Lass’ dich nicht verbittern!

Vögelchen zwitschern
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Von Jahr zu Jahr wird die Stimmung im Lande gereizter. Meinungs- und Gedankenaustausch verkommen zu Schubladen-Denken. Haltung und Bekenntnis erdrücken Aufgeschlossenheit und kritisches Bewusstsein. Was lässt das für künftige gesellschaftliche Auseinandersetzungen erwarten?

Im Jahre 1968 veröffentlichte der DDR-Lyriker Wolf Biermann sein Lied „Ermutigung“. Eine Strophe im Text lautet: „Du lass dich nicht verbittern in dieser bitt’ren Zeit. Die Herrschenden erzittern, sitzt du erst hinter Gittern, doch nicht vor deinem Leid.“ Aber wie sieht die Welt heute aus und wie steht es um jene, die die Welt verändern wollten und immer noch wollen? Haben sie die Herrschenden das Zittern gelehrt? Seit Biermann dieses Lied schrieb, ist die Welt trotz allen Aufbegehrens in einem erbärmlichen Zustand. Das hinterlässt Spuren bei jenen, die angetreten waren, eine bessere Welt zu schaffen. Ernüchterung und gar Ratlosigkeit sind eingekehrt. Ist der Kampf für eine freundlichere Zukunft deshalb aussichtslos?

Wofür?

Vor wenigen Tagen feierte Vietnam den 50. Jahrestag seines Sieges über die USA, und am 9. Mai jährt sich zum achtzigsten Mal der Sieg der Sowjetunion über den Faschismus. Das sind zwei Daten, die für Befreiung und Zuversicht stehen, aber sie lösen hierzulande wenig Begeisterung aus. Nur noch wenige fühlen sich diesen Ereignissen verbunden, hauptsächlich die Älteren, die zumindest den Vietnamkrieg noch mitverfolgt und sich mit dem vietnamesischen Volk solidarisiert hatten. Sie fühlten sich nicht nur dem vietnamesischen Volk verbunden, sondern mit ihm stellvertretend auch mit all jenen Völkern, die bis weit in 1970er Jahre hinein für ihre Unabhängigkeit kämpften.

Mit diesem Kampf verbanden viele damals nicht nur den Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus, sondern auch für eine neue Gesellschaft, den Sozialismus. Dieser Orientierungspunkt ist mit dem Untergang der Sowjetunion verloren gegangen. Mit ihr verschwand auch die politische Orientierung, die das materialistische Denken den Vorgängen in der Welt und in den Gesellschaften gab. In welche Richtung soll heute gesellschaftliche Veränderung gehen? Neben der politischen Klarheit hängen von dieser Frage auch nicht unwesentlich Durchhaltevermögen und Gemütszustand derer ab, die für sich Veränderung einsetzen. Denn jeder Kampf orientiert sich an seinem Ziel. Wer kein Ziel hat, kämpft auf verlorenem Posten. Dem droht das Scheitern. Was ist heute das Ziel?

Zielloser Kampf ermüdet, entmutigt, macht hoffnungslos. Das ist die erste Ursache des Scheiterns. Die zweite ist ein falsches Bild von der Wirklichkeit, verbunden mit der Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse. Der Westen verliert seinen Krieg in der Ukraine nicht, weil er falsche Taktiken einsetzte oder nicht genügend Waffen schickte. Er verliert, weil er Russland unter- und sich selbst überschätzte, weil er sein Wunschdenken mit der Wirklichkeit verwechselte. Er war fest davon überzeugt, dass die westlichen Waffen den russischen überlegen sind, dass Russland schwach ist und Putin ein Autokrat, der Angst hat vor dem eigenen Volk und der westlichen Demokratie. Man glaubte, dass die Russen Putin zu Teufel jagen, um endlich jene Freiheit zu erlangen, die der Westen ihnen bietet.

Die meisten, die sich heute politisch betätigen, machen sich wenig Gedanken über Kräfteverhältnisse. Doch daran scheitern die meisten Auseinandersetzungen. Unberechenbar ist jeder Kampf von vorneherein, wenn die eigenen Kräfte über- und die des Gegners unterschätzt werden. Es genügt nicht, auf der moralisch richtigen Seite zu stehen. Es genügt nicht, im Recht zu sein. Man muss das Recht auch erkämpfen können, sonst nützt es wenig. Dafür ist die Beurteilung der Kräfteverhältnisse und das Erkennen der Wirklichkeit unabdingbar. Wer beide nicht beachtet, weiß seine Erfolgsaussichten nicht einzuschätzen, kann nicht erkennen, ob der Kampf gewonnen werden kann oder ob Abwarten nicht vielleicht besser ist, um neue Kräfte zu sammeln.

Warum?

Um Scheitern zu vermeiden, ist Klarheit notwendig. Klarheit bedeutet Antworten auf die Fragen: Was soll erreicht werden und wie kann es erreicht werden? „Verlangen wir das Unmögliche und zwar sofort“, war einmal Forderung und Appell der Spontis, den kämpferischen Vertretern spontaner Aktionen, also jenen Aktivisten, die damals noch nicht Aktivisten hießen. Für sie war die Aktion wichtig, das Handeln. Das Betrachten der Umstände und die Einschätzung der Erfolgsaussichten waren ihnen eher lästig. Aber haben sie das Unmögliche bekommen? Und dann auch noch sofort?

Dass es um die Spontis mit ihrem Aktionismus bald ruhig geworden war, lag weniger daran, dass ihre spontanen Aktionen ebenso wenig Veränderung gebracht hatten wie die endlosen Grundsatzdiskussionen, die sie oft zurecht kritisiert hatten. Vielmehr war unklar gewesen, was das Unmögliche sein sollte, dass es umgehend zu erkämpfen galt. Ihren spontanen Aktionen fehlte dasselbe wie den Grundsatzdiskussionen: das Ziel und die Klarheit über den Weg dorthin! Das Unmögliche erreichen zu wollen und zwar sofort, hört sich verdammt entschlossen an, aber ohne klares Ziel hilft alle Entschlossenheit nichts. Richtungslose Entschlossenheit hatte eine Gemeinsamkeit mit den ziellosen Grundsatzdiskussionen: Sie waren nicht an der Wirklichkeit orientiert, sondern an den eigenen Wünschen und Vorstellungen.

Die Spontis sind Vergangenheit. Aktivisten neuerer Bewegungen wie die Klimakleber oder die sogenannte letzte Generation und so manch andere gesellschaftliche Themen sind im Begriff, ihnen zu folgen oder bereits bedeutungslos geworden im Auf und Ab der Konjunkturen gesellschaftlicher Aufwallungen. Sie verschwanden, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen. Worum ging es dabei über den öffentlichen Krawall, die moralische Empörung, Selbstbeweihräucherung und Selbstdarstellung hinaus?

Man verbiss sich in Einzelerscheinungen der gesellschaftlichen Zustände. Zwar wurde auch immer wieder auf den Kapitalismus als gesellschaftliche Grundlage und Nährboden dieser Erscheinungen verwiesen, aber dabei blieb es. Den Kapitalismus selbst stellte man nicht in Frage. Man prangerte ihn an als Ursache, aber über diese Schuldzuweisung dachte man nicht hinaus, beschränkte sich auf moralische Empörung in Vorwurfshaltung. Im Vordergrund stand die Entlarvung des Kapitalismus, das Anprangern all jener, die verantwortlich gemacht wurden für die Missstände, die kritisiert wurden.

Bewegungen wie Fridays for Future oder die letzte Generation gaben sich als kompromisslose Kapitalismuskritiker. Parteien wie die Linke, das BSW und auch anfangs die Grünen, ja bis hinein in die linke SPD traten kapitalismuskritisch auf und tun es zum Teil immer noch. Aber ihre Konzepte, Ideen und Vorschläge liefen hinaus auf eine Verbesserung des Kapitalismus. Für seine Überwindung konnten sie keinen Weg aufzeigen. Denn letztlich wussten und wissen sie nicht, was nach dem Kapitalismus kommen soll.

Das kann auch nicht erwartet werden, denn eine neue Gesellschaft nach dem Kapitalismus ist nichts, was sich einige wenige ausdenken können. Aber viele von jenen glauben, es dank ihrer höheren Bildung, ihrer alternativen Informationen oder ihrer wissenschaftlich abgesicherten Theorien zu können. Doch eine neue Gesellschaft ist nicht das Ergebnis des Wissens und Handelns einiger weniger. Die Gestaltung von Gesellschaften ist gemeinschaftliche Leistung eines Großteils jener Gesellschaftsmitglieder, die mit den Verhältnissen nicht mehr zufrieden sind.

Das ist aber nicht das Bewusstsein, das unter den Kritikern des Kapitalismus heute vorherrscht. Dort liegt eher ein elitäres Denken vor, das sich selbst im Mittelpunkt der Veränderung sieht, als ausschlaggebend, als richtungsweisend. Das Volk kommt in diesen Überlegungen selten vor, im Gegenteil spiegelt sich in vielen Äußerungen Verachtung wider gegenüber den sogenannten einfachen Leuten, die von vielen nur als Schlafschafe angesehen werden. Aber ohne das Volk, ohne seine aktive Teilhabe wird es keine grundlegende Veränderung geben.

Wie?

Das sind die Erkenntnisse aus den Siegen der Vietnamesen über die USA und der Sowjetunion über den Faschismus. Diese Völker wussten, wofür sie kämpften und all die Opfer auf sich nahmen. Vor allem war ihnen auch klar, dass nur die Geschlossenheit des überwiegenden Teils der Bevölkerung zum Sieg führen konnte als der Sieg der gesamten Gesellschaft, nicht einiger weniger Intellektueller und alternativ Denkender oder solcher, die sich berufen fühlten. Zum Sieg gehörte auch eine verlässliche, vereinende und kluge Führung, die über die politische Klarheit für die Notwendigkeiten in diesem Kampf verfügte und diese auch verständlich machen konnte.

Das fehlt den gesellschaftlichen Bewegungen hier und heute. Das jüngste aber nicht einzige Beispiel eines solchen Mangels ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das nicht in der Lage war und immer weniger ist, eine solche Führung anzubieten. Die Menschen waren bereit und voller Erwartungen. Sie hatten diese Partei förmlich zum Erfolg getragen. Aber das BSW war nicht in der Lage, die anstehenden Aufgaben zu erkennen. Persönliche Eitelkeiten ersetzten politische Klarheit.

Forderungen und Konzepte haben wenig zu tun mit politischer Klarheit, es sei denn, dass sie auf der gesellschaftlichen Wirklichkeit fußen. Wenn sie diese Realität nicht beschreiben und erklären und daraus Handlungsmöglichkeiten vermitteln können, sind sie nichts weiter als Hirngespinste, die man sich als Lösung der gesellschaftlichen Probleme ausdenkt. Wenn man die Lösung der gesellschaftlichen Probleme durch die Wahl einer Partei in Aussicht stellt, die alles besser machen zu können vorgibt, dann täuscht man sich selbst und die eigenen Anhänger.

Denn es genügt nicht, das Verhalten der Eliten zu entlarven und glauben zu machen, dass man es besser kann. Es genügt nicht, die Manipulation und einseitige Berichterstattung der Medien, Korruptheit und Volksferne der Politiker anzuprangern, das Gewinnstreben der Konzerne, den Imperialismus und die Kriegslüsternheit der kapitalistischen Wirtschaft. Das muss sicherlich geschehen, um die Missstände deutlich zu machen. Aber es muss auch deutlich werden, dass es damit allein nicht getan ist.

Das Anprangern und Entlarven macht ja nicht Halt bei den Mächtigen, es schlägt auch zurück auf die, die anprangern und entlarven. Wer beim Anprangern und Entlarven stehen bleibt, nicht über diesen Tellerrand hinausgeblickt, macht es zum alleinigen Inhalt des eigenen Vorgehens. Dann besteht der politische Kampf nur noch daraus, sich zwanghaft im Offenlegen der Niedertracht zu verbeißen. Dieses Verhalten macht irgendwann keinen Unterschied mehr zwischen der Niedertracht der Herrschenden und jener, die man im eigenen Lager zu sehen und offenlegen zu müssen glaubt. Einst sinnvolle Kritik wird dann zu einer Haltung der Feindseligkeit, wie wir sie in vielen Kommentarspalten der alternativen Medien beobachten.

In seinem Gedicht „An die Nachgeborenen“ beschreibt Bertold Brecht diesen Zustand: „Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser.“ Was geschieht mit dem Kapitalismus und seinen Eliten, wenn sie am Pranger stehen und entlarvt wurden? Als was sollen sie entlarvt werden, wofür angeprangert? Und wenn sie genügend entlarvt und angeprangert wurden, was kommt dann? Ist das alles, ist das genug? Oder soll danach noch etwas kommen, etwas Neues, Ausblicke in freundliche Zukunft vor dem Horizont einer neuen Gesellschaftsordnung? Für Brecht war es der Sozialismus. Was ist es für uns?

 

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

Rüdiger Rauls

Erlernter Reprofotograf und Lernsystemlektor, später selbständig als Betreiber von Nachhilfe- und Sprachinstituten in Rheinland-Pfalz und im angrenzenden Luxemburg. Neben zahlreichen Artikeln zu gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen auf meinem eigenen Blog „Politische Analyse“ sowie namhaften Foren und Zeitschriften habe ich seit 2012 mehrere Sachbücher und Romane veröffentlicht.
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84 Kommentare

  1. „Für Brecht war es der Sozialismus. Was ist es für uns?“

    Na, die katholische Soziallehre natürlich. „Rerum novarum“ schon gelesen, liebe Overtoners, lieber Herr Rauls?

    1. Wenn ich lese „Es genügt nicht, auf der moralisch richtigen Seite zu stehen. Es genügt nicht, im Recht zu sein.“, denke ich, dass da nur einer am Werk ist, der argumentieren will, ohne der Sache wenigstens mitteltief auf den Grund zu gehen.

      Der Westen war weder bei der Umdefinition der Nato von einem Verteidigungs- zu eine Interventionsbündnis im Recht (Kosovo, Afghanistan). Ebenso nicht bei der Nato-Osterweiterung. Ebenso nicht beim westgestützen Maidan, beim Putsch, bei der Anti-Terroroperation und der Antirusssismus-Entwicklung und -Pflege.

      Der Westen ist, seit die Neocons in den USA den Ton angeben, auf Terrorkurs. G.W. Bush ist mit seinem ‚Krieg gegen den Terror‘ in diese drastische Weltverschlechterungsspirale eingestiegen. Obama hat sie weiterbetrieben.

      Das ist ein wichtiger Grund für Trumps Wahlerfolge. Das versuchen die medialen Freunde der US-Neocons mit ihren Attacken gegen den narzisstischen Unsympath zu kaschieren. Trump versucht, vermutlich ohne dass er es will, das imperiale Ungeheuer wieder zu einem imperialistischen aber vertragsinteressierte und -tauglichen Kapitalistenregime zurückzuformen.

      Ok. Und da ist noch Gaza.

      1. Moin Müsli,

        Sie tun den Artikel mit einem Absatz ab, um dann die „Sache“ zu beschreiben, welcher der Autor nicht mal „mitteltief auf den Grund“ gehen will. In dieser „Sache“ bin ich bei Ihnen – wenn ich’s recht bedenke, fällt das Strafregister des US-Imperialismus und seiner Spießgesellen noch viel länger aus, die Empörung darüber müsste viel größer sein. Fehlt nur noch eine gesalzene Kapitalismus-Kritik, dann wissen wir Foristen, wie der Hase läuft. Nun, dieser Sache geht Rüdiger Rauls in diesem Artikel tatsächlich nicht auf den Grund, weil er nämlich darüber nachdenkt, wie wir damit umgehen.

        Es genügt leider nicht, die richtige Analyse zu besitzen oder, was im Forum wichtiger scheint, wortstark die richtige Meinung zu vertreten, denn erstens sind wir ein lächerlich kleiner Haufen; noch lächerlicher ist es zweitens, wenn wir im Kampf um die Deutungshoheit liebevoll mit dem Knüppel aufeinander eindreschen (zugegeben, ich sitze selbst im Glashaus). Zu unseren Gunsten unterstelle ich mal, dass wir vom gleichen Menschheitstraum angetrieben werden, aber selbst im Mikrokosmos unseres kleinen Dorfes sind Mitgefühl, Verständnis und Solidarität kümmerliche Pflänzchen, auf denen wir obendrein mit Wonne herumtrampeln.

        Nun weist der Rauls uns ganz dezent darauf hin, dass wir in unserem Overton-Idyll von „Volksmassen“ geradezu umzingelt sind – von exakt dem revolutionären Subjekt, ohne das eine Umwälzung der Verhältnisse schlicht unmöglich ist. Da wir also mit all diesen CSUCDUFDPSPDGrüneLinkeAFD Wählern in einem Boot sitzen, müssen wir uns entweder darauf einlassen, oder wir nieten den ganzen Haufen um – für Details müssten Sie beim KBW oder ähnlichen Spinnern nachfragen, solche „Helden“ gibt’s leider wirklich.

        Also bleibt nur Reden. Reden müssen wir unbedingt über die Verhältnisse, die Sie ganz richtig beschreiben. Wir alle sind darin gefangen, selbst der schwärzeste CDU-Wähler leidet darunter – er merkt es nur nicht bzw. wenn doch, schimpft er auf die Falschen, z.B. auf mich. Meine Güte, es ist schon schwer, von den Mitforisten keine Dresche zu bekommen, was für eine Herkules-Aufgabe wird das wohl erst, wenn wir uns dem revolutionären Subjekt zuwenden?

        Vielleicht geht Rüdiger Rauls dieser Sache nicht auf den Grund (wahrscheinlich würde ihm beim Gründeln auch irgendwann die Luft ausgehen), aber er hat einen Punkt: Wenn wir keine Verständigung mit unseren (gerne auch mal rabenschwarzen) Nachbarn hinbekommen, können wir uns all unsere klugen Theorien von der Backe putzen.

        Beste Grüße, JvB

        1. Danke für die wohlklingende Entgegnung.

          Ich denke, wenn die Fürsprecher des Weltfriedens sämtliche ihrer Reden mit „dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine“ beginnen, handeln sie falsch. Das ist nichts weiter als ein Kniefall vor dem Nato-Narrativ. Dieser immer wiederkehrende Kniefall bestärkt die Nato-Anhänger in ihrer Denkart.

          Die Jahre vor 2022 hat die USA die Nato-Osterweiterung betrieben und das Kalkül war, entweder Russland ergibt sich in seine Schwäche wie in den 90ern und die Ukraine wird Nato-Land oder Russland setzt sich militärisch für die ethnischen Russen ein wie schon 2008 in Georgien, dann machen wir mittels Finanzsanktionen kurzen Prozess und die Ukraine und alle anderen, die wir wollen, werden Nato.

          Diese Überheblichkeit hat zum Putsch, zur ATO und alles vorbereitenden und begleitenden US-Dialogverweigerung in Sachen gegenseitiger Sicherheit geführt.

          Unsere Willigen hängen immer noch dieser Überheblichkeit an, obwohl sie in ihren Besprechungsrunden wieder und wieder erkennen, dass sie keine wirksamen Hebel haben. Alle ihre Hebel fügen ihnen selbst mehr Schaden zu als dem Lieblingsfeind.

          Die UN-Charta-widrige Dialogverweigerung der USA war der Trick, um es nachher medial so aussehen zu lassen, als wäre Russland der initial Böse. Wenn die Hintertriebenheit nicht klar ausgesprochen wird, wird die Nato-Erzählung hingenommen und die Überheblichkeit hält an.

          Die Ukraine hat mit dem US-gesteuerten Putsch 2014 ihre politische, finanzielle und wirtschaftliche Souveränität verloren. Die Präsidenten wurden mit dem Versprechen auf Frieden ins Amt gewählt, die US-Geldgeber drehten sie dann jeweils um 180 Grad und demonstrierten der Welt wieder und wieder, dass die Ukraine eine von außen gesteuerte Fassadendemokratie ist.

          Ein anderes Nato-Narrativ geht darauf ein. Die Ukraine kämpfe für Demokratie und Freiheit und stellt die Realität damit auf den Kopf.

          Ich höre einen deutlichen linken Unterton im Text. Was für eine Art links ist das, die sich vor Klarstellung der Geschichte und der entstandenen Besitzverhältnisse scheut?

          Wie wurde das den Menschen vor der französischen Revolutionen erzählt? Gott hat den Reichen den Reichtum und dem Adel die Sonderrechte geben, aber wir machen jetzt trotzdem mal Rabatz?

          1. Danke für die Aufklärung – wenn Sie einen ironischen Unterton heraushören, dann höchstens, weil Sie mit Ihren Ausführungen bei mir sperrangelweit offene Türen eintreten. Für den Herrn Rauls kann ich nicht sprechen, aber ich denke, auch bei ihm können Sie mit diesem Thema bis in den Garten durchrennen …

            In meinem kleinen Dorf komme ich auch in jeden Garten, beim Bier begießen wir das zarte Pflänzling der gegenseitigen Sympathie… bis einer anfängt: „Habt ihr schon gehört…“ und dann wiederkäut, was ihm sein TV frisch in den Kopf getrichtert hat. „Dieser Putin!“ …

            Ok, ich hab mich über die Jahre schlau gemacht, wie Manipulation funktioniert – aber wie soll ich der fröhlichen Runde meine Medienkritik verklickern? Nach spätestens 3 Sätzen stopfen sie mir das Maul mit gaaaanz viel Bier – das ist ihre herzliche Art, Freundschaften zu bewahren.

            Hab ich schon keine Chance, den Freunden ihren „Stacheldraht im Kopf“ (Volker Pispers) auszureden, versuche ich wenigstens, ein paar Fakten zum Ukraine-Krieg gerade zu rücken – wenigstens ein bisschen von dem rüberzubringen, was Sie mir geschrieben haben. Nach 2, 3 Sätzen erwartet mich entweder ungläubiges Staunen oder wieder ganz viel Bier.

            Was bitteschön kann ich nur tun, um Zugang zum Verstand zu bekommen? „Glotze und Bildzeitung“ (Schröder) besitzen darauf das Monopol – und sichern es so geschickt ab, dass die Freunde mir ihren Stacheldraht voller Überzeugung als freien Willen verkaufen.

            Können Sie mir helfen, haben Sie eine Idee? Wie schaffen Sie es, gegen die veröffentlichte Meinung anzugehen, also das von den Medien gemalte Bild in den Köpfen geradezurücken?

            1. Ja, ist schwierig. Aber hier ist nicht Gartenfest.
              Kurzphrasen fürs Gartenfest.
              1, 2 und 3. Nicht die Nato-Sprechformeln verwenden.
              4. Vor dem Putsch 2014 war die Ukraine neutral.
              Wenn Interesse aufkommt: ‚Fuck the EU‘ etc.
              5. Nach dem Putsch wurde die Hälfte der Bevölkerung durch Gesetze der Putschregierung und die ATO politisch entmündigt.
              Insgesamt:
              In der Ukraine wird nicht die Demokratie verteidigt, sondern die Nato-Osterweiterung.
              Usw.

  2. Keine Ideologie oder Religion.

    Das PRINZIP, nur für sich ablehnen zu dürfen, was man verstanden hat: die Sicht des anderen.

    Nachdem man sie verstanden hat, kann man sie durchaus begründet ablehnen.

    Aber nicht den Menschen, der sie hat.

    So einfach wäre es …

    Heute lehnt man Menschen auf Basis von Etiketten ab, und gegnerische Sichten zu begreifen, ist verboten: Vorsicht, Infektionsgefahr, sagen die Gouvernanten der staatlichen und kirchlichen Desinformationshüter, die in den 90ern nach den Methoden der Stasi an Scientology und Islamismus übten und von denen weitere Methoden übernahmen, die man für Totalitäres Regiment benötigt.

    Sehen Sie sich all das und all die selbst und genau und ergebnisoffen an, von denen man Sie abhalten will.

  3. @ Rüdiger Rauls

    Ach, die „Ermutigung“… Selten hat einer die inneren Widersprüche einer widerständigen Haltung so kunstvoll auf den Punkt gebracht wie der Biermann. Ich kann das Lied immer noch auswendig, es ist große Dichtkunst. Natürlich hat Biermann sich die Dialektik beim Brecht abgeguckt, aber der hat sich schließlich auch an der Klugheit seiner Zeitgenossinnen gütlich getan. Bitter wird die Geschichte, weil Biermann sich mit seinem Auftritt vor dem Bundestag zum Affen machte, als er das Lied – ausgerechnet – der Merkel-CDU widmete, nur um der frisch gewendeten PDS eins auszuwischen. Von Walter Mossmann konnten wir schon vorher wissen, wie enttäuschend klein der große Dichter bei näherem Ansehen daher kommt.

    Aber das nur am Rande. Ihren Text habe ich mit wachsender Nachdenklichkeit gelesen, der ist so verdammt gut, dass ich ihn gründlich buchstabieren muss – die reine Kraftbrühe, hoch konzentriert. Dafür müssen Sie lange am Herd gestanden haben: Ganz herzlichen Dank!

  4. Ein nachdenklich machender Text, den ich auch als Konservativer mit Interesse gelesen habe. Dass ich auf die Gedanken und Fragen von Herrn Rauls im eigentlichen Sinne nicht näher eingehen kann und will, liegt angesichts der Umstände in der Natur der Sache.

    Eine kleine Anmerkung möchte ich aber trotzdem machen:
    Unwillkürlich musste ich beim Lesen an Mahatma Ghandi denken.
    Nein, natürlich war er kein Sozialist und auch nicht mal links, und doch hat er auf seine Weise mehr geschafft als manch andere, die sich viel vorgenommen hatten und über viel größere Mittel verfügten.
    Vielleicht hing es damit zusammen, dass die Leute spürten, dass er selbst als Person frei geworden war, dass er im Hinblick auf seine menschliche Entwicklung weit über dem Durchschnitt stand, dass nicht nur eine Person war, sondern ein Vorbild und eine Persönlichkeit – auch, dass er sich selbst nicht schonte, sodass er auch seinen Gegnern mit der Zeit immer mehr Respekt abnötigte.
    Eben kein Politstratege, Theoretiker, Parteikader oder Apparatschik.

  5. Sozialismus hat nicht funktioniert, weil er menschliche Unterschiede ignorierte und Aktivitäten ausbremste, was er eigentlich nicht tun wollte, denn es hieß: „Jeder nach seinen Leistungen, jeder nach seinen Bedürfnissen“. Daraus wurde: Jeder nach seinem Parteibuch und seiner Fähigkeit, sich anzubiedern. Leistung wurde bestraft und Kritik sowieso. Das Dumme ist, das wir nun im Kapitalismus eigentlich wieder soweit sind, dass Leistung bestraft wird. Und Leistung ist nach physikalischer Definition erbrachte Arbeit in bestimmter Zeit. Wenn also jemand meint, rund um die Uhr arbeiten hat etwas mit Leistung zu tun, dann ist das nicht richtig, sondern vielfach leistungstötend, weil es Diejenigen benachteiligt, die eine bestimmte Leistung auch in 8 statt 12 Stunden erbringen könn(t)en. Dazu kommt die Forderung nach Solidarität, aber nicht unbedingt für Bedürftige, sondern für von oben ausgewähltes Klientel. Es wird gemäß Staatsräson Solidarität mit Israel praktiziert, aber nicht mit den Palästinensern. Es wurde und wird Solidarität mit Ukrainern praktiziert, aber nicht mit den Donbassbewohnern. Das System ist verlogen wie früher der angebliche Sozialismus. Es sind daher viele Leute ernüchtert und haben tatsächlich keine Vorstellung, wie die Zukunft gestaltet werden könnte. Wir müssen uns für die nächsten Jahre damit abfinden, dass der jeweils Stärkere die Richtung vorgibt, auch wenn diese mit Humanität nichts mehr zu tun hat. Wir, die beide Gesellschaftsformen jeweils Jahrzehnte kennen, können für unseren Teil nur im persönlichen Umfeld Vorbild sein, im Umgang miteinander, in der Lebensführung. Vielleicht erkennen ja einige, dass Müll überall, Drogen, Alkoholmissbrauch, Partnerwahl mit bunter Fahne je nach Tageslaune und gespielte Freundlichkeit doch nicht das Nonplusultra sind und das Glück der Freiheit dort aufhört, wo es kein Zuhause mehr gibt. Das muss natürlich jede Person für sich selbst entscheiden, aber vielleicht kommt dann doch noch die Erkenntnis durch, das das bewusste Schaden zufügen gegenüber anderen nicht glücklich macht. Und ganz bewusst wird uns Schaden von oben zugefügt, noch nicht brutal mit Krieg hier, aber erkennbar mit Indoktrination und Spaltung der Gesellschft. Ein vernünftiges Miteinander setzt zuerst 100% ige Ehrlichkeit voraus und wäre auch mit kapitalistischer Wirtschaft umsetzbar. Brandt sagte seinerzeit :“Konvergenz durch Annäherung“. Ich habe darunter verstanden, dass es wohl soziale Absicherung geben muss, aber kein Schmarotzertum und schon gar nicht Kriegshetze und Vernichtung ganzer Ethnien. Man könnte über alles debattieren, aber umfassende Information und Ehrlichkeit sind dafür Grundvoraussetzungen. Diese Dinge sind vollständig abhanden gekommen und daher kann es derzeit auch keine Vision einer besseren Gesellschaft geben, zumindest hier in Europa nicht, in Asien könnte das anders aussehen, dazu ist aber zu wenig bekannt. Der Erfolg Chinas muss aber irgendwo seine Urachen haben, mit Verteufelung und „Deriscing“ kommen wir da nicht weiter.

      1. Der „Sozialismus“ in China ist mit dem in der DDR nicht vergleichbar. Wie oben erläutert, ging es in der DDR nicht nach Leistung, sondern nach Parteibuch und Einsatz für das System, auch mit freiwilliger Wochenendarbeit und Überstunden. Die Leute, die dies taten, haben mit dem Wochenendeinsatz und ihren Überstunden häufig weniger abrechenbare Leistung erbracht als andere in der Normalzeit. Vom aufgeblähten Verwaltungs- und Überwachungsapparat über Seilschaften brauchen wir auch nicht reden. Beim Pflicht-Militärdienst wurden Leute für die Stasi angeworben, deren IQ nach meinem Dafürhalten unterdurchschnittlich war, das war ggf. so gewünscht. Wichtig war die Charakterlosigkeit, die Bereitschaft zum Verzinken (Ähnlichkeiten mit der heutigen BRD nicht ausgeschlossen).Ich denke, das dürfte in China anders sein.

        1. Ich denke nicht, daß das in China anders ist, siehe die doch recht leicht zu widerlegende Schönschreiberei durch entsprechende Medien und Einflußagenten. Die Verwendung der Bezeichnung sozialistisch für das turbokapitalistische China, mit seiner ausgeprägten Klassengesellschaft, Ausbeutung und Komplizenhaftigkeit bei kapitalistischen Großprojekten, ist unreflektiert, Propaganda oder beides. Vergleichbar dem Mißbrauch der Bezeichnung Demokratie, wie das in größerem Umfang tagtäglich geschieht.

          1. Naja, das bestätigt ja meinen Eindruck, dass der „Sozialismus“ in China nicht mit dem in der DDR vergleichbar ist. Es ist Turbokapitalismus mit dem Ziel der Stärkung des Landes, Repressalien eingeschlossen. Aber es dürfte schon nach Leistung gehen, bei minimaler Absicherung. In der DDR war es umgekehrt, die Nichtleistenden wurden in der Volkswirtschaft versteckt.

            1. Ja, natürlich geht es nach Leistung, es geht immer und überall nach Leistung. Das sagt nichts aus über Art, Nutzen, Zielsetzung und Qualität der Leistung.

              So wie das Land hier in einem Atemzug mit einer Stärkung genannt wird, ist deutlich, daß damit das Land mit seinen Machteliten (Oligarchen und Funktionäre in hoher Position, gerne in Personalunion) verknüpft wird und damit deren Interessen gemeint sind. Gleichzeitig werden sie damit, zu einer in der Realität nicht vorhandenen homogenen Einheit verbunden. Wie in jeder Klassengesellschaft sind die Interessen der Klassen recht unterschiedlich, ein Unterschied der gerne durch geeignete Indoktrination und Propaganda überdeckt wird.

              Gestärkt wurde die herrschende Klasse, die international über sichtbarer gewordene Gremien bestens verbunden ist, auf der üblichen Basis, der Beschneidung der Rechte und Möglichkeiten aller andren. Der eigenen Bevölkerung und der Peripherie.

              Bei Machtämpfen die bei all der Interessenkonvergenz der Machteliten allüberall auch vorkommt, kommt eine Gemeinwohlorientierung an letzter Stelle, wenn überhaupt vor.

              1. „Ja, natürlich geht es nach Leistung, es geht immer und überall nach Leistung.“
                Ich möchte für die DDR widersprechen. Wenn es dort nach Leistung, also Schaffen von Werten in einer bestimmten Zeit, gegangen wäre, hätte sie etwas länger überlebt. Es war eben nur das Parteibuch und die Schleimerei, mit denen man dort vorwärts kam. Ich denke, dass dieser Sachverhalt sogar von China nach 1990 berücksichtigt wurde, denn vorher sah es dort auch nicht rosig aus.

    1. “ Ein vernünftiges Miteinander setzt zuerst 100% ige Ehrlichkeit voraus und wäre auch mit kapitalistischer Wirtschaft umsetzbar. “
      Der war gut.

  6. Das sind die Erkenntnisse aus den Siegen der Vietnamesen über die USA und der Sowjetunion über den Faschismus. Diese Völker wussten, wofür sie kämpften und all die Opfer auf sich nahmen. Vor allem war ihnen auch klar, dass nur die Geschlossenheit des überwiegenden Teils der Bevölkerung zum Sieg führen konnte als der Sieg der gesamten Gesellschaft, nicht einiger weniger Intellektueller und alternativ Denkender oder solcher, die sich berufen fühlten. Zum Sieg gehörte auch eine verlässliche, vereinende und kluge Führung, die über die politische Klarheit für die Notwendigkeiten in diesem Kampf verfügte und diese auch verständlich machen konnte.

    Erkenne da nur ich die Argumente der Impfbefürworter wieder?

    Mit der Geschlossenheit dürfte es auch nicht weit her gewesen sein:

    „Kapitulation oder gar Desertion wurde von der Führung hart sanktioniert. Nach Josef Stalins Befehl Nr. 270 vom 16. August 1941 wurde jeder Rückzug oder die Aufgabe mit nachfolgender Gefangenschaft bei Offizieren mit sofortiger Erschießung und Verhaftung ihrer Familien bedroht. Überlebende von Einheiten der Roten Armee, die sich in Gefangenschaft begaben, wurden oftmals nach Kriegsende ermordet; ihren Familienangehörigen wurde die Streichung aller staatlichen Hilfsgelder angedroht.[13] In der sowjetischen und russischen Geschichtsschreibung zum Großen Vaterländischen Krieg wird dieser Befehl meist nicht erwähnt.[14] Alleine während der Schlacht von Stalingrad wurden 13.500 Rotarmisten exekutiert, die Vorwürfe reichten vom Rückzug ohne Befehl über Selbstverstümmelung und Überlaufen bis zu Korruption oder antisowjetischen Tätigkeiten. „

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetische_Kriegsverbrechen_im_Zweiten_Weltkrieg

    So ist es in jedem Krieg, egal ob Verteidigungs- oder Angriffskrieg (sofern nicht ausschließlich mit Freiwilligen gekämpft wird), es gibt keinen Grund das zu heroisieren, das ist letztendlich genauso kontraproduktiv wie die Dämonisierung.

    Aber zum eigentlichen Thema:

    Für seine Überwindung konnten sie keinen Weg aufzeigen. Denn letztlich wussten und wissen sie nicht, was nach dem Kapitalismus kommen soll.

    So sieht es sehr oft aus, wobei das die meisten überhaupt nicht stört, kann man sogar hier im Forum nachlesen. Idealisierte Utopien mit klingendem Namen (Anarchismus, Sozialismus etc. blabla) gibt es viele, die zu fordern, kostet gar nichts, darüber nachzudenken, ob sie funktionieren können (und weshalb alle Anläufe bisher gescheitert sind), wird i.d.R. verweigert oder auf infantilem Niveau praktiziert.

    Und witzigerweise macht Herr Raul genau das dann auch, er greift auf einen geschickten Rabulismus zurück:

    Das kann auch nicht erwartet werden, denn eine neue Gesellschaft nach dem Kapitalismus ist nichts, was sich einige wenige ausdenken können.

    Es sollen ja alle mitmachen und mitdenken usw. was vollkommen verkennt, dass die meisten Menschen weder „den Kapitalismus“ (den es in Reinform nirgendwo gibt, ein linker Popanz) loswerden wollen, noch in der Lage wären, eine Alternative zu skizzieren oder gar aufzubauen. Schon die grundlegende Fixierung auf ein Gesamtsystem bzw. dessen Abschaffung, geht in die falsche Richtung.

    Wenn man will, dass das Volk bei der Gesellschaftsgestaltung mitmacht (was ich anstrebenswert finde), muss man direkte Demokratie einführen, einen hohen Bildungsstand anstreben und offenen Austausch bzw. Meinungsfreiheit fördern. Aber man sollte sich um Himmels Willen niemals der Vorstellung hingeben, die Leute würden dann etwas vollkommen Neues, gar nicht-kapitalistisches aufbauen, das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren, zumindest nicht in einem überschaubaren Zeitrahmen und unter heutigen technischen Bedingungen.

    Sollte es sowas wie einen stabilen Sozialismus geben (was ich aus verschiedenen Gründen nicht glaube), dann wird er nur über den evolutionären Ansatz, über zig-tausende kleine Schritte, Irrtümer und Korrekturen, auf demokratischem Wege, angenähert werden. Das impliziert aber auch, dass die heutigen ungeduldigen Generationen ihn gar nicht mehr erleben würden…

    Und dazu braucht man auch nicht:

    eine verlässliche, vereinende und kluge Führung, die über die politische Klarheit für die Notwendigkeiten in diesem Kampf verfügte und diese auch verständlich machen konnte.

    „Führung“, „gesellschaftlicher Konsens“, „vereinend“, „Notwendigkeiten verständlich machen“ usw., sind alles typische Euphemismen, die jedes schei** Regime verwendet, um seine Ideologie trickreich, mit Druck, Nötigung, über Sach- und Gruppenzwänge, durchzupeitschen. Wenn man diesen Worten begegnet, sollte man die Flucht ergreifen, denn sie charakterisieren das genaue Gegenteil pluralistischer Demokratien, in denen es (ebenso wie in der Wissenschaft) niemals totale Einigkeit und klare Zielfixierung gibt…

    Schade Herr Raul, viel zu kurz gesprungen…

    1. @ Scheinregen:
      nur ganz kurz:
      Rauls kritisieren, er sei zu kurz gesprungen, und dann selbst so einen Müll zum Besten geben. Das schafft auch nicht jeder.

      1. Unser aller Sonnenschein ist halt ein Sackhüpfer. Wir können froh sein, wenn er mal nicht seitenlang aus „Mein Kampf“ vorträgt. Er findet auch so genügend Wörter im Gerümpel zwischen seinen Ohren.

      2. *gacker*

        Typisches, vollkommen sachfreies, linkes Getrolle. Angriffe ad hominem ohne auch nur ein einziges Argument, daran erkennt man die Linksfaschisten zuverlässig. Von daher: leck mich (und dein ebenso dämliches Alias „Jenseits von Böse“ darf gern mitmachen).

        1. @ Scheinregen:
          Du und Argumente……….. das schließt sich aus! Es macht es auch nicht besser, dass du kurz googelst, was “ ad hominem“ zu bedeuten hat. Jeder weiß hier, du hast nicht alle rechten Latten am Zaun.

          1. Vielleicht ist es ratsam, der geistigen Selbstentleibung unseres Sonnenscheins in stiller Andacht beizuwohnen? Er muss ja nicht noch zusehen müssen, wie wir uns lachend auf dem Boden kringeln – das wäre auch irgendwie pietätlos.

  7. „The likelihood of praying for the president varies by political affiliation. For instance, a 2020 survey found that 64% of Republicans reported praying for the president, compared to 27% of Democrats.“

    1. Ich halte es mit Alfred Hrdlicka.

      Unten der Link auf seinen wunderschönen Offenen Brief an Wolf Biermann vor rund 30 Jahren:

      „Dejn Vokabular ist maßgeschneidert, -was Dich betrifft! „Arschloch!“ – „Verbrecher“ – DU bist ein Arschkriecher – ein Trottel!..“

      https://www.nd-aktuell.de/artikel/518979.offener-brief-an-wolf-biermann.html

      Ich sehe grad, der nd-Text ist nicht vollständig.
      Also dann hier, aus meinen alten Speicher. Für die Rechtschreibfehler bitte ich um Entschuldigung:

      Dein Vokabular ist massgeschneidert, – was Dich betrifft! „Arschloch!“ – „Verbrecher“ – DU bist ein Arschkriecher – ein Trottel! Du tust genau das, was Du anderen andichtest, Du Dichterling! Wen immer Du auch denunzierst, der soll sich selbst zur Wehr setzen, nicht meine Sache. Deine Anbiederei an die Maechtigen, an die Herrschenden ist zum Kotzen!
      Das Schicksal Deiner und meiner Angehoerigen wollen wir einmal weglassen. Wichtigtuerei mit etwas, was man nicht selbst erlitten hat, ist nicht am Platz. Du willst mit keinen Gesetzen leben, die Gysi beschliesst?! – Ich wuensche Dir die Nuernberger Rassegesetze an den Hals, Du angepasster Trottel!
      Ich glaube, es war 1976, da bist DU ueber Spanien nach Wien eingereist und hast mir anvertraut, Mitglied der spanischen KP zu sein. Die DKP war Dir nicht schick genug, meinetwegen. Meine Reaktion: Warum? Der Sozialismus ist ohnehin eine verlorene Sache, und Du warst daraufhin stocksauer. Michael Lewin hat in Wien im Konzerthaus eine Veranstaltung organisiert. Um die Stimmung in der gelichteten Linken aufzuheizen, gabst Du Dich ein wenig exotisch, melancholisch kokett hast Du in die Saiten gegriffen…
      – Das war in den achtziger Jahren. Devise Deiner Selbstinszenierung: Du kommst aus dem „anderen Deutschland“ – sprich: aus der DDR, und so hast Du etwas Eigenwilliges zu sagen und zu singen. An Deine Imagepflege von damals will ich Dich sachte erinnern, Du Opportunist!
      Jeder, der sich einigermassen politisch betaetigt in diesen Breiten, hat etwas mit der Staatspolizei zu tun. – Ich auch! Und man kann sich doch nicht so bloed stellen, als koennte man nicht alles daraus konstruieren, Du 100%iger Schwachkopf!
      Erlebtes Zusammenleben: Ich bin 66. Und vor genau 60 Jahren, im Februar 34, habe ich erfahren, was Staatspolizei heisst: Austrofa- schismus, Hausdurchsuchung, Verhaftung, dann kamen die Nazis, die ich bewusster erlebt habe als Du, denn ich bin um acht Jahre aelter. Was die PDS Dir antut, Du Volltrottel, moechte ich eigentlich wissen.
      Du bist ein derart schamloser Opportunist, dass ich mich heute schaeme, als ich z.B. eine Schallplatte von Dir mit dem Song „In China hinter der Mauer“ in die DDR geschmuggelt habe, zu Haenden Herrn Schmidt, Generaldirektor der Dresner Museen. Eine Schallplatte ueberklebt mit „Ludwig van Beethoven“, die Neunte oder Siebente – ich weiss es nicht mehr … Gewiss keine Heldentat, aber immerhin eine Hommage!
      Damals warst Du ein Widerstaendler, heute bist Du ein Arschkriecher! Hol Dich der Teufel!

        1. Ich kannte den Text auch nicht, aber er trifft ins Schwarze. Biermann habe ich letztes Jahr auf der Buchmesse in Leipzig erlebt bei der Präsentation von Bulat Okudschawa: „Mein Jahrhundert. Lieder und Gedichte“.
          Biermann (der das Vorwort geschrieben hat) erschien mir als selbstverliebter, selbstgefälliger Fatzke, der doch tatsächlich behauptete, Okudschawa habe ihm gesagt, er sänge seine Lieder besser als der Verfasser selbst. Es war einfach nur peinlich.

      1. @KOBA
        @Jenseits von Böse
        Freut mich.
        Die bloße Erwähnung dieser unerträglichen Eitelbeule scheint wohl nicht nur bei mir Pickel, Pusteln und Rücken auszulösen. Ein gut erträgliches Gegengift scheint Hrdlickas Text ja tatsächlich zu sein.

    2. Na ja, die Rosa schwankte immer so ein bisschen zwischen Weltumarmung und Hass. Gegen ein bisschen Barbarei, auf dem Weg zum „Sozialismus“, hatte die linke Lichtgestalt zumindest nichts einzuwenden:
      https://www.diepresse.com/5561178/ganz-zart-in-aller-haerte-rosa-luxemburgs-welt

      „Sozialismus heißt nicht, sich in ein Parlament zusammensetzen und Gesetze beschließen, Sozialismus bedeutet für uns Niederwerfung der herrschenden Klassen mit der ganzen Brutalität (Großes Gelächter.), die das Proletariat in seinem Kampfe zu entwickeln vermag“

      https://de.wikiquote.org/wiki/Rosa_Luxemburg

      „Der Sozialismus […] hat […] zur Voraussetzung eine Reihe von Gewaltmaßnahmen – gegen Eigentum […] Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegenbleiben“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg

      „In diesem letzten Klassenkampf der Weltgeschichte um die höchsten Ziele der Menschheit gilt dem Feinde das Wort: ‚Daumen aufs Auge und Knie auf die Brust!'“

      Rosa Luxemburg im Programm des Spartakus-Bundes
      https://www.welt.de/print-welt/article376896/Daumen-aufs-Auge-und-Knie-auf-die-Brust.html

      Typisches linkes Phänomen, bzw. ein Phänomen aller zwangsbeglücker-Heilslehren… nur noch schnell alle Gegner ausmerzen, dann können wir endlich mit der maximalen Moral anfangen… Hat in der Praxis nie funktioniert, kann nicht funktionieren. Wer Gewalt gegen ideologische Gegner anwendet, schafft sich immer nur wieder neue und bringt in kürzester Zeit sein eigenes Projekt in Misskredit.

      Nachtrag: ich erwarte nicht, dass du das verstehst, nachdem du so primitiv und oberflächlich meinen obigen Kommentar angegriffen (und damit deine niedere Gesinnung und deinen mangelnden Intellekt offengelegt) hast. Ich lasse diesen Kommentar hier trotzdem stehen, vielleicht verstehen es ja klügere Mitforenten, einige treiben sich ja schon hier herum.

  8. Wenn man Kapitalismuskritik äussern will, wäre es hilfreich, wenn man wüsste, was Kapitalismus ist.
    Marx wusste es auch nicht, und er wusste noch nicht einmal, was Kapital ist.
    Das Fundament für eine bessere Welt wäre Wissen.
    Aus Wissen erfolgt Verständnis.
    Es ist noch ein langer Weg zu einer besseren Welt.

    1. @ Hägar:
      Marx wusste also nicht, was Kapitalismus ist. Hägar weiß es. Was ist eigentlich in diesem Land los?? der durchgeknallte „Hägar“ stellt einen der meist gelesenen Philosophen, einen der meistbeachteten Kapitalismuskritiker in Frage und schämt sich nicht. Das Hauptwerk „Das Kapital“ von Marx ist Pflichtlektüre in jeder Universität der Staaten, die über den Kapitalismus hinausdenken lassen.
      Hägar, sorry, aber irgendetwas läuft in deinem Kopf nicht ganz rund. Musst dich nicht grämen, denn so geht es der Mehrheit in Deutschland.

      1. Zusammenfassung meiner Erfahrungen im Umgang mit politischen Marx-Verwendern verschiedener Gruppierungen:
        Marx ist in Deutschland in erster Linie als überzeugender Analytiker des Kapitalismus bekannt, weil so gut wie niemand alle publizierten Marxtexte gelesen hat, sondern immer nur Schwerpunktabschnitte, die ihm seine jeweiligen, oft zufälligen politischen Freunde als Diskussionsgrundlage oder Lerngrundlage vorgelegt haben. Auch ich wurde in mehreren Marx verwurstenden Gruppen auf diese Art unterwiesen. Lehrende und Lernende in solchen Gruppen freuen sich gegenwärtig auf jede Gruppenveranstaltung zu aktuellen politischen Fragen, die ein Vordenker mit kopierten 3 Seiten aus der inzwischen auf 44 Bände angewachsenen blauen Gesamtausgabe des Dietz-Verlags angereichert hat.
        Ich weiß nicht, wie viele der gegenwärtigen zur Kapital-Lektüre verpflichteten Studenten sich das real antun. Die Zugriffe auf https://www.marxists.org/index.htm dürften sich in Grenzen halten.

  9. Tja, der Ismus hat die Leute im Griff, DER soll es richten.

    Fangt bei euch selbst an, jeder bei SICH.

    Der unausweichliche Krieg wird euch ohnehin auf euch selbst zurückwerfen, also warum nicht schon jetzt damit anfangen?!

    1. „Fangt bei euch selbst an, jeder bei SICH. Der unausweichliche Krieg wird euch ohnehin auf euch selbst zurückwerfen, also warum nicht schon jetzt damit anfangen?!“
      Das ist schön gesagt, leider wie man sieht nicht jeder begreift es.
      Ist aber egal, es ändert sich eh nichts, weil es die Menschen gar nicht in der Hand haben. Die Entwicklung wird durch ihre instinktiven Verhaltensweisen bestimmt, der Verstand ist (bei den meisten *) lediglich Diener der Instinkte.
      Aber BSW ist nicht intern nur daran gescheitert, dem allzu menschlichen, den Eifersüchteleien, dem ständigen Balzkampf einer Spezies in Dauerbrunft, in Dauerrauschzeitmodus. Es wurde auch systematisch niedergeschrieben und totgeschwiegen. Und die Menschen haben sich nicht aus Enttäuschung abgewandt, sondern aus intellektueller Überforderung. Den trotz der inneren menschlichen Widersprüche ist BSW die einzige Partei die einen komplett rationalen Ansatz der Problembeschreibung und Problemlösung versucht. Aber wie gesagt, mindestens 70% der Menschen sind einfach Scheiße, die wollen weder Gerechtigkeit, noch Frieden , die wollen nur nicht betroffen sein, zu den Loosern gehören, alles andere geht ihnen am Arsch vorbei, wenn es Freibier und Grillwürste , Party gibt. Ficken Fressen Saufen, darum drehen sich 90% des Denkens, ist nicht anders als bei anderen Tieren auch.
      *Die Menschen sind eine Übergangs-Spezies zum vernunftbegabten Wesen. Blöd für die paar Hanseln, die immer wieder geboren werden und den nächsten Evolutionsschritt in sich tragen, aber immer wieder an der Masse scheitern.

      1. „Ficken Fressen Saufen, darum drehen sich 90% des Denkens, ist nicht anders als bei anderen Tieren auch“

        Das entspricht zumindest auch dem autoritären Weltbild einer paternalistischen Linken, wenn sie nach dem Theoriekurs abends beim saufen und fressen, über die blöde Arbeiterklasse herzieht. Hinter vorgehaltener Hand selbstverständlich.

      2. nunja, wer sich selbst als Grottenolm sieht, verfügt auch über eine entsprechende Lebenseinstellung. Der hats nicht so mit dem Licht. der liebt das Düstere, den morastigen Untergrund, in dem es freudlos zugeht: Für den reduziert sich die Liebe aufs „Ficken“, das Wohlergehen aufs „Fressen“ und die Geselligkeit aufs „Saufen“. Natürlich gibt es all das auch, was der Molch da beschreibt. Aber was will er? Ja richtig „90 Prozent des Denkens“ drehen sich darum. Um was denn sonst, Grottenolm? Wie man bei Ihnen und so vielen anderen hier sieht, die sich glauben durch ihre Nachdenklichkeit und intellektuelle Umtriebigkeit auszuzeichnen, macht das Denken diese nicht glücklicher, nicht zufriedener, nicht menschlicher und brüderlicher. Es macht sie verbitterter. Was erwarten Sie von den Menschen? Sollen die 70%, die nach IHrer Meinung Scheiße sind, sich mit dem beschäftigen, was SIE so menschenverachtend macht? Es ist gutes Recht der Menschen, das Leben zu genießen. Das mag nicht immer dem intellektuellen Reinheitsgebot entsprechen. Aber Leute wie SIE sind zum Glück nicht der Maßstab, sonst wäre das Leben der meisten ziemlich freudlos, wie mir scheint.
        „Blöd für die paar Hanseln, die immer wieder geboren werden und den nächsten Evolutionsschritt in sich tragen, aber immer wieder an der Masse scheitern.“ Sie scheitern nicht an der Masse. Sie scheitern, weil sie sich über die Masse erheben wollen und glauben, dass die Masse sich nach ihnen richten müsste. Aber wieso soll die Masse das? Weil die Grottenmolche sich als eigentlich niederere Entwicklungsform des Lebens für so viel erhabener halten? Die Masse ist nicht blöd, nicht so wie die Grottenviecher denken. Sie ist halt eben anders, als die Grottenviecher wahrhaben wollen. Aber das wollen die Grottenolme nicht verstehen. Müssen sie halt scheitern und verbittern, was ja das Thema meines Beitrags war. Aber manche lernen nicht hinzu, obwohl sie sich für so hoch intelligent halten.

        , darum drehen sich 90% des Denkens, ist nicht anders als bei anderen Tieren auch.

  10. Die Linke früher wollte unbedingt einen Sozialiamus, der dann in den Kommunismus mündet. Ein System also, was von sich heraus Gerechtigkeit erzeugt. Das hat nun nicht geklappt, aber ist das denn so schlimm? Wir hätten uns doch gelangweilt. Heute steht fest: ein System, in dem man nicht um seine Rechte kämpfen muss, wird es nie geben. Selbst wenn die Linkspartei zwei Drittel der Stimmen hätte, wäre das immer noch so. Nun verspricht das Grundgesetz, dass man kämpfen darf. Mit Abstrichen ist das der Fall.
    Aber könnten die Linken nicht mal den Blick nach China richten? Da ist viel, was einem gefallen kann. Der Rückgang der Armut, die schnelle Energiewende, das sehr hohe Niveau von Bildung und Wissenschaft. Und vor allem: die Politik machen nicht Privatfirmen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Chinesen inzewischen das deutlich bessere System haben als wir mit unserem abgehalfterten Neoliberalismus.
    Aber man kann dort nicht FDP wählen! Schon, und das ist ein Mangel. Das werde ich zwar niemals tun, aber ich könnte. Und dass ich könnte, das soll erhalten bleiben.
    Die Linke kann sich sehr wohl an China orientieren und schauen, ob man sich dort etwas abgucken kann. Man kann. Und mit diesem Konzept mehrheitsfähig werden. Das hieße eben, der NATO-Propaganda gegen China zu widersprechen. Traut sie sich nicht. Aber je früher sie damit anfängt, um so leichter wird es.

  11. „Verlangen wir das Unmögliche und zwar sofort“ war eine augenzwinkernde „Maximalforderung”, die keiner wörtlich nahm, geäußert in einer Welt, deren Zeitgenossen den Unterschied zu erkennen noch in der Lage waren.
    Immerhin gab es Diskussionen. Da hat man sich sogar richtig gefetzt, was aber nicht davon abhielt hinterher wieder ein Bier miteinander zu trinken. Es gab viel ernstgemeinte Versuche sich die Wirklichkeit plausibel zu machen, um sie zu verändern zu versuchen.
    Immerhin spielte Marx noch eine Rolle. Dialektik, historischer Materialismus waren Begriffe, über die viele nachdachten und die öffentlich verhandelt wurden. Natürlich gab es die Reaktion. Aber selbst die war nicht so kreuzdumm, wie sie sich heute darstellt. Auch die schien mit ihren Gegnern zu wachsen, um zumindest intellektuell Schritt halten zu können..
    Aber, all das wurde klein gemacht, eingerollt. Dafür gab es wohl eine ganze Menge Strategien, die der Machtapparat nicht zögerte einzusetzen. Zunächst Gewalt, nicht nur an der Peripherie der Kapitalverwertung, sondern auch im Innern rüstete der Staat auf, und vollstreckte….
    Dann gab es Konsumangebote, die auch Drogen mit einschlossen. Schließlich eine gut gemachte durchaus anspruchsvolle Parallel-Publizistik, die irgendwoher finanziert wurde und ein bisschen spaltete, Fronten eröffnete, Partei-Gründungen, die linke Politik unter dem Banner des Umweltschutzes absorbierte. Alles in allem ist es am Ende gelungen, die zarten Auswüchse einer Mündigkeit und Bewusstheit unschädlich zu machen, den Leuten die Denk-Instrumente vorzuenthalten oder madig zu machen. Das Ergebnis ist eine entpolitisierte Öffentlichkeit, deren Protagonisten mehr ein Meinen und Fühlen praktizieren und erfolgreich propagieren, als ein Argumentieren und Denken. Das Subjekt ist nun hinreichend infantilisiert und steht für die hinrissigsten Pläne der Kapitalverwalter wieder zu Verfügung.

  12. Danke, Rüdiger Rauls, dass auch Sie thematisieren, dass das bestehend Schlechte nun wahrlich von hinten bis vorne, von oben bis unten bis in die letzten Windungen analysiert ist, jedoch die Konkretisierung zum Besseren hin ausgeblieben ist.

    Nun, wider Verbitterung und Ohnmachtsempfindungen empfehle ich zum zigsten Male Denkimpulse des
    „Demokratie-Enthusiasten“ Ardalan Ibrahim, der auf seine originelle Weise für „Geloste Demokratie“ wirbt.

    „Wer ist eigentlich für die Gesellschaft verantwortlich? – Für unsere Gesellschaft als Ganzes?“
    https://www.youtube.com/watch?v=Xc1XVJR48Ek

    „Die Bürger sind der Boss“
    https://www.youtube.com/watch?v=UdMbksk1R58

    „Warum Demokratie purer Realismus ist: Die einzig wirklich realistische Option, die wir haben“
    https://www.youtube.com/watch?v=8vdwoCfk4Uo

    Ulrike Guerot behandelt seit geraumer Zeit auch „die Demokratiefrage“:
    U.a. hat Sie Simone Weils „Anmerkungen zur generellen Abschaffung politischer Parteine“ und
    „Gegen Wahlen“ von David van Reybrouck vorgestellt.
    Aktuell das hier:
    „Souveränität neu denken? Hannah Arendts radikaler Freiheitsbegriff“
    https://www.youtube.com/watch?v=1y18YiLGFlU

    Wie wäre es miteinander ins Gespräch zu kommen? Hilfreich gegen Resignation und Depression um für „echte Demokratie“ zu motivieren. 🙂

      1. „Echte Demokratie“ heißt für mich, dass BürgerInnen ihre eigenen Lebensbelange miteinander gestalten und entscheiden, was z.B. auch Gesetzgebung und Verteilung von Finanzen betrifft. Das bedarf keiner Parteien, die ich eher als Übel betrachte, weil sie diese Art von direkter Demokratie verhindert.

        Vielleicht hören Sie hier mal rein, was die in Gründung sich befindende Losdemokratiepartei anstrebt:
        https://www.youtube.com/watch?v=kzoxPu0dUio

      2. „Echte Demokratie“ heißt für mich ,zusammen mit BürgerInnen, die eigenen Lebensbelange betreffend, selbst zu entscheiden, was z.B. Gesetzgebung und Verteilung von Finanzen betrifft. Das bedarf keiner Parteien, die ich eher als Übel betrachte, die mehr und direkte Demokratie verhindern.

        Zitiere David van Reybrouck :
        „Ich glaube, dass der dramatischen Systemkrise der Demokratie abgeholfen werden kann, indem man dem Losverfahren eine neue Chance gibt. Der Gebrauch des Loses ist kein Wundermittel, kein perfektes Rezept, genauso wenig wie Wahlen es je waren, aber es kann eine Reihe von Übeln des heutigen Systems beseitigen. Auslosung ist nicht irrational, sie ist arational: ein bewusst neutrales Verfahren, mit dem politische Chancen gerecht verteilt werden und Unfrieden vermieden wird. Das Risiiko von Korruption wird kleiner, das Wahlfieber sinkt, die Aufmerksamkeit für das Gemeinwohl nimmt zu. Ausgeloste Bürger haben vielleicht nicht die Expertise von Berufspolitikern, aber sie haben etwas anderes: Freiheit. Sie brauchen schließlich nicht gewählt oder wiedergewählt zu werden. Daher ist es in dieser Phase der Geschichte der Demokratie sinnvoll, die gesetzgebende Gewalt nicht mehr ausschließlich gewählten Bürgern zu übertragen, sonden auch ausgelosten Bürgern“

        Es lohnt die Lektüre „Gegen Wahlen“.

        1. @ Ute Plass:
          Sorry Frau Plass, ich habe Sie auf Grund von Kommentaren, die Sie auf der ein oder anderen Seite von sog. „alternativen Seiten“ – beispielsweise bei Rationalgalerie/Nachdenkseiten – hinterlassen, für intelligenter gehalten. Habe mich wohl geirrt. Selten so einen Blödsinn gelesen.

          1. @Koba
            Wäre hilfreich, wenn Sie mich über den „neuesten Stand des Irrtums“ aufklärten.

            Bleibe dabei. Das vorherrschende Parteiensystem ist von Übel. Mir sehr einleuchtend, was Simone Weil dazu bereits vor Jahrzehnten reflektierte in:
            „Anmerkungen zur generellen Abschaffung politischer Parteien“.

            Und ‚echte Demokratie‘ (Isonomia ) halte ich immer noch für erstrebenswert und empfehle weiterhin David van Reybrouck „Gegen Wahlen“…

            Bin aber auch sehr interessiert etwas über Ihre Demokratie-Vorstellungen zu erfahren?

  13. Wir sollten dringend mit dem Abbau aller Feindbilder beginnen!
    Innenpolitisch führen die Feindbilder (zB gegen die AfD) zur irreversiblen Spaltung der Gesellschaft und zum Tod der Demokratie.
    In der Außenpolitik (gegen Russland und alle übrigen sog. Autokratien) führen die Feindbilder schnurstracks in den Krieg.

    Nachdem durch Manipulationen im Zusammenhang der letzten Wahl das BSW nicht mehr im Parlament ist, bleibt nun nur noch die AfD, die vor der Kriegstreiberei der „Parteien der Mitte“ warnt und einen vernünftigen diplomatischen Umgang mit Russland anmahnt.
    Und ausgerechnet diese Partei soll nun „gesichert rechtsextrem“ sein und womöglich verboten werden.

  14. Es gibt soviel zwischen Sozialismus und Kapitalismus und soviel darüber hinaus. Einige Gedanken dazu habe ich im Essay: „Schaffen wir eine Neue Kultur – weil Menschsein mehr ist als Ökonomie“ zusammengefasst.

  15. Biermann geht gar nicht. Ich und meinesgleichen hatten niemals etwas mit diesem Schreihals am Hut. Einer, der mit der Macht auf Du und Du war und anscheinend nur weil es ihm dann zu langweilig wurde diese verraten hat!

    1. @ Otto Bismark
      Der rübergemachte Westimport Biermann war in der DDR anscheinend mit Honeckers Margot auf DuDuDu….
      Die Margot hat wohl ihre Patschehändchen schützend über den Möchtegern-Bertolt Brecht, nach Tagesmütchen auch Francois Villon, gehalten. Interessant auch, dass nach seiner Rückkehr in die BRD irgendwie der Dichterfunken erloschen war, bzw., eher nur noch latent vorhanden, vor sich hinglimmte. Böse Zungen könnten darob erschröckliches über den dichten Fürsten vermeinen.
      Ging seiner Dichtermajestät gar sein Esprit oder Inspiration verlustig? Ist er ein verkanntes Maueropfer der bolschewistischen Willkür, die seine sprachliche Genialität nicht genügend würdigte? Fragen über Fragen, die nicht mal meinen Hamster interessieren.

  16. Das mit dem Kapitalismus, will man ihn bekämpfen, ist doch recht einfach: Eigentumsverhältnisse müssten dafür geändert werden. Also muss man sich darum kümmern.

    Wie die Gesellschaft sich dann anfühlen wird, in der das durchgesetzt ist? Ich denke, so wie die jetzige auch. Geänderte Eigentumsverhältnisse sind erst mal was völlig Abstraktes. Die Leute gehen genauso arbeiten wie heute auch, und das bestimmt ihr Leben. Im Alltag der meisten Menschen dürfte sich mit der Überwindung des Kapitalismus wenig ändern.

    Es wird mehr für das Gemeinwohl gesorgt und Existenznöte gehören der Vergangenheit an. Das ist dann im Zweifelsfall schon der ganze Unterschied, und der ist natürlich nicht zu unterschätzen. Aber als Schlaraffenland sollte man sich das nicht vorstellen.

    Dann braucht es noch verantwortungsvolle Regierungen, wie immer. Ich würde da im Zweifelsfall Plebiszite für wichtige Entscheidungen vorziehen. Aber dann müssen die ja auch immer noch umgesetzt werden, wofür man vernünftige Regierungsbeamte braucht.

    Also ich würde vor Allem empfehlen, sich vom großen Wurf zu verabschieden, und sich auf die aktuell möglichen nächsten Schritte zu konzentrieren.

    Über Bewegungen und Hoffnungsträger würde ich nicht allzu viel nachdenken. Die kommen und gehen, sie sind das Lagerfeuer der Hoffnungsvollen. Wenn es in Deutschland zum Sozialismus kommt, wird er aber von der CDU eingeführt, bzw. vom sogenannten bürgerlichen Lager, das seit Gründung der BRD politisch in der Mehrheit ist.

  17. Seltsam –
    wenn ich die Kommentare so überfliege und querlese, dann fällt mir auf, dass der Aspekt, welche Eigenschaften und welche Qualitäten die Personen haben müssten, die eine linkssozialistische Vision propagieren und vertreten, so gut wie überhaupt keine Rolle spielt …
    Das knüpft dann etwas an meinen ersten Beitrag zu diesem Strang an.

    Man könnte es auch etwa schärfer formulieren:
    Nicht die Massen wirken beim Geschichtsprozess als Katalysatoren und auch nicht die Konzepte, die Parteiprogramme usw., sondern große Einzelne. Vermutlich gilt das auch für Lenin, obwohl er, ähnlich wie Hitler, nur im negativen und destruktiven Sinne wirkte.

    1. Manche können aus ihrem elitaristischen Denken halt nicht heraus. Passionarismus ist eine großartige Sache – wenn man daran glaubt. Die „großen Einzelnen“ fangen die Massen mit Narrativen ein, die diese dann meist zu ihrem Schaden – und zum Schaden Anderer natürlich -umsetzen. Sie sprachen von Lenin und Hitler – welche großen Heilsbringer gab es denn überhaupt in der Geschichte? Welche Führer haben kein Blut an ihren Händen? Welche haben nicht unter Verursachung ungezählter Opfer Geschichte geschrieben?
      Nichts daran ist erstrebenswert.

      1. @Bernd Neves
        18. Mai 2025 um 10:55 Uhr

        Habe ich je behauptet, dass ich im politischen Bereich die großen Einzelnen gut finde oder glaube, dass sie Gutes bewirken? Wenn ich sie erwähne, so nicht deshalb, weil ich auf sie hoffe. Sie haben ganz recht, wenn Sie auf deren Destruktivität und Verführungskraft verweisen.

        Nein, ich meine nur erkennen zu können, dass sie als Katalysatoren den historischen Prozess mehr voranbringen als andere Faktoren.
        Und das Wort „voranbringen“ ist hier völlig wertfrei gebraucht.
        Ich sehe das sozusagen naturwissenschaftlich. Es ist einfach so.

        Uns unterscheidet vermutlich, dass ich generell keine Fortschrittserwartung habe.

        Die gewisse Ausnahme oder zumindest bemerkenswerte Sonderstellung nimmt Mahatma Ghandi ein, der als charismatische Figur und positive Persönlichkeit in einer ganz anderen Liga spielte.
        Allerdings blieb sein Erfolg auf die eigene Lebenszeit beschränkt. Und wenn man die bereits vor seinem Tod beginnende und absehbare(!) Frontstellung zwischen hinduistischem und muslimischem Indien berücksichtigt, dann wird sein Erfolg zusätzlich relativiert.

        Woran ich indessen überhaupt nicht glaube und wofür es meines Wissens auch keinerlei Anhaltspunkte gibt, das ist die positive Bedeutung von Massen im Sinne eines „Subjekts“. Und schon gar nicht im Sinne eines Subjekts mit gemeinsamem positiven Bewusstsein.
        Ansonsten hat schon Gustave le Bon über Massen dazu das Nötige geschrieben. Anderes kam später von Elias Canetti hinzu.

  18. In meinem Beitrag ging es nicht um den Sozialismus, sondern um Bewusstsein und Gemütszustände besonders von jenen, die sich für Veränderung in der Welt einsetz(t)en und die Schwierigkeiten damit.
    Heute über Sozialismus zu reden, ist wie über die Mülltrennung auf dem Mars zu schwadronieren. Die wenigsten in Deutschland oder gar in der westlichen Welt wollen Sozialismus, weil sie darunter etwas verstehen, wovon sie nichts verstehen. Aber viele glauben es, weil sie nämlich schon einmal was davon gehört haben. Sie geben Vorstellungen wider, die sie von Meinungsmachern haben, die genau so wenig vom Thema verstehen wie sie selbst. Aber da die meisten von ihnen so etwas wie Intellektuelle sind, die sich für gebildet halten oder gut informiert oder aber – das vor allem – allen anderen geistig überlegen wie unsere speziellen Freunde hier auch, glauben sie, kompetent in solchen Fragen zu sein. (Siehe Freund Scheinregen oder auch der unvermeidliche Gracchus Babeuf)
    Sie glauben das, weil sie dieses oder jenes über Sozialismus gelesen, vllt sogar in Marxens Werken herumgeblättert haben. Das meiste aber, worauf sie ihre Meinungen stützen, stammt aus Quellen, die den Sozialismus ablehnen. Aber das merken sie nicht trotz ihrer selbst erklärten überlegenen Intelligenz oder was sie dafür halten. Sie merken nicht, dass ihr Weltbild größtenteils auf solchen (Selbst)Täuschungen beruht.

    Marx und Engels kaum etwas über den Soz geschrieben. Aus gutem Grund. Denn ihnen war klar, dass er eine Gesellschaftsform ist, die noch weit weg liegt und über die deshalb kaum klare Aussagen gemacht werden kann, wenn überhaupt dann nur allgemeiner Natur. Sie haben eben nicht über die Mülltrennung auf dem Mars schwadroniert. Sie haben im Unterschied zu den vielen Sofamarxisten erst einmal versucht, den Kapitalismus zu verstehen, also die damals wie heute aktuelle Wirklichkeit. Das aber ist schwieriger, als über Sozialismus zu schwadronieren oder über die Mülltrennung auf dem Mars. Denn die Wirklichkeit verstehen, ist wesentlich schwieriger. Das erfordert Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung und mit anderen Meinungen bzw. deren Sichtweisen. Und gerade daran mangelt überall in den Hochburgen der Selbstdarsteller und Besserwisser.
    Der Sozialismus ist in meinem Text kein Thema, weil er nämlich für die meisten Menschen hierzulande auch keins ist. Darüber können sich intellektuelle Klugscheißer und Besserwisser hinwegsetzen. Wer aber ernsthaft an Fortschritt interessiert ist, kommt nicht aus, ohne das Bewusstsein in der Bevölkerung in Betracht zu ziehen. Eine bessere Welt entsteht nicht aus den Hirngespinsten einiger Superschlauer. Sie entsteht nur aus der Bereitschaft des überwiegenden Teils der Bevölkerung, sich für eine andere Welt einzusetzen, weil die aktuelle immer weniger ihren Bedürfnissen entspricht und immer weniger auch den Aussichten, die sie sich für die Zukunft ihrer Kinder wünschen. Und da ist der Sozialismus, vor allem das Bild, das man ihnen davon zeichnet aus dem Grau des untergegangenen sowjetischen Sozialismus und aus den Irrlichtern über den chinesischen Sozialismus, keine Perspektive. Ob damit beiden gerecht wurde, ist noch eine andere Frage, die hier und jetzt nicht diskutiert werden soll. Jedenfalls haben unsere Meinungsmacher kein Interesse daran, dem sowjetischen wie auch den chinesischen Sozialismus gerecht zu werden. Und das Weltbild unserer intellektuellen Kritiker wie auch mancher Sofamarxisten gründet sich weitestgehend auf diese Meinungsmacher, ob es ihnen bewusst ist oder nicht. Denn wer von denen beschäftigt sich – unvoreingenommen – schon mit chinesischen Medien und Quellen, wobei das heute weniger schwierig ist als noch vor 10 Jahren?
    Aber um gleich vorzubeugen: Auch aus den chinesischen Quellen kann man das herauslesen, was die eigenen – ablehnenden – Sichtweisen bestätigt. Das ist der Trugschluss besonders bei all den Alternativen, d.h. alternativ Informierten, alternativ Denkenden, alternativ Urteilenden.
    Fakten und Informationen sind nur die Brückenpfeiler, auf die sich ein Weltbild stützt bzw an ihnen einbricht. Ebenso wichtig wie die Pfeiler, ist die Brücke/Meinung, die über diese Pfeiler gelegt wird. Wo führt diese Brücke hin? Führt sie im Kreis, verästelt sie sich ziellos oder führt sie wohl möglich an ein plötzliches Ende, wo es nicht mehr weitergeht und Absturz droht? Oder aber führt sie in eine freundliche Zukunft? Die Tatsachen sind nur die Pfeiler, die der Meinung und dem Weltbild festen Stand geben. Die Meinungen, die sich darauf stützen, müssen zukunftsweisend sein. Nicht in der Form zukunftsweisend wie die Diskussion über die Mülltrennung auf dem Mars sondern zukunftsweisend in dem Sinne, dass sie sich entlang bewegt an dem roten Faden, der aus der Vergangenheit der Menschheit in eine sichtbare, andeutungsweise erkennbare Zukunft führt. Die Entwicklung des Menschen führt aus den Armut zu immer mehr Wohlstand, aus der Unwissenheit ins immer klarere Bewusstsein, aus dem Hunger nach Nahrung in den Hunger nach Wissen, aus dem Kampf ums eigene Überleben in den Kampf um das Überleben der Menschheit, aus dem Kampf der Klassen in den Kampf zur Überwindung der Klassen, aus dem Kampf um den eigenen Vorteil zum Ringen für den Vorteil aller. Das ist die bisherige Entwicklung der Menschheit. Sie war immer wieder auch unterbrochen durch Rückschläge wie den Faschismus, hat aber danach auch immer wieder diesen roten Faden aufgegriffen. Den Meinungen muss also auf den Zahn gefühlt werden, in wie fern sie diesem Ziel dienen oder nur der eigenen Selbstdarstellung. Bringen sie uns dem Ziel näher, dass der Mensch dem Menschen ein Freund und Bruder ist, oder tragen sie weiter dazu bei, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.

    1. „Bringen sie uns dem Ziel näher, dass der Mensch dem Menschen ein Freund und Bruder ist, oder tragen sie weiter dazu bei, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.“

      Möge also der Mensch dem Menschen ein Biermann sein. 😉

      Der Kalauer musste sein. Schönen Sonntag!

    2. Zweifellos ist es wichtig die Funktionsweise des Kapitalismus zu verstehen. Viel einfacher ist es jedoch die eigenen Wünsche voranzustellen. Und so haben wir es ja auch gelernt in der liberalen Demokratie, wonach Wünsche und Worte Realität erzeugen. Das Verstehen der kapitalistischen Realität ist somit gar nicht mehr notwendig.

      Was macht es also so schwierig den Kapitalismus zu verstehen? Ich meine es ist die liberale Mär von Freiheit und Demokratie, was nur im Kapitalismus möglich wär. Aber leider ist ja ein Großteil der Deutschen mit dieser Mär sozialisiert worden. Es wird um Nachsicht gebeten.

      1. Mehr Sozialismus als jetzt werden Sie wohl nicht erhalten können. Der Kapitalismus war nie mehr als die Lebensgrundlage der Sozialisten und erst recht nie die dominierende Gesellschaftsform. Allerdings tun die Sozialisten gut daran, sich nicht erwischen zu lassen, weshalb sie sich den Kapitalismus zur Tarnung übergestülpt haben.
        Ob nun Wenige von Vielen zur Arbeit gezwungen wurden oder die Willensbildung soweit kultiviert ist, dass Wenige freiwillig für eine Mehrheit arbeiten, wären die Wichtigtuer in der Minderheit, hätten sie keine Zukunft.
        Gerade unter Freunden und Brüdern treiben die Sozialisten viel Heuchelei, weshalb es die Kameradschaft so schwer hat.

        1. He Sie, Kamerad! Welchem Zoo sind Sie denn entsprungen? Als Sozialist, der es unter Freunden und Brüdern treibt, sage ich nur: Obacht, als nächstes werden Sie geheuchelt! 😱

  19. Aha, wieder ein Märchen das die angeblichen Dichotomie, als die ausschließliche Zweiseitigkeit eines Gegenstandes, das Entweder-Oder wie zB bei den zwei Seiten einer Münze, also das angeblich pure Schwarz-Weiß allen Politischen in den Köpfen festklopfen soll.

    Also angeblich ginge es immer nur um „links“ gegen „rechts“ oder um Sozialismus gegen Kapitalismus, etc.

    Das dient alles nur dazu dass niemand auf die Idee kommt, es könnte noch anderes, noch völlig anderes geben.

    Noch nie war eine denkverhindernde Scheuklappe so durchschlagend wirksam wie seit Marx.

    Dabei ist eine wohlverstandene Demokratie schon etwas völlig anderes als „links“ oder „rechts“: nicht Autoritäten oder Idole, lebende oder tote, entscheiden, sondern jede Gemeinschaft für sich wie sie will und ohne jede ideologischen Scheuklappen. Das widerspricht sowohl Kapitalismus (mit Hierarchien und Milliardären) als auch Sozialismus (mit Hierarchien und Funktionären).

  20. Jenseits von Böse sagt: 20. Mai 2025 um 14:13 Uhr

    Ihr Beitrag gefällt mir außerordentlich gut, denn er ist lebensnah und drückt das Dilemma von so vielen von uns aus.
    Man sitzt dabei, ist Teil einer Gemeinschaft, und doch nicht, weil man ganz anders denkt als das Umfeld. Das geht mir nicht anders und dann ist man immer hin und her gerissen, wenn solche Kommentare zur Weltlage kommen oder zu bestimmten politischen Themen wie Putin oder Russland oder welche Sau sonst noch durchs Dorf getrieben wird. Was machen oder wie jemand anderes mal sagte: Was tun? Dazwischen gehen mit den eigenen „alternativen“ Informationen? Dazwischen hauen mit dem eigenen, vermutlich ausgeprägteren Wissen um die Verhältnisse? Belehren mit der eigenen „alternativen“ Wahrheit? Oftmals gibt es Streit dann oder schlechte Stimmung. Ist es das Wert bei Menschen, die man eigentlich mag, mit denen man in Freundschaft, Verwandtschaft oder Nachbarschaft zusammenlebt oder als Kollegen zusammenarbeitet?
    Ich halte es inzwischen so, dass ich Testballons aufsteigen lasse. Was Putin und den Krieg angeht, lasse ich mal fallen, dass es ja der Westen war, der immer dichter an Russlands Grenzen herangerobbt ist. Gelegentlich erhalte ich dann ein verblüfftes „Ja, das stimmt. Eigentlich sind wir denen auf die Pelle gerückt“. Das kommt selten. Dann gibt es jene, die zwar verblüfft sind über diese Sichtweise, sich dann aber berappeln und anfangen, Gegenargumente und Rechtfertigungen zu bringen. Es ist dann die Frage, ob es noch Sinn macht weiter zu diskutieren. Denn oftmals artet das dann in Rechthaberei aus mit zunehmender FEindschaft. Das ist schnell nach zwei oder drei weiteren Argumenten feststellbar. Dann muss man sich fragen, ob es einem das wert ist.

    Ich stelle immer häufiger fest, dass solche Themen eigentlich für die meisten Leute, die sie aufwerfen keine Bedeutung haben. Es fällt ihnen nichts anderes ein und dann reden meistens Männer über Politik, es könnte stattdessen auch Fußball sein oder das neue Modell von Mercedes usw. Das ist beliebig und in der Regel nicht auf Meinungsaustausch mit Erkenntnisinteresse ausgelegt. DEn meisten, die solche politischen Themen anschlagen, sind sie eigentlich nicht wirklich wichtig. Russland und die Ukraine sind weit weg und seit die Angst vor einem Atomkrieg immer weiter in den Hintergrund getreten ist, interessiert die meisten Menschen dieser Krieg nicht wirklich.
    Etwas anders wird es, wenn man darauf hinweist, dass der Krieg viel Geld verschlingt, das hier fehlt. Dann kommen die Gespräche meistens auf eine andere Ebene, die wegführt von Rechthaberei und Selbstdarstellung. Das ist aber leider nicht das Thema, das bei den Linken und solchen, die sich dafür halten, im Vordergrund steht. Die haben in dieser Hinsicht versagt. Sie haben den Krieg immer nur von der moralischen Seite betrachtet und sich als diejenigen dargestellt, die ihn beenden wollen. Als hätten sie dazu die Möglichkeiten, lachhaft. Aber so sind sie. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Kriegs für die hiesige Bevölkerung, für die einfachen Leute, kümmern sie sich wenig. Man kann vllt nicht erwarten, dass sie ein Konzept dafür haben, wie sie diese Frage angehen. Aber sie könnte es zu einem öffentlichen Thema machen: Wie erreichen wir die einfachen Leute, um sie gegen die Nachteile zu mobilisieren, die ihnen aus dem Krieg erwachsen. Stichworte: Wohnungnot usw.

    Diese Themen sind dann schon ein anderes Feld, wo Putin, Russland und die ganze Propaganda dann keine allzu große Rolle mehr spielen. Aber wie gesagt. Das wichtigste ist eigentlich herauszufinden, wie ernst den Leuten das Thema ist, die darüber reden. Das ist ähnlich wie auf den Foren: Will man was lernen oder nur zeigen, was man so drauf hat?
    Deshalb hat mir Ihre Fragestellung sehr gut gefallen. Sie war nach meiner Meinung die wichtigste in dieser ganzen Diskussion. Aber sie wird zu wenig gestellt: Wie erreichen wir jene Leute, die anders denken als wir? Sind sie uns egal oder tun wir sie ab als Nazis? Denn eines muss auch klar sein: Ohne deren Unterstützung können wir uns all unsere alternativen Wahrheiten in die Haare schmieren. Auch das haben Sie sehr gut dargestellt.

    1. Naja, @Jenseits von Böse hat die Ursache der Ignoranz ja offengelegt. Wer permanent knapp an der 0,5 Promille pegelt, hat keine wichtigere Sorge als den Lappen einzubüßen. Mit Warum brauchen Sie Denen nicht zu kommen. Die haben schon damit zu tun, dass Alles bleibt wie es ist. Woher es kam ist Schnee von Gestern, und wohin es führt, wenn man etwas ändern würde, ist gefährlich.
      Gibt es eigentlich alternative Wahrheiten oder doch nur die eine, die man verdrängt, um nicht zu verbittern?

      1. Von Ignoranz habe ich nicht gesprochen, stattdessen von Freundschaften. Ihre abfälligen Bemerkungen („Mit Warum brauchen Sie Denen nicht zu kommen“) sind voll daneben, Ihre Vorurteile beweisen nur Ihre dumme Überheblichkeit. Aus Ihnen sollte man dringend die Luft ablassen, hier sagt man trocken: Einen wie Sie müsste man tiefer legen.

        Da Sie so besorgt fragen: Welchen Grund hätte ich zur Verbitterung? Hier geht man mit Freundlichkeiten sparsam um, aber so aufrichtig, dass mir höchstens warm ums Herz wird. Ich muss auch nicht zum Lachen in den Keller, höchstens mach ich mir Sorgen um meine Heiterkeit: Sie könnte überhand nehmen.

        1. Na dann ist doch alles bestens. Warum also den Freunden mit Grübeleien das Leben schwer machen? Schließlich gibt es Bier und davon viel.

    2. @Rüdiger Rauls

      Danke. Ich will gar nicht auf Ihre vielen Beispiele eingehen, in denen sich meine Erlebnisse „auf dem Dorf“ spiegeln. Sie schreiben auch sehr konkret, quasi in Gleichnissen – als ob Sie’s wüssten: Nur so kann ich hier Gehör finden, für maximal drei Sätze in plastischer Alltagssprache – bloß kein soziologisches oder Klassenkampf-Vokabular.

      Dabei haben viele hier eine Hochschule besucht, die sind nicht dumm, sondern einfach praktisch veranlagt. Also ist man nicht „solidarisch“, sondern hilft sich wortlos und in einem verschwenderischen Ausmaß, das mir die Sprache verschlägt. Gelebte Solidarität ist überhaupt die wichtigste Währung, die Worte werden an meinem Verhalten gemessen.

      Natürlich weiß jeder, dass ich ein Linker bin – das finden sie nicht schlimm, solange ich meine Ideale nur praktisch beweisen kann, bei gemeinsamen Aufräumaktionen mit der Kettensäge oder dem bereitwilligen Einspringen, wenn der Nachbar wegen seiner Viehwirtschaft mal nicht den Wahlhelfer geben kann. Der Begriff „Ehrenamt“ ist übrigens verpönt, es handelt sich um jene Art von Selbstverständlichkeit, für die man sich Achtung und ein paar Bier einfängt. Oder einen Händedruck, ohne Worte.

      Überhaupt muss ich das Argumentieren neu lernen, Sie beschreiben das Dilemma anhand des Kriegsthemas: Von den zerstrittenen Parteien darf ich nicht reden, über die Kosten geht’s dann doch. Oder der Propagandaklassiker: Putin ist der neue Hitler. Da helfe ich gern mit kleinen Anmerkungen aus, wie sie hier die Azov-Helden mit Photoshop von ihren SS-Runen befreien, bevor sie per TV in die Gute Stube dürfen.

      Jetzt brauche ich nur noch zwei Wörter, um die Medienmanipulation zu beschreiben: „stubenrein machen“. Wenn die Nachbarn dann ein breites Grinsen auflegen, weiß ich, dass sich das viele Nachdenken mal wieder gelohnt hat – oder war’s die letzte Aktion mit der Kettensäge?

      Wenn ich’s recht betrachte, geht es Ihnen beim Schreiben eines Artikels nicht anders. Was man sagen will ist relativ schnell skizziert, die Kunst besteht darin, es möglichst unfallfrei an den Mann und die Frau zu bringen, so verständlich, dass es auch in die Hirnrinde sickern kann, und so präzise, dass hoffentlich wenig Missverständnisse aufkommen.

      Und trotz all der Heidenarbeit kann man nie sicher sein: Ihre Ermutigung – mit und ohne Anführungszeichen – ist bei vielen von uns nicht wie beabsichtigt angekommen, so dass Sie – unter diesem Artikel mehrfach – Zusatzschichten schieben mussten. Und ja, Ihre an mich adressierte Prosa haben Sie schön gesungen – der junge Biermann, nicht Hrdlickas Arschloch, hätte gesagt: „Mit Marx- und Engelszungen“. Danke für die Ermutigung.

      1. @Jenseits
        Ihre Ansichten gefallen mir. Sie sind im Gegensatz zu den Hohlköpfen sehr bodenständig und verhaftet im Alltag. Wenn Sie Interesse an einem weiteren Meinungsaustausch haben, erreichen Sie mich unter rueruerue@web.de. Das gilt auch für andere, aber nicht für Querköpfe und anderen Hohlköpfe.

  21. Rauls: „Führt sie … oder führt sie wohl möglich …? Oder aber führt sie …? “ sagt schon alles. Er redet zwar von einer Brücke, aber es ist klar, dass er meint, diese Brücke müsste gebaut werden und eine Richtung gegeben werden, und von wem, von … Führern eben. Führern wie Rauls und anderen hier, die sich als Speerspitze des Guten, der Zukunft, ja, des „Links“ sehen.
    Lächerlich.

    Die Spaltung in „rechts“ und „links“, in eine lächerliche Dichotomie der totalen Denkverweigerung, ist das stärkste Mittel, die Gesellschaft zahm und wirkungslos zu halten. Und hier wird sie zelebriert wie sonst wo nicht. Von Rauls und ein paar Spießgesellen.

    Und für lächerliches Honig um den Maul schmieren wird sich lang und breit bedankt weil man sich ja in der Clique so wohl fühlt und sich prima eingerichtet hat.

    Ein Pandämonium der Denkverweigerung, das hier stattfindet. Und Rauls ist dessen allererstes Schaustück. Da wird erst vom Arbeiterparadies schwadroniert – um dann die „linken“ Aktivisten in die Schlägerei gegen die Arbeitstätigen zu schicken, die bekanntlich für fast alle hier Aussondernden die falsche Partei wählen …

    Jeder der diese „links-rechts“-Dichotomie aufrecht erhält, verbreitet, unterstützt, ist, ob er will oder nicht, ein Büttel der Profiteure des aktuellen Systems von Ausbeutern und Bedrückern. Denn er verhindert aktiv Widerstand und Änderung.

    Die einzige menschenwürdige Zukunft liegt weder im Autoritarismus noch im Ideologismus und Funktionärshörigkeit sondern in realisierter Demokratie. Nur Menschen, die effektiv über sich selbst entscheiden, sind weiter als wir hier oder die in den Versuchen von Sozialismus oder Kommunismus.

    All das Gefasel hier von Marx, Engels, Sozialismus, ist nichts als Augenwischerei und Wichtigtuerei. Wer eine Büste, ein Buch, ein Gefasel so über die Interessen und Wünsche der realen Menschen stellt, will nichts Gutes – außer für sich selbst, sein Selbstgefälligkeit, seine Selbsüberheblichkeit und Rechthaberei.

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