
Kanada weckte in Washington schon immer Begehrlichkeiten. Trumps Äußerung zur Annexion Kanadas ist nur die letzte in einer langen Reihe von Planspielen.
Ich war einmal mit einem Immobilienentwickler namens Hussein Ali-Khan befreundet, der in Kanada aufgewachsen war. Seine Eltern stammten aus Indien, aber sie hatten das Land verlassen, als er noch ein Kleinkind war.
Er hatte sich freiwillig für die kanadische Armee gemeldet und war als Teil der britischen Truppen in Deutschland stationiert, wo er lernte, dass es „keine große Liebe zwischen den Deutschen und den britischen Besatzungssoldaten gibt“. Er sollte eine Übung absolvieren, bei der er so tat, als sei er von den Briten desertiert und wurde dann von ein paar deutschen Dorfbewohnern tatsächlich versteckt.
Danach zog er nach New York und arbeitete für eine lokale Tageszeitung. Er war dafür zuständig, einen etwas aus dem Ruder gelaufenen Wolkenkratzer an der Eighth Avenue zu bauen, entworfen von Renzo Piano. Er fühlte sich aber stets als Kanadier. Eines Tages las ich eben jener Tageszeitung, dass die US-Regierung – damals noch unter George W. Bush – Pläne hege, Kanada zu annektieren.
Der Joint Army and Navy Basic War Plan – Red
Ich erzählte ihm das mit einer gewissen Dringlichkeit – wüssten seine Freunde in Kanada Bescheid? Sollten wir die warnen? Er lachte sich schlapp. „Amerika plant alle paar Jahre in Kanada einzumarschieren, aber sie haben es noch nie geschafft“, sagte er. Derlei Planspiele gehörten zum Übungsmaterial der kanadischen Armee.
Fast Forward, wir leben heute wieder unter einem republikanischen Präsidenten, Donald Trump. Nun möchte Trump Kanada als 51. Bundesstaat annektieren; wobei, eigentlich müssten das neun neue Staaten sein, denn Kanada hat neun Provinzen, aber dann hätten die Demokraten 18 Senatoren mehr.
Wie oft wollten die USA in Kanada schon einmarschieren? Wie der Zufall so spielt, schickte mir das Internet ein Dokument von Spytalk.co, in dem ein Reporter namens Peter Carlson von einem Besuch in den National Archives in Washington, DC; berichtet. Das war 2005, das Jahr, in dem Bush gerade seine zweite Amtszeit antrat.
Carlson traf im Archiv einen alten, wirklich sehr alten Mann, der dort arbeitete. Er fragte den, was das verrückteste sei, das er jemals gesehen hatte. Der sagte: Das war der „Joint Army and Navy Basic War Plan – Red“. Ein Plan zur Invasion von Kanada.
Der Plan stammte aus dem Jahr 1930, sickerte aber erst um 1970 durch, als ihn ein paar Lokalzeitungen erwähnten. Er hatte 90 Seiten und detaillierte, wie die US-Army und die Navy den nördlichen Nachbarn blockieren, erobern und kolonisieren könnte.
Und zwar so: Erst würde die US-Navy den nordöstlichen Hafen von Halifax erobern, um die Briten abzuschneiden, anschließend würde die US-Army die kanadischen Kraftwerke bei den Niagarafällen besetzen und abschalten und dann durch Vermont marschieren, um Montreal und Quebec einzunehmen. Eine Einheit würde von North Dakota aus das Eisenbahnkreuz von Winnipeg erobern, danach die Nickelminen von Ontario und die großen Seen, und von dort aus alle kanadischen Häfen blockieren.
Leichte Nervosität in Kanada
Carlson, der in der Washington Post darüber schrieb, nahm das nicht sonderlich ernst, und das galt auch für die kanadischen Bürgermeister der Küstenstädte, die er anrief. Der Plan von 1930 wurde 1934 und 1935 noch einmal überarbeitet. Wer war denn damals Präsident der USA? Erst der Republikaner Herbert Hoover, der letztlich über die Große Depression stolperte, und dann der Demokrat Franklin D. Roosevelt.
Natürlich wäre das nicht die erste militärische Erweiterung der USA. Da waren die Indianerkriege, der Krieg gegen Mexico, den James Polk (ein Demokrat) 1846 anfing und der den USA fast die Hälfte von Mexiko beschert hat und der Überfall auf Hawaii. Aber in Kanada, da leben Weiße. Das ist was Anderes.
Der Plan war eigentlich gegen Großbritannien gerichtet. 1812, nur ein paar Jahrzehnte nach dem Unabhängigkeitskrieg, haben die USA Krieg gegen Großbritannien und seine Alliierten erklärt, vornehmlich Frankreich, aber auch Kanada, damals noch unter britischer Herrschaft sowie die Tecumseh Federation, ein Zusammenschluss mehrere indianischer Stämme. Der Krieg endete damit, dass die Briten das Weiße Haus niederbrannten oder, wie Amerikaner es nennen: unentschieden.
In den Zwanzigerjahren gab es US-Kriegspläne gegen Deutschland (codename Black), Japan (codename Orange), Mexico (codename Green). Dann aber kam der Zweite Weltkrieg und Kanada kämpfte auf der Seite von Großbritannien gegen Deutschland, schon seit 1939, während Amerika noch auf Pearl Harbor wartete. Danach konzentrierte sich Amerika auf den Kalten Krieg mit Russland.
Anfang der Achtzigerjahre schickte Kanada Beobachter in die USA, die eine große Armeefestung im Norden das Staates New York an der kanadischen Grenze beobachteten, Fort Drum. Dort veranstaltete die US-Army Kriegsspiele. Gegen wen? Die Indianer sind lange vertrieben. Seitdem sind die Kanadier ein bisschen nervös.
Das Wetter als Verbündeter
Es gab ein paar Grenzstreitigkeiten, aber Invasionsideen tauchten erst 2002 wieder auf, als Jonah Goldberg in der konservativen National Review dazu aufforderte, Kanada zu bombardieren. Das sei mit einem raschen Einmarsch möglich, und dann werde Kanada nicht mehr sein Geld mit kostenloser Gesundheitsfürsorge verplempern, sondern aufrüsten und seine antiamerikanische Attitüde verlieren.
Goldberg ist ein neokonservativer Journalist und Irakkriegsbefürworter, der glaubt, Mussolini sei ein Linker gewesen und von Goldberg aus gesehen war er das auch. Jedenfalls, dieses kanadische Sozialsystem ist vielen konservativen Amerikanern ein Dorn im Auge. Was, wenn ihre eigenen Bürger das auch wollen?
Kanada ist für Amerika das Äquivalent von Russland, das Hitler in einem Blitzkrieg erobern wollte, der Bodenschätze und der unendlichen besiedelbaren Weiten wegen. Oder, wie Sam Katz, der Bürgermeister von Winnipeg der Washington Post sagte: „Unsere beste Waffe ist das Wetter. Im Winter hat es hier mehr als 50 Grad minus. Das wird so werden wie Napoleons Einmarsch in Russland.“
Trumps Anhänger allerdings stellen sich das eher so vor, dass die Nationalgarde mit ein paar Mann einrückt und dann werfen die feigen Kanadier die Gewehre weg und begrüßen die amerikanischen Befreier freudig mit Kuchen und Blumen.
Es ist das gleiche Szenario, das Bush und seine Neocons ihrem Volk vor dem Einmarsch in Afghanistan und den Irak ausgemalt haben. Heute, drei bis fünf Trilliarden Dollar später, wer zählt schon noch mit, wissen wir, dass es nicht nur mit dem Blumenwerfen nicht so gut funktioniert hat; die USA haben eine echte militärische Niederlage erlitten und mussten ihre Sachen packen.
Amerikaner sind nicht pazifistisch, sie sind nur schlechte Verlierer
Diese Fantasie mit dem Blümchen und dem Gewehrewegwerfen ist merkwürdig, da Trump ja unter anderem auf der Welle der Kritik an Bushs undurchdachten Angriffskrieg ins Weiße Haus gesegelt ist. Amerikaner aber sind nicht pazifistisch, sie wollen bloß nicht verlieren. Viele wollen eher, dass sich das originäre Szenario endlich realisiert und sie mit Blumen und Kuchen beim Erobern begrüßt werden.
Wie würde so ein Einmarsch in Kanada überhaupt passieren? Beide Länder sind in der NATO, also müsste Trump zuvor den NATO-Austritt erklären. Dazu braucht er die Erlaubnis des Kongresses. Nun macht Trump ohnehin, was er will, und als Commander in Chief kann er auch die US-Army in Bewegung setzen, wenngleich, rein rechtlich, nicht gegen ein NATO-Land. Es kann aber gut sein, dass die Army Nein sagt. Oder auch nicht, es handelt sich ja um eine Berufsarmee.
Die restliche NATO wäre dann verpflichtet, Kanada zu verteidigen, insbesondere Großbritannien, dessen König auch der König von Kanada ist. Und Frankreich, wegen der früheren Kolonie Quebec. Das wäre natürlich nicht einfach; starkes US-Militär, Atomwaffen, man weiß ja. Deutschland, das sehe ich eher nicht. Aber vielleicht kommt ja Afghanistan zur Hilfe. Die wissen wenigstens, wie man kämpft.
Mitten im Getümmel wird sich Russland womöglich unauffällig Alaska zurückholen, und Mexico seine 1846 verlorenen Ländereien. Mit all den Latinos, die dort wohnen und die dann wieder Mexikaner sind. Dann geht die Grenze zu. Das war wahrscheinlich der Plan, den Trump von Anfang an hatte.
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Der amerikanische Autor David Foster Wallace beschrieb ca. 1996 wie im Amerikanisch/Kanadischen Atomkrieg 2/3 der Landschaft verseucht wurde und die Ueberlebenden nur nuch „Kartuschen“ per TV sahen und verstarben, weil sie sich nicht vom Programm losreissen konnten.
Hi,hi…danke für den sarkastischen Kommentar liebe Eva C. Schweitzer.
Apropo, dass mag jetzt reiner Zufall sein, aber als ich noch „ein Jungspund“ war las ich mal (hab den Zusammenhang vergessen nur die Aussage weis ich noch), dass Kanada sowas wie „die amerikanische Schweiz“ wäre (Ist Kanada neutral? Oder ging’s um die 68er Bewegung die sich in Kanada sicher vor dem Zugriff der US-Justiz wähnte?).
Kann mich nicht mehr richtig erinnern, da etliche Jahre her, dass ich das gelesen habe, aber um die Neutralität von Kanada ging’s da eher weniger, mehr um die Mentalität der Kanadier, die ebent nicht weit weg von der Schweizer Mentalität wäre, und andere Sachen in Kanada, die an diese Nähe erinnerten 😉
Gruß
Bernie
Einfach ohne Worte
https://www.euractiv.de/section/innenpolitik/news/fast-haelfte-der-kanadier-befuerworten-eu-beitritt/
oder hier
https://www.berliner-zeitung.de/news/neue-umfrage-so-viele-kanadier-wuerden-nach-trump-drohungen-der-eu-beitreten-li.2306798
Mein Vorschlag:
Wir wechseln den Namen von EU zu Puff und bauen eine Drehtür ein…….
Sakasmus pur oder so😉 Gewürzt mit Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind.
Nunja, Kanada – eigentlich wusste ich nie viel darüber, ausser, so wurde es mir erzählt, dass es im Sommer ausserordenlich viele Mücken bzw. Moskitos gäbe dort.
Dass Kanada eine totalitäre woke Regierung hat, on Top die Schwuchtel Nummer 1, wurde mir erst während Corona, während der dortigen Trucker-Proteste klar, als der woke totalitäre Staat mit illegalen Mitteln sogar auf die Bankguthaben von Unterstützern und Spendern der Trucker-Proteste zugriff.
Und dass Kanada ein Hort von alten Ukraine-Faschisten ist, auch das weiss ich erst seit Neuerem, dass Kanada geradezu durchseucht ist von einem alten Netzwerk der UA-Faschisten – auch das weiss ich noch nicht so lange.
Ich wäre mir jedemfalls nicht so sicher, ob alle Kandier Angst hätten, ihrer faschistischen totalitären Regierung entledigt zu werden – nun, die UA- und Woken Faschisten natürlich schon – aber es gibt offensichtlich noch normale Kanadier – was denken denn diese darüber?
Und? Glaubst du, dass du jetzt viel mehr weiß? Dieser Eingangssatz zeugt jedenfalls nicht davon, dass du zu einer differenzierten Betrachtung von Ländern neigst.
Entweder es ist alles voller Mücken oder voller woken Schwuchteln oder voller Ukro-Nazis.
Mann, das Land ist riesengroß! Da gibt es auch Gegenden mit vielen Mücken. Und sicher auch ein paar woke Schwuchteln, wie überall sonst auf der Welt. Ja und bestimmt auch eine dicke Gemeinde von Ukro-Nazis.
Damit weißt du aber immer noch nicht wirklich überhaupt etwas über Kanada.
Die kanadische Regierung ist sicher nicht viel besser oder schlechter als die meisten westlichen Regierungen. Sie faschistisch-totalitär zu nennen ist aber mal wieder eine Verharmlosung dieses Begriffes.
„Die kanadische Regierung ist sicher nicht viel besser oder schlechter als die meisten westlichen Regierungen. Sie faschistisch-totalitär zu nennen ist aber mal wieder eine Verharmlosung dieses Begriffes.“
Also haben auch andere westliche (und nicht-westliche) Regierungen die Konten von Kritikern der Corona-Massnahmen geperrt?
Und das ist also kenie totalitäre Massnahme ?
Ja dann….
Der Exzeptionalusmis ist eine europäische Sache, hat nichts am Hut mit irgendwelchen Figuren in künstlichen Staaten. Egal der prophezeiten Ideologien…
Alle sog. gewählten Demokraten, sind majoretten im System der dunklen Kräfte…
„Danach zog er nach New York und arbeitete für eine lokale Tageszeitung. Er war dafür zuständig, einen etwas aus dem Ruder gelaufenen Wolkenkratzer an der Eighth Avenue zu bauen, entworfen von Renzo Piano.“
Huch. Wusste gar nicht, dass man als Mitarbeiter einer Tageszeitung Wolkenkratzer baut. Normalerweise sind das die Mitarbeiter eines Bauunternehmens. Aber gut in den Staaten soll ja vieles anders sein als sich der gemeine Mitteleuropäer so denkt.
Deutsche haben einen kanadischen Deserteur versteckt ? Noch dazu einen Ali? Nicht schlecht. Da sage nochmal Einer, die Deutschen wären alle böse. Vielleich waren das welche von den zehn Gerechten, wegen denen der Herr uns dereinst verschont, wenn er sich dann doch mal daran macht, sein misslungenes irdisches Projekt zu überarbeiten.
Fürchte nur, der freiwillige Soldat wusste das nicht zu schätzen.
Immerhin beschreibt die Autorin einen plausiblen Grund für die Abschaffung Kanadas – die Krankenversicherung. Ich denke, das geht in Ordnung. Eine solche Zumutung in der Nachbarschaft kann der Ami auf die Dauer nicht dulden. Sowenig wie die Ukrazis dulden konnten, dass ukrainische Bürger Rechte wie Schweizer Bürger bekommen.
Was ich gern wüsste, vielleicht kann die Autorin das bei Gelegenheit mal beschreiben, ob die Mehrheit der Amerikaner noch immer darüber grübelt, warum sie auf der Welt so verabscheut werden. Viellicht noch mehr als wir.
Vermutlich ist es ihnen eh egal. Ob sich unter ihnen die zehn Gerechten finden ließen?
Tja, der faschismus muss ja ‚entsorgt’werden, nur wie soll das funktionieren?
Mit einer Übernahme?
Von wem, der USA, GB, F, D oder der EU oder eine einzige Übernahme durch das Kapital?
Wer seine eigenen Feinde nicht erkennt, sucht diese anderen Ortes…
Wir hatten’s hier doch kürzlich von Reptiloiden. Marc Carney ist ein archetypisches. Glückwunsch, Kanada.
Diesem Streit USA versus Kanada kann man emotionslos zusehen.
Völlig Wurscht. Beides Länder sie sich frech, ohne jede Legitimation auf fremden Gebiet, das anderen gehörte gebildet haben. Vollkommen egal wer da wen schluckt.
Auch Kanada ist lernfähig ( *puh*noch einmal Glück gehabt liebe psychisch Kranke in Kanada 😉 ):
https://www.1000plus.net/de-de/informieren/1000plusnews/kanada-stoppt-euthanasie-programm-fuer-psychisch-kranke-vorlaeufig
Kein Witz, dass war in Kanada tatsächlich in Planung – weckt ungute Erinnerungen an dunkelste deutsche Jahre von 1933 – 1945.
Stichwort „Euthanasie“.
Gruß
Bernie