Omri Boehms Ausladung

Omri Boehm im Gespräch mit Jo Schück auf der Leipziger Buchmesse 2024. Bild: Dirk Bindmann/CC BY-SA-4.0

Ausladung von eingeladenen Rednern als Erinnerungspolitik scheint mittlerweile zum gängigen Muster in Deutschland geronnen zu sein. Ein Aspekt wurde beim neuen Eklat nicht gebührend erörtert.

 

Der Philosoph Omri Boehm wurde eingeladen, bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald eine Rede zu halten. Er wurde aber dann vor der Gedenkfeier wieder ausgeladen. Warum? Weil, wie es im SPIEGEL hieß, “die israelische Botschaft die Einladung Boehms für ‘empörend’ hielt, für eine ‘eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer’”. Öffentlich habe man das allerdings erst gesagt, nachdem über die Vorgänge berichtet worden war. Welchen Grund hatte, die israelische Botschaft, sich über die Einladung Boehms zu empören? Weil Boehms Gedenkphilosophie die Menschenrechte für universell erachtet, und dies – die Universalisierung der Menschenrechte – relativiere die Singularität der Shoah, unterwandere mithin ihr einzigartig Jüdisches. Man wundert sich, dass das heute noch zum Gegenstand eines Eklats erhoben (bzw. erniedrigt) werden kann. Denn es handelt sich, genau genommen, um einen alten Hut.

Man denke da an das Naheliegendste, Adornos bekanntes Diktum: “Hitler hat den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit einen neuen kategorischen Imperativ aufgezwungen: ihr Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.” Die Einzigartigkeit des Geschehenen ist, so besehen, als ein Allgemeines zu denken, namentlich als Kulminationspunkt einer “nach weltgeschichtlichem Maß” angelegten Permanentbedrohung.

Dass, wie Adorno meint, “in den Lagern nicht mehr das Individuum starb, sondern das Exemplar”, somit also der nazistische Völkermord “die absolute Integration” veranstaltete, ist demnach als Symptom einer welthistorischen Entwicklung, darüber hinaus aber auch als die Universaldiagnose einer Zivilisation mit dem steten Potenzial eines Rückfalls in die Barbarei zu verstehen. Daher der Auftrag – der von Adorno sogenannte “neue kategorische Imperativ” –, dass das einzigartig durch Auschwitz als Maßstab Gesetzte sich nicht wiederhole, nichts diesem Maßstab sich auch nur Näherndes, “nichts Ähnliches”, geschehe.

Abgesehen von der großen Frage, welche Gesellschaft zu errichten wäre, damit die wesentlichen “Bedingungen” für einen solchen Rückfall in die Barbarei ein für alle Mal ausgemerzt würden, wird hier auch eine Forderung an die Menschen “im Stande ihrer Unfreiheit” erhoben: ihr Denken und Handeln stets gegen mörderische Unterdrückung, gegen die systematische Verursachung von immer neuen Opfern zu richten.

Paradigmatisch kann man in diesem Zusammenhang auf die von Yehuda Elkana im Jahr 1988 erhobene Gegenüberstellung zweier aus der Shoah sich für Juden ableitenden “Lehren” zurückgreifen: Die kategorische Forderung “Es soll nie wieder passieren” versus das einschränkende Postulat “Es soll nie wieder uns passieren.” Nicht von ungefähr sprach Elkana diese Dichotomie gerade zum damaligen Zeitpunkt an: Er interpretierte viele der in Israel vorherrschenden Ideologeme, darunter auch solche, die zu brutalen Ausschreitungen israelischer Soldaten gegen Intifada-Aufständische führen mochten, als Auswüchse einer tiefverwurzelten existentiellen Angst, welche die zweite “Lehre”, nämlich die, dass es nie wieder uns passieren darf, fortwährend speist.

Dass Elkana hieraus die m.E. nicht zu verwirklichende Schlussfolgerung zog, man möge den Holocaust ganz aus dem israelischen politischen Diskurs eliminieren (und in diesem Sinne “vergessen”), ändert nichts an der von ihm vorgegebenen, höchst bedeutenden Gegenüberstellung von partikularer und universaler Rezeption von Auschwitz. Denn insofern Elkana in dem ihn antreibenden Impuls und der von ihm erstellten Diagnose recht hatte, bedeutet das letztlich nichts anderes, als dass die kodifizierte Erinnerung an den Völkermord Auschwitz instrumentalisiere, mithin das leichterdings verkürzte Andenken an die Shoah diese zu heteronomen ideologischen Zwecken zu missbrauchen vermag; dass also die partikulare Rezeption der weltgeschichtlichen Katastrophe die Funktionalisierung des Andenkens der Opfer zur Erzeugung immer neuer Opfer zur Folge haben kann.

Das alles ist über Jahrzehnte bereits tiefergehend erörtert worden. Es sei Omri Boehm dennoch als Verdienst angerechnet, den Diskurs wieder aktualiter “aufgefrischt” zu haben. Man kann die diesem Diskurs innewohnende Grundproblematik, die sowohl abstrakt Philosophisches als auch politisch Pragmatisches zum Inhalt hat, nicht oft genug in Erinnerung rufen.

Eines ist beim aktuellen Eklat der Ausladung allerdings unerörtert geblieben (bzw. nicht deutlich genug erörtert worden). Denn es stellt sich die Frage, mit welchem Recht und auf welcher Grundlage die israelische Botschaft meint, sich in die Wahl der Redner bei einer Veranstaltung einer deutschen Gedenkstätte einmischen zu dürfen. Wer hat sie dazu bevollmächtigt? In wessen Namen trägt sie ihr Bedenken vor?

Es ist schon aberwitzig genug, die Universalisierung der Shoah-Erinnerung als eine Relativierung der Erinnerung zu begreifen; aber man sollte sich, wenn man sich schon derlei herausnimmt, stets bewusst machen, wer da den kritischen Ankläger spielt (und bei “verantwortlichen Deutschen” ein nahezu reflexartiges Erschrecken und den Rückzug hervorruft): Israel? Das Israel des Jahres 2025? Ein Land ist es, das seine politische Kultur zum ungezügelten Spielfeld der Banalisierung des Holocaust-Gedenkens und dessen fortwährenden Instrumentalisierung zu fremdbestimmten Zwecken hat verkommen lassen. Ein Land, das im gegenwärtigen Krieg (besonders in diesem) unzählige Kriegsverbrechen und zahllose Menschenrechtsverletzungen begangen hat. Ein Land, dessen Parlamentarier sich einer Völkermord-Rhetorik befleißigen, mithin sein Premier und ehemaliger Verteidigungsminister des Genozids angeklagt werden. Ein Land, das autokratische Faschisten, Rassisten und selbst gestandene Antisemiten zur Kranzniederlegungen nach Yad Vashem einlädt. Ein Land, das seit Jahrzehnten ein barbarisches Okkupationsregime betreibt, und dabei die von ihm Unterdrückten entmenschlicht, entrechtet und entwürdigt. Ein Land, das blind geworden ist für das Leid der Anderen, sich dafür aber mit umso größerer Verve in permanenter Selbstviktimisierung ergeht. Ein Land, das den Anspruch erhebt, die Zufluchtsstätte für Juden in der Welt zu sein, diesen Anspruch aber nicht mehr erfüllen kann – nirgends auf der Welt ist der Jude mehr gefährdet, als gerade in dem ihm zugedachten Land der Juden. Und selbst entführte Geiseln, seine eigenen Staatsbürger, dürfen offenbar nicht mehr ihre Befreiung durch den Staat für selbstverständlich erachten – selbst ihre Befreiung ist mittlerweile in Israel des Jahres 2025 zum Politikum verkommen.

Wieso maßt sich da die israelische Botschaft an, die Wahl der Redner in einer deutschen Gedenkfeierveranstaltung (mit)bestimmen zu dürfen? Wenn der Staat Israel dieses Recht überhaupt je besaß, hat er es nunmehr verwirkt. Zu fragen bleibt da nur, warum sich deutsche Institutionen derlei Interventionen seitens der Botschaft gefallen lassen. Aber das ist schon eine Frage, die einer gesonderten Erörterung bedarf.

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64 Kommentare

  1. Zustimmung zum Artikel.
    Neofaschismus in voller Blüte.
    De ist kaputt. Nix mit Lehre aus angeblichen „12 Jahren Vogelschiss“ gezogen. Die braune Kacke lebt, benennt sich nur um.

      1. Das Silone-Zitat ist wegen seiner holzschnittartigen Aussage zwar berühmt, aber auch ziemlich schräg. Als ob Silone die Grünen gekannt hätte: Die etikettieren alle möglichen Gegner pauschal als faschistisch und verschaffen sich im Umkehrschluss billig eine moralische, gute und „irgendwie“ linke Position, während sie in Wahrheit längst im neokonservativen Lager angekommen sind und mit ihrem extremen Bellizismus gar rechts gewickelt sind wie keine andere Partei im Bundestag – von ihrem Pakt mit den Banderisten oder der Berufung auf Nazi-Großväter zu schweigen.

        Nur: Die Grünen konnte Silone nicht meinen, die gab es seinerzeit noch nicht. Vielmehr warnte er vor dem Stalinismus, der mit dem sowjetischen Sieg über Nazideutschland einen heroischen Beitrag zum Antifaschismus leistete, im Inneren aber immer weniger von einer Terrorherrschaft zu unterscheiden war. Allerdings hinkt auch dieser Vergleich, besonders, wenn man aus politischer Opportunität den Hort des Bösen tagesaktuell in Moskau ausmacht.

        Das ist eben das Problem (nicht nur mit dem Bonmot von Silone), dass der Faschismus als Etikett, Beschimpfung oder Vorwurf zwar leicht aus dem Mund purzelt, aber ohne hinreichende Erklärung kaum etwas bedeutet, höchstens in Form einer Verbalinjurie, um unterschwellige Emotionen zu triggern. Schade eigentlich, dank unserer Geschichte könnten wir uns besser auskennen.

        1. Ist egal, die Entwicklung war vorhersehbar. Es wurde nicht aufgeräumt.
          Man musste zu dieser Zeit die Grünen nicht kennen. Es war eine logische Folge, wenn man Altnazis nicht zur Verantwortung zieht.
          Darauf einen Alfred Krupp.

  2. Man kann daraus schlussfolgern, dass alle Lehren, die in der Vergangenheit aus dem Holocaust gezogen wurden, spätestens mit der „Zeitenwende“ in den Boden gestampft wurden. Aus Antirassismus wurde aktiver, von den Medien befeuerter neuer Rassismus gegen Palästinenser und Russen mit den jeweiligen Deckmäntelchen Hamas und Putin. Und es geht noch weiter, Leute, die gegen das beabsichtigte Ausrotten Palästinas die Stimme erheben, werden als Antisemiten gebrandmarkt, auch das ist eine Art Rassismus, zumindest aber gesellschaftliche Ausgrenzung. Völlig unerwähnt bleiben in den deutschen Medien Proteste von Juden in Israel und weltweit gegen das Vorgehen Netanjahus. Der Imageschaden, den sich Deutschland selbst zufügt, wird von Tag zu Tag größer.

    1. Die deutsche Regierungspolitik bringt Deutschland sowieso ins Abseits und damit Bedeutungslosigkeit. Da stört ein ruinierter Ruf auch nicht mehr.

  3. „wenn der Faschismus wiederkommt,dann
    wird er in der Verkleidung des Antifaschismus wiederkommen.“
    ein italienischer Denker.
    Ich sag dazu :verkleidet in einer parlamentarischen Parteienoligarchie ,die sich Demokratie nennt.
    Und wenn man sich die neuen Duces so anschaut(Macron,Netanjahu,Trump,Putin,Meloni,Orban usw.) .
    Mit Herrschaft des Volkes hat das gar nichts mehr zu tun.
    Das Volk macht alle 4 Jahre ein Kreuzchen (und das gilt für alle sog. Demokratien) und das wars dann mit der Mitbestimmung .
    Dabei wäre es im Zeichen des Internets leicht,die Menschen durch Abstimmungen mitregieren zu lassen.

    1. Macron,Netanjahu,Trump,Putin,Meloni,Orban…

      Nette Liste. Ich denke Putin, Orban gehören da weniger drauf.
      Was Sie bewusst weglassen sind deutsche Hetzer in der Regierung und Pseudooposition.Panzer Toni, Flak-Zimmerbrand, Merz, Scholz, Pistolerius, etc etc
      Wie kommt das?

  4. Die Ziofaschisten versuchen jegliche Kritik zu ersticken, damit ihre Soldateska weiterhin ungestraft morden und foltern kann. Im Westen gelingt ihnen das am Besten, wegen all der Werte, siehe zb das Verbot von Parolen („from the river to the sea, palestine will be free“), die von Trump verschärfte Niederschlagung der Proteste an US-Unis, oder die, wie gegen Russen auch angewandte, oft rassistisch motivierte Cancel (Un)Culture.

    Die Kritik eines Juden kann man aber nicht einfach so mit der Antisemitismus-Keule erschlagen lassen. Stellen Sie sich vor, ein Jude mahnt an einer Gedenkveranstaltungen die ethnischen Säuberungen an und stellt sie in Relation zum Holocaust. Oder das „nie wieder“, wegen der von Elkana angesprochenen Problematik („nie wieder UNS“), insbesondere auch für die Opfer gilt.

    Die Problematik ist am Besten im Fall Netanyahu des internationalen Strafgerichtshof ersichtlich. Da winden sich jetzt all die „moralischen Instanzen“ die nur Monate zuvor triumphierend Putin als Kriegsverbrecher gebrandmarkt haben. Es ist dasselbe zynische Weltbild das auch im dritten Reich herrschte („Untermenschen“ sind Freiwild und ihre Anführer automatisch böse), ergo gilt es jegliche mögliche Kritik daran zu verhindern. Den Gleichgeschalteten käme eine solche mögliche Kritik von Boehm auch äusserst ungelegen, man läuft also nicht in Gefahr wegen einer solchen Ausladung in ein Fettnäpfchen zu treten.

    1. Ist halt ein antisemitischer Jude.
      Oder ihm wird aberkannt ein Jude zu sein.
      Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
      Inzwischen ist es doch in Deutschland so, das Pazifismus schon der Geruch des Faschismus umweht.
      Es ist ja nun mal vollkommen logisch, das jemand der keinen Krieg will ein Nazi ist.

  5. Die Diskussion um die Singularität der Shoa ist nun wirklich ein alter Hut!

    Gegen die einseitige Vereinnahmung der Shoa für zionistische Verbrechen/Völkermord, haben kritische Diasporajuden wie Norman G. Finkelstein in „Die Holocaust-Industrie – Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird“ schon vor Jahrzehnten kritisiert

    https://www.perlentaucher.de/buch/norman-g-finkelstein/die-holocaust-industrie.html

    Solche Bücher kritisiert das staatstragende Deutschland – unter Einschluß des Linkszionismus – schon lange als „antisemitisch“. Ein gewisser Josef Fischer hat den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien schon mit „Nie wieder Faschismus“ politisch legitimiert.

    Neu ist, daß das Deutschland der Zeitenwende zu einer Art Ersatzisrael geworden ist. Kritische Äußerungen wie „vom Fluß bis zum Meer“ werden mit Sonderstaatsanwälten streng verfolgt, während genau dieser Staat nicht fähig ist seine Bevölkerung vor wirklichen islamistischen Terror zu schützen.
    Ihr erinnert euch, Janis Varaufakis erhielt Einreiseverbot in die BRD, weil er an einen palästinasolidarischen Kongreß teilnehmen wollte. Die Liste der Unterdrückung der Meinungsfreiheit liese sich fortsetzen.

    Ich benutze hier wieder die Gelegenheit für den „Diasporismus“ zu werben. Juden sind sehr kluge Leute und sie werden gebraucht, besonders in Deutschland. Organisiert deshalb die Umsiedlung europäischer Juden nach Europa/Deutschland und ihr habt hochqualifizierte Arbeitskräfte. Diese Idee stammt nicht von mir, sondern vom schlauen Diasporajuden Philip Roth in „Operation Shylock“.

    https://www.buecher.de/artikel/buch/operation-shylock/05290271/

    Die Palästinensische Community in Deutschland kehrt gerne in ihre angestammte Heimat zurück, um den Wiederaufbau zu organisieren. Und die „guten Deutschen“ hätten Gelegenheit ihre Willkommenskultur rückkehrwilligen Juden zu zeigen.

    Leider passiert es andersherum. Trump und das faschistische Israel will jetzt die Bevölkerung aus Gaza vertreiben und nach Deutschland umsiedeln. Deshalb auch das „Morale Bombing“, die imperiale Aufstandsbekämpfung durch die IDF, ganz nach Vorbild der RAF(Royal Airforce) gegen Deutschland. Der Zionismus hat vom britischen Kolonialismus gelernt und wendet dessen Methoden an.

    https://www.wallstein-verlag.de/9783835354623-operation-donnerschlag.html

    Schließt sich hier nicht der Kreis?

    1. „Die Palästinensische Community in Deutschland kehrt gerne in ihre angestammte Heimat zurück, um den Wiederaufbau zu organisieren. “

      Ist dem so? Davon zu reden Palästina zu befreien und zurückzukehren ist das Eine, aber wirklich dorthin zu gehen und ein Land aufzubauen das Andere.

      1. Zuerst braucht es dafür eine Durchsetzung der Zweistaatenlösung und UN-Truppen als Garant.
        Grenzen von 1967(UN) herstellen, Frieden sichern. Wär auch nett wenn die palistinensche Seite Vertreter ernennen könnte, ausser den korrupten Abbas und den Ableger der ägyptischen Muslimbrüderschaft.
        Abbas weg, Fatah erneuern oder so.

  6. Was ist Chuzpe?
    Die Absicht Omri Boehm, der für seine kritische Haltung zu Israel und seine besonders kritische zur jetzigen Regierung bekannt ist, bei der Gedenkveranstaltung zu Buchenwald eine Rede halten zu lassen, das ist Chuzpe. Eine bewusste Provokation, die aber nur ein Sturm im Wasserglas sein würde.
    Was wir haben ist ein beliebtes Schauspiel – siehe Frischs, „Andorra“ – die anderen erklären, wie der Jude so ist, wie er zu sein hat, wie sie ihn sehen. Zu anderen gehören, natürlich auch, die schon belehrten, bekehrten, die wie alle Bekehrten alles anders und vor allem besser wissen. Früher war es Johannes Pfefferkorn, heute Omri Boehm, wir hätten aber auch noch Judith Butler im Angebot.

    Interessanterweise haben wir keinen Widerspruch zwischen dieser Position und dem sonstigen Verhalten der deutschen Regierungen. Die haben und hatten kein Problem mit dem Zerbomben von Gaza, den Angriffen in Syrien, dem Libanon oder dem Anschlag im Iran. Genauso wie sie kein Problem haben mit der Förderung von antisemitischen Organisationen und Events hier, wie dort. Vom Massenimport struktureller Antisemiten, die unsere Straßen und Schulen füllen, ganz zu schweigen. Alles geht und geht gleichzeitig.

    Da wird die Welt nach dem Stand der Tagespolitik erklärt. Heute ist der Iran an allem schuld und die Extremisten von ISIS zu toleranten Reformern, die Rolle Katars, egal.
    Sie haben, wie Herr Boehm, auch kein Problem von Israel und den Juden eine besonders aufgeklärte, liberal tolerante Position zu jedem und allem zu verlangen. Das in und für islamische Länder zu verlangen kommt keinem in den Sinn, die Universalität ist dann doch begrenzt.

    Israel ist ein Staat fast wie andere, der Unterschied ist die Bedrohungslage, die auch durch keine Gegen- oder Vorleistung Israels weniger wurde. Diese Situation hat sich natürlich auf die Gesellschaft ausgewirkt, sie auch extremer werden lassen.

    Betrachten wir im Vergleich dazu die Hysterie der deutschen Politik, bei und nach Corona, den Anschlägen prä/post/contra universalistischer Muslime, der unwilligen Beteiligung am neuen Ostfeldzug und dem furchtbarsten überhaupt, dem Erfolg der AfD.

    Was hätten die Deutschen wohl nach dem 7. Oktober gemacht, eine Arbeitsgruppe einberufen, mehr Sozialarbeiter eingestellt, die UN um Hilfe geben, oder? Denken wir an Frau Faesers Reaktion auf den imaginierten Rentner Umsturzversuch.

    Die Grünen nutzen die imaginierte Klima-Apokalypse für ihre Zwecke, die Altparteien zusammen die imaginierte Bedrohung aus dem Osten, Merz verrät alles und sich selbst nur um an die Macht zu kommen.
    Und Netanyahu spielt alle Karten um nicht in Gefängnis gehen zu müssen, ja er hat die Hamas gestärkt – hat der Westen nicht auch gejubelt, als sie bei den Wahlen in Gaza an die Macht kamen – er hat die IDF geschwächt und er hat die Geiseln geopfert, korrupt wie andere westliche Politiker auch.

    Sagt hier jemand was über die Nazivergangenheit der jetzigen baltischen Staaten, oder die Bandera Anhänger, oder den Krieg bis zum letzten Ukrainer, nicht einmal über den Verbleib der Milliarden wird in den offiziellen Medien gesprochen.
    Erinnern wir uns an den Herrn Melnik, der jeden und alle belehrte, die nicht im Kotau auf dem Boden verharrten, wo war da der offizielle Widerspruch?

    1. So sieht die AfD und die Neurechten die Sache mit Israel! Da liegen die Neurechten völlig daneben. Hier bedienen sie die deutsche Staatsideologie!

      Erstens, nicht Israel sondern Palästina ist bedroht. Israel ist eine grausame Atommacht und führt – wie einst die Briten gegen Deutschland – Morale Bombing gegen Palästinenser durch. Die Palästinenser sind die Opfer, Israel ist Täter. Das ist Faktenlage!

      Zweitens, es gibt keinen strukturellen Antisemitismus in Deutschland. Vielmehr ist der Philosemitismus deutsche Staatsdoktrin geworden! Das der arabische Kulturkreis die Ausrottung der indigenen palästinensischen Bevölkerung mit Haß beantwortet ist normal und KEIN Antisemitismus. Das Geschwätz vom „strukturellen Antisemitismus“ ist antideutscher Blödsinn von „Jungle World“ und Co.

      Drittens, wer die Souveränität der Deutschen fordert muß auch die Souveränität des palästinensischen Volkes achten. Palästina braucht einen eigenen Staat und Deutschland ist verpflichtet diesen palästinensischen Staat zu unterstützen. Schließlich hat der faschistische Judenmord die Ausreise wehrfähiger zionistischer Juden nach Palästina verursacht. Diese haben dann die ethische Säuberung Palästinas organisiert. Aus den traumatisierten jüdischen Opfern wurden Täter. Das palästinensische Volk hat mit den deutschen Judenmord nichts zu tun.

      1. Sehen Sie Ihren Text als Ausdruck philosemitischer Nähe?
        Zur Bereitschaft arabischer Antisemiten mit den Nazis zusammenzuarbeiten, auch mit den im Gefolge des Afrikakorps mitgereisten SD Mitgliedern, oder dem Mufti Amin al-Husseini gibt es genug Dokumente.
        Die arabische „Palästinenser“ sind eine Erfindung aus der Mitte der sechziger Jahre, als der Traum, Nassers, von einer alle „Araber“ umfassenden Gemeinschaft sich auflöste. Sie sind nie mehr gewesen als eine ungeliebte Drohkulisse, für Israel, sowie Israel nie mehr war als eine Rechtfertigung des eigenen Unterdrückungsapparates.
        Was geschah in Jordanien und im Libanon, wie war es in Gaza bis 67. Oder haben Sie die Grenzanlagen zwischen Ägypten und Gaza gesehen?

        Wie so oft kann man sehen, so man will, dass die Geschichte etwas komplexer und auch widersprüchlicher ist, als einem lieb ist. Schwarz-Weiß denken hilft da nicht.

        Kann es sein, dass die Liebe mancher Deutscher, auch etwas mit der deutschen Vergangenheit, beziehungsweise dem Versuch, sich ihrer zu entledigen, zu tun hat?

        1. Darauf habe ich gewartet. Das ist doch die typisch deutsche/antideutsche Darstellung der Geschichte.
          Nehmen sie zur Kenntnis, das die Nazis mit den Zionisten zusammengearbeitet haben, wie dies der Jude Lenni Brenner in „Zionismus und Faschismus“ beschreibt.

          https://www.booklooker.de/Bücher/Angebote/isbn=9783897068735

          Das obige Buch würde ich nicht für 1000 Euro verkaufen und auch nur gegen 500 Euro Kaution evtl. verleihen. Wenn es meine Nachkommen nicht wollen, werde ich es der palästinensischen Community schenken!

          1. Sie können das Buch umsonst im Internet finden.

            Herr Brenner, hat, wie vorm ihm Johannes Pfefferkorn und etliche andere, seine ideelle Heimat in einer Antiposition gefunden. Das ist weder neu noch besonders.
            Freud bemerkt zu diesem Phänomen; die beste Methode der Unterdrückung, dieser eigenen Gefühle/Identität, ist ihre Verfolgung bei und in anderen Menschen. Sie kennen vielleicht den Saulus-Paulus Effekt und damit den ersten „christlichen“ Antijudaisten.

            Es ist der Wunsch, sich so weit wie möglich von etwas distanzieren, mit dem man sich vorher identifizierte, bis hin zur Zerstörung des betreffenden Objekts.

            Sie können auch die Geschichte Westdeutschlands und der pseudo-philosemitischen Haltung bis in die Gegenwart unter diesem Aspekt betrachten.

        1. Ist jemand gegen die Politik Chinas, möge man ihn meinetwegen antichinesisch nennen, ist er gegen die Politik der USA, antiamerikanisch.
          Ist derselbe Mensch gegen die Politik Israels, nennt man ihn also antisemitisch.
          Es lebe die Volksverdummung.

    2. Das dünne Brett: „Israel ist ein Staat fast wie andere“ ist an Schwachsinnigkeit kaum zu überbieten.
      Was soll alleine das Wort „fast“ in der Aussage? Wie doof kann man sein?

  7. Israel beschreibt irgendwie auch die Tragödie der Menschheit.

    Immer wieder hat das Dumme und Primitive die Macht an sich gerissen, vereinfacht ausgedrückt. Dann werden auch Opfer zu Tätern.

  8. Mag sein, dass der jüdische Staat mit seiner vorwiegend partikularen Sicht auf die Shoah und einer ideologisierten Form des Gedenkens die Instrumentalisierung dieses singulären Katastrophe betreibt. Als direkte Nachfahren der Opfer machen sie das aber bei aller Kritik mit einigem Recht.
    Dass eine universale Sichtweise mindestens genauso scheinbar wohlbegründet zur ideologisierten Instrumentalisierung einlädt, lässt sich an der Rolle Deutschlands bzw. seines damaligen Außenministers (J. Fischer) beim Krieg gegen Jugoslawien beobachten.
    Betrachtet man, dass sich in diesem Falle die Nachfahren der Täter für ihre Zwecke des Diktums bedienten, scheint mir letzteres doch noch um ein Mehrfaches perfider.

  9. „Wieso maßt sich da die israelische Botschaft an, die Wahl der Redner in einer deutschen Gedenkfeierveranstaltung (mit)bestimmen zu dürfen?“

    Mehr als ein Jahr nach dem verschwinden des ukrainischen Botschafters Melnyk ist die Antwort einfach. Die Deutschen wollen gerne mitmachen, haben aber irgendwie das Gefühl, das sei nicht richtig und neigen darum dazu zur „beleidigten Leberwurst zu werden. Darum müssen sie von den Botschaftern fremder Länder ermahnt werden, den Kurs zu halten.

  10. „Eines ist beim aktuellen Eklat der Ausladung allerdings unerörtert geblieben (bzw. nicht deutlich genug erörtert worden). Denn es stellt sich die Frage, mit welchem Recht und auf welcher Grundlage die israelische Botschaft meint, sich in die Wahl der Redner bei einer Veranstaltung einer deutschen Gedenkstätte einmischen zu dürfen. Wer hat sie dazu bevollmächtigt? In wessen Namen trägt sie ihr Bedenken vor?“

    Und das vor dem Hintergrund, daß das KZ Buchenwald, um das es konkret ging, kein Ort des „einzigartigen“(*) Mordes an den Juden Europas namens „Holocaust“ war, sondern eines der vielen „allgemeinen“ Konzentrationslager, in welche das Naziregime alle seine „Feinde“ gesperrt und durch Zwangsarbeit zu vernichten trachtete. So waren dann auch die meisten Todesopfer dieses KZs sowjetische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Zum Zeitpunkt der Befreiung des KZs waren von 47.000 Überlebenden knapp 10.000 Juden.

    (*) ..in den zur industriellen Vernichtung von Juden angelegten reinen Vernichtungslagern Treblinka, Sobior und Belzec wurden unterschiedslos auch „Zigeuner“ ermordet. Von denen es allerdings in den besetzten Gebieten Osteuropas (hauptsächlich Polen und der Ukraine) erheblich weniger gab als Juden. In Zuge der „Aktion Reinhardt“ wurden dort auch 50.000 Roma Opfer der Rassenideologie Nazideutschlands:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Reinhardt

    1. Genau so ist es!

      Buchenwald mit seinen Außenlagern war ein Arbeitslager – Vernichtung durch Arbeit in der deutschen Rüstungsindustrie – und kein Vernichtungslager wie Ausschwitz. In Buchenwald waren zahlenmäßig überwiegend sowjetische Gefangene, deutsche politische Gefangene und nur wenige Juden.

      Die neudeutsche Gedenkkultur betreibt bewußt Geschichtsfälschung!

      Außerdem wird bewußt verschwiegen, das Buchenwald sich selbst befreit hat, durch ein Lagerkomitee der politischen Häftlinge.

      Zu DDR-Zeiten – ich erinnere an den damaligen Eingangsfilm – wurde diese Geschichte auch korrekt dargestellt. Nach der kolonialen Übernahme der DDR durch die Westdeutschen wurde natürlich die Geschichte Buchenwalds von den Westdeutschen verfälscht.

      Sie können sich vorstellen zu DDR-Zeiten war ich wenigstens 10mal in der Gedenkstätte Buchenwald, Straße der Nationen usw. Nach der Wende war ich nur einmal dort, das hat mir gereicht. Aber vielleicht fahr ich mal wieder hin um den westdeutschen Schaden anzuschauen

      1. Sogar Auschwitz-Birkenau war primär ein Zwangsarbeitslager!

        Man schaue sich nur die riesigen Barackenkomplexe an! Die gab es in den o.g. drei Vernichtungslagern gar nicht, weil die Menschen dort vom Wagon aus direkt in die Vernichtung gingen! Dort wurden nur die Häftlinge für die „Drecksarbeit“ untergebracht, zusätzlich die SS-Wachmannschaften und „Trawaniki“-Männer.

        https://de.wikipedia.org/wiki/SS-Ausbildungs-_und_Arbeitslager_Trawniki

        Auschwitz-Birkenau kam nach der Schließung der drei Vernichtungslager Sobibor, Belzec und Treblinka zwar sekundär auch diese Funktion zu, aber primär war es ein riesiges Zwangsarbeitslager mit etlichen Außenlagern bei Industriebetrieben, die die Menschen von dort ausbeuteten, ehe sie ermordet wurden. Darunter auch ein Lager von Fritz Ries, einem Arisierungsgewinnler, der sich rechtzeitig, und unter Mitnahme erheblicher Raubgüter vor „den Russen“ in die späteren Westzonen Deutschlands in Sicherheit brachte, rasch „entnazifiziert“ und für seine „Verluste entschädigt“ wurde, um dann die Pegulan-Werke zu gründen, und später, zusammen mit anderen Altnazis wie Hanns Martin Schleyer einen gewissen Helmut Kohl in die Höhen der BRD-Politik zu protegieren.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Ries

        Seine Tochter Ingrid heiratete in zweiter Ehe Kohls rechte Hand, Kurt Biedenkopf….

  11. „in den Lagern nicht mehr das Individuum starb, sondern das Exemplar“

    Das gilt für jeden Völkermord oder glaubt jemand, die Prämien für tote Indianer galten Individuen oder die abgeschlachteten Afrikaner wurden als Individuen ermordet oder ‚jeder tote Vietnamese ist ein Vietcong‘ oder ‚jeder zerschossene Palästinenser ist ein Terrorist‘ qua Geburt drücke deren Individualität aus?!

    Ich denke tatsächlich, es ist, wie viele Menschen aus früher und oft genug auch heute noch kolonisierten bzw. neo-kolonisierten Ländern es sehen, die behauptete Einzigartigkeit des Genozids an den Juden liegt in der Tatsache, dass sie als weiß und (mittel)europäisch galten. Das gilt offenbar als viel schlimmeres Verbrechen, als wenn die Haut der Opfer dunkler gefärbt oder die Herkunft zu weit östlich von Mitteleuropa liegt.
    Und die Mittel werden halt immer den lokalen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und der industriellen Entwicklung angepasst. So banal ist das.

    1. Das zu sagen (und auch irgendwann „zu denken“) ist bei uns aber verboten. Und genau diese perverse Unterscheidung in wertvolle und weniger wertvolle Opfer zerstört bereits und wird unsere Meinungsfreiheit zerstören. Oder jedenfalls die Art von Meinungsfreiheit, die politisch irgendwie relevant ist.

  12. Es reicht, das Maß ist voll! Hieß es nicht bis vor Kurzem zumindest, deutsche Politik wird vom Pariser Platz aus gesteuert? Das muß allerdings längst bezweifelt werden, da hilft allerdings Wiki weiter mit der richtigen Ortsangabe: „Sie befindet sich im Ortsteil Schmargendorf an der Auguste-Viktoria-Straße 74.“ Ob das so zu stimmen vermag, wo doch an gleichem Ort vermeldet werden muß: „Der Artikel „Botschaft Israel“ existiert in der deutschsprachigen Wikipedia nicht.“
    Wenn dennoch Aufklärungsbedürftige das Einschalten dieser Botschaft in die causa ‚Boehm‘ (Hoffe doch neutral genug formuliert, odderrr?) erklärt haben wollten, können sie die einzig sinnvolle ‚Mutmaßung‘ hier finden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hasbara ! (Das Traktat sollte – falls überhaupt – in Gänze konsumiert werden.)

    ‚With no further comments‘ , nicht dass irgendwelche Sonder-Staatsanwälte vermeinen ob solcher unstrittiger ABM’s zum Einsatz schreiten zu müssen. Einen Fachkräftemangel scheint es ja in dieser Branche nicht zu geben.

  13. „… warum sich deutsche Institutionen derlei Interventionen seitens der Botschaft gefallen lassen?“ Die Antwort ist einfach: Weil Täter und Mittäter, weil Schuldige und Mitschuldige dieselbe Sache vertreten und mehr als den Teufel fürchten entlarvt zu werden! Schließlich: Was und Wer relativiert denn „… die Singularität der Shoah….? Doch wohl nur Verbrechen wie der Genozid in Gaza und die verantwortlichen Barbaren!

  14. Vielleicht hilft ausgerechnet Adorno hier nicht: „welthistorischen Entwicklung, darüber hinaus aber auch als die Universaldiagnose einer Zivilisation mit dem steten Potenzial eines Rückfalls in die Barbarei zu verstehen.“ – ?

    Ein einziger Superlativ. Diese Feststellung der Ausschließlichkeit hat uns möglicherweise erst geführt wo wir uns nun befinden. Der Weg in die Hölle ist geebnet mit den besten Absichten.

    Eine Monokultur führt immer irgendwann in den Abgrund. Das gilt auch für Formen der „Erinnerungskultur“ und deren „Objekte“.

    Wer den Blick öffnet und die anderen Grässlichkeiten, die unsere Spezies beging und begeht, zu verstehen lernt, wäre dagegen gefeit. Gerade die Relativierung, das Ins-Verhältnis-Setzen, das bei uns praktisch verboten ist, durchbricht die Hermetik dieses moralischen Imperativs. In der Relativierung erst liegt der Humanismus. Sie macht uns gleich.

    Seien es die 160.000 die während der Diktatur in Brasilien „verschwanden“ oder die 50.000 die gefoltert wurden, sei es Guatemala mit 300.000 Ermordeten, sei es Ruanda, seien es die 400.000 Verhungerten im Jemen, 300.000 Ermordete in Ost-Timor, ermordete Kurden, Armenier, oder Iren unter britischer Besatzung. Oder zuletzt auch die 6 Millionen Toten als Folge der amerikanischen Kriege seit 9/11.
    https://davidswanson.org/what-the-war-of-terror-has-cost-us-so-far/

    Die Opfer dieser Verbrechen würden Adornos Diktum als Verhöhnung empfinden müssen. Sind sie denn keinen Imperativ wert?

    Wie auch immer. Ich teile mittlerweile die Ansicht von Craig Murray, dass über die Unterdrückung des Protests gegen den Völkermord in Gaza, die Meinungsfreiheit bei uns Stück für Stück eingeebnet werden soll und die Kontrolle der Gesellschaft in einem noch nie dagewesenen Umfang und einer beängstigenden Radikalität ausgeweitet. Ob das Boehm bewusst ist?

    Die Antisemitismus-Klausel agiert dabei als Hebel. Sei es nun die unsägliche Regelung im Bundestag, von der letztes Jahr immerhin in JACOBIN oder der JUNGEN WELT berichtet wurde.

    „Mit der Antisemitismus-Resolution schafft sich der Staat eine Schatten­verfassung“
    https://www.jacobin.de/artikel/antisemitismus-resolution-bundestag-verfassung-ampel-union-afd

    Sei es der Terrorismusparagraph in der englischen Rechtssprechung, der es nun ermöglicht, Menschen wegen Äußerungen lebenslänglich einzusperren (das steht so im Gesetz). Die UN hat das Gesetz scharf verurteilt:

    „United Nations Censures UK Over Abuse of Terrorism Act Against Journalists and Activists“
    https://www.craigmurray.org.uk/archives/2025/02/united-nations-censures-uk-over-abuse-of-terrorism-act-against-journalists-and-activists/

    Sei es das Vorgehen in den USA, wo zuletzt offiziell Antisemitismus als Rechtfertigung für Spitzelei unter Mitbürgern ins Spiel gebracht wurde und wohl längst praktiziert wird.

    Es beginnt bei Adorno und endet bei Orwell.

    So nur kann sich das intellektuelle Scheitern in den „westlichen Demokratien“ erklären. Verborgen im Gefäß der eigenen „intellektuellen“ Kultur führt sie auch ihr eigenes Verderben mit.

    Ich bin gespannt wann Overton rechtlich in Schwierigkeiten geraten wird.

    Die Kollegen von den NACHDENKSEITEN haben bezüglich Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit qua Koalitionsvertrag heute einige Punkte zusammengefasst, die zu Massenprotesten Anlass geben sollten:

    „Schwarz-Rot: Ein Koalitionsvertrag der Kontrolle und der Zensur“
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=131481

    Die letzten drei Jahre waren ein Vorgeschmack. Was jetzt folgen wird, ist ein scheiß Alptraum.
    Und das wird übrigens gelingen ganz ohne 3. Weltkrieg. Und während die Meinungsfreiheit endet, wird so viel gezwitschert und gelabert werden in den Massenmedien, dass uns Hören und Sehen vergehen werden.

    1. Letzteres fürchte ich auch. Und man wird auch noch penetranter auf die AfD verweisen, um vor eben dem Faschismus zu warnen, den man gleichzeitig selbst installiert. Nicht dass ich mit denen was am Hut hätte,
      aber in dieser Rolle sind sie Gold wert.

      1. Und sollte die AfD die Mehrheit bekommen kann sie mit dem Instrumentarium, daß von den guten Demokraten der Mitte installiert wurde gleich zur Säuberung jeder Opposition verwenden. Und hinterher will es wieder keiner gewesen sein, konnte ja keiner wissen usw. usf. Alles nur in bester Absicht als Gesetz gemacht. Ich frage mich schon länger in das Absicht ist das so vorzubereiten und schlüsselfertig zu übergeben, oder sind die so doof und merken dir Gefahr nicht, die von solchen Gesetzen ausgeht, sollte jemand anders regieren?

        1. Wer heute auf die AfD einschlägt und sie verbieten will, schlägt morgen auf die radikale Linke ein.
          Deshalb muß die Linke sich schützend vor die AfD stellen, ihre Rechte verteidigen. Im wohlverstanden Eigeninteresse!

        2. Ich frage mich schon länger in das Absicht ist das so vorzubereiten und schlüsselfertig zu übergeben, oder sind die so doof und merken dir Gefahr nicht, die von solchen Gesetzen ausgeht, sollte jemand anders regieren?

          Man könnte die AfD durchaus als ‚vorinstallierte Rückfalloption‘ begreifen für den Fall, dass die ‚guten Demokraten‘ auch hierzulande mal die Macht abgeben müssen, weil sie niemanden mehr überzeugen. Nur wird es natürlich keine ‚Alternative‘, sondern nur eine weitere Verschärfung sein. Aus Sicht der herrschenden Klasse eine Win-Win-Situation.

    2. Der Niedergang der Meinungsfreiheit hierzulande ist untrennbar mit dem Niedergang des Westens, der westlichen Welt, der „westlich-amerikanischen Kultur“ verbunden.

      Das haben doch zahlreiche europäische Intellektuelle wie Emmanuel Todd trefflich ausgeführt, dessen Buch doch hier in diesen Verlag erschien:

      https://westendverlag.de/Der-Westen-im-Niedergang/2176

      Eine wildgewordenen Elite schlägt um sich um so ihr politisches Überleben zu sichern, aber sie hat sich unlösbar in die eigenen Widersprüche verrannt.

      Was die Ampel begann, setzt Merz fort und das Bekenntnis zum Zionismus wird weiter Staatsräson.

      Ein kluges Wort und du bist rechts
      Ein kluges Wort und du bist Antisemit

  15. Klar, die Deutschen wollen einen Weichzeichner. Kein Gedöns wegen der Juden, es reicht doch, wenn alle nett zueinander sind. Dann wird sich Auschwitz nicht wiederholen

    Dasselbe seit 80 Jahren. Immer nur beschönigende Gelaber, ohne auch nur einen Moment lang zu eruieren, was eigentlich los war. Der Nationalsozialismus ist eine in sich geschlossene Ideologie, die die Vernichtung aller Juden zum Ziel hat. Die infolge dessen nicht umhin konnte, sowohl der Sowjetunion als auch den USA den Krieg zu erklären.

    Der Nazi kann heute nicht mehr ungetarnt auftreten. Er muss über Bande spielen. Aber er bleibt stets unerkannt, er kann das Radar unterfliegen. Weil in Deutschland nie eine Aufarbeitung stattgefunden hat. Genau deswegen.

    1. Der neue Nazi ist grün getarnt, ist gegen rechts und sieht in der Berufung auf die Universalität der Menschenrechte bereits Antisemitismus!

      Nach dieser Definition sind sie also ein getarnter Faschist.
      Die Staatsomas gegen rechts würden Leute wie sie gerne verbieten.

      Für mich sind sie aber nur ein Dummkopf, über den ich lache…..Glück gehabt!

    2. Was derzeit komplett unter dem Tisch fällt ist das in Buchenwald aktiver und internationaler Widerstand organisiert wurde. Das Lagerkomitee wurde von kommunistischen Reichtagsabgeordneten wie Dr. Theodor Neubauer gegründet die zwar die Selbstbefreiung nicht mehr erlebten aber ihre Nachfolger, die sie sich selbst heranzogen, organisierten die Selbstbefreiung und sabotierten den Betrieb so oft es ging. (Zum Beispiel bekam Buchenwald in den 1940er Jahren eine Maschine US-Amerikanischer Bauart mit denen sich Waffen herstellen ließen. Es konnte nie geklärt werden warum sich die Maschine plötzlich selbstständig machte und vom Lkw fiel)
      Es waren übrigens nicht nur Kommunisten vertreten, alle Konfessionen, alle Länder waren vertreten, allerdings gab es aus Sicherheitsgründen mehrere Zweige. Dazu zählt auch das praktisch nebenher eine Internationale Militärorganisation im Lager existierte,in der sich gefangene Offiziere der Allierten und der Sowjets organisierten. Sie beschafften Waffen aus der Produktion und sorgten dafür das ausrangierten Waffen der SS in die richtigen Hände gelangen. Als Meisterstück organisierten sie einen „Ausrangiert“ Stempel der SS, bauten Radios mit denen sie Moskau und London abhörten und nahmen mit den US-Truppen per Kurzwelle Kontakt auf. Heute kann sich das keiner vorstellen wie das gehen soll gegen eine übermächtige SS – aber die Leute haben es damals gemacht (und oft genug mit dem Leben bezahlt) Der französische Zweig der IMO die Brigade Francaise d‘ Action Liberatrice de Buchenwald wurde nach dem 2. Weltkrieg als offizieller Teil der Französischen Armee anerkannt. Heute will man sich nicht mehr daran erinnern da die Bezüge zu Gaza zu offensichtlich sind. Und jetzt macht es auch Sinn warum Israel ganz gezielt Hamas-Anführer und deren Nachfolger umbringen lässt. Man möchte ganz gezielt den Widerstand ersticken – erfolgreicher internationaler Widerstand wie in Buchenwald soll sich nie mehr wiederholen.

      1. Danke für Ihre ausführliche Darstellung der Realität!

        Ich war zu DDR- Zeiten mindestens 10mal in der Gedenkstätte Buchenwald auf den Ettersberg, wo immer ein kalter Wind pfeift. Im Eingangsfilm wurden die von Ihnen dargestellten Tatsachen auch klar und deutlich dargestellt. Beeindruckend auch die „Straße der Nationen“, wo bei den meisten Ländern immer Kränze und Blumen lagen.
        Nach der Wende war ich nur einmal in Buchenwald und war entsetzt, wie die westdeutschen Okkupanten Buchenwald „entweiht“ hatten. Da findet glatte Geschichtsfälschung statt und Schulklassen werden desinformiert.
        Fakt ist doch, Buchenwald war ein Arbeitslager – Vernichtung durch Arbeit – das für die Rüstungsproduktion arbeitete. Am schlimmsten erging des den sowjetischen Gefangenen, die abgesondert besonders und besonders schlecht behandelt wurden, Trotzdem warfen oft politische Gefangene ihren sowjetischen Brüdern Brot über den Zaum.
        In Buchenwald waren politische Gefangene, queere Menschen, auch ein paar Kriminelle und ganz wenig Juden inhaftiert. Heute wird aber der Eindruck zu erwecken als seinen die meisten Gefangenen in Buchenwald Juden gewesen und diese seien die „Hauptopfergruppe“ Das ist eine Geschichtsfälschung.
        Völlig verschwiegen wird auch die Selbstbefreiung Buchenwald durch die Militärorganisation des illegalen Lagerkomitees.
        Ach ja, Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD wurde in Buchenwald ermordet, was die Westdeutschen auch nur sehr verkürzt erwähnen.

  16. @nn

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=131481

    Das klingt ja erschreckend!
    Nach diesen Vorhaben wären Diskussionen wie diese bald nicht mehr möglich. Overton wäre gezwungen unsere Identität an die politische Polizei weiterzuleiten, damit diese uns strafrechtlich verfolgen und das passive Wahlrecht entziehen kann.

    Es war immer meine Befürchtung: man schlägt auf die AfD um auch die linke Opposition zu treffen.
    Wir müssen deshalb uns schützend vor die AfD stellen und ihre Bürgerrechte verteidigen. Heute trifft es die AfD, morgen uns!
    Es wird Zeit für die Querfront!

  17. Der Eklat besteht nicht in der pseudoideologischen Form,sondern in der Art ,wie das jüdische Volk sich interpretiert.
    In einer Lüge ihrer eigenen Überzeugung auf lügen betonte Überzeugungen.
    Eine minimale Bevölkerung, durch mischt mir zig anderen Völker, möchte gerne den Rest der Welt in Atem halten…
    Wer seid ihr, daß ihr euch anmasst euch selbst zu vernichten, um dann so zu agieren, wie „euer synonym Jude dasteht „?
    Ihr, ‚ihr Juden‘ verdankt eurem heutigen Erzfeind für eure heiligen Städte, und diesem Staat erklärt ihr als Feind, wie krank muss man sein, um so etwas zu etablieren?
    :Ihr oder eure ei Flüsterer gehören zur Behandlung…

  18. auf die Gefahr hin, dass ich wieder als „Freak“ bezeichnet werde: Juden-bashing bringt den Palästinensern keine Freiheit, das gegeneinander Ausspielen von Opfergruppen während der NS-Herrschaft ist sinnlos. es hilft nur in der gegenwärtigen Situation, sich weltweit in bemerkbarer Zahl für die Palästinenser einzusetzen, ohne auf der Welle einer Täter – Opfer Dynamik zu surfen.

    1. Diese Ansicht vertritt auch ein Rabbi aus New York, der sich für die Palästinenser einsetzt:

      https://www.youtube.com/watch?v=l93PiMG6uc8
      Rabbi Feldman of Neturei Karta speaks to TRT World about why true Jewish faith rejects the Israeli state—and why he stands in solidarity with the Palestinian people.

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