
Mit dem Sieg über Hitler-Deutschland beendete die Sowjetunion auch einen Vernichtungskrieg. Ein zweiter Teil.
Anlässlich des Ausschlusses der Vertreter Russlands und der Republik Belarus von den offiziellen Gedenkfeiern zum 8./9. Mai empfiehlt es sich, sich nochmals mit den deutschen Gräueltaten zu beschäftigen, die dem sowjetischen Einmarsch vor 80 Jahren vorausgegangen waren. Und wer heute flott vom „Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine“ spricht, sollte mal den Krieg der Wehrmacht auf die Sowjetunion intensiver studieren. Dieser Krieg war von Anfang an als Vernichtungskrieg geplant, der sich auch gegen Teile der Zivilbevölkerung richtete. Fast 27 Millionen Sowjetbürger fielen ihm zum Opfer. Zur ersten Folge geht es: Hier!
Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde in Kiew immer wieder erklärt – und von den deutschen Leitmedien begierig aufgegriffen –, Russland führe einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Ukraine. (Und genau dieses ‚Argument‘ wird nun wieder ins Feld geführt, um offizielle Vertreter Russlands und Weißrusslands von den Gedenkfeiern zum 8./9. Mai auszuschließen.) In einem Land, in dem bei gefühlt jeder dritten öffentlichen Debatte ein unzulässiger „Hitler-Vergleich“ oder eine „Relativierung des Holocaust“ dingfest gemacht wird, überrascht die Gedankenlosigkeit, mit der dieser Begriff seitdem fast überall nachgeplappert wird. Den Vorwurf einer Relativierung der deutschen Verbrechen im Krieg gegen die Sowjetunion hat man in diesem Zusammenhang jedenfalls noch nirgends vernommen. Wenn aber jemals ein Krieg die Bezeichnung „Vernichtungskrieg“ verdient hat, dann der, den Wehrmacht und SS zwischen 1941 und 1944 auf dem Territorium der Sowjetunion führte.
Verbrecherische Befehle und Massenmord
Die Wehrmacht leistete hier keineswegs, wie später in der Nachkriegszeit suggeriert, höchstens widerwillig ‚Dienst nach Vorschrift‘. Bereits Hitlers Anweisung, jeden totzuschießen, „der nur schief schaue“, war von ihr schon vor dem Überfall auf die Sowjetunion ‚proaktiv‘ in verbrecherische Befehle gegossen worden.
Mit dem am 13. Mai 1941 vom Oberkommando der Wehrmacht (OKH) verfügten „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“ wurde u.a. der Verfolgungszwang für „Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht gegen feindliche Zivilpersonen begehen“, aufgehoben. Dies sollte auch dann gelten, „wenn die Tat ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist“. Damit wurde den deutschen Soldaten de facto ein Freibrief erteilt und die sowjetische Zivilbevölkerung schutzlos der Willkür lokaler Befehlshaber ausgeliefert. Nur wenige Wochen später, am 6. Juni 1941, erließ das OKH den „Kommissarbefehl“. Die politischen Kommissare galten als die ideologischen Funktionäre innerhalb der Roten Armee und wurden nicht als Soldaten anerkannt. Sie sollten im Kampf oder sofort „nach durchgeführter Absonderung“ getötet werden.
Mit beiden Befehlen setzte die Wehrmachtsführung – in voller Kenntnis der verbrecherischen Folgen ihrer Anordnungen – wesentliche Bestandteile des damals geltenden Kriegsvölkerrechts außer Kraft, das eine Reihe von international anerkannten Grundsätzen, vor allem zum Schutze der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen, enthielt. Damit schuf die Führung der Wehrmacht die wesentlichen Voraussetzungen für einen bis dahin präzedenzlosen Rassen- und Vernichtungskrieg, vor allem gegen die jüdische Bevölkerung.
Genozide und Wüstenzonen
Der systematische Massenmord an den europäischen Juden begann auf dem Gebiet der Sowjetunion. Anfängliche punktuelle brutalste antijüdische Pogrome der lokalen Bevölkerung, vor allem in Litauen, Lettland und der Westukraine – von der SS „Selbstreinigungsaktionen“ genannt –, denen die als Besatzungsmacht verantwortliche Wehrmacht tatenlos zusah, wurden rasch abgelöst von systematischen Erschießungen durch die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD. Beschränkte man sich anfangs ‚nur‘ auf jüdische Männer im wehrfähigen Alter, so wurden spätestens ab August 1941 ganze jüdische Gemeinden durch Massenerschießungen ausgerottet. In jedem kleineren weißrussischen oder ukrainischen Ort war die Opferzahl mindestens vierstellig. Schätzungen zufolge ermordeten die deutschen Besatzer zwischen 2,5 und 2,6 Millionen sowjetische Juden. Die Wehrmacht leistete nicht selten logistische Unterstützung.
Ähnlich gestaltete sich die mörderische Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht, SS und Ordnungspolizei im Rahmen des Anti-Partisanenkampfes, wo zwischen 1942 und 1943, vor allem auf dem Gebiet Weißrusslands, ganze Landstriche in „Wüstenzonen“ verwandelt wurden. Tausende von Dörfern wurden niedergebrannt, Hunderte von ihnen samt der Bevölkerung, die man zuvor in die Dorfscheune oder Kirche gesperrt hatte. Allein für Belarus, das mit mehr als einem Viertel seiner Bevölkerung den prozentual größten Blutzoll zahlen musste, belaufen sich die Schätzungen auf 300.000 bis 350.000 getöte Menschen. (Wer sich von den Greueltaten einen Eindruck verschaffen will, sollte die weißrussische Gedenkstätte Chatyn, den „Friedhof der Dörfer“, besuchen oder, wenn er es ertragen kann, sich den Film „Komm und sieh/ Иди и смотри“ von Elen Klimow aus dem Jahre 1985 ansehen.)
Bei ihrem erzwungenen Rückzug hinterließen die deutschen Truppen eine Spur der Verwüstung. Ziel der deutschen Führung war es nun, nur „verbrannte Erde“ zurückzulassen. Alles, was irgendwie lebenswichtig war, sollte zerstört werden: Industrieanlagen, Bergwerke, Wasser- und Elektrizitätswerke, Brücken, Dämme, Schleusen, das Schienennetz, Landmaschinen, Mühlen, Molkereien, die Ernte auf den Feldern, ebenso Transportmittel und Vorräte aller Art, soweit man sie nicht abtransportieren konnte. Die arbeitsfähige Zivilbevölkerung wurde zwangsevakuiert, oft unter grauenhaften Bedingungen. Der schnelle sowjetische Vormarsch verhinderte, daß dies überall im angestrebten Umfang geschah.
Zieht man eine Bilanz dieses barbarischsten aller Kriege und stellt man die Zahl der toten Sowjetbürger, fast 27 Millionen, den ursprünglich anvisierten 30 Millionen gegenüber, so muss man zynisch konstatieren, dass die Besatzer ihr nationalsozialistisches Planziel annähernd erreicht haben.
Umso größer das Wunder – jeder, der dort hinreist, wird das bestätigen –, dass in den Bevölkerungen der am schlimmsten betroffenen Länder, Belarus, der Ukraine und Russland keinerlei Hass auf die Deutschen herrscht. Dies ist eine zivilisatorische Vorleistung ohne gleichen, die in Deutschland immer noch nicht angemessen gewürdigt, geschweige denn zur Kenntnis genommen wird!
Nachkriegsamnesie …
Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik, wo der Verfasser dieses Essays geboren wurde, verhinderte der aufkommende Kalte Krieg mit dem erneuerten Feindbild „Sowjetunion“ jahrzehntelang die Beschäftigung mit den beispiellosen Greueltaten, die die deutschen Besatzer dort verübt hatten. Direkte menschliche Kontakte zwischen den Bevölkerungen beider Länder verhinderte auf Seiten des Westens der Eiserne Vorhang. (Und wir sind heute, was Russland angeht, in beiden Punkten wieder in derselben Situation.) Manche Kriegsgefangene brachten immerhin den Satz „Der Russe an sich ist gut!“ mit nach Hause. Die verantwortlichen Massenmörder, sofern sie überlebt hatten, zogen sich meist unauffällig in ein bürgerliches Leben zurück, die wenigsten von ihnen wurden juristisch belangt.
In den Fünfzigerjahren erschien eine ganze Rechtfertigungsliteratur ehemaliger Wehrmachtsgeneräle unter dem Motto: „Ohne Hitlers idiotische Kriegsführung hätten wir den Krieg doch noch gewonnen!“ Als die Verbrechen der SS-Einsatzgruppen nicht mehr zu leugnen waren, hielt man umso hartnäckiger am Bild der „sauberen Wehrmacht“ fest. Dies war psychohygienisch umso erforderlicher, als die 18 Millionen Wehrmachtssoldaten ja einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung darstellten. Grundsätzlich ins Wanken gebracht wurde diese Legende erst durch die beiden Wanderausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung „Verbrechen der Wehrmacht“ (1995-1999 sowie in überarbeiteter Form 2001-2004), die über einen langen Zeitraum massiven – nicht nur publizistischen – Gegenwind ernteten.
Selbst, dass es sich beim Krieg gegen die Sowjetunion um keinen Krieg im herkömmlichen Sinne handelte, sondern um einen Vernichtungskrieg, in dem die Regeln des damals geltenden Kriegsvölkerrechts von Beginn an willkürlich außer Kraft gesetzt worden waren, war jahrzehntelang überhaupt nicht und ist heute bestenfalls rudimentär im Bewusstsein der Deutschen verankert. Und man kann nur hoffen, dass dieser Begriff durch den nun zunehmenden Gebrauch nicht zur beliebig verwendbaren Floskel oder Kampfformel degeneriert. Entsprechend gering ausgeprägt ist nach wie vor die Empathie für das Leiden der Menschen in Russland, Belarus und der Ukraine während der deutschen Besatzung. (Bezogen auf die Ukraine beginnt sich das gerade in den Leitmedien zu verändern – aus durchsichtigen Gründen, versteht sich!)
Wirkliche Verständigungsversuche fanden bis zur Wiedervereinigung in Westdeutschland nur spärlich und eher ‚von unten‘ statt: Unter anderem in ersten interkonfessionellen Kontakten – die evangelischen Kirchen Deutschlands veröffentlichten ‚schon‘ Ende der Achtziger Jahre eine Denkschrift „Versöhnung und Frieden mit den Völkern der Sowjetunion“ –, später von Mensch zu Mensch ab den Neunziger Jahren in den deutsch-russischen Städtepartnerschaften, dem Deutsch-Russischen Forum oder einer Reihe von Einzelinitiativen wie zum Beispiel der deutsch-russischen Initiative „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“. All diese Kontakte sind – soweit sie überhaupt noch existieren – seit dem 24. Februar 2022 einer starken Belastungsprobe ausgesetzt.
… und aktuelle Gedenkverbote
Im offiziellen Gedenken wirkte Vieles, zumindest im Westen Deutschlands, die meiste Zeit bestenfalls pflichtgemäß bemüht. Heute allerdings, 80 Jahre nach Kriegsende, wird das Gedenken auch noch im politischen und Mediendiskurs durch eine neue geopolitische Instrumentalisierung überlagert, bei der nun die Opfer Russlands, Weißrusslands und der Ukraine gegeneinander in Stellung gebracht werden: Das noch von Annalena Baerbock geführte Auswärtige Amt riet – angeblich aus Sorge vor „russischer und belarussischer Propaganda“ – in einer „Handreichung an Länder, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes“ davon ab, die Teilnahme von Vertretern von Russland und Belarus bei Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges zuzulassen und empfahl, ihnen gegebenenfalls den Zugang zu den Mahnmälern zu verwehren. Der Bundestag schließlich schloss sie auch noch von der zentralen Gedenkfeier aus.
Vergangenheitsbewältigung im auf „Kriegstüchtigkeit“ getrimmten Deutschland anno 2025.
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Aus einem Interview mit Vicco von Bülow:
Loriot war wohl einer der weisesten Menschen des Nachkriegsdeutschlands.
Mein Vater wurde mit dem zeitlichen Abstand von einem Tag geboren. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn immer noch mit der National-Zeitung sitzen, die er sich von einem Nachbarn ausgeliehen hatte.
Zum Sieg über das faschistische Deutschland am 9.Mai ein kleines Spezial von der Mia, auch bekannt als Putin’s Problempony https://youtu.be/3nnkpHESzmg?si=too1JV3flECyGLOJ
Haben Sie den Eindruck, dass in der zeitgenössischen BRD Geschichte geklittert oder neu gedeutet wird?
○ Nie wieder Verschissmuss
gestern wurde in doitschland der 80. jahrestag der kriegsvorbeitung für den russlandfeldzug gefeiert. beifall klatschten einmal mehr die 90% der ehemals 80% deutschen, die von nichts gewusst hatten und auch später nichts wissen werden – z.b. wie man symptome und ursachen bekämpft…
Come and See – Full Movie
https://www.youtube.com/watch?v=zjIiApN6cfg
Der Autor stellt fest, dass „Direkte menschliche Kontakte zwischen den Bevölkerungen beider Länder verhinderte auf Seiten des Westens der Eiserne Vorhang“ . Doch es war der Sowjetstaat, der Auslandsreisen und Auswanderung stark einschränkte und für „Kontakte mit Ausländern“ bestrafte.
Heute leben mehrere Millionen ehemalige Sowjetbürger in Deutschland. Ich sehe, dass sie genügend „direkte menschliche Kontakte“ mit der deutschen Bevölkerung haben.
Sie haben vergessen, einen Stepan Bandera zu erwähnen, der sich nach 1945 diversen westlichen Geheimdiensten anbiederte ( MI-6, CIA …) und sein Expertenwissen in Terrorismus sowie Völkermord verkaufte. Auch sorgten seine Geheimdienstkumpane dafür, das die Schlächter der 14. SS Division „Galizien“ ihren Richtern entzogen und ein bequemes Leben in Kanada geniessen konnten…
In welchem Zusammenhang steht Ihr Kommentar mit meinem Kommentar? Stepan Bandera war nie ein sowjetischer Bürger.
Ja, der Verbrecher Bandera hatte verschiedene Pässe und Arbeitsverträge mit diversen “ Diensten“! Sowjetische waren keine darunter…
Ihr Kommentar hat nichts mit dem Thema zu tun. Sie spammen!
Sowjetbürger können nicht in der BRD leben, weil es (leider) keine Sowjetunion mehr gibt.
In meinem Kommentar habe ich ausdrücklich ehemalige Sowjetbürger erwähnt, die in Deutschland leben können, weil die Sowjetunion glücklicherweise zusammengebrochen ist.
Du hast es gerade nötig, als Tröte eines Regimes, dass seine Bürger in seinem Freiluft-KZ einsperrt und umbringt, wenn sie das Shithole verlassen wollen. Obendrein waren ab den sechziger Jahren Reisen in die UdSSR durchaus möglich, und Sowjetbürger wurden nicht für Kontakte bestraft, solange es keine nachrichtendienstlichen Waren. Die gab es allerdings nicht so selten, da der Westen alles tat, der UdSSR zu schaden. Dass die UdSSR wirtschaftlich, aber auch ideologisch durch ihr repressives System und dogmatischen Immobilismus im Hintertreffen war, ist Binse. Auswanderung war aber durchaus möglich
Natürlich war die Auswanderung aus der UdSSR mit Genehmigung der Regierung möglich. Es war kein Recht, sondern ein Privileg. Selbst eine Touristenreise in die DDR war recht kompliziert und erforderte die Genehmigung des Parteikomitees. Wer genau machte „direkte menschliche Kontakte“ so kompliziert? Der Sowjetstaat.
Ach ja, der „Sowjetstaat“ war so böse, dass er „Kontakte mit Ausländern bestrafte“? Meine Mutter ist damals als Mitglied eines Chores, der dort einige Auftritte hatte, in die Sowjetunion gereist . Sie war DDR-Bürgerin, also Ausländerin, und sie erinnert sich noch heute an die HERZLICHEN
KONTAKTE mit der einheimischen Bevölkerung. Nix Strafe und Verbot.
Es handelte sich um eine geführte Gruppenreise mit sorgfältig organisierten Kontakten zur einheimischen Bevölkerung. Die Einheimischen waren von Natur aus freundlich, da die Sowjetbürger Ausländern mit Bewunderung begegneten.
Von 1946 bis 1953 galt ein Gesetz, das die Eheschließung zwischen Sowjetbürgern und Ausländern verbot. Obwohl das Gesetz inzwischen aufgehoben wurde, hatte es seine Wirkung.
Danke, Herr Ensel.
Leider haben sie den Beitrag der Menschen in der DDR für die Deutsch-Russisch/ Sowetische Aussöhnung und die Aufklärung über die deutschen Verbrechen in der UdSSR nicht erwähnt.
Da es seit dem 3.10.1990 den Befehl an alle Medien und Behörden gibt, die DDR und die Leistungen ihrer Bürger zu „delegitimieren“, kann vor lauter Hass, Hetze und Lüge schon mal Wissen “ verloren“ gehen. Zumal in einem Staat, in dem die Täter und ihre Helfer ungehindert ihre Karriere pflegen konnten und die Kriegsverbrecher unter den Wehrmachtsoffizieren und Generälen bis in höchste Führungsposten der NATO gelangten.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Todeslager_Osaritschi
Wer sich die Mühe macht, die Kommandeure der an diesem Verbrechen beteiligten Wehrmachtsdivisionen zu ermitteln, und deren Karrieren nach 1945 verfolgt, wird erkennen, das die grössten Verbrecher die schnellste Karriere gemacht haben.
Gut, welchen Beitrag haben denn Ihrer Meinung nach „die Menschen“ in der DDR – also wohl nicht die regierenden Kommunisten – für die deutsch-sowjetische Aussöhnung erbracht?
O.K., in den ersten Jahren wurden erhebliche Reparationen geleistet, auf welche die SU (und nicht zu vergessen Polen!) nach dem 17. Juni 1953 verzichteten, damit die Ostdeutschen nicht erneut „ausflippen“. Der 17. Juni hatte ja mehr als nur indirekt auch mit der ökonomischen Belastung durch die Reparationen zu tun (Stichwort Normerhöhung), auch wenn das wohl den wenigsten der Demonstranten vom Juni 1953 klar war. Die sahen nur, dass in Westdeutschland (das keinerlei Reparationen zahlte) der Lebensstandard höher war.
Was fallen Ihnen noch für Beiträge ein? Dass die Bevölkerung in der Schule mehr schlecht als recht Russisch lernte? Dass ein Teil der DDR-Bürger in der SU studierte? Die sowjetischen Filme Samstags in zweiten Programm des DDR-Fernsehens, die wohl die wenigsten jemals schauten (selbst schuld übrigens)? Meine Mutter erwähnte in ihren letzten Lebensjahren, dass sie Mitte der sechziger Jahre bei einer Aufführung von Tarkowskis „Andrej Rubljow“, der heute als Meilenstein der Filmgeschichte gilt, praktisch alleine im Kino war. (Gut, über DEFA-Filme hat die Bevölkerung damals auch die Nase gerümpft und heute gelten sie fast als Kult.) Interesse sieht jedenfalls anders aus.
Unter den Mitschülern an meiner POS in den Siebzigern gehörte „du Russe“ zu den gängigen Schimpfwörtern, wenn auch nicht zu den am häufigsten gebrauchten. Auch „dumm wie Russlands Kühe“ hörte man gelegentlich. Das kam vermutlich von den Eltern. (Antisemitische Beschimpfungen sind mir dagegen nie zu Ohren gekommen.)
Die an den Garnisonen angeschlossenen Geschäfte, die „Russen-Magazine“, wurden von der einheimischen Bevölkerung nur wenig frequentiert und etliche der wenigen Gäste zerrissen sich anschließend die Mäuler darüber, dass in den Fenstern vieler Offizierswohnungen keine Gardinen hingen. Sowas „Kulturloses“ gehörte sich nämlich damals nicht. „So sind die Russen eben“ konnte man da raushören.
Habe ich noch was vergessen?
Schwer erklärlich ist, jedenfalls für mich, die unleugbare Tatsache, dass erstaunlich viele Ostdeutsche nach dem Abzug plötzlich ihr Herz für „die Russen“ (also durchaus auch Ukrainer, Weißrussen etc.) entdeckten. Geradezu wie für einen alten, wenig auffälligen Nachbarn, der verzogen ist und dessen Wegzug man nun bedauert, weil der Nachmieter so nervt.
Zuvor hatte nach meiner Erfahrung natürlich keineswegs ein allgemeiner Russenhass geherrscht, nein, aber doch überwiegend zumindest eine spürbare Distanziertheit.
„Schwer erklärlich ist, jedenfalls für mich, die unleugbare Tatsache, dass erstaunlich viele Ostdeutsche nach dem Abzug plötzlich ihr Herz für „die Russen“ (also durchaus auch Ukrainer, Weißrussen etc.) entdeckten.“
Naja…könnte es sein, dass die Politik Gorbatschows mit der Folge Beendung der Besatzung und „Wiedervereinigung“ einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Versöhnung vieler Ostdeutscher mit den Russen geleistet hat (so habe ich es jedenfalls bei vielen Ossies wahrgenommen, die vorher den Russen nicht besonders progressiv gegenüberstanden)?
„Zuvor hatte nach meiner Erfahrung natürlich keineswegs ein allgemeiner Russenhass geherrscht, nein, aber doch überwiegend zumindest eine spürbare Distanziertheit.“
Diese Distanz habe ich auch wahrnehmbar erlebt – allerdings nur im DDR-Alltag. Als wesendliche Ursache dafür sehe ich die Parteipolitik, die für diese Distanz viel gemacht hat (Doktrination erzeugt Widerstand, wirklich „auf der Straße gelebtes Miteinander“ war von offizieller Seite eher unerwünscht, Reisen in die SU waren nur über Reiseveranstalter auf rundum betreutem Tourismus gewünscht etc).
Hinzu kommen kulturelle Unterschiede, die auf beide Seiten befremdlich wirken. Und sicherlich spielt eine Rolle, dass Faschismus über seine Traumata auf mehrere nachfolgende Generationen nachwirkt.
Im realen persönlichen Kontakt war diese Distanz imho nicht vorhanden oder zu verspüren, aber dazu musste man sich über die offiziellen Schranken hinwegsetzen, „unerkannt durch Freundesland“ reisen und eine gewisse Offenheit, Akzeptanz und Neugierde für andere Menschen/Kulturen aufbringen.
„Unter den Mitschülern an meiner POS in den Siebzigern gehörte „du Russe“ zu den gängigen Schimpfwörtern…“
In Berliner Schulen wurde der neue Dresdner Mitschüler als „Sachse“ oder „Ahnungsloser“ beschimpft – und umgekehrt der Berliner in Halle auch. Gehört für mich zu den Nachwirkungen einer hasserfüllten „Kultur“ über Generationen hinweg…
just my 2 cents
Das rührte von der sowjetischen Seite her, die von einer ans Paranoide grenzenden Angst vor Militärspionage besessen war.
Deshalb gab’s in der SU Millionenstädte, die für Ausländer grundsätzlich gesperrt waren (Gorki beispielsweise), kleinere Städte mit militärischen Forschungsanlagen, deren Name auf keiner Karte verzeichnet war (Sarow alias Arsamas-75), deshalb mussten ausländische Studenten, die in der SU studierten, Anträge stellen, wenn sie andere Städte im Land besuchen wollten, deshalb brauchte man für Privatreisen außerhalb von Gruppen in die SU ein Visum, für das man wiederum eine persönliche Einladung eines Sowjetbürgers (oder einer staatlichen Stelle) benötigte, vermutlich deshalb hatten die Soldaten der GSSD in der DDR nur sehr beschränkt „Freigang“ usw. usf.
Aber zurück zum Ausgangspunkt.
Welchen Beitrag für die Deutsch-Russisch/ Sowjetische Aussöhnung haben denn nun die Menschen in der DDR geleistet?
Grüsse
Das grosse Vorbild Hitlers war Amerika. Die hatten schliesslich auch die Urbevölkerung ausgerottet, um dort der edlen weissen Rasse zum Sieg zu verhelfen und sie durch die Schätze des Landes und „Herausforderungen“ zu neuen Höhenflügen zu veranlassen.
Es steht zu fürchten, dass den heutigen Ähnliches vorschwebt.
Wer Geschichte nicht wahrhaftig verstehen darf bzw. sich davon abbringen lässt, muss sie wiederholen.
Auch die Amis treiben erneut den einstigen Schabernack: Konzerne und eugenische Wissenschaftler arbeiten eng zusammen, die Bankster sowieso, für sie gibt es den Krieg nicht. Was nahezu unbegriffen ist: auch die Ideologie war und ist die selbe. Okkultismus und Fiktionen der Coming Race und Mackinders Heartland. Alles wie heute.
Warum? Reedukation der Amis war Zumschweigenbringen plus Wohlstand, um die Kooperation mit Hitler nicht aufzudecken und bei Bedarf die Operation Unthinkalble zu zünden: heute..
Kein Begreifen, kein Fragen, keine Reue erlaubt – nur Tabus und Scham. Und eingemauert in Furcht vor wahrhaftiger Untersuchung bricht auf, was nie ausgeräumt war: der alte Hass, die alte Gier.
Es war absehbar.
„Petition für den Rücktritt von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission“
https://internal.diem25.org/en/petitions/91
wer will kann unterschreiben,
Die echten Rechten überbieten sich in diesen Tagen gerade mit Schuldkult- und Genozid-an-Deutschen-Artikeln.. allen voran, der äusserst unappetitliche „Sender“ Auf1.
Beim bolschewistischen Feindsender findet sich hingegen hinsichtlich der AfD, die der Befreiung vom Vogelschiss sicherlich nicht nur dankbar gegenübersteht, ein Meinusartikel mit der Überschrift: „Richtungsänderung oder Klärungsprozess in der AfD: Droht jetzt ein Putsch der Russophoben?“
Geschichtsbewusstsein heute:
Die Nazis waren alles böse Kommunisten. Adolf Putin will das Sowjetische Reich zurück erobern und hat um 5:45 die Ukraine überfallen.
Völlig unprovoziert, noch bevor der Wecker geklingelt hatte.
Das ist gegen das Völkerrecht. Nazis sind böse. Aber weil wir das jetzt wissen, gehören wir zu den Guten. Putin hat nichts dazugelernt. Nichts dazulernen ist böse. Die USA hat den 2. Weltkrieg gewonnen. Kriege gewinnen immer die Guten. Deshalb darf die Ukraine nicht verlieren.
…..
„[…] Siegesparade- Ungestört in Moskau
Ukrainische Angriffe auf russische Siegesparade blieben aus. Soldaten aus Ländern des globalen Südens marschierten mit. Aufruf Putins zur nationalen Einheit
Von Reinhard Lauterbach[…]“
Link:
https://www.jungewelt.de/artikel/499700.siegesparade-ungest%C3%B6rt-in-moskau.html
Die Siegesparade verlief ungestört und ganz, entgegen dem „Wertewesten“, ist Putin nicht allein – wie schon mehrfach erwähnt. Übrigens, die Parade ist auch für diejenigen schlecht, die immer wieder behaupten Russland würde bis Berlin vorstoßen bis 2030 – die Lügen fallen auf.
Warum?
Putin bedankte sich bei den nun selbständigen Nationen die damals – vor 80 Jahren – als Teil der UDSSR halfen Europa von der Nazi-Barbarei zu befreien.
Mensch lese zwischen den Zeilen – Russland ist nicht die UDSSR, die Nationen, die damals Teil der UDSSR waren sind heute souveräne und selbständige Nationen. Dank Sperrung von RT kommt dies natürlich nur über „Die junge Welt“ bei deren Lesen an. Die anderen Mainstream-Medien können also weiter etwas behaupten was schon immer eine Lüge war…..Russland = UDSSR – das ist seit dem Ende der UDSSR Geschichte.
Interessant war auch die Teilnahme anderer Länder, die zeigten Russland ist nicht allein – im Weltkriegsgedenken – die wenigsten im „Wertewesten“ wissen z.B. dass China genauso millionenhaft Menschen verlor wir Russland – Grund? Nein – Nicht Mao – die japanische Armee….der andere Verbündete des „Wertewestens“, und ehemalige Kriegsgegner Chinas in Asien….der genauso wütete wie die Wehrmacht und die SS in Russland….nur im Fall von China war es eben die Kaiserlich Japanische Armee die Massenmorde an chinesischen Zivilisten beging….bin mal gespannt ob Putin dann im Gegenzu in China eingeladen ist, wenn China des Endes des 2. Weltkrieges in China, und Asien gedenkt, dass ja dann im August 2025 sein dürfte, da der Krieg in Asien ja erst mit dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki und dem Einmarsch der Roten Armee, den viele damals sicher als Befreier befunden haben dürften, in die Mandschurei begann….
Übrigens, die Gästeliste in Moskau ist auch in anderer Hinsicht interessant, der globale Süden erinnert nämlich daran, dass das Weltkriegsgedenken von uns im „Wertewesten“ äußerst selektiv ist, aber das ist ein anderes Thema…..
Ist erstmal gut, dass in Moskau alles nach Plan lief, und der „Wertewesten“ sich mal wieder blamiert hat in dem wir leben müssen, und nein, ich geh nicht rüber, ich bleib hier….um einen alten Spruch aus dem 1ten Kalten Krieg vorweg zu nehmen….
Zum Abschluß der Diskussion noch ein schönes Musikvideo (Fan-Video zu) der Band Sabaton aus Schweden:
[…]Sabaton – Attero Dominatus (Music Video/Eng CC/Deutsche Untertitel)[….]
https://www.youtube.com/watch?v=Ow9K3Eo1Tc4
Sarkastischer Gruß
Bernie