Shitbürger in der Stadtbücherei

Stadtbücherei, Hannover
Emanuel Spieske, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Ein Gericht bestätigt: Hinweise an Büchern in öffentlichen Bibliotheken, die dazu geeignet sind, Leser vor dem Inhalt abzuschrecken, sind selbstverständlich erlaubt. Ein Kommentar.

Man las vor einiger Zeit davon: Die Stadtbücherei Münster kennzeichnete Bücher. Was zunächst harmlos klang. Eigentlich markierte, ja stigmatisierte sie jedoch Bücher, warnte vor deren Inhalt. Unter anderem Jacques Bauds Buch über Putin wurde mit so einem Label ausgestattet. Im Visier: »Die Medien an den Rändern«, wie die Stadtbücherei der Öffentlichkeit mitteilte. Was Rand ist und was nicht, auch hierfür schuf man sich Expertise: Man etablierte einen Expertenzirkel, der taxiert und auswertet – einen Expertenzirkel übrigens, der mit Gendersternchen geschrieben wird, was hier aus gutem Grund und gutem Geschmack keine Beachtung finden soll. (Siehe auch: »Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt« oder »Medien an den Rändern«).

Letztlich ging es den Münsteranern um Warnhinweise: Was sollen die Mitglieder der dortigen Stadtbücherei lesen? Wo lieber die Finger weglassen? Ausleihen konnte man sich die stigmatisierten Titel natürlich dennoch. Fraglich nur, ob ein Lesewilliger sich an den Tresen traut mit dem toxischen Lesefutter. Ach, Sie lesen den Baud, Frau Meier? Nun ja, müssen Sie wissen! Kann man sich im hiesigen Deutschland sicher sein, dass die Aufstellung der entliehenen Bücher nicht irgendwo die Runde macht? In den Vereinigten Staaten des Patriot Act waren diese Aufstellungen jedenfalls Teil des Profilings, mit dem man Terroristen auf die Spur kommen wollte – es traf freilich und wenig überraschend auch Menschen, die gar nicht terroristische Absichten hegten.

Demokratieversager, die auf Demokratierettung machen

Nun war der Fall der Stadtbücherei Münster ein Einzelfall. Aber alles ist ein Einzelfall, bis es kein Einzelfall mehr ist. Darum ist es sinnig, sich der Anfänge zu erwehren. Und auch mal nachzufragen – beispielsweise so: Ist es nicht grotesk, dass sich ausgerechnet eine Stadtbücherei im Anflug demokratischer Phantomschmerzen dazu aufschwingt, irgendeine krude Variante demokratischer Empfehlungskultur umzusetzen? Man denke bitte mal zurück, wie wenig Widerworte es gab, als der Gesetzgeber – Entschuldigung, nicht der Gesetzgeber, sondern die das Grundgesetz negierenden Entscheider irgendwelcher Phantasiekonferenzen! – Betretungsverbote auch für Stadtbüchereien erlies, die denen galten, die sich kein Serum spritzen lassen wollten.

Wie umgehen mit solchen Einrichtungen an den Rändern der Verfassungsmäßigkeit? Das wäre eine zentrale Frage in diesen Tagen – aber stattdessen erheben sich die Mitarbeiter solch demokratiedefizitärer Betriebe auf Steuer- und Beitragszahlerkosten und maßen sich an, als Herren und Herrinnen des guten demokratischen Geschmackes aufzutreten.

Aber derlei spielt in dieser Republik, in der sukzessive das Denken aberzogen und abtrainiert wird, überhaupt keine Rolle mehr. Ja, wer mal freundlich nachfragt, mit welcher Qualifikation man überhaupt dazu übergehen kann, sich als Ratgeber mit den besten Absichten aufzuspielen, wo man doch so vollkommen versagt hat, als guter Rat teuer war, der muss eher damit rechnen, dass sich irgendein Expertenzirkel zusammensetzt und einen neuen Warnhinweis entwirft, den man einem Fragensteller dann sogleich ans Revers heften kann. Wie kommt man eigentlich als jemand, der weiß, wie man Bücher alphabetisch in ein Regal stellen und in einem digitalen System erfassen muss, zu der Kompetenz, den Inhalt eines Buches auf eine Weise zu erfassen, die ihm erlaubt, Inhalte als wahrhaft und wertvoll und andere als bedenklich einzuordnen? Jemand, der in der Obst- und Gemüseabteilung des Supermarktes arbeitet, muss ja auch nicht zwangsläufig eine Minestrone zaubern können.

Vom mündigen Bürger zum Bürger als Mündel

Im April hat das Verwaltungsgericht Münster dann darüber entscheiden müssen, ob man sogenannte »umstrittene« Bücher nun auf diese Weise präsentieren darf oder nicht. Natürlich darf man – was haben Sie denn gedacht? Man muss es quasi sogar, weil man in diesem Land den Bürgern einfach nichts mehr zutraut. Letztlich wurde auch viel dafür getan, dass man den Bürgern nicht mehr arg viel zutrauen kann. Man hat sie zum Beispiel in die Schule gehen lassen. In die Art von Schule, die seit mehr oder weniger zwei Jahrzehnten für intellektuelle Defizite sorgt. Das Gericht erklärt nun, dass Stadtbüchereien einen Bildungsauftrag hätten. Daher dürften sie empfehlen und warnen. Muss man wirklich nochmal nachbohren und fragen, warum man diesen vermeintlich so grandiosen Bildungsauftrag weniger hoch hing, als bestimmte Leute nicht mehr reinkamen und man diese Brandmauer 3G nannte?

Norbert Häring weist aktuell darauf hin, dass sich eine Bibliotheksmitarbeiterin in Widerspruch übt. Ihren offenen Brief findet man auf Härings Website – er sei hiermit recht herzlich empfohlen. Dass sich der Bibliotheksverband freudig über das Urteil äußerte, will sie so nicht stehen lassen. Das ist mutig von der Frau. Womöglich hat man ihr schon einen Zettel ans Ohr gebunden, auf dem von ihr gewarnt wird …

Wie gesagt, es ist fast folgerichtig, dass deutsche Gerichte eine solche Art von Markierung für legitim erachten. Für legitim – und vielleicht auch für notwendig. Denn das Menschenbild in diesem Lande ist eindeutig: Der mündige Bürger ist für diese wohlmeinenden Kreise, für dieses Shitbürgertum – um einen Begriff zu zitieren, den ein berühmter Chefredakteur dieser Tage prägt und für dessen Wortschöpfung man ihm neidisch sein kann –, für diese im Schafspelz eingewickelten Landraubtiere, nichts weiter, als ein Mündelbürger. Ein Schutzbefohlener mit eingeschränktem Wahlrecht. Diese Sichtweise hat das Shitbürgertum so verinnerlicht, dass selbst Stadtbibliothekare glauben, sie müssten staatstragend auftreten und im vorauseilender Gedankenlosigkeit Duftmarken setzen, die dann von höherer Stelle wohlwollend zur Kenntnis genommen werden. Die Entscheidungsfreiheit des Bürgers, in der demokratischen Theorie – und nur da! – der wesentliche Aspekt dieser Ordnung, wird hierbei als vernachlässigbar betrachtet.

Der sukzessive Ausfall aller Hirnfunktionen

Das Mündel ist jedoch das Gegenteil der Mündigkeit. Über ein Mündel verfügt man mittels einer Vormundschaft. Es handelt sich dabei also um eine unmündige Person. Diese ist daher nicht selbstverantwortlich und nicht souverän. Der Mündelbürger ist nicht im demokratischen Prozess vorgesehen – nun ja, nicht in den Sonntagsreden zur Demokratie und nicht in der demokratischen Folklore. Dass die Wahrheit anders aussieht, dass Demokratie der Versuch der Eliten ist, dass alles so bleiben kann, wie es war, als sie noch nicht auf Parlamente schielen mussten, lässt sich von Sheldon Wolin bis Rainer Mausfeld lesen.

Den Shitbürgern schwebt ein Land vor, in dem sukzessive alle Hirnfunktionen derjenigen auszuschalten sind, die sie für Schafe halten – und  die daher eines Hirten bedürfen. Wer der Hirte ist, muss nicht weiter vertieft werden: Natürlich der Shitbürger selbst. Er weiß ganz genau was gut für die Mitmenschen ist – und was ganz generell gut ist. Würde man ihn fragen, wie er zu seinen Einsichten kommt, könnte er keine tiefergehenden Antworten liefern. Er kommt nicht auf das Gute, weil er es durchdacht, abgewogen, argumentativ erschlossen hätte. Es ist ein Gefühl, eine allgemeine Haltung, die er sich gegeben hat, weil er spürte, dass sie ihm guttut: Emotional und psychologisch, aber auch beruflich und – so er jung genug ist – auch schulisch. Er ist das Musterbeispiel des Ausfalles von diversen Hirnfunktionen, redet sich aber ein, dass er – der Shitbürger – der letzte verbliebene Denker auf deutschem Boden ist.

Und nach diesen Kriterien goutiert er Bücher – oder lehnt sich ab. Es ist ein bildungsfernes Treiben, das ihn den lieben langen Tag beschäftigt. Er trachtet danach, wo es geht Vorreiter in Sachen Haltung zu sein, weil ihm dieses schnelle Umsetzen von dem, was die politischen Shitbürger in Berlin oder den verschiedenen Staatskanzleien der Bundesländer oder auch nur in den örtlichen Rathäusern vorgeben, eine schnelles Lob verspricht – und wenn alles glatt läuft, dann sogar eine Aufstiegschance. Das nennt sich dann »ein Beitrag zur Demokratie« leisten. Klingt allemal besser als: »Der Macht in den Arsch zu kriechen«.

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35 Kommentare

  1. Das lustige ist: genau dieser Abschreckungversuch wird junge Leute dazu bringen, genau das lesen zu wollen. Verspricht Gutes für die (noch ferne) Zukunft.

    Die Bescheuertheit des aktuellen Politpersonals und Beamtenapparates ist wirklich epochal.

    Hoch lebe der Untergang durch allseitige Verblödung. Und Grün („-links“) ist Dein Name.

    :-):-):-)

    1. @knackwurst,

      nun ja, verbrennen, können sie ja – noch nicht – all die „umstrittenen“ Propaganda-Pamphlete. Hätte ja doch ein gewisses „G´schmäckle“ ;-)))

  2. Genau, was Knackwurst schrieb: auf diese Art und Weise findet man viel schneller heraus, welche Bücher lesenswert sind.
    Wenn die Verantwortlichen das erst einmal realisiert haben, wird der nächste Schritt wahrscheinlich sein, Autoren und Titel zu anonymisieren.

  3. Lieber Zeughäuser und Exerzierplätze

    Wo die Besucherzahlen der Bibliotheken schwinden ist es genau, das richtige Warnhinweise an die Bücher anzubringen statt gleich die ganze Bücherei zuschließen die solche Schundliteratur im Verleih hat!

  4. Der große politische Soziologe Raymond Aron hat vor vielen Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass das Experiment des konstitutionellen Pluralismus, mittlerweile stark vereinfacht und am Ende irreführend als ‚Demokratie‘ beschrieben, am seidenen Faden hängt und davon abhängt, dass rechtlich verbürgte Freiheiten den Zugriff auf politische Willkür behindern. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist natürlich ein Mindestmaß an kollektiv geteilter staatsbürgerlicher Verantwortung, nicht nur unter den Mitgliedern der Gesellschaft, sondern auch unter den privilegierten Amtsträgern. Es scheint so, als wäre das sukzessive Schwinden der rechtlichen Vorbehalte gegen die Ausübung politischer Willkür in eben jenen Eskalationsstufen zu erkennen, die geradewegs in den Totalitarismus führen:
    1. Das ernsthafte ergebnisoffene Gespräch engführen und Gegenargumente als ‚whataboutism‘ ersticken;
    2. Das ernsthafte ergebnisoffene Gespräch erschweren und Menschen mit anderen Positionen stigmatisieren;
    3. Das ernsthafte ergebnisoffene Gespräch unmöglich machen und kritische Positionen moralisch ächten;
    4. Das ernsthafte ergebnisoffene Gespräch ächten und Menschen mit nonkonformen Positionen kriminalisieren;
    5. Die eine unumstößliche Wahrheit dekretieren und alle Zweifler mund/tot machen …

      1. @AeaP
        Röper vom Antispiegel und Alina Lipp werden oder sollen in Kürze mit sanktioniert werden. Keine Einreise in DE ubd EU, sowie keine Möglichkeit den Rechtsweg zu beschreiten. Praktisch kann man das wohl als ,Ausbürgerung bewerten.

  5. Es ist eine Bankrotterklärung. Es ist ihnen nicht klar, dass sie damit bereits auf den Spuren der unseligen Aktion „Wider den undeutschen Geist“ von ’33 wandeln. Denn der nächste Schritt wird das Verbot sein. Zwar werden keine Scheiterhaufen mehr brennen, denn die modernen Methoden sind smart und sehr viel umweltverträglicher. Mit der A…kriecherei gegenüber ihren Trägern hoffen die Bibliotheken Sparmaßnahmen zu entgehen und sich als „systemrelevant“ zu positionieren. Dabei wäre gerade die Abbildung des ganzen Diskursraumes eine große Chance für diese Einrichtungen, als Orte des persönlichen Austausches und der gesellschaftlichen Lebendigkeit. So aber besteht die Gefahr, dass sie zu verstaubten Bücherdepots mit einem Haufen harmloser Belletristik und tiefengereinigter Sachbücher ohne Nährwert verkommen – und letztlich doch zusammengestrichen werden. Eine sehr bedauerliche Perspektive, wie ich finde.

  6. Der Westend Verlag beschreibt das Buch als scharfsinnig, angesichts der (neoliberalen) kapitalistischen Propaganda, die der Autor pausenlos betreibt, ist das wohl nicht anzunehmen. Provokant, kann man so sehen, eine gute Werbeinlage ist es allemal, da es keine gute oder schlechte, sondern nur Werbung gibt. Und von großen bis kleinen Medien, Sapperlot, rühren sie die Trommel. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

    Was steht da noch in der Beschreibung … „verteidigt dabei jedoch vor allem seine eigenen Privilegien und Interessen.“ Keine Ahnung warum man jemandem etwas neiden sollte, das offenkundig während der Morgentoilette zustandekam. Naheliegend scheint hier das Teil auf dem man sitzt, gemeint ist aber das Optische, vor dem man steht.

    Daß der werte Autor das herbeiführt, was er vorgibt zu beklagen, drückt sich nicht zuletzt in orwellchen Sprachverdrehungen aus:

    Der Begriff „linksgrün“ ist eine Tarnung, die zum einen den rechten Charakter grüner Politik verdeckt und ihre Durchsetzung dadurch erleichtert. Zum anderen bringt der Ausdruck klassische linke Politik in Verruf. Auch darum wird bei der Kritik an Auswüchsen pseudolinker Identitätspolitik teils übers Ziel hinausgeschossen: „Alles Linke“ wird dann verdammt – dem Missverständnis folgend, zweitrangige identitätspolitische Auswüchse seien der linke Wesenskern.

    Andererseits wird ein Schimpfwort indirekt zum Kompliment: Ursprünglich (auch) ein Codewort konservativer Kreise im Kulturkampf (teilweise mit der Kombination „linksgrün versifft“), ist der Begriff „linksgrün“ heute für die Grünen überwiegend ein unverdientes Kompliment, das ihre destruktive Politik potenziell verniedlicht.

    Zum Ursprung des Ausdrucks hat Michael Ebmeyer 2016 in einem Essay in der „Zeit” geschrieben, die Vokabel „linksgrün“ sei auch Ergebnis einer Vermarktung eines „neuen konservativen Cool“ beispielsweise durch die Journalisten Ulf Poschardt und Jan Fleischhauer:

    „Beide zeigten zum Beispiel großes Vergnügen daran, halbernst gemeinte Provo-Parolen wie ‚linksgrün‘ oder ‚Staatsfeminismus‘ in die öffentliche Diskussion einzufüttern, um ebendort spielerisch die Überzeugung festzuklopfen, die Linke genieße bei uns ‚kulturelle Hegemonie‘, sie gebe längst gesellschaftlich und politisch den Ton an, und wer als eigensinniger Denker noch etwas auf sich halte, müsse sich gegen den ‚linken Mainstream‘ in Stellung bringen. Mit diesem anschwellenden Ideologenchor im Hintergrund ließ sich das intellektuelle Deutschland weitgehend widerstandslos durch die Jahre der ‚Hartz-Reformen‘ und der ‚Agenda 2010‘ scheuchen. Seither gilt hier sogar die Politik von Angela Merkel als links.“

    Eine tatsächlich zu verzeichnende massive Zunahme von (pseudo-)linken Floskeln im öffentlichen Diskurs erschöpft sich meist in Ablenkungsdebatten zu Identitätspolitik, Gendersprache etc. Bei den „echten“ Themen (Wirtschaftspolitik, Soziales, Krieg und Frieden etc.) war die politisch-mediale Dominanz stets neoliberal und rechts im klassischen Sinn und ist es noch.

    Aus:
    Phrasenwörterbuch – Heute: „linksgrün“
    01. Juni 2023

    Grüne Politik ist nicht links. Der Begriff „linksgrün“ ist irreführend und schädlich. Mit der einst negativ aufgeladenen Vokabel können inzwischen Handlungen grüner Politiker getarnt werden, die man als „rechts“ bezeichnen muss – die Ignoranz sozialer Nöte, die Unterwürfigkeit gegenüber US-Interessen, die Waffenlieferungen und viele weitere Aspekte. Durch die Verknüpfung destruktiver grüner Politik mit dem Attribut „links“ werden zusätzlich die klassischen (tatsächlich) linken Inhalte in Verruf gebracht. Plötzlich auftauchende Modewörter sowie sprachliche Umdeutungen sollen in diesem „Wörterbuch der Phrasendrescher“ in unregelmäßigen Abständen thematisiert werden. Von Tobias Riegel.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=98657

    Oder in der Wahl seiner Opfer:

    dazu auch: Wertebasierte Perspektive: Westliche Reaktion auf Israels Staatsterror.
    Wenn Israel Menschen tötet, sind es immer Terroristen. Das ist offenbar das Credo von Leuten wie Ulf Poschardt, der am Dienstag von »Next Level Terrorbekämpfung« fabulierte. Zwar waren zwei der Opfer Hunderter im Libanon explodierter Pager, die Israel mit Sprengstoff versehen hatte, Kinder. Und Bilder und Videos verdeutlichen, dass die manipulierten Funkgeräte größtenteils unter Zivilisten – auf offener Straße oder an der Supermarktkasse – explodierten. Aber wer die israelische Kriegführung in Gaza allen Ernstes als »Verteidigung« verharmlost, findet auch solche »Kollateralschäden« akzeptabel. Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden hingegen bezeichnete Israels Vorgehen auf X als »rücksichtslos«. Es sei »nicht von Terrorismus zu unterscheiden«. Snowden schrieb zudem, es sei ein »schrecklicher Präzedenzfall« geschaffen worden.
    Quelle: junge Welt

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=121600

    Oder von wem man geehrt wird:

    Die Ukraine ehrt laut Medienberichten politische und publizistische Unterstützer aus dem Ausland mit Verdienstorden, darunter auch drei Journalisten des Axel-Springer-Verlags. Ausgezeichnet werden „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt, der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur Paul Ronzheimer und der verantwortliche Redakteur im „Bild“-Ressort Politik, Julian „Dünger“ Röpcke. Das geht aus einem Erlass von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew hervor.

    Aus:
    Ukraine ehrt deutsche Medien-Hilfstruppen mit Orden
    16. November 2022

    Die Ukraine zeichnet deutsche Journalisten mit „Verdienstorden“ aus – und die bedanken sich artig. Was wie eine Episode aus einem Satiremagazin anmutet, ist real und es beschreibt treffend den Zustand weiter Teile der deutschen Medienlandschaft in diesen Tagen: Gemeinsam mit einem rechtsextremen Ex-Botschafter wird von deutschen Redakteuren „die Freiheit“ verteidigt, indem ein Krieg verlängert und die Weltwirtschaft beschädigt wird. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=90445

    Aber hey, bestimmt sind irgendwelche „Warnhinweise“ oder sind es mglw. Auszeichnungen, ein Hinweis auf „wehret den Anfängen.“ Sry, der Zug ist seit Jahren abgefahren. Freundlichst begleitet und gestützt vom Beworbenen:

    Springers Kampf für die Vermögenden – Manipulation im Reinformat
    10. Dezember 2019

    Die SPD bekennt sich zur Wiedereinführung der Vermögensteuer und Springers WELT bläst zur Gegenkampagne. Kristina Schröder und Ulf Poschardt erklären den Lesern dabei in einem Atemzug, warum es in Deutschland gar keine Ungleichheit gibt, diese nicht vorhandene Ungleichheit aber doch eigentlich etwas Positives und das Ergebnis einer freien und erfolgreichen Gesellschaft sei. Doch diese beiden Perlen der Meinungsmache sind nur die Spitze des Eisbergs einer in weiten Teilen hoch manipulativen Debatte. Von Jens Berger.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=57003

    1. Danke auch, die Werbeunterbrechung empfand ich selbst auch als etwas unappetitlich und spare mir so den eigenen Kommentar.

    2. „ Ukraine ehrt deutsche Medien-Hilfstruppen mit Orden”
      Sowas, die „taz” hat keinen abgekriegt, obwohl sie sich so sehr darum bemüht hat?

  7. Es stellt sich vor allem die Frage, warum man Bücher kauft und bereit stellt, vor denen man dann selbst glaubt, warnen zu müssen.

    Unabhängig davon schätze ich, dass die eine oder andere politische Gruppierung ihrerseits auf die Idee kommt, in den Büchern einer Bibliothek Warnhinweise zu platzieren. Dürfte nicht weiter schwierig sein.

    1. ja genau, Simon, frage ich mich auch: warum entfernt man solch „anrüchigen Schriften“ nicht vom Angebot öffentlicher Büchereien oder beschafft sie einfach erst gar nicht, anstatt sich die Blöße Gedankenpolizei öffentlicher Information zu geben?!
      Nun ja, kann man wahrscheinlich mit der wohl allseits bekannten Perversität deutscher Bürokratie erklären, von Logik und normalem Menschenverstand kaum eine Spur!
      Es ist tröstlich jedoch das man sich jegliche Information besorgen kann wenn man nur will und sucht, dann findet man auch auf anderen Wegen, man ist ja nicht auf öffentliche Büchereien exklusiv angewiesen, oder?
      Eigentlich nur ein Sturm im Wasserglas finde ich in diesem Fall, das Angebot von öffentlichen Büchereien ist mir zum Beispiel völlig egal sowieso.:))

  8. „Putin kann gut Deutsch. Er musste nur jeden Abend die Tagesschau gucken, oder ZDF heute, um zu wissen, was Deutschland und die Europäer planen. Das ist ein strategischer Vorteil für ihn und ein strategischer Nachteil für uns.“
    Fritz der Clown

    1. Ich denke Russland hat Möglichkeiten und Quellen, zuverlässiger an Informationen über die Aktivitäten seiner Gegner zu kommen, als sich aus deren (Propaganda-)Medien bedienen zu müssen.

  9. Bei meiner Bibliothek in Berlin werden gesondert die Bücher ausgestellt, die Trump anscheinend verbieten möchte. Alles geistige Schätze aus der Hochphase des Weltwokismus (die Älteren mögen sich erinnern). Und am Eingang baumelt, schon ein wenig zerzaust, die Pride Flag, also die farblich angeschärfte Version der Regenbogenflagge, die heute vom Bundestag herab uns zuwinkt. Peace!

  10. Es ist einfach nur lächerlich. So etwas gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie, darum fällt das so auf. Auch deswegen, weil man nach dem Dritten Reich eine Gleichschaltung der öffentlichen Meinung unter keinen Umständen mehr dulden wollte. Gut so!

    Und wer profitiert? Die AfD natürlich. Sie kann jetzt trefflich jammern. Denn das ist ja ihr Hauptargument, die angebliche Verfolgung durch Linksgrüne. Dann der Verfassungsschutz und dann der Böhmermann. Ist denn die ganze Republik darauf aus, der AfD Jammervorlagen zu liefern?

  11. Der Geist von einst, der NS-Geist, i s t in Deutschland, ward nie nachhaltig zerstört, ist gegenwärtiger denn je.

    Wie hieß das noch in NAZI-Deutschland: „… gesundes Volksempfinden …“

    ********************************************************************

    Ferner: Wer soll künftig die UN-Vollversammlung leiten? Eine Frau voller widerwärtiger Kriegsrhetorik seit dem 24.02.2022.

    Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, gell Frau Baerbock?

    1. Zunächst hat Baerbock bei ihrer Antrittsrede zur Wahl vor der UN den russischen UN-Botschafter runtergeputzt.

      Mal sehen ob sie trotz ihres unmöglichen Benehmens überhaupt gewählt wird.

      1. Also ich meine es war eher andersrum..der russische Botschafter hat in seiner Stellungnahme die Baerbock zur Schnecke gemacht..eigentlich gar nicht nötig denn B. macht sich sowieso pausenlos extrem lächerlich und disqualifiziert sich auf internationaler Bühne selbst..wird auch weiterhin eine absolute Lachnummer im UN Zirkus sein bis ihre Zeit abläuft..Niemand nimmt sie ernst außer schamlose deutsche Politiker Pfeifen in der deutschen Regierung..gähn..

  12. „Ein Gericht bestätigt: Hinweise an Büchern in öffentlichen Bibliotheken, die dazu geeignet sich, Leser vor dem Inhalt abzuschrecken, sind selbstverständlich erlaubt.“

    In diesem Land darf man auch nichts anderes mehr erwarten ausser noch einer erneut auf uns zukommenden Bücherverbrennung.

    Die braune Nazisaat sprießt immer wieder aus dem Boden.

  13. Es ist nur konsequent, wenn Bibliothek und Gericht, Warnhinweise angebracht finden und in der nächsten Runde der Blockwart vor der Tür steht. Dann mit Verweis auf die missachteten Hinweise und auch das sonstige Fehlverhalten, siehe Impfen, Medienkonsum, aber auch Einkaufen und Heizen, mit Konsequenzen droht.

    Wer weis was richtig ist, will dies auch umgesetzt haben, bis in das Leben der Anderen hinein. Komplementär dazu wollen viele ja permanent belehrt werden, über den Nährwert, Energieverbrauch und die richtige Haltung.

    Dies ist ein Land, das Ratgebermagazine, Sendungen und Kolumnen en masse konsumiert, denn man will ja das Richtige tun, auf der richtigen Seite sein. Auch der Erfolg der Grünen erklärt sich aus der Liebe des Strebers für den Oberlehrer, wie sich die Liebe der Grünen für die neoliberalen Denk Aquarien in und um Washington erklärt.
    Die Aquarienmeister und ihre Herren aus der Wallstreet selbst sind zu zynisch, um jemanden anderen, als sich selbst zu lieben.

    Sapere aude setzt ein gewisses Maß an Distanz voraus und auch den Mut, eben allein zu sein, nicht Teil einer Bewegung, damit auch ohne den Schutz, das tröstliche Miteinander und das dynamische Dagegen. All die psychologischen Komponenten, die organisierte Religionen, Parteien und Fußballvereine, durch das Auf und Ab der Geschichte trägt.

  14. Die für diese demokratie- und bildungsfeindliche Maßnahme Verantwortlichen der Bibliothek sind wohl keine ausgebildeten Bibliothekare, vielmehr haben sie nun ihre Ungeeignetheit für das Betreiben einer Stadtbücherei öffentlich nachgewiesen.

    Die Stadtbücherei Münster auf ihrer Webseite über sich selbst:

    „Wir sind eine der besten Bibliotheken in Deutschland und tragen wesentlich zur Attraktivität Münsters bei. Das soll so bleiben.
    Deshalb stellen wir uns folgenden Aufgaben und Zielen:
    Die Stadtbücherei eröffnet allen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen die Chance auf freie Information und Bildung. Unser Angebot ist neutral. Wir respektieren die Pluralität der Gesellschaft.“

    „Die Stadtbücherei ermöglicht allen Bürgerinnen und Bürgern einen individuellen Zugang zu Medien und Informationen. Die Stadtbücherei arbeitet kundenorientiert.
    Wir nehmen bei allen Entscheidungen die Kundensicht ein. Handlungs- und Entscheidungsspielräume werden im Sinne der Kunden genutzt.“

    Angesichts der Einklebung von „Warnhinweisen“, kann man sagen:
    So weit, so verlogen.

    Offensichtlich machen die das aus diesen Gründen:

    „Wir nutzen die Chancen, die uns die Vernetzung und Kooperation mit anderen Ämtern, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen bieten. Im Rahmen von Projekten suchen wir Sponsoren, um zusätzlich Finanzmittel einzutreiben.“
    (Verfassungsschutz? Rheinmetall?)

    https://www.stadt-muenster.de/buecherei/ueber-uns/leitbild

    Diese Antibücherei sollte an ihrer Tür ein Schild anbringen:
    „Propagandatexte, die obrigkeitshöriges Nichtdenken befördern, sind bei uns frei von Warnhinweisen. Ihre geistige Dumpfheit ist uns oberstes Gebot.“

  15. Das Buch von Jacques Baud: „Putin Herr des Geschehens?“, ist eines der ganz wenigen Bücher, die die Wahrheit erzählen und gerade die historischen Fakten der Realität entsprechend einordnen.

    Die anderen Büchern sind:
    – Thomas Mayer: Wahrheitssuche im Ukraine-Krieg: Um was es wirklich geht (sehr empfehlenswert)
    – Günter Verheugen & Petra Erler: Der lange Weg zum Krieg: Russland, die Ukraine und der Westen – Eskalation statt Entspannung
    – Thomas Röper: Die Ukraine Krise – 2014 bis zur Eskalation
    – Scott Horton: Provoked: How Washington Started the New Cold War with Russia and the Catastrophe in Ukraine
    All die Bücher sind der breiten Masse völlig unbekannt und es wird – erfolgreich – alles versucht um sie aus der öffentlichen Debatte herauszuhalten – oder wie beschrieben verfassungsfeindlich zu markieren.

    Wie Norbert Häring nämlich schreibt: “ (…) hatte die Stadtbücherei den Hinweis “möglicherweise nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar” an dem Buch „Putin Herr des Geschehens?“ von Jaques Baud angebracht. Nach meinem Bericht, der für beträchtliches Aufsehen sorgte, reduzierte die Bibliothek offenbar die nicht begründete und kaum haltbare Kritik auf den Hinweis „umstrittener Inhalt“. Ein anderer betroffener Autor, Gerhard Wisnewski, auf dessen Buch ebenfalls der Warnhinweis angebracht worden war, beantragte eine einstweilige gerichtliche Anordnung, diesen Hinweis zu entfernen. (…)

    Wir leben wahrlich in Orwellschen Zeiten. Es ist exakt so wie er es in seinem Roman beschrieben hat.

  16. Kann mir jemand sagen, wie ich an eine Liste über »Die Medien an den Rändern« komme? Das sind nämlich gerade die Bücher, die mich am meisten interessieren.

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