Geldmaschine Fußball

Fußball im Laub
Quelle: Pixabay

Fußball ist schon lange nicht mehr der Sport des kleinen Mannes. In den Hinterzimmern und VIP-Launches geht es um das große Geld. Zunehmend wird er auch interessant für Investment-Gesellschaften. Der Fußball wird zum Anlageobjekt.

Die Zeiten, wo die Spieler sonntags für eine Flasche Bier und Mettbrötchen auf den Platz liefen, sind lange vorbei. Selbst in unteren Klassen werden Ablösesummen gezahlt, die die Kassen vieler Vereine überlasten. Die Gehälter der Spieler übersteigen die Einkommen der meisten Zuschauer bei weitem, und allein für die Ehre läuft heute kein Nationalspieler mehr auf. Eintrittsgelder sind besonders für die großen Vereine nur noch ein Zubrot, der Spielbetrieb selbst könnte davon nicht mehr gewährleistet werden. Fußball ist nicht mehr das bescheidene Sonntagsvergnügen des kleinen Mannes. Heute ist er Event und in jeder Hinsicht global.

Fußball im Wandel

Die Globalisierung hat nicht nur den Kapitalismus erfasst, sondern auch den Sport. Wettbewerbe wie die Champions-League, Europa-League und andere internationale Veranstaltungen wären mit den einfachen Verkehrsverbindungen wie in den Nachkriegsjahren nicht möglich gewesen. Erst der Ausbau der Infrastruktur schuf in den 1960er Jahren die Voraussetzungen für das Zustandekommen eines nationalen Fußballbetriebs wie die Bundesliga. Verbesserte Eisenbahnverbindungen, die Verbreitung des Autos, der Ausbau des Autobahnnetzes sowie die Ausweitung des Flugverkehrs durch neue Flughäfen und Linien boten Vereinen und Fans die Möglichkeit, innerhalb eines Wochenendes die Republik von einem Ende zum anderen hin und zurück zu durchqueren.

Die Reisekosten jedoch machen heute den geringsten Anteil an der Bilanz der großen Vereine aus. Den Löwenanteil fressen die laufenden Personalkosten für Spieler und Trainer auf. Zweistellige Millionenbeträge als Ablösesummen für Spieler sind im internationalen Spitzenfußball inzwischen die Regel, immer öfter sogar sind sie dreistellig. Das ist selbst mit den gestiegenen Eintrittsgeldern nicht mehr zu stemmen. Das große Geld kommt aus den Werbeeinnahmen, Übertragungsrechten und Merchandising, zunehmend aber auch von den Kapitalmärkten. Manche Vereine haben sich vom familiären Stadt-Klub zur Aktiengesellschaft entwickelt, um sich über die Börsen finanzieren zu können.

Fußball als Anlage

Dass der Kapitalismus global geworden ist, bezieht sich nicht nur auf seine geographische Ausdehnung. Er erfasst inzwischen auch weitgehend alle Bereiche der Gesellschaft, und das schließt den Sport mit ein. Neuerdings mischen auch die Private Equitiy Fonds im internationalen Fußball mit. Diese sind als Heuschrecken verschrien, weil sie bei hoch verschuldeten Unternehmen einsteigen, diese auf Rendite trimmen und mit hohem Gewinn wieder verkaufen. Deshalb investieren sie auch nur in solche Bereiche der Gesellschaft, in denen aus Geld mehr Geld, also Mehrwert, erwirtschaftet werden kann. Eine Investition in die Armenspeisung der Tafeln lohnt nicht, weshalb dort auch keine Private Equity Fonds anzutreffen sind trotz hohem Finanzbedarf.

Private oder auch institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Fonds entwickeln sich immer mehr zu Rettern von Staaten und Unternehmen. Ohne deren Geld wären die meisten Staaten längst pleite. Mit dem Fußball ist es nicht anders, und so erschien auch vielen internationalen Clubs der einzige Ausweg aus dem Mangel an Kapital in der Beteiligung von finanzstarken Geldgebern. Die Investitionen dieser Fonds stiegen „in den fünf größten europäischen Ligen von 2018 bis 2022 von knapp 68 Millionen Euro auf fast fünf Milliarden Euro. An mehr als einem Drittel der hundert besten Vereine sind sie beteiligt“(1).

In der deutschen Bundesliga waren sie bisher nicht vertreten, weil Vereine und Fans diesem Beteiligungsmodell skeptisch gegenüberstanden. Aber der Abstand wächst zwischen den Bundesligavereinen und jenen, die von Investoren unterstützt werden wie die englischen Klubs oder aber vom Staat wie Real Madrid. Unter diesen Umständen sehen sich auch die Vorstände im deutschen Spitzenfußball immer mehr unter Druck, „dass die Spiele in der Bundesliga durch mehr Investitionen attraktiver … [und] in den internationalen Wettbewerben … konkurrenzfähiger werden“(2) müssen.

Großes Geld

Im Mai 2023 gab es erste Interessenbekundungen von den „vier Private-Equity-Unternehmen Advent, Blackstone, CVC und EQT“(3) an einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga(DFL) als Dachverband der Bundesliga-Vereine. Die Investoren sollten eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Im Gegenzug wurde ihnen für zwanzig Jahre „rund acht Prozent der Einnahmen aus den Erlösen der Vermarktungsrechte“(4) zugesagt.

Das Geld soll zum größten Teil für DFL-Projekte verwendet werden. „Im Kern geht es um die 600 Millionen Euro für die Finanzierung der Video-Plattform und anderer Maßnahmen zur Digitalisierung und Internationalisierung“(5). Die DFL will sich weiterentwickeln und glaubt, sich digitaler, jugendlicher und internationaler aufstellen zu müssen. Dafür will man nicht nur das Geld der Investoren nutzen, sondern auch deren Wissen und Kontakte in diesem Bereich.

Vor allem von den kleineren Vereinen kommt die Kritik, „dass von der erhofften Steigerung der Auslandsvermarktung vor allem die großen Klubs profitieren“(6) und dass es kein Geld für die Vereine geben soll. Aber gerade deren Förderung hätte man für wichtig gehalten. Denn hier wird der Fußball-Nachwuchs herangezogen und ausgebildet, der sich dann auf den Weg macht in den bezahlten Fußball bis hin zu den großen internationalen Klubs und in die National-Mannschaft.

Selbst auf der Ebene der Nationen geht es nicht mehr allein um Ansehen und die Ehre. Auch hier ist viel Geld im Spiel. Bei der diesjährigen Europameisterschaft schüttet die UEFA als Dachorganisation des europäischen Fußballs an die Verbände der angetretenen Mannschaften insgesamt 331 Millionen Euro aus. Die Preisgelder für die Mannschaften sind gestaffelt je nachdem, welche Runden erreicht und welche Ergebnisse erzielt wurden.

„Für einen Durchmarsch mit sieben Siegen flössen dem Gewinner-Verband insgesamt 28,25 Millionen Euro zu“(7), wohl gemerkt: dem Verband, nicht dem Team. Aber auch die Spieler der National-Mannschaften gehen nicht leer aus. 400.000 Euro erhält jedes Mitglied der Nationalmannschaft, wenn die Deutschen den Titel holen. Bei einem früheren Aus sind die Preisgelder des DFB niedriger.

Den größten Reibach bei dem Turnier macht der Veranstalter, der Europäische Fußballverband. „Für die EM 2024 kalkuliert die UEFA mit Einnahmen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro“(8). Bei der letzten EM, wegen Corona auf das Jahr 2021 verlegt, betrug das Nettoergebnis 645,8 Millionen Euro. Beim diesjährigen Turnier sind die Einnahmen aus Medienrechten und Sponsoring höher als beim letzten. Es dürfte also in diesem Jahr mehr übrig bleiben, weil auch die Stadien, anders als während der Coronazeit, nun wieder voll belegt werden dürfen.

Die UEFA ist in der Schweiz als gemeinnütziger Verein registriert, weshalb sie in Deutschland nicht steuerpflichtig ist. Indirekt zahlt sie Steuern über die Euro 24 GmbH, die sie mit dem DFB zusammen für die Organisation des Turniers gegründet hat. „Schätzungsweise 65 Millionen Euro an Steuern dürften über diese zusammen kommen“(9). Das wirft natürlich die Frage auf, was die Gesellschaft, nicht nur die Fußballfreunde von solchen sportlichen Großveranstaltungen hat.

Gesellschaftlicher Nutzen

Angesichts der gewaltigen Summen versuchen die Initiatoren und Nutznießer solcher Veranstaltungen, Rechtfertigungen zu finden und das eigene Gewinninteresse zu verschleiern. Denn neben der Begeisterung für solche sportlichen Ereignisse gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Kosten, der Verteilung der Einnahmen und der Zuwendungen durch die Staaten.

Im Rückblick auf die Fußball-WM 2010 in Südafrika stellte die Neue Züricher Zeitung fest: „vier Jahre nach dem riesigen Anlass steht das Land ökonomisch schlecht da. Der Unterhalt der Bauten ist eine schwere Bürde“(10).  Aber nicht nur die Folgekosten für die Instandhaltung der Bauten lasten auf der finanziellen Bewegungsfreiheit des Landes, vielmehr „sind Südafrika von der WM nicht viel mehr als Schulden geblieben, rund 500 Millionen Euro. Kein Wunder, hat die WM doch statt der prognostizierten 1,75 Milliarden der Nation 4,2 Milliarden gekostet“(11).

Auch bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 waren die Zweifel am gesellschaftlichen Nutzen groß. Angesichts des Elends und der mangelhaften oder überhaupt nicht vorhandenen Infrastruktur in den Armenvierteln kam es zu heftigen Protesten vonseiten großer Teile der Bevölkerung. Diese war der Ansicht, dass der gesellschaftliche Nutzen solch hoher Ausgaben eher in der Hebung des Lebensstandards der breiten Bevölkerung statt in der Ausrichtung einer Weltmeisterschaft zu sehen sei.

Für die diesjährige Euro in Deutschland erhoffen sich die Host-Cities, neudeutsch für Austragungsorte, höhere Umsätze im Gaststättengewerbe und Einzelhandel. Dessen Verband HDE rechnet mit 3,8 Milliarden zusätzlichem Umsatz. Dementsprechend erhoffen sich auch Staat, Länder und Gemeinden höheren Steuereinnahmen aus gestiegenen Umsätzen. Das Mantra und Dogma der höheren Steuereinnahmen durch höhere Umsätze waren auch immer die Argumente der Befürworter solcher Veranstaltungen.

Sie sind die Totschlagargumente, die vorgeben, im Interesse der gesamten Gesellschaft zu handeln, was in der Regel nur behauptet wird, nicht belegt. Jedenfalls bringen diese Veranstaltungen keinen nachhaltigen Aufschwung, wie das Institut der Deutschen Wirtschaft feststellte. Anhand des deutschen Sommermärchens von 2006 kommt dessen Untersuchung zu dem Ergebnis, „sportliche Großereignisse seien … kein Konjunkturfeuerwerk“(12). Aber für die Fifa lohnt es sich auf jeden Fall. Die Weltmeisterschaft in Südafrika hat nach Schätzungen von Experten der „Fifa rund 2,5 Milliarden Euro in die Kassen gespielt. Diese Zahl … wurde bis heute von der Fifa nicht dementiert“(13).

Für den einzelnen Fußball-Begeisterten ist angesichts der hohen Eintrittspreise der gesellschaftliche Nutzen immer schwerer zu erkennen. Fußball, der Armer-Leute-Sport von früher, ist heute nichts mehr für arme Leute. Auf dem niedrigsten Niveau, den Gruppenspielen der Euro 24, werden je nach Platz Preise von dreißig bis vierhundert Euro verlangt. Im Endspiel geht es erst bei 95 Euro los, die teuersten Plätze kosten 2000 Euro. Das hat so mancher Fußballfan am Ende des Monats nicht einmal in der Lohntüte.

Aber: Bei aller Kritik an der Geldmacherei durch den Sport darf nicht übersehen werden, dass die Menschen Freude an der EM, WM oder Olympiade haben. Das miesepetrige Herumnörgeln vieler Kritiker und Moralisten führt nur selten zu dem veränderten politischen Bewusstsein, das sie schaffen wollen. Niemand ist in der Bevölkerung unbeliebter als der Griesgram, der Essig in den Wein schüttet. Die Menschen wollen sich vergnügen und das Leben genießen. Das ist ihr gutes Recht. Der Fußball gehört dazu, ob es den Kritikern passt oder nicht. Und es gibt keinen Grund, sich darüber zu erheben.

 

Fußnoten

(1) Frankfurter Allgemeine Zeitung(FAZ) vom 23.5.2024: Kapital und Fußball

(2) FAZ vom 18.5.20: Xabi Alonsos Lektion

(3) https://www.kicker.de/weg-fuer-dfl-investor-frei-klubs-votieren-knapp-fuer-einstieg-983917/artikel

(4) 12.12.23 sportschau.de: dfl-investor-bundesliga-entscheidung-abstimmung

(5) 10.12.23 Sportschau: Fans protestieren gegen DFL-Investor

(6) ebenda

(7) FAZ vom 3.6.24: Das Milliardengeschäft Fußball-Europameisterschaft

(8) ebenda

(9) ebenda

(10) Neue Züricher Zeitung vom 24.6.2014: Teures Erbe der Fussball-WM 2010

(11) Tageszeitung(taz) vom 18.10.2010:“Ein nachhaltiger Fehlschlag“

(12) FAZ vom 3.6.24: Das Milliardengeschäft Fußball-Europameisterschaft

(13) Tageszeitung(taz) vom 18.10.2010:“Ein nachhaltiger Fehlschlag“

 

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

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28 Kommentare

  1. Fußball ist Teil des Problems!
    Fußball ist das Zugpferd im Sport des europäischen Kapitalismus!
    Ich bin der Meinung, dass diese Fußball verrückten, die es seit einer Dekade durch die breite Masse jeglicher Couleur der Bevölkerung zieht, einer Art Massengehirnerweichung unterliegen.
    Fußball ist genau wie im richtigen Leben kein fairer Sport, gespielt von über bezahlten aber eher unterbelichteten Spielern, die sich benehmen als wären sie Nutten auf dem Laufsteg.
    Es vergeht kaum ein Tag ohne Skandale, wie Schlägereien, Spielabsprachen, Wettbetrug, Bestechung, Doping oder wenigstens einer Beleidigung des guten Geschmacks.
    Mit dem Produkt, hier Fußball, werden Ersatz-Lebenswelten verkauft (Träume), die der Konsument in einer Wirklichkeit, in der nur noch Produkte und ihre Verheißungen leben, umso selbstverständlicher als seine eigene Welt adaptiert.
    Ich schrieb in einem anderen Portal einmal: „5000 Leute waren bei Occupy, aber „Hunderttausende“ von Leuten rennen gleichzeitig in die „Allianzarenen“.
    Scham und Ehre sind unmodern geworden. Die beliebten Spiele zu sponsern, ist billiger und werbewirksamer. Das Vergessen wird beschleunigt – außer natürlich bei den Betrogenen. Die brauchen sicher etwas länger.

    Das sollte euch zu denken geben….Panem et circenses.

    1. „Ich bin der Meinung, dass diese Fußball verrückten, die es seit einer Dekade durch die breite Masse jeglicher Couleur der Bevölkerung zieht, einer Art Massengehirnerweichung unterliegen.“

      Sehe ich genauso, Bitte nicht falsch verstehen, Fußball ist ein extrem geiler Sport (wenn man ihn selber betreibt) aber ich habe obwohl ich selber immer gerne Fußball gespielt habe, noch nie Verstanden wie man sich vor die Glotze oder in ein Fußballstadion hocken kann und anderen beim Fußballspielen zuschauen kann. Aber was noch schlimmer ist als deutsche Fußballzombies (wärend wir kurz vor einem Atomkrieg stehen ist besonders grotesk) sind die neustes Form der amerikanisierten „American Football Fans“. Bei uns in der Firma gibt es sogar eine kleine Wettgruppe von 5 Mann die regelmäßig auf Amerikanische Football Super Bowl`s wetten abschließen. Also bei einem 30 Mann Unternehmen ist das besorgniserregend, schon total durchamerikanisiert unsere Gesellschaft.

      1. „aber ich habe obwohl ich selber immer gerne Fußball gespielt habe, noch nie Verstanden wie man sich vor die Glotze oder in ein Fußballstadion hocken kann und anderen beim Fußballspielen zuschauen kann. “
        Und ich verstehe nicht, wieso man so etwas aburteilen muss. Daß es im heutigen Fußball fast nur noch um Geld geht, die Spieler in den oberen Ligen völlig überbezahlt sind, allgemein ein hohes Maß an Korruption vorherrscht, vielerorts technokratische Funktionäre das Bild beherrschen, uvm. – geschenkt.
        Darüber herrscht – glaube ich – Einigkeit. Und wenn das Leben (eines Fans) sich in einem hohen Maß nur um den Verein dreht, dann hat auch mein Verständnis ein Ende.
        Aber nur, weil man es nicht nachvollziehen kann, muss man nicht direkt alle Zuschauer eines Fußballspiels als Zombies bezeichnen. Wie sieht es denn dann z.B. im Bereich Turnen aus ? Eiskunstlauf ? Theatervorführungen ? Kino ? Sind dann auch alle, die dem nachgehen ,Zombies ?
        Man kann etwas schön finden und trotzdem die negativen Aspekte nicht ausblenden. Mich ekelt die ganze verlogene Heuchelei und das Getue rund um den Profifußball auch in höchstem Maße an.
        Und trotzdem schaue ich mir manche Spiele gerne an.

        1. „Und ich verstehe nicht, wieso man so etwas aburteilen muss. “

          Ich wollte niemanden aburteilen. Wirklich nicht. Ich wollte nur sagen das ich diese „Fußballzombies“, und mit Fußballzombies meine ich nicht die Leute die sich mal ein WM/EM Finale im Fernsehen oder im Stadion ansehen, sondern wahrscheinlich habe ich die Leute gemeint die sich noch an die Höhepunkte an das 3.Liga Spiel zwischen dem 1.FC Buxtehude vs. 1.FC Hintertupfingen von vor 15 Jahren noch erinnern und einen Vortrag darüber halten können und sogar noch wissen welcher Mittefeldspieler in der 63. Minute vom Erfolgstrainer aus Hintertupfingen Michael Müller ausgewechselt wurde. Mal ehrlich, mir sind schon so einige Fußballverrückten Deutsche (aus irgend einem Grund Hauptsächlich in der Arbeitswelt) begegnet.

          Aber um ehrlich zu sein liegt der eigentliche Hauptgrund für mein aktuelles Unverständnis für Fußballbegeisterung wohl eher an dem potentiellen Atomkrieg der mich gerade am „Brot und Spiele Konzept“ ein wenig zweifeln lässt.

          Nichts für ungut. Genießen Sie ruhig Ihr EM Eröffnungsspiel.

          1. In den meisten Dingen, die Sie äußern, liegen wir eh nicht so weit auseinander.
            Ab und zu braucht’s halt mal eine Verschnaufpause und ich möchte auch etwas mal einfach nur genießen können. Auch wenn es zugegebenermaßen immer schwerer fällt, die extreme Schieflage (in vielerlei Hinsicht) auszublenden, gerade was das Brimborium drumherum betrifft.

  2. Im neoliberalen Kapitalismus wir Alles und Jeder zur Ware,die Profit verspricht.Warum sollte es ausgerechnet im Fussball anders sein?
    Dazu kommt seine Rolle im System „Brot und Spiele“…

    1. Genau so ist es.
      Fußball-Turniere dienen der Bereicherung der Wenigen sowie der Ablenkung und Ruhigstellung der Vielen nach dem Vorbild der Römer: Brot und Spiele.
      von Tom-Oliver Regenauer

      Wer als Politiker in einer formalen Demokratie dauerhaft gegen die Interessen der Mehrheit handelt, ist ja vor eine nicht ganz leichte Aufgabe gestellt: „Wie stelle ich sicher, dass die weiterhin mitspielen?” Dafür gibt es bewährte Rezepte, die für die jeweilige Epoche immer wieder upgedatet werden können.

      Ein Gemeinschaftserlebnis schaffen, das Ausbeuter und Ausgebeutete zu einer künstlichen Volksgemeinschaft zusammenschweißt; das Gesamtniveau in der Bevölkerung absenken, indem man eher an die einfachen und groben Instinkte der Menschen appelliert; erwünschte Tugenden wie Wettbewerbsgeist und Durchsetzungsstärke in den Vordergrund stellen; sich als unbeliebte Politiker an eine beliebte Sportart anhänge und hoffen, dass deren Glanz auf einen abfärbt; von der eigenen desaströsen Politik ablenken, indem man alle Blicke auf Bildschirme lenkt, auf denen sich ballernde, schwitzende Volksheroen abrackern …

      All dies funktioniert in der Regel — und gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs, wenn die Sehnsucht nach Ersatzbefriedigung groß ist. Wenn die üblichen mit Fußball verbundenen Narrative nicht die wahren Motive widerspiegeln — wozu dient dann der Hype um das runde Leder? Der Autor findet eine Reihe plausibler Erklärung. Eine davon hat schon Goethe formuliert: „Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles.“

      https://www.manova.news/artikel/arenen-der-arroganz

      1. Ja, mag ja alles stimmen.
        Aber kein Mensch erträgt dieses Leben und diese Welt ohne jegliche Ablenkung zwischendurch. Und das halte ich auch für völlig legitim. Schwierig wird’s erst dann, wenn man die Realität permanent und weitestgehend ausblendet.

        1. „Schwierig wird’s erst dann, wenn man die Realität permanent und weitestgehend ausblendet.“
          *Hust hust* Atomkrieg *hust hust*
          Viel Spaß beim Fußballspielkucken.

  3. So lang die Zuschauer für die hohen Kosten aufkommen – bitteschön. Schwierig wird es tatsächlich., wenn der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird, damit FIFA/UEFA kassieren kann. Für große Stars und große Klubs sind internationale Turniere kein Geschäft, sondern eher ein Geschäftsrisiko. Die Spieler verdienen einen Bruchteil der Klubgelder, haben aber das gleiche Verletzungsrisiko und spielen hart, wenn ihre Klubkollegen schon Urlaub und Regeneration haben. Für die zweite Riege und Nachwuchsspieler allerdings sind internationale Wettbewerbe die Chance, den Marktwert zu erhöhen.

  4. Schwacher Artikel: Zum Fußballkult kommt der Autofahrerkult.
    Als wären die Eisenbahnen nicht schneller gewesen als der heutige Stau (schneller als die heutige kaputt geplünderte Bahn sowieso). Guck Dir mal die Fahrzeiten vor 100 Jahren an, z. B. Berlin-Frankfurt/M. 5 Stunden im regulären Betrieb, Verspätungen kaum.

    Um auf dem Niveau zu bleiben: Ich scheiß auf Fußballmillionäre!

  5. Fernsehgelder zahlen alle, bekommen wenige:
    Grob 1/6 unserer Rundfunkbeiträge geht an die Fußballmillionäre.

    8 Milliarden Rundfunkbeiträge pro Jahr werden eingenommen.
    1,3 Milliarden Fernsehgelder gehen an 1./2. Liga-Vereine

    Einzelheiten: Für die Saison 2023/24 werden insgesamt ca. 1,165 Mrd. Euro aus dem Pott „nationale Erlöse“ an die Vereine in der 1. und 2. Bundesliga ausgezahlt. Dazu kommen etwa 179 Millionen Euro aus dem Pott „internationale Erlöse“. / Quelle: https://www.fernsehgelder.de/

    1. Wer das bezahlt ist selber Schuld…. wenn man zu bequem ist einen Ausweg zu finden, hat man noch lange Recht zu der üblichen permanenten Jammerei…

      Ich kann mich an keine grösseren Aktion des „Volkes“ erinnern, als man die Zwangsgebühren einführte..

    2. Oh je. Und da zählen natürlich auch die privaten Anbieter rein, allen voran DAZN und Sky. Aber ja, die zahlen natürlich auch „wir alle“. Schon ein bisschen drollig, diese einfallslosen, plumpen Versuche, den ÖR mit solch durchschaubaren Lügenmärchen diskreditieren zu wollen.

      1. Ich bezahle nichts… überhaupt nichts. Jedes Spiel weltweit kann umsonst im Internet geglotzt werden und auch zwecks Zwangsgebühr hat es noch keiner geschafft mir eine Rechnung zuzustellen!

        Jeder halbwegs vernünftige Mensch ist für die Abschaffung von Zwangsgebühren, sämtlicher derzeitigen ÖRR, und danach eine komplette Neu-Organisation, von 5 oder 6 Rundfunkanstalten, nicht mehr.
        Der Witz ist mal wieder, dass die einzige politische Partei die genau das im Programm hat, die AfD ist…

        Damit wir uns nicht missverstehen… Selbstverständlich hat jeder die Freiheit, wem auch immer er will, sein Geld in den Rachen zu schmeissen… Mir geht es, wie ja geschrieben, um die dümmliche Jammerei der Massenmenschen, die alles mit sich machen lassen und ausser Jammern NICHTS tun.

  6. Organisationen wie UEFA und FIFA (auch IOC) zahlen oft so gut wie keine Steuern. Da das Geld oft über dubiose Kanäle fließt (da gibts viele Skandale, bei denen nie aufgedeckt wurde, wo Gelder hingingen oder herkamen) würde ich mal vermuten, dass dieses System auch perfekt für Geldwäsche geeignet ist.

  7. Ich finde den Artikel reichlich dumm, weil er die Realität ignoriert.

    In DE ist die Mehrheit der Bürger Fussball Fan. Das sind 50.000.000 Menschen, das ist ein Markt, von dem zB Zigaretten Firmen nur mehr träumen können. Dass da jede Menge Geld fliesst, das sich die üblichen Verbrecher unter den Nagel reissen wollen, ist in einer kapitlaistischen Gesellschaft VÖLLIG NORMAL !
    Es ist mir unbegreiflich was man daran so entsetzlich finden kann.

    Man kann heute PROBLEMLOS JEDES Spiel live und kostenlos im Internet sehen ! Und genau so sollte man es auch machen! Wer sein Geld unbedingt zum einen Teil an Millionarios geben will, und zum anderen Teil den korrupten Abzockern zB in den Verbänden, der darf das natürlich.

  8. Ich kann es nur noch einmal wiederholen angesichts mancher arroganter und menschenverachtender Kommentare:
    Das miesepetrige Herumnörgeln vieler Kritiker und Moralisten führt nur selten zu dem veränderten politischen Bewusstsein, das sie schaffen wollen. Niemand ist in der Bevölkerung unbeliebter als der Griesgram, der Essig in den Wein schüttet. Die Menschen wollen sich vergnügen und das Leben genießen. Das ist ihr gutes Recht. Der Fußball gehört dazu, ob es den Kritikern passt oder nicht. Und es gibt keinen Grund, sich darüber zu erheben.

    Fußballbegeisterte herabzuwürdigen, nur weil sie diesen Sport lieben oder aber sich begeistern lassen, entspricht in etwa demselben niedrigen Niveau, das jene Kritiker dem Fußball-Fan andichten. Diese Leute sind nicht dümmer als die hiesigen Kommentatoren. Sie haben Euch sogar etwas voraus: Sie sind begeisterungsfähig. Das fehlt den meisten, die sich für politisch gebildet halten. Die mäkeln herum, kriteln an allem – zum Teil auf dem Niveau einer Schülerzeitung – und scheinen überall nur Negatives zu sehen und sich an nichts erfreuen zu können.
    Bildet Euch nichts ein auf Eure Ablehnung und Missgunst. Das hat nichts mit einem höheren politischen Bewusstsein zu tun oder höherer Intelligenz oder sonstigen Vorstellungen von eigener Überlegenheit. Es deutet nur hin auf ein höheres Maß an Intolleranz und zum Teil auch Menschenverachtung. Sonst nichts.

    1. Sie könnten sich da durchaus mal an die eigene Nase fassen.
      Denn Sie stehen mit vielen Ihrer Kommentare denjenigen in nichts nach, die Sie zu kritisieren vorgeben.
      Ist ihr gutes Recht, macht einen Glashaussteinewerfer allerdings nicht unbedingt glaubwürdiger.
      Sie mögen mit Ihrem Kommentar ja durchaus recht haben; wie üblich macht aber der Ton die Musik.
      Ich lese übrigens aus vielen Kommentaren v.a. die Kritik an der Kommerzialisierung heraus, an dem, was aus einem einstmals wirklich verbindenden Ereignis geworden ist : ein einziges Geschäft, garniert mit jeder Menge Bombast, verlogener Heuchelei und Pseudo-Getue (permanentes Belehren in puncto Rassismus; angebliches Einstehen für ‚Vielfalt‘, etc.). Und da kann ich durchaus nachvollziehen, wenn das jemand zum Halse raushängt.

  9. „Fusslümmelei“ – eine pandemische Krankheit
    „Fußballspieler und Trainer der Mannschaften, die die Spiele der höchsten europäischen Ligen bestreiten – insbesondere der Champions League – bilden einen abgehobenen „Club von Superreichen“ und tragen ganz wesentlich mit dazu bei, dass die Kluft zwischen Arm & Reich in ihren Gesellschaften, in denen sie ihr Fußballspiel als Massenunterhaltung im Sinne von „Brot und Spiele“ anbieten, sich ständig vergrößert.“ Helmut Digel
    Ich persönlich, besonders seit dem Sponsorenvertrag von Borussia Dortmund mit RHEINMETALL verliere Stück für Stück leider die Begeisterung für guten Fussball.

  10. Es ist kein Wunder, dass sich Fussball und andere repräsentative Akte nationaler Kraft erst seit den bürgerlichen Revolutionen der Beliebtheit erfreut und zuvor nur ein Zeitvertreib von Privatpersonen war. Die Fussballer sind frei innerhalb der Regeln, sie sind gleich unter den Regeln und sie stehen als Ausdruck der Nation für die Kraft der Nation, den Kampf der Nation und erfreuen sich darum von der Nachwuchsförderung bis zum besten TV-Slot sämtlicher Aufmerksamkeit des Volkes und der Regierung. Kein Bundespräsident, der mit Gott und Fussball nichts anfangen kann, kein Arbeitnehmer am Fliessband, der nicht „seine“ Spieler auswendig weiss und sich eine Meinung darüber bildet was falsch gelaufen ist, jeder ein Kanzler in spe und Trainer der National-Elf in spe. Niemand muss begründen warum er für „unsere Mannschaft“ ist, es ist einfach selbstverständlich. Unbedingte Parteilichkeit für diese Krieger im Dienste der Nation erfreut sich allgemeinen Zuspruchs genauso wie die brutalste Kritik an sämtlichen Verhaltensweisen der Spieler (und ihrere Ehefrauen!), des Trainers, des Umfelds und was weiss ich nocht, wenn der Sieg nicht gelingt. Man kann kein Fussballfan sein, wenn man nicht Nationalist ist, und man kann kein Nationalist sein, wenn man „seiner“ Mannschaft nicht die Daumen drückt. Jeder hat Verständnis und Freude daran, wenn sich die Bürger endlich die Flagge aufs Gesicht malen und verkünden „Ich und unsere Mannschaft – wir sind Deutschland“. Das ist die Begeisterung, die ein Rüdiger Rauls so schätzt, dass er jedes Rumnölen daran als dumm und gemein empfindet. Wenn es auch sonst nichts gibt was den Proletarier begeistern könnte, kein Geld, keine Freizeit und keine persönliche Entwicklung im Arbeitsprozess wie auch überhaupt im Leben: Das Bisschen Freude soll man ihnen nicht auch noch schlecht reden und schon gar nicht durch irgendwelche Profitinteressen trüben.

    1. Der Rüdiger Rauls liebt den Fußball, den er in Jugendjahren und selbst bis in hohe Alter immer gerne gespielt hat. Aber es scheint in die einfachen Weltbilder der zero fox und anderer hier versammelten, ach so überaus krititschen, Zeitgenossen nicht hinein zu passen, dass man Fußball-Freund sein kann und trotzdem ein politisches Bewusstsein hat, das nach Ansicht der zero-foxe eigentlich nicht zu ihrem Bild von einem Fußball-Fan passt. Das liegt aber weder am Fußball noch am politischen Bewusstsein des Rauls sondern an den SChwarz-Weiß-Weltbildern der zero-foxe und ähnlicher, ach so fürchterlich antikapitalistisch denkender Kritiker. Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Mit dem politischen Bewusstsein des Rauls kann es nicht so weit her sein. Einfache Begründung: Er ist zu blöde die Verbindung zwischen Fußball und den hinterhältigen Machenschaften der kapitalistischen Eliten zu erkennen. Das muss es sein. Anders kann es nicht sein. Sonst wäre es ja vllt um das Weltbild der zero-foxe geschehen. Denn in einem solchen Denken es nur eine einzige Wahrheit: die eigene. Und diese ist unabhängig von der Wirklichkeit, denn diese stört nur, wenn darum geht, Recht zu haben. Würde im vorliegenden Falle bedeuten, dass man aus den Artikeln des Rauls eigentlich erkennen könnte, wessen Geistes Kind er ist. Aber was interessiert das die zero-foxe, wenns ums Rechthaben geht. Da kann dann auch 1+1 schon mal 3 sein. Alles andere spielt keine Rolle. Na, dann mach mal weiter so, zero-fox. Meine Frage an Sie: Worum geht es Ihnen bei solchen Diskussionen? Wollen Sie was lernen oder nur zeigen, was Sie wissen (oder zu wissen glauben)?

      1. Schön, Herr Rauls, dass Ihr Denken so viele Farben und nicht-eigene Wahrheiten kennt. Wie schon ausgeführt, fühlt sich so ein Denken in der Fanmeile ganz zu Hause, es geht ja nur um Fussball.

    2. „Man kann kein Fussballfan sein, wenn man nicht Nationalist ist…“

      Wie kann man so einen Schwachsinn von sich geben….

      1. Durch Beobachtung kann man das. Ich habe selbst Fussball gespielt, sogar in einem Club. Liefern Sie eine Widerlegung durch einen Fussball-FAN (!), der sich selbst nicht als Patriot versteht. Ich warte.

        1. Ja, ich zum Beispiel und selbst in der Mannschaft in der ich gespielt habe, war es ungefähr die Hälfte… Und so war es überall… Ich habe in Vereinen auf ALLEN Kontinenten ausser Afrika gespielt und es war NIRGENDS anders…

  11. Wie aus dem „Hinterdörflinger Golffreunde e.V.“ ein stattlicher Golfplatz in Oberdorf erwachsen kann, verstehen wohl nur Marxologen, die die dunklen Geheimnisse des „Kapitalismus“ ergründen können. Wow. Sogar mit Fußnoten.

    Ja, die Kommerzialisierung des Fußballs. Ist wie die Erfindung des Rades, überall hats Räder…

    Was mich immer wieder verblüfft, ist die Naivität in Punkto Herrschaftstechniken unser heutigen Feudalherren. Spätestens seit Adolf und einem gewissen Herrn Uljanow weiß man, dass eine bestimmte Bevölkerungsgruppe im Auge zu behalten ist: junge Männer.
    Sie sind leicht aufzustacheln und neigen zur Gewaltbereitschaft.

    Ich nenne es Testosteron-Kanalisierung, wenn man weiß, wann, wo und wofür sie ihren heißblütigen Übermut abreagieren. Oder hat jemand der Merkel die Fußballbegeisterung allen Ernstes abgekauft??
    (Neuerdings sind auch wieder Actiontrips in Schützengräben im Angebot)

    Unsere hochwohl durchlauchten Oberschichtler wollen doch unbesorgt ihren Edelkaviar mampfen. Das können sie, wenn sie die vielen Mädels auf den FFF-Demos sehen. Sie wissen: die martialisch aussehenden Polizisten müssen nicht mal schießen.

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