„Bitte kommen Sie, Sie sind willkommen!“

Denkmal für die Rote Armee, Berlin
Inés Matres, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Offener Brief an den Botschafter der Russischen Föderation und den Botschaftsrat der Republik Belarus zum 80. Jahrestag der Befreiung.

Sehr geehrter Herr Botschafter Netschajew,
sehr geehrter Herr Botschaftsrat Shuplyak,

am 8./9. Mai vor 80 Jahren haben die Soldaten der Roten Armee – russische, ukrainische, weißrussische Soldaten sowie Soldaten aus den kaukasischen und zentralasiatischen Sowjetrepubliken – zusammen mit Soldaten der USA, Englands, Frankreichs und anderer Staaten mein Land, Deutschland, von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft befreit. Nach zwölf Jahren hatte dieses barbarische Regime einen Leichenberg von weltweit über 60 Millionen Menschen hinterlassen. Darunter sechs Millionen Juden, die man systematisch ermordet hatte. Hitler-Deutschland hatte diesen verbrecherischen Krieg vom Zaun gebrochen und Hitler-Deutschland hat ihn fast sechs Jahre später verdient verloren.

Die schrecklichsten Verluste von allen Ländern aber hatte die Sowjetunion zu beklagen. Fast 27 Millionen Menschen: Russen, Ukrainer, Weißrussen, Armenier, Georgier, Aserbaidschaner, Kasachen, Usbeken, Kirgisen und Menschen vieler anderer Nationalitäten, nicht zu vergessen die sowjetischen Juden!

Mit großer Scham und Empörung muss ich nun zur Kenntnis nehmen, dass der Bundestag und das Auswärtige Amt nicht nur die offiziellen Vertreter von Russland und Belarus, sondern sogar Russen und Weißrussen generell von den offiziellen Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges ausschließen wollen. Dies ist nicht nur ein Akt fahrlässiger, nein: krimineller Geschichtsvergessenheit, es ist ein Affront gegenüber allen Angehörigen der Menschen dieser Länder, die für die Befreiung Deutschlands ihr Leben ließen.

Es geht nicht an, dass die Soldaten, die vor 80 Jahren für die Befreiung unseres Landes starben, heute aus aktuellen Gründen gegeneinander ausgespielt werden. Und es geht nicht an, dass bei den Gedenkfeiern zwischen guten und bösen, eingeladenen und ausgeladenen Gästen unterschieden wird!

Wenn es überhaupt eine einzige Lehre aus dem grauenhaften Gemetzel des Zweiten Weltkriegs geben kann, dann die:

  • Niemals wieder dürfen sich die Völker auf dem europäischen Kontinent entzweien!
  • Niemals wieder darf auf unserem Kontinent mehr Krieg geführt werden!
  • Und sollte dies – wie heute – schrecklicherweise doch der Fall sein, so muss er schnellstmöglich mit den Mitteln der Diplomatie beendet werden!

Wäre es daher nicht sinnvoll, auf den kommenden Gedenkveranstaltungen statt feierlicher Reden endlich den Satz aller Soldatenfriedhöfe „Die Toten mahnen!“ ernst zu nehmen und genau dort umgehend einen neuen Anfang, einen neuen Dialog zu starten?

Sehr geehrter Herr Botschafter Netschajew, sehr geehrter Herr Botschaftsrat Shuplyak, liebe Russen und liebe Weißrussen, bitte kommen Sie zu den Gedenkveranstaltungen! Sie sind herzlich willkommen, so wie alle anderen offiziellen Vertreter und Bürger der Länder, die Deutschland befreit haben, auch.

Nutzen wir alle doch das gemeinsame Gedenken, um über den Gräbern der Toten des vergangenen Krieges endlich wieder ins Gespräch zu kommen und erste Schritte zur Beendigung des gegenwärtigen Krieges und zur Verhinderung künftiger Kriege, zur wechselseitigen Annäherung, zur Entfeindung und zur Versöhnung zu unternehmen!

Ich bin sicher, viele Menschen in Deutschland denken so wie ich.

Dieser offene Brief erschien bereits hinter Bezahlschranke bei der Berliner Zeitung.

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21 Kommentare

  1. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, die west- und zentraleuropäischen Regierungen wollen – bist auf wenige Ausnahmen – gar keinen Dialog, oder eine auf Ausgleich basierende Lösung des Ukraine-Konflikts.
    Der Preis für diese Starrköpfigkeit ist exorbitant!

      1. Das würde ich ja gerne sehen, wie die deutsche Polizei einen Vertreter eines souveränen Staates abführt.
        Das würde dem Ansehen D´s in der Welt den Rest geben, sofern noch welches übrig ist.
        Mal abgesehen davon, ist das überhaupt möglich (Diplomatenstatus etc, pp.)?
        Und die Aussage von Baab passt wie die Faust auf´s Auge. Danke dafür.

        Dieser Fatzke von Gedenkstellenleiter gehört SOFORT rausgeschmissen und bis auf´s letzte Hemd verklagt (Hassrede, Volksverhetzung, Relativierung DEUTSCHER!!!!!!! NS-Verbrechen)
        Vor einem ordentlichen Gericht natürlich, also keinem deutschen….

  2. Diesem offenen Brief schließe ich mich aus ganzem Herzen an !

    Ich schäme mich, dass nach 80 Jahren geistige Enkel (und sie sind nicht in der AfD) jener damaligen deutschen Unmenschen hierzulande wieder an Machtpositionen gelangt sind, wo sie gegen Russen und Weißrussen das Maul aufreißen.

    Der alte Ungeist der größenwahnsinnigen Überheblichkeit wirkt genau in jenen deutschen Politikern, die sich am moralischsten wähnen.

    Ein pauschaler Ausschluss von Russen und Weißrussen von den Gedenkfeiern ist schlicht rassistisch.

    1. Absolute Zustimmung. Es ist einfach nur noch eine Schande; dieser Geist der wieder herrscht. Gibt er sich doch ein schönes antifaschistisches, humanistisches Antlitz, dieser Geist.

  3. Stimme aus Russland: Vielen Dank! Balsam für die Seele. Wir wissen, dass es in Deutschland noch anständige Menschen gibt, und dass bei weitem nicht Alle mit der aktuellen Politik der offiziellen Vertreter einverstanden sind.

    1. „Wir wissen, dass es in Deutschland noch anständige Menschen gibt,“

      Anständige Menschen gibt es überall! Wann begreifen die Menschen endlich, dass die Trennlinien nicht zwischen Völkern, sondern innerhalb der jeweiligen Gesellschaften verlaufen? Wenn jedes Land seine Charakterschweine konsequent abräumen würde, dann hätten wir eine bessere Welt!

      1. @Alexander
        Die unseren Politiker glauben sie seien diese Gutmenschen und verschärfen gerade die Verfolgung derer die anders denken und nicht ihrem verderblichen Hass- und Kriegskurs folgen wollen und sich für Diplomatie einsetzen.
        Das ist die Krux bei der Angelegenheit.

    2. Der Kommentar vor Ihnen, von Coroner, trifft’s und dem möchte ich mich auch anschließen.

      Zum Glück bin ich nicht hier geboren, und kann mich daher von dem Deutschen Geist leicht distanzieren.
      Es scheint so zu sein, dass dieses Volk alle 30-80 Jahre die Fresse voll braucht. Immer wieder zieht es die Deutschen nach Osten. Ist das genetisch, der Wille der Expansion nach Osten?!?

      Den jüdischen Massenmördern/Naziverbrechern in Israel blasen wir „den Zucker in den Arsch“, während wir auch in Europa wieder Nazi-Politik betreiben.

      Ich könnt‘ fast nur noch kotzen.

  4. Meinen Dank an Herrn Ensel, ich schliesse mich ebenfalls von ganzen Herzen ihrem offenen Brief an.

    Liebe Russen, ich distanziere mich von allen „kriegstreiberischen Menschen“ in Deutschland und in der Europaeischen Union, sie alle handeln NICHT IN MEINEM NAMEN!

  5. indem die Auseinandersetzung mit Geschichte reglementiert wird, wird das Nest für die nächste Brut von Wiederholungstätern gebaut! Das muss verhindert werden!

  6. Die braune Brut wird vielleicht im nächsten Krieg endlich vollständig ausgelöscht. Scheinbar hat die Wiedervereinigung Deutschland doch nicht gut getan.

    Liebe Russen, es war ein Fehler diese Deutschen nicht kleinzuhalten, und ihnen die Wiedervereingung zu ermöglichen.

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