gibt. 🙂

    1. Ich will einmal ein Beispiel nennen, welchen Unsinn KI samt Google liefern.

      Was hat Ihr Beispiel mit KI zu tun? Florian Rötzer bezieht sich ausdrücklich auf KI-generierte Übersichten – Eine solche erscheint bei mir weder, wenn ich Ihrem ellenlangen Link folge, noch wenn ich die Google-Suche direkt bemühe. Allerdings empfinde ich beides als Zumutung: Ihr Link enthält neben der Suchabfrage eine ganze Latte von Parametern, die sich auf Ihren Rechner und Ihr Suchverhalten beziehen – wäre ich Sie, würde ich die Daten für mich behalten. Da die Ergebnisse dynamisch generiert werden, weiß eh kein Schwein, ob ich die gleichen Treffer sehe wie Sie.

      Die zweite Zumutung ist Google selbst: Jeder Mensch mit Restverstand nutzt eine alternative Suchmaschine (z.B. DuckDuckGo). Mit Ihrer „Googlesuche“ und Ihrem Link werden mir auf der ersten Bildschirmseite mit einer Ausnahme nur Online-Shops präsentiert, dazu „Weitere Fragen“ wie „Was ist das Lieblingsessen von Beethoven“. Gute Güte, da kann ich mir doch gleich eine Litfaßsäule ins Zimmer stellen (und die Haustür für die Plakatierer offen lassen).

      Im Übrigen demonstrieren Sie mit dem „Schwachsinnergebnis“ nur Ihre mangelnde Übung im Umgang mit Suchmaschinen: Wenn Sie bereits wissen, dass „Melos“ eine Melodielinie beschreibt, versuchen Sie’s doch mal mit dem Suchbegriff „Melodielinien bei Ludwig van Beethoven“. In Ihrer ursprünglichen Anfrage hält Google das „bei“ vielleicht für einen Tippfehler, „verbessert“ das zu „Melos by LvB“ und liefert dafür dann ziemlich präzise Treffer.

      1. Diese Aussagen, wahrscheinlich von einem KI-Lobby-Lohnschreiber generiert, stehen für sich:

        Beleidigungen / Unterstellungen.

        Was sagt der wahrscheinliche KI-Lobby-Lohnschreiber, wenn der User nicht weiß, was der „Begriff“ Melos bedeutet? Ferner: „bei“ ist kein Tippfehler. Wieso soll der user ins Englische wechseln ( „by“ ) wechseln – warum nicht ins Chinesische, Russische oder Japanische?

        Kein weiterer Kommentar notwendig.

        1. Was sagt der wahrscheinliche KI-Lobby-Lohnschreiber

          Psssst! In Wahrheit bin ich ein nigerianischer Prinz mit einem Schließfach voller Kamele…

  11. Haha! Ja, das ist ein weiterer Sargnagel für fast jeglichen Pluralismus im onehin beinahe hirntoten „boomernet“. Aber ich würde lügen, wenn ich abstreiten würde dass ich mich freue, wenn es endlich auch mal die richtigen trifft.

    Die Qualitätsmedien und andere Suchmaschinen-Optimierte clickbait-sites, mit all ihren im Wortlaut fast gleichen Texten, die sich lesen als hätte sie sowieso ein bot generiert, haben nichts anderes verdient. Und es kam notabene mit Ansage, genauso wie die meisten „Journalisten“ bald durch Sprachmodelle ersetzt werden: Eine Reuters-Meldung leicht um schreiben oder 1:1 die Sprechblasen von Politclowns wiedergeben kann so ein bot viel gewinnbringender als jeder Mensch.

    Schön wär ja wenn die Leute deswegen nun google meiden würden. Aber so funktioniert die evolutionäre Sackgasse Mensch leider nicht, und der Rest der „Such“-Maschinen wird eher früher als später mitziehen. Sam Lowry lässt grüssen.

    PS: Falls jemand an einem Filter für Suchmaschinen arbeitet, der all den Lärm entfernt (idealerweise konfigurierbar), der Zeitpunkt diesen zu veröffentlichen wär grad gut 😉

  12. Grundsätzlich sind die Zusammenfassungen keine schlechte Sache und werden immer mehr genutzt, Ideologie hin oder her, da muss sich jeder selbst an die Nase fassen.

    Ein Problem ist es zumindest teilweise für Newsseiten, seh aber kein Grund das Armageddon auszurufen.
    Man sollte auch unterscheiden zwischen Newsseiten die eh nur DPA und Co abdrucken und teilweise selbst mit KI zusammen manschen lassen und echten Inhalte. So wie hier. 😉

    Die Lösung ist finanzielle Vereinbarungen treffen. Das machen btw bereits etliche Firmen.
    Eine einheitliche gesetzliche Regelung wäre aber nicht verkehrt.

  13. Da die Sogenannten Suchmaschinen sowieso nur das Anzeigen was Google und Co den Leuten zeigen wollen, egal was für Suchbegriffe verwendet werden, ist das jetzt auch egal.
    Es wird so getan als würde es tatsächlich so etwas wie Suchmaschinen geben, dabei ist es nur eine Idiologie lastige Werbung die da als angebliche Treffer aufgelistet wird. Immerhin nach X Jahren hat es Google geschafft das nicht mehr die ersten 20 Treffer nach den bezahlten, aus Links irgendwelcher Linkfarmen bestehen, allerdings ist der Ersatz gegen angebliche Treffer, die aber Absolut nichts mit dem Suchbegriff zu tun haben, auch nicht besser als der Müll der Linkfarmen.
    Deshalb, wenn du etwas suchst, benutze gleich eine KI, erspart die Sichtung des ganzen Datenmülls. Suchmaschinen sind Tot und das nicht erst seit heute.

  14. Das Bild belegt: Gemini klaut bei Pexels und Co.
    KI versteht natürlich nichts, noch nicht einmal „Bahnhof“. Da muß man es ihr gar nicht so schwer machen wie „mit der Aufforderung, die Auswirkung von „Übersicht mit KI“ auf Nachrichtenmedien bildlich darzustellen“, denn da fehlt der „Übersicht mit KI“ der Bezug zu Google. Aber auch dann…

    Internet -> KI -> Internet’1 -> KI’1 -> Internet’2 -> …
    Was soll da schon schiefgehen?

    Google dagegen möchte seine „Dienste“ monetarisieren. Was denn sonst? Zahlt gefälligst, wenn Ihr gefunden werden wollt. So bleibt auch das Leben Millionen großmäuliger SEO-Spezialisten nebst dem gläubiger Kunden interessant.

    Zensur findet trotzdem statt. Es gibt zwar Alternativen, aber die sind so 90er, wer will das schon…?

  15. „Wer die Gesellschaft nicht kennt, empfindet nicht die Genugtuung sich ihr zu entziehen“

    Filmzitat aus „The Game“

    Informationen? Bekommt ihr in aller Regel und Hauptsächlich von eurer eigenen CPU. Ihr müsst Sie nur hin und wieder einschalten.

  16. Neuland(-Revolution) frisst seine Kinder!
    Wer Goggel im letzten Jahrtausend noch schätzen konnte, wird und kann es heutzutage doch nur noch für Lappalien verwenden können. Z.B.Telefonnummern suchen (aber warum auch, wo doch Handy-Nummern gar nicht gefunden werden sollen), um zu gucken, ob der Döner um die Ecke offen hat (zu welchem Behufe, einer in der Nähe wird schon offen haben). Suchmaschinen gibt es längst nicht mehr, sind eher sowas wie illigente Anzeigenblättchen für allerlei. Bis hin zur Vorab-Abklärung von juristisches Anliegen vielleicht? Man google bspw. mal ‚Erbengemeinschaft‘ und bekomme ratzfatz eine lückenlose Auflistung aller damit verbundenen gängigsten Fragen, nur die eigene die fehlt wahrscheinlich. Und alles nicht nur einmal, nein – vielmehr von etlichen wenn nicht gar vielen „Experten“, Rechtsanwälten oder was auch immer, die glauben, sie wissen es am Besten. Allein das Durch- oder Wegklicken solcherlei Suchergebnisse dauert.

    Für ‚Investigative Unterfangen‘ – früher geradezu ein Vergnügen, Sachverhalte auszudobern – haben sich Google&Co erübrigt, allenfalls mal um zu schauen, ob Wiki in bio-deutsch oder in neu-deutsch (eng) was anzubieten hätte. Aber auch das hat sich schnell erledigt, zu Google wie auc h zu Wiki. Kopiloten, Phi’s und andere fünfte (Troll-)Kolonnen hatten schnell die Axt an jegliche Verwendungsfähigkeit gelegt. Doch , doch! Wiki zu zitieren konnte immer noch Spass machen, aber anders als ursprünglich gemacht.

    Und. jetzt also der finale Einzug der KI. Ist ja schon lustig, das ausgerechnet per Einsatz angeblich künstlicher Intelligenz jetzt so gut wie alles platt zu machen ist, was der Förderung der Intelligenz, dem Schlaumachen mal dienen durfte bzw. konnte. Ob sich Wiki noch lange am Leben halten kann? Nun, der Kopilot oder Kollege Phi sind doch bestimmt schon längst vom Wahrheitsministerium ersetzt, die armen unzähligen Arbeitsplätze die allein da weggefallen sein dürften, schrecklich.

    Und was hätte ich sonst noch dazu zu vermelden? Da verwende ich mal lieber ein ‚praktisches Beispiel‘. Just gestern (noch vor Rötzers Erguss) gab es bei Peds Ansichten einen interessanten Beitrag zu „Russiagate“. Ja, auch dort kann man Kommentare setzen. Was ich auch getan habe. Hier ein Auszug daraus:

    „Google-Anfrage: seth rich
    Ergebnis? Zuerst eiinmal das hier, das reicht fürs Erste:
    „Übersicht mit KI
    Seth Rich war ein Mitarbeiter des Democratic National Committee (DNC), der am 10. Juli 2016 in Washington, D.C. ermordet wurde. Er wurde gegen 4:20 Uhr morgens zweimal in den Rücken geschossen und starb etwa anderthalb Stunden später. Die Täter wurden nie gefasst, und die Polizei vermutete, dass er Opfer eines Raubüberfalls geworden war. Seine Ermordung löste rechtsgerichtete Verschwörungstheorien aus, darunter die falsche Behauptung, er habe mit den durchgesickerten E-Mails des DNC im Jahr 2016 zu tun gehabt, was von Strafverfolgungsbehörden und der US-Geheimdienste widerlegt wurde. Richs Familie verurteilte die Verschwörungstheoretiker und bezeichnete sie als „widerliche Soziopathen“, die den Tod ihres Sohnes für politische Zwecke ausnutzten, so Wikipedia.“
    Alles nochmal da, sämtliche Zutaten für das ziemlich unappetitliche Menü der Langleygende. Wir leben schon des längeren schon in einem virtuellen Paralleluniversum, in dem selbst das oberste sichtbare, das einzig zulässige maximal Fünftel des Eisbergs noch stringent verscriptet angepasst werden muß. Auch wieder wahr, das Wahrheitsministerium hat ganz schön was zu arbeiten, Drecksarbeit zumal. Die letztgenannte Kuh, ob man sie noch einmal je vom Eis bekommen wird?“

    Aber ja doch, KI ist das finale Fallbeil! Das Wahrheitsministerium braucht sich um nichts mehr zu sorgen. Selbst mühsame Drecksarbeit – z.B. flugs diese elenden Verschwörungstheoretiker ein für allemal zu verklappen (s.o.) – kann entfallen. Ist ja bei KI automatisch mit eingebaut! Bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis der erste Staatsanwalt – vermutlich wohl einer wieder aus Opa Kretsche’s Land – bis Meinungs- oder sonstige mutmaßliche Verbrechen mit KI-Übersichten kalibriert werden.

    1. ++++ Großartiger Beitrag!

      ich denke wir alle haben unsere eigenen seltsamen Erfahrungen mit dieser Google-Suchmaschine in den letzten 20 Jahren machen können. Ich z.B. konnte noch vor 20 Jahren ohne Probleme die Doku „fog of war“ vor zwanzig mit deutscher Übersetzung und mit deutschen Untertiteln googeln. Dutzende Links wurden mir zu dutzenden Anbietern gezeigt die diese Doku frei und kostenlos angeboten haben. Heute wurde das alles „gesäubert“. Solche Dokus wurden schon längst weg zensiert.

  17. „News“

    Ist zu 100% Geschäftsbereichen zuzuordnen ..
    Moderner Konkurrenzkampf ..
    KI dieser Ar hat durchaus seine Vorteile, gerade Technikbereiche Problemlösung suchen. Da hat mich Googles KI positiv überrascht, kurz, klar, Knackig Ihre Antworten..
    Andere Dinge, natürlich ein Krampf .geht Maschinen wie Menschen o)
    In einem gesellschaftlichen Kontext sicherlich mehr als problematisch , aber genau die heute klagen haben damit etliche Jahre lang Geld verdient mit diesem Thema o)))))

  18. Lieber Florian, ist es den um News-Medien schade? Echten Journalismus gibt es da eh kaum, also das veröffentlichen von Sachverhalten die andere geheim halten wollen.
    Es geht um das verteilen von Propaganda und das geht mit KI noch viel besser. Der mündige Bürger kommt nicht umhin drumherum ein paar investigative Bücher in Jahr zulesen, Dokus und Rezessionen davon zu konsumieren.
    Die anderen sind verloren.

  19. Hilft also weiterhin nur der kritische Umgang mit den Suchergebnissen, sich nicht mit den ersten Treffern zufrieden geben und die Quellen genau beachten und einschätzen.

  20. Es wird ein wichtiger Punkt vernachlässigt. Smartphone, Reader und Laptop sind zu alleinigen Informations- und Konversationsgeräten aufgestiegen. Es ist vom Werkzeug her ein großer Unterschied, ob man vor einem Bildschirm sitzt oder ständig die Hände zwischenschalten muss, um einer angebotenen Information Lesbarkeit zu verschaffen. Der erste Eindruck entscheidet nämlich über den tatsächlichen Zugriff auf die angebotene Information. Nicht anders als vor dem Bücherregal. Bücher ohne `eigene Art´ übersieht man leichter – auch wenn man sie intensiv sucht.
    Vielleicht sollten auch Schreiberlinge darüber nachdenken, in welchem Ausmaß das Werkzeug die Arbeit bestimmt und die Verfügungsrechte über das Werkzeug den Inhalt der Arbeit.
    Nur weil das Werkzeug mehr Wörter `verarbeiten kann´, steht am Ende keine höhere Qualität des Arbeitsergebnisses. Genauso wie Brot nicht dadurch besser wird, dass Mehl, Wasser und Zusatzstoffe in immer größeren Gefäßen vermanscht werden. Nur die Zahl der Unter-Tanen wird stetig größer. Der Mittelbau wird kleiner, die Proletarisierung nimmt zu – nicht ab, weil man mehr angeblich mehr Information `verarbeiten´ kann. Das ist eine Selbstüberschätzung, die nicht selten einhergeht mit Untertanengeist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert