Der Westen verliert nicht nur den Krieg in der Ukraine: Er verliert sich selbst und ist im Niedergang begriffen. Emmanuel Todd erklärt, wie unausweichlich dieser Fall ist.
Roberto De Lapuente hat mit dem weltberühmten Historiker und Anthropologen Emmanuel Todd gesprochen.
Emmanuel Todd (*1951), französischer Historiker und Anthropologe, der bereits 1976 den baldigen Untergang der Sowjetunion vorhersagte, studierte am Institut d’études politiques in Paris und promovierte an der University of Cambridge. Er forschte am Institut national d’études démographiques (INED) in Paris zu Fragen der Demografie, Familienstruktur, Religion und Bildung. Viele seiner Bücher wie „Weltmacht USA. Ein Nachruf“ (2002), „Die unaufhaltsame Revolution“ (mit Youssef Courbage, 2008) sowie „Traurige Moderne“ (2018) wurden zu Bestsellern.
Ähnliche Beiträge:
- Emmanuel Todd: »Ich würde gerne das Organigramm der amerikanischen Macht in Europa in der Hand halten«
- »Es ist schwierig, die Idee zu akzeptieren, dass deine Schutzmacht dir schaden will«
- Europas wirtschaftlicher Freitod
- »Amerikanische Geostrategen sind wie zu groß geratene Kinder«
- Ein europäischer Selbstmord
Toods “ Weltmacht USA ein Nachruf“, von mir 2003 gekauft, Piper, Zürich war für mich ein Augenöffner, eigentlich die Finanzkrise 2008 vorausgesehen.
sorry, Todds !
USA Niedergang: Innere Schwaeche und Ausdehnung ueber die Peripherie hinaus. Interessant!
Das gilt nicht nur fuer die USA, sondern dann auch fuer die EU und die NATO!
Beide haben sich seit den 90er Jahren immer weiter nach Osten ausgedehnt, nun folgt, beschleunigt durch den Ukrainekrieg, der Niedergang. Auch eine Diktatur wird die EU nicht retten, siehe UDSSR und eine Ausdehnung der NATO nach Asien wird wohl auch nicht helfen, die Welt ist gerade dabei sich zu wandeln, hoffentlich ohne den Globus in die Luft zu jagen.
„Ordo ab chao“, bzw. „Annuit coeptis“ eben.
Der „Niedergang“ der Chimäre USA, samt des heutigen „Westens“ ist alles andere als ein unglückliches Missgeschick, sondern der folgerichtige und finale Schritt, um das „novus ordo seclorum“ einzuläuten.
„Man“ hat sich also beim Großsiegel der USA (siehe zB auf der 1-Dollar Note) durchaus etwas gedacht….
Aber wer will, kann natürlich weiterhin an die Erbfeindschaft zwischen „Ost und West“, bzw. zwischen Kapitalismus und Kommunismus glauben 😉
Dieser Artikel im“Anti-Spiegel“ zeigt auf, das E, Todd mit seiner Theorie recht hat: https://anti-spiegel.ru/2025/wie-realitaetsverweigerung-fuer-europaeische-eliten-zur-norm-wurde-und-was-die-folgen-sind/
Ist schon was dran.
Dazu kommt, das die das quasireligiös betreiben.
Das Ganze wird leichter verständlich, wenn man statt mit Synonymen mit den richtigen Begriffen arbeitet.
Der Begriff „Westen“ steht nur als Synonym für Kapitalismus. Die USA sind durch eine Laune der Geschichte und der Plattentektonik das führende kapitalistische Land geworden. Deshalb treten alle Entwicklungsstufen des Kapitalismus hier zuerst und am deutlichsten auf. Es wird also langsam Zeit, sich vom latenten Antikommunismus zu befreien und sich Gedanken über die Zukunft zu machen.
Welch alberner Unsinn… grosse dumme Phrasen… Die Realität war simpel: Die USA verlegten ihre Produktion in ost-asiatische Billigländer, wo berüchtigterweise kleine Kinder mit kleine Fingerchen bestens geeignet waren Nike Sneaker zusammenzukleben! Das ging ohne irgendwelche ideologische, globalistische Überlegungen anzustellen. Die Amis taten es aus um höhere Profite zu erwirtschaften, aus diesem simplen Grund…. ausser noch zu ihren permanenten, kriegerischen Feldzügen, sind „unsere Freunde“ ja zu sonst nichts fähig!
Dass der wachsende Wohlstand, zB in Vietnam und China natürlich auch höhere Lohnkosten bedeuten, war erst mittel- bis langfristig von Bedeutunge. Zum Beispiel sind Trumps Zoll Tarife heute eine der Konsequenzen davon. Das Ganze derzeitige Theater hat also wenig mit einer falschen Politik Trumps zu tun, sondern es ist eine der üblichen, völlig normalen Krisen des Kapitalismus. Die USA haben heute das Problem, dass ihre letzte profitable Wirtschaft, in den Digital Konzernen liegen, wobei jetzt allerdings die Menschheit weltweit gemerkt hat, dass regelmässiger Neu-Kauf von Computer Equipment, keine wirklichen Vorteile mehr bringt.
Daher der künstlich Hype um AI, der bereits wieder am kollabieren ist. Aber vor allem ist der Wohlstand in den USA von dieser Industrie abhängig, und so kann der Rest der Welt mit der Drohung eigener Tarife auf apple, Microsoft, Google und Nvida drohen
Dies ganzen Dumm Schwätzer wie Fukuyama erfinden Zusammenhänge die es NUR in der Praxis gibt, denn wie dämlich zB Hern F’s Theorie war, kann man ja mittlerweile rückwirkend bestaunen .
Sehr, sehr gute Kritik. Aber was solls? Die Leute lesen so etwas gerne, was nach großen Ideen sich anhört. Das meiste davon wird von der Wirklichkeit zerrieben, siehe Fukuyama. Aber wer damals diesen Blödsinn kritisiert hatte oder hätte, wäre von den Allwissenden als Dummkopf bezeichnet worden .Heute haben die Allwissenden den Guru gewechselt und von ihrer Gefolgschaft gegenüber solchen Fukuyamas wolle sie heute auch nichts mehr wissen.
Ich hatte bisher noch keine Zeit das Video anzusehen (werde das nachholen), aber das Buch „Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas“ von Hauke Ritz ist zum Thema sehr zu empfehlen.
Ebenfalls empfehlenswert zu Nihilismus und kulturellen Niedergang in Europa ganz allgemein auch C.G. Jung. Zitat aus einem Interview von 1960:
„Der Westen spricht von Freiheit und solchen Sachen, aber es ist keine ergreifende Leidenschaft darin. Während der russische Mensch, der hat doch wenigstens eine Art von Erlöserfantasie. Der Kommunismus ist eine Weltreligion! Wir haben nichts dergleichen, weil wir immer nur mit dem Verstand gehen.“
Stimmt schon. Die nahezu unblutige Auflösung eines so großen Staatssystems wie der Sowjetunion wäre im Kapitalismus nicht denkbar. Als die aus dem Staatenbund resultierten Länder den Kapitalismus dann hatten, kamen die Länder unterschiedlich gut damit zurecht. In Russland stabilisierte sich das Land nach 10 Jahren Raubtierkapitalismus wieder. Die Ukraine kam unter Einfluss der USA. 2014 kippte das Land mit dem Putsch und der Bekriegung der Bevölkerungsteile, die an der demokratischen Ordnung festhalten wollten, in Dauerkrieg und -krise, wie man es von gescheiterten Staaten in Afrika kennt.
In dem Maße wie die USA ihren Überlegenheitsverlust wahrnimmt, versucht sie – Obama hat das schon in seiner ersten Amtszeit angesprochen – die Interessenhinwendung zu Asien, heißt den politischen und womöglich eskalierenden Kampf gegen das aufstrebende Riesenreich China.
Unter diesem Aspekt sehen viele auch den Versuch, quasi vorbereitend den potentiellen China-Partner Russland zu schwächen. Was bisher nicht funktioniert hat. Dass die USA bei den aktuellen Verhandlungen in großen Teilen die Gebietsansprüche Russlands übernahmen, lässt vermuten, dass auch die bisher nicht öffentlich kommunizierten Sicherheitsansprüche und Neuregelungen Russlands von den USA akzeptiert wurden. Sonst würde Lawrow wohl nicht sagen, dass noch Details besprochen werden müssten. Sondern dann würde es um Grundsätzliches gehen.
Die im Kommunismus groß gewordenen russischen Politiker scheinen einiges mehr an Realitätssinn in den Konflikt ab der Putschzeit 2014 mitgebracht zu haben, als die US-Seite, die bis zur versandeten Gegenoffensive 2023 glaubten, dass sie nur genug von ihrem Geld ins Getümmel werfen müsste. Für das korrumpierten ukrainischen Politsystem und die bis an die Zähne aufgerüsteten Ukr-Nazis stimmt das sicherlich, aber der Rest scheint widerstandsfähiger und im harten Kampf langzeiterfolgreicher zu sein.
Als Möglichkeit bliebe noch, die Waffengattungen zu wechseln. Diesen Schritt will die USA, aufgrund der zu erwartenden Verluste auf eigenem Boden, aber nicht tun will.
Wie immer kann er Wichtiges und Unwichtiges nicht unterscheiden. Ab den 60-ern war es so, dass ein Wissenschaftler, der in Harvard studiert hatte, ein ganz anderes Ansehen hatte, als der in Heidelberg gebildete. Weltweit zog es die besten Köpfe in die USA und das festigte natürlich deren Machtstellung. Dass dann etwas weniger US-Amerikaner dort studierten, ist unwichtig.
Um 2000 herum hatten die USA die full spectrum dominance, die sie immer anstrebten. Ökonomisch, militärisch und kulturell. Ein paar wenige Staaten wollten nicht mitspielen, Cuba, Iran, Irak, Nordkorea und Afghanistan. Eigentlich verzichtbar, aber die USA wollten sich damit nicht abfinden. Was in Niederlagen in Afghanistan und Irak endete. Dann legten sie sich mit Putin an und haben da nun einen Meister gefunden. Imperium durch eigene Schuld verloren.