Gatekeeping, Trusted Flaggers und die Erde auf dem Rücken der Schildkröte

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Welche Gatekeeper werden für welche Prozesse benötigt, damit sie funktionieren? Welche Gatekeeper wollen wir als Gesellschaft akzeptieren? Und wo sagt die Mehrheit einer demokratischen Gemeinschaft Stopp?

„Da gibt es so eine Geschichte, die ich kenne. Sie handelt von der Erde und davon, wie sie auf dem Rücken einer Schildkröte durch das Weltall schwebt.“ Mit diesen Worten beginnt Thomas King, kanadischer Autor indianischer Abstammung und inzwischen emeritierter Englischprofessor im Jahre 2003 eine Vortragsreihe[1], in der er über die Geschichte und Kultur der Ureinwohner Nordamerikas, unter anderem am Beispiel seiner eigenen Person, sprechen wird.

Für die Nicht-Ureinwohner unter seinen Zuhörern ein Bruch mit dem Erwarteten, eine Herausforderung, vielleicht auch Grund für Unbehagen. Denn warum fängt man bei einem aktuellen Thema bei der Schöpfung selbst an? Und was haben Schöpfungsmythen mit der heutigen Situation der Ureinwohner überhaupt zu tun?

Thomas King hat seine Massey-Vorträge in 2003 als Buch veröffentlicht, das den Titel trägt „The Truth About Stories. A Native Narrative“ – Die Wahrheit über Geschichten. Es fällt darin der zentrale Satz, in dem auch der Titel des Buches vorkommt: The truth about stories is that that’s all we are – Die Wahrheit über Geschichten ist es, dass sie alles sind, woraus wir bestehen bzw. was wir haben. Dass er seine Vorlesung wie eine traditionelle Erzählung gestaltet, beweist den Zuhörern am praktischen Beispiel, dass die Kultur der Ureinwohner lebendig ist und ein Teil auch ihrer Realität.

Die eine Realität, die es nicht gibt

Die Kognitionsforschung weiß schon länger, dass es nicht die eine Realität gibt, sondern dass jeder Mensch auf dieser Welt diese Realität ein wenig (oder eben auch ganz) anders wahrnimmt, Phänomene und Beobachtungen anders deutet, Zusammenhänge anders erklärt und, wenn er darüber spricht oder entsprechend handelt, damit eine andere Geschichte der Wirklichkeit erzählt, die wiederum auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit anderer Personen einwirkt.

Problematisch werden kann dieser Prozess an mehreren Stellen, z.B. wenn eine Gesellschaft viele Informationen über „die Wirklichkeit“ nicht mehr selbst beobachtet, sondern nur erzählt bekommt – die logische Folge einer globalisierten Welt mit auf dem Smartphone jederzeit zugänglichen Medien aller Art. Denn dann nimmt der Smartphone-User die Welt nur noch durch die Auswahl der Erzählenden, was denn erzählenswert sei, und durch die Geschichte, die ihm erzählt wird, wahr.

An King und die die Welt prägende Macht von Geschichten habe ich als erstes gedacht, als knapp 50 Schülerinnen und Schüler meiner Schule, des Gymnasiums Philippinum in Marburg, zusammen das Buch „2125 – Die Zukunft der Menschheit“ geschrieben haben, welches im Mai 2025 erschienen ist. Sie setzen sich darin jeweils individuell mit dem gleichen Szenario auseinander: Alles verfügbare Wissen der Menschheit sowie überhaupt alle Bücher, Kunstwerke und Tonträger der Welt sind auf einem Supercomputer gespeichert, der jederzeit von überall zugänglich ist. Das einzige, was man dafür braucht, ist ein mobiles Endgerät, auf dem selbst jedoch nichts gespeichert ist.

Im Jahre 2125 löscht der Supercomputer durch einen technischen Fehler den gesamten Inhalt seiner Festplatte und alle Sicherheitskopien – das Wissen der gesamten Menschheitsgeschichte ist auf einen Schlag ein für alle Mal unrettbar verloren. Welche Folgen hat dies nun für die Welt und die Menschheit?

Gatekeeping

Wie sieht die Zukunft der Menschheit aus, wenn die Technologie sie im Stich lässt?

In den individuellen Beiträgen finden sich die unterschiedlichsten Ansätze, Aussichten und Erwartungen. Manches gerät recht düster und erwartet von den Mächtigen der Welt nichts Gutes, in manchen Texten zeigt sich die Hoffnung und Zuversicht, dass die Menschheit vielleicht doch die Kurve kriegt, die Welt ein Stückchen besser zu machen.

Hätte ich selbst mich mit diesem Szenario auseinandergesetzt, hätte ich ziemlich sicher das „Gatekeeping“ dieser neuen Welt thematisiert. Das in den Köpfen der noch Lebenden vorhandene Wissen ist der Pool, aus dem der Supercomputer neu gefüttert werden muss oder alternative Speichermedien (das Comeback des Buches, vielleicht?) gefüllt werden. Man muss entscheiden, welches Wissen Vorrang hat. Welches Wissen überhaupt festgehalten werden soll. Und welches Wissen als wegwerfbar eingestuft wird, als nicht akzeptabel, als potentiell gefährlich.

Walter Lippman, amerikanischer Journalist und Publizist, prägte in seinem 1922 erschienen Werk „Die öffentliche Meinung“ den Begriff des Gatekeepers, der sich auf ebensolche Situationen anwenden lässt. In einer globalisierten Welt, in der wir fast alles wissen können, was auf dem Planeten vor sich geht, aber in der eben auch fast alles Wissen durch die eine oder andere Gatekeeping-Situation (z.B. durch die Redakteure von Nachrichtenportalen oder die Moderatoren auf Wikipedia) mediiert wird, ist das Nachdenken über dieses Phänomen wichtiger denn je.

Lippman selbst meinte mit Gatekeeping noch relativ engsinnig die Filterfunktion des Journalismus: Was wird der Öffentlichkeit vorenthalten, was wird weiterbefördert? In 2024 hat der neue Chefredakteur des Internetmagazins Telepolis, Harald Neuber, eine solche Frage beispielsweise recht radikal beantwortet: Alle Artikel, die im Magazin vor seinem Arbeitsantritt in 2021 erschienen, wurden aus dem Netz genommen. Die Begründung dafür: Es sei schwierig, die Qualität der Texte zu garantieren, die vor seiner Zeit – und damit unter der Regie des früheren Chefredakteurs und Gründer von Telepolis Florian Rötzer – entstanden sind. Sie entsprächen möglicherweise nicht den aktuellen „journalistischen Ansprüchen“ der Redaktion. „In einigen dieser alten Beiträge ließen sich mögliche Urheberrechtsverletzungen nicht ausschließen. […] Zudem waren Bilder nie barrierefrei und damit nicht für alle Leser zugänglich.“[2]

Neubers Lösung dieser Gatekeeping-Frage: 50.00 Artikel aus 25 Jahren Telepolis werden gelöscht. Oder gesperrt, wie eine solche Feststellung in Internetforen korrigiert wird: Die Artikel seien nicht gelöscht, denn sie seien ja noch da. Nur eben nicht mehr zugänglich. Die Welt in 2125 beim Ausfall des Supercomputers hätte eine ebensolche Möglichkeit – das in den Köpfen der Bevölkerung vorhandene Wissen wird festgehalten, aber klassifiziert, der Zugang zu bestimmten Informationen beschränkt oder gesperrt.

Kultur bewahren und Kultur behindern

Kommen wir zurück zu Thomas King und dem nordamerikanischen Kontinent: Eine ebenfalls radikale Lösung einer anderen Gatekeeping-Situation haben dort die europäischen Kolonialisten gefunden, mit schwerwiegenden Folgen: Über Jahrhunderte hinweg wurden die Ureinwohner dort von ihren traditionellen Stammesgebieten vertrieben, haben am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts miterleben müssen, wie ihre Traditionen unterdrückt, ihre Bräuche verboten, ihre Sprachen stigmatisiert und ihre Kinder umerzogen wurden. Alles in der Überzeugung, dass man als weißer Mann eine höhere Lebensform als der rote Mann war, dass man es mit Wilden und Barbaren zu tun hatte, die man entweder töten (Only a dead Indian is a good Indian!) oder deren Seele man zu retten hatte, zum Beispiel indem man die Kinder den Eltern wegnahm und in Internatsschulen steckte (Kill the Indian, save the child!).

Die geschah oft, ohne dass die Eltern jemals erfuhren, dass ihre Kinder von Regierungsbeauftragten entführt wurden oder in welches Internat sie gebracht wurden. Die „residential schools“ auf dem Gebiet des heutigen Kanada, oft betrieben von der Kirche, dienten dem Zweck, alle Spuren „indianischer“ Kultur zu tilgen – lange Haare und traditionelle Frisuren wurden bei Mädchen und Jungen kahl abrasiert, die Muttersprache zu sprechen war verboten und wurde mit Schlägen und Nahrungsentzug bestraft, und selbst wenn es den Kindern nach ihrer Entlassung gelang, zurück zu ihren Familien oder in ihre Dörfer zu gelangen, waren sie – gebrochen an Körper und Seele – meist nicht mehr Teil ihrer Gemeinschaft, begangen Selbstmord oder wiederholten an ihren Kindern die Misshandlungen, die sie selbst in jenen Internatsschulen erlitten hatten.

Die Ureinwohner hielten durch bis zur Aufhebung vieler unterdrückender und diskriminierender Gesetze in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, doch unglaublich viel Wissen war in diesen Kulturen, die zum allergrößten Teil keine Schriftlichkeit kannten und Geschichten und praktisches Lebenswissen nur mündlich weitergaben, verloren gegangen, durch die fehlende Zeit, die vergessenen Sprachkenntnisse und den Verlust der Nähe zur eigenen Geschichte und Kultur.

Wo es gelang, dass durch die bewusste Beschäftigung der jüngeren Generationen mit dem Wissen der Stammesältesten Traditionen, Tänze und Handwerkstechniken überlebten, wurden diese Bemühungen durch Museen oft ebenso behindert, wie der eigentliche Auftrag derselben doch die Bewahrung und Weitergabe solchen Wissens ist. Denn die katalogisierten Artefakte – im Besitz des Museums – waren dem praktischen Zugriff und Gebrauch durch die Nachfahren ihrer eigentlichen Besitzer entzogen.  Dass Museen Kultur bewahren, ist eine Erzählung, die wir kennen. Dass sie Kultur auch behindern können, ist eine Erzählung, die die meisten Menschen gar nicht zu hören bekommen.

Trusted Flaggers

Die Eroberung Nordamerikas, Telepolis und die Folgen eines Supercomputerausfalls in „2125 – Die Zukunft der Menschheit“: Was ist erhaltenswert? Was ist wertvoll? Ist das Kunst oder kann das weg? Und wer darf das entscheiden?

Diese Fragen finden ihren Widerhall nicht nur in den genannten Ereignissen und Szenarien, sondern sind essenziell für das aktuelle politische Tagesgeschehen. Seit 2024 können in Deutschland durch die Umsetzung des europäischen Digital Services Act sogenannte Trusted Flaggers sozialen Netzwerken und anderen Online-Plattformen melden, dass ein dort veröffentlichter Beitrag ihrer Ansicht nach Fake News, Hassrede oder aus anderem Grunde illegal ist. Diese Trusted Flaggers (bisher nur die Meldestelle REspect! der Stiftung zur Förderung der Jugend in Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim) sind keine staatliche Institution und sie nehmen selbst keine Löschungen oder Sperrungen vor.

Doch sie sind staatsfinanziert (im Fall von REspect! durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat, durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales), sie arbeiten im Auftrag des Staats und ihren Meldungen oder Vorschlägen werden die angeschriebenen Plattformen wohl in den meisten Fällen folgen, um bei Nachverfolgung ihres Umgangs mit diesen Meldungen nicht in potentiell mehr Schwierigkeiten zu geraten, als man durch nur einzelne, nicht eingeschüchterte und mit dem nötigen Kleingeld oder einer guten Rechtsschutzversicherung ausgestattete User zu befürchten hat, die sich gegen eine Löschung oder Sperrung wehren.

Stimmt: Um direkte Zensur handelt es sich beim Digital Sevices Act und den Trusted Flaggers nicht. Aber wir sind für meinen Geschmack verdächtig nah dran. Und damit bin ich nicht allein.

Cicero zum Beispiel urteilt über den Digital Sevices Act, er werde „dafür sorgen, dass betreutes Denken um sich greift“, und kritisiert das „demokratiefeindliche Anliegen“ der EU-Kommission, die unter anderem „irreführende und täuschende Inhalte, einschließlich Desinformationen“[3] für illegal erklärt, ohne aber zu definieren, worum es sich bei Desinformation handelt, und damit einem willkürlichen und am vorauseilenden Gehorsam orientierten Gatekeeping Tür und Tor öffnet.

Archivare im Jahr 2125

Thomas King berichtet von der Zerstörung der Bibliothek von Alexandria und der Bibliothek der Azteken in Tenochtitlán durch die spanischen Eroberer. Die erstere ist Europäern oft bekannt, die letztere in der Regel nicht – gatekeeping-Prozesse in Schule und öffentlicher Kommunikation befinden diese Geschichte in der Regel für nicht wissenswert genug. King weist auf die Zerstörungskraft solcher scheinbar harmloser Entscheidungen hin: If we stopped telling the stories and reading the books, we would discover that neglect is as powerful an agent as war and fire.[4]

Würden die neuen Archivare im Szenario von 2125 Geschichten und Wissen aufnehmen, die vom Mainstream abweichen? Würden sie Berichte über die Traditionen bestimmter Ethnien herausfiltern und als weniger wichtig zurückstellen, vielleicht ignorieren? Würden sie bestimmte Geschichten und Artikel als nicht akzeptabel, als nicht den aktuellen Ansprüchen genügend, als nicht bewahrenswert einstufen und zurückweisen?

Und geschieht nicht genau dies auch jetzt bereits, im selben Moment, wo Sie diesen Text hier lesen? Bekommen wir nicht von Wikipedia erzählt, wer als Verschwörungstheoretiker gilt? Von Medien eingeordnet, wie wir welche Ereignisse zu verstehen und welche Hintergründe wir getrost ignorieren können? Von Politikern gesagt, wer zu den wirklich demokratischen Parteien gehört und wer im In- und Ausland unser Feind ist?

Was wir unseren Kindern erzählen, was wir zueinander und übereinander sagen und was die großen und kleinen Gatekeeper in Gesellschaft, Politik und Medien uns sagen lassen – das ist es, was unsere Sicht der Welt, unsere Realität formt.

Welche Gatekeeper werden für welche Prozesse benötigt, damit sie funktionieren? Welche Gatekeeper wollen wir als Gesellschaft akzeptieren? Und wo sagt die Mehrheit einer demokratischen Gemeinschaft Stopp? Dies zu beantworten, wird eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre. Vielleicht helfen uns ja die Ideen in „2125 – Die Zukunft der Menschheit“, diese und andere Herausforderungen zu bewältigen.

 

Fußnoten

[1] Die CBC Massey Lectures 2003.

[2] Dieses und vorherige Zitate aus: Qualitätsoffensive: Telepolis überprüft historische Artikel | Telepolis

[3] Kritik am Digital Services Act – Die Meinungsfreiheit stirbt hinter schönen Fassaden | Cicero Online

[4] Thomas King: The Truth about Stories. A Native Narrative. University of Minnesota Press 2003, Seite 98.

Christian Steiner

Christian Steiner unterrichtet die Fächer Deutsch und Englisch. Er ist nach Aufenthalten in Kanada und Osteuropa Oberstudienrat an einem hessischen Gymnasium. Seine Interessensschwerpunkte sind politische und literarische Narrative sowie öffentliche Kommunikation.
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25 Kommentare

  1. Schon die Frage, was erhaltenswert sei, beinhaltet das Postulat, dass eines das sei und das andere nicht. Worin sich zwei dinge auf der Ebene unterscheiden, bestimmt dann wer? Overton, ein gremium der Bundesregierung, correctiv, die Nachrichtenportale, die großen Parteien oder Medienkonzerne? Aus dieser Auflistung, die beliebig erweiterbar ist, sieht man schon, dass das Ergebnis kaum neutral ist und schon gar nicht objektiv.
    In meinen Augen ist alles, das verloren geht, schlecht. Selbst der gefanke, dass eine Volksgruppe mehr wert sei sls andere, sollte nicht verloren gehen, es sei in dem Fall auch nur, um als mahnendes Beispiel für Fehlverhalten zu dienen. Zumal ein Verbot bestimmter Gedanken nichts Positives bewirkt, wie man an Cancel Culture sehen kann.
    Wir benötigen bestenfalls Richtlinien, die bestimmte Verhaltensweisen positiv bewerten und andere negativ. Aber schon da schwingt immer Verbot und Strafe mit. Was wir nicht benötigen, sind Einschränkungen des Debattenraumes.

  2. „Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt
    eine Weltgeschichte“ – Heinrich Heine, Reisebilder

  3. Schöner Text! Da es auch um die Eroberung Nordamerikas geht – mir ist schon der Gedanke gekommen, wissenschaftlich zu untersuchen, wie der Journalismus damals die „Angst vorm Roten Mann“ geschürt hat, um im Anschluss Parallelen zu heutigen Social Media-Plattformen zu ziehen. (Es gibt hierzu auch schon Arbeiten.)

    Was ich vermisse ist das Eingehen auf die Frage, warum die eine Gruppe sich für „Wahrheit A“ entscheidet und die andere sich hinterm großen B versammelt. Aber das wäre vielleicht zu viel Inhalt geworden.

    Es gibt keine Gatekeeper mehr und das macht „die da oben“ sichtlich nervös.

    1. Interessanter, weil mittlerweile tabuisiert und aus allen Narrativen verdrängt, ist, was den „roten Mann“ fürchtenswert machte, das waren nämlich keine Engel und Kinder entführten die auch. Mich nervt diese moralische Einseitigkeit, vor allem dann, wenn sie dann gegen uns instrumentalisiert wird…

      Es gibt keine Gatekeeper mehr und das macht „die da oben“ sichtlich nervös.

      Es gibt noch jede Menge, mittlerweile auf allen Ebenen der Gesellschaft, d.h. sie unterdrücken nicht nur Informationen, sondern setzen auch die unter Druck, die sie veröffentlichen könnten, juristisch, mit politischer, ökonomischer und sozialer Schikane (ganz vorne mit dabei: der woke Mob).

      Der größte aktuelle Gatekeeper dürfte übrigens google sein, welches nur noch aalglatte Mainstreamka*ke bringt, wenn man nicht zufällig die genau Abfolge von Schlüsselwörtern eingibt… das war früher mal ganz anders.

      1. „Keine Gatekeeper“ war natürlich überspitzt formuliert!

        Bin seit einiger Zeit allein zu meinem Vergnügen und noch weitgehend anonym in den „Sozialen Medien“ unterwegs. Meine Erfahrung bisher – ich kann alles hochladen. Der Effekt, auf die Masse bezogen, ist folgender: Sog. Experten in den Medien, Journalisten und Politiker (and everything in between) verlieren an Glaubwürdigkeit und werden zunehmend an die Seite gedrängt. Für diejenigen, die ein hohes Niveau erkennen können, gibt es somit keine klassischen Gatekeeper (ich sag‘ jetzt mal Tagesschau) mehr.

        1. Jein. Die Möglichkeiten sind Dank Internet sehr gewachsen, aber sie stehen auch ständig unter Beschuss. Twitter/X ist ja erst jetzt wieder relativ frei (siehe die Twitterfiles), Verschattungen usw. gibts aber vermutlich immer noch, youtube und google sind sogar enorm viel schlechter als noch vor 10 Jahren, vom immer ernster genommenen Wikipedia will ich gar nicht erst anfangen, selbst bei Reddit wurden schon Beiträge von mir verschattet.

          In den „sozialen Medien“ bin ich bisher kaum unterwegs, auch weil man da m.W. bisher immer eine Telefonnr. angeben musste (damit ist man automatisch zuordenbar, noch leichter als mit IP) und das alles so aufs Smartphone fixiert ist. Bei Telegram und Co geht es sicher noch relativ frei zu, aber das wird m.W. auch entsprechend von Desinformanten aller Art angegriffen, das Problem verlagert sich also unter Umständen nur… da die wichtigen und überprüfbaren Sachen sowieso ihren Weg in die alternativen Medien finden, verlasse sogar ich mich da zur Abwechslung mal auf (alternative, für mich vertrauenswürdige) „Gatekeeper“, die vorher ein bisschen nachprüfen, allerdings konsumiere ich davon dann ein breites Spektrum.

      2. Nicht nur google. Ich hab die letzten Monate Qwant benutzt (weil man da noch maskieren kann), bis die gestern Abend bei der Suche nach „der grosse Erkelanfall“ tatsächlich „der“ als Stichwort benutzten (da sie Erkelanfall nicht finden konnten weil es Arkelanfall heisst). Wie komplett nutzlos die Resultate sind kann jeder selbst nachschauen.

        DuckDuckGo und Bing sind die einzigen mir bekannten Suchmaschinen, bei denen man noch das Datum eingrenzen kann. DuckDuckGo hat aber zu Beginn das Ukraine-Krieges angekündigt dass sie ab jetzt zensieren werden (evtl verwechsle ich das mit Ecosia) und Bing gehört Microsoft. Und vonwegen Zensur, Yandex findet vielleicht mal was, das bei westlichen Suchmaschinen auf dem Index zu sein scheint, aber man muss dort die gleichen Handstände machen um etwas spezifisches zu finden wie bei allen anderen auch.

        Und in Zukunft wird das alles bald von den pawlowschen Hunden übernommen. Dann werden auch die letzten brauchbaren Algorithmen (eine Suche ist am Ende ja „nur“ eine Datenbankabfrage) durch „KI“ ersetzt. Dann ist eine Suche erfolgreich zu einer Frage mutiert und der gatekeeper-bot Realität. Bis zur Zukunftsvision von „2125“ ists dann nicht mehr weit, obwohl ich eher auf ein postmodernes „Brazil“ tippe.

        /rant off
        Entschuldige, aber das Thema Suchmaschinen treibt mich zuverlässig in den Wahnsinn.

        1. Entschuldige, aber das Thema Suchmaschinen treibt mich zuverlässig in den Wahnsinn.

          Geht mir ähnlich. Mit yandex habe ich leider auch keine guten Erfahrungen gemacht, vor allem merkt der (vermutlich an der IP), dass man nicht aus Russland kommt und man muss dann alle Nase lang beweisen, dass man kein Bot ist.

          DuckDuckGo wertet m.W. selbst hauptsächlich google-Ergebnisse aus und anonymisiert sie oder sowas. Qwant habe ich noch nicht probiert, gute Idee, jetzt gerade findet er aber was zu Arkelanfall:
          https://www.qwant.com/?l=de&q=arkelanfall&t=web

          Wikipedia quält mich auch, bei politischen Fakten maximal unzuverlässig. Ich wünschte ich hätte mehr Geld und Zeit, dann würde ich versuchen eine Alternative aufzubauen, aber aktuell ist das utopisch.

          Bei den KIs, na ja, warten wir mal ab, das Gute ist, dass die Chinesen ihre (deepseek) veröffentlicht haben, zu Fragen in China ist die vermutlich nicht sehr vertrauenswürdig, dafür dürfte man Sachen finden, die der Westen verschweigen will 🙂

        1. Dee Brown war Historiker, so stehts in dem Buch:

          „Der US-amerikanische Historiker und Schriftsteller
          Dee Brown (1908–2002) widmete sein Lebenswerk
          der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner. In
          seinem bekanntesten Werk »Begrabt mein Herz an
          der Biegung des Flusses« (1970) erzählt er in
          ergreifender Weise die Eroberung des
          amerikanischen Westens aus Sicht der Indianer und
          schuf so einen neuen Blick auf die Geschichte der
          amerikanischen Nation.“

          Seine Absicht bestand offensichtlich darin, den einseitigen Erzählungen von damals eine andere (selbst wieder voreingenommene) Sichtweise entgegenzusetzen. Das ist nützlich und lobenswert, leider war er damit so erfolgreich, dass das längst komplett ins Gegenteil umgeschlagen ist und jetzt nur noch diese Sichtweise erlaubt ist, während man uns Weiße bespuckt, mit unseriösen Fächern wie „colonial studies“ beglückt und alle immer alles richtig machen, ihre Kulturen erhalten dürfen und sollen, nur wir selbst nicht! Wir sind das Böse schlechthin und haben faktisch alles falsch gemacht, was wir jemals angefasst haben. Das hält zwar keiner ernsthaften Betrachtung stand, aber viele im Westen glauben diesen woken Schwachsinn bereitwillig…

          In Deutschland halte ich allerdings Karl May, mit seinen Romantisierungen und vielleicht noch Blauvogel, für weit mentalitätsprägender.

  4. Die Kognitionsforschung weiß schon länger, dass es nicht die eine Realität gibt, sondern dass jeder Mensch auf dieser Welt diese Realität ein wenig (oder eben auch ganz) anders wahrnimmt, Phänomene und Beobachtungen anders deutet, Zusammenhänge anders erklärt und, wenn er darüber spricht oder entsprechend handelt, damit eine andere Geschichte der Wirklichkeit erzählt, die wiederum auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit anderer Personen einwirkt.

    Ja, man darf aber nicht dem Fehlschluß der Poststrukturalisten zum Opfer fallen und deshalb glauben, dass es verschiedene Wirklichkeiten gibt. Wenn man aufhört, zu versuchen, sich der Wirklichkeit anzunähern, wenn man einfach nur noch beliebige Geschichten erzählt (weil ist ja eh egal…), wie das leider in den Mainstreammedien mittlerweile der Standard geworden ist, dann ist man heftig auf der schiefen Ebene, das endet faktisch immer in der Katastrophe!

    Meinungsfreiheit gibt es genau für diesen Zweck: irgendjemand erinnert sich immer an Sachen, die in der aktuellen Debatte eine Rolle spielen, aber in den meisten Erzählungen (weshalb auch immer, da gibts verschiedenste Gründe) hinten runterfallen. Genau dafür tauscht man sich aus, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist, lieb gewordene Märchen hinterfragen zu müssen.

    In diesem Sinne: keine Gatekeeper! Dafür ein bisschen mehr Demut in der Bewertung anderer Menschen und ein bisschen mehr Zurückhaltung, Offenheit, aber auch Skepsis, wenn man eine Sache selbst nicht einschätzen und prüfen kann (Berichte übers Ausland sind z.B. chronisch Gatekeeper-gefährdet, vor allem wenn man die Sprache nicht beherrscht und die Mentalität dort nicht kennt).

    1. „Ja, man darf aber nicht dem Fehlschluß der Poststrukturalisten zum Opfer fallen und deshalb glauben, dass es verschiedene Wirklichkeiten gibt.“

      Word!

      Und: Im Grunde ist im Netz und in den Bibliotheken auf diesem Planeten alles schon gesagt worden. Wir wiederholen uns bei diesem Thema. Es erzeugt heutzutage vielmehr eine Art Spannung, wenn in einem feuilletonistischen Essay solche Einsichten nicht genannt (oder bewusst ausgespart?) werden. Das Insistieren auf die „eine Wirklichkeit“ folgt somit der Logik, bekommt aber auch etwas mantraartiges. Ich meine, wenn Wissen im Netz gespeichert wird und dieser Speicher ständig anwächst, wie oft wollen wir dieses Mantra noch wiederholen? Oder muss jede Generation diesen Denkprozess von neuem durchlaufen?

      1. Ich meine, wenn Wissen im Netz gespeichert wird und dieser Speicher ständig anwächst, wie oft wollen wir dieses Mantra noch wiederholen? Oder muss jede Generation diesen Denkprozess von neuem durchlaufen?

        Dank unserer kurzen Lebensspanne leider Letzteres. Es ist ja unmöglich auch nur ein Promille des weltweit gesammelten Wissens aufzunehmen. Es ist hart das zuzugeben, aber Menschen sind kognitiv sehr sehr beschränkt und bilden sich ihre Meinung heuristisch („ich habe xy zehnmal gehört, also ist es wahrscheinlich wahrer als yz, das ich nur einmal gehört habe“).

        Die politischen Themen, die aktuell diskutiert werden, würden mit der Nachkriegsgeneration und ihrer Erfahrung ganz anders besprochen, leider leben die meisten dieser Leute nicht mehr oder sind zumindest nicht mehr journalisitisch und politisch aktiv und die aktuellen Generationen müssen all die bitteren Erfahrungen neu erleben, zumindest wenn das aktiv transportierte Wissen, entsprechende Lücken und Denkfehler hat und die Meinungsfreiheit eingeengt ist (u.a. durch nachwachsende Generationen, in den 90igern gab es m.E. noch wesentlich mehr Freiheiten).

    2. Lieber @Scheinregen
      vieles ist richtig und wichtig was du sagst, aber deine Grundannahme von der einen Wirklichkeit ist so nicht gegeben.

      Unsere soziale Welt besteht nicht aus überprüfbaren Fakten, sondern beruht auf flexiblen Übereinkünften. Ändert sich die Sichtweise ist die Realität plötzlich eine ganz andere.
      Nimm als Beispiel eine Ehe. Sie kann das Leben einer ganzen Familie konstituieren und im nächsten Moment schon Geschichte sein.

      1. Unsere soziale Welt besteht nicht aus überprüfbaren Fakten, sondern beruht auf flexiblen Übereinkünften. Ändert sich die Sichtweise ist die Realität plötzlich eine ganz andere.

        Es gibt (vermutlich, mittlerweile bin ich mir da auch nicht mehr sicher, siehe Mandela Effekt) eine materielle Wirklichkeit, die man nicht leugnen kann und die zu finden die Aufgabe von z.B. Journalisten sein sollte.

        Nimm als Beispiel eine Ehe. Sie kann das Leben einer ganzen Familie konstituieren und im nächsten Moment schon Geschichte sein.

        Und was ändert das daran, dass die Ehe Wirklichkeit war? Ich verstehe dein Beispiel nicht. Alle Sachen ändern sich, ständig, trotzdem gibt es zum Zeitpunkt x eine Wirklichkeit y, die mag jeder ein bisschen anders wahrnehmen (weshalb man viele Leute fragen muss, um nachträglich ein einigermaßen konsistentes Bild zu bekommen), aber sie existierte zweifelsohne und mit etwas Glück und Mühe kann man sie rekonstruieren.

        1. Wenn es einen objektiven Beobachter gäbe, der x und y festhielte, gäbe es vielleicht auch eine objektive Geschichtsschreibung. Historiker sind jedoch davon abgekommen ihre Quellen für objektiv zu halten und betrachten sie jeweils aus ihrer Zeit und Absichten heraus.

          Wenn du ehemalige Paare befragst, schildern sie dir oft Geschichten, bei denen man kaum glauben mag, dass sie jemals das selbe erlebt haben.

          Es gibt eine physikalische Welt, in der wir Aussagen falsifizieren können. In der politischen und sozialen Welt, ist das völlig sinnlos. Ein „ich liebe dich“ lässt sich nicht faktenbasiert beweisen, aber es kann mit einem Schlag die Wirklichkeit verändern. Aber ist dieses Wort ein Fakt oder nur eine gelebte Wahrheit?

          Ob Putin gut oder böse ist, lässt sich nicht beweisen. Aber es arbeiten sehr viele Leute daran, Geschichten über ihn zu erzählen und dies kann für Millionen Menschen von existenzieller Wichtigkeit werden.
          Wie erklärst du dir das Bemühen all dieser Geschichtenerzähler, wenn es nur ein definiertes xy gibt?

          Wir leben in und von einer Wahrheit. Wir benötigen Wahrheit sonst können wir uns nicht miteinander koordinieren. Aber sie ist nicht fix. Und genau darum geht es, wenn wir über Wahrheit streiten. Oder wie Freud einmal sagte: „Macht ist im Besitz der Wahrheit zu sein.“

          Worum geht es, wenn sich das Weltbild einer Gesellschaft ändert? Die faktenbasierte xy Welt, hatte sich bei der Kopernikanischen Wende kein bisschen verändert.
          Aber die Wirklichkeit -das ist das was wirkt- war eine andere geworden und wurde zur Realität einer Gesellschaft mit weitreichenden Konsequenzen.

    3. Ich gehe konform, wenn wir von einer Realität sprechen. Eine Realität, die uns umgibt, in der und mit der wir leben.
      Bei der Wirklichkeit ist das etwas ganz anderes. Jeder von uns lebt in seiner eigenen Wirklichkeit. Und wie wir täglich beobachten können, ist die Wirklichkeit mancher Menschen weit weg von der Realität.

  5. Inspirierender Text! Was bedeutet es eigentlich, wenn jeder freien Zugriff zu Büchern, Musik, Gemälden und Filmen, technischen Dokumenten, wissenschaftlichen Papers, Daten oder auch Software-Codes und LLMs hat? Wir haben uns doch schon ziemlich an diese Welt angenähert, oder nicht?

    Ich würde meinen: Was du suchst, was dich interessiert – das bist du. Und weiter: Ich möchte nicht überheblich klingen, aber bei freiem Zugang zu Wissen trennt sich die Menschheit auf. Und zwar nicht so wie früher, in Arm und Reich etwa, sondern auch in:

    1) Diejenigen, die sich gerne etwas sagen lassen und die anderen, in ihren Augen „wissenden, eingeweihten“ Personen vertrauen möchten und in…

    2) Diejenigen, die grundsätzlich sämtlichen Meldungen misstrauen und die deshalb versuchen, durch eigene Recherche und logische Schlussfolgerungen ein einigermaßen stimmiges Bild über die Welt zu erhalten.

    Wahrscheinlich gab es eine solche Trennung schon immer, das Netz hebt diese nur noch einmal deutlicher hervor.

    1. Zustimmung!

      Die aus Punkt 1 sind die Gruppen- oder Rudeldenker, denen geht es eigentlich nicht darum, was die Wirklichkeit ist oder war, sondern nur darum, was in ihrem Rudel gerade die akzeptierte Meinung ist. Nur wenige von denen sind so aufgeschlossen, dass sie sich von abweichenden Fakten irritieren lassen („Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel zugeschrieben).

      Die Mainstream-Berichterstattung mit ihrem unseligen Framing, den Halbwahrheiten, den Möchtegern-Autoritäten, den Suggestionen und vermeintlichen Experten usw. funktioniert nur Dank dieser Menschen, es gibt aber auch nicht-Mainstreamrudel, die einer ähnlichen Dynamik anheimfallen, etwa nachdem sie der Mainstream ausgeschlossen hat oder sie selbst zu seinem Opfer geworden sind.

      Punkt 2 sind die Selberdenker, die rennen natürlich auch oft in die Irre, die Welt ist komplex, aber man kann sie mit den richtigen Argumenten leicht überzeugen. Sie sind leider in der Minderheit in jeder mir bekannten Gesellschaft.

      Es gibt aber Hinweise darauf, dass in Notsituationen das Hirn auf eine Art Überlebensmodus umschaltet, wenn z.B. das Rudel zerfallen ist, wenn es ein großes Unglück gab etc. das würde evolutionär Sinn machen. Ein starkes Rudel schützt halt nur dann, wenn es noch existiert…

  6. Im Jahr 2125 werden wir alle glücklich sein. Der implantierte Mobilfunkchip 8.7 kümmert sich um uns und zeigt uns lustige Videogeschichten.
    Auch können wir jederzeit von unserer Identität Urlaub nehmen und in der Avatar-Welt hautnah Abenteuer erleben.
    Geschichtsurlaub wird es genannt, wenn man sich in eine historische Figur hinein versetzen lässt. 80% aller Frauen wählen Kleopatra.
    Lehrer die einem Geschichten erzählen werden nicht mehr gebraucht. Überhaupt, lernen ist unnötig geworden.
    Schon ab 2042 war es möglich Youtube-Videos bedarfsgerecht mittels deep fake just in time zu erstellen. Da jetzt jeder alles konnte, waren Berufe schon ab dem Jahr 2050 überflüssig geworden.
    Man kann es sich kaum vorstellen, wie die Menschheit früher überleben konnte. Man malte einen Gott an die Felswand, tanzte gemeinsam vor ihm, jagte ihn am nächsten Tag und aß ihn dann auf. Das Prinzip ist bis heute gleich geblieben. Im Jahr 2125 ist die Steinzeithöhle ein beliebtes Urlaubsziel geworden. Wir leben Geschichten.

  7. Die eine Realität, die es nicht gibt

    Die Kognitionsforschung weiß schon länger, dass es nicht die eine Realität gibt,

    Völliger Unsinn!

    Die Frage, ob es die eine Realität gibt, wird auch nicht in der Kognitionsforschung diskutiert, sondern in der Philosophie, – wo sie auch hingehört.

    … sondern dass jeder Mensch auf dieser Welt diese Realität ein wenig (oder eben auch ganz) anders wahrnimmt, Phänomene und Beobachtungen anders deutet, Zusammenhänge anders erklärt und, wenn er darüber spricht oder entsprechend handelt, damit eine andere Geschichte der Wirklichkeit erzählt, die wiederum auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit anderer Personen einwirkt.

    Aha.

    Für zufällig mitlesende Gymnasiasten: der Herr Oberstudienrat widerspricht eingangs getätigter Aussage.

    Der Rest des Textes ist bestimmt spannend.

  8. Lassen wir doch einmal eine Konifere des Verstandes zu Wort kommen :
    „Die scheinbar direkte Verfügbarkeit von Informationen (freilich ohne Qualitätsüberprüfung) und die Verwechslung von Alltagsverstand mit methodischer Kompetenz werden zur Gewohnheit für diejenigen, die ihre Informationen zu großen Teilen aus sozialen Medien beziehen. All dies gipfelt in der Auffassung, jeder habe die Macht und die Kraft, ohne Respekt vor Spezialisten zu eigenen Schlüssen über die Welt zu gelangen: do your own research, und, schlimmer noch, diese Schlüsse unbekümmert um journalistische Standards zu verbreiten: you are the media. Dadurch verlieren wir nicht nur die Achtung vor der Leistung anderer, sondern auch vor den Institutionen des Staates und der Gesellschaft.“
    „Und auch dies, die Genauigkeit, scheint uns leider über die Pandemie abhandengekommen zu sein. In Talkshows, manchen anderen Medien und in politischen Kommissionen können wir heute live miterleben, wie das Wegfallen des pandemischen Handlungsdrucks im Nachhinein dazu genutzt wird, einen ganzen Abschnitt der jüngsten Geschichte umzudeuten und ganz verdreht noch einmal zu erzählen. So weit sind wir vom Faktischen inzwischen entfernt.“
    (Dr. Vollpfosten in der FA, gesehen bei multipolar).
    Der Kerl ist wirklich putzig in seinem permanent öffentlich zur Schau getragenen Narzissmus.
    Ist aber auch wirklich gemein, „ohne Respekt vor Spezialisten zu eigenen Schlüssen über die Welt zu gelangen“ 😂.
    Ich bin aufgrund eines Lachanfalls fast vom Stuhl gekippt…

    1. Klar, „die“ werden uns alles nehmen, schon allein durch ihre Krasse Impertinenz !!!
      Wie schön, daß der öffentliche Gucker es immer wieder schafft, die ÖR zu imitieren.
      Durch permanente Wiederholung. Oder, wie Nietzsche es so schön formulierte : Die ewige Wiederkehr des Immergleichen. Und Homer Simpson darauf sinngemäß antwortete : „Laaaangweilig !“ 😉😄😛

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